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Chrysanthema - Blumenschau in Lahr


Chrysanthema in Lahr - Blumige HerbstwochenSobald sich die herbstliche Jahreszeit nähert, machen sich die Lahrer Stadtgärtner bereit "ihr Städle mit Chrysantheme zu schmücke" (die Stadt mit Chrysanthemen zu schmücken). Dieses seit 1993 jährlich wiederkehrende Ereignis ist mittlerweile weit über die Lande hinaus bekannt. So sieht man nicht selten die chrysanthemenverliebten japanischen Gäste, die Lahr besuchen, um ihre "Kiku" (so wird die Blume in Japan genannt) zu bewundern inmitten der bunten Menschenscharen.

Viele ehemals in Lahr stationierten Kanadier*innen nehmen die Chrysanthema zum Anlass, Lahr zu besuchen und alte Freundschaften wieder aufzufrischen. So entwickelt sich in Lahr ein buntes Treiben vieler Völker und immer wieder fahren die Besucher*innen mit Kindern und Enkelkindern mit dem "Bähnle" durch die Stadt, um die Blumenbilder zu bewundern.

Nicht zuletzt dem großen Angebot an Veranstaltungen und den Lahrer Gastronomen, die sich gewaltig "ins Zeigs lege" (alle erdenkbare Mühe geben) ist die unglaubliche Besucherzahl von bis zu 400.000 Menschen - dem Zehnfachen der Lahrer Bevölkerung - zu verdanken. Aus ökonomischer Sicht ist die Chrysanthema demzufolge eine Erfolgsveranstaltung, die in Lahr nicht nur Chrysanthemen blühen lässt.

Das konnte Eckard Riedel, der damalige gartenbauliche Leiter des Lahrer Stadtparks in der Größe nicht voraussehen. Dass eine solche Blumenschau eine tolle Veranstaltung werden könne, ahnte er wohl, wie die Badische Zeitung (16.Oktober 2017) berichtete: "Es ist 1987, als das Lahrer Pflänzchen erste Wurzeln schlägt. Eckard Riedel weilt zu einem Freundschaftsbesuch in der Partnerstadt Dole. Seine Vision: Eine Stadt, die möglichst das ganze Jahr über erblüht. Was fehlt: eine gute Idee für den Herbst, wenn die Blumen woanders längst verwelkt sind. Die findet der Leiter der Stadtgärtnerei in Dole: Die Kaskadenchrysanthemen, die er dort sieht, gehen ihm nicht mehr aus dem Kopf. 'Die waren in Deutschland fast unbekannt'. Als die Lahrer Delegation zurückfährt, hat sie mehrere Einladungen im Gepäck, zur Chrysanthemenschau in Bourg en Bresse oder zur Herbstausstellung 'Thèmes en Fleurs' in Besancon. Der Boden ist bereitet, könnte man sagen.".


Chrysanthema Lahr - viele fleißige Hände bauen die Blumenschau auf



Ohne die fleißigen Hände der Mitarbeiter*innen des Lahrer Gartenbauamtes - genauer: "Abteilung Öffentliches Grün und Umwelt" - das Engagement vieler ehrenamtlicher Kräfte und die Bereitschaft der Lahrer Geschäftsleute an der Show tatkräftig mitzuwirken, wäre diese über die Lande hinaus bekannten Großveranstaltung "nicht zu stemmen".

Schon Wochen vor der Veranstaltung werden im Lahrer Stadtgarten Pflanzen gehegt und gepflegt, damit sich diese auf der Chrysanthema in ihrem besten Zustand präsentieren können.

Unentwegt fahren Pritschenwagen, beladen mit Blumentöpfen, Mulch und Gartengerät durch die Stadt, damit alle Plätze der Innenstadt optimal gestaltet und zur Schau gestellt werden.


Chrysanthema Lahr - "hännsi mini Mudda gsähn?"


Da zupft ein kleiner Mann mit Basecap einen älteren Herrn an der Jacke: "hännsi mini Mudda gsähn" (haben Sie meine Mutter gesehen?) fragend und der Blumenschaubesucher antwortet freundlich: "I'm sorry young fellow - I'm speaking English". Internationale Begegnung dieser Art (wahrscheinlich hätte auch ein Gast aus Norddeutschland den jungen Mann nicht verstanden) sind auf der Chrysanthema eher die Regel denn Ausnahme und dennoch bleibt das bunte Völkschen stets bei guter Laune. Immer lässt sich alles klären, so wie das Problem des kleinen Jungen, der seine Mutter gerade im Gespräch mit einer Bekannten erkennt. Wenn einmal nicht, stehen viele Stadtführer*innen und ehrenamtliche Helfer bereit, um zu unterstützen.



Chrysanthema Lahr - die Veranstaltungen beginnen - die Besucher*innen sind da


Nun ist die Stadt nicht wieder zu erkennen. Menschentrauben bewegen sich durch Straßen und über Plätze, Omas suchen und rufen nach ihren Enkeln und immer wieder hört man das Läuten des "Bähnles", welches Besucher*innen durch die Innenstadt führt.

Da halten an "an jeder Ecke" Stadtführer*innen in ihren roten Roben Vorträge über die Lahrer Historie und Besonderheiten der Chrysanthema. Gäste hören gebannt zu, stellen Fragen und tauschen sich zu den Präsentationen und geschichtsträchtigen Lahrer Gebäuden aus.

Regelrechte Dramen spielen sich jetzt auf den Parkanlagen am Rande der Innenstadt ab. Jeder möchte möglichst nahe an der "Stätte des Geschehens" parken und selten reichen die Parkangebote tatsächlich aus. Nach erfolgreicher Parkplatzsuche ist die Aufregung jedoch schnell vergessen. Jetzt geht man den zahlreichen Angeboten an Bühnenshows und den Verlockungen der Händler*innen an ihren Ständen nach.


Chrysanthema Lahr - internationale Gäste


Internationale Gäste - auf der Chrysanthema keine Seltenheit
Und schon sind sie da - die internationalen Besucher*innen hier aus dem fernen Osten - eine junge Familie aus Japan. "Wunderfitzig, wie i halt mol bin" (Neugierig, wie ich tatsächlich bin), kann ich mir nicht verkneifen, zu fragen, ob die Familie tatsächlich zwecks der Chrysanthema nach Lahr gefunden hat. Nicht ausschließlich aber man befinde sich auf einer Europareise und habe im fernen Japan von der Lahrer "Kikoshow" gehört und wollte die Gelegenheit zum Anlass nehmen, auch die Chrysanthema zu besuchen.

Viele Großeltern mit ihren Enkeln findet man im bunten Treiben. Klammheimlich beschleicht mich der Gedanke: "ob des nit nur Alibienkel sinn?" (ob diese Enkel hier nicht nur aus Alibizwecken ausgeführt werden?). Allerdings scheinen diese kleinen Leute durchaus vergnügt am Spektakel teilzunehmen - keine Wunder - gibt es doch jede Menge Gelegenheiten, auf das "Bähnle" aufzusteigen und per Bimmelbahn durch die Blumenlandschaft zu "croozen". Auch sind die vielen Angebote an Leckereien genügend Verlockung die Tour mit den Großeltern zu genießen - Oma und Opa sind ja bekanntlich spendabel.

Gerade fällt mir auf, dass auf der Bühne gleich ein Schaukochen veranstaltet wird. "Mol gucke, ob i au ebs abkrieg" (Mal sehn, ob ich auch etwas abbekomme) und wenn nicht, dann kann man sich ja an den vielen Angeboten an den Ständen oder vielleicht bei einem Schoppen Wein in einer "Wirtschaft" verlustigen Eine Lösung findet sich immer auf der Lahrer Chrysanthema.
 

Chrysanthema Lahr - Schlussfeier


Am letzten Sonntag der Chrysanthema sind alle Jungbürger (Kinder) der Stadt eingeladen, verkleidet als Blumenkinder und Figuren ihrer Fantasie am Umzug mit der Chrysanthemenkönigin teilzunehmen. Zur Belohnung erhalten die teilnehmenden Kinder bei der Chrysanthemenbühne eine kleine Überraschung und zur Freude aller wird dieses kleine Präsent von der Chrysanthemenkönigin persönlich übergeben. Das möchte ich mir nicht entgehen lassen und begebe mich rasch zum Rathausplatz, wo das kleine Vergnügen seinen Lauf nimmt.

Auf geht's zum letzten Akt der Chrysanthema. Die Lahrer "Jungbürger" versammeln sich am Sonntag in der letzten Chrysanthemawoche vor der ehemaligen Luisenschule auf dem Rathausplatz in phantasievollen bunten Gewändern, um zusammen mit der Chrysanthemenkönigin den Abschlussumzug durch die Straßen bis hin zur Showbühne auf dem Marktplatz zu führen.

Jugendmusikschule und Tanzschulen stellen ihren Nachwuchs beim Umzug vor und viele Vereine präsentieren Stolz ihre jüngsten Mitglieder bei dieser Gelegenheit am Abschlusstag der Chrysanthema.



Nachtrag:
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