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Stadtfest Lahr - 750 Jahre Spital und Stiftskirche


Lahr entwickelte sich um die 1220 gebaute Tiefburg der Herren von Geroldseck, von welcher heute nur noch der "Storchenturm" baulich intakt erhalten ist. In die sich im 13ten Jahrhundert entwickelnde Siedlung hinterließ die zweite Ehefrau des Walther I. von Geroldseck - Heilika von Mahlberg - 1259 ihre Stiftung Spital und das Spitalkloster "Unserer lieben Frau". Die aus dem Kloster hervorgegangene Stiftskirche und das Alten- und Pflegeheim Spital feiern 2009 ihr 750jähriges Bestehen.

Über Stifterin Heilika von Geroldseck:

Das Erbe der Heilika von Mahlberg von Dr. Heinrich Frhr. v. Lersner (Der Altvater - Heimatblätter der Lahrer Zeitung, 18. Jahrgang, 17. Folge, 10. September 1960, Seite 67)

Stiftskirche Lahr - Die aus dem Kloster hervorgegangene Stiftskirche und das Alten- und Pflegeheim Spital feiern 2009 ihr 750jähriges BestehenIm Jahr 1259 gründete Walter von Geroldseck in der Nähe seiner Burg das Spitalkloster Unserer Lieben Frau der Augustiner-Steigerherren. Es lag östlich vor der damaligen Siedlung Lahr. Das Spital wurde etwa 100 Jahre später vom Kloster getrennt und in die Stadt verlegt, das Kloster 1482 in ein weltliches Stift umgewandelt. Mit Einführung der Reformation 1558 wurde das Stift aufgehoben. Die ehemalige Klosterkirche ist seit 1482 Pfarrkirche. Der Freund der Heimatgeschichte, der die historische und genealogische Literatur aufschlägt, um nach dem Namen der zweiten Frau des Stammvaters der Geroldsecker, Walthers I. zu suchen, ist überrascht, völlig verschiedene Versionen zu finden, die nur in dem urkundlich belegten Vornamen "Heilika" übereinstimmen.

In der älteren Literatur und auch in manchen heimatkundlichen Veröffentlichungen aus neuerer Zeit ist eine Heilika von Mahlberg als Erbin der Grafschaft Mahlberg in Baden erwähnt. Die moderne genealogische Literatur (z. B. Eberhard Winkhaus, 2. Band 1953) setzt dagegen eine Heilika von Vinstingen als zweite Frau Walters ein. Dem Leser scheint hier Behauptung gegen Behauptung zu stehen. Und doch läßt sich der Widerspruch leicht lösen, wie im folgenden gezeigt werden soll. Damit sollen zugleich auch einige Fragen beantwortet werden, die Dr. Hermann Wiedtemann unlängst an dieser Stelle ("Der Altvater" vom 19.3.1960) aufgeworfen hat.

Dr. Wiedtemann hat sehr verdienstvoll darauf hingewiesen, daß die auch in neueren Publikationen noch vorherrschende Version, die Herrschaft Mahlberg sei durch die Heirat zwischen Heilika von Mahlberg mit Walter I. von Geroldseck an die Geroldsecker gekommen, der Legende angehört. Bereits Ruppert (Geschichte der Mortenau, Achern 1882) hat zutreffend ausgeführt, daß es eine Grafschaft Mahlberg nie gegeben hat. Mahlberg war lediglich eine ursprünglich bischöflich bambergische, später Zähringer und schließlich (1218) staufische Herrschaft. Es ist heute als sicher anzunehmen, daß der Stammvater der Geroldsecker Mahlberg nicht durch Heirat erworben hat, sondern bei der Verteilung des Erbes der Hohenstaufen nach dem Zusammenbruch des Stauferreiches in Deutschland (1245/46) oder spätestens nach dem Tode des Kaisers Friedrich II. (1250) an sich gebracht hat. Dies ergibt sich auch daraus, daß Walter sich diese Eroberung später durch den unglücklichen Konradin von Hohenstaufen am 8.5.1265, drei Jahre vor dessen Enthauptung in Neapel, für 1000.- Mark Silbers als Lehen geben ließ. Gegen die Existenz einer Grafschaft Mahlberg spricht auch die Tatsache, daß Walter I., der nie dem Grafenstande angehörte, mit dem Erwerb Mahlbergs den Grafentitel hätte führen müssen, da im Mittelalter Adelstitel nicht verliehen wurden, sondern streng an den Besitz der betreffenden Herrschaften" gebunden waren.

Ruppert und auch Dr. Wiedtemann ziehen nun aus der Tatsache, daß Heilika nicht Erbin von Mahlberg gewesen sein kann, den Schluß, daß die alten Chronisten (Marschall v. Bieberbach u. Pappenheim, Reinhard) unrecht hatten, als sie der nur unter dem Vornamen Heilika nachweisbaren zweiten Gemahlin Walters den Beinamen "von Malberg" gaben. Dieser Schluß beruht auf der Voraussetzung, daß das badische Mahlberg der einzige Ort dieses Namens ist, der als Herkunftsort der Heilika in Frage kommt.

Aus der Eifel ...

Eine nähere Überprüfung der (Quellen macht es jedoch wahrscheinlich, daß Heilika tatsächlich eine "von Malberg" war. Sie entstammte nur nicht der Stadt Mahlberg in Baden, nach der sich wohl nie ein Adelsgeschlecht benannt hat, sondern aus dem alten Dynastengeschlecht der Herren von Malberg in der Eifel (an der Kyll im Kreise Bitburg gelegen.) Diese Familie nannte sich später nach dem lothringischen Ort Vinstingen (heute Fénétrange) an der oberen Saar. Als Wappen führten die Herren von Malberg-Vinstingen einen waagrechten silbernen Balken im blauen Feld.

Den Beweis für die Möglichkeit, daß Heilika dem Geschlecht derer von Malberg an der Eifel entstammte, findet man bei Walther Möller (Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Band l, 1922), der eine leider nicht näher zitierte Urkunde erwähnt, wonach Bischof Walter von Straßburg, der Sohn Walters I. von Geroldseck, den Erzbischof von Trier, Heinrich von Vinstingen († 26.4.1286), seinen "avunculum" nennt. Avunculus ist der mütterliche Oheim, im übertragenen Sinne auch der Mann der Schwester der Mutter. Der Erzbischof Heinrich von Vinstingen, der den Geroldseckern im Kampf gegen die Stadt Straßburg beistand, war der Sohn eines Merbodo von Malberg, der sich auch von Vinstingen nannte und 1214-1225 urkundlich erwähnt ist und seiner Gemahlin Ita, die vermutlich eine Gräfin von Zollern war. Wenn der Erzbischof der avunculus des Bischofs Walter von Geroldseck war, muß Heilika seine Schwester und damit die Tochter des Merbodo von Maltaerg gewesen sein. Dieser auch in oberrheinischen Urkunden erwähnte Merbodo (Marbodo) von Malberg wurde schon von früheren Autoren (z. B. von Reinhard 1766) als Vater Heilikas vermutet, nur versuchten diese ihn irrtümlich mit der Stadt Mahlberg in Baden in Verbindung zu bringen, weil sie von der an sich naheliegenden Annahme ausgingen, Heilika habe Mahlberg in die Ehe gebracht. Erst Rupert zweifelte hieran und hätte das Geheimnis des ihm mysteriös erscheinenden Merbodo gelöst, wenn er außerhalb des oberrheinischen Raumes die Quellen befragt hätte.

Auch die Frage, wie wohl der aus dem Schwarzwald stammende Walter von Geroldseck dazu kam, eine Tochter der für damalige Begriffe weit entfernten Eifel zu ehelichen, läßt sich beantworten. Heilika von Malberg gehörte zur Verwandtschaft der ersten Frau Walters, Elisabeth von Lützelstein (Tochter des Grafen Hugo I. von Luneville und der Jutta von Gerbweiler in den Vogesen). Die Schwester dieser Elisabeth, Kunigunde von Lützelstein, war nämlich mit dem Wittlicher Vogt Brunico von Malberg - Vinstingen (1236 bis 1263 genannt) verheiratet, der als Sohn des Merbodo erwiesen ist und damit ein Bruder Heilikas und des Erzbischofs von Trier gewesen sein muß. Diese Verwandtschaft kann jedoch Bischof Walter von Geroldseck nicht gemeint haben, als er den Erzbischof Heinrich seinen "avunculum" nannte, denn selbst wenn der Bischof aus der ersten Ehe seines Vaters stammen würde, wäre Erzbischof Heinrich der Bruder des Schwestermannes von Walters Mutter gewesen, den man wohl kaum mehr mit "avunculus" bezeichnet hätte.

An dieser Stelle muß auch der neuerdings viel vertretenen Ansicht widersprochen werden, das Alliance-Wappen aus der Lahrer Stiftskirche, das neben dem Geroldsecker Schild den aufsteigenden schwarzen Löwen auf silbernem Feld zeigt, weise auf das Mahlberger Wappen hin. Das Löwen-Wappen ist mit Sicherheit das der Herren von Lichtenberg aus dem Elsaß, mit denen die Geroldsecker sich mehrmals vermählt hatten. Der Sohn Walters I., Heinrich I. von Geroldseck, Graf von Veldenz, hatte in erster Ehe eine Elisabeth von Lichtenberg zur Frau. Auch dessen Urenkel Heinrich IV. von Geroldseck-Sulz, der 1349 Pastor von Dinglingen war und später das geistliche Gewand ablegte, heiratete eine Adelheid von Lichtenberg. Ebenso waren Walter IV. von Geroldseck-Lahr (1299 bis 1354) und Walter VIII. von Hohengeroldseck mit Lichtenbergerinnen verheiratet. Das Wappen mag daher wohl auf Walter IV. hinweisen, dem Lahr gehörte.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Stifterin des Lahrer Klosters entgegen vieler geäußerter Zweifel wohl sicher Heilika von Malberg hieß, daß sie jedoch nicht in dem badischen Städtchen Mahlberg, sondern in der Eifel oder an der Saar das Licht der Welt erblickt hat. Nicht durch diese tugendsame Frau kam Mahlberg an Walter von Geroldseck, sondern wahrscheinlich durch eine weit weniger friedliche Eroberung.


Die ganze Stadt im Mittelalterfeeling


Welch ein Gang in's "Städle" - kaum wieder zu erkennen ist die Lahrer Altstadt. Hunderte, wenn nicht mehr "Gewandete" (Menschen in Mittelaltergewändern) fluten die Stadt. Überall Stände, Buden und Zelte in allen Straßen und auf allen Plätzen der Innenstadt. Besucher fühlten sich staunend in eine andere Zeit versetzt.

So hätte man das nicht unbedingt erwartet. Zwar waren überall Vorankündigungen eines Großereignisses zu sehen und dennoch, in diesem Umfang und dieser Qualität - das übertraf wohl alle Erwartungen.

Schon im Außenbereich des Stadtkern waren mittelalterliche Gesänge und Klänge zu hören und kaum hatte man diese Überaschung verarbeitet, begegnete man fremden Menschen in historischen Gewändern. Die ganze Stadt schien in einer Märchenwelt versunken. Gratulation an die Veranstalter - "da ist Euch ein ganz großer Wurf gelungen".

Den Verlockungen an den Ständen, die Schlemmereien, Kuchen und natürlich auch mittelalterlische Getränke wie Kräuterbrände und Honigweine feilboten, war nicht zu widerstehen.

Nach kurzer Zeit war eines klar: "dieser Tag gehört der Stadt und dem mittelalterlischen Tagesmotto". Alle anderen Termin werden gecancelt - so etwas wird sich so schnell nicht wiederholen und hat für den Tag oberste Priorität.



Stadtfest Lahr - 750 Jahre Spital - "Was sin denn des fir Litt?"


Auch bei der einheimischen  Bevölkerung löst sich Erstaunen aus. Unglaublich, was die Organisatoren des Stadtfests zur 750 Jahr Feier des Spitals da "auf die Beine stellten". Auf allen Plätzen der Innenstadt mittelalterlische Handwerksbuden, Verkaufsstände und Veranstaltungsbühnen. Hunderte Gewandeter gehen durch die Stadt und an jeder Ecke werden kleine Kunst- und Schaustücke dargeboten. In allen Gassen sind mittelalterlische Musiker und Sänger zu hören. Die Stadt wirkt befremdend schön und phantastisch in eine andere Zeit versetzt.

Eine junge Dame im Feenkostüm sieht staunend zu ihrer Mutter und sagt: "Was sin denn des fir Litt?" (was für eine Art Leute sind das?) obwohl sie selbst in einer Verkleidung steckt. Diese Gewänder sieht sie allerdings zum erstenmal. Die Mutter müht sich um eine Erklärung und nimmt ein Märchen zuhilfe. Ganz abwegig scheint der Vergleich nicht zu sein.

Kulisse und und das bunte Treiben wirken tatsächlich märchenhaft. Auch Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller hat sich in diese mittelalterlische Märchenwelt "gewandet" begeben und gönnt sich in einer ruhigen Ecke ein "Päuschen".



Stadtfest Lahr - 750 Jahre Spital - Buntes Treiben, Tänze, Marktstände und Handwerkerbuden


Kaum zu überschauen war das Angebot, welches in allen Straßen und auf allen Plätzen der Innenstadt präsentiert wurde. Handwerkerbuden, die mit historischen Fertigkeiten aufwarteten und zur Teilnahme einluden. Bühnen, auf welchen Artisten, wie Jongleure und Feuerschlucker ihre Künste vorführten oder mittelalterlische Musikgruppen Baladen vortrugen und am "Storchenturm" - dem erhaltenen Rest der ehemaligen Stadtburg der Geroldecker - ein Schauspiel zu Ehren der Stifterin des Spitals.

Da konnte man tatsächlich nur staunen und sich treiben lassen. Auf einmal wurde man sich in dieser Stimmung bewusst, wie viele historische Plätze und Gebäude die Stadt zu zeigen hat. Das Auge wurde "gerichtet" und das historische Bewusstsein "geschärft".



Stadtfest Lahr - 750 Jahre Spital - Schauspiel Heilika vor dem Storchenturm


Vor dem Lahrer Storchenturm, dem einzigen vollständig erhaltenen Abschnitt der unter Walter von Geroldseck erbauten Stadtburg tragen Laienschauspieler*innen die Geschichte der Stifterin Heilika von Mahlberg (siehe oben, Einleitungstext) vor. Viel Aufmerksamkeit wird ihnen zuteil und solchermaßen wird auch viel Wissen um die historischen Begebenheiten der Siedlung Lahr im 13ten Jahrhundert "unter das Volk gebracht".

Alle Schauspieler*innen in Kostümen, der Zeit nachempfunden und nicht selten selbst geschneidert, tragen ihre Rollen mit Engagement und Leidenschaft vor. Das Publikum belohnt die Mühen mit begeistertem Beifall.

Noch "spuken" viele Annahmen über Heilika von Mahlberg - war sie eine Tochter des nahegelegenen Städchen gleichen Names oder nicht. Dazu berichtet noch einmal Dr. Hermann Wiedtemann und bestätigt den vorausgegangenen Bericht von Dr. Heinrich Frhr. v. Lersner:

Dr. Hermann Wiedtemann über Heilika von Mahlberg - Der Altvater - Heimatblätter der Lahrer Zeitung, 19. März 1960, Seite 23 - 24

Wenn von der Gründung des Lahrer Spitals im Jahre 1259 die Rede ist, wird als treibende Kraft dazu die Gemahlin Walters I. von Geroldseck genannt. Denn die Stiftung erfolgte nach der erhaltenen Urkunde im Gedenken an sie, die beschlossen hatte, zu ihrem und ihrer Eltern Seelenheil zwölf Arme in ein Haus aufzunehmen und sie aus ihren Mitteln zu verhalten. Sie war gestorben, ehe sie ihr Vorhaben verwirklichen konnte. Aber Gatte und Söhne hielten sich an ihren testamentarischen Wunsch gebunden und erfüllten ihn großzügig, indem sie den aus dem elsässischen Kloster Steiga nach Lahr berufenen Augustinermönchen Grund und Boden in der Nähe ihres Schlosses schenkten und Mittel für deren sowie den Unterhalt von zwei Dienern, drei Pflegern und den vorgesehenen zwölf Armen zur Verfügung stellten.

Diese Tatsache aber gibt Veranlassung, sich auch einmal eingehender mit dieser Frau zu befassen, d. h. zu fragen, wer sie war und was von ihr bekannt ist.

Dabei ist als erstes festzustellen, daß wir ihren Namen aus der Stiftungsurkunde vom 30. November 1259 nicht erfahren können. Hinter den Worten "uxor nostra nomine" befindet sich die erste der vielen bedauerlichen Lücken des Textes. Es geht aus ihr allein hervor, daß sie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lebte. Die Worte "in testamento novissimo" legen außerdem noch die Vermutung nahe, daß ihr Tod nicht lange zurücklag. Mehr ist daraus nicht zu entnehmen.

Woher aber weiß man ihren Namen? Darüber gibt eine ältere Urkunde Aufschluß. Sie stammt aus dem Jahre 1252. Dort ist das Ehepaar genannt: "ego Waltherus dominus de Geroltzecke et uxor mea Heilika" (ich Walter, Herr von Geroldseck, und meine Gemahlin Heilika). Sie übertrugen in jenem Jahre dem Zisterzienserkloster Tennenbach ihre curia in Harderen bei Weisweil. Bei dieser Gelegenheit also begegnen wir dem Namen dieser Frau und können ihn daher als den der Urheberin zur Stiftung des Lahrer Spitals ergänzen.

Die Herkunft Heilikas

Es erhebt sich nun naturgemäß die Frage nach der Herkunft Heilikas. Die beiden Urkunden sagen darüber nichts aus. Trotzdem ist zumeist, wenn sie erwähnt wird, von ihr als einer Heilika von Mahlberg die Rede. Wie steht es damit?

Diese Herkunftsbezeichnung geht auf die um das Jahr 1530 entstandene Chronik "Tractatus, seu historia de origine progressuque generosorum ac inclitorum baronum de Geroltzeck" des Augsburger Canonicus und Dr. jur. Matheus Marschalk von Piberbach und Pappenhaim zurück, deren Handschrift sich im Generallandesarchiv in Karlsruhe befindet und die teilweise auch im Urkundenbuch der "Pragmatischen Geschichte des Hauses Geroldseck" (Frankfurt und Leipzig 1766) abgedruckt ist.

In dieser Chronik heißt es, Walter habe "zu Gemahel gehapt ein Grävin von Malberg". Und es ist dort weiter zu lesen, daß mit ihr die Grafschaft Mahlberg an die Herrschaft Geroldseck gekommen sei. Drittens wird gesagt, daß diese Gemahlin Walters ... gestorben sei und zu Lahr begraben liege. An der punktierten Stelle fehlt die Jahreszahl.

Heilika wird also hier als die Erbtochter eines Mahlberger Grafengeschlechtes bezeichnet. Und das nimmt der Verfasser der "Pragmatischen Geschichte des Hauses Geroldseck'', der markgräflich badische Geheime Rat Johann Jakob Reinhard, auf und berichtet in Fußnoten, daß er sich bemüht habe, etwas Zuverlässiges über das Geschlecht der Herren oder Grafen von Mahlberg zu finden. Lange habe er über nichts anderes verfügt als über eine Urkunde aus dem Jahre 1232, in der unter den angeführten Zeugen zwischen einem L. de Lichtenberg, einem B. de Geroldsecke, A. de Rapoldstein, O. de Ochsenstein, E. d. Mundingen, G. de Landesberg auch ein M. de Malberc aufgeführt ist.

Reinhard stellt nun darüber folgende Ueberiegungen an: der B. de Geroldsecke sei ein Burchardus und gehöre zu den elsässischen Geroidseckern. Die Lichtenberger, Rapoldstejner und die Ochsenberger seien bekannte reichsherrliche Geschlechter gewesen. Stünde nun M. de Malberc zwischen diesen, könnte man ihn zu den Dynasten zählen. Da aber in der Zeugenreihe unmittelbar auf ihn E. de Mundingen folge, der nur dem Ritterstande angehört habe, sei es ungewiß, ob der Mahlberger zu den Dynasten oder den Rittern gehöre.

Reinhard fand dann aber einen Gnadenbrief Kaiser Friedrichs II. für das Kloster Hirsau aus dem Jahre 1215 und darin unter den Zeugen einen Merboto de Malberch. Dieser steht hier aber vor dem Conradus de Horburch, den Reinhard als Angehörigen eines elsässischen Dynastengeschlechtes bezeichnet. Daraus folgert er die Wahrscheinlichkeit, daß der genannte Merbot von Mahlberg auch ein Dynast, also ein Graf, gewesen sei. Er bezieht sich für diese Ansicht noch auf die schwäbische Chronik von Crusius, die sich auf ein Manuskript aus dem Jahre 1479 stütze.

Reinhard räumt ein, daß es zweifellos auch ein nur ritterschaftliches Geschlecht von Mahlberg gegeben habe. Man dürfe dieses nicht mit den dortigen Dynasten "vermengen". So müsse der in einer Urkunde von 1156 als Zeuge genannte und dort auf einen Arnoldus de Serrha folgende Cuno de Maelberg dem niederen Adel zugezählt werden. Dieser tauche auch in einer Urkunde von 1158 und vorher in einem Gnadenbrief Kaiser Konrads III. für das Kloster St. Maximin bei Trier (!) aus dem Jahre 1146. und in anderen Urkunden als Zeuge auf. Ein Rudolphus de Mailberg ist 1197 geradezu unter den ministeriales aufgeführt.

Soweit Reinhard. Er vertritt also die Auffassung, es habe bis zum 13. Jahrhundert ein Grafengeschlecht von Mahlberg gegeben, Heilika sei die Erbin gewesen, als es im Mannesstamm erlosch, und durch ihre Heirat mit Walter I. sei die Herrschaft Mahlberg in den Besitz des Hauses Geroldseck gekommen.

Bedenken erheben sich ...

Gegen diese Auffassung erheben sich aber einige Bedenken, wenn man die Geschichte des Gebiets ins Auge faßt. Zunächst gegen das Vorhandensein eines Mahlberger Dynastengeschlechtes bis zu dieser Zeit. Wir wissen nämlich, daß Kaiser Heinrich II. Im Jahre 1007 das neugegründete Bistum Bamberg mit umfangreichen Besitzungen in der Ortenau ausstattete. Dazu gehörte neben den Klöstern Gengenbach und Schuttern auch Mahlberg. Damit war es der Amtsgewalt des Ortenaugrafen entnommen. Die Grafschaft aber hatte im 11. Jahrhundert und bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1218 die Zähringer inne. Sie erwarben außerdem auch die Vogtei über die bambergischen Besitztümer, also auch von Mahlberg. Damit ist bereits für diese Zeit nicht anzunehmen, daß dort noch ein Dynastengeschlecht ansässig war. Als aber 1218 die Zähringer im Mannesstamm erloschen, zog der Hohenstaufenkaiser Friedrich II. diese Lehen ein. In Mahlberg saß zu dieser Zeit ein königlicher Schultheiß. Es war also wiederum kaum Platz für einen selbständigen Dynasten. Und als schließlich 1245 auf dem Konzil von Lyon Kaiser Friedrich II. für abgesetzt erklärt wurde, kam es unter Führung des Straßburger Bischofs zu einem Feldzug gegen die staufischen Besitzungen am Oberrhein. Die Geroldsecker waren Verbündete des Bischofs und bemächtigten sich der Festung Mahlberg. Auch die Erben der Zähringer konnten sich nicht mehr in den Besitz des Gebietes setzen. Von den Kämpfen darum bezeugt die beurkundete vorübergehende Gefangennahme Walters durch den Grafen von Freiburg im Jahre 1250. Aber Walter behielt Mahlberg auch im Kappeler Frieden von 1262 nach der Niederlage seines Sohnes Walter, der Bischof von Straßburg geworden war, bei Hausbergen im Elsaß und vererbte es 1277 an seine Enkel.

Das alles macht die Rolle Heilikas als Erbtochter des Mahlberger Grafengeschlechtes unwahrscheinlich. Die Bedenken dagegen finden eine Bestätigung in der im allgemeinen recht zuverlässigen "Geschichte der Mortenau" von Ph. Ruppert (Achern 1882). Er bestreitet, daß eine Grafschaft Mahlberg oder ein gräfliches Geschlecht von Mahlberg um jene Zeit nachzuweisen sei. Und er wendet sich gegen Reinhards Argumente. Er hält den in der Urkunde Friedrichs II. für das Kloster Tennenbach genannten Mahlberger für einen Ministerialen, die Cuno usw. von Mahlberg, Maelberg, Mailberg in den anderen Urkunden aber für niederrheinische Adelige.

Bezüglich Merbotos von Mahlberg betont Ruppert nachdrücklich, daß nichts weiteres als der Name aus den Urkunden zu erfahren und nicht ersichtlich sei, daß er der Mortenau angehört habe - "wenn aber, so führte er die Benennung von Malberg nur als Vogt dieser Stadt".

Ruppert geht auch auf das von Reinhard als Beweis aufgeführte Wappen in der Stiftskirche ein. Hier habe sich Reinhard geirrt. Was er für das Mahlbergische Wappen halte - den aufrechtstehenden Löwen im geränderten Schild mit Helm und Schwanenhals -, sei "nichts anderes als das alte Wappen der Lichtenberger". Ruppert weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß freilich spätere Geroldsecker mit Lichtenbergerinnen verheiratet waren. Und er kommt zu dem Schluß: "Es läßt sich darum mit Sicherheit annehmen, daß Walters Gemahlin keine Erbtochter von Malberg war und diese Stadt und Veste nicht durch sie an Geroldseck gelangte."

Beweise liegen nicht vor

Darüber hinaus macht Ruppert darauf aufmerksam, daß Heilika, die Gemahlin Walters I., auch schon als Tochter des Grafen Berthold II. von Sulz (und zwar in Schwaben) bezeichnet wurde. Er hält das aber ebensowenig für bewiesen wie die Mahlberger Herkunft. Endlich habe man eine von Papst Innozenz IV. im Jahre 1254 erteilte Heiratsdispens für einen Edlen Walter von Eschibach mit Kunigunde von Sulz schon auf Weiter von Geroldseck bezogen. Auch dahinter setzt Ruppert ein Fragezeichen.

Das sollte einmal dargelegt werden, um zur Vorsicht bezüglich der Herkunft der Gemahlin Walters I. von Geroldseck zu raten. Es besteht keine unbestreitbare Sicherheit, daß Heilika von Mahlberg stammte, und es ist zweifelhaft, ja ziemlich unwahrscheinlich, daß sie die Erbtochter eines dortigen Dynastengeschlechts war. Dieser Befund aber verbietet es, auf so unsicherer Grundlage allerlei zu folgern, wie das immer wieder geschieht. Die Chronik des Matheus Marschalk von Piberhach und Pappenhaim ist als im Stil der Zeit zur höheren Ehre und zum Ruhme der Geroldsecker verfaßte Familiengeschichte eine recht anfechtbare Quelle, die Argumente Reinhards und sonstige Vermutungen sind nicht zwingend.

So gerne wir mehr wüßten, müssen wir uns mit dem begnügen, was die Urkunden von 1252 und 1259 aussagen, solange kein weiteres einwandfreies Material zur Verfügung steht.


Stadtfest Lahr - 750 Jahre Spital - Schauspiel um die Stifterin Heilika von Mahlberg


Gut platziert am Lahrer Storchenturm, der bis 1861 noch als Gefängnis diente, fand das Schauspiel zu Ehren der Stifterin des Lahrer Spitals und der Stiftskirche, vorgetragen von Laienschauspielern statt.

Das Stück wurde von den Besucher*innen aufmerksam verfolgt. Nicht zuletzt begründet in der Tatsache, dass viel aus der Stadtgeschichte zu erfahren war, konnten sich die Akteure in ihren mittelalterlischen Gewändern über das Interesse ihrer Zuschauer freuen.

Das real historische Ambiente um Reste der ehemaligen Stadtburg der Geroldsecker untermalte den "Zauber des Tages", der alle Gäste in eine mittelalterlische Kulisse führen konnte.


Nachtrag:

Alle Galeriebilder werden auf dem Ortenauer kostenlos zur Verfügung gestellt, was nicht bedeutet, dass Sie diese Bilder kommerziell nutzen können - Bitte daran denken. Meine Bitte: sollten Sie selbst fotografieren, Geschichten schreiben oder Bekannte haben, die in der Ortenau fotografieren oder über die Ortenau schreiben, würde ich mich über Ihre Beiträge an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder über das Kontaktformular freuen und diese Beiträge unter Nennung der Autor*innen veröffentlichen - vorab meinen besten Dank.

Ihr Ortenauer
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