Die Reichenbacher Hammerschmiede im Schuttertal


Schmiede - Museum - Reichenbach: Der Stadt Lahr gehört die historische Anlage seit 1978. Drei Jahre später wurde sie umfangreich renoviert und als kulturgeschichtliche Denkmalstätte, wie man sie heute vorfindet, ihrer Bestimmung übergeben. Seit 1997 wird die Hammerschmiede vom Schwarzwaldverein betreut. Über das Schmieden (wikipedia)

Schmieden ist das Druckumformen von Metallen oder Legierungen zwischen zwei Werkzeugen unter örtlicher Änderung der Querschnittsform. Beim handwerklichen Schmieden werden vom Schmied als Werkzeuge vor allem Hammer und Amboss verwendet. In der Industrie kommen auch Gesenke zum Einsatz. Es gibt zahlreiche Definitionen des Schmiedens. Teilweise wird die erhöhte Temperatur der Werkstücke genannt, teils nicht. Kaltgeschmiedete Werkstücke weisen höhere Festigkeiten auf. In der industriellen Fertigungstechnik wird unter Schmieden meist das Freiformen (Freiformschmieden mit Werkzeugen, die die Form der Werkstücke nicht enthalten) sowie das Gesenkschmieden (mit Werkzeugen, die die Form der Werkstücke enthalten) verstanden, teils wird auch noch das Fließpressen dazugezählt. Teilweise wird Schmieden synonym für Umformen verwendet. Im handwerklichen Bereich wird unter Schmieden auch die Wärmebehandlung, das Spalten, Lochen und Feuerschweißen verstanden, also alles, was ein Schmied tut um fertige Werkstücke herzustellen.

Vorteile sind geringer Materialverlust im Gegensatz zur zerspanenden Bearbeitung und die gezielte Änderung des Gefüges und damit höhere Festigkeit. Nachteilig ist die, gegenüber zerspanenden Verfahren, geringere Genauigkeit.

Das manuelle Schmieden (Freiformschmieden) gehört zu den ältesten Handwerken. Hier muss der Schmied die Form seines Werkstückes am Amboss oder heute auch am Lufthammer frei erarbeiten, was Einfühlvermögen und vor allem Erfahrung voraussetzt. Der Schmied (auch Kunstschmied) arbeitet mit Schmiedehammer, Amboss und Kohlen- oder Gas-Esse.

Das industrielle Schmieden stellt Bauteile für den Maschinen- und Anlagenbau sowie den Fahrzeug-, Flugzeug- und Schiffbau her. Das industrielle Schmieden ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Deutschland. 2006 lag das industrielle Produktionsvolumen in Deutschland bei 2,75 Millionen Tonnen, das entsprach mindestens 1,8 Milliarden umgeformter Teile. Im Jahre 2008 belief sich das industrielle Produktionsvolumen in Deutschland auf 3 Millionen Tonnen, was 2 Milliarden umgeformter Teile entspricht.

Ein auf dem Wendelbaum sitzendes Kammrad trieb die Schleifsteinwelle und damit den Schleifstein aus Sandstein an. Der Durchmesser des Schleifsteins beträgt etwa 1,20 m. Unter Zuleitung von Wasser wurden die geschmiedeten Werkzeuge blank geschliffen und geschärft Ein Eisenhammer ist ein Handwerksbetrieb zur Herstellung von Schmiedeeisen als Halbzeug und daraus gefertigten Gebrauchsgütern aus der Zeit vor der Industrialisierung. Das namensgebende Merkmal dieser Hammerschmieden war der mit Wasserkraft angetriebene Schwanzhammer. Das Anheben des Hammers übernahm eine Welle, auf der radiale befestigt waren Die Temperatur des Materials erkennt der Schmied an dessen Glühfarbe. Bei 800°C glüht er dunkelrot, bei 1250°C weißgelb. Nach dem Erhitzen kann der Schmied das Material am Amboss oder am Hammerwerk plastisch bearbeiten. Wenn die Temperatur des Materials beim Bearbeiten unter 800°C fällt, wird es spröde und reißt. Von einer Riemenscheibe auf dem Wendelbaum wird mittels eines Treibriemens und über eine Transmission ein Gebläse an der Schmiedeesse in Bewegung gesetzt und Luft in das Schmiedefeuer geblasen. Die Verbrennungstemperatur des Kohlenfeuers erhöht sich dadurch und das zu schmiedende Eisen wird schneller glühend. Diverse Schmiedezangen an der Esse in der Reichenbacher Hammerschmiede - Neben Amboss und Schmiedehammer gehört die Schmiedezange zur Grundausstattung einer jeden Schmiede. Der Schmied benötigt die richtige Schmiedezange um glühendes Eisen zu greifen, aus dem Feuer zu nehmen und bei dessen Bearbeitung festzuhalten.

Über wasserbetriebene Hammerschmieden

Bei einem wasserbetriebenen Hammerwerk wurde üblicherweise das vor dem 19. Jh. durchweg aus Holz bestehende Wasserrad mit Kreuzarmen auf eine starke Eichenwelle (oft 70 bis über 100 cm Durchmesser) aufgekeilt. Dieser Wellbaum (auch Wendelbaum genannt) wird durch das Aufbringen schwerer eiserner Ringe, in welche radial eiserne Zapfen eingeschlagen sind, zur Nockenwelle. Dreht sich diese, werden die als zweiarmige Hebel konstruierten Schwanzhämmer angehoben (jeweils nur im Einzelbetrieb!) und fallen durch ihr Gewicht auf den Amboss zurück.

Wellbaum aus Eichenholz mit Nocken.Wellbaum aus Eichenholz mit Nocken.Auch die Nockenwelle war als technische Vorrichtung zur Umwandlung rotierender in lineare Bewegung schon in der Antike bekannt. Ungeklärt ist, seit wann die Nutzung von Wasserkraft in Kombination mit der Nockenwelle Eingang in die Eisenproduktion fand. Urkundlich belegt ist dies erst seit dem 13. Jahrhundert. Allerdings spricht vieles dafür, dass mindestens seit dem 11. Jahrhundert Nocken an von Mühlrädern angetriebenen Wellbäumen zum Heben von mit menschlicher Muskelkraft nicht zu bewältigenden Hämmern gewerblich genutzt wurden. Die Nockenwelle spielte zu Beginn des Hochmittelalters eine wichtige Rolle bei der Mechanisierung zahlreicher Gewerbe. (Webseite - Schmiedezunft Landkreis Emmendingen)

Museum - Kontakt:

Hammerschmiede
Schindelstraße 8/1
77933 Lahr-Reichenbach

Schwarzwaldverein Reichenbach e.V.
Vorsitzender Helmut Schlitter
Im Hagenbüchle 9
77933 Lahr-Reichenbach

Führungen können Sie vereinbaren mit Herrn Edgar Basler:  telefon 07821-77281 (AB), email

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Tabakmuseum Mahlberg - inside

Patrick Benz - Museumsleiter des Oberrheinischen Tabakmuseums Mahlberg

Überwältigend ist der erste Eindruck, sobald man vor dem Oberreinischen Tabakmuseum in Mahlberg steht. Riesig das Areal für einen kleinen Ort.

Da steht im Zentrum das ehemalige Fabrikgebäude der Familie Weinacker - zweigeschossig mit Mansardausbau (Gaupen), in welchem früher Zigarren hergestellt wurden - zur Linken eine Remise und der große Trockenschopf, in welchem man noch eine originale französiche Tabak-Werbekutsche zu sehen bekommt und rechts die ehemalige Fabrikantenvilla - heute für offizielle Besuche und Organisationsbesprechungen genutzt.

Das Angebot der Präsentationsstücke ist kaum zu überschauen. Von alten Fabrikationsmaschinen über diverse Exponate von in die Jahre gekommenen Zigarettenautomaten und sehr edle Tabakpfeifen im Hauptgebäude in der oberen Etage.

Museumsleiter Patrick Benz (rechtes Bild) ist stolz - nicht ohne Grund - das größte europäische Tabakmuseum präsentieren zu können. Dabei war der Fortbestand der Anlage nicht immer selbstverständlich, weil auch entsprechend der Größe und des umfangreichen Bestands Kosten anfallen, die es zu "stemmen" gilt.

Ohne die vielen Ehrenamtlichen wäre die Museumsarbeit schlicht nicht zu denken.

Dies würdigte im Mai 2018 auch Bürgermeister Dietmar Benz bei seiner Eröffnungsrede zur 27sten Saison des Oberrheinischen Tabakmuseums Mahlberg. Besonders dankte der Bürgermeister dem aktuell 260 Mitglieder starken Förderkreis des OTM mit Wolfgang Ohnemus an der Führungs- Spitze. Ohne den könne die kleine Stadt das Museum nicht unterhalten. Ob Kassendienste, Führungen, neu von Horst Baum übernommene Tabak- Schaufeldpflege und dem Maschinen- Tausendsassa Bernhard Beier würde nichts funktionieren, könnten keine Museumsfeste und weitere Veranstaltungen stattfinden.

Museumsleiter Patrick Benz schloss sich den zahlreichen Danksagungen an.

Neben seiner ebenfalls weiterhin ehrenamtlichen Arbeit hatte der Lehrer initiiert, dass in Kooperation mit dem Ettenheimer August- Ruf- Bildungszentrum ein museal- pädagogisches Schülerprojekt startet. Da geht es um Tabakanbau als historischem Wirtschaftszweig, aber auch Gesundheitserziehung, besonders contra Nikotinsucht. Nächstes Jahr sollen die von vielen Lehrern erarbeiteten fächerübergreifenden Unterrichtsmittel nach erster Testphase sogar allen Ortenauer Schulen angeboten werden. Der Museumsleiter kam ebenfalls nicht ohne Dank davon. Sein Namensvetter Benz überreichte ihm ein Büchlein von 1846, in dem damals schon ein "Bund gegen das Rauchen" vor entsprechender Pestilenz gewarnt hatte. (Text - Webseite OTM)

Dass Rauchen auch schon in Lahr in früheren Zeiten verpönt war, geht aus einem kurzen Bericht im Altvater hervor (anonym)

ALTVATERS PLAUDERSTÜBLI - "Tabakrauchen mit offenen Pfeifen" (Der Altvater, 4.9.1953)

"Tabakrauchen mit offenen Pfeifen"

Im Jahre 1828, vor 125 Jahren, gab der Lahrer Stadtrat im "Lahrer Wochenblatt" folgende Verordnung bekannt:

"Man hat sich durch eigene Wahrnehmung überzeugt, daß trotz des bestehenden Verbots Leute mit offenen Pfeifen auf den Straßen herumgehen, wodurch leicht, zumal bei Sturm, ein Unglück entstehen könnte. Das Verbot wird deshalb nachdrücklich erneuert und die Bürgerschaft aufgefordert, es nicht zu dulden. Das Polizeipersonal ist zur strengsten Aufsicht schärfstens angewiesen worden. Stadtrat dahier.

Funk, Oberbürgermeister"

Bürkle, Bernhard: Museum soll lebendig gestaltet werden (Ettenheimer Heimatbote, 3./4.10.1987)

Leiter der Landesstelle für Museumsbetreuung besuchte am Donnerstag die Stadt

Mahlberg (b). Am Donnerstag nachmittag besuchte der Leiter der Landesstelle für Museumsbetreuung, Neuffer, mit seiner Mitarbeiterin, Frau Schley, das Oberrheinische Tabakmuseum. Auf der Tagesordnung standen Fragen zum weiteren Ausbau, Schutzmaßnahmen, Belichtung und Beleuchtung, sowie die Beschriftung der Exponate.

Vom Träger des Museums, der Stadt Mahlberg, war

 Bürgermeister Hehr sowie verschiedene Vorstandsmitglieder des Förderkreises anwesend.

Um die ausgebauten Kellerräume an das Museum zu binden, soll der künftige Museumseingang durch den Keller von der Südseite geschaffen werden. Für die Unterbringung der Großexponate wie Tabakkutsche, Tabaklieferwagen oder Tabakballenwaage, soll der Schöpf in seiner ursprünglichen Form wieder aufgebaut werden.

Der Kelleraum nach dem Eingang soll die Information zum Museum und zur allgemeinen Tabakgeschichte des Oberrheins, zum Tabakanbau, zum Aufbau der Tabakindustrie, zur sozialen Entwicklung und zum Niedergang des Tabaks enthalten.

Hierzu wird ein Querschnittsplan des Hauses, farblich nach Stockwerken abgesetzt, dem Museumsbesucher in anschaulicher Weise den Weg zeigen. Die verwendeten Farben sind bei den Beschriftungen in den Stockwerken zu verwenden. Der zweite Kellerraum, in dem vorläufig der Tabakanbau gezeigt wird, soll mit weiteren Exponaten ergänzt werden. Den Aufenthaltsraum mit Teeküche würdigte Neuffer als bedeutende Einrichtung für ein lebendiges Museum.Im Raum für die maschinelle Tabakverarbeitung sind sowohl einzelne Maschinen, als auch Maschinenpaare so mit bruchsicheren Glasstellwänden zu umstellen, daß die Museumsbesucher nicht mit beweglichen Teilen in Berührung kommen können.

Gleichzeitig sollen die aufgestellten Glaswände die Besucher durch den Raum leiten. Die wertvollen Tabakstiche im Treppenhaus, müssen vor dem Tageslicht geschützt werden. Entsprechende, lichtundurchlässige Vorhänge wären dort zu montieren und elektrisches Licht zu installieren. Auch der Raum für manuelle Tabakverarbeitung mit seinen zahlreichen Vitrinen und der Raum für Sonderausstellung ist für lichtempfindliche Exponate zu hell.Die Numerierung der Vitrinen und Exponate soll so erfolgen, daß sie im künftigen Museumsführer verwendet werden kann. Zu den Themen Beschaffung und der optischen Darstellung in den Vitrinen gab Dr. Neuffer viele Anregungen, so daß in den Wintermonaten auf die Mitglieder des Förderkreises noch einige Arbeit wartet.

Ein besonderes Augenmerk ist darauf zu richten, das Museum lebendig zu gestalten, wobei daran gedacht ist, einen Raum für wechselnde Sonderausstellungen zu reservieren* Neuffer gab zu verstehen, daß die Museumsstelle sehr wohlwollend einer baldigen Eröffnung des Tabakmuseums gegenübersteht und nannte weitere zuschußbare Aufwendungen. Sollten sich der abgesteckte Rahmen von Gemeinde und Förderkreis verwirklichen, dann dürfte einer Eröffnung im kommenden Jahr nichts entgegenstehen, womit Mahlberg sicherlich um eine Attraktion reicher wird.

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Begegnung mit Mühlenbesitzer Eberhard Glatz


Der Mühlenbesitzer - Dipl. Ing. Eberhard Glatz1987 wurde die Mühle beim historischen Hochwasser der Schutter schwer in Mitleidenschaft gezogen. Eberhard Glatz ist stolz, dass die Wiederherstellung in vollem Umfang gelang und auch von der Architekturkammer Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde.

Meyer, Klaus: "Beispielhaftes Bauen 1981 - 1991 im Ortenaukreis" - Geroldsecker Land, Heft 35 - 1993, Seiten 168 - 169

Durch das Hochwasser der Schutter wurde das unter Denkmalschutz stehende Mühlengebäude 1987 zum Einsturz gebracht und sollte wieder aufgebaut werden. An gleicher Stelle wurde der Anbau, selbstverständlich alles in Holzkonstruktion zimmermannsmäßig zusammengefügt, erstellt. Pfosten, Riegel, Streben und Balken bestimmen das statische Gefüge.

Außenwände sind mit einer Deckelschalung geschlossen, soweit nicht kleinteilige, alte Fenster die Flächen unterbrechen. Das Dach ist wie das Hauptgebäude mit gebrauchten, alten Biberschwänzen, teils handgestrichen und mit Prägestempeln aus dem Jahr 1821, abgedeckt. Der Mühlenboden besteht aus kräftigen Holzbohlen aus feuchtigkeitsunempfindlichem Akazienholz.

Nachdem auch die Inneneinrichtung weitgehend wieder hergestellt wurde, steht, nach Auskunft von Experten, eine im Schwarzwald und wohl in ganz Deutschland einmalige kultur- und technikgeschichtlich bedeutsame Anlage hier in der Ortenau. Konzentriert befinden sich im neu entstandenen alten Mühlengebäude die Einrichtungen für Ölmühle mit Keilpresse, Kollergang und Ofen / Getreidemühle / Gerstenstampfe / zwei kleine Mühlen / zwei Wasserräder und nebenan im Hauptgebäude das Sägewerk mit Vollgatter und Hochgang mit Wasserradantrieb sowie einer Mosttrotte. Interessant sind die einzelnen Bauelemente aus Holz wie Zahnräder, Transmission und dgl., schlechthin ein Stück Kulturgeschichte aus der Mitte des letzten Jahrhunderts im Inneren und Äußeren.

Voraussetzung für die Konstruktion von Gattersägen war die Möglichkeit, die Drehbewegung zum Beispiel eines Wasserrades in die Schubbewegung der Säge umzuwandeln. Solche Mechaniken standen Ende des 15. Jahrhunderts zur Verfügung, zu dieser Zeit wurden die ersten Gattersägen gebaut. Zahlreiche Erfindungen und Verbesserungen an diesen Venezianer Sägen werden dem Universalgenie Leonardo da Vinci zugeschrieben. Um Wassermühlen auch an Wasserläufen mit wenig Wasser oder mit geringem Gefälle errichten zu können, ist es notwendig, die Kraft des Wassers zu verstärken. Die Fallhöhe des Aufschlagwassers wird vergrößert. Das Wasserrad wird seitlich auf Höhe der Welle (mittelschlächtig) oder von oben (oberschlächtig) mit dem Kraftwasser beaufschlagt. Die historische Mühle Glatz arbeitet mit mittelschlächtigem Aufschlag. Der Kollergang ist ein Mahlwerk zum Zerkleinern und zum Mischen von Steinen, Erzen, Papierrohstoffen oder Lebensmitteln. Ein bis zwei aufrecht stehende schwere Scheiben, die sogenannten Läufer, drehen sich auf einer Bodenplatte um eine senkrechte Achse und zermahlen so den Inhalt. Mechanischer Stampfmechanismus zum Einschlagen der Keile in die Ölpresse. An Daumen von der Welle gehoben fallen die Stempel auf die Keile und drücken das Pressgeschirr zusammen Der Begriff Getreidemühle umfasst alle technologischen Prozesse zur Gewinnung von pulverförmigen (mehlartigen) oder auch nur entspelzten oder gequetschten Produkten aus groben, festen pflanzlichen Stoffen, hier einerseits die Aufbereitung von Getreide zu Mehl, Grieß, Dunst und Schrot und andererseits im Rahmen der Schälmüllerei nur die Entspelzung des Getreidekorns

Dass sich ein Besuch der Historischen Mühle Glatz in Seelbach lohnt, schreibt uns Endrik Baublies von der Lahrer Zeitung im Juni 2014:

Lahrer Zeitung, 10.06.2014 - Endrik Baublies

Die Säge, der Mahlstein, der Kleiekotzer oder die Ölpressen zeugen von der glanzvollen Vergangenheit des heutigen Museums. Sie erzählen aber auch die Geschichte, wie mühsam die Vergangenheit einst war, die heute mitunter romantisch verklärt wird. Eberhard Glatz, der das Museum im Nebenberuf vertreibt, erklärte die aufwendige Art und Weise, wie hier gearbeitet wurde.

Beim Betrieb der Mühle wirken enorme Kräfte

Nachdem das gewaltige Mühlrad die Säge in Betrieb gesetzt hatte, erkannten die Besucher der Führung unschwer, welche Kräfte hier im Spiel sind. Dazu stellte Glatz fest, dass ein modernes Sägewerk die Menge Holz an einem Tag verarbeiten würde, die hier in Jahren verschafft wurde. In welchem Verhältnis Aufwand und Ertrag noch im vergangenen Jahrhundert standen, zeigte Glatz anhand eines Beispiels im Mahlraum. Dort sind ein Mahlstein, eine Ölpresse, die hölzerne Mechanik und der Kleiekotzer zu sehen. Dort wurde das gemahlene Getreide produziert. Wobei gemahlen hier relativ gesehen werden muss. Der heutige Besitzer erklärte den Gästen, dass ein Dutzend Mahlgänge notwendig waren, bis eine "Art Vollkornmehl" fertig war. Da das Mahlwerk aus weichem Sandstein besteht, den es in der Gegend gibt, enthielt das Mehl entsprechend Abrieb, der im Brot und zwischen den Zähnen landete. Ähnlich aufwendig verhielt es sich mit der Ölpresse. Das Schlagwerk konnte einen Druck bis zu zehn Tonnen aufbauen. Aus zehn Kilogramm von Hand geschälten Walnüssen gewannen drei Knechte und der Müller in zwei Pressgängen fünf Liter Öl. Dafür war ein halber Arbeitstag notwendig, das Schälen der Nüsse nicht mit eingerechnet. "Rechnen sie aus, was ein Liter Öl heute kosten würde", forderte Glatz rhetorisch seine Besucher auf. Dass Glatz, in dessen Familienbesitz die Mühle seit einem Jahrhundert ist, und der selbst die Mühle noch im Betrieb erlebt hat, von den früheren Mühen so nebenbei erzählt, hat aber noch einen anderen Grund. Im Jahr 1987 zerstörte ein Jahrhunderthochwasser der Schutter nicht nur die historische Mühle. "Ich habe meiner Frau schlüssig und überzeugend erklärt, dass wir in zwei Jahren mit der Renovierung fertig sind." Es wurden fünf Jahre daraus, bis das Museum etwa die heutige Form bekommen hat. Im Raum mit der gesamten Mahltechnik erklärte Glatz, was restauriert wurde und was erhalten werden konnte. "Es hat sich toll entwickelt", stellte Glatz fest. Er dankte ausdrücklich dem Landesdenkmalamt, dem Landratsamt in Offenburg und der Gemeinde Seelbach, die ihn unterstützt hätten. Aber: "Ein Museum ist niemals fertig".

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Haus der Bürgerwehr - Familie Benz

Tagelang stellte sich mir die Frage, weshalb ich keine weiteren Informationen zum Haus der Bürgerwehr Mahlberg - hier im herrlichen Garten, dem ehemaligen MarktHaus der Bürgerwehr in Mahlberg finden konnte? Dies hatte einen weiteren Kontakt zu Familie Benz zur Folge.

In einer E-Mail fragte ich herrn Patrick Benz, ob er vielleicht weitere Informationen zum Haus der Bürgerwehr in Privatbesitz habe? Die freundliche Telefonische Antwort sollte "Licht in's Dunkel bringen".

Herr Benz erklärte mir, dass die Familie im Laufe der Renovierungsarbeiten ein Buch angelegt habe, welches er mir gerne ausleihen würde. Spontan fuhr ich nach Mahlberg, um das Buch zu "Haus der Bürgerwehr" abzuholen und dieses Buch brachte die gesuchte Erklärung.

Zwar war das Haus, bevor es in Privateigentum überging tatsächlich "Haus der Bürgerwehr". Zuvor leistete allerdings auch andere Dienste.

Das Haus war ein sogenanntes "Meierhaus" (Verwaltungsgebäude zur Organisation von Steuern, Rechtsfragen und ähnlichem für die Herrschaften in ihrem Besitz) - bis 1544 gemeinschaftlich von den Herrschaften von Baden und Nassau unterhalten und nach der Trennung in Fortführung von den Grafen von Nassau als Meierhaus genutzt.

Nachdem ich Dank der Unterstützung der Familie Benz die Beziehung zum ehemaligen Meierhaus - im Kondominat von Baden und Nassau gemeinsam gehalten - herstellen konnte, vielen die Recherchen zur Haushistorie um ein Vielfaches leichter. Danke hierfür noch einmal ausdrücklich der Familie Benz (auch die nachfolgenden Risse und das Foto zu den Renovierungsarbeiten wurden von Familie Benz zur Verfügung gestellt).

Zur Architektur

Das Haus steht auf hohem Sockel (verputzt) traufseitig zur unteren Gasse und hat auf der Nord-Südachse je einen Krüppelwalm. Die Giebelseite (Nord) zur Stauferstraße zeigt drei Geschosse - über den Stockwerken ist der Mansardausbau zu erkennen. Obergeschoss (II) und Mansardausbau in Fachwerkausbau. Der hohe Sockel trägt eine bruchsteinerne, unregelmäßige Eckquaderung. Alle Stubenfenster sind mit Schlagläden ausgestattet. Die Ostseite des Baus zeigt sich zweigeschossig, da das Haus in den Hang hineingebaut ist und die Garten- / Parkanlage somit erhöht liegt. Unter dieser höhergelegenen Fläche steht die Stützmauer im erhaltenen Originalzustand mit Kanzel und Viehtränke.

Schnitt - Dachgeschoss - Haus der Bürgerwehr Mahlberg Seitenansichten - Haus der Bürgerwehr Mahlberg Kellergeschoss Draufsicht - Haus der Bürgerwehr Mahlberg Die aufwändigen Renovierungsarbeiten - hier auf dem Dach des Hauses der Bürgerwehr dauerte von 2009 bis 2013 (Dokumentation Familie Benz). Im Hintergrund Schloss Mahlberg und Turm der Schlosskirche

An der Ostseite führt eine vielstufige Sandsteintreppe über die Erhöhung (alter Markt) zum Hauseingang (Ost) und zur rückwärtigen Ökonomie. Hier zeigt sich nun die Fachwerkstruktur bereits über dem Erdgeschoss, was sich widerum aus der Hanglage erklärt. Garten und Ökonomie rahmen das Haus der Bürgerwehr stilvoll ein und sind mit vielen historischen Sammlerstücken ausgestattet.

"... Aus der Renovierungsdokumentation: Im September 2012 wurde die Gästewohnung im Untergeschoss fertig gestellt. In dieser Zweizimmerwohnung hatte zeitweise eine Familie mit fünf Kindern gewohnt, wobei das jetzige Bad als Kellerraum diente, die Abstellkammer dagegen als Bad.

Beim Betreten wirkte die Wohnung eng und düster, da der Küchen- und Essbereich durch eine zusätzliche Wand abgetrennt war, an deren Stelle jetzt der Stangenofen steht. Die Wand zu Wohnzimmer war ebenfalls geschlossen und so kam kaum Licht in diesen Teil der Wohnung.,," (Benz, ebenda)

Wie auch immer - der Familie Benz gelang ein "Meisterstück der Restauration" und Mahlberg hat mit der Renovierung ein weiteres "Schmuckstück in seinem Schatzkästchen erhaltenswerter Bauwerke gewonnen".

Der mächtige Gesamtkomplex des "Haus der Bürgerwehr" steht der östlichen Ausfahrt aus der alten Stadt Mahlberg "gut zu Gesicht" und ist ein Bereicherung für die ehrwürdige Herrschaft Mahlberg.

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Hans Höfer in seinem Rindfuss


Hans Höfer - Besitzer RindfussWie kam es eigentlich zu dem Treffen? Nun ja, bei meinem shooting in Kippenheim wollte ich auch gerne einen Blick in die Heimatstube wagen. Keine Chance - geschlossen. Der Rindfuss ist nur noch für terminvereinbarte Feste und Feiern geöffnet und das wird u.U. so bleiben, weil keine Nachfolger in Aussicht sind. "Die haben andere berufliche Interessen" - so Herr Höfer.

Doch zum Treffen: nachhause gekehrt, nahm ich das Telefon zur Hand und rief die benachbarte Metzgerei an, um nach den Besitzer*innen des Rindfuss zu fragen. Eine freundliche Verkäuferin gab mir auch umgehend Herrn Höfers Telefonnummer. Seine Metzgerei hatte ich allerdings nicht kontaktiert, wie ich später erfahren konnte. Es war vielmehr die alte "Judenmetzgerei einer Familie Wertheimer", welche - wie viele andere Kippenheimer Juden - unter den NAZIs aufgegeben werden musste. In jener Zeit hatte der Rindfuss noch eine eigene Schlachtung.

Herr Höfer war bei meinem Anruf außerordentlich freundlich und aufgeschlossen. Sofort wurde ein Termin vereinbart und bei unserem Treffen zeigte mir Herr Höfer stolz seine Räumlichkeiten nebst Ökonomie und alter Schlachterei. 

Zum Treffen brachte Herr Höfer das alte Gästebuch und eine Fotokopie vom "alten" Rindfuss mit (unten). Er wusste eine Menge zu erzählen aus "alten Zeiten". Seine Augen begannen in der ehemaligen Ratsstube regelrecht zu leuchten, als er vom Weltmeisterschaftsspiel 1954 in Bern erzählte.

"De Rindfuss het witt un breit als einzigsta e Fernseh ghet - de Saal war probbevoll und da ganze Rindfuss het gwaggelt" - was ich mir lebhaft vorstellen konnte.


Auch Neuigkeiten zum Rokokohaus in der Unteren Hauptstraße wusste Herr Höfer zu berichten. Er konnte mir die aktuellen Besitzer nennen und bestätigen, dass das Rokokohaus bis zur NAZI-Herrschaft einem jüdischen Eisenwarenhändler Wertheimer aus der Unteren Haupstraße 7 gehörte.

Nach einem Rundgang durch die Innenräume und den Ökonomiehof, wo noch ein original Güllewagen (Jauchefässer auf Leiterwagen fixiert) - im Badischen auch Mischtlachkutsch bezeichnet steht, setzten wir uns zum abschließenden Gespräch im Gastraum des Rindfuss zusammen.

Der Alte Rindfuss in Kippenheim
Herr Höfer zeigte an, dass ich ihn zu Fragen über "Alt"- Kippenheim jederzeit kontaktieren dürfe - Vielen Dank Herr Höfer und eine gute Zeit.

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