Max Roll über die Beziehungen Dinglingens zu Lahr


Roll, Max: - Zur Geschichte von Dinglingen (I) - Der Altvater, 26.1.1957 - Seite 6 - 7

Aus dem Mittelalter

Die älteste Urkunde, in der Dinglingen genannt wird, stammt aus dem Jahre 961. Sie behandelt einen Gütertausch zwischen dem Bistum Chur und dem Kloster Schwarzach. Kaiser Otto der Große, der 955 die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg besiegt und dann aus dem Land getrieben hatte, bestätigte, daß das Dorf Dinglingen (villa Tuntelinga) vom Bistum Chur an das Kloster Schwarzach überging.

In der Weiheurkunde der Burgheimer Kirche aus dem Jahre 1035 wird Erchenbaldus de Tundelingen genannt. Er stammt aus dem Kloster St. Gallen und hatte als Bischof von Straßburg der Dinglinger Kirche einen Teil des Burgheimer Zehntens zugewendet. Tundelingen gehörte also zum Burgheimer Kirchenbezirk. Erchenbald war 965-991 Bischof von Straßburg; Burgheim und Tundelingen gehörten zu seinem Bistum. Wenn er ein Dinglinger war, so kann man annehmen, daß er an seinem Heimatort das erste Kirchlein erbauen ließ.

Nach einer anderen Urkunde besaß das Kloster Schwarzach 1154 in Dundelingen einen Fronhof mit Weinbergen und Äckern.

Aus dem folgenden Jahrhundert erfahren wir, daß auch die Klöster Ettenheimmünster und Schuttern im Dorf Güter besaßen. Auch das Kloster Thennenbach bei Emmendingen verzeichnete in seinem Güterbuch Dinglinger Grundstücke, die ihm zinspflichtig waren. 1411 klagte der Bruder Heinrich im Auftrag des Klosters "Tennbach" gegen den Junker Hausmann, der Ansprüche auf eine Dinglinger Matte erhob, die dem Kloster gehörte. Dem Gericht, das den Junker abwies, gehörten an: "Klaus Weckerlin, der Schultheiß zu Dundelingen, Hans sidelin, Bürkelin Klawin, Klauß Rulin, Letzlin swend und Korber Hans andmann."

In einer Urkunde des Landesarchivs von 1289 wird berichtet, daß Metza, die Tochter des Schultheißen "mennelin" von Hugsweier, ihrem Ehemann, einem Sohn des Magisters Heinrich von Dinglingen, eine Anzahl Güter in der Dinglinger Gemarkung übergibt Und ein Verzeichnis der Kirchengüter von Hugsweier aus dem Jahre 1367 enthält sechs Gotteshausleute von Dinglingen. Sie mußten dorthin Zinsen.

1355 kamen das Patronat und der Zehnt von Dundelingen an das Domstift zu Straßburg.

Im Lahrer Bürgerbuch von 1356 bis etwa 1377 sind auch Dinglinger eingetragen, die das Lahrer Bürgerrecht erworben hatten: "Johannes Büheler von Dundlingen ist Burger, Item Heitzemann, des Bühelers sun, sowie Jeckelin sin Bruder. - Henselin nenne Zieglers sun. - Landolin kesseler von dundingen ist Burger uf sinem halben huß neben der Bierstub."

Zu den Ausbürgern, die das Recht erworben hatten, bei Kriegsgefahr hinter den Mauern der Stadt Zuflucht zu suchen, gehörten: "Die Hürstlerin, Jeckelin Weckerlins wip, cunz, der Hürtlerin sun, Henni hürsteli und Cunz hürsteli, Leweli, Cunz Hürstelins seligen sun, Bürckli pfiffer, Heinrich pfiffer, Conzlin weckerlin Aberli Hügelnheimes sun, Hans flick; Lewelin Henni winstichers sun, Conz Grumßr, vischer Jeckelin, Hans Slit." ... - .

Die Schreibweise war damals ohne Regel, jeder schrieb, wie er wollte. Der Name Tuntelinga hat im Mittelalter viele Abwandlungen erfahren, 1035 wurde Tundelingen geschrieben, 1154 Dundelingen, 1289 Duldelingen, 1316 wieder Tundelingen, 1338 Dunlingen, 1341 Tundlingen, 1349 Dindelingen, 1357 Dundelingen, 1367 und 1387 Tunglingen, 1420 Dundelingen, 1464 Dindelingen, 1527 Dundlingen. Dinglingen hat noch niemand geschrieben.

Das Dorf stand unter der Herrschaft der Geroldsecker. 1275 schenkten die Herren zu Geroldseck dem Prior und den Brüdern von Lahre und ihrem Gotteshaus in Dinglingen "vierthalben Pfundt Pfennig Gelts".

Nach dem Tod Walters I., 1277, wurde sein Besitztum geteilt. Dabei kam Dinglingen mit Lahr zur Herrschaft Lahr-Mahlberg.

1349 war ein Graf von Geroldseck namens Heinrich Pfarrer in Dinglingen. Er führte den Titel Rektor und erhielt die Pfarrbesoldung: Geld 100 fl., Korn 16 frtl., Wein 24 Ohmen oder ein Fuder, Holz 10 Klafter, Wellen l 000 Stück, Zehnten von 5 Stück Ackers. Den Dienst an der Kirche St. Martin in Dindelingen besorgte ein Leutpriester.

Der Bruder des Pfarrers Heinrich war der Graf Walter von Geroldseck in Lahr. Als dieser 1354 ohne männliche Nachkommen gestorben war, wurde Heinrich wieder "weltlich" und übernahm die Herrschaft Lahr-Mahlberg. Seine Verwandten im Elsaß beanspruchten die Erbschaft, Heinrich konnte sich aber behaupten, allerdings durch große Geldopfer, die ihn in Schulden stürzten. Er. verheiratete sich mit Adelheid, der einzigen Tochter des reichen Grafen Heinrich von Lichtenberg und konnte sich dadurch Erleichterung verschaffen. Später kam er wieder in Geldnot und erhielt von seiner Stadt Lahr große Summen. Als Gegengabe genehmigte er ihr 1377 einen Freiheitsbrief. Auch in Straßburg, wo er. einen Teil seiner Jugendjahre verbracht hatte, mußte er Geld leihen. Als Graf Heinrich II. von Geroldseck regierte er 40 Jahre in Lahr.

Sein Sohn Heinrich III. hatte nur zwei Töchter. Die älteste, Adelheid, vermählte sich mit dem Grafen Johann von Mörs-Saarwerden, dem der Kaiser Sigismund 1426 die Herrschaft Lahr-Mahlberg übertrug. Langjährige Kämpfe mit den Hohengeroldseckern waren vorausgegangen. Weil die Grafen von Mörs-Saarwerden dadurch in Schulden geraten waren, verkauften sie die Hälfte des Gebietes für 30 000 Gulden an den Markgrafen Jakob von Baden.

Herrschaftswechsel

Als 1527 der letzte Graf. von. Mörs-Saarwerden gestorben war, erbte seine Tochter Katharina die noch verbliebene Hälfte. Sie war mit dem Grafen Johann Ludwig von Nassau verheiratet. Lahr-Mahlberg wurde dann gemeinsam von den Markgrafen von Baden und den Grafen von Nassau verwaltet. Diesen Wechsel der Herrschaften haben die Dundelinger miterlebt.

Aus einer Urkunde des Lahrer Stadtarchivs vom Jahre 1344 erfahren wir die älteste Nachricht vom Hurster Hof: Edelknecht Johann von Bosenstein überläßt dem Lahrer Bürger Albrecht von Molberg die Gefalle von 8 1/2 Viertel auf dem Hof zu Hurst.

Bevor die Stadt Lahr eine eigene Pfarrei erhielt, gehörten "die Lahrer" westlich des Kähnerbächleins zur Pfarrei Dinglingen. Das Gutleuthaus der armen Siechen an der Grenze von Lahr und Dinglingen wurde durch die Pfarrei St. Martin in Dinglingen betreut.

Lahr, Dinglingen und Mietersheim besaßen die Wälder der Umgebung gemeinsam. 1420 kamen Lahr und Dinglingen in Streit wegen der Teilung der Schweineherden, die in die Wälder getrieben wurden. Der letzte Geroldsecker in Lahr wies sie an das Gericht in Kippenheim. Das entschied, daß die Herde geteilt werden darf.

1484 wehrten sich Lahr und Dinglingen gegen die am Langenhard, daß sie ihre Schweine in ihren Gemeinschaftswald trieben. Caspar Bockelin zu Lahr erlaubte, daß sie ihre Schweine um 5 Pfennig das Stück in die oberen Wälder treiben durften, wenn es Eckerich gab.

Der Amtmann Andreas Röder schlug 1464 vor, daß man Mietersheim und Hugsweier in ein Gericht gen "Dundelingen" ziehe und daß der Schultz zu "Dindelingen" der Schaffner sein soll. "Sollichs ist ein notturfft, ist auch meines gnedigen Herrn und meines Jungherrn von Saarwerden gefallen und willen."

1471 erhielt die Stadt Lahr durch den Kaiser Friedrich III. das Recht, an der Dinglinger Schutterbrücke zum Unterhalt der Brücken und Wege einen Zoll zu erheben.

Der Bauernkrieg

Am Ende des Mittelalters, 1525, brach der Bauernkrieg aus. Er war in der oberen Ortenau hauptsächlich gegen die Klöster gerichtet, denen die Bauern ihre Abgaben zuführen mußten. Ihr Führer war Georg Heid von Lahr. Die Klöster Schuttern und Ettenheimmünster wurden geplündert, Die beiden Äbte flohen nach Freiburg. Als die Bauern besiegt waren, verlangte das Kloster Schuttern von der Herrschaft Lahr 6000 und Ettenheimmünster 8000 Gulden Entschädigung. Die Verhandlungen zogen sich in die Länge, und die Summen wurden ermäßigt.

In Dinglingen waren damals an der Kirche St. Martin noch katholische Pfarrer. 1527 wurde durch das Bistum Straßburg Ulrich Erwin als Pfarrer in Dundlingen präsentiert. 1537 folgte Johann Hornberger. Erst als dann im Dorf die Reformation eingeführt wurde, ging die Zeit des Mittelalters für Dinglingen zu Ende.

Unterlagen: Lahrer Stadtarchiv, Beiträge zur mittelalterlichen. Geschichte von Lahr und Umgebung von W. Knausenberger und Aufzeichnungen des verstorbenen Pfarrers Ludwig.

Roll, Max: - Zur Geschichte von Dinglingen (II) - Der Altvater, 23.2.1957 - Seite 13 - 14

Fürstenherrschaft und Religion

In der Kirchengemeinde Dinglingen-Mietersheim fand die Reformation schon früh viele Anhänger. "Die gemeinen Herren", das sind die von Nassau und Baden, die die Herrschaft Lahr-Mahlberg gemeinsam regierten, konnten sich aber lange nicht entschließen, die neue Lehre allgemein einzuführen. Als dann der Kaiser Karl V. seinen Kampf gegen die protestantischen Fürsten aufgab und in Spanien in ein Kloster ging, wurde der erste evangelische Pfarrer nach Dinglingen berufen. Er kam von Straßburg und hieß Andreas Latomus, deutsch: Steinlin. Die genaue Zeit, weiß man nicht, sie liegt zwischen 1555 und 1560. Im Jahre 1567 gab es in der ganzen Herrschaft nur noch lutherische Pfarrer.

Das blieb so bis zum Jahre 1629. Da erhielt der katholische Markgraf Wilhelm von Baden vom Kaiser die Genehmigung, daß die Herrschaft Lahr-Mahlberg geteilt wird. Es wurden zwei Lose gebildet. Dinglingen fiel mit Lahr, Mietersheim, Hugsweier und Altenheim den Grafen von Nassau zu und blieb lutherisch. Das andere Los umfaßte die Orte Mahlberg, Kippenheim, Kippenheimweiler, Wagenstadt, Sulz, Ichenheim, Dundenheim, Kürzell, Schutterzell, Friesenheim, Oberweier, Heiligenzell und Oberschopfheim. Dort mußten die evangelischen Pfarrer das Land verlassen. So kam es, daß die Bewohner dieser Orte teilweise wieder katholisch wurden, während die Herrschaft Lahr 200 Jahre lang rein lutherisch blieb. Auch die Calviner, die aus der Schweiz kamen, mußten sich dem Gebot des Landesherrn fügen. Eine Freiheit des Glaubens gab es noch nicht.

1578 kommt der Name "Dinglingen" zum erstenmal in einem Gengenbacher Berain (Beschreibung der Güter) vor, nachdem Dünungen, Dünungen oder Dundlingen geschrieben worden war. Aus dem "Tunto" wurde schließlich ein "Ding", weil die Erinnerung an den Wortstamm verlorenging.

Verhältnisse der Bauern

Die Bauern wurden durch die Reformation und den Bauernkrieg von ihren schweren Lasten nicht befreit. Sie mußten immer den Zehnten und viele andere Abgaben abliefern, auch Frondienste leisten. Weil aber die Herren von Nassau und Baden nicht in der Nähe ihren Sitz hatten und auch die Kriege jener Zeit meist weit entfernt ausgefochten wurden, ging es den Dinglingern um 1600 verhältnismäßig gut. Der Bauer konnte durch Fleiß und genügsames Leben einen bescheidenen Wohlstand erzielen. Die folgenden Jahrzehnte brachten aber für alle einen Rückschlag, für die meisten sogar den Untergang.

Kriegsnöte

Als der Dreißigjährige Krieg begonnen hatte, blieb Südwestdeutschland jahrelang von Kriegslasten ziemlich verschont. Erst 1621 rückten Truppen im Elsaß am Rhein aufwärts. Bei Erstein gingen 26 Häuser in Flammen auf. Da konnten die Dinglinger vom Schutterlindenberg aus sehen, daß die Schrecken des Krieges näherrückten. Im Frühjahr 1622 zog schon Kriegsvolk durch die Ortenau. um bei Kappel über den Rhein ins Elsaß zu gelangen. Im Mai wurde der Markgraf Georg Friedrich von Baden in der Schlacht bei Wimpfen durch Tilly besiegt. Dann kamen Neapolitaner und Burgunder in die Ortenau und hausten übel. Der Bruder des Kaisers Ferdinand, der in Straßburg Bischof war, hatte sie gesammelt. Sie raubten und plünderten in Dinglingen und den benachbarten lutherischen Dörfern, zogen aber dann in das Amt Ettenheim zu den Untertanen ihres Herrn und wüteten in gleicher Weise. Das war aber nur ein gelinder Anfang im Vergleich zu dem, was nachfolgte. Bald kam ein kaiserliches Regiment in die Gegend und das Plündern ging weiter. Die Bauern rotteten sich zusammen und wehrten sich. Viele wurden erschlagen, nicht nur Bauern, auch plündernde Kriegsleute, und halbe Dörfer wurden niedergebrannt. In diesem Jahr entstand eine Teuerung im Land, weil es an Lebensmitteln fehlte. Von Jahr zu Jahr steigerte sich das Elend.

1624 wurde das Ried durch bayrische Reiter heimgesucht. In einem Kirchenbuch steht: "Sie haben gewaltig mit fressen und saufen angehalten." Die Dorfbewohner suchten oft Schutz, die Dinglinger hinter den Mauern der Stadt Lahr oder im Gebirge, andere auf Rheininseln, den Schollen. Auch in den folgenden Jahren gab es immer wieder Einquartierung durchziehender Truppen die plünderten. Die Lahrer hatten hinter ihren Mauern weniger zu leiden als die Landbewohner.

Schlechte und bessere Jahrgänge

Das Jahr 1627 brachte nicht nur Truppendurchzüge, wobei den Bauern Lebensmittel, Wein und Geld erpreßt wurden. Im Juli richtete ein Unwetter große Zerstörungen an. Und die Sonne schien in diesem Sommer so selten, daß man an Allerheiligen nur sauere Trauben ernten konnte.

1630 wird dagegen von einem überreichen Herbst berichtet: "Der Allmächtige Gott hat uns nach dem überschwencklichen Reichtumb seiner Gnad und barmherzigkeit ein solchen reichen und vollkommenen, überflüssigen Herbst beschärt, also daß wenn man sich mit fassen gerüstet auf 40 Ohmen, hat es über die 100 Ohmen gegeben". Die Ohm galt ein Gulden.

Auch das Jahr 1631 brachte Wein im Ueberfluß, aber auch unerwünschte Reiter: "Die haben sich über alle maß übel verhalten, den Leuten die Fenster, offen, bachöffen, trog, känsterlin, alles Hausgeschirr von häffen, kübeln, Zubern und dergl. verschlagen und zertrümmert und dermaßen gehauset, daß ihrer vil noch lang daran gedenken werden."

Diese Bedrückungen geschahen, ohne daß unsere Gegend Kriegsschauplatz war, durch kaiserliche und bayrische Truppen.

Der Krieg rückt näher

Noch viel schlimmer wurde es in der zweiten Hälfte des Krieges. 1632 lag ein kaiserlicher Oberst mit fünf Kompanien zu Pferd in Lahr. Nach zehn Wochen zog er ab, nachdem er die Stadt und das umliegende Land "munter geschoren, aber häßlich ausgebutzet". Gegen Ende des Jahres kamen die Schweden, die Kenzingen belagerten und einnahmen. Ettenheim fiel im Mai 1633 in ihre Hände. Lahr und Dinglingen kamen nun unter die Herrschaft des Markgrafen Friedrich V. von Baden-Durlach. Die katholischen Geistlichen, welche der Markgraf geschickt hatte, wurden entlassen, und die Bewohner, die vor wenigen Jahren zum katholischen Glauben genötigt worden waren, wurden wieder lutherisch.

1633 wechselten kaiserliche Besatzung unter Feria und schwedische unter Hörn: "haben alles in der Herrschaft Lahr, Straßburger Dörfern, Geroldtzeckischer Herrschaft und da, herumb in Grund und Boden verderbet, weder Freunde noch Feinde verschont und sehr großen Schaden getan, alles Vieh geraubet, Kirchen geplündert, gemordet und in Summa, eben so arg als die Türken gehauset."

Nach der Schlacht bei Nördlingen, 1634, drangen die kaiserlichen Heere wieder in Süddeutschland vor. In der Herrschaft Lahr wurde wieder ein Glaubenswechsel angeordnet. Unerhörte Abgaben wurden erhoben, so daß das Elend immer größer wurde. "Tausende starben Hungers, Ganze Dorfschaften gingen verloren. Nichts als Flehnen und Fliehen ist im Herbstmonat des Jars 1634 gesehen und erfahren worden". Die Grafen von Nassau, wurden geächtet, und der Kaiser schenkte die Herrschaft Lahr dem Obristen Kaspar Baumberger, dem 1636 gehuldigt werden mußte.

Die Nachrichten aus Kirchenbüchern hörten in dieser Zeit auf. Hungersnot, und Pest hatten schon schlimm gewütet.

Kämpfe am Rhein

In den Jahren 1637 und 1638 tobte der Krieg am Oberrhein. Herzog Bernhard von Weimar hatte sich oberhalb von Wittenweier in einem Lager verschanzt. Er wurde durch den bayrischen Reitergeneral Johann von Werth wiederholt ohne Erfolg angegriffen. Auch bei Kippenheim und Ettenheim wurde gekämpft. Erst als Bernhard nach Süden in Winterquartiere abzog und nur eine französische Besatzung zurückließ, konnte Werth, der "Schwarze Hans", die Rheinschanzen erobern. Er durfte sich aber nicht lange seines Sieges freuen. In einem Gefecht bei Rheinfelden geriet er in Gefangenschaft. Bernhard von Weimar überließ ihn den Franzosen, weil sie Geld und Hilfstruppen geschickt hatten.

In Paris erregte es großes Aufsehen, als der Reitergeneral, der als Draufgänger berühmt war, als Gefangener einzog. Fünf Jahre mußte er untätig bleiben und den Franzosen als Jan de Werth als Siegeszeichen dienen.

Roll, Max: - Zur Geschichte von Dinglingen (III) - Der Altvater, 9.3.1957 - Seite 17 - 18

Gefechte bei Offenburg und Friesenheim

Unterdessen ging der Krieg am Oberrhein weiter. 1638 erschien Bernhard von Weimar wieder in der Ortenau. Zunächst versuchte er Offenburg zu überrumpeln. Der Ueberfall gelang aber nicht. Ein Schweinehirt flüchtete mit seiner Herde in die Stadt und schlug Lärm, als er die Reiter heranstürmen sah. Bernhard zog sich dann über Dinglingen nach Mahlberg zurück. Auch durch einen Nachtangriff konnte Offenburg nicht genommen werden.

Nun rückten zwei kaiserliche Generäle durch die Ortenau gegen Breisach vor, um der belagerten Festung Hilfe zu bringen. Götz hatte im Elsaß Lebensmittel gesammelt, und Savelli kam von Wien und München und sollte ihn unterstützen. Die beiden waren aber eifersüchtig aufeinander. Als sie im Kloster Schuttern übernachtet hatten, erhielten sie die Nachricht, daß Bernhard von Weimar im Anmarsch sei. Götz stellte die Truppen hinter dem Landgraben zwischen Schuttern und Friesenheim auf. Als die Vorhut Bernhards an die Schutterbrücke kam, war sie unbesetzt. Bei Friesenheim kam es zu einem Gefecht. Die Kaiserlichen steckten das Dorf in Brand und zogen sich auf die Anhöhe zurück. Herzog Bernhard stellte seine Kanonen am gegenüberliegenden Abhang auf und ließ einen Teil seiner Musketiere stürmen. Als sie keinen Erfolg hatten, brach er das Gefecht ab. Obgleich sein Heer durch französische Hilfstruppen verstärkt war, wollte er als erfahrener Feldherr eine günstigere Gelegenheit für einen Angriff abwarten. Der folgende Tag bewies, daß er klug gehandelt hatte. Im Gefecht bei Friesenheim verloren die Kaiserlichen 120 Tote, Bernhard 20 Tote und 50 "Gequetschte" (Verwundete).

Die Schlacht bei Wittenweier

Götz und Savelli beschlossen, ihren Vormarsch fortzusetzen. Sie hofften, gedeckt durch den Kaiserwald, über Wittenweier und Kappel unbemerkt nach Breisach zu gelangen. Sie hatten aber ihren Gegner unterschätzt. Bernhard von Weimar war auf der Hut. Er wollte den Vormarsch auf Breisach verhindern und beschloß, die Schlacht zu wagen.

Bernhard griff die Truppen Savellis an und trieb sie gegen Wittenweier zurück. Dann kam Götz mit frischen Abteilungen und führte den Kampf mit größerem Geschick. Fünf Stunden lang wurde um den Sieg gerungen. Dabei nahmen sie einander die Geschütze weg. Die Kaiserlichen konnten aber die eroberten Kanonen nicht einsetzen, weil ihnen die Munition fehlte. Den Gegnern war es jedoch gelungen, auch die passenden Geschosse in die Hände zu bekommen. Sie schossen nun unermüdlich, bis die anstürmenden Reserven niedergekämpft waren und die Flucht ergriffen. Die Besiegten stürzten sich auf die vollbeladenen Wagen, wurden aber durch die Truppen Bernhards, die sich die reiche Beute nicht entgehen lassen wollten, vertrieben. Ein kleiner Rest des geschlagenen Heeres sammelte sich bei Offenburg und zog durch das Renchtal über den Kniebis nach Württemberg. Bernhard von Weimar hat in der Schlacht bei Wittenweier am Oberrhein den größten Sieg errungen.

Er eroberte dann die Festung Breisach und bestimmte sie als Hauptstadt des alemannischen Herzogtums, das er einzurichten begann. Aber schon im folgenden Jahr starb er.

Kleine Erholungspause

Für Dinglingen und die Nachbarorte waren die Jahre 1639 und 1640 eine ruhigere Zeit. Die feindlichen Heere blieben im allgemeinen in ihren Standorten, so daß zwischen Freiburg und Offenburg die Truppendurchzüge unterblieben. Nur das Gesindel machte die Gegend unsicher. 1641 gab es wieder mehr Belästigungen. Die Franzosen stießen von Breisach bis ins Renchtal vor, und im Gegenstoß wurde von den Kaiserlichen das Schloß Mahlberg eingenommen.

Austausch zweier Heerführer

Der wichtigste geschichtliche Vorgang in Dinglingen war der Austausch des schwedischen Feldmarschalls Horn gegen den bayrischen General Johann von Werth auf der Zollbrücke im März 1642. Nach langen Verhandlungen zwischen dem Kaiser, den Bayern, Schweden und Franzosen kam es soweit. Nach dem "Theatrum Europaeum" fand die Auswechslung bei einem "Dorf Dumlingen beim elsässischen Städtchen Lohr auf einer steinernen Brücke statt." (Fehler wurden damals auch gemacht.) Die Offiziere hätten "etwas Diskurs bei einem Trunk" gehalten.

Die Kaiserlichen und Bayern hatten bei dem Austausch den Vorteil. Der Reitergeneral von Werth kämpfte noch siegreich gegen die Franzosen, während sich Feldmarschall Hörn nicht mehr am Krieg beteiligte.

Die letzten Kriegsjahre

1643 zog ein französisch-weimarisches Heer aus dem über den Rhein durch Hugsweier, Dinglingen, Lahr, über den Schönberg ins Kinzigtal. Auch in den beiden folgenden Jahren kamen Truppen durch die Ortenau.

1645 wurden die bedrückten Menschen durch einen reichen Herbst aufgemuntert. Es gab eine solche Menge Aepfel und Birnen, "daß man nicht weiß, was damit anfangen". Für den Klosterwein mußte der Abt alle alten Fässer zusammensuchen.

Auch in den letzten Jahren gab es noch einige Durchzüge von Truppen, der Schauplatz des Krieges war aber hauptsächlich in Norddeutschland.

Zu den Kriegsnöten Hunger und Pest kamen noch Ueberschwemmungen, da der Rhein noch nicht eingedämmt war. Aus dem Jahr 1644 wird berichtet, daß die Wasser "mit großem Schaden den Rhein hinabgingen, daß die oberen Gemeinden Mietersheim, Dinglingen, Hugsweier. Ottenheim und Kürzell haben helfen müssen fronden. Aber das Wasser ist immer wieder durchgebrochen."

Der Frieden

Durch den Westfälischen Frieden wurde der unheilvolle Krieg im Jahre 1648 beendet. Die wenigen Bewohner, die den Frieden erlebten, konnten das Land nicht recht bebauen. Es fehlte an arbeitswilligen Menschen, an Saatgut, Zugtieren und vielem anderen. Ein Amtmann in der Ortenau schrieb in einem Bericht: "Die Bauern sind mehrenteils verdorben, gestorben, die ändern verloffen, das Land ist versoffen."

Viele Aecker lagen brach. Für wenig Geld konnte man große Güter erwerben. Aus den Gegenden, wo mehr Menschen übrig geblieben waren, hauptsächlich aus der Schweiz, wanderten viele ein, Knechte und Mägde, auch Handwerker.

Der Wiederaufbau geschah durch die Hilfe der Zurückgekehrten und Zugewanderten trotz der trostlosen Zustände doch ziemlich schnell. Eine lange Friedenszeit war dem jungen Geschlecht aber nicht beschieden.

Während die Deutschen durch den lang andauernden Krieg sehr geschwächt waren, hatten die Franzosen an Macht gewonnen. In den folgenden Kriegen kamen sie oft über den Rhein. 1677 - im holländischen Krieg - hatten Lahr und Dinglingen am meisten zu leiden. Sie wurden fast ganz in Asche gelegt.

"Wegen Krieg, Plünderung, Brand und Mangel an Sustensation" (Unterhalt) war der Pfarrer von Dinglingen geflohen, versah die Pfarrei Hasel und kehrte erst 1682 nach Dinglingen zurück. Im Jahr 1678 war so wenig angebaut worden, daß die armen Leute von Welschkorn, Obst und angeschmelzten Rüben leben mußten.

Im Pfälzer Krieg lag 1688 bis 1690 eine französische Armee bei Schuttern. Ein Reservekorps stand in und bei Dinglingen. "Jedermann war desfalls entflohen und stunden die Pferde in der Dinglinger Kirche und Dinglinger Häusern, scheuern und stallen."

1698 brach die Ruhr aus, und es gab viel mehr Sterbefälle als in andern Jahren.

Not und Elend ohne Ende brachte das unglückselige 17. Jahrhundert.

Roll, Max: - Zur Geschichte von Dinglingen (IV) - Der Altvater, 1.6.1957 - Seite 43 - 44

Nach kurzer Friedenszeit brach 1701 der Spanische Erbfolgekrieg aus. Er dauerte dreizehn Jahre und wurde teilweise in Deutschland geführt. Ein französischer Marschall kam 1703 mit einem Heer von 40 000 Mann in die Gegend von Lahr. In Dinglingen war das Hauptquartier. Die Bewohner hatten Einquartierungen, Lieferungen, Schanzarbeiten und Plünderungen zu erdulden. Bis über Kippenheim hinaus räumten die Feinde die Felder ab. Es fehlte wieder an Lebensmitteln. Viele Bauern wurden Bettler. In den Totenbüchern aus dieser Zeit wurde oft eingetragen: "ein Bettler" oder "auf dem Bettelkarch hierher gebracht". Manche Dinglinger hatten in Lahr Zuflucht gefunden. Die Zurückgebliebenen wurden durch "Kriegskontributionen" (Beisteuern) so sehr ausgesogen, daß sie verarmten. Auch 1713 waren die Kriegslasten besonders hart.

Als der Krieg vorbei war, konnten die Gemeinden die Schulden, die ihnen die Herrschaft in ihrer Zwangslage aufgebürdet hatte, nicht bezahlen. 1718 baten sie um Zahlungsfrist "wegen vielen von dem leydigen Krieg herrührenden Schulden und der bekannten Armuthei in der ganzen Bürgerschaft".

Es folgten dann ein wenig bessere Zeiten. Die Kriege hörten nicht auf, wurden aber geordneter und menschlicher geführt. Kriegslasten gab es immer wieder. Jedoch Plünderungen und sinnlose Zerstörungen kamen nicht mehr so häufig vor. Aber die Gemeinden wurden genötigt, große Zahlungen zu leisten, "welche zwar mit großer Noth und Kummer dermahlen von den Gemeindegliedern unter Ach und Wehe erpreßt und eingezogen wurden".

1733 rückte eine französische Armee von 50000 Mann über den Rhein. Da gab es drückende Winterquartiere bis in den Mai. Dinglinger, Mietersheimer und Hugsweierer flüchteten nach Lahr. 1736 baten Dinglingen und Mietersheim um die Bewilligung von 100 Klaftern Holz, um die Kriegskosten zu decken. Dinglingen hatte in Straßburg Geld geliehen. Auch 1747 wurde wieder Holz angefordert. Diesmal war Dinglingen an die Stadt Lahr verschuldet.

Bis zur Französischen Revolution war dann eine ruhige Zeit. Erst 1796 zogen wieder Truppen durch die Gegend. Dabei wurden die Felder ihrer Sommerfrüchte beraubt. In Dinglingen seien "50 und mehr Feinde 10 Tage lang auf einem Hof gelegen" und hätten "das Holz zur Lust verbrannt". "Wegen der kläglichen geldlosen Zeiten werden güther genug um den halben Preis vor eigen verkauft und verlehnt, und viele können gar nicht angebracht werden."

Anschließend folgte "die Zeit Napoleons" der nicht nur dauernd Krieg führte, sondern auch bei uns willkürlich herrschte. Das Land Baden, der Stiefel, wurde damals gebildet, und die Nassauer mußten 1803 die Herrschaft Lahr abtreten. Dinglinger waren an den Feldzügen Napoleons auf französischer Seite beteiligt, und nur einzelne kehrten 1813 aus Rußland zurück.

Als Napoleon 1815 besiegt war und die Kriegskosten noch lange auf den befreiten Menschen lasteten, kam ein neues Unglück über sie. Im Jahre 1816 war die Ernte so gering, wie man es noch hie erlebt hatte. Das Frühjahr und der Sommer waren so kalt und naß, daß nichts recht zur Reife kommen konnte. Mangel und Wucher trieben die Preise in die Höhe, der Hunger hielt in vielen Familien seinen Einzug. Sie wurden aber durch Vereine und Geldspenden der Reichen von Lahr unterstützt. Die Dinglinger durften in Lahr Suppe holen und zahlten für den Schoppen zwei Kreuzer. Der Pfarrer ließ wöchentlich in der Gemeinde sammeln und Brot, Kartoffeln und Gemüse an die Armen austeilen. Die Not dauerte bis zur Ernte von 1817.

Das 19. Jahrhundert unter der Regierung der Großherzöge von Baden brachte einen Aufstieg für das Land. Nur in den Jahren nach der badischen Revolution von 1848 und 1849 erfolgte ein Rückschlag. Viele Freiheitskämpfer verließen ihre Heimat. Auch schlechte Ernten veranlaßten manche zum Auswandern nach Amerika. Durch Nässe und Kartoffelkrankheiten entstand wieder Mangel und Teuerung. Grundstücke wurden wiederholt zur Versteigerung angeboten, weil sich kein Käufer gefunden hatte.

Die Kriege von 1866 und 1870/71 waren nicht so tiefgreifend für die Bevölkerung wie die früheren und späteren. Nach der Gründung des Deutschen Reiches erfolgte dann ein weiterer Aufstieg, der durch die Friedenszeit begünstigt wurde und zu einer besseren Lebenshaltung führte.

Die Kirche

Nachdem 100 Jahre lang mit wenig Unterbrechungen Kriegsnot geherrscht hatte, hofften die Dinglinger 1718 auf bessere Zeiten. Nun wollten sie die Kirche, die in einem jämmerlichen Zustand war, wieder so gut als möglich einrichten. Pfarrer, Schultheiß und Heimburger richteten ein Schreiben an die Herrschaft. Darin steht: "Die hiesige Kirche in Dinglingen ist in vorigen Kriegszeiten sehr ruinieret und seit der Zeit, weil man des Friedens noch nicht versichert gewesen, noch nicht reparieret worden, daher außer den gerichtsstühlen und einiger anderen, die ein jedes vor eigene Bezahlung machen lassen, die übrigen Manns- und Weiberstühle auf beiden Seiten mangeln. Anstatt derselben sind einige Tielen und Bretter auf Steine hin und wieder gelegt worden. Wegen Ermangelung der Kirchenstühle, teils auch wegen der elenden einfallenden Sitze sind Streitigkeiten und Unordnungen entstanden."

Sie baten um eichene und forlene Holzstämme und Sägklötze für Dielen. Das Holz wurde aus dem Wald bewilligt. Hans Jacob Langenbach, der Zimmermann, übernahm die Arbeit. Es wurden eingebaut: ein neuer Lettner, ein neuer Boden und neue Stühle aus Eichenholz.

1764 wurde die Kirche wieder repariert und erweitert. Ihr Zustand war aber so schlecht, daß 1776 der Bau einer neuen Kirche in Angriff genommen wurde. Der Turm war baufällig, der Dachstuhl des Langhauses war faul. Die Mauern waren zu schwach, einen neuen Dachstuhl zu tragen. Als der Turm abgebrochen war, mußte man auch das Langhaus niederlegen.

Die Heiligenschaffney sollte die Kosten für den Wiederaufbau aufbringen. Da gab es bald Zahlungsschwierigkeiten. Die Bauleitung erhielt der Lahrer Menhard. Die Bewohner von Dinglingen und Mietersheim sollten fronen. Wer nicht fronen wollte, sollte Taglohn bezahlen. 53 wollten fronen.

1784 beschwerte sich Menhard, daß er vom Schaffner das Geld nicht erhalten, so daß der Kirchbau verzögert werde. Und Haenle, der Landoberschultheiß und Heiligenschaffner, beantragte, den Menhard bei Wasser und Brot eintürmen zu lassen, weil er die Kirche nicht weißeln wollte, bevor abgerechnet ist. Auch der Pfarrer Grill fand bei Haenle wenig Entgegenkommen für seine Wünsche. Die Kosten für den Kirchenbau mit dem Turm betrugen 13 350 Gulden. Trotz aller Einsprüche des Geldgebers wurde schließlich eine Kirche fertiggestellt, deren Turm künstlerisch hoch geschätzt wird. Im Juli 1786 wurde er vollendet

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Die Kirchweihe wurde schon am 19. Dezember 1784 gefeiert, als das Langhaus fertig war. Pfarrer Müller, der Nachfolger des Pfarrers Grill, hielt den Festgottesdienst. Dazu verfaßte er. ein Gedicht, das in Musik gesetzt und von zwei Sängern und einem Chor vorgetragen wurde. Auch eine Musikkapelle wirkte mit.

Über das Festessen sind ausführliche Nachrichten erhalten. Es wurden drei große Tische aufgestellt. Am ersten im Pfarrhaus saßen die hohen Herrschaften von den "Aemtern und der Kirche. Da wurde Suppe, Rindfleisch, Gemüse mit Auflage, Fisch, Braten, Salat, Weckkuchen und Kaffee aufgetragen. Der zweite und der dritte Tisch standen im Schulhaus. Für den zweiten (Lehrer, Sänger und Musiker) wurde der Kaffee gestrichen, und am dritten Tisch (Gemeinde- und Kirchenangestellte) wurde außerdem Fisch und Kuchen eingespart. Der Wein und das Brot wurden von den Gemeinden Dinglingen und Mietersheim gestiftet.

Baumeister Menhard und die Handwerker wurden erst eingeladen, als der Oberamtmann Langsdorff es verlangte.

Für Rindfleisch wurden 7 Kreuzer (20 Pfennig), für Kalbfleisch 6 und für Schweinefleisch nur 4 Kreuzer für das Pfund bezahlt. Für geräuchertes Schweinefleisch dagegen wurden 15 Kreuzer, und für Butter 16 Kreuzer verlangt.

Das Pfarrhaus

Nach dem großen Brand von 1677 wurde das Pfarrhaus nur notdürftig aufgebaut, so daß es nicht lange standhielt. In den folgenden Kriegen wurde es schwer beschädigt. Bei der allgemeinen Armut wurden aber nur die nötigsten Ausbesserungen vorgenommen. In einer Friedenszeit suchte Pfarrer Boch 1727 um einen Neubau nach. Aber 1750 wurde bei einem Augenschein von Sachverständigen immer noch festgestellt, daß es schlecht steht: "Der untere Stock ist faul, das Bauchhaus hinden will zusammenfallen und muß gestibert werden zur noth."

1752 suchte Pfarrer Deusner um einige Reparaturen nach. Es kam aber dann zu einem Neubau.

Der Pfarrer konnte im alten Haus wohnen, bis das neue stand. Also stand das alte Pfarrhaus auf einem anderen Platz. 1756 wird von Fronen berichtet: "und müssen wir uns wohl demselben mit Geduld unterworfen", an einer anderen Stelle: "zu einer kleinen Ergötzlichkeit und Erquickung der gewöhnliche Fronwein."

Der Heiligenschaffner Deimling schätzte 800 Fuhren und empfahl die Abgabe von 18 Ohm (1 Ohm 48 l). Sein Vorschlag wurde aber wegen "Consequenz" (Folgen) abgewiesen.

1756/57 wurde das neue Pfarrhaus gebaut. Es gehörten dazu: Scheuer, Holzschopf, Schweinestall, Wasch- und Backhaus. Als Besoldung erhielten die Pfarrer teilweise Korn, Hafer, Wein und Holz. Vor dem Brand hatten sie auch Vieh gehalten. Nachher fehlten ihnen Stall und Scheuer. Aecker, Wiesen, Weingarten und Fischwasser standen ihnen zu. Geld erhielten sie teils von der Heiligenschaffney Lahr, teils von der Gerber- und von der Schuhmacher-Bruderschaft zu Lahr. In der Notzeit kamen die Gerber und Schuhmacher ihrer Verpflichtung nicht immer nach.

Die Schule

Im Dinglinger Kirchenbuch aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges wird ein Lehrer Lockweiler erwähnt. Nachher, 1667, war der Schulmeister und Sigrist Hans Jakob Ris von Lahr in Dinglingen tätig. Er lehrte lesen, schreiben, singen, Katechismus, Psalmen, Morgen-, Abend- und andere Gebete. Es gab noch kein Schulhaus, "die Schule war bei einem Bürger, aber mit großer Ungeborgenheit". Bei der Kirchenvisitation wurde auf ein Haus bei der Kirche, das mit geringen Kosten zuzurichten wäre, hingewiesen.

1673 hatte die Gemeinde dieses Haus gekauft, "ist hiervor nur ein Beinhäuslein auf dem Kirchhof gewesen, so man zu einem Wohnhaus ziemlich notdürftig zugerichtet". Das war das erste Schulhaus in Dinglingen. Dem großen Brand 1677 ist es nicht zum Opfer gefallen.

1698 war Franz Jamm von Lahr, seines Handwerks Schuster, Schulmeister in Dinglingen. Er ist ein Stammvater des Stadtparkstifters und kam von Frauenfeld in der Schweiz. 1668 wurde er als Bürger in Lahr aufgenommen. Sein Einkommen als Schulmeister in Dinglingen bestand teilweise aus Roggen: "Wer einen Pflug, zahlt jährlich einen Bester, ein Taglöhner einen halben Sester. Dabei ist die Verdrießlichkeit, daß der Schulmeister selbst von Haus zu Haus solche Frucht einsammeln muß, wobei er vor manchem Haus 3 oder 4mal kann abgewiesen werden." Er hatte 50 Schüler. Jeder zahlte wöchentlich 4 Pfennig Schulgeld, das waren 2 Kreuzer. Im Sommer wurde keine Schule gehalten.

Auf dem Kirchhof wurde 1767 ein neues Schulhaus gebaut, nachdem das notdürftige hundert Jahre bestanden hatte.

Als wieder hundert Jahre verflossen waren und sich die Gemeinde bedeutend vergrößert hatte, wurde das Anwesen der Witwe Erhardt als Bauplatz für das neue Schulhaus erworben. 1875 wurde es fertiggestellt. Es enthielt 3 Schulzimmer und 2 Lehrerwohnungen. Dem dritten Lehrer wurde Wohnungsgeld zugewiesen.

1910 wurde, der Anbau geplant und 1911 gebaut. Zwei weitere Schulzimmer, eine Schulküche und ein Volksbad konnten eingerichtet werden. Schließlich mußten auch die Lehrerwohnungen als Schulzimmer umgebaut werden.

Die Gemeinde hatte sich dauernd vergrößert. 25 Jahre nach der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, 1673, hatte Dinglingen 276 Einwohner, 1698 waren es 350, 1726 zählte man 534, und 1830 schon über 1000 Einwohner, 1868 waren es mehr als 1400, und 1875 über 1600.

Der erfolgreiche Lehrer Leuthauser war 1775 noch allein und hatte 3 Klassen zu unterrichten. 1830 erhielt der Lehrer Stolz einen Provisor (Hilfslehrer), den er selbst versorgen mußte. 1838 wurden 180 Schulkinder von einem Hauptlehrer und einem Unterlehrer unterrichtet. Erst 1875, als das neue Schulhaus gebaut war, gab es in Dinglingen 3 Lehrer für 250 Schüler. 1886 war die Schülerzahl auf 335 gestiegen, die Zahl der Lehrer war gleich geblieben.

Als 1876 die Gemeinschaftsschule eingeführt wurde, war Pfarrer Wernigk Vorsitzender des Ortsschulrats, trat aber dieses Amt bald ab. August Kali kam damals als Hauptlehrer nach Dinglingen.

1892 wurde das Schulgeld aus der Gemeindekasse bezahlt. Vorher mußte es für jedes Kind von den Eltern aufgebracht werden.

Roll, Max: - Zur Geschichte von Dinglingen (IV) - Der Altvater, 19.6.1957 - Seite 51 - 52

Die gemeine Stube

Wie in andern Dörfern fanden die Ratsversammlungen früher in Dinglingen in der "Stube" statt. Das war wohl das älteste Wirtshaus. Es gehörte der Gemeinde und diente auch als Rathaus.

1657 wird Marie Reuterin als "Stuben"-Wirtin erwähnt. Zwei Jahre später war der gewesene Leutnant Urbani Amann "Stuben"-Wirt. Ihm folgte Hans Betz, der nach Lahr zog und Lebkuchenbeck wurde. 1673 war Joh. Ulrich Koch, der Maurer, "Stuben"-Wirt. Als 1677 das Dorf gänzlich eingeäschert wurde, verbrannte auch das Rathaus oder die gemeine "Stube".

Weil man die erforderlichen Geldmittel nicht aufbrachte, um das Rathaus auf gemeine Kosten wieder aufzubauen, überließ die Gemeinde den Platz 1699 gegen 6 Gulden jährlichen Zins dem Zacharias Vogel. Dieser baute dort ein Haus auf eigene Kosten, erhielt die Weinschenksgerechtigkeit und stellte seine "Stube" für die gemeinen Verrichtungen zur Verfügung. Das Gebäude brannte 1727 nieder, weil der Wirt im Stall mit bloßem Licht unachtsam herumgegangen sei.

Als der Sohn Abraham wieder bauen wollte, wehrte sich die Gemeinde dagegen und erklärte, sie wolle selbst bauen. Nach langwierigen Verhandlungen entschied die Juristenfakultät Gießen, daß die Gemeinde die "Stube" auf eigene Kosten wieder aufbauen darf.

Nun baute sich Abraham Vogel ein eigenes Haus. ("Mit Nachbarn baut man Häuser", sagte man damals.) Der Landschreiber Posth empfahl sein Gesuch um Erteilung der Schildgerechtigkeit. Er erhielt die Erlaubnis, eine Gasthalterei und Wirtschaft zu betreiben. Sie sollte das Schild zum "roten Ochsen" erhalten. Vogel entschied sich aber für das Schild "zur Sonne". Die Gemeinde konnte auf dem "Stuben"-platz nicht bauen, weil sie mit Schulden aus der Kriegszeit zu stark belastet war. Obgleich sie vom Oberamt Lahr unterstützt wurde, mußte sie sich schließlich damit abfinden, daß Abraham Vogel gegen ihren Willen 1735 mit Hilfe des Landschreibers Posth für die "Sonne" auch das Stubenrecht erhielt, wie es sein Vater auf der alten "Stube" besessen hatte.

Der Brandplatz der Gemeinde-Stube lag der "Sonne" gegenüber und wurde nicht mehr überbaut.

Dinglinger Mühlen

Der Graf Ludwig von Nassau bewilligte 1598, daß der Landschreiber Daniel Mappes eine "Hanfblauelmühle" auf der Schutter zwischen dem Dorf Dinglingen und der Eichbrücke erbauen darf.

Zwei Gänge brauchte er für das Hanfwerk, den dritten für eine Walkmühle. 1602 richtete er einen Gang für ein Mahlwerk ein.

Die Mühle wechselte oft den Besitzer. 1649, nach dem Dreißigjährigen Krieg, gehörte sie den Erben des Hans Rötenbach. Diese sollten eine Schuld von 100 Gulden bezahlen. Sie baten um Aufschub, mußten aber die Mühle für 260 Gulden verkaufen. Der Schauenburgsche Gutsverwalter in Offenburg war der Käufer. Später wurde sie "Schallers Mühle".

Die obere oder gelbe Mühle wurde schon 1550 als Erblehen in einem Gefällverzeichnis der Markgrafen von Baden und Grafen von Nassau genannt. 1628 war der Schultheiß Jakob Rummel Lehensmann. Als er 1637 gestorben und sein Sohn in der Fremde verschollen war, verzichtete die Tochter auf das Lehen. Die Mühle war während des Krieges "in gänzlichen Ruin und Abgang kommen, das Gebäude eingefallen, Wasserbau und Mühlwerk verdorben, das Wasser hatte sich bey einem Musqwetenschuß weit von der Mühlen gewendet."

1651 bat der Müller Michel Finlin von Hugsweier, daß man ihm die Mühle als Erblehen überlasse, er wolle sie wieder aufbauen. Als Lahr und Dinglingen 1677 in den Franzosenkriegen niedergebrannt wurden, ging auch die Mühle in Flammen auf. 1683 baute sie Adam Klein von Willstett wieder auf.

Das Waisenhaus

Das Lahrer Waisen- und Rettungshaus in Dinglingen eröffnete der Kaufmann Ferdinand Fingado 1849 in seinem Haus in der Friedrichstraße (beim Landratsamt) in Lahr. Als seine Räume für die Zahl der Kinder nicht mehr ausreichten, kaufte er in Dinglingen von dem Posthalter Bär das alte Postgebäude. 1853 zog er mit 53 Kindern von Lahr nach Dinglingen. Fingado schenkte das Haus der Anstalt. 1908 fielen die Gebäude einem großen Brand zum Opfer. Darnach entstand der Neubau.

Zollbrücke und Zollkrieg

Seit 1471 hatte die Stadt Lahr das Recht, in Dinglingen an der Schutterbrücke einen Zoll zu erheben. Dafür war sie verpflichtet, Brücken und Wege zu unterhalten. Als die Herrschaft Lahr badisch geworden war, wurde die allgemeine Zollordnung eingeführt. Lahr durfte aber immer noch ein Brückengeld erheben.

Die alte Brücke war baufällig. Darum wurde 1813 eine Notbrücke erstellt. Die Stadt mußte sie bezahlen, obgleich sie sich weigerte. Die neue Brücke wurde 1818 gebaut. Der Kostenanschlag war 9400 Gulden. Weil sie in doppelter Breite errichtet, wurde, übernahm die "Chausseekasse" die Hälfte. 1819 wurde das alte Zollrecht der Stadt aufgehoben. Dafür wurde sie von den Brückenkosten befreit.

Im letzten Jahr der Nassauer Herrschaft, 1802, erhielt Dinglingen die Erlaubnis, ein Weggeld zu erheben, damit die "Gemeinde die zugewiesene Strecke der Landstraße unterhalten könne. Der Lahrer Handelsmann Pannifex trug in sein Tagebuch ein, was dann geschah. Im unteren Dorf bei des Kurtzen Haus wurde ein Zollstock mit einem Schlagbaum errichtet und von jedem Pferd oder Stück Vieh ein halber Kreuzer erhoben.

Weil auch die Lahrer innerhalb der Grenzen ihres Zollprivilegs Chausseegeld zahlen sollten, empörten sie sich dagegen. Bei der Regierung fanden sie kein Entgegenkommen. Das Verhältnis zu der Bürgerschaft, die ihre Freiheit liebte und verteidigte, war gespannt.

Da zogen etwa 1000 Einwohner von Lahr in Begleitung des Stadtrats nach Dinglingen, rissen den Zollstock um und schafften den Schlagbaum weg. Die Regierung betrachtete das als Aufruhr und ließ die Stadt durch 350 Mann württembergische Truppen besetzen. Als der Zollstock wieder aufgerichtet war und die Stadt 5903 Gulden und 36 Kreuzer Kosten bezahlte, zogen die Besatzungstruppen nach 5 Tagen wieder ab. Der Lahr-Dinglinger Zollkrieg war also schnell beendet, und unblutig war er auch.

Trennung und Vereinigung

Als Dinglingen und Mietersheim mit Lahr noch eine gemeinsame Gemarkung hatten, erklärte der Lahrer Schultheiß Schnitzler im Jahre 1698, daß die Dinglinger darauf ausgehen, einen eigenen Bann zuweg zu bringen. Sie müßten leiden, daß Dinglingen im Lahrer Bann liege, und sollten sie toll und unsinnig darüber werden. Damals erregten sich die Gemüter wegen der Trennung und später ebenso wegen der Vereinigung.

Der Dinglinger Bann wurde 1786 und 87 von Deißinger vermessen. Dieser schrieb: "solcher ist vor diesem niemalen vermessen worden." Bis 1799 besaßen Lahr, Dinglingen und Mietersheim die Waldungen noch gemeinsam. Bei der Teilung erhielt Lahr die Hälfte. Von der anderen Hälfte wurden Dinglingen zwei Drittel und Mietersheim ein Drittel zugeteilt.

Schon im folgenden 19. Jahrhundert haben weitblickende Männer die Entwicklung der Stadt Lahr nach Westen vorausgesehen. Weinbrenner führte seinen Erweiterungsplan für Lahr in diesem Sinn aus. Die Lahrer Bürger konnten aber nicht dafür gewonnen werden. Und als die Hauptbahn geplant wurde, erklärte der Minister Winter, Lahr werde sich gegen Westen ausdehnen. Alle Bemühungen der Lahrer galten aber dem Ziel, die Hauptbahn an die Stadt heranzuführen. Erst als die Hoffnung auf einen Erfolg aufgegeben war, dachte man daran, gegen die Hauptverkehrslinie vorzustoßen. Dazu gehörte vor allem, daß Dinglingen mit Lahr vereinigt werde. Die Einwohner mußte man für den Plan gewinnen, weil man ihre Gemarkung brauchte. Das wußten die Dinglinger, darum waren die Verhandlungen schwierig.

Die erste Versammlung unter der Überschrift "Vereinigung" fand im Oktober 1920 statt. In der zweiten wurde folgende Resolution angenommen: "Die am 2. November 1920 im Kronensaal in Dinglingen versammelten Bürger von Dinglingen und Lahr ersuchen ihre Gemeindeverwaltungen, unverzüglich in Verhandlungen zur Herbeiführung einer Vereinigung der beiden Gemeinden einzutreten."

Eine Gegenversammlung fand dann im Adler statt. Die Forderung, daß keine Verhandlungen stattfinden sollten, fand 700 Unterschriften.

Langenwinkel wünschte eine Vergrößerung seiner Gemarkung oder Anschluß an Dinglingen. Das Bezirksamt schlug vor, die beiden Eingemeindungen von Dinglingen und Langenwinkel gleichzeitig zu behandeln. Auch wegen der Eingemeindung von Mietersheim schwebten seit 1907 Verhandlungen.

In Dinglingen fand 1920 noch eine Versammlung im Hirschen und eine Vorabstimmung statt. 1921 versuchte man, durch Besprechungen des Stadtrats und des Dinglinger Gemeinderats weiterzukommen. Im Juni 1922 legte das Bezirksamt einen Entwurf über die Vereinigung der Gemeinde Dinglingen mit der Stadt Lahr vor. Dann folgte in Dinglingen der Rücktritt des Bürgermeisters.

Als die Gemeinde einen Berufsbürgermeister erhalten hatte, wurden die Besprechungen 1925 beim Bezirksamt fortgesetzt. Dinglingen stellte seinem Vertragsentwurf den Satz voran: Kommt die Stadt Lahr den übernommenen Verpflichtungen in der vorgesehenen Zeit nicht nach, so ist die Gemeinde Dinglingen zum Rücktritt von diesem Vertrag berechtigt. Das wollten die Lahrer nicht unterschreiben. Es Kam zu keiner Einigung, obgleich die Stadt als Sicherung ihren gesamten Waldbestand anbot.

1926 lehnte der Dinglinger Gemeinderat mündliche Verhandlungen ab. Auch 1930 erhielt der Lahrer Oberbürgermeister den gleichen Bescheid. 1932 veranstaltete das Bezirksamt im August eine Tagfahrt im Rathaus in Lahr. Die Stadt hatte beantragt, daß das Staatsministerium von der Notverordnung vom 9. Oktober 1931 Gebrauch machen und Lahr, Dinglingen und Mietersheim vereinigen möge.

Dieser Vorschlag einer Zwangsvereinigung erregte in Dinglingen heftigen Widerspruch. Im Bürgerausschuß bezeichnete man den Lahrer Antrag als eine Ueberrummpelung. Das war das Vorspiel zu dem, was im folgenden Jahr zur Ausführung kam.

Im März 1933, als die Nationalsozialisten an der Macht waren, fragte der Lahrer Oberbürgermeister an, ob Dinglingen nunmehr beredt sei, über eine Vereinigung mit Lahr zu verhandeln. Er erhielt keine Antwort. Im Mai erinnerte er an sein Schreiben. Noch im gleichen Monat berief der Dinglinger kommissarische Bürgermeister die Gemeinderäte und Gemeindeverordneten zu einer Besprechung über einen Antrag des Innenministers Pflaumer: Zusammenlegung der Gemeinden Dinglingen, Mietersheim und Langenwinkel mit der Stadt Lahr durch ein Ermächtigungsgesetz. Dann folgte Mitte Juli 33 eine Besprechung im Bezirksamt, die der Kreisleiter einberief. Und schon am 29. Juli 1933 erschien das Gesetz über die Vereinigung der Gemeinde Dinglingen mit der Stadt Lahr.

Es wurde befohlen: "Die Gemeinde Dinglingen wird mit Wirkung vom 1. Oktober 1933 mit der Stadt Lahr zu einer einfachen Gemeinde vereinigt."

Das Bezirksamt sollte einen Gemeinderat und zwei Bürgerausschußmitglieder als Vertreter für Dinglingen bestimmen. Im übrigen könne die Stadt Lahr mit der Gemeinde Dinglingen eine Vereinbarung über die näheren Bedingungen der Vereinigung treffen. Soweit nicht bis zum 1. September 1933 eine genehmigungsfähige Vereinbarung vorliegt, kann der Minister des Innern im Verwaltungswege weitere Bedingungen für die Vereinigung festsetzen.

Damit war die Entscheidung gefallen. Dinglingen hatte seine Selbständigkeit verloren.

In den folgenden Verhandlungen konnte man sich nicht einigen über Straßenkosten, Gemeindesteuerermäßigung und die Ausdehnung der Getränke- und der Hundesteuer auf Dinglingen.

Bei einer Besprechung am 13. September in Karlsruhe wurde beantragt, daß das Ministerium des Innern die Bedingungen für die Vereinigung der Gemeinde Dinglingen mit der Stadt Lahr im Verwaltungswege festsetze.

Das geschah durch die Verordnung vom 19. Oktober 1933. In der Streitfrage der Steuerermäßigung wurde bestimmt, daß Lahr zehn Elftel und Dinglingen ein Elftel der Gemeindesteuern zu decken habe. Die Dinglinger erhielten einige Zugeständnisse auf 10 oder 15 Jahre. Ueber die Schulverhältnisse sollten weitere Verordnungen folgen.

Die letzte Sitzung des Dinglinger Bürgerausschusses fand am 28. September 1933 statt. Das Bezirksamt hatte angeordnet: "Der Bürgermeister von Dinglingen wird veranlaßt, unverzüglich die Zustimmung des Bürgerausschusses zu dem Entwurf und den Ergänzungen herbeizuführen."

Mit 10 gegen 5 Stimmen lehnte der Bürgerausschuß den Vertrag zur Eingemeindung ab. Dagegen in Lahr stimmte der Bürgerausschuß dem Vertrag einstimmig zu. Sein Ziel war erreicht.

Den Abschluß soll eine Bemerkung eines Dinglingers bilden, dessen Vorfahren aus Lahr kamen. Er sagte bei einer der 8 privaten Versammlungen im Jahre 1925: "Die Eingemeindung ist wie eine Heirat der Jungfer Tundelinga mit Lahr. Dazu wird gesagt, die Braut müsse eine Aussteuer mitbringen. Die Tundelinga ist eine alte und spröde Jungfer, die sich nur schwer entschließen kann, eine Liebesheirat mit Lahr einzugehen, doch ist nicht ausgeschlossen, daß es noch Zu einer verständigen Vernunftehe kommt."

Nach Dinglinger Akten im Lahrer Stadtarchiv und Aufzeichnungen des Pfarrers Ludwig

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