Die Familie der Neuensteiner im Oberamt Oberkirch


Landesarchiv BW - Bestand: 14408 - Die Familie von Neuenstein

Die ersten Bewohner der Burg Neuenstein bei Lautenbach in der Ortenau (heute abgegangen) und Träger des Namens "von Neuenstein" waren zähringische Ministerialen. Das Geschlecht starb jedoch zu Anfang des 14. Jahrhunderts (um 1317) aus, und auch keine seiner Urkunden gelangte in das Archiv jener anderen Familie, die sich 1383 zum erstenmal "von Neuenstein" nannte. Als Rohart, dann auch Schultheiß (vorübergehend später auch von Ullenburg und Heiland), wird diese Familie seit dem Ende des 13. Jahrhunderts in Offenburg, Oberkirch und Gengenbach greifbar. Oberkirch blieb in Zukunft Mittelpunkt von Besitz und Verwaltung, auch als sich deren Einzugsbereich durch Käufe, Lehenerwerb und Heiraten beträchtlich erweiterte.

Die ersten Lehen und Lehnskäufe stammten wohl nur von Adligen der Umgebung: von Ullenburg (oder: Ulenburg), von Staufenberg, von Wiedergrün und anderen. Seit der Belehnung durch die Grafen von Freiburg - als Erbe der alten Neuensteiner? - lag dem Aufstieg aus der städtischen Oberschicht in den niederen Adel nichts mehr im Weg. Lehnsurkunden aus dieser Zeit vor 1366 haben sich zwar nur vereinzelt erhalten, aber die Abschrift eines Zinsbuches [1476, Akten Nr. 435] zeigt, dass der Grundstock des späteren Lehenbesitzes bereits vorhanden war: es erwähnt Lehen der Grafen von Freiburg, Eberstein und Lupfen, der Herren von Geroldseck und Staufenberg, des Hochstifts Straßburg und des Klosters Gengenbach. 1366 fiel der Besitz der Grafen von Freiburg an die Markgrafen von Baden. Sie blieben von nun an Hauptlehnsherren, umso mehr, als sie nach und nach auch die anderen Lehnsinstanzen teilweise an sich zogen: 1366 die Herrschaft Staufenberg, 1404 einen Teil der Grafschaft Eberstein, 1495 die Herrschaft Lahr-Mahlberg (Geroldseck), 1660 schließlich die restliche Grafschaft Eberstein. Wie beim Ortenauer Adel überhaupt, kam die intensive Beziehung zu Baden mit der Gründung des Ortenauer Ritterbundes unter badischem Patronat im Jahr 1474 zu ihrem Höhepunkt. Sieht man von dem nassauischen Kondominat mit Baden in der Herrschaft Lahr-Mahlberg ab, so blieben außer den geistlichen Lehnsherren nur noch die Grafen von Lupfen-Stühlingen bzw. Fürstenberg übrig. Zu den Besitzungen der Neuensteiner siehe Karte I im Papier-Findbuch 1974.

Trotzdem suchten die Neuensteiner seit dem 16. Jahrhundert zunehmend auch nach anderen Möglichkeiten des Anschlusses. Standesgemäße Existenz war ohnehin nur in fremden Diensten möglich, aber die politische und konfessionelle Labilität der Baden-Badener Markgrafschaft scheint dafür als wenig geeignet betrachtet worden zu sein. So liefen die Verbindungen von nun an zur Stadt Straßburg - einige Familienglieder wurden Stättmeister -, zu Vorderösterreich und auch zum Stift Murbach. Heiraten mit elsässischem und breisgauischem Adel (von Ampringen 1651) brachte zudem neuen Besitz am südlicheren Oberrhein [siehe Karte II im Papier-Findbuch 1974]. Mehrere Neuensteiner traten in kaiserliche Dienste. Am wichtigsten wurden seit dem späten 17. Jahrhundert aber die Beziehungen zu den fürstenbergischen Lehnsherren. Drei Generationen der Familie von Neuenstein waren am fürstenbergischen Hof vertreten; 1698 kam über Franz Karl Graf von Fürstenberg die Pfandschaft Burkheim an die Linie von Neuenstein-Hubacker. Diese belastete die Familie bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts hinaus mit einer Reihe von Prozessen.

Die Familie teilte sich im Laufe der Zeit in verschiedene Linien, die in der Ordnung nicht berücksichtigt wurden, grob sind dies aber:

- 14. und 15. Jahrhundert: zu Anfang genannt "Rohart, Schultheiß von Oberkirch", dann die Linien Rohart von Neuenstein und Schultheiß von Neuenstein

- 1601 erlischt die Linie Rohart von Neuenstein

- 16. Jahrhundert: von Neuenstein teilt sich 1641 in Neuenstein-Rodeck und Neuenstein-Hubacker

- die Linie Neuenstein-Hubacker ging von der Schutlheiß'schen Linie mit Hans Adam (gest. 1598) ab und ist 1846 ausgestorben.

Literatur:

Hans Heid: Die Burg Neuenstein, in: Die Ortenau 21 (1934), S. 251 - 255.
Andreas Hund: Die Ruine Hohenrod und das Schloß Rodeck, in: Die Ortenau 21 (1934), S. 212 - 223.
Manfred Eimer: Das bischöfliche Amt Oberkirch unter württembergischer Pfandherrschaft (II. Die Pfandschaft unter Herzog Friedrich, III. Unter Johann Friedrich und seinen Nachfolgern), in: ZGO 82 (1930), S. 610 - 639.
Kindler von Knobloch 1894
Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, Bd. 1, Heidelberg 1894.
Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, Bd. 3, Heidelberg 1919, S. 206 - 214.
Regesten Baden 1892 / 1900
Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050 - 1515, Bd. I: Markgrafen von Baden 1050 - 1431. Markgrafen von Hachberg 1218 - 1428, bearb. von Richard Fester, Innsbruck 1892 / 1900.
Regesten Baden 1912 / 15
Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050 - 1515, Bd. IV: Regesten der Markgrafen von Baden von 1453 - 1475, bearb. von Albert Krieger, Innsbruck 1912 / 15.
ZGO 37 und ZGO 38
Phil. Ruppert: Regesten des mortenauer Adels, in: ZGO 37 (1884), S. 385 - 411, und ZGO 38 (1885), S. 130 - 156.
Phil. Ruppert: Nachträge und Berichtigungen zu den Neuenstein'schen Regesten, in: ZGO 39 (1885), S. 181 f.

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