Ruine Schauenburg



Schreibweisen! Scowenburc ca. 1150; Scouvenburg 1167, Scowenburg 1196; Schöwenburg 1213; Schömburg 1343; Schönburg 1356; Schawemburg 1441; in castro Schauwenburg das schloß

Literatur:

J. Bader, Frau Uta, Herzogin zu Schauenburg, Badenia I (1839), S. 114 - 118.
Ruppert, Regesten des Mortenauer Adels: 2. Die von Schauenburg, J. 39, S. 83 - 180.
Bodo Ebhardt, Deutsche Burgen, Liefer. 4 und 5, S. 178 ff.

Geschichtliches:

Ursprünglich war die Burg zähringische Besitzung. Als Liutgard, die Tochter Bertholds II., den Grafen Gottfried von Calw heiratete, dem Heinrich V. i. J. 1113 die rheinische Pfalzgrafschaft anvertraute, da befand sich die Feste Schauenburg unter ihrem Heiratsgut.(1) Sie scheint vor ihrem Gatten ins Grab gesunken zu sein, ebenso ihr einziger Sohn. Als Pfalzgraf Gottfried 1136 starb, blieben nur Töchter übrig, die eine, Liutgard, war zu einer nicht standesgemäßen Ehe gezwungen worden und schied somit von der Erbberechtigung aus. Die andere, Uta, hatte auf Betreiben Heinrichs des Stolzen dessen Bruder Welf VI. die Hand gereicht, und dieser trat nun die Erbschaft aller Lehen und Güter seines Schwiegervaters an(2). Dagegen aber erhob der Sohn eines Bruders desselben, Albert, Einspruch, der mindestens die Hälfte des Calwer Gutes fordern zu können glaubte. Es kam zur Fehde, bei welcher Welf die Burg Alberts verbrannte. Nun griff auch Herzog Konrad von Zähringen ein. Er war nicht willens, die Mitgift seiner Schwester ohne weiteres dem angeheirateten Welfen zu überlassen, zog mit Heeresmacht heran und belagerte die Schauenburg.(3) Da aber trat der Kaiser (Lothar) dazwischen. Es muß dann zu einem Vergleich gekommen sein, denn als Uta hochbetagt starb, kam die Schauenburg nebst Zubehör nicht (?) in das zähringische Gut zurück.(4) Uta, von ihrem Gemahl über der Liebe zu anderen Frauen vergessen, saß von ihm getrennt auf der Burg, nach der sie sich Herzogin von Schauenburg nannte. Sie kommt noch ca. 1196 urkundlich vor, 1200 ist sie schon tot, da es heißt: "Felicis memoriae Uta ducissa de Sowenburg". Die Burg kam an den nächsten Erben der Uta, an Eberhard von Eberstein,(5) dessen Ansprüche nach Ruppert aus Calwischer Heirat herrührten. Wohl erheben die Erben der Zähringer, die Uracher, Ansprüche, die aber schließlich erledigt werden.

Möglich,(6) daß die Burg schon damals ein Lehen des heute noch blühenden Geschlechtes war. Schon zwischen 1120 und 1150 hören wir von einem Rödolfus, miles de Scowenburc. Die Familie muß schon im 12. Jh. in stattlichem Ansehen gestanden haben, dafür spricht ihr bereits zahlreiches Vorkommen in Zähringer Urkunden. Am Ende des 12. Jhs. erscheint in dem Stiftungsbrief von Allerheiligen ein Fridericus de Scowenburg als kaiserlicher Landvogt im Elsaß und als königlicher Ministeriale. Während man früher die Zugehörigkeit zum Herrenstande annahm und ein altes schauenburgisches Herrengeschlecht konstruierte, an dessen Stelle nach seinem Aussterben im 14. Jh. die jetzige Familie getreten wäre, wird wohl Ruppert recht haben, wenn er den Schluß auf Herrenmäßigkeit nicht für richtig erachtet und deshalb eine Kontinuität der Familie vom 12. Jh. bis auf unsere Zeit wohl für möglich hält.(7) Die Familie hat für die Gegend eine größere Bedeutung gehabt als die Neuensteiner u. a.

"Mit größerem Besitz, mit vielen Lehen ausgestattet, beschränkten die Schauenburger den Schauplatz ihrer Tätigkeit nicht auf den heimatlichen Boden, auf das enge Renchtal, wir finden ihre Glieder an den Höfen von Baden, von Wirtemberg, der Pfalz, an dem Hofe des Bischofs von Straßburg und der Erzherzöge von Österreich; wir finden sie auch als fromme Ordensritter, als Mönche und Äbte."(8) Den Stammbaum mit Sicherheit weiter hinaufzuführen als bis zum Ende des 13. Jhs., scheint nach Ruppert unmöglich. Schon damals scheint zeitweise eine Trennung in zwei oder mehrere Linien zu bestehen. Am Ende des 15. Jhs. (ca. 1474) spaltete sich das Geschlecht auf die Dauer in zwei große Linien, die Elsässer oder Herrlisheimer Linie, die mit Reinhard, und die Luxemburger oder Harthartsche Linie, die mit Friedrich ihren Anfang nimmt. Von der Elsässer Linie zweigten sich verschiedene Seitenlinien ab, die aber mit der Zeit ausstarben, so die alte Gaisbacher, die gräfliche, die Jungholz- oder Niederherckheimsche, die in den Freiherrn von Schauenburg zu Hochfelden weiterlebt, die mährische und endlich die Herrlisheimer Linie, welche in Gaisbach residiert und welcher wir die Erhaltung des alten Stammsitzes zu danken haben. Die zur Zeit lebenden Mitglieder der Luxemburger Linie wohnen in Oberkirch am Ausgang gegen Lautenbach.(9)

Tafel III - Ruine Schauenburg, Ansicht von Südwesten
Tafel III - Ruine Schauenburg, Ansicht von Südwesten.

Wir hören außerdem vom 13. bis 15. Jh. noch von den Winterbachen und den Kalwen von Schauenburg in der Gegend, von denen es sicher ist, daß sie nicht der gleichen Familie entstammten.(10) Doch erscheinen sie seit dem Ende des 13. Jhs. als Ganerben auf der Burg; außerdem scheinen sie verschiedentlich in eheliche Verbindung mit der Familie getreten zu sein. Dagegen erklärt Ruppert die Zugehörigkeit zur Familie bei den ebenfalls vorkommenden Höfinger von Sch. für möglich, bei den Burggrafen von Sch. und bei dem Neunecker ist sie zweifellos. 1320 erscheint dann noch ein her Albrecht der Roder von Negewils von Schowenburg genant und 1235 Conradus et Heinricus dicti Schidelin fratres milites de Schowenburg, die nur des Wohnsitzes halber diesen Namen erhielten.

Über das Wappen der Sch. (mit dem Schragen) siehe Einleitung und Ruppert; letzteren auch über die Familienlehen, deren älteste die ebersteinischen sind, die Burg, die Dörfer Gaisbach, Fernach etc., dann die badischen, vor 1366 freiburgischen, im Renchtal mit Altneuenstein etc.; die geroldseckischen (später sarwerdischen) Lehen in Nesselried, Sinzenhofen, Haslach etc. stülingen-lupfisches Lehen zu Mösbach, Oberstadelhofen; die bischöflich straßburgischen Lehen in der Ortenau; bedeutender jedoch auf elsässischem Boden die bischöflich straßburgischen, die österreichischen, marbach-lüdersschen und rappoltsteinischen Lehen.

Die Burg war, wie aus den von Ruppert publizierten Regesten hervorgeht, ein Ganerbensitz und zerfiel, wie wir sehen werden, in mehrere Teile. Doch läßt sich auf Grund der Nachrichten der Anteil der verschiedenen Besitzer nicht bestimmen. Die erste bauliche Angabe enthält die Notiz, daß 1275 Graf Heinrich von Fürstenberg mit dem Verzicht auf alle Ansprüche an den unteren Hof zu Nußbach auch auf das dazugehörige Patronat der "capella de Schöwenburg" verzichtet.(11) 1300 bezieht das Stift Straßburg Einkünfte aus einem Grundstück Hahnrain "prope fossatum castri Schawenburc".

Aus einer Erbverschreibung von 1331 geht hervor, daß ein Ganerbenanteil aus "durn, hus und hof", Garten und zwei Pfistereien bestand.(12) 1333 hören wir u. a. davon, daß nach einer Fehde mit dem Bischof von Straßburg, der die Burg ohne Erfolg belagert, aber die schauenburgischen Besitzungen arg beschädigt hatte, die Schauenburger versprechen, den Teil ihrer Burg, den Johann und Kunze von Winterbach und Heinzelin Burggraf besaßen, dem Bischof zu übergeben, diesem jederzeit die Schauenburg zu öffnen, doch nicht wider ihren Herrn von Eberstein, von dem sie dieselbe Burg zu Lehen haben. Bald nachher aber wird dieser Vertrag wieder aufgehoben. 1388 hören wir wieder von einem Vertrag zwischen den Verwandten über den Anteil an der Burg, ohne daraus etwas über die Bauten zu erfahren, 1402 aber hören wir, daß Egenolf Kalwe von Schauenburg und sein Bruder Kunemann vom Markgrafen Bernhard von Baden die Lehen empfangen haben, die ihr Vater selig getragen, darunter: "das vorderhus, das stoßet an Sigelin, das hinderhus, stoßt ein site an den mantel und den alten Kelre unter der capellen und den vorhof am weg in die kapellen und in des Winterbachs hus, item den hof uff dem graben neben herrn Conrads sun und an des bischofs gut, item ein garten an der gaß uff den Spring und am gemeinen wald etc."(13) 1403 gibt es wieder Streitigkeiten wegen Ludwig von Winterbachs selig Anteil an der Feste, da der Markgraf diesen Anteil durch den kinderlosen Tod Ludwigs als heimgefallen betrachtete, während die Schauenburg dieser Ansicht widersprachen, weil Ludwig von Geburt von Schauenburg gewesen und sie untereinander eine stete feste Gemeinschaft zu Schloß und Berg und allen Zugehörden hätten. Bei dem Manngericht am 24. September 1403 schwören die Gemeiner von Schauenburg u. a.: "Darzu hettent sie ein starck gemeinschaft miteinander an der vestin zu Schowenburg, an dem berge, an dem velsen, an dem mantel, an muren, porten, brucken, graben, an der cappelen, an der drinckstuben, an wege und stege, an walt, wasser, weyde, und wer anders kein sunderheit do, wen daz ihre vorderen und sie sundere hüszer und wonunge do hettent, und die werent vor zyten ußgezeichnet, wo ir jeglicher mit sime wibe und kinde ire hüszer und gemache hettent und als schier ir einer für sin turn keme, so were er uff irer gemeinschafts" etc.(14) Wir hören nichts Genaueres; 1405 aber am 26. Januar belehnt Graf Bernhard von Eberstein den Volmar von Schauenburg mit den Gütern, welche Ludwig von Winterbach selig zu Lehen gehabt, welche nachher an Heinze Truchseß von Höfingen verliehen, von diesem aber an Volmar abgetreten waren, darunter ein "ußteil" an Schauenburg, der Burg mit Wald, Weid und Wasser, ein Garten zu Schauenburg neben Konrads von Schauenburg selig Sohn, neben Ottemann von Schauenburg, Winterbachs Anteil am gemeinen Berg und dem Spring, und mit einer Hofstatt am Graben.(15) 1407 belehnt derselbe Eberstein Rudolf von Sch. mit einem Vierteil an der Burg.(16) 1432 rückten in gemeinsamem Zuge Graf Ludwig von Württemberg und die Straßburger vor die Burg.

Der Grund der Belagerung war, daß Wilhelm von Sch. dem Friedrich Bock von Staufenberg, der mit ihm in Fehde gegen Württemberg lag, Aufenthalt auf der Burg gewährte und daß dessen Knechte einen Straßburger Bürger, Lingers Clauß, "ein würdt zu Schauwenburg", erschlagen hatten.(17) Sie beschossen die Burg etwa 17 Tage lang, und zwar pflanzten die Straßburger ihr Geschütz dem Teil der Burg gegenüber auf, der Wilhelm von Schauenburg gehörte, die Württemberger mußten sich eine andere Seite aussuchen und "schußent do Vollmars husze die eine seidten nider".(18) Aber auch die Straßburger müssen etwas erreicht haben, denn in der Aufzeichnung des Wilhelm von Sch. heißt es: "Und ich W. v. Sch. fing an daz haus wider zu bauwen, das danider geschossen ward mit nammen den turm bey dem thor uff die liechtmeß Anno 1433. Und ward vollbracht mit allem baw in demselben ior vor St. Gallentag"(19) (16. Oktober), also in 8 1/2 Monaten. Durch Vermittlung des Bischofs, des Pfalzgrafen Ludwig und des Markgrafen von Baden wurde die Fehde beigelegt und der Schaden repariert. Am 14. November 1433 schlossen dann Matheus von Schauenburg und sein Sohn Wilhelm, Volmar von Sch. und seine Söhne Bechtold Cunemann und Ludwig, Bernhard von Sch. und sein Sohn Jörg, Rudolf von Sch. und sein Sohn Jörg und Adam Kalwe von Sch. Edelknechte einen Burgfrieden.(20) Unter anderem heißt es darin: die Burg solle jederzeit mit 4 Knechten, einem Torwart und einem Förster versehen sein und in Kriegszeiten deren Anzahl nach Ermessen vermehrt werden. Für jedes Burgviertel sollen 2 Büchsen, 2 Armbruste und 500 Pfeile vorhanden sein und dazu jeder nach Verhältnis seines Burganteils beitragen. Der Baumeister soll alljährlich durch Stimmenmehrheit gewählt und ihm von jedem Burgviertel 6 fl. bezahlt werden, um sie nach seinem Gutdünken für die bauliche Unterhaltung der Burg zu verwenden usw. 1438 erfolgte eine neue Belagerung, diesmal durch den Markgrafen von Baden, doch kam es nicht zu einer Erstürmung, da man sich einigte.(21) Um diese Zeit beginnen die Baumeisterrechnungen, die noch im Archiv zu Gaisbach erhalten sind.(22) Eine Anzahl von Ausgaben beziehen sich ersichtlich auf diese Belagerung, andere sind 1442, 1443 und 1447 datiert. Sie geben manchen interessanten Einblick in die Bewaffnung und die Lebensgewohnheiten, hier und da auch Notizen über Bauten auf der Burg, die ich im folgenden wiedergebe. Nach dem Burgfrieden war jedes Jahr einer der Bewohner Baumeister, und so finden wir nacheinander "juncher Rudolffs uz geben, juncher Wylhelms" etc. Unter Ersterem ist verrechnet:

"dz tore und dz slosß wyder dor ane zu slahen". Unter Wilhelm hat "meyster Ulrich von Offenburg daz bolwerk" gemacht. Von Häusern hören wir nennen: Adem huß, Rudolff huß, Wilhelm huß, des grosen Jergen huß, dz kalben huß. Wir erfahren von dem "werck", das Wernher "machen sol Im zwinolff" (Zwinger). Eine Anzahl von Posten bezieht sich auf Reparaturen im Graben, andere auf das "hinder huß". Bei der Besichtigung durch den Baumeister (damals Ludwig von Sch.) werden 1442 erwähnt: "Adams huß; Behtolt, Cunmann und Ludewigs teyl, Jörgen des alten teyl, Rudolffs teyl; Wilhelms huß"; also, wie es scheint, fünf Sitze.

Derselbe Ludwig verzeichnet: "Item ich han geben ℔ VII ß ₰ umb funffzig Tylen zu der brucken", also zu einer Holzbrücke, wie auch aus anderen Angaben hervorgeht. "Item ich han geben XXXVIj ß ₰ dem Wernher Im Geyßpach von dem grunde In den hindern zwingolff zu ziehen, der do lag vor Rudolffs und Wilhelms husern". "Item ich han geben der Gerdruten ein dag V ₰ moß zu brechen zu dem graben". Ähnlich muß ein Knecht Wilhelm tun und dem "Frießen" auch helfen arbeiten in dem Graben. Wir hören von einer "Kamertur zu hencken uff der stuben", von zahlreichen Arbeiten an der Brücke, von "des geppfers huselin" im Zwinger, von Stolljeckelins Stube (der Wirt, der die Verpflegung der Arbeiter besorgte), von Ausgaben für den Zimmermann, "der unß den burnen uff walruß legen solle", "uff den brunnen, also er in unß hin In füren solle" (es handelt sich also wohl um das Holzwerk an dem Brunnen); von den "zune In dem felßen under des großen Jergen huß", wozu ein Knecht "stecken und gertden" beibringt; "von dem dolen, der dz wasser von dem kenner In den burggraben treyt und von dem durlin In dem zwynel bey Wilhelms turnes eck", also von einer Entwässerungsanlage und von einer Tür in den Zwinger; von Arbeiten an dem "bollwerck"; von dem "brunnen In graben zu legen" und von "kachelen die zu dem brunnen ouch gebrucht sint", also wohl einer Ziegelummauerung usw., vom "hynder dorlin" und einem "krumen Isen an den stocke"; von neuen Ausgaben für den Zimmermann, "als er dz hol felt zwen dag" und die "steg uber den graben by des Kalwen vihe huß" und zu der "brust gewer uff den graben" und "von dryen thüren"; von Holz, das beigeführt wird zu dem "bolwecke" (sic!), von dem "bollwerck zu machen zwuschen dz Jergen huß und Kumans huß"; von einem Maurer für "die muren zu belegen, do die diellen waren für den Regen", was nicht ohne weiteres mit Ebhardt auf Holzbrustwehren vor den steinernen Zimmern gedeutet werden darf; von einer "leyter, dz man uff den mantel got"; von den "swarten, die dath ich (Ludwig) auf die falbrucken" usw. Am 11. Februar 1441 belehnt Graf Hans von Eberstein Wilhelm, also wohl den Sohn des unterdes gestorbenen Matheus, mit einem Viertel von der Burg, und in demselben Jahre am 15. Mai verkauft der obengenannte Adam Kalwe von Sch. mit Willen des Lehnsherrn an die Gebrüder Bechtold, Konrad und Ludwig von Sch. Haus und Hofstätte in der Burg: "stoßet hinten an minen turm, einsit an den mantel, andersite an den alten keller unter der kapelle", auf Wiederlösung um 100 fl. Am 26. November aber erklären Bechtold und Konrad von Sch., daß die 100 fl., mit welchen Adam Kalwe von Sch. ein Haus in der Burg erkauft habe, von ihrem Bruder Ludwig allein hergegeben worden seien. 1447 beschwört Reinhard von Sch. für seinen Anteil an der Sch. (von seinem Vater Rudolf) den Burgfrieden. 1450 am 22. November ward Schauenburg von den Herren von Lichtenberg und dem eigenen Lehnsherrn von Eberstein angeblich genommen und zwar "durch verrätherey einer kuchenmagd, die da wortzeichen gab, das man in der portstuben zu abent zehrt".(23) Und sie "gewonnent auch onseglich gut daruf, wan er viel gemeiner het, der etlich doben gesessen warent".(24) Graf Johann von Eberstein verkauft nun dem Markgrafen Jakob eine ewige Öffnung des Schlosses Schauenburg,(25) i. J. 1451 machen die beiden einen Burgfrieden,(26) und 1452 verpfändet der Graf dem Markgrafen das Schloß um 1.000 rhein. Gulden auf Wiederlösung;(27) die Schauenburger aber suchten Hilfe beim Pfalzgrafen, dessen Lehensleute sie waren und der ihnen auch half, das Schloß wieder zu erobern, "und gab ine das wieder mit behaltung eines unverteilten ewigen vierteils und der lehensschaft, das es vorbaß von der Pfaltz empfangen werden sollt".(28) Dies Ereignis hat in Michel Beheims Reimchronik eine poetische Schilderung erhalten:(29)

Schouwenburg in der Mortenaw
ein schloß, gut vest für alle traw
ward den stamen von Schouwenberck
angewunnen mit ruiters werk
von dem graven Johanne
von Eberstein dem Manne
usw.

(Die noch folgenden drei Strophen abgedruckt bei Ruppert.)

Die Kämpfe gingen nun hin und wider, noch einmal wurde die Schauenburg vom Markgrafen eingenommen, durch den Pfälzer ihm wieder abgenommen, 1460 berannte er sie zum letztenmal vergeblich; endlich 1465 sühnten sich die Schauenburger mit dem Markgrafen, und 1471 ist wieder der Ebersteiner ihr Lehensherr. Aus einem Lehensrevers Reinhards von Sch. gegen Graf Bernhard von Eberstein lernen wir sein Sechstel an der Burg kennen, nämlich: "das Vorderhaus neben seines Vetters Sigelin Sohn, das Hinterhaus, einseit der Mantel und der alte Keller unter der Kapelle, anderseit der Vorhof, stoßt auf den Weg, der in die Kapelle und in Volmars Haus führte".(30)

1511 wurden eine Anzahl Reparaturen vorgenommen.(31) Die Schmiede wurde neu gedeckt; sie erhielt Fenster und Laden sowie einen Helm mit einem kupfernen Knopf, den ein Offenburger Maler in den schauenburgischen Farben anstrich; neu gedeckt wird der "Wasserdurn" und das "wechterheislin davur", des weiteren zwei "dirnlein" und das "Porthaus". Repariert wird auch das Dach "ob der gemeinen stegen, der mantel und die kirch (uf einer siten)", ferner das "kleine beiglin oben an der Stegen und das kleine beiglin bei dem pordthaus" (Wehrgänge oder Erker?), endlich das gemeine Haus "da der gal der burkust innen sitzt" (der Burgwächter Gal). Bei dieser Gelegenheit erfahren wir auch von einem "kipferin ofenhaffen" von Michel Keßler zu Offenburg, einem neuen Ofen und "ofenhaffen" von Hafner Friedrich Frick im Loh. Weitere unbedeutende Reparaturen ergeben sich aus den Rechnungen, auch daß 1523 ein Stück Mauer in den Graben fällt und erneuert wird.

Obzwar es scheint; daß die Mitglieder des Geschlechts nicht mehr regelmäßig auf der Burg gewohnt haben, wurde dieselbe doch stets in wohnlichem Zustand erhalten und die schon genannten Teile öfters ausgebessert, ja, es muß in den ersten Jahrzehnten des 16. Jhs. sogar ein Neubau entstanden sein, in einer Erbteilung von 1541 ist die Rede von "des Junkern seligen angebewe"(32) und weiterhin von dem "newen haus so Junkher Schwickhardt selig gebawen". Dieser Schweikardt kann wohl kein anderer gewesen sein, als derjenige dieses Namens, welcher um 1500 lebte.

Fig. 86. Plan der Ruine Schauenburg
Fig. 86. Plan der Ruine Schauenburg.

Wie aus verschiedenen Teilbüchern sich ergibt, hatte die eine Linie drei Türme zu verteilen, den "hintern Thurn sampt der Capell dabey, den größeren Thurn und des bösen Jergen Thurn sampt dem Keller unter der Capell", die andere Linie zwei weitere Türme. Wir hören im ganzen 16. Jh. von weiteren, offenbar geringeren Reparaturen, einer vermutlich größeren um 1600. Damals war auch ein Streit wegen eines erledigten Lehens mit den Grafen von Eberstein entstanden, der aber 1600 erledigt wurde. Die Schauenburger erhalten den Teil der Burg, sollen ihn aber, da er verwahrlost war, reparieren. Verschiedentlich werden dann aus dem 17. Jh. Reparaturen an der Brücke gemeldet. Der Dreißigjährige Krieg hat auch auf der Schauenburg manchen Schaden angerichtet, neue Fenster mußten für die zerschlagenen eingesetzt werden u. a. m., Leisten auf die Sparren "uffen Kirchlin" geschlagen werden. Um die Mitte des Jahrhunderts war Grimmelshausen Schaffner auf dem Schloß, seine Rechnungen u. a. von 1653 und 1659 berichten aber nur Geringes, so von dem Brunnendeckel. Im letzteren Jahre verpflichten sich die Schauenburger ihrem Lehensherrn gegenüber, den zerfallenen Teil der Burg mit dem neuen, 1614 aufgerichteten Bau zu ersetzen. 1686 wird Holz beigeschafft, "umb die Oberbruck sampt einem Steeglein auf dem Schloß Schawenburg von newem zu machen", auch waren Ausbesserungen an der "underen Brucken" nötig. 1689 wird wieder der Wasserturm genannt. Im gleichen Jahre aber wurde das Schloß von den Franzosen gesprengt, nicht wieder repariert und lag so seit dem 18. Jh. ganz in Ruine. Erst der heute in Gaisbach residierende Freiherr Emil von Schauenburg wendete der alten Stammburg die nötige Sorgfalt zu; ihm ist deren Erhaltung zu danken. Er erhielt dann auch die Beihilfe des Staates, und der Konservator der Baudenkmale hat umfassende Konservierungsarbeiten vorgenommen. Neuerdings hat ferner der Sohn des genannten Freiherrn, Kaiserl. Legationsrat Freiherr R. von Schauenburg, umfassende Ausgrabungen zusammen mit Erhaltungsmaßregeln begonnen, die schon sehr wichtige Resultate zutage gefördert haben und noch fördern werden.

Fig. 97. Ruine Schauenburg. Ansicht von der Westseite
Fig. 97. Ruine Schauenburg. Ansicht von der Westseite.

Die angegebenen Nachrichten über den Bau scheinen sehr reichlich, bieten in der Tat aber recht wenig Aufschlüsse, da mit wenigen Ausnahmen (die wir im folgenden bemerken werden) alle Anhaltspunkte fehlen, um die berichteten Gebäude genau zu lokalisieren und also mit etwa heute stehenden zu identifizieren, mit Ausnahme einer Anzahl von Bauten, wie Torhaus, Kapelle, Brücke, Zwinger, Bollwerk usw., von denen die Notizen lediglich das Vorhandensein ebenso wie der heutige Befund ergeben. Wir sind also für eine wirkliche Baugeschichte auf letzteren angewiesen. Rekapitulieren wir immerhin das Wichtigste aus dem vorstehenden:

Aus der bedeutendsten, tatsächlichen Bauzeit, dem 12. und 13. Jh., hören wir nichts. Nur von der Kapelle ist schon 1275 die Rede. 1300 hören wir vom Graben, 1388 von verschiedenen Häusern, von denen mir das "Hinterhuß" identifizierbar scheint, ebenso die 1450 erwähnte Hofstätte. Sonst wechseln aber die Namen. Es müssen eine stattliche Anzahl Häuser hier gestanden haben, größtenteils Wohntürme. Um die Mitte des 15. Jhs. werden fünf Häuser genannt, die vielleicht heute noch im Grundriß erhalten sind. Auch im 16. Jh. werden nur fünf Türme genannt, allerdings auch ein angeblich Schweickardtscher Neubau. Wir hören von dem Mantel, womit nicht allein die Schildmauer, sondern die ganze Umfassung gemeint gewesen sein kann, für deren Besteigung man eine Leiter brauchte. Hier waren Wehrgänge und Erker, wie auch an dem Torhaus. Mindestens zwei Brücken waren da, eine Hauptbrücke und ein wohl kleinerer Steg, Bollwerk, Zwinger, dann war eine Wirtsstube da, wohl für die Knechte und Handwerker, eine Schmiede, für derartige Zwecke auch im Zwinger Gebäude. Ein Wasserturm wird genannt, daneben aber ein Brunnen, vielleicht identisch, so, daß ein Gebäude den Brunnen umgab, verschiedene Wege, ein Vorhof u. a. m.

Wenden wir uns nun zu der Betrachtung der Ruine selbst und ihres Planes (Fig. 86). Das oblonge, nach Westen, der Bergseite, zu sich verschmälernde Plateau der Burg ist von einer 1 1/2 - 2 m starken Mauer aus Bruchsteinmauerwerk mit Bossenquadern an den Ecken umschlossen, welche Mauer zugleich die Außenwand der daran anstoßenden Gebäude bildet. Nach der Angriffseite zu war die Burg durch eine mächtige Schildmauer geschützt, die, 3,70 m stark, heute noch in einer Höhe von 8,20 m steht.

Fig. 88. Ruine Schauenburg. Nordwestlicher Wohnturm
Fig. 88. Ruine Schauenburg. Nordwestlicher Wohnturm.

Sie ist ebenfalls aus Bruchsteinmauerwerk mit Bossenquadern an den Ecken gebildet (siehe die Ansicht der Südecke auf Tafel II). Mit der übrigen Umfassungsmauer ist sie nicht bündig; da nach Norden, Westen und Süden der Berg ziemlich schroff abfällt, so mag man sich hier ursprünglich mit geringerer Befestigung begnügt haben, die Schildmauer also vielleicht den ältesten Teil noch aus der Welfenzeit (?) darstellen. Denn alles andere stammt zweifellos erst aus dem 13. Jh. Die nächstälteste Anlage ist die Gebäudegruppe an der Westseite (s. Fig. 87), die beiden Wohntürme, von denen der nordwestliche noch ziemlich gut erhalten, der südwestliche dagegen bis auf sein unterstes Stockwerk zerstört ist, und das dazwischenliegende Gebäude mit den fünf Lichtluken.

Fig. 89. Ruine Schauenburg. Fenster im nordwestlichen Wohnturm
Fig. 89. Ruine Schauenburg. Fenster im nordwestlichen Wohnturm.

Der nordwestliche Wohnturm (s. Fig. 88), ein unregelmäßiges Viereck von ca. 8 zu 7 m innerer Weite und bis zu 2 m dicken Wänden, zeigt noch die Einteilung in fünf Stockwerke. Unten ein Kellergeschoß mit schlichten Lichtluken nach Westen und Norden; in der Nordwand die Löcher für die Balken der Decke. Im zweiten Geschoß in den gleichen Wänden ähnliche Lichtluken, es mag also auch zu Wirtschaftszwecken gedient haben; an der Südwand noch eine größere erhaltene Verputzfläche, in ihr Treppenstufen erkennbar, die zu der Eingangstür des Gebäudes im Stockwerk darüber führten. Dies Geschoß diente mit den zwei darüber gelegenen zu den eigentlichen Wohnzwecken. Sie hatten alle drei nach Westen zu je ein großes Fenster mit vermutlich drei und drei Spitzbogenöffnungen, welche von einem flachen Bogen, der in der Mitte auf einer Stütze aufruhte, zusammengeschlossen waren. Dieser Bogen ist im dritten Geschoß noch erhalten, im vierten noch ein seitliches Gewände mit Sitzen, im fünften noch ein genügend andeutender Rest des Gewändes. Neben diesen großen Fenstern je ein Doppelspitzbogenfenster mit Sitzen (s. Fig. 89), im dritten und vierten Stock vollkommen (ihr Gewände zeigt interessanten Ablauf), im fünften wenigstens in der unteren Hälfte erhalten. Also die genau gleiche Anordnung wie auf der Hohengeroldseck. Über dem dritten und vierten Stockwerk ist an Süd- und Nordwand ein vorkragender Gurt als Auflager der Balken zu konstatieren, an der Nordwand des dritten Stockwerkes die schon vorhin genannte spitzbogige Eingangstür, deren äußere Erscheinung mit tadelloser Bossenquaderumrahmung in Fig. 90 wiedergegeben ist. Nur mittelst einer Holztreppe war wohl der Zugang zu ihr möglich. Die Abarbeitung der Bossen über ihr deutet darauf hin, daß diese Treppe eingedacht war. In der Nordwand des dritten Stockwerkes Konsolen und daneben die Tür auf den Abort, dessen nach außen vorkragende Doppelkonsolen innen einen senkrechten Schlitz aufweisen, in den ein Brett eingelassen werden konnte, um die Blöße der Benutzer vor unberufenen Augen zu schützen. In der Westmauer ist ein Raum ausgespart, das vollständige Aufschlagen der Tür zu ermöglichen (s. Fig. 91). In der Westwand dieses Stockwerkes Konsolen bezw. ihre Spuren für den Mantel des Kamins, dessen Schlotreste wir in der Wand darüber erkennen. Das vierte Stockwerk zeigt in der Nordwand ebenfalls Konsolen und die Reste eines Doppelfensters (s. Fig. 91), das fünfte endlich in der Westwand gegen die Südwestecke zu eine Tür, die ins Freie zu einem Wehrgang oder einer Altane (?) führte. Der Turm enthielt also eine Anzahl immerhin stattlicher Gelasse. Er ist aus Bruchsteinmauerwerk, an den Ecken mit sauber gearbeiteten Bossenquadern versehen, diese wie sämtliche, außerordentlich exakt gearbeitete Fenster- und Türgewände hier aus Granit. Über dem vierten Stockwerk tritt von außen das Mauerwerk etwas zurück. Seine Mauern sind wohl mit dem südlich anstoßenden Gebäude, nicht aber mit der Nordmauer der Burg bündig.

Fig. 90. Ruine Schauenburg. Tür in den nordwestlichen Wohnturm
Fig. 90. Ruine Schauenburg. Tür in den nordwestlichen Wohnturm.

Das anstoßende Gebäude ist nur noch in Resten des Erdgeschosses erhalten. In seiner Westwand hat es fünf Lichtluken, die außen rundbogig, während die nach innen sich stark verbreiternde Schartennische spitzbogig geschlossen ist (s. Fig. 92). Mauerreste teilen von diesem Gebäude einen größeren Raum ab, der sich in großer Tür gegen die Burg öffnete. Ein weiterer, nicht recht erklärlicher Mauerzug zieht von hier in den Vorhof.

Von dem südwestlichen Wohnturm sind nur noch die untersten Mauern erkennbar. Nach Westen scheint mir die Form der Mauerreste auf ein ehemals hier vorhandenes Fenster hinzuweisen, an der Nordwand finden sich zwei Konsolen und etwas darüber eine weitere, die wohl irgendwie als Balkenauflager gedient haben mag. In der Mauer, die von hier zum Torhause führt, findet sich eine den fünf westlichen durchaus gleiche Schießscharte.

Der heutige Torbau ist jedenfalls ein Produkt verschiedentlicher Umbauten. Seine Wände bestehen aus Bruchsteinmauerwerk, sein Tonnengewölbe dürfte erst dem Anfange des 19. Jhs. entstammen, der Zeit um 1835, da nach Inschrift die Türen repariert wurden. Die stehen gebliebene Fortsetzung der West- und Ostmauern des Tores deutet auf einen weiteren Torweg oder einen kleinen Vorhof, vielleicht denjenigen, der in den Urkunden genannt wird. Nördlich vom Torbau die Reste des runden Brunnens, der noch zugeschüttet ist, mit Bruchsteinummauerung.

Fig. 91. Ruine Schauenburg, nordwestlicher Wohnturm. Nordostecke
Fig. 91. Ruine Schauenburg, nordwestlicher Wohnturm. Nordostecke.

Der nun folgende südöstliche Wohnturm ist der besterhaltene Teil der Burg. Er ist jedenfalls um einige Jahre jünger als der Nordwestturm, wie die Formen beweisen, auch sind bei ihm die Gewände nicht mehr Granit, sondern Sandstein, und Granit nur an den Bossenquadern der Ecken verwendet, die aber von viel geringerer Bearbeitung sind als an dem ersten Turm. Der Turm hatte unten ein heute noch nicht ganz ausgegrabenes Kellergeschoß; ein Mauerabsatz an Nord- und Ostwand trug dessen Balkendecke. Letzteres kehrt im ganzen Gebäude wieder, so auch im nächsten (zweiten) Geschoß, das nur nach der Außenseite der Burg zu, nach Süden, zwei einfache, schlitzartige Schießscharten aufweist. Im darüber folgenden dritten Wohngeschoß befand sich, wie am Nordwestturm, der wohl durch Holztreppen vom Burghof aus zu erreichende spitzbogige Eingang. In der Südaußenwand erheilten zwei Doppelspitzbogenfenster die hier ehemals liegenden Wohnräume, neben ihnen noch eine kleine Tür, die zu einem dauernden oder nur für den Moment herzustellenden Steg auf die äußere Zwingermauer führte. In der Westwand noch das Loch für einen großen (Durchzugs-?) Balken. Das vierte Geschoß muß eine Art Prunksaal enthalten haben, der in zwei dreifachen Spitzbogenfenstern nach Süden schaute (s. Fig. 93). In ihren Seitenwänden schlichte Sitzbänke. Viereckige kleine Konsolen (s. Fig. 93), teilweise mit skulpierten, ehemals wohl bemalten Schildchen, sind zu den Seiten jeden Fensters als Balkenträger angeordnet.

Fig. 92. Ruine Schauenburg. Fenster der West- und Südseite
Fig. 92. Ruine Schauenburg. Fenster der West- und Südseite.

Da sie in der Höhe des die Fenster umrahmenden Flachbogens liegen, so scheinen sie mir auf eine gewölbte Holzdecke zu deuten, wie solche ja sehr beliebt waren. Für ihre Konstruktion wäre dann der Mauerabsatz an der Ostseite mit einer Balkenlöcherreihe darüber zu beachten. In der Westwand finden sich hier noch größere Verputzreste, der Beginn eines Kamins und eine Tür wohl zum Abort. Das Stockwerk darüber, das fünfte, ebenfalls wieder Wohnräumen dienend, öffnet sich nach Süden in zwei spitzbogigen Doppelfenstern, nach Westen in einer kleinen Lichtluke, In der Nordwand sind noch die Spuren der Treppe erhalten, die auf zwei Konsolen und backsteinuntermauert zur Plattform bezw. zum Wehrgang emporführte. Überhaupt fällt an diesem Turm die starke Verwendung von Backstein bei den Fensterflachbögen usw. auf.

Die an den Turm anstoßende Außenmauer ist mit diesem bündig, dagegen nicht mit der Schildmauer, auf die sie zuführt. Letztere zeigt gerade an der Anschlußstelle die alten Bossenquadern, es war also hier ein Ansatz bei Erbauung der Schildmauer nicht beabsichtigt. An der äußeren Ostmauer des Turmes ist noch die Ansatzlinie eines Pultdaches für ein an die Außenmauer angelehntes Gebäude erkenntlich. Da nun die Kapelle gleich daneben liegt, so glaube ich hierin - falls an der Nordseite des Komplexes nicht noch ein Turm festgestellt werden sollte - Haus- und Hofstätte zu sehen, die Adam Kalwe von Sch. 1441 an die Brüder Bechtold, Konrad und Ludwig verkaufte und von der es heißt: "stoßet hinten an minen turn, einsit an den mantel, andersite an den alten Keller unter der Kapelle". Dann hätten wir aber in dem soeben beschriebenen Südostturm der Kalwe Haus vor uns. An diesem Teil der Schildmauer finden sich zwei Konsolen, vielleicht trugen sie eine Holzplatte, auf die man mit der Leiter hinaufgelangte.

Fig. 93. Ruine Schauenburg, südlicher bezw, südöstlicher Wehrturm. Fenster im vierten Stock
Fig. 93. Ruine Schauenburg, südlicher bezw, südöstlicher Wehrturm. Fenster im vierten Stock.

An die Schildmauer angebaut ist die Kapelle. In ihrem Erdgeschoß ein Keller, zu dem ein spitzbogiger Eingang mit abgefastem Gewände führt. Da dieser Keller in obiger Stelle als alt bezeichnet wird, so haben wir in ihm vielleicht die Reste der ersten Kapellenanlage (1235 erste Erwähnung) vor uns, die später umgebaut wurde, denn die Formen der oberen Kapelle weisen durchaus auf das 15. Jh., wenn nicht auf das Ende desselben. Eine Wendeltreppe führte zu ihr hinauf, mit in starker Hohlkehle elegant geschwungener Spindelbasis. Die erhaltenen Konsolen und Rippenanfänger lassen uns das Innere der Kapelle einigermaßen rekonstruieren (s. Fig. 94). Ein Steinfragment mit einem kielförmig endigenden spitzen Kleeblattbogen(33) dürfte wohl zu einer Sakramentsnische gehört haben. Ein Stück eines Fensterpfostens läßt auch die einstigen Fenster, aber nicht den Ort ihrer Anbringung erkennen. Ein aus der Schildmauer herausgehauener, kleiner viereckiger Raum diente als Chor. Die Abmessungen des Kapellenraumes im Innern, etwa 4 zu 7 1/2 m, boten immerhin genügenden Raum.

An der Nordmauer sind eine Anzahl von Kellerräumen neuerdings aufgedeckt, ein größerer mit den Spuren einer Mauerteilung darin und einem Tonnengewölbe, in ihn führt eine Rundbogentür mit abgefastem Gewände und Treppen. Nach Osten zu ein kleiner Vorkeller, nach Westen wieder ein größerer Kellerraum und daneben ein kleiner ohne eigenen Ausgang, der von dem größeren aus nur durch ein Loch zugänglich war und wohl zu Gefängniszwecken gedient haben dürfte. Ob das sich über ihnen ehemals erhebende Haus das 1541 erwähnte neue Haus des Schweickardt oder der Neubau von 1614 war, kann ich nicht mehr entscheiden, das ganze Aussehen weist fast auf das letztere.

Von Steinmetzzeichen am südöstlichen Bollwerk finden sich nur spätgotische:

Steinmetzzeichen
Steinmetzzeichen

Die Burg ist in geringem Abstande von einem Zwinger umgeben, dessen Mauern, nach Norden und Osten am besten erhalten, eine ungefähre Dicke von 2 m zeigen. An der Nordostecke ist ein bastionartiger runder Vorsprung zu sehen, in welchem wir wohl das öfters ausgebesserte Bollwerk erkennen dürfen; nach Norden und Südosten je ein Bollwerk von etwa fünfeckigem Grundriß, in der Verdickung seiner vorderen Spitze wohl auf die Abwehr von Feuergeschossen berechnet, also erst Ende des 15. Jhs. oder Anfang des 16. Jhs. angelegt. In der nördlichen eine liegende Scharte mit runder Mittelöffnung und weiter, flachbogig geschlossener Kammer. An der südlichen ebenfalls eine Schießscharte; hier die interessante Ausbildung der Spitze, die Fig. 95 wiedergibt.

Fig. 94. Ruine Schauenburg. Reste der Kapelle
Fig. 94. Ruine Schauenburg. Reste der Kapelle.

Aus allen Anlagen ersieht man, wie sorgsam die Burg gegen die Angriffseite nach Osten zu geschützt war.

Um die ganze Burg zog sich ein künstlich vertiefter Graben, von dem wir schon aus früher Zeit wissen, daß er mit Wasser angefüllt war. Um diesen Graben zog sich herum ein Wall bezw. ein zweiter Zwinger, von dessen Mauern wir im Südwesten und Nordwesten noch Spuren sehen, an denen verschiedene Maueransätze auf weitere Abteilungen schließen lassen.

Fig. 96. Ruine Schauenburg. Zugbrückentorbau
Fig. 96. Ruine Schauenburg. Zugbrückentorbau.

Das erste Tor zur Burg mag im Norden oder Osten gelegen haben. Von dort aus ging man durch einen Teil des äußeren Zwingers bis zu dem südlichen, in seinen Grundmauern noch erhaltenen Tore. Kaum hatte man dieses durchschritten, so befand man sich vor der Zugbrücke, die zu dem merkwürdigen Brückenbau in den oberen Zwinger hinüberleitete (s. Fig. 96). Dieser Brückenbau schob sich vom oberen Zwinger aus als langgestreckter Trakt in den Graben hinein. In seinem Untergeschoß besaß er vorn zunächst eine Art Wachtstube, mit ganz schmalem Türschlitz und liegenden Scharten, sogen. Maulscharten. Dahinter ein längerer, oben durch Fenster erhellter Raum.

Fig. 95. Ruine Schauendurg. Eckausbildung an der südlichen Bastion
Fig. 95. Ruine Schauendurg. Eckausbildung an der südlichen Bastion.

Die Zugbrücke kann wohl erst über diesem Kellergeschoß angelegt gewesen sein. Hier waren die Mauern des Baues von auf Rundbogenfriesen ruhenden Wehrgängen begleitet. Unter dem Rundbogenfries der Westseite noch bemerkbar ein Entlastungsflachbogen. Da der zweite Zwinger, in den dieser Bau führte, immer noch ca. 7 m unter dem oberen Burgniveau lag, so muß eine Treppenanlage zu dem nahen Torhause emporgeführt haben.(34)


 
Spätgotische Ofenkacheln von der Ruine Schauenburg. (Fig. 97) Spätgotische Ofenkacheln von der Ruine Schauenburg. (Fig. 98) Spätgotische Ofenkacheln von der Ruine Schauenburg. (Fig. 99) Spätgotische Ofenkacheln von der Ruine Schauenburg. (Fig. 100 a) Spätgotische Ofenkacheln von der Ruine Schauenburg. (Fig. 100 b)

Von den Funden sind die Architekturteile, die möglicherweise von hier stammen, schon im Vorstehenden unter Gaisbach beschrieben worden. Außerdem wurden schon die von der Burg herrührenden, jetzt dort eingermauerten Schießscharten, meist aus dem 16. Jh., erwähnt.(35) In neuester Zeit sind dann noch eine große Fülle von Kacheln gefunden worden.

Aus hochgotischer Zeit hebe ich hervor das Stück eines Drachen (s. Fig. 97), die guterhaltene Kachel mit der Figur eines Greifen (s. Fig. 98), die mit einem Papageien (s. Fig. 99). Die ersten beiden kehren auf Schloß Hohenbaden, aber nicht aus demselben Model gepreßt, wieder. Dann die spätgotischen Stücke: Rest einer Engelsfigur (Fig. 100 a), ein Mann mit Schriftrolle über einer Nische (Fig.100 b), ein Ritter (Fig. 100 c), auf vorzügliche Model zurückgehend.


Aus der Renaissancezeit vor allem eine weibliche Figur (s. Fig. 101), in zahlreichen, glasierten und unglasierten Exemplaren erhalten. Des weiteren: Teil eines runden Aufsatzes mit Rautenverzierung, Reste eines Zinnenkranzes mit Blendfenstern, Teil eines Adlers sowie eines Pfauenschweifhelmschmuckes, beide aus dem Anfange des 16. Jhs., letzterer von der Bekrönung eines offenbar sehr reichen, grünglasierten Ofens, eine Kachel mit einem thronenden König, ca. 1500, dann eine Anzahl von schwarzglasierten Stücken des 17. Jhs., wie sie bei dem damaligen schwunghaften Modelhandel überall vorkommen, kurz, nach Zahl, Verschiedenheit und Glasur die Reste von etwa 10 - 20 Öfen von 1400 bis gegen 1650. Einige Tonziegel wurden weiter gefunden, ein Stück einer Pulvermühle, ein sehr früher Sporn (Stachelsporn), ein kleines Bischofsköpfchen, ca. 2 cm hoch aus Ton mit niederer Mitra (13. / 14. Jh.??), ein Spielzeug (?), eine Anzahl Pfeilspitzen u. a. m.

Anmerkungen:


1.) Heyck a. a. O. S. 221.  
2.) Ebenda 8. 286.  
3.) Ebenda S. 286.  
4.) Ebenda S. 287.  
5.) Ruppert a. a. O. S. 84.  
6.) Ruppert a. a. O. S. 84.  
7.) Ebenda S. 85 ff. Nicht zu verwechseln ist die Familie mit den gleichnamigen Dynasten an der Bergstraße sowie einem württembergischen Geschlecht von gleichem Namen.  
8.) Ebenda.  
9.) Becke-Klüchtzner, Stammtafeln des Adels des Großh. Baden, S. 402 - 406.  
10.) Ebenda S. 99.  
11.) F. V. I., S. 241. - Ruppert a. a. O. S. 110.  
12.) Ebhardt a. a. O. S. 183, wohl aus dem Archiv in Gaisbach.  
13.) Ruppert a. a. O. S. 146.  
14.) Ebhardt a. a. O. S. 182.  
15.) Ebhardt a. a. O. S. 183. Aus "Historia und Geschicht, so herr Wilhelm von Schauwenburg selbsten verzeichnet". Straßburger Archiv: Argentor. hist. politica.  
16.) Ruppert a. a. O. S. 150.  
17.) Aus obenzitierter Handschrift des Wilhelm von Schauenburg, s. Ebhardt a. a. O. S. 183.  
18.) Ebenda.  
19.) Ebenda.  
20.) Ruppert a. a. O. S. 167.  
21.) Ruppert a. a. O. S. 171.  
22.) Publiziert in der ersten Urkundenbeilage zum Burgwart (Nr. 4, III. Jahrg.).  
23.) Ruppert a. a. O. S. 179. - Mone, Quellens. II, S. 140.  
24.) Ebenda.  
25.) Regesten der Markgrafen, Nr. 7284.  
26.) Ebenda, Nr. 7295.  
27.) Ebenda, Nr. 7342.  
28.) Ruppert a. a. O. S. 180.  
29.) Michel Beheims Reimchronik, Quellen zur bair. und deutschen Geschichte III, $. 163 f.; abgedruckt bei Ruppert a. a. O. S. 180.  
30.) Gaisbacher Archiv.  
31.) Ebenda C VI. F.46, Nr. 2. - Ebhardt a. a. O.  
32.) Ebhardt a. a. O. S. 189.  
33.) Abgeb. bei Ebhardt a. a. O. Fig. 194.  
34.) Ebhardt gibt eine versuchsweise Rekonstruktion des eben geschilderten Ganzen, die aber von etwas kühner Phantasie zeugt. Er hat zwar die historischen Notizen fleißig zusammengetragen, sie aber nicht auszunutzen versucht, überhaupt die Bauten nur sehr flüchtig geschildert, wie auch sein Grundriß teils flüchtig, teils falsch ist. Schade um die Mängel in dem so schön ausgestatteten Buche.  
35.) Einige davon abgebildet bei Ebhardt a. a. O. Fig. 198.  

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