Ell, Emil: Reiche Geschichte um Stiftskirche und Stift zu Lahr


I bis XIII in Der Altvater vom 11.1.1986 bis 28. Juni 1986

- I -

Kirchenrat D. Friedrich Karl Bauer, in Lahr an der ersten Stìftspfarrei tätig in den Jahren 1880-1910, war Jahre nach der Wende zum 20. Jahrhundert Initiator einer Renovierung des Innenraumes der Stiftskirche Lahr. Es schien, als ob Kritik aufgelebt war wegen diesen Arbeiten. Als Kirchenrat D. Friedrich Bauer die Forschungen um das Werden des Stifts und der Stiftskirche abgeschlossen, fügte er dem Vorspann einen fast entschuldigend wirkenden Hinweis auf die in Gang gekommene Renovierung hinzu. Diese "Entschuldigung" las sich so: "Die derzeitige Renovation steht in gar keinem Verhältnis zu den früheren, weit größeren Veränderungen, wie sie die Stiftskirche in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts und früher erfahren hat. Die jetzige Renovierung ist keine andere, als wie sie jeder benutzte Raum von Zeit zu Zeit bedarf."

Grund zur Veröffentlichung der Bauerschen Stift- und Stiftskirchenchronik gaben die Veröffentlichungen 1985 anläßlich der 950-Jahr-Feier der Burgheimer Kirche, der Mutterkirche in der Raumschaft Lahr. Im wesentlichen folgt "Altvater" den Forschungen von Kirchenrat Bauer. Da und dort verzichtet "Altvater" auf weitausholende Passagen, um den Zusammenhang nicht zu stören. Andererseits hat "Altvater" Zusätze sich dort erlaubt, wo das politische Zeitbild stärker zu betonen war.

Emil Ell


Wann und wie wurde die Stiftskirche einst gebaut? Wie weit entspricht und entsprach sie ihren Anfangen? Die Fragen sind nicht unwichtig. Denn jede Herstellung muß mehr oder weniger der Zeit und der Art des Baues entsprechen, wenn sie nicht pietätlos nach unserem eigenen selbstsüchtigen Belieben und zu unserem vorübergehenden Nutzen geschehen soll. Es ist nur zu bedauern, daß die schriftlichen Überlieferungen aus früheren Jahrhunderten sehr spärlich sind und wir durch spätere Andeutungen erst Schlüsse auf frühere Zustände ziehen können.

Schon im Dreißigjährigen Krieg, und mehr in den französischen Kriegen, ist das meiste verloren gegangen und zerstört worden. Auch in Straßburg und in Basel, wohin man wertvolle Akten und andere Gegenstände in Sicherheit brachte, gingen sie zugrunde. So rühmt die Kirchenvisitation vom Jahre 1673 die feine Bibliothek von alten Büchern, welche sich noch bei dem Stifte befand. Man hielt sie für so wichtig, daß die Sendung eines Katalogs nach Durlach vom Markgrafen von Baden (Friedrich IV. - 1659-1677) befohlen wurde. Die Bibliothek wurde samt den Kirchenbüchern, welche noch vorhanden waren, durch die Franzosen im Jahre 1677 verbrannt. Gerettete Reste wurden später nach Basel gebracht, wo sie beim Brand des dortigen Markgräflichen Hofs 1697 ihren Untergang fanden.

Als Kirchenrat D. Friedrich Bauer nach 1880 Nachforschungen über das Alter der Stiftskirche einleitete, kam er bald zur Überzeugung, daß die allgemeine, auch von Oberbaurat Eisenlohr geteilte Annahme, nach welcher die Stiftskirche erst im 14. Jahrhundert erbaut sei, und nicht schon im 13. Jahrhundert, falsch sei. Obwohl Bauer mit dieser Ansicht oft abgewiesen wurde, überzeugte sich ein Kunstsachverständiger von der Richtigkeit bauerscher Forschungen, daß die Stiftskirche in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut ist, als einzelne unbestreitbar zu den ältesten Teilen der Kirche näher untersucht waren. Im 7. Band der Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden stimmte Prof. Wingenroth der Ansicht von Kirchenrat Bauer zu.

Veränderungen mannigfacher Art

Die Stiftskirche hat eine reiche Vergangenheit hinter sich, indem sie Wandlungen der mannigfachsten Art erlebt hat, wie wir sie nach ihrem jetzigen Stande uns nur schwer vorstellen können. Denn treten wir durch das Hauptportal ein, so macht die Kirche durch die Harmonie in ihren einfachen und doch schönen Kunstformen, durch die Planmäßigkeit der Anlage einen wohltuenden Eindruck. Man überschaut alsbald alle einzelnen Teile als ein Ganzes, und man fühlt unwillkürlich, wie alles auf das Zentrum hindeutet, zum verklärten Christus, der einem beim Eintritt durch das Hauptportal vom Mittelfenster des Chors vor Augen tritt mit seinem segnenden Gruße an die Gemeinde.

Kirchenrat Bauer wörtlich: "Wir finden hier ein Gotteshaus, welches die Gotik rein und sauber durchgeführt, aber nichts enthält, was nicht durchaus dem protestantischen Bewußtsein entspräche. Vor 65 Jahren (um 1840) noch konnte man nicht ahnen, zu welch herrlichem Gotteshaus die Anlage hier bestand." Dann verwies Bauer auf Amtmann Stein, der 1827 in der "Geschichte und Beschreibung der Stadt Lahr" schreibt:

"Die Kirche ist ein altes, unansehnliches Gebäude, welches seiner Größe und seinem Aussehen nach einer Stadt wie Lahr durchaus nicht entspricht, im Innern aber durch das erst dieses Jahr (1827) erfolgte Ausweißen und das Bemalen der Stühle, Kanzel und Orgel, besonders im Chor, viel gefälliger und freundlicher geworden ist."

In einem Bericht vom 9. August 1847 sagt der damalige Pfarrer Johann Georg Philipp Doll: "Die Kirche ist ungesund, unfreundlich und schlecht eingerichtet. Nirgends in der Kirche ist Symmetrie und Ordnung, überall Verbauung. Als eine vormalige Klosterkirche mit drei Schiffen hat man sie später durch Einbauung großer Emporen zu einer protestantischen Kirche umwandeln wollen, aber wirklich so geschmacklos und ungeschickt, daß man sich darüber nicht genug wundern kann. Dabei steckt die ganze Kirche so im Boden, daß man überall eine oder einige Treppen hinabsteigen muß, um in die inneren Räume zu kommen, die den Weg feucht, dumpf und moderig machen."

Dann ging Pfarrer Doll auf die Inneneinrichtung ein: "Die innere. Einrichtung ist verkehrt und schlecht. Dadurch, daß die Orgel im Chor über dem Altar ist, sind die großen Chorfenster teils vermauert, teils verstellt. Durch die Empore ist die ganze Kirche düster. Auf den Emporen sieht man nicht den Geistlichen und versteht ihn gar nicht. Dazu waren die Plätze verkauft, und die Käufer haben die Plätze nach ihrem eigenen Willen eingerichtet, wodurch ein Buntscheckigkeit in die Kirche kam, die jedes Auge unangenehm berührt. Jeder Kreuzer für Reparaturen ist verlorenes Geld!"

Stift und Stiftskirche Walter I. von Geroldseck zu danken

Lahr verdankt seine Kirche der frommen Stiftung der Heilika, Gemahlin Walter I., Grafen von Geroldseck. Sie hatte ihrem Gemahl anempfohlen, zum Heil ihrer und ihrer Eltern Seelen ein Haus zu gründen, in welchem zwölf Kranke gepflegt werden könnten. Bei dem damals außerordentlich regen Verkehr zwischen den Landstrichen diesseits und jenseits des Rheins und bei der machtvollen Stellung Walters von Geroldseck unter den Adeligen dieser Gegend, mochte Heilika das segensreiche Wirken der Augustinermönche in Maria de Steiga entweder selbst geschaut oder von ihnen gehört haben, oder von der Gründerin des Klosters in den Vogesen angeregt worden sein, ihrem Gemahl die Ausführung eines ähnlichen Werkes ans Herz zu legen.

Im Jahre 1221 hatte nämlich Hedwig, Äbtissin von Andlau, zum Schutz für arme Reisende und Kranke in einem unbewohnten Gebäude, in schauer erregender Wildnis, welche Räubern zur Zuflucht diente, die sich dem Arme der Gerechtigkeit entzogen hatten, in dem heutigen Obersteigen bei Wangenburg, drei Stunden von Dagsburg, ein Kloster Maria de Steiga gegründet. Die dorthin berufenen Brüder führten eine besondere Regel ein, welche die der Augustiner reformierte. Diese Reform gab einem besonderen Orden die Entstehung, welcher sich nach Steiga nannte.

Das Hospitz hatte sich unter den Schutz der Jungfrau Maria gestellt; daher der Name "Maria de Steiga". Die Mönche fanden reichliche Unterstützungen durch bedeutende Schenkungen. Heinrich und Boêmund von Geroldseck beschützten und bestätigten das Kloster in seinen Rechten. Bald waren die Klosterbrüder, deren Zahl sich von Tag zu Tag mehrte, so bekannt, daß sie Kolonien zu gründen veranlaßt wurden. So in Laridau, Dachstein, Lahr und Beerenberg bei Winterthur.

Gründungstermin Lahr: 1259

Nach Glöckler "Geschichte des Bistums Straßburg", 1875, entsprach Walter von Geroldseck im Jahre 1259 dem Willen seiner inzwischen verstorbenen Gemahlin Heilika und verpflichtete sich im Verein mit seinen drei Söhnen in öffentlicher Urkunde zu Straßburg, vier Brüder vom Kloster Maria de Steiga zu berufen, ihnen zwei Diener beizugeben und drei Personen zur Pflege der zwölf Kranken. Dabei verspricht Walter, aus seinem Vermögen den Mönchen so viel darzureichen, bis sie imstande sind, in dauerndem und ruhigem Besitz zu bleiben. Dazu gibt er ihnen Grund und Boden neben seinem Schloß zu Lare.

Zum Bau des Klosters wurde alsbald geschritten im Jahre 1259; ob auch zum Bau der Kirche? Das ist die Frage, die Kirchenrat Bauer beschäftigte. Wie schon angedeutet, wurde früher allgemein angenommen, die Kirche sei erst hundert Jahre später gebaut worden als das Kloster, keinesfalls früher als gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Als Beweis führte man an, daß an dem alten Turm die Jahreszahl 1412 angebracht war.

Stíftskirche mit dem alten Turm.

Nach Kirchenrat Bauer ist die Jahreszahl darum nicht maßgebend, weil selten in einer fortlaufenden Bauperiode der ganze Bau samt Turm fertiggestellt wurde, was hier um so weniger geschehen sein mochte, als die Kirche nur als Klosterkirche und nicht als Pfarrkirche gebaut wurde. Dazu hatte die Kirche bereits einen Turm, einen sogenannten Dachreiter zwischen dem Chor und dem Langhaus, welcher für die Bedürfnisse der Klosterbrüder vollständig genügte. Das ist nach Bauer auch der Grund, warum so viele Klosterkirchen eines eigentlichen Turmes entbehrten. So konnte auch der Turm der Stiftskirche erst später dazu gebaut sein. Diese Annahme wird dadurch bestärkt, daß die Fundamentierung des Turms eine ganz andere war, als die des Langhauses.

Kirchenrat Bauer bezeichnete es als kaum glaublich, daß die Augustinermönche in Lahr mit dem Bau der Kirche so lange gezögert haben, während sie mit dem Bau des Klosters auch den der Kirche verbanden. So war 1221 das Kloster in Maria des Steiga kaum gegründet, da wurde zu demselben auch die Kirche gebaut, und zwar im Übergangsstil, mehr romantisch als gotisch, wie in "Kunst und Altertum im Unterelsaß" (1876 von Kraus) nachzulesen ist.

Keineswegs nimmt D. Bauer an, daß die Brüder zu Lahr mit dem Bau der Kirche hundert Jahre gezögert haben, während es ihnen an den dazu nötigen Mitteln durchaus nicht fehlte. Auch ist der Wortlaut der Zustiftungen, welche sehr bedeutend sind, in den Urkunden nicht anders zu erklären, als daß beides, Kloster und Kirche, zu gleicher Zeit gebaut wurden; die Kirche wenigstens in ihren Anfangen, und zwar vom Chor aus.

20 Mark Silber...

Schon 1267, also acht Jahre nach der Gründung des Klosters, bestimmten Walter von Geroldseck, sein Sohn Heinrich und sein Enkel Heinrich in öffentlicher Urkunde 20 Mark Silber, und zwar zehn im Banne des Dorfes Lare, fünf im Banne von Meißenheim und fünf im Banne von Osthoven ausdrücklich zum Unterhalt für ihre Kirche oder Kloster. Nach weiteren acht Jahren, 1275, verkauften Graf Walter, Heinrich von Veldenz sein Sohn, Walter und Hermann Herrn Hermanns des Landvogts seligen Sone von Geroldseck dem Prior und den Brüdern von Lare "und ihrem Gottshauß" die "zwe-en Höfe, die wir zu Sulz hatten", um 10 Mark. Ferner schenkten sie dem Kloster 3 Pfund Pfennig zu Dinglingen, 3 Pfund Pfennig zu Eichene (Ichenheim) und 2 Pfund zu Müllheim.

"Nehmen wir nun an", schreibt Kirchenrat D. Bauer, "es haben die in den uns erhaltenen Urkunden der Stiftung und Zustiftung genau aufgeführten Geschenke an Geld usw. zusammen mit dem Versprechen Walters in der Urkunde vom Jahre 1259, aus ihren eigenen Mitteln die Brüder solange zu unterhalten, bis sie eine gesicherte Existenz hätten, so wäre es geradezu widersinnig, anzunehmen, die Brüder hätten mit dem Bau der Kirche gewartet, während sie anderswärts so rasch und so schön zu bauen verstanden".

Der Annahme des Baues noch im 13. Jahrhundert entspricht aber auch der ganze Bau der Kirche selbst. Dazu Professor Wingenroth: "Fast zur nämlichen Zeit wie die Schloßbauten stifteten die Dynasten das erwähnte Kloster und begannen den, man darf sagen, glänzenden Bau der stattlichen Kirche in den Formen des Übergangstiles und der frühesten Gotik, wohl ehe ihre Mittel in den Kämpfen des Bischofs Walter von Straßburg so beträchtlich geschwächt wurden." Dazu bemerkte Bauer, daß der Stifter des Klosters, Walter von Geroldseck, der 1277 starb, seine Machtstellung durch seine Reichtümer zu festigen suchte. Sein Sohn Hermann, wurde Landvogt im Elsaß und in der Mortenau und sein Sohn Walter Bischof zu Straßburg. Die Bischofswahl soll Walter I. mit seinen reichen Mitteln aus den ergiebigen Silberbergwerken in Prinzbach beeinflußt haben.

Der Bischof mit dem ganzen Geroldseckischen Haus vertrat "die Reaktion des Landesherrn gegen die immer weiter um sich greifende Entwicklung städtischer Freiheit. Vor den elementarischen Kräften des Straßburgischen Volksheeres sank die Blüte der Ritterschaft in den Staub". In der Schlacht bei Hausbergen, 14. Juli 1261, wurden 60 Ritter getötet, 70 Adelige gefesselt nach Straßburg geführt, der Leichnam des Landvogts Hermann von Geroldseck wurde mit abgehauenen Händen, furchtbar verstümmelt, auf dem Schlachtfeld gefunden. Bischof Walter starb am 21. Februar 1263, der Krieg aber wurde erst mit dem Frieden zu Kappel am Rhein am 22. Juli 1266 beendigt.

Fenster geben Rätsel auf

Allem bis jetzt angeführtem scheint das Fenstermaßwerk entschieden zu widersprechen, welches einer späteren Epoche der Gotik angehört, selbst im Chor. Aber die Kunstformen der Fenster sind nicht mehr die ursprünglichen, mit Ausnahme des mittleren Hauptfensters im Chor. Dieses trägt ganz und gar das Gepräge der Frühgotik an sich in seinem Stab- und Maßwerk. Die Pfosten sind als Rundsäulen gebildet und haben oben, wo sie in den Bogen übergehen, Kelchkapitelle mit den flachen Kämpferplatten, von denen die runden Wülste ausgehen, welche die Spitzbögen, den großen Spitzbogen und die drei Vierpässe umziehen. Nach Wingenroth haben wir so die Formen und die Anlagen der frühesten Gotik vor uns.

- II -

Kirchenrat Bauer äußerte das Bedauern, daß bei der Renovation 1850 nicht dieses Fenster zum alleinigen Muster genommen wurde. Sicherlich hatten die übrigen Fenster des Chors die selbe Form des Stab- und Maßwerks. Dies beweist auch ein im Generallandesarchiv befindlicher Grundriß der Kirche vom Jahre 1736. Auf demselben sind die Fensterpföstchen sämtlicher Fenster des Chors rund gezeichnet. Sie haben der praktischen Nüchternheit des 18. Jahrhunderts weichen müssen.

Im Jahre 1787 nämlich hat Spezial Koch vorgeschlagen, um in den Chor, welcher durch die Orgel ganz verbaut war, mehr Licht zu bringen, "die Steine aus den Fenstern herauszunehmen und statt derselben eiserne Stangen anzubringen". Das Konsistorium in Wiesbaden hat hierauf verfügt, daß "das unnötige Steinwerk aus allen Fenstern, mithin auch aus dem großen Fenster im Turm und aus denen hinter der Orgel herausgenommen werden soll". Die Spuren davon, daß die Verzierungen der Steine weggemeißelt wurden, waren noch vor der Renovation 1850 deutlich sichtbar. Zum Glück blieb wenigstens das eine, das mittlere Fenster von der Zerstörung verschont.

Wingenroth hat ein Verzeichnis der alten, erneuerten und neuen Teile der Kirche zusammengestellt und fügt hinzu: "Leider ist der Bau später recht verdorben worden, wir besäßen sonst in ihm ein stattliches und wie mich dünkt recht frühes Beispiel des Eindringens der Gotik am Oberrhein mehr."

Angenommene Kirchenanlage

Die ganze Anlage der Kirche mit dem Kloster war folgende: Da, wo jetzt die Grüften sind, stand das Kloster in Quadratform an die Kirche angebaut mit seinem Kreuzgang. Daher hatte die Mauer des südlichen Seitenschiffes keine Strebepfeiler, war dagegen stärker gebaut als die nördliche Seite. Bei Untersuchung der Fundamente im Jahre 1850 fand man an der südlichen Mauer keine Spur von einstmaligen Strebepfeilern, dagegen wohl an der nördlichen, an welcher noch einige Spuren vorhanden waren. Die Nordmauer hatte gegen den Turm zu bedeutende Risse, und es stellte sich heraus, daß die Mauer sich in einem sehr schlechten Zustand befand. Überall waren Spuren von einstigen Zerstörungen, namentlich durch Brand. Aus beiden Beobachtungen, sowohl der Stärke der südlichen Mauer mit dem Fehlen der Strebepfeiler, als dem ganzen Zustand der nördlichen Mauer, ergibt sich als Resultat, daß die ganze nördliche Mauer einst Strebepfeiler hatte und daß sie da, wo sie fehlten, zerstört sind und hernach die Mauer nur notdürftig ausgebessert wurde; daß endlich an die südliche Mauer das Kloster angebaut war, wie in der Klosterkirche zu Zabern.

Stift und Kirche auf einem Plan des 18. Jahrhunderts.

Stift und Kirche auf einem Plan des 18. Jahrhunderts
Auf einem Plan der Stadt Lahr vom Jahre 1643 findet sich noch ein Teil des Klosters als Rechteck an die Kirche angebaut vor, und Reste noch auf dem Plan vom Jahre 1736.

Mit dem Chor war der Bau der Kirche alsbald nach Gründung des Klosters begonnen und soweit vollendet, daß er seinen Abschluß fand mit dem Lettner, welcher mit seinen drei Kreuzgewölben von einer Wand des Mittelschiffs zur anderen ging, und mit dem Dachreiter, welcher erst 1774 abgetragen wurde. Der Chor war bis ins Langhaus und in die Seitenschiffe erweitert, wie dies häufig da geschah, wo ein Querschiff fehlte, und nahm infolgedessen die Hälfte der Kirche ein. Dieser ganze Bau wurde mit Kreuzgewölben versehen.

Der übrige Teil der Kirche wurde in der Anlage begonnen und erst nach und nach vollendet, daher auch nicht gewölbt, wenn auch zur Einwölbung bestimmt, da an den Pfeilern Dienste waren, welche später weggemeißelt wurden, sondern nur mit einer Decke versehen, so daß es wohl möglich ist, daß auch die Fortsetzung der nördlichen Wand, obwohl sie dünner war als die südliche, von Anfang an nicht durchweg Strebepfeiler erhielt, wodurch sie um so mehr der Zerstörung preisgegeben war. Daran schloß sich der Turm, der 1412 seine Vollendung fand. Daß nicht der ganze Bau eingewölbt wurde, ist nicht zu verwundern. Denn so günstig auch die ökonomischen Verhältnisse des Klosters anfänglich gewesen sein mögen, so blieben sie dies auf die Dauer nicht.

Spital für zwölf Kranke

Anfangs war das Spital für die zwölf Kranken im Kloster selbst, und zwar im westlichen Flügel des Klostergebäudes. Aber schon im Laufe des folgenden Jahrhunderts wurde das Spital in die Stadt verlegt (vielleicht infolge der herrschenden Pest), wo wir es schon 1349 finden, nämlich vor dem Dinglinger Tor, weshalb die Straße vom (alten) Rathaus an bis dorthin Spitalstraße hieß.

Ganz rechts die Stifskirche mit den Klosteranbauten
Vom einstigen Mauerkranz, der Lahr umgab, wurden nur kleine Reste in die Zeit des 20. Jahrhunderts gerettet. Links über der Schrift "Die Stadt Lahr" ist die Wasserburg der Geroldsecker erkenntlich. Ganz rechts die Stifskirche mit den Klosteranbauten. (Rekonstruktionszeichnung: List.)

Da der Platz, auf welchem das Spital stand, noch zum Dinglinger Pfarrbann gehörte, so mußte der dortige Pfarrer die Erlaubnis zur Errichtung zweier Altäre in diesem Spital und zur Stiftung zweier Kaplaneipfründen geben. In Urkunden (Reinhard) von 1349 heißt es: " ... im neuen Spital der Stadt Lahr".

Durch Verlegung und Lostrennungen des Spitals vom Kloster gewannen die Klosterbrüder einesteils bedeutend, indem sie umso ungehinderter ihrem christlichen Leben sich hingeben konnten, andernteils waren sie aber auch umso mehr der Gefahr ausgesetzt, dem Müßiggang und der Üppigkeit freien Lauf zu lassen. Auch hatte dadurch das Kloster seinen einstigen Beruf der Krankenpflege verloren, wenn auch noch längere Zeit das Spital mit ihm in Verbindung blieb.

Zugleich teilten sich mehr und mehr die Einkünfte, da das Interesse sich vielfach dem Spital zuwandte. Eine solche vom Jahre 1394, in welcher Heinrich von Geroldseck und Heinrich "sin Sone, ein Konventsbruder unsers Closters zu Lare gelegen, ußwendig der Statt des Steyger Ordens fünf Pfund Straßburger Pfennig Geldes stiftete an das Seelsorgereth des Closters, also daß ein Prior und der Convent mines Vaters, aller seiner Vordem, mine und alle unsre Nachkommende Jarzitten begohn sollen, und unser gedenkhen mit göttlichen Dingen und Gebette". Ferner vom Jahre 1420 (Ruppert) mit 10 Pfund Pfennig und 3 Fuder Wein auf die Steuer von Dinglingen und Mietersheim.


- III -

In Burgheim lag das Patronat in den Händen des Markgrafen von Baden, auf welchen es vom Grafen von Freiburg übergangen war. Die Herren Röder von Diersburg hatten den Pfarrsitz als badisches Pfand- und Erblehen. Da Erzpriester Johann Schlichlin auf die Pfründe verzichtete, konnte 1485 Anton von Röder in Übereinstimmung mit seinem Vetter Ludwig Röder von Diersburg die Besetzung der Pfarrei Burgheim an das Stift zu Lahr mit der Auflage abtreten, das Gedächtnis des Schenkers und seiner Gemahlin, Eva von Wiedergrün, jährlich mit vier Messen zu begehen. Dies versprach der Dechant des Stifts, Jakob Zerer.

Inneres der Stiftskirche im 18. Jahrhundert.

Nun aber scheint der Lehensherr selbst, Markgraf Christoph von Baden (1475-1515), über diese Veränderung nicht gefragt worden zu sein. Er protestierte, und als das Stift den Zehnten einziehen wollte nach dem freiwilligen Verzicht des Burgheimer Erzpriesters Johann Schlichlin auf die Pfründe, ließ dies der Markgraf nicht zu. So entstand ein mehrjähriger Streit, der am 2. Juni 1492 durch einen Vergleich beendigt wurde, nach welchem "uff der Stiftsherren begern" die Pfarrei Burgheim dem Stift in Lahr inkorporiert (einverleibt) wurde.

Bischof Albrecht von Straßburg genehmigte den Vorgang. Baden aber behielt sich das Recht der Besetzung der "Dechaney und der Pfarre im Stift zu Lahr" ausdrücklich vor. Immer wieder versuchte das Stift Verhandlungen zwischen Baden und Nassau da Nassau eine wechselnde Besetzung verlangte. Nach dem Vertrag vom Jahre 1497 zwischen dem Markgrafen Christoph von Baden und den Grafen zu Mörs/Sarwerden sollen sie abwechselnd belehnen; dennoch "sollen uns Marggraf Christoph ein und unsere Erben die Lyhungen der Dechaney und der Pfarre im Stift zu Lahr eines sondern Brieffs darüber sagende bisher gehabt haben, hinfürdter zu vorus und allein zu verlyhen, auch zustehen und bliben". Diese Bestimmungen wurden 1564 erneuert.

Bei der Teilung der Herrschaft zwischen Baden und Nassau 1629 kam das "jus patronatus über das Dekanat und die Pastorei zu Lahr durch sonderbaren Befehl des Kaisers vom 8. September 1628" nicht in den Teilungsvorgang, später aber an Nassau, womit jedoch die Verhandlungen noch lange nicht zu Ende gebracht waren.

Pfarrliche Rechte von Burgheim und Lahr beim Stift

Nach dem Vergleich sollte der Pfarrer und sein Mietling oder Helfer im Stifte wohnen, täglich die Pfarrmesse auf dem Pfarraltar lesen und jeden Sonntag eine in Kuhbach, dabei sich der klösterlichen Ordnung unterwerfen, soweit der pfarramtliche Dienst es zulassen.

Taufe und Begräbnis sollten die Einwohner von Burgheim und Lahr nur in der neuen Kirche im Stift suchen. Hiernach gingen alle pfarrlichen Rechte von Burgheim und Lahr auf das Stift über. Der Pfarrer zu Burgheim, Andreas Mürs, hatte als Kaplan ganz bestimmte Messen zu lesen und andere kirchlichen Verrichtungen zu vollziehen, wie auch der Kaplan der Schloßkapelle.

Damit wurde die Stiftskirche die Pfarrkirche von Lahr, und die alte "Mutterkirche der ganzen Gegend" in Burgheim zu einer einfachen Kapelle degradiert, welche, nachdem sie 1455 bedeutend erweitert und hierauf noch verschönert worden war, nunmehr ihrem allmählichen Verfall entgegen ging.

Damit waren die gewiß schon lange gehegten Wünsche der Einwohner von Lahr in Erfüllung gegangen, eine eigene Kirchengemeinde zu bilden mit einer Gemeindekirche, so daß sie auch nicht mehr gezwungen waren, ihre Toten in Burgheim zu begraben.

Ob man aber, was man ebenfalls im Auge hatte, dadurch den gewiß sehr verotteten Zuständen des Stifts gründlich begegnete, war fraglich. Markgraf Christoph von Baden, der kurz vorher die Hälfte der Herrschaft Lahr und Mahlberg den Grafen Johann und Jakob von Mors und Saarwerden um 40.000 Gulden abgekauft hatte, verlangte die Aufrechterhaltung strenger Zucht und Ordnung und eines sorgfältig geregelten Haushalts in den Klöstern.

Markgraf Christoph hatte dafür gesorgt, daß die Stelle eines Dekans am Stift mit einem tüchtigen Mann besetzt wurde. Das war Jakob Boll aus Stuttgart, dessen ernster kirchlicher Sinn aus einem Schreiben erhellt, welches der berühmte Jakob Wimpfeling als Professor in Heidelberg im Jahre 1503 an ihn richtete: "Wenn der Klerus sich nicht bessert, so wird er mit Gottes Hilfe durch die Laien gebessert werden; wie schon Kaiser Sigismund den Geistlichen die Warnung an das Herz gelegt hat: Reformieret Euch selbst, sonst wird am Ende das Volk es tun".

Da der neue Dekan zugleich auch ein Kanonikat haben sollte, so hat zu seinen Gunsten Anton Sybold auf das seinige verzichtet und die Kaplaneistelle an der Schloßkapelle angenommen. Jakob Boll muß unter den Bürgern Lahrs großen Anklang gefunden haben. Denn die Bruderschaft der Gerber und Schuhmacher gab ihm 1497, "daß er in Stift ein Predigt tue", fünf Gulden, und "die Bruderschaft will dieß angefangene Predigt Amt und Stipendium biß uf die Summa 40 Pfund Pfennig bessern, damit sich ein gelehrter Prediger mit ehren möge bei denen von Lahr betragen. Sobald dieß Stipendium mit der Summe 40 Pfund Pfennig begaben wird, so wollen Meister der Bruderschaft solches ordentlich in ein ewig Predigtpfründe bestettigen und damit Jacob Boll als ersten Verweser des Stipendiums präsentieren".

Rathaus zu Kippenheim, Ort langwieriger Verhandlungen zwischen Nassau und Baden.

Jakob Boll hatte in der Stiftskirche jeden Sonn- und Feiertag zu predigen, ebenso in der Advents- und Fastenzeit dreimal in der Woche, dagegen in der Schloßkapelle am Tage der Kapellenweihe und des Patroziniums. Der Vertrag wurde 1518 durch Bischof Wilhelm von Straßburg bestätigt.

Durchgreifende Änderungen von bedeutender Wichtigkeit

Die durchgreifenden Änderungen in den kirchlichen Verhältnissen des Stifts und der Gemeinde waren für beide Teile gerade in jener Zeit von besonderer Bedeutung. Das schon vor Luthers Auftreten alle Stände der Christenheit tief bewegende Verlangen nach einer Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern war auch in Lahr und Straßburg längst vorhanden, fand aber keine Befriedigung. Die Bürger und die Geistlichen standen einander zu fremd gegenüber. Je mächtiger die reformatorische Bewegung sich ausbreitete, um so mehr mußten sie auf ein Zusammengehen bedacht sein. Sie waren geradezu aufeinander angewiesen. Das Stift hatte ja seine Bedeutung nahezu gänzlich verloren; seine ökonomischen Verhältnisse standen auf schwachen Füßen. Es mußten daher die Stiftsgeistlichen und die Gemeinde nach und nach immer inniger sich miteinander verwachsen, was nur für beide Teile zu Nutz und Segen sein konnte.

Daß da noch allerlei Schwankungen vorkamen, war bei einer lebensvollen Entwicklung nicht zu vermeiden. Wir begegnen daher bis zur vollständigen Einführung der Reformation keinerlei Gewaltstreichen, sondern einem sich anbahnenden Zusammenwirken der städtischen und kirchlichen Behörden. Daraus erklärt sich die gegenseitige Hilfe in Zeiten der Not und des Krieges, ohne Rücksicht auf rechtliche Verpflichtung von seiten des Stifts oder der Stadtkasse.

Meinungen, die Nassauer hätten sich sehr früh schon der Reformation zugewandt, bezeichnete Kirchenrat D. Friedrich Bauer als irrig. Denn der Graf Johann Ludwig von Nassau (1512-45) sowie sein Sohn Philipp (1545-54) und von da an dessen Bruder Johann IV., welcher der Katholische genannt wurde, waren treue Anhänger des österreichischen Hauses und der katholischen Kirche.

Erst Graf Adolf begünstigte 1556 die Reformation, starb aber schon 1559, noch mehr aber Graf Albrecht von 1574 an. Von der Notwendigkeit der Beseitigung der tiefsten Schäden in der katholischen Kirche waren sie überzeugt und suchten dies auch durchzuführen mit aufrichtigem Festhalten an der katholischen Kirche. Wenn nun der Markgraf Philipp I. von Baden darin mit ihnen zwar übereinstimmte, so trat aber bei ihm noch eine sehr selbstsüchtige Politik hinzu, mit der er sich den kaiserlichen und französischen Einflüssen hingab, um für sich daraus Gewinn zu ziehen. Daher wechselten unter ihm Erlaubnis und Verbot der Predigt des Evangeliums.

Vorgänge in Straßburg und Kenzingen, besonders aber der Bauernkrieg 1525 förderten Unruhen zutage. Zwar hatte das Stift in Lahr keine Beschädigungen erlitten, wohl aber weitere Verluste an seiner Selbständigkeit. Waren die Kanoniker schon durch die Inkorporation der Burgheimer Pfarrei in Abhängigkeit zunächst von Baden und hierauf auch von der Gemeinherrschaft gekommen, so gaben die Bauernunruhen dem Markgrafen Philipp Veranlassung, sich in die Verwaltung des Stifts zu mischen, welche bis dahin Sache des Stiftskonvents war. Markgraf Philipp wurde darin von Nassau unterstützt, welches den in seinen Gebieten liegenden Anstalten Steuern auferlegte, und zu diesem Zweck die Güter und Renten der Klöster und der Geistlichen aufzeichnen ließ.

So heißt es von dem Gemeindetag in Lahr 1529: Wegen der Türkensteuer wird gesagt: "Mit den Geistlichen, so in der Herrschaft Lahr gefeil (Gefall) haben, ist hülff gelts halber wegen den Türken gehandelt und ein zedel zugestellt worden, waß jeder geben soll, die sich gemeinlich etwaß zu erlegen gewegert, aus Ursachen sie den Herrschaften, darunter sie gesessen oder Schirms halber zugethan umb gleicher Ursachen wüllen hülff thun sollen und müssen. Soll an beide Herren gebracht und bescheid hierüber eingeholt werden, wessen sich gegen des geistlichen gesellen zu verhalten: habt Renten und Gülten so viel ihnen einzuhalten, biß uff ferneren bescheidt. Freitag post exaudi 1529".

- IV -

Im Jahre 1558 vereinigten sich die Herrschaften Nassau und Baden zur vollständigen Durchführung der Reformation in Lahr, und im Jahre 1567, den 20. Oktober, in der ganzen Herrschaft durch den Abschied gemeiner Herren zu Lahr: "Als aber vor dieser Zeit Baden und Nassau sich der Religion vermög der Augspurgischen Konfession verglichen, so soll demnach in der Herrschaft Lahr und Mahlberg kein anderer Pfarrer gehalten werden, dann die gemeldten Konfession zugethan sind, und derselben gemäß mit Verkündigung des Wortes Gottes und Raichung der Sacramenten sich verhalten".

Hatte vorher schon die Herrschaft frei verfügt über das Stift, so geschah dies nunmehr vollständig. Schon wiederholt hatten die Kanoniker darum gebeten, wenn eine Stelle frei war, diese nicht zu besetzen, sondern ihre Pfründe den anderen zuzuschlagen zur besseren Unterhaltung der Geistlichen; von da an wurde die Zahl der Geistlichen auf das Norwendigste beschränkt. Daher auch die Diakonate für die lateinische und deutsche Schule neben den eigentlich geistlichen Schulen.

Dabei verstand es aber auch die Herrschaft, die Erträgnisse des Stifts für sich und andere so auszunützen, daß die ökonomischen Verhältnisse immer ungünstiger wurden. Von 1546 an finden sich in alten Stiftsrechnungen Ausgaben für Studierende, namentlich Beamtensöhne, wie dem Schaffner Winther für seinen Sohn Andres 20 Gulden. Selbst die Heiligenfonds, welche die Herrschaft 1586 zusammenzog und unter einen eigenen Verwalter stellte, wurden in ähnlicher Weise ausgenutzt.

Konnte man schon zur Zeit der Umwandlung des Klosters in ein weltliches Kollegialstift im Jahre 1482 nicht zu einer gründlichen Reparatur der Stiftskirche und der Stiftsgebäude schreiten, so wurde es später immer schwerer infolge der Notwendigkeit, alle Verhältnisse nach und nach zu ordnen. Die Stiftsgebäude gingen ihrem Zerfall entgegen. So begehrt der Dekan Matthias Wertheim 1550 "ein tauglich Wohnung, weil die Dechanei baufellig ist". Vom Grafen zu Nassau, welcher ihm seine lange Abwesenheit von Lahr vorhält, begehrt er, ihm "zur residentz eine geschickte Behausung zu verordnen".

Hundert Jahre später heißt es in einem Schaffneibericht von 1652, daß die zwei Gebäude gegen die Schutter am Zusammenfallen seien, und wenn sie nicht abgerissen werden, das dritte noch besser erhaltene Haus mit einstürzen müßte. Mitten im Dreißigjährigen Krieg wohnte Pfarrer Hummel im Landschreibereigebäude. Nach dem Krieg wurde das Pfarrhaus 1650 notdürftig hergestellt. Schon 1654 suchte Pfarrer Caroli nach, in der Stadt wohnen zu dürfen. Der Diakonus wohnte noch einige Zeit im alten Pfarrhaus. Es wurde ein neues beim Amtsgebäude bezogen, auf einem der Heiligen-Schaffnei gehörigen Platz.

Bei der Kirchenvisitation vom Jahre 1667 heißt es: "Ein Pfarrhaus, zwar in der Vorstadt, das heißt bei der Stiftskirche, wird aber vom Pfarrer nicht bewohnt, weil er in der Stadt ein eigenes und schöneres hat. Der Diakonus hat eine Zeitlang drin gewohnt, jetzt aber auch in der Stadt. Im Pfarrhaus wohnt jetzt ein Schulmeister, gibt jährlich 7 Gulden Zins", und 1673 heißt es: "Das bei der Kirche stehende Stiftsgebäude ist in ruin gerathen". Später wohnte der Mesner in dem noch bewohnbaren kleinen Teil des einstigen Klosters, welcher auch mehr und mehr zerfiel. Schließlich wurde der Platz teilweise ausgebaut und zu einem Garten für den Mesner hergestellt.

1585: Renovierung der Kirche

Im Jahre 1585 wurde die Stiftskirche einer gründlichen Renovierung unterzogen. Dabei wurden die Seitenältäre entfernt. Den Hochaltar im Chor ließ man stehen, ebenso den Lettner, vor welchen man einen eigenen steinernen Altar aufrichtete zum Gebrauch beim evangelischen Gottesdienst.

In der Folgezeit ist die Geschichte der Stiftskirche in drei Perioden zu unterteilen:

1. Das Jahrhundert der großen Kriege war die Zeit der Vernachlässigung;
2. 1715 bis 1800 war die Zeit des Flickwerks;
3. das 19. Jahrhundert war die Zeit der Restauration.

In die erste Periode, und zwar mitten in den Dreißigjährigen Krieg, fiel die Teilung der Gemeinherrschaft zwischen Nassau und Baden im Jahre 1629. Sie wurde von dem katholischen Markgrafen Wilhelm von Baden gefordert, damit er wenigstens in einem Teile der Herrschaft mit obrigkeitlicher Gewalt die katholische Konfession einführen konnte. Mit Unterstützung des Kaisers setzte er die Teilung gegen Nassau durch, jedoch mit der Bestimmung, daß das Stift nicht in die Teilung eingeschlossen werde. Als nun durch das Los die Stadt Lahr mit den Gemeinden Dinglingen, Mietersheim, Hugsweier und Altenheim Nassau zufiel, so verlangte Baden nicht etwa nur das Mitbesetzungsrecht des Dekanats an der Stiftskirche, welches ihm früher in Burgheim zustand, sondern auch von allen "Kanonikaten".

Da Baden damit doch zu wenig erreicht hätte, forderte es vollständige Teilung auch der Stiftseinkünfte und des Spitals. Das konnte Nassau nicht zugeben, worauf Baden erklärte: "... wir vermerken wol, das Nassau in der Stadt Lahr die religion gern gesichert haben theten" und will "sofern das Stift nit restituirt wird, durchauß einen gleichen halben Theil vorbehalten haben".

Mit Zustimmung des bischöflichen Kommissärs wurde nach der Relation des badischen Beamten vom 15. Juli 1630 bestimmt, daß "die Kollatur des Stifts Lahr mit seinen Lasten Nassau allein zustehen soll, und Baden die Stiftsgefalle, welche in sein Los fallen, auch gänzlich verpleiben".

Am 9. August 1631 wurden endlich Nassau die Schlüssel zum gemeinen Gewölb übergeben, was vorher stets verweigert worden war. In dem Gewölb waren "des Stifts und Hospitals schriftliche Dokumente, item seindt conservirt gewesen 8 silberne Kelch, 1 halbsilberner Kelch, 10 Patenen, 3 paar silberne Meßbehäntlein, 1 Küferner Monstr antzen".

"Auch diesen Kirchenzierrath haben die Nassauische ausgesetzt, das heißt, sie verlangen das Recht der Landesherrschaft, daß es ihnen einig und allein gehörig sein und verpleiben solle". Damit war man noch lange nicht zu einem Ende gekommen, noch nicht einmal nach hundert Jahren.

Badische Forderungen zuhauf

Badens Markgrafen suchten das Stift förmlich auszusaugen. Baden machte Ansprüche auf den halben Besitz des Stifts in der Stadt Lahr. So wurde verlangt, "des Hailigen Hauß zu Lahr so aus gemeinen hailigen Gefallen erkauft, zum halben theiligen wehrt (Wert) herauszufordern". Auf 28. April 1631 fordert Baden von Nassau "Theilungsantheil an Geld 14.235 Gulden 9 Schilling und an Wäldern vor 1.575 Gulden, ferner an underschidlichen Capitalien 10.145 Gulden und Zins davon pro dato bis uff die Huldigung 676 Gulden 4 Schilling 5 Pfennig".

Ferner forderte Baden, weil im Jahre 1551 beschlossen worden sei, vom Stift eine Abgabe zu erheben, das aber nicht geschehen sei, nun eine volle Entschädigung. Baden erklärt nämlich, "daß das Stift zu Lahr von allem dessen einkommen und gefelle gleich anderen in der Herrschaft Lahr gesessene Schirmbsverwandte angehörige hindersassen und unterthanen, mit einer gemeinen anlag soll belegt werden, und aber baldt darauf mit gedachtem Stift Veränderung vorgegangen, auch beede damalige gemeinsherren saselbig mit allen gefallen in Verwaltung und administration nemmen lassen, dahero solche Contribution bißherr uneingezogen außstehe verplieben".

Nun berechnet Baden, "daß wo 100 Gulden Kapital nur 2 Schilling dermalen anno 1551 die unterthanen geben haben, es jährlich ufs wenigst 30 Gulden belaufe, von 1551 bis 1600 also 1500 Gulden. Sodann von 1600 als da auff 100 Gulden Capital 6 Schilling angeleget und eingezogen, also 90 Gulden, danach bis 1628 zusammen gewesen 2520 Gulden, also die gantze Schätzung zusammen 4020 Gulden".

Dagegen übernehme die Gemeinschaft die Stiftsmühle, das heißt die nächst dem Stift gelegene, 1627 von Georg Etter Erben erkaufte Mühle und die 1590 in Hugsweier erkaufte Mühle, zusammen 3.150 Gulden, bleibt Rest vom Stift zu bezahlen 850 Gulden. Schließlich fordert Baden wegen der Rezeßgelder von sämtlichen gemeinschaftlichen Rechnungen, Waldungen usw. 14.235 Gulden 9 Schilling.

Als die Stiftschaffnei die Gefalle in den Gemeinden der Herrschaft Mahlberg einziehen wollte, wurde es ihr vom markgräflichen Beamten verboten und in Mahlberg selbst eine Schaffnei gewählt. Der Protest der Nassauer blieb ohne Erfolg. Markgraf Wilhelm schenkte das Stiftseigentum in seinen Dörfern dem Jesuitenkollegium in Baden.

Über mancherlei Fragen, z. B. über die Kollatur von Sulz, über die an den Pfarrer von Altenheim abgegebenen Gehaltsteile für Dundenheim, sogar über die Pfarrkollatur von Meißenheim, konnte keine Einigung erzielt werden. Erst nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen mit einem Schreiben des Grafen Johann von Nassau an Markgraf Wilhelm von Baden vom 28. November 1651, in welchem der Nassauer ausdrücklich auf den westfälischen Frieden hinweist, wonach das zum Stift fallende Renteivermögen "nach Lahr alß dem Hauptort, wohin solches von Alters gewidmet, ohnaufhältlich abzufolgen sei".

Konferenzen in Kippenheim

Nun wurden in Kippenheim auf dem Rathaus unter Zuzug von Straßburger Deputierten Konferenzen abgehalten, nachdem wegen einzelner strittiger Punkte 1652 und, 1653 Abgeordnete nach dem Reichstag zu Regensburg gekommen waren.

In Kippenheim machte Nassau darauf aufmerksam, daß die Einkünfte des Stifts zur Besoldung ihrer Pfarrer und Lehrer verwendet werden müßten. Darauf nahm Baden keine Rücksicht. Als man zu keiner Einigung kam, beantragte Nassau am 12. April 1655, Baden solle drei katholische Kurfürsten und Stände, Nassau wolle drei Protestanten ernennen, vor welchen "dise Sach" vorgeschlagen und vorgelegt werde zur Reichsdeputation nach Frankfurt. Darauf ging Baden nicht ein. Es war sich seines unsicheren Standpunktes bewußt und verließ sich mehr auf den Kaiser als auf die deutschen Reichsstände.

Durch die nicht aufhörenden Streitigkeiten und die immer wiederkehrenden Kriegszeiten kam das Stift in seinem Vermögen immer mehr zurück. Daher sind die Klagen der späteren Schaffner über die geringe Leistungsfähigkeit des Stifts begreiflich. Bei Einführung des evangelischen Gottesdienstes in der Stiftskirche wurde zu besonderen kirchlichen Bedürfnissen ein Almosen gesammelt; dieses hatte die St. Jakobsschaffnei zu verwalten. Dazu kostete die Verwaltung zu viel durch die Aufstellung von mehreren Schaffnern.

- V -

Pfarrer Caroli schlug daher im September 1653 vor, da zwei Geistliche vier Schaffner hätten, nämlich: Stifts-, Heiligen-, Spital- und Kaplaneischaffner, die Verwaltung dieser Fonds einem qualifizierten Schaffner anzuvertrauen. Unterm 4. November 1653 stimmte die Regierung diesem Vorschlag zu, was wohl die Ordnung in der Weise veranlaßte, daß die Stifts- und Heiligenschaffner einem kirchlichen Schaffner und die übrigen der städtischen Verwaltung übertragen wurden.

Die Heiligenschaffnei konnte nicht an die Stadt abgegeben werden, weil sie die Verwaltung der Heiligenfonds auch der Landorte hatte, nämlich von Dinglingen, Hugsweier und Altenheim. Sie wurden später wieder zusammengeworfen und getrennt, je nach den Verhältnissen und dem Belieben der Schaffner und der Regierung.

Die dann und wann wieder aufgenommenen Konferenzen zur Ordnung der ökonomischen und rechtlichen Verhältnisse des Stifts hatten erst dann einigen Erfolg, als man in Baden das Aussterben der katholischen Markgrafen zu erwarten hatte.

Auf einer solchen Konferenz in Kippenheim am 19. September 1757 wurde beiderseits anerkannt, "den Spithal für eine der Stadt Lahr allein gehörige Stiftung zu erklären und Ihr die Einkünfte der Burkheimer Caplanei zuzufügen". Dabei wurden die Fonds von der Regierung mit einer Willkür ausgebeutet, die unfaßlich schienen. In den Akten "finden sich Unterstützungen bis zu 100 Gulden nicht bloß an Studierende der Theologie und an Lehrer, sondern auch an Chirurgiebeflissene, an Lehrlinge, an Relikten von Staatsdienern in Wiesbaden, Nassau und anderwärts, an Rentmeister, Oberförster, Hofsekretäre und so fort. 1727 mußten die Überschüsse des Stifts "zur Subsistenz der Frau Base des Fürsten zu Uesingen" geliefert werden, obwohl der Konvent sich dagegen wehrte, "weil nach Wiederherstellung des noch in den Ruinen liegenden Spitals, dessen Gefalle der Stadt gehören, die des Heiligen aber den Ortschaften bloß zur besseren Verwaltung mit dem Stift vereinigt wurden, und man wolle wieder die Stifts-, Spital- und Heiligengefalle separieren".

Die Fonds wurden zu Beiträgen von der Regierung beigezogen für Kirchen-, Pfarr- und Schulhäuser, für Armen-und Waisenhäuser, und zwar teilweise in sehr bedeutenden oder mehrjährigen Beträgen. Später kommen Beiträge vor für die Universität Heidelberg (600 Gulden), für das Lyzeum in Karlsruhe usw.

Im Jahre 1816 wurden nach Beschluß des Kreisdirektoriums vom 9. Dezember 1815 die sogenannten fünf kleinen Schaffneien, nämlich

1. die von St. Jakob,
2. die Gutleutschaffnei,
3. die der Hausarmen,
4. die Schloßkapellenschaffnei und
5. das Doldsche Stipendium

mit der Burgheimer Kaplaneischaffnei in eine Rechnung vereinigt unter dem Namen "Lahrer Stadtstiftungsverrechnung".

Zurück zur Kirche des Lahrer Stifts

Über den Zustand der Kirche in den Jahren des Dreißigjährigen Krieges fehlen die Unterlagen. Wenn man aber berücksichtigt, was die Stadt, die Gemeinde, die Geistlichen und die Bevölkerung erleiden mußten, dann werden wir nicht irre gehen, wenn angenommen wird, daß die Stiftskirche großen Schaden erlitten hat. Kirche und Pfarrhaus wurden oftmals ausgeplündert. Oft war Heinrich Büttner von Altenheim einziger Geistlicher. So oft dieser auch in Lahr predigte, schon als Pfarrer in Mietersheim, so tat er das nur selten in der Stiftskirche, öfters in der Schloßkapelle oder auf der Schuhmacherstube.

Dazwischen wetteiferten die Schweden mit den Kaiserlichen im Brandschatzen und Plündern. Es kamen Jahre der Hungersnot und der Pest. Unzählige Güter blieben unangebaut, besonders die Reben. Viele Häuser waren zerfallen, und am Ende des Dreißigjährigen Krieges war nur noch der vierte Teil der Einwohner in Lahr.

Wenige Jahre nach dem Westfälischen Frieden 1648 ließ der Stiftsschaffner (1652) im Kloster aufräumen, Gebälke und Mauern abbrechen. Er verkaufte Ziegel, gehauene Steine, die steinernen Brunnenschalen und Brunnengestelle, weil "die Häuser am Zusammenfallen seien".

Ähnlich stand es wohl auch mit der Stiftskirche. Das Dach drohte in seiner Baufälligkeit die Mauern mit sich niederzureißen. Man forderte von der Stadt die Lieferung des dazu nötigen Holzes. Am 25. April 1659 entschuldigten sich Bürgermeister und Rat wegen der Fuhre zur Kirche, das Bauholz betreffend, indem sie sich dagegen wehrten und erklärten, es freiwillig tun zu wollen, weil sie keine andere Kirche hätten.

Nochmals machte die Stadt am 9. Mai 1659 eine Vorstellung dagegen, in welcher sie erklärte, "was für gefahrliche, hochbeschwärliche und gegen den Nachkommen den ohnverantwortliche consequentzen daraus entstehen könnte; auch daß solche Holtzfuhr undt Frohndt schnür Stracks wieder der Bürgerschaft privilegia lauffe". Dabei bemerkt der Rat, daß "vor etlichen Jahren der jetzige Stiftsschaffner so vieles auß dem Stieft verkauft und ein Namhaftes darauß gelöst; es lauffe schnurstracks wieder ihre Privilegien und ihre viel ältere Freiheit als die Nassauische Kirchenordnung".

Nassauische Kirchenordnung

Die Nassauische Kirchenordnung hatte bestimmt, daß "das Pfarrvolck die Materialia aus Holtz, Stein, Kalck, Leymen und dergleichen beyführen, darneben die Hand-Fröhn thun, auch (wann und nachdem es Herkommen) den Meistern und Arbeitern den Costen (die Kost) geben und reichen. Der Meisterlohn aber, als da seynd Zimmerleut, Maurer, Steindecker, Schreiner, als was Kalck und Schiferstein und Thielen zu kauffen kosten, sol auß den Kasten oder Kirchen-Gefallen erlegt und bezahlt werden".

Die Frage wegen der Fronlast der Stadtgemeinde wurde immer wieder aufgeworfen. Mit Erlaß vom 9. März 1877 hat der Evangelische Oberkirchenrat verfügt, von der Inanspruchnahme von Fronleistungen der Gemeinde Lahr abzusehen.

Man hielt die Wiederkehr solch greulicher Zeiten, wie des Dreißigjährigen Krieges, nicht für möglich. Doch Ludwig XIV. war es ein leichtes, nicht bloß Kriegszüge, sondern Verwüstungs- und Plünderungskriege zu veranstalten. Im Holländer Rachekrieg (1674/79) wurde das Land rechts des Rheins von Mainz bis Basel ausgeplündert. Es half Lahr nichts, daß es 1675 auf die Drohung des Marquis de Vaubrun seine Tore den Franzosen freiwillig öffnete. Nur dieses eine Mal entging Lahr dem Verderben. Später floh alles vor den Kaiserlichen unter Herzog Karl von Lothringen. Man suchte seine Habseligkeiten zu verbergen und glaubte Schutz zu finden auf den Rheininseln oder in der Stadt Lahr. Alles vergeblich.

Am 25. August 1676 hausten Truppen in Lahr in unmenschlicher Weise. Die "Lothringische Plünderung" war in Gang gekommen. Aber es kam noch schlimmer. Noch nie hatte die Stadt ein solches Geschrei von Zorn und Wut, von Toben und Fluchen gehört, aber auch nicht von solchem schmerzlichen Jammergeschrei, als am 15. September 1677, da die Franzosen nach geschehener Plünderung die Stadt in Brand steckten.

Auch die Stiftskirche blieb nicht verschont. Die Kirche stand zwar noch, doch fehlten Orgel, Uhr und Glocken, das Gestühl war verbrannt, die steinerne Kanzel und der Altar sowie die nördliche Mauer des Langhauses fast ganz ruiniert und der Turm beschädigt. Wäre die Stiftskirche in der Stadt innerhalb der Mauern gestanden, hätte sie noch größeren Schaden erlitten. Denn General Monclair hielt sich strenge an den Befehl, nach der Plünderung den Ort durch Feuer zu zerstören.

Ihm rückte der Marquis von Villars nach. Diesem aber wird nachgerühmt, daß er auch anderswärts sich mit der Plünderung begnügte. Während General Monclair mit seinen Truppen durch das Vogtstor marschierte, um gegen Kippenheim und Mahlberg zu eilen, mochte er im Vorbeimarsch den Befehl gegeben haben, die Stiftskirche anzuzünden. Aber Villars folgte ihm auf dem Fuße nach; ihm war das Plündern überlassen. Er nahm Uhr und Glocken mit. Das wäre ihm unmöglich gewesen, wenn er nicht dem Feuer Einhalt zu tun befohlen hätte.

Immerhin war der Brand im Innern der Kirche stark genug. Das Feuer der Holzstühle war so stark, daß der steinerne Altar und die steinerne Kanzel ruiniert wurden. Man hat sie, weil man keine neuen beschaffen konnte, mit Tuch behängt, auch nachdem das steinerne Treppengeländer zur Kanzel im Jahre 1690 bei der Plünderung abgerissen worden war.

Im Jahre 1799 ließ Superintendent Koch die Kanzel mit Holz überziehen. Im selben Jahr wurde statt des steinernen ein tannener Altar angeschafft. Für beides zusammen zahlte das Stift 50 Gulden, das Almosen 100 Gulden. Bei der Restauration der Kirche 1850 durch Baurat Eisenlohr fand man die Kanzel nach Entfernung der Holzbekleidung in ihren Steinteilen so ausgebrannt, daß nach dem Stil der alten Kanzel eine neue hergestellt werden mußte. Auch fand man in den nördlichen Mauern des Langhauses notdürftig ausgefüllte lange Risse mit bedeutenden Brandspuren.

Glocken - Orgel - Uhr

Es ist unbekannt, was aus den Glocken geworden ist. Bei der Kirchenvisitation 1673 heißt es: "... im Kirchthurm sind drei Glocken, deren zwei von ziemlicher Größe, samt einer guten Uhr, so doppelt schlägt. Daneben hat's noch auch dem Rathaus und auf dem Oberthor absonderliche Uhren und Glocken". Daß auch die Orgel zerstört wurde, wurde schon bezweifelt und dagegen geltend gemacht, eine solche sei im Jahre 1717 als die erste Orgel in die Stiftskirche gekommen. Kirchenrat Bauer konnte aber nachweisen, daß die Kirche längst eine solche besaß.

- VI -

Nach den Kirchenvisitationsakten von 1667 ist der damalige deutsche Schulmeister Johannes Pannifex an Pfingsten 1659 angestellt worden. Von ihm wird gerühmt: " ... ist beedes ein guter Vocalis und Instrumentalis Musicus; in der Kirchen schlägt er die orgell, sowohl wenn man Figuraliter alß auch choraliter singt mit männiglich contento und begnügen (zu allgemeiner Zufriedenheit). Diese Orgel wurde 1671 verbessert; denn es heißt 1673: " ... in der Kirch ein schönes Orgelwerk, so vor zwei Jahren durch des Pfarrers Anstalt verändert und an einen bequemen Ort gesetzt worden, welches viel gekostet. Die Bürgerschaft hat eine freywillige Kollekte und Beisteuer über die zwanzig Gulden dazu gegeben, das übrige alles ist aus dem Kirchen-Almosen bezahlt worden".

Im Jahre 1698 wird bemerkt: "Die Kirche zwar im Hauptgebäu noch gut, aber an Fenstern, Orgel bis dann großen Mangel, nachdem sie theils in vorigem, theils in diesem letzten Krieg einen mächtigen Schaden und Verwüstung gelitten".

Das Schicksal der Uhr ist aus Akten im Stadtarchiv und im Landesarchiv bekannt. Ein Marketender führte sie mit sich nach Mahlberg. Der dort kommandierende Offizier, "ein Kreuzherr, so von der Crequischen Armee die Vorwacht und Commando auf dem Schloß Mahlberg gehabt", nahm die Orgel ab und gab sie dem dortigen Schultheiß Philipp Kistner. Dieser und der geistliche Verwalter Johann Friedrich Sommervogel haben sie "der Stadt Lohr zu Nachparlichem gefallen gelößt und der Stadt wieder umb die Gebühr zukommen lassen. Massen dann ermelter Kreuzherr accordirter Maßen dafür wirklich empfangen 24 Gulden".

Auf Wunsch des Lahrer Bürgermeisters wurde die Uhr nach Straßburg transportiert. Auf der Rechnung und Quittung steht: für Bottenlohn durch einen Expressen Herrn Bürgermeister zu Lahr avisirt 5 Schilling. Durch den Schultheiß zu Mahlberg uf den Rhein gefuhret, Fuhrlohn 1 Gulden 5 Schilling. Schifflohn uf Straßburg 1 Gulden 5 Schilling.

Dann vom Schiff in ein Cammer getragen 4 Schilling. Für Mühewaltung in Mahlberg und Straßburg 3 Gulden; Verzehrung 3 Gulden. Summa 33 Gulden 9 Schilling.

Man sagt, die Uhr sei in Straßburg geblieben bis zum Nymweger Frieden 1679. Dies ist nach Meinung von Kirchenrat Bauer nicht richtig. Denn im Kirchenvisitationsprotokoll von 1698 heißt es: " ... seit zwanzig Jahren keine Uhr mehr da." Die Uhr wurde vielmehr erst im Jahre 1718 nach Lahr zurückgebracht.

Verlust der Bibliothek

Ob die Stiftskirche in diesem oder dem späteren Kriege 1690 ihre größte Zerstörung erfuhr, wird kaum mehr zu ermitteln sein. Aber gewiß ist, daß die "feine Bibliothek von alten Büchern" samt den Kirchenbüchern von 1612 an, nachdem das "gute, alte Kirchenbuch im vorigen Krieg verlohren", 1677 verbrannt ist.

Die Größe des Verlustes der Bibliothek läßt sich daraus ersehen, daß wiederholt auf die alten Folianten aufmerksam gemacht und sie für so wichtig gehalten wurden, daß 1673 vom lutherischen Markgrafen von Baden befohlen wurde, einen Katalog nach Durlach zu schicken.

Nach dem furchtbaren Brand in Lahr und anderen Orten der Herrschaft war die markgräfliche badische Regierung in Durlach (welche im Jahre 1659 in die Herrschaft Lahr eingewiesen worden war, weil Nassau seinen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte) so bestürzt und mutlos, daß sie glaubte, da Schuldigkeiten zu erheben unmöglich sei, weder den Beamten noch den Geistlichen ihren Gehalt längere Zeit zahlen zu können.

Um Schule und Kirche wiederherstellen zu können, beantragte die Stadt Lahr die Vornahme einer Kollekte. In der Verfügung des Markgrafen Friedrich Magnus in Durlach vom 10. März 1679 heißt es, daß die Stadt Lahr "in dem vorgewesten Kriegsfeuer in die Aschen gelegt und alle Gebäu bis auf ein einziges Haus in einen totalen Ruin gesetzt worden, daher bei nunmehr durch die Gnade Gottes wiederherfürscheinenden lieben Frieden allerförderst mit angelegenem Fleiß dahin zu trachten haben, daß Kirchen und Schulen (deren jene aller Glocken und Orgeln gänzlich beraubt, auch Altar und Stuhl zerrissen, die Schulen aber gar eingeäschert worden), wieder erbaut und die liebe heranwachsende Jugend aus der Wildnis, in welcher sie nun etliche Jahr her gesteckt, wieder gerissen und zum besseren angewiesen werden wollte".

Die Bürgerschaft sei aber aus eigenen Mitteln nicht imstande, dies zu verwirklichen; daher werde eine freiwillige Kollekte "vor jedes Orths Kirchen bei gutherzigen Leuthen" empfohlen. Wahrscheinlich sind die damit beauftragten Lahrer Bürger Hans Grat und Michael Jamm mit leeren Händen heimgekommen. Denn sie fanden überall die selbe Not.

Kurze Friedensjahre

Daß auch in den Friedensjahren 1679 bis 1686 eine Reparatur der beschädigten Kirche nicht ausgeführt werden konnte, liegt auf der Hand. Dennoch sah man sich zu einer besonderen Ausgabe genötigt durch ein heftiges Unwetter, welches die Fenster nahezu gänzlich ruinierte. Anfänglich hat man nur einen Teil hergestellt, wie die Rechnung belegt: Glaserarbeit 224 Stück vom Wetter erschlagen 6 Gulden 4 Schilling 9 Pfennig. Aber es war nicht genügend; man mußte weitere 3 Gulden 3 Schilling 9 Pfennig aufwenden.

Kaum war diese Ausgabe verkraftet, ertönte erneut Kriegsgeschrei. Im Jahre 1686 begann der sogenannte Pfälzer Krieg von Seiten Ludwigs XIV. gegen den deutschen Kaiser. Die Franzosen verwüsteten die Pfalz und die badischen Lande in vandalischer Weise. Besonders schwer waren die Jahre 1688 bis 1690, als die französische Armee bei Schuttern lag. Die Stadt Lahr konnte kaum aufkommen für die geforderten Kriegslieferungen. Ausgeplündert wurde die Stadt, die Eisen von den Brunnen, die Schlösser und Bande von den Türen gerissen, Gärten und Äcker sowie die Weinberge total verwüstet und die Rebstecken zu Wachtfeuern verwendet. Drei Jahre konnte keine Steuer erhoben werden.

Pfarrer Morstadt in Lahr sagt, er habe 1690, "da beide Kriegsheere nacheinander hier gelegen, fast seine ganze bibliotheca eingebüßt", und das Pfarrhaus sei durch die Soldaten "an Fenstern, Schlössern, Stubenböden und anderen Stücken übel verderbet worden". Im Jahre 1691 wurden in Lahr nur drei Paare getraut; viele starben an der Ruhr oder wegen schlechter Nahrung.

Oft heißt es auch im Kirchenbuch: " ... aus großer Armut gestorben", auch: "am Fieber und aus Mangel", an Auszehrung und anderen Krankheiten nicht bloß in der Stadt, sondern auch "auf der Flucht" in Prinzbach, Haslach, Gutach, Schiltach und anderen Orten. Selbst der vierzig Jahre im Amt gewesene Bürgermeister Zanckel starb in Schiltach. Diese Zustände dauerten bis zum Frieden zu Ryßwick am 30. Oktober 1697.

Keine Mittel für die Kirche

Daß die Stiftsschaffner in solchen Zeiten mit leeren Händen gegenüber den kirchlichen Bedürfnissen standen, ist nicht zu verwundern. Im Jahre 1688 hatten sie, was von Wert gewesen, nach Basel geflüchtet, so auch "1737 stück abgewürdigte Creutzer, um sie vorkehrlich in Sicherheit aufzubehalten". Die Fenster mußten wieder repariert werden. Aber woher das Geld nehmen?

Man wußte keinen anderen Rat, als dazu die Dispensationsgelder zu verwenden, das heißt "von dem Tantzgeld, so altem Herkommen gemäß bey denen Hochzeiten gesamblet wird". In dem Kirchenvisitationsbericht von 1698 wird von der Stiftskirche gesagt, sie sei zwar in dem Hauptgebäude noch gut, aber "an Fenstern, Orgel bis dann großen Mangel, nachdem sie theils in vorigem, theils in diesem letzten Krieg einen mächtigen Schaden und Verwüstung gelitten".

Da es an Abendmahlsgeräten fehlte - sie waren von den Kriegshorden geraubt worden -, mußten neue angeschafft werden. Aus dem Almosen wurde "ein zinnerne Kann und Becken sowie ein zinnerner Kelch in den Kriegszeiten gekauft. Dazu schenkte eine Kanne die ehrsame Zunft der Leineweber, eine weitere Catharina Zanckel, und die vierte Christian Kammerer".

In der Kirche reichten die Stühle nicht mehr aus; daher wurde der Lettner erweitert, wozu von Spezialsuperintendent Morstadt die Unkosten mit 86 Gulden 19 Schilling 9 Pfennig vorgeschossen wurden. Die Herrschaft erteilte die Genehmigung zum Lettnerbau und zur Veränderung und Vermehrung der Weiberstühle, "vornen gegen den Altar und wo das Gesang (die Orgel) gestanden", nur unter der Bedingung, daß "dadurch weder dem Stift noch auch gnädigster Herrschaft einige Unkosten gemacht oder angerechnet werden sollten".

Es wurden daher die Plätze verkauft und bezahlt für einen der vordersten Plätze 1 Pfund 10 Schilling, ebenso für den zweiten Platz. Für den dritten Platz 7 Schilling 6 Pfennig. Von den Weiberstühlen wurden im ganzen erlöst 20 Pfund 8 Schilling 8 Pfennig, von den Männerstühlen 30 Pfund. Bereits nach zwei Jahren (1702) mußten die Weiberstühle auch auf selten der Kanzel vermehrt werden, wobei sie auch neu taxiert wurden, um den Rest der Schuld mit 36 Pfund decken zu können. So erfreulich diese Fürsorge für weitere Sitzplätze sein mochte, der Bau gewann dadurch nichts, wurde viermehr [sic!] von nun an in der rücksichtslosesten Weise nach dieser Seite hin ausgebeutet.

Turm in schlechtem Zustand

Zunächst aber sorgte der damalige Stift- und Spitalschaffner Johann Ernst Bach, auch Burgvogt zu Dautenstein, durch eine Eingabe an die markgräfliche Rentkammer in Durlach untern 14. Juli 1700 dafür, daß wenigstens die allernotwendigsten Reparaturen vorgenommen wurden. In der Eingabe führte er aus, daß der "große Thurm in einen so schlechten Standt gerathen, daß derselbe, wenn er in kurtzer Zeit an denen nöthigsten Orthen nicht reparirt würdt, länger nicht mehr stehen kann, sondern notwendig einfallen muß". Daher wurde durch eine Baukommission ein Überschlag gemacht von 80 bis 90 Gulden.

"Obwohlen nun allhießiges Stift ohne Mittel dergestalt entblößet ist, daß ich bei Antrettung des Dienstes nicht das geringste im Vorrath, sondern einen leeren Beutel, Kasse und Keller gefunden, so soll zur Reparatur ein heimzuzahlendes Kapital von 66 Gulden zunächst verwendet werden, biß das Stift ins künftige durch reichen Herbst zu besseren Midien käme". Die Reparatur muß höchst notwendig gewesen sein, denn die Genehmigung zur Ausführung erfolgte schon am 19. Juli 1700.

- VII -

Noch war diese Reparatur nicht ganz vollendet, als Gerüchte über einen neuen Krieg den alten Kriegslasten auf dem Fuße folgten. Am 1. November 1700 starb der König Von Spanien, Karl II., ohne Erben. Ludwig XIV. hatte ihn dazu gebracht, seinen Enkel Philipp von Anjou zum Nachfolger zu bestimmen, während der deutsche Kaiser Leopold einen Rechtsanspruch auf den spanischen Thron hatte. Schon am 23. Januar 1701 zog Philipp von Anjou in Spanien ein. So entstand der Spanische Erbfolgekrieg.

Zu den Truppen des schwäbischen Kreises, welche im Juli 1701 vor "Offenburg ein Lager formieret unter Kommando des Generals von Fürstenberg", gehörten auch die, welche die Herrschaft Lahr zu stellen hatte. Nun galt es, Breisach zu verproviantieren, das Rheinufer zu befestigen und beim Ortenberger Schloß, bei Meißenheim und Altenheim zu schanzen. Das alles wurde den Bürgern befohlen.

Während diesen Kriegsunruhen waren die Gemeinden der ganzen Gegend von schweren Krankheiten heimgesucht, der "rothen Ruhr", "den Blattern", der Schwindsucht. Das 40.000 Mann starke Heer saugte die Gegend förmlich aus. In den Kirchenbüchern heißt es fort und fort: "Auf der Flucht" geboren oder gestorben. Von 1708 bis 1713 blieben die Franzosen siegreich am Oberrhein.

Da führte Marschall Villars aus, was er an Ludwig XIV. schrieb, die deutschen Reichsfürsten zu züchtigen nicht mit Brennen und Verwüsten des Landes, sondern damit, "aus diesen Ländern viel Geld zum Nutzen Eurer Majestät herauszudrücken". Weil Geldnot herrschte, mußte überall und zu allen Bedingungen Geld aufgenommen werden: von Einzelpersonen, von Gemeinden, vom Almosen oder vom Stift- und Heiligenfonds. So blieben die Kirchen und Pfarrhäuser in halbzerstörtem Zustand, und die Geistlichen mußten mit einem kleinen Teil des ihnen zukommenden Gehalts zufrieden sein.

Im Jahre 1835 fielen die Reste des Lahrer Spitals. Im Bild eine Rekonstruktion von Stiftskirche, Kloster und Spital nach Forschungen von Winfried Knausenberger
Allgemeine Verarmung

Marschall Villars konnte mit Recht von sich vor seinem König rühmen, das Land in allgemeine Verarmung gebracht zu haben. Schon im Jahre 1706 waren in Lahr und Burgheim nur acht Bürger, welche die Kriegslasten noch tragen konnten; vom Mittelstand 103 Bürger, welche aber ihre Güter wegen allzuschweren Anlagen zu verpfänden oder zu verkaufen genötigt waren; 173 aber solcher mit geringen Hütten oder gar keinen Häusern und nur wenigen Gütern.

Die Stadt Lahr hatte im Jahre 1705 nach Straßburg zu liefern: 50 Eichstämme samt Fuhrlohn 500 Gulden; 1706: 4000 Büschel Stroh 186 Gulden; wöchentlich acht Fronfuhren 384 Gulden; dann elf Fuhren 792 Gulden; Schanzarbeit 350 Gulden; dann 1.336 Gulden.

Die Herrschaft Lahr, das heißt Lahr, Dinglingen, Mietersheim, Hugsweier und Altenheim, mußte 1702 bis 1710 und 1712 bis 1714 an Lieferungen, Einquartierungen, ohne Fouragieren und Plündern, 541.386 Gulden geben. Dazu kamen für Fouragekontributation 159.156 Gulden, Kriegsfronen und Schanzkosten im Jahre 1706: 51.596 Gulden 3 Schilling. 1707: 28.887 Gulden und später 24.261 Gulden.

An Schaden wurde berechnet (1702/11) 5.941 Gulden Häuserschaden, 10.744 Gulden an verlorenen Früchten und Wein, 9.826 Gulden an geraubtem Bargeld und Mobiliar, 17.156 Gulden an geraubtem Vieh, 67.681 Gulden an ruiniertem Wald und geliefertem Brennholz.

Mit dem Frieden zu Rastatt im März bzw. zu Baden im Aargau am 7. September 1714 nahm der Krieg ein Ende.

Noch mitten in den Kriegszeiten sah man ein, daß Herstellungen an der Kirche gemacht werden müßten, wenn sie nicht ihrem Verfall unrettbar entgehengehen sollte. Am 30. Juli 1711 sieht sich der Stiftsschaffner Bach genötigt zu berichten, "sowohl der große Kirchturm als der ganze Dachstuhl sei in einem so baufälligen Zustand, daß die Handwerksleuth 500 Gulden fordern". Er verlangte einen Vorschuß von der Landschreiberei, bis das Stift bezahlen könne.

Hierauf hat der Schaffner mit Genehmigung der Rentkammer verakkordiert mit dem Zimmermann, welcher forderte an Geld 36 Gulden, an Korn vier Viertel, an Wein drei Ohm; und der Maurer: 50 Gulden Geld, vier Viertel Korn und vier Ohm Wein. Der Kirchturm war in einem so schlechten Zustand, daß der obere Teil, 18 Schuh hoch und 15 Schuh breit (l Schuh = 30 cm) abgetragen werden mußte. Schieferplatten waren nicht mehr zu gebrauchen. So wurde der Turm mit neuen eichenen Schindeln gedeckt.

Der kleine Kirchturm (Dachreiter) sowie der ganze Dachstuhl wurden ausgebessert. "Weil das Stift keine Frohnden hat", heißt es, wurde der Fuhrlohn berechnet für neun große eichene Balken, 28 Stück Sparren Holz und zwölf Stück Riegelholz aus dem Wald zu führen mit 24 Gulden, und anders zusammen 105 Gulden 2 Schilling, ohne Maurer und Zimmermann. Das Holz hatte der Zimmermann im Walde selbst zu fallen, was in der für ihn bestimmten Summe von 30 Gulden mitberechnet ist. Der Gesamtbetrag der Kosten mit 185 Gulden 2 Schilling, acht Viertel Korn und sieben Ohm Wein wurde am 1. September 1711 genehmigt.

Aus Freude viele Opfer

Die Freude, das Gotteshaus vor dem Untergang bewahrt zu wissen, erfüllte alle in gleicher Weise und machte zu Opfern bereit. Das Fehlen von Glocken und Orgel gab 1712 Veranlassung, den "Hochfürstlichen Hofrath in Durlach demühthigst anzuflehen", unter den Bürgern in Lahr eine Kollekte erheben zu dürfen zur Wiederherstellung einer Orgel oder Glocken.

In der Bittschrift heißt es: "Ist in Euer Hochfürstlicher Durchlaucht Landen jemals durch den grundverderblichen Krieg eine Kirche oder Gotteshaus dem Ruin ähnlich gemacht worden, so ist es leider die allhiesige Stiftskirche, sintemalen dieselbe dadurch nicht allein ohne Glocken, Orgeln, Fenster und Thüren sehr erarmet, sondern auch an dem Gebäu dergestalt baufällig geworden, daß wo nicht erst kürzlich mit Reparierung des Dachstuhls man vorkommen wäre, wir uns bestenfalls nicht sonder ohnwiderbringlichen Schaden zu befürchten gehabt hätten". Dies spricht so deutlich mitten aus der Armut und dem Jammer heraus, daß kein Wort zuzufügen ist, um die Bitte zu verstehen, aber auch, daß sie wohl vergeblich gewesen sein wird. Ob die Willigkeit zu helfen eine wirkliche Lebenskraft in sich hatte, mußte sich zeigen, sobald der Krieg zu Ende ging. Dies war denn auch der Fall, als mit dem Jahre 1714 eine Zeit des Friedens begann.

Konnte im Jahrhundert der Kriege nicht für die Unterhaltung der Stiftskirche gesorgt werden, und war sie dadurch vollständig verwahrlost, so kamen jetzt Zeiten, in welchen man gerne und immer wieder flickte, und zwar in so bunter Weise, daß man schließlich den ursprünglichen Stand der Kirche gar nicht mehr zu erkennen vermochte.

Zunächst wurden die Fenster repariert. Sodann wurde das allgemeine Verlangen nach Glocken und einer Uhr in besonderer Weise belebt durch die Feier des Reformationsfestes am 31. Oktober 1717. Die Stadt Lahr verband sich mit den evangelischen Gemeinden Dinglingen, Hugsweier und Altenheim und den Evangelischen aus anderen Gemeinden, um in feierlichem Zuge auf den Schutterlindenberg zu ziehen und nach einem gemeinschaftlichen Gottesdienst das heilige Abendmahl zu feiern, weshalb die Höhe des Berges "Des Herrn Tisch" genannt wurde.

Im Jahre 1718 sorgte der Stadtrat für neue Glocken für die Stiftskirche, wozu er nach dem Kapitalbuch des Almosenfonds ein Kapital von 70 Gulden aufnehmen mußte. Auch wurde 1717 eine neue Orgel erstellt. Nun endlich konnte auch die Uhr von Straßburg zurückgeholt werden. Aber sie war in einem reparaturbedürftigen Zustand. Die Reparatur wurde in Straßburg vorgenommen, so gab es in Lahr Verzögerungen mit dem Einbau der Uhr.

- VIII -

In einem Bericht vom 21. Februar 1720 heißt es, es ist aus den Stadtgefällen "ein ziembliches Geläutt wiederumb angeschafft, so doch hätte aus denen Stiftsgefallen beschehen sollen", so sei nun auch "das alte Uhrwerk, welches von der Zeit der Einäscherung hiesiger Statt, mithin über vierzig Jahre lang zu Straßburg in Verwahrung gestanden und davor der Haußzinß von hiesiger Stift Schaffnei bezahlt worden, und umb deßwillen nicht brauchen können, weil bißanhero die Glocken mangelt, auch dem Vorgebe nach an demselbigen ein ziemliches verloren gegangen und wohl bei 100 Reichsthaler die Reparation kosten werde, ein rechtes Uhrwerk aber wegen Ausbreitung der Stadt höchst nötig ist, so wird angefragt, ob die Reparatur vorgenommen werden dürfe aus den Stiftsgefällen oder aber hiesiger Stadt, weilen sie ohnedem zu ihrem Wohlstand und Nutzen solches gebrauchen kann, die Helfte der Unkosten abgefordert werden solle oder nicht".

Der Bericht ist unterzeichnet von Oberamtmann Freiherrn von Dungern, Spezial-Superintendent Wild und dem Stiftschaffner Krieg. Hierauf kam unterm 7. März die Weisung, entweder die alte Uhr zu reparieren oder eine neue herzustellen. Man wandte sich an den Uhrmacher Balthasar Georg, welcher am 7. November 1720 forderte: 90 Gulden Geld, ein Viertel Weizen oder vier Ohm neuen Wein.

Auf nochmalige Vorlage des Akkords vom 26. Februar 1721 kam der Bescheid der Rentkammer, "daß über besagtes Uhrwerk forderist verständige Leuth vernommen und wann solches nicht mit nutzen geschehen könne, mit aufgebung der alten ein neues wohlfeilstem preiß angeschafft werden solle".

Schließlich erhielt der Straßburger Uhrmacher Georg den Reparaturauftrag; es mußte ihm das benötigte Material geliefert und alle Nebenarbeiten besonders bezahlt werden, so daß die Reparatur auf über 200 Gulden zu stehen kam.

Bevor die Uhr auf dem Lettner gestellt wurde, waren Reparaturen an den Fenstern im Chor notwendig, da infolge eines heftigen Sturms ein Fenster ganz eingeworfen wurde. Um den Ansprüchen genügen zu können, sah man sich 1719 veranlaßt, mit der Renovation der Stiftsgefalle zu "beginnen". Denn schon zu Anfang des Jahres mußte der Schaffner Bach berichten, daß die Mauer (an welcher sich jetzt die alten Grabsteine befinden), welche teils den Schulgarten, teils den Kirchhof umgibt, "mürbe" sei, wozu in einem weiteren Bericht vom 10. März 1719 beigefügt wird, daß nicht allein das "Mauerwerkh", sondern auch das dabeistehende und vor etlichen Jahren theils eingefallene, theils abgebrochene "Dachwerkh", worunter von Uralten Zeiten her die zu den Leichen gehörigen Schrägen nebst denen auß dem Pabstthum daselbst befindenden Vielen Tausend Todten Köpfen in der Throcknen Verwahrung auffbehalten worden. Besonders zur Zierde der gleich hinüber liegenden Kirch und Gottes Acker und besonders weilen Alles dahier im alten Stadt erhalten werden soll, ist zu reparieren höchst nöthig". Dabei wird bemerkt, es müsse aus Stiftsgefallen bezahlt werden, "Weilen die Unterthanen zum Stift niemalen gefrohnt".

Der kleine Turm

Lange schon sah das kleine Türmchen, welches über dem Chor angebracht war, gar bedenklich aus. Man fürchtete, daß es eines Tages herabstürzen und Schaden verursachen könnte. Deshalb der Antrag, die Kosten aus dem Heiligenfonds zu nehmen, weil auch Reparaturen an den Kirchen der Dorfgemeinden nötig seien. Sonst blieb nichts übrig, als den Wein zu verkaufen und neue Taxen für die Kirchenstühle zu bestimmen.

Am 7. Oktober 1721 erging an Stadtrat und Landschreiber, auch an den Stiftschaffner die Resolution:

"1. einen genauen Überschlag über den baufälligen hinteren Turm auf der Stiftskirche über dem Chor einzuschicken;
2. weilen die heylige gefall gnädigste Herrschaft eigentlich nichts, sondern die Flecken Dinglingen, Hugscheyer und Altenheim angehen, so haben dieselben auch die reparation zu besorgen; wieviel man aus dem Wein und aus den Kirchenstühlen erlösen könne".

Nach einem Bericht vom 20. November 1721 war für drei neue Weiberstühle, die Platz boten für 30 Personen, eine neue Empore eingebaut werden. Jede Person soll einen Gulden bezahlen, andere "Weiber" 30 bis 45 Kreuzer für Reparaturen. Einen Disput ergab sich wegen Weiber- und Töchterstühle. Dabei mögen allerlei Willkürlichkeiten vorgekommen sein, weil am 23. April 1723 von Karlsruhe der Befehl kam, eine Kirchenstuhlordnung vorzulegen.

Der Schieferdecker forderte für den kleinen Turm 150 Gulden, drei Viertel Weizen und sechs Ohm Wein. Der Preis aber wurde heruntergehandelt auf 100 Gulden, zwei Viertel Weizen und vier Ohm Wein.

Bei Veränderungen der Emporen wurden auch die Roste unter den Stühlen repariert, was 30 Gulden, vier Viertel Weizen und vier Ohm Wein kostete. Nach hochfürstlichem Erlaß vom 22. Dezember 1721 betrugen die Kosten für die Reparatur des kleinen Turms, der Kirchenstühle, Empore und des Lettners neben der Orgel zusammen 336 Gulden 8 Schilling 2 Pfennig. Bis zum Jahre 1722 war der kleine Turm mit Schindeln gedeckt, von da an mit Schiefer.

Geld für die Frau Base

Da die Heiligengefalle für die notwendigsten Ausgaben nicht hinreichten, mußte das Stift von 1713 an, acht Jahre lang, nachhelfen. Die Hoffnung, über größere Mittel von selten des Stifts verfügen zu können, wurde zuschanden durch eine Verfügung der Nassauischen Herrschaft, daß von 1727 an die Überschüsse des Stifts zur "Subsisten (Lebensunterhalt) der Frau Base des Fürsten zu Uesingen" geliefert werden sollen.

- IX -

Der Konvent (Amtmann, Geistlicher, Schaffner und Stadtrat) wehrten sich dagegen. Er machte geltend, daß die Wiederherstellung des noch in den Ruinen liegenden Hospitals, dessen Gefalle der Stadt gehören, die des Heiligen aber den Ortschaften, dadurch unmöglich gemacht werde. Die Gefalle seien zur besseren Verwaltung vereinigt worden und man wolle lieber die Stift-, Spital- und Heiligengefalle separieren. Die Einsprache hatte keinen Erfolg.

Am 3. August 1728 hat der Chor "reichlich Schaden gelitten durch, ein Erdbeben".

Spitalaufbau nicht möglich

Gar zu gerne hätte der Konvent das Spital wieder aufgebaut. Aber nach dem Bericht des Stiftschaffners vom 23. Juni 1731 war das nicht möglich. Der Schaffner schreibt, "daß schon wiederum ein Bauwesen zu führen, dermalen schwer hergehen werde, weil der einzige Spitalwald, wo allein das Tannenholz bisher zu bekommen war, durch Erbauung des Nebendachs an der Stiftskirche gänzlich ausgehauen worden".

Damals wurden die Dächer der Seitenschiffe etwas erhöht, und um dies zu ermöglichen, die oberen Fenster, welche dem Mittelschiff das Licht gaben, bis auf zwei zugemauert. Daher die spätere Klage über die Finsternis in der Kirche, als auch die Fenster in den Seitenschiffen durch die vorgebauten Emporen nicht genügend Licht mehr geben konnten.

Bis zum Jahre 1736 war der Abschluß zwischen dem Chor und dem Langhaus, wie er ursprünglich war, geblieben. Der Chor war einst nur für die Mönche bestimmt, das Langhaus für das Volk. Daher war die ganze Kirche in zwei fast gleichgroße Räume geteilt, zwischen welchen der sogenannte Lettner (Lectorium, eine zum Vorlesen der Evangelien und Episteln bestimmte, vom Chor aus besteigbare Bühne) gebaut war. Der Lettner, mit einer Galerie versehen, war gewölbt und hatte eine größere und zwei schmälere Durchgänge.

Auf dem Lettner war die Orgel untergebracht und vor dem Mittelbogen der Altar für den evangelischen Gottesdienst, während der große Hochaltar aus der katholischen Zeit noch im Chore stand. Hieraus erhellt, daß das Langhaus zu klein war. Daher kommt es, daß alles, was man seither ausführte, um mehr Sitzplätze zu gewinnen, elendes Flickwerk war. Abhilfe war allerdings nur mit der Entfernung des Lettners zu schaffen.

Das wird in einem Bericht des Konvents vom 16. Mai 1736 "wegen der nöthig gefundenen Vermehrung derer Kirchenstühle und bessere Placirung der Orgel", klar dargelegt, "daß, weilen einentheils die zwischen der Kirch und dem Chorbogen vorhandene kleine Zwergbogen, welches noch einige Reliquien von denen katholischen Zeiten seind, nicht nur die Kirche versperren, sondern auch die höchst erforderliche Einrichtung derer Stühlen merklich behindere und daher viel besser seye, daß die darauf befindliche Orgel wegen des schlechten Gesangs weiter herunter in den Thurm, woselbst die Schuljugend, welche bis daher wegen Enge des Raumes ganz zerstreut in der Kirche herumgesessen, sowohlen zusammenplaciret, als auch der Choral und das Gesang mit mehrerer Harmonie geführet werden könnte, gesehet werde, anderntheils aber solches auch ohne Schaden des Haupt Baues und sonderliche Kosten des Stifts geschehen könnte".

Daher hält der Konvent dafür, daß der vorhandene Zwergbogen (der Bogen mit dem Lettner) abgebrochen und die Orgel in den Turm gesetzt, sodann der Chor, welcher deswegen nicht gebraucht und zur Kirche gezogen werden könne, ordentlich zur Hauptkirche, welches aber bis daher nicht geschehen, mit gebrauchet und gleichfalls dazu angepaßt, mithin der leere Platz den Leuten zu Kirchensitzen überlassen werde, wodurch der Rest der Kosten gedeckt würde.

Dem Bericht liegt ein Gutachten vom 19. April bei, welches drei Maurer nach genauer Untersuchung ergaben, daß die drei Kreuzgewölbe bei dem Chor mit gehauenen Bögen ohne Schaden abgebrochen werden könnten, weil diese Gewölbe kaum 12 bis 13 Schuh hoch und das Hauptgewölbe, welches 40 Fuß hoch sei, nicht zu tragen hätte.

Der Vorschlag schien nicht allen zu gefallen, denn es heißt, "es wurden hierüber diverse Raisonnements und Urtheile laut". Die Versetzung der Orgel in den Turm sollte 43 Gulden kosten. Die Vorlagen waren der Behörde nicht genügend. Sie verlangte, daß man noch einen anderen Bauverständigen vernehme, und zwar den Johann Eimerich von Offenburg. Auch sein Gutachten lautete dahin, daß "durch Ausbrechung des Zwerch- oder Creutzbogens oder Gewölbes dem Hauptbau kein Schaden zugefügt werde; es sei auch nicht für die Zukunft zu besorgen". Hierauf wurde die Genehmigung zur Veränderung am 20. Dezember 1736 gegeben.

Veränderungen anno 1737

Im Jahre 1737 wurden die vorgeschlagenen Veränderungen ausgeführt. Zunächst wurde der "katholische, von Steinen und vielem Holtzschnitzwerk nach Päpstlicher Weise hochaufgeführte Hochaltar im großen Chor, welcher als eine Sakristei gebraucht und Beicht darin gehalten worden", entfernt, der evangelische Altar weiter zurück in den Chor und vor denselben ein Taufstein gesetzt. Der ganze Lettner (Separationsbogen zwischen Chor und Langhaus) wurde abgetragen und "die geschnitzten Bilder auf einen Nebenboden der Kirche gelegt".

Die Orgel wurde auf zwei neugefertigten Emporen im Turm untergebracht, und die Kanzel, welche sich an der nördlichen Seite befand, um einen Pfeiler näher nach dem Chor versetzt. In den beiden Bögen gegenüber der Kanzel und über dem Altar wurden Emporebühnen errichtet und gegitterte Stühle "vor (für) die Honoratiores". In der Nähe der Kanzel auf der Nordseite wurde die Sakristei angelegt da, wo früher die Treppe auf den Orgelbogen gewesen.

Die Versetzung der Orgel in den Glockenturm bereitete große Schwierigkeiten und erforderte bedeutende Kosten. Orgelbauer Georg Friedrich Merklin von Straßburg führte die Arbeit aus und "vermehrte die Orgel mit verschiedenen Registern". Die Kosten mit 300 Gulden wurden der Stadt auferlegt. Daher suchten der Bürgermeister und der Rat der Stadt am 27. September 1737 um einen Zuschuß aus der Stiftsschaffnei von 150 Gulden nach. Da kurz zuvor von Wiesbaden der Befehl gekommen war, aus dem Stift 100 Reichsthaler für die Kirche in Grewen-Wißbach in Nassau zu geben, so wandte sich der Konvent an die Regierung mit der Bitte, die 100 Reichsthaler zum Teil wenigstens der Stadt zu überlassen. Es wurde aber nicht genehmigt.

Infolge der vorgenommener! Veränderungen trat es erst recht zutage, wie vernachlässigt die Kirche in ihrem Innern war. Man kam in Verlegenheit, da auch das Dach des Turmes umgedeckt werden mußte. Hatte man doch endlich den Bau des Spitals ins Auge gefaßt; er war auch bewilligt, mußte jedoch zurückgestellt werden. Bei Kosten von 388 Gulden wurde 1738 das Turmdach umgedeckt und im folgenden Jahr die Kirche ausgeweißelt, "was seit Menschengedenken nicht geschehen".

Der Stiftschaffner klagte über den großen Geldmangel in der Schaffnei und sagte, "das verarmte Stift" sei dermalen die Besoldungen und Gratialien, besonders für Witwen und Waisen, bei weitem nicht hinlänglich. Stiftschaffner Dreyspring hatte sich daher am 3. Februar 1736 beim Oberamt über den Stadtrat beschwert, "daß dieser seine Schuldigkeit an das Stift für Bretter, Haber und Wein nicht bezahle". Auch forderte er von der Stadt Rückersatz von 90 Taler Aufzugskosten des Stadtpfarrers Ritzhaub. Schließlich beklagte er sich, er "habe zwar gut Versprechen, aber keinen Nachdruck beim Oberamt erhalten".

Im Jahre 1745 wurde der ganze Dachstuhl durch ein Unwetter so beschädigt, daß eine durchgreifende Reparatur notwendig wurde. Besonders der Kirchturm war durch Schloßen stark mitgenommen. Erst 1747 kam es zur Neudeckung mit Schiefersteinen; der Aufwand lag bei 910 Gulden 9 Schilling 8 Pfennig. Schon drei Jahre nach der neuen Schieferbedeckung war das Dach über dem Chor aufgebrochen. Mit der Wiederherstellung wurde auch eine Reparatur des kleinen Turmes verbunden.

Die Bauarbeiten ließen eine Reinigung der Orgel notwendig werden. Weil man sich in der Gemeinde über den Stand der Orgel beklagte, verzögerte sich die Reinigung. Der Kantor stand nämlich mit seinen Schülern auf einer Empore unter der Orgel, so daß sie den Choral nicht genau hören konnten. Schließlich berichtete der Stadtrat am 5. Juni 1754, daß "Choral und Gesang sehr schlecht zusammenstimmen, welches hauptsächlich daher rühret, weilen die Orgel in der Kirche sehr hoch, das Pedal aber unter dem Glockenturm stehet, wo der Ton hiervon nicht in die Kirche fallet, sondern den Turm hinauffahret".

Die Umstellung der Orgel in den Chor geschah durch einen "von ohngefähr hierher gekommenen vagierenden Orgelmacher aus den Niederlanden, ein Frantzoß Nahmens Potier". Die Orgel wurde etwas erhöht hinter dem Altar angebracht, da der Altar damals da stand, wo jetzt der Taufstein steht.

Noch eine Empore gebaut

Da man weiterer Kirchenstühle bedurfte, wurde eine neue Empore gebaut in dem zweiten Bogen unter der Kanzel. Dennoch fehlten noch Weiberstühle. Daher beantragte der Konvent am 28. März 1760, die Kanzel um einen Pfeiler weiter hinaufzurücken und unter dem dritten Bogen unter der Kanzel auch eine Empore anzubringen. Als nach wenigen Jahren 40 Männer und 53 Frauen sich meldeten, daß sie keine Sitze hätten, machte Stadtpfarrer Müller im Jahre 1769 den Vorschlag, die Sakristei zu überbauen, um eine neue Empore zu gewinnen und von diesem bis an die alte Empore einen Durchzug zu machen. Von diesem Plan wollte der Schaffner nichts wissen, weil die Sakristei zu klein werde und weil man diese zu vielen Vorgängen benötige. Trotzdem wurde die Veränderung am 21. Juli 1769 genehmigt. Durch sie wurde vieles verdorben, was fünf Jahre zuvor ausgeführt wurde und wozu man sich so schwer entschlossen habe, nämlich die Bemalung der Decke.

- X -

Bei der Beifuhr von Baumaterial wurde der an sich schon schlechte Weg zur Kirche unbegehbar gemacht. Nachdem die Mauer am Schulgarten 1759 vor dem Zusammensturz bewahrt worden war, erhielt der Konvent den Auftrag, das Pflaster der Straße zu erneuern. Bei dieser Gelegenheit wurden auch über Erweiterung des Friedhofs Verhandlungen geführt. Dabei handelte es sich darum, wer dazu verpflichtet sei: das Stift oder die Stadt.

Da die Beerdigungen seither auf dem Eigentum des Stifts geschahen, so verlangte der Stadtrat dies auch fernerhin. Demgegenüber wurde geltend gemacht, daß die Stadt die notwendige Bodenfläche vom Stift kaufen solle. Es kam zunächst das Stück südlich von der Kirche infrage, also im Bereich der Gärten des Meßners und des Verwalters. Zwischen dem Garten des Meßners und der Kirche lagen die Klosterreste, und der Garten des Verwalters grenzte an den Schutterkanal.

Man gedachte die Reste des einstigen Klosters zu entfernen und dem Meßner eine Wohnung auf dem Beinhäuschen herzustellen, wozu das vorhandene Baumaterial ("viel Steine und anderen Gehöltzes von dem abzubrechenden alten Kirchengebäu") verwendet werden könnte. Der Stadtrat wollte sich auf nichts einlassen, "da er genug habe an der ihm eigentümlichen Kirch und Gottesacker in Burgheim zu unterhalten", kam am 21. April 1768 die Weisung, "gestalten das Stift bekanntlich von der ehemaligen Landesherrschaft dotiert und die Stadt es also für eine Gnade zu erkennen habe, daß aus denen Stiftsgefallen bishero die zur Unterhaltung der Kirchhofsmauer erforderlichen Kosten, welche sonst der Stadt zu tragen zugekommen wäre, beigetragen worden. Also solle die Stadt entweder ihre Toten nach Burgheim auf den Kirchhof bringen lassen oder in der Nähe der Stiftskirche ein Stück Gut ankaufen und solches hierzu herrichten lassen. Das Überbauen des Beinhauses solle vorerst auf sich beruhen; es solle nur einen neuen Dachstuhl erhalten.

Friedhoffrage 1781 erledigt

Erst nach 13 Jahren wurde die Friedhoffrage erledigt. Am 7. Mai 1781 erklärte der Stadtrat, er weigere sich nun nicht mehr, den Kirchhof zu erweitern und einen Teil des Gartens des Stiftsschaffners anzukaufen. Es wurde der Vorschlag gemacht, den Platz bis hinaus an die Schutter, gegen die Klostermühle zu, zu nehmen, weil damit die Errichtung einer Mauer gespart werden könnte.

Aber der Stadtrat, "der nicht gewohnt sei", sagte Pfarrer Müller, "für die Zukunft zu sorgen", begnügte sich endlich erst dann wenigstens mit einer kleineren Vergrößerung an Pfingsten 1783 um den Kaufpreis von 240 Gulden, als man zur Fertigung eines jeden neuen Grabes "kaum halbverweste Körper wieder ausgraben mußte". Später geschah die Erweiterung des Friedhofs bis zum Schutterkanal.

Während der ganzen Zeit hatte man seine liebe Not mit der Orgel, welche man 1755 in den Chor gestellt hatte. Sie erforderte unaufhörlich Verbesserungen durch den herumziehenden, nun in Burkheim am Kaiserstuhl wohnenden Franzosen Potier. Man behalf sich nun mit der Orgel so gut es ging; schließlich ging es aber nicht mehr. Pfarrer Müller machte daher am 8. Juli 1768 eine Vorstellung an den Stadtrat, in welcher er den schlechten Zustand der Orgel schilderte.

Da sich gerade ein Orgelbauer namens Ambrosius Ròzoni, ein Italiener, in Rust aufhielt, wurde dieser zu einem Gutachten aufgefordert. Für 800 Gulden wollte er die Reparatur ausführen, aber die Orgel bedürfe einer Erweiterung, da sie zu gering sei für die Kirche, was weitere 400 Gulden kosten werde. Der Mann hatte gute Empfehlungen, da er bei Emmendingen mehrere Orgeln repariert, in Köndringen eine neue verfertigt und mit dem Abt von Schuttern eine neue Orgel mit 45 Registern akkordiert hatte.

Aber Ròzoni war einer der größten Betrüger, schreibt Pfarrer Müller. Während der Zeit, da er im Rathaus an der Orgel arbeitete, wußte er die Herren des Stadtrats zu bereden, einen neuen Orgelkasten fertigen zu lassen, welcher ihm zu 300 Gulden verakkordiert wurde. Diesen machte er boshaftigerweise um eineinhalb Schuh höher als der alte war, so daß man hernach das alte, noch gute Principal nicht mehr hineinstellen konnte, sondern genötigt war, ihm dasselbe zu überlassen und ein neues zu verakkordieren, dafür man ihm 150 Gulden zahlen mußte.

Dazu nahm dann der Betrüger meistens Blei statt Zinn, und das neue Principal fiel so dünn und so schwarzbleifarbig aus, daß man es nicht ansehen mochte. Weil er ohnehin ein Vagabund war, verzichtete man auf einen Streit.

Jetzt Orgelbauer Silbermann

Im Jahre 1780 war die Rozoni-Orgel reparaturbedürftig geworden. Nun erst entschloß man sich für den Straßburger Orgelbauer Johann Andreas Silbermann, der zwar vorher schon zu Rate gezogen, jedoch seiner hohen Forderung wegen hintangesetzt wurde. Es kam zu einem Vertrag und Silbermann baute für 4.750 Gulden eine neue Orgel. Einberechnet waren das neue Orgelgehäuse, die Tansportkosten und Quartier mit vier Betten für neun Wochen.

Die Regierung in Nassau genehmigte am 5. März 1782 den Vertrag, gab aber dem Stadtrat einen Verweis, weil er den Akkord eigenmächtig abgeschlossen, das Oberamt und den Konsistorialkonvent nicht verständigt habe. Das Oberamt erhielt zugleich die Weisung: "Ihr werdet in Zukunft mehrere Achtsamkeit auf die Handlungen des Stadtrats zu schlagen und damit die landesherrliche Oberaufsicht und Rechte besser zu wahren hiermit angewiesen."

Noch im Jahre 1782 hatte Silbermann die Orgel fertiggestellt, als er plötzlich erkrankte und starb. So war die Lahrer Orgel das letzte Werk Silbermanns. Sie wurde von seinen Söhnen Josias und Heinrich im Frühjahr 1783 aufgestellt und zwar auf dem Lettner im Chor. Die Blasbälge wurden in einem Häuschen außerhalb der Kirche zwischen den zwei Pfeilern unter dem hinteren Fenster untergebracht. Auf den Lettner wurde eine neue Stiege von außen gemacht, um für die Orgel mehr Platz zu gewinnen.

Pfarrer Müller schreibt: Die Orgel hat sich ganz außerordentlich gut gehalten. Im Jahre 1828 wurde sie gereinigt durch den Orgelbauer Merklin von Oberhausen, weil sie dadurch, daß die Kirche geweißelt und die alten Fenster herausgebrochen wurden, sehr verstaubt war. Im Jahre 1850 wurde sie infolge der Restauration wesentlich verbessert durch Orgelbauer Risch von Hugstetten für 955 Gulden, und in den Turm gestellt.

Im Dezember 1875 wurde die Orgel wegen des Turmbaus auf den Speicher der Luisenschule gebracht, wo sie beim Brand der Schule mitverbrannte.

Sorgen um Kirchenerhalt

Nach der im Jahre 1737 vorgenommenen gründlichen Änderung hätte man erwarten können, daß eine planmäßige Herstellung der Kirche in ihrem Innern durchgeführt würde. Davon war man weit entfernt; es fehlte am Verständnis und man war nur auf das eine bedacht, daß jedermann seinen bestimmten Sitz und seinen bequemen Platz hatte. Das spielte bald die Hauptrolle, weil man zugleich aus dem Erlös vom Verkauf der Plätze Mittel gewinnen konnte für andere bauliche Bedürfnisse. Diese zeigten sich nicht nur am Dach des Langhauses, sondern auch an beiden Türmen. ES war ein Fehler, daß man das kleine Türmchen über dem Lettner zwischen Chor und Langhaus nicht zugleich mit dem Lettner entfernt hatte. Wiederholt wies der Schaffner darauf hin und stellte 1768 den Antrag auf Entfernung. Erst 1774 drang der Schaffner mit seinem Antrag durch.

- XI -

In einem Bericht des Konvents an das Konsistorium in Wiesbaden vom 31. Mai 1770 wird dargelegt, wie notwendig es sei, etwas zu tun für das Türmchen und für den Klosteranbau. Der kleine Turm sei alt und zerfallen; der Regen dringe durch bis auf die Kirchensitze. "Was die Hinwegschaffung des alten rechterseits der Kirche zerfallenen und noch an der langen Kirche selbst anhängenden Mauerwerks betrifft", so wird auch eine Reparatur gefordert oder ein Niederreißen und Herstellung einer Treppe in dem großen Kirchturm. Dieser hatte nämlich gar keine Treppe, weil man einst vom Kloster aus über den Dachboden dahin gelangte.

Weil sich alles in einem Zerfall befand, war der Eingang in die Kirche beschwerlich. Der Mesner mußte täglich, um zur Uhr und zu den Glocken zu gelangen, durch "eine im alten Mauerwerk sich ziehende Treppe auf die Kirche und durch das ganze Dachwerk oben hindurch bis zur Uhr und zu den Glocken nicht ohne Gefahr, wie auch die Treppen der Vorkirche auf den Turm und von diesem zu den Glocken und der Uhr".

Die Regierung wollte vorerst noch reparieren, aber der Schaffner drang mit seinem Bericht vom 22. Februar 1774 durch, "daß, da der kleine Turm von keinem Nutzen, sondern nur allein zu einigem Wohlstand ist, es besser getan und gerathener seye, selbigen ganz abzunehmen, als große Kosten hierauf zu verwenden".

Der kleine Turm abgetragen

Nun wurde der Dachreiter abgetragen und der Dachstuhl des großen Turms repariert, wohin auch eine hölzerne Treppe vom südlichen Seitenschiff aus hergestellt wurde. Das übrige blieb, wie es war.

Bald aber zeigten sich höchstbedenkliche Zustände an der Kirchenmauer. Am 12. April 1781 mußte die Anzeige gemacht werden, daß "das Mauerwerk sich mit starker Öffnung auseinander gelassen habe, weil das Gebälk auf dem Dach faul sei und daher der Druck der Sparren sich gegen die Wand des Gebäudes gelenket, mithin auf der Seite die Mauer, die ohnehin schon vorhin durch eine bei einer Erschütterung erlittenen Beschädigungen zerrissen, "noch weiter auseinander getrieben hat".

Nach langen Beratungen sieht sich das Konsistorium zu Wiesbaden genötigt, am 19. September 1785 zu beschließen, mit der Reparatur des Kirchturmdaches zu beginnen, einen neuen Dachstuhl der Kirche im folgenden Jahre fertigen zu lassen, wofür 3.000 Gulden vorgesehen wurden. Im Frühjahr 1786 kaufte der Schaffner 200 Stämme Tannenholz in Schmieheim. Da dieses durch das mahlbergische Gebiet (wozu Sulz und Kippenheim gehörten) geführt werden mußten, so waren hierfür 40 Gulden Steuern zu zahlen. Die badische Rentkammer genehmigte aber die Zollfreiheit am 20. Juni 1786.

Kirche in der Stadt abgelehnt

Früher schon hatte Pfarrer Müller vorgeschlagen, entweder eine neue Kirche in der Stadt selbst zu bauen oder jeden Sonntag zwei Gottesdienste nacheinander zu halten. Wegen eines Kirchenneubaues meinte Müller, man könnte, "da dermalen die Stadt wegen den horrenden Prozeßschulden die dazu erforderlichen Kosten nicht wohl bestreiten könnte, das große Gebäude, der Speicher genannt (welcher auf dem Urteilsplatz stand), gnädigster Herrschaft abkaufen und zu einer Kirche aptiren lassen".

Dazu Kirchenrat Bauer: Das wäre für die Stadt Lahr kein Gewinn gewesen, auch nicht für die Stiftskirche, welche dann noch mehr vernachlässigt worden wäre.

Die Klage über Mangel an Raum, namentlich für die Kinder und die ältere Jugend, für viele Frauen und eine große Zahl Familiengliedern, fand dadurch immer neue Nahrung, daß die Stühle, wie in der Kirchenstuhlordnung von 1785 aufs neue festgesetzt worden ist, auf das Kauf- und das Erbrecht beschränkt waren. Von dem Vater konnte nur der älteste Sohn den Sitz erben, und von der Mutter die älteste Tochter. Wie viele gingen da leer aus und mußten sich zurückgesetzt fühlen.

Die Sorge um die Vermehrung der Sitzplätze trat daher bei allen Bau- und Unterhaltungsfragen in den Vordergrund. Diese Sorge wurde niemals befriedigt. Mit jedem bequemeren oder größeren Gitterstuhl gewann man zwar einige Mittel zu Bauzwecken, verlor aber den Raum für andere Sitze. Dieser Zustand wurde immer schlimmer und drohte den vollständigen Ruin der Stiftskirche herbeizuführen. (Daher war auch schließlich die erste Bedingung zu einer gründlichen Renovation der Kirche 1847/50 die Entfernung der Gitterstühle und gekauften Sitze.)

Bei der Aufrichtung des neuen Dachstuhls 1786 wurden ganze Fenstergestelle ruiniert und die meisten Scheiben zerbrochen. Es mußten daher für 550 Gulden neue Fenster gefertigt werden. Dabei wurde am 17. April 1787 genehmigt, "die Steine aus den Fensterlöchern herauszunehmen, damit es mehr Licht giebt, und statt derselben eiserne Stangen anzubringen, also die steinernen Gesimse herauszunehmen. Um zu sparen, wollte man die Steine in den fünf größten Fenstern, mithin auch aus dem großen Fenster im Turm und aus denen hinter der Orgel herausgenommen werden". Zum Glück blieb das einzige Fenster hinter der Orgel von dieser Verstümmelung verschont, weil es zum großen Teil mit Backsteinen vermauert war wegen des angebauten Beinhäuschens mit dem Blasbalg.

Treppen und Treppchen

Um die Orgel im Chor freier zu stellen, da sie von Kirchenstühlen umgeben war, wurde eine neue Treppe angelegt zu der Empore, auf welcher die Orgel stand. Ebenso wurde eine steinerne Treppe auf der Ostseite angebracht (1785) für diejenigen Bürger, welche auf der Empore über der Sakristei und hinter der Kanzel sitzen, weil sie früher immer zu lange warten mußten, bis alle anderen die Kirche verlassen hatten.

Auch war dies für sie nicht ohne Gefahr im Falle einer besonderen Aufregung infolge eines während des Gottesdienstes entstehenden Brandes oder plötzlichen Überschwemmung der Schutter, "wie denn würklich bey solchen sich ereigneten Fällen einige zu den Kirchenfenstern hinausgesprungen, andere aber zu Boden geworfen und fast erdrückt worden sind".

Seit zwanzig Jahren hat man diese Treppe verlangt, aber weder das Stift noch die Bürger, welche dort saßen, wollten sie bezahlen. Nun konnte sie aus dem Erlös der neu hergestellten Kirchenstühle bezahlt werden; nur mußte jeder, der diese Treppe benutzte, 30 Kreuzer mehr bezahlen.

Überall, wo es irgend möglich war, hatte man Emporen angebracht, auch im Chor. Das Mittelschiff war noch frei. Obwohl den Emporen das Licht von oben genommen war durch das Vermauern der Fenster bis auf zwei auf jeder Seite, trug man keine Bedenken, alle Emporen drei Schuh (90 cm) vorzurücken in das Mittelschiff, und damit zugleich auch die Kanzel, so daß der mittlere Raum immer enger und die ganze Kirche immer finsterer wurde. Was halfen da etwa angebrachte Verschönerungen, wie sie der Oberamtsstuhl 1788 dadurch erfuhr, daß Rat Langsdorf ihm mit dem fürstlichen Wappen und den Kanzeldeckel mit einer Urne und einem Kranze zieren ließ, wozu die Kosten aus den Kirchenstuhlgeldern bestritten wurden?

Die Schilderung des Zustandes der Stiftskirche zu Anfgang [sic!] des 19. Jahrhunderts gibt ein trübes Bild. Die Gitterstühle wurden noch vermehrt, und es richtete jeder seinen Stuhl nach Belieben ein. Die Verzierung an den Kapitalen schlug man einfach ab und paßte die Kunstform der Kirche dem Eigennutz und der Selbstgefälligkeit des einzelnen an.

Was in den folgenden Jahren am Bau und der Umgebung der Kirche verändert wurde, das geschah nur, weil man sich dazu genötigt sah. Im Jahre 1835 wurden die südlich von der Kirche noch vorhandenen Reste des Klosters entfernt. Es war sowohl nach den Berichten an die Behörden als nach den Aussagen eines alten Arbeiters eine schwere Arbeit, weil es lauter große Quadern waren. Die Räume des einstigen Klosters waren noch deutlich erkennbar, Böden und Fundamente noch gut erhalten. Es waren die Reste des letzten Gebäudes des Klosters, während die zwei Gebäude gegen die Schutter wahrscheinlich auf einen Bericht des Schaffners 1652, weil sie einzufallen drohten, abgerissen wurden.

Der Boden wurde geebnet, zum Mesnergarten gemacht und später an die Stadt verkauft zur Anlegung von Gräbern.

- XII -

Im Jahre 1840 wurde die alte Klage wegen des Dachstuhls wieder laut; er war in mehreren Teilen verfault, auch fehlten die Schrauben. Die Seitenflügel oder Nebenbauten seien in sehr schlechtem Zustand; da, wo sie an das Hauptgebäude grenzen, seien sie abgewichen, die Fundamente und die Mauern zerrissen. Das im südlichen Flügel angebrachte Stiegenhaus (mit Riegelwänden) nach dem Dachstuhl des Hauptgebäudes sei in einem Zustand, dessen man sich schämen müsse: die Fächer seien ausgefallen und die Steine auf den Kirchhof gestürzt. 1842 wurden "mehrere Riegelwände durch den Sturm eingeworfen". Im selben Zustande befand sich das Knochenhaus, welches hinten an das Hauptgebäude angebaut war, in dessem oberen Stock die Blasbälge und die Windkanäle der Orgel sich befanden. 1841 entdeckte man am Turm und am Langhaus bedeutende Sprünge. Sie wurden ausgebessert und bei dieser Gelegenheit der auf der nördlichen Seite befindliche Anbau mit Ziegeln gedeckt.

Nach Vollendung dieser Arbeit war das Äußere der Kirche weit häßlicher als vorher, weil der neue Verputz gegen die graue Farbe des alten um so mehr abstach.

Mitte des 19. Jahrhunderts gründlich renoviert

Die gründliche Renovation Mitte des 19. Jahrhunderts ist Stadtpfarrer Doll und Oberbaurat Eisenlohr (Karlsruhe) zu danken. Bei einer Kirchenvisitation 1846 sprach der Kirchengemeinderat den Wunsch aus, daß die Kirche in ihrem Innern verschönert werde. Anstoß dazu gab der Kirchenbau der katholischen Gemeinde.

Man kam überein, sämtliche Stühle im Langhaus sowie die Emporbühnen und Stühle, soweit sie vom Langhaus aus gesehen werden können, mit Ölfarbe anzustreichen. Dabei wurde vorausgesetzt, daß sämtliche Stühle gleichgemacht und die Gitter entfernt werden. Das fand wenig Zustimmung. Man wollte sich keine Änderung der Stühle gefallen lassen. Es machte sich ein solcher Unwille laut, daß Stadtpfarrer Fecht als Dekan an den Oberkirchenrat berichtete:

"Die Kaufleute und Ehrenbürger wollen nicht. Ruhig und gleichmütig sehen die Protestanten der Stadt Lahr die schöne neue Kirche der katholischen Gemeinde erstehen, ihre eigene Kirche wollen sie in dem alten, bettelhaften Zustande belassen."

Das ließ Stadtpfarrer Doll keine Ruhe. Er erkannte die Notwendigkeit einer Restauration und trat dafür mit großem Mut ein. In einer Vorstellung an die Stiftschaffnei am 9. August 1847 wies Doll nach, daß jeder Kreuzer, der für Renovation im Innern ausgegeben werde, verloren sei. Nur eine Hauptveränderung könne die Übelstände beheben, und einen Neubau, der auf mindestens 100.000 Gulden zu stehen komme, verschieben.

Doll schlug vor, einen tüchtigen Baumeister zu beauftragen, die Kirche in Augenschein zu nehmen und Pläne zu einer gründlichen Reparatur zu fertigen. Doll schloß mit den Worten: "So kann es nicht bleiben, und ich halte mich als Diener dieser Kirche, trauernd über den schwachen Kirchenbesuch und über Klagen über die Kirche verpflichtet, das Obige vorzustellen."

Nun sah sich der Oberkirchenrat nach der Mittelsuche veranlaßt. Nach einer Dienstvisitation der Stiftschaffnei durch den Direktor des Oberkirchenrats, Böhme, beschloß der Oberkirchenrat am 3. Oktober 1848, die Stiftskirche nach dem Wunsche der Gemeinde herzustellen und forderte Oberbaurat Eisenlohr zu einem Gutachten auf. Im Gutachten, am 27. Oktober vorgelegt, beantragte Eisenlohr, die Kirche nach Maßgabe des Chors auszubauen und zunächst, um den Bestand der Kirche auf Jahrhunderte hinaus sicherzustellen, die noch nicht eingewölbten Teile einzuwölben.

Flugblatt an die Gemeinde

Eisenlohr stimmte mit dem Urteil Dolls über den Zustand der Kirche überein; Doll sagte nämlich in einem Flugblatt an die Gemeinde:

"Was ist im Laufe der Zeiten aus der Kirche geworden? Umgehen wir sie außen von allen Seiten, so wird uns klar: Hier hat eine spätere, ungeschickte Hand überall verunstaltet, verpfuscht und zerstört. Die dem Auge so wohltuende Symmetrie ist fast überall aufgehoben. Kein Fenster gleicht mehr dem anderen, und keine Tür paßt zu der anderen. Da stehen noch stützende Pfeiler, dort sind sie weggerissen; hier ist eine Treppe von außen gleichsam nur angepappt, dort wieder eine; hier ist noch ein Stück Sockelgurte, dort ist sie ganz ausgebrochen, und die Bedachung will gar nicht zum Ganzen passen.

Gehen wir näher und betrachten die Mauern, so ist da ein großer Riß von oben bis unten, und dort wieder einer, und uns wird bange, es möchten diese Mauern bald zusammenstürzen. Eine Wehmut ergreift uns, daß man ein in seinen Anlagen so schönes Gebäude so verderben und entstellen konnte.

Treten wir aber erst in diesen Tempel, der uns zur Andacht stimmen sollte, wie fühlt sich da unser Auge überall beleidigt. Wir wenden zuerst den Blick nach Osten. Ein hoch- und kühngewölbter Chor ist da, seine Fenster aber sind verbaut, daß fast kein Licht eindringen kann; eine Orgel, im Innern ein herrliches Tonwerk, im äußeren Gebäude aber ganz geschmacklos, nimmt fast den ganzen Teil des oberen Chors ein. Wie sieht es aber erst unten in diesem Chore aus? Alles ist auf die wunderlichste Weise verbaut und verwickelt.

Sehen wir uns in der Kirche um, so umfangt uns eine unheimliche Düsterkeit, denn überall ist das so freundliche Licht verbaut. Gehen wir in den Seitenschiffen umher, so ist ganz nahe über unserem Kopfe der unfreundliche Boden einer ungeheuren Empore, und überall Feuchtigkeit und daher rührender Modergeruch.

Kehren wir ins Mittelschiff zurück so machen die kahlen, weißen Wände, diese kahle, hohe ebene Decke und diese wie in der Luft schwebenden Emporen einen sehr unangenehmen Eindruck.

Betrachten wir Gänge und Sitzräume: wie hat das alles ein zerfallenes, ungeordnetes Ansehen; wie ist da alles ein buntes Durcheinander! Welchen widrigen Eindruck machen diese verschiedenartigen Stühle, welche, ganz gegen den Geist des Christentums, auch in der Kirche noch die Standesunterschiede verewigen und Reiche und Arme, Hohe und Niedrige voneinander scheiden wollen? Unere Zeit ist zwar eine kirchenscheue Zeit; aber gewiß ist, daß das Unfreundliche unserer Kirche schon manchen verscheucht und vom Besuche des Gottesdienstes abgehalten hat. Wie ist nun da zu helfen?"

Eisenlohr gab Auskunft

Die Antwort auf die Fragen von Pfarrer Doll gab Baurat Eisenlohr: "Hinter all dem Wust von Veranstaltungen und rohen Verletzungen erkennt man sogleich eine noch immer in einem reinen guten gotischen Stil erbaute Kirche. Wie der ausgebaute Chorteil der Kirche zeigt, so müßte dieselbe vollendet und von den störenden Inbauten befreit, einen wahrhaft erhebenden Eindruck machen. Bei einer gründlichen Herstellung dieser Kirche kann die Aufgabe nicht zweifelhaft sein und sie bestände wohl darin, dieselbe so auszubauen, wie es die ursprüngliche Absicht des Baumeisters war, nämlich nach Maßgabe des hinteren vollendeten Teiles, also des Chorteiles."

Worin bestanden die Schwierigkeiten? Darin, daß das ganze Langhaus, besonders das Mittelschiff, in seinen Mauern gegen den Turm hin mehrfach durch bedeutende Risse von oben bis auf die Spitzbogen getrennt war, während die Technik in der Ausführung ganz gleichartig mit der des Chorteils ist. Diese Hauptrisse verrieten ein hohes Alter, während die anderen, namentlich an der nördlichen Mauer gegen den Turm zu, aus späterer Zeit waren und noch Brandspuren zeigten.

So berichtete der Schaffner, daß seit mehreren Jahren sich das nördliche Seitenschiff immer mehr gesenkt habe, so daß dasselbe vom Fundament bis an das Dach um zwei Zoll außer Verbindung mit dem Turm stehe und ein Stück Mauer dem Einsturz drohe.

Es mußten daher neue kräftige Stützpunkte gewonnen werden durch neu zu erbauende Strebepfeiler, welche mit den Seitenschiffmauern durch einzuschiebende Quader fest verbunden sein müßten. Dabei mußten die Mauern des Mittelschiffs wenigstens gegen den Turm hin, bis auf den ersten Spitzbogen oder Pfeiler herab abgebrochen und neu aufgeführt werden.

Von den neuen Strebepfeilern aus sollten einzelne gemauerte Strebebögen unter den Dachstühlen der Seitenschiffe gegen diejenigen Punkte der Mittelschiffmauern angelegt werden, welche den Druck der neu aufzuführenden Gewölbegurten des Mittelschiffs aufzunehmen hätten. Dadurch erhielten die Mauern des Mittelschiffs eine neue Befestigung.

Nach Vollendung dieser Arbeiten sowie nach einer Verstärkung der Fundamentmauern an einzelnen Stellen könnte man zur Einwölbung der noch übrigen Teile der Seitenschiffe und des Mittelschiffes schreiten. Auch müßten die Dachstühle der Seitenschiffe sofort erneuert und unter den alten Gurten der Mittelschiffmauer angeschlossen werden.

Dazu gab Eisenlohr noch verschiedene Reparaturen und Veränderungen in der inneren Einrichtung der Kirche an und schloß mit der Bemerkung: "Von Anbringung weiterer Emporbühnen kann keine Rede mehr sein, wenn das stallmäßige Ansehen der Kirche vermieden werden soll."

Hierauf erhielt Eisenlohr umgehend den Auftrag, Pläne und Kostenüberschläge zu fertigen. Bei Übersendung derselben am 3. Januar 1849, welche einen Kostenvoranschlag von vorerst 19.000 Gulden enthielten, bemerkte er, er habe zur Ausschmückung der Kirche auch eine Summe aufgenommen. In dem mittleren hohen Chorfenster nämlich, welches als Ziel und Schlußpunkt der ganzen Kirche erscheint, sollte Christus als Haupt der Gemeinde, ihr gegenüber und sie segnend, von einigen Engeln umgebend (an deren Stellen hernach die Evangelisten kamen), in einem Glasgemälde dargestellt werden, so zwar, daß der erste Blick beim Eintritt in die Kirche sogleich auf Christus fallen würde.

Freudige Zustimmung

Der Appell Eisenlohrs an die Kirchenbehörde wurde mit Freuden aufgenommen, so daß sie schon nach drei Tagen die Angelegenheit dem Kirchengemeinderat unterbreitete mit der Erwartung, daß die betreffenden Einwohner auf ihre besonderen Kirchenstühle verzichten würden. Es zeigte sich Widerspruch selbst aus der Mitte des Kirchengemeinderats.

Pfarrer Doll ließ nicht nach, die Gemeinde über die Notwendigkeit der Forderung der Kirchenbehörde aufzuklären. Weidlich wurde über Pfarrer Doll gescholten. Hinzu kam die Entschädigungsforderung der Kirchenstuhlbesitzer für gezahlte Stuhlgebühren.

Da selbst unter den Mitgliedern des Kirchengemeinderats Langsdorff Vater eine Entschädigung von 600 Gulden für seinen Kirchenstuhl forderte, so übersandte ihm der Kirchengemeinderat eine dringende Bitte, darauf zu verzichten. Er erklärte, die Rückvergütung von dem sehr reichen Stift habe er nicht für sich verlangt, sondern für die Spital- und Armenkasse; er wolle sich nun fügen, lege aber seine Stelle als Kirchengemeinderat nieder.

Nachdem Konditor Karl Haas am 22. März einen schriftlichen Verzicht ausgestellt hatte, den er von allen denen unterzeichnen ließ, welche seither noch keine Erklärung abgegeben hatten, so konnte der Kirchengemeinderat am 24. März berichten, daß nunmehr alle zugestimmt hätten bis auf einen, Küfer Baum, dem sie einen der neuherzustellenden Stühle im Chor, neben den Mitgliedern des Kirchengemeinderats, zuteilen würden.

Küfer Baum, ledig, 52 Jahre, bestand auf seiner Forderung von 252 Gulden samt Zins von Ostern 1850 an. Dieser Stuhl gehörte früher den Herren von Dungern. Als die Forderung zurückgewiesen wurde, betrat Baum gegen das Stift den Rechtsweg, wurde aber in doppelter Instanz abgewiesen, weil das Stift ihm einen besonderen Platz, einen Stuhl im Chor, zuweisen wollte.

Erst im Frühjahr 1850 konnte mit den Arbeiten begonnen werden. Während der Bauzeit wurde der Gottesdienst in der katholischen Kirche gehalten. Durch die im April 1850 vorgenommene Ausräumung der Kirche traten die eigentlichen Schäden noch mehr heraus, als man angenommen hatte. Die alte Kanzel zeigte durch die hölzerne Verkleidung und frühere Brände solche Verletzungen, daß sie unverwendbar blieb. Es wurde eine neue von Stein gefertigt und jetzt an den Pfeiler gegenüber der südlichen Seite gesetzt. Auch die Sakristei wurde nach der Südseite verlegt.

Die Säulenfüße waren ganz verdeckt, weil früher wohl infolge von Eindringen des Wassers der ganze Boden in der Kirche aufgefüllt war. Sie kamen erst zutage, als der Boden bis auf ein Fuß (30 cm) ausgehoben war.

Durch den einstigen Brand des Klosters sowie durch die in früheren Zeiten geschehene Zerstörung des nördlichen Seitenschiffs wurde der Boden nach und nach höher, was wesentlich zur Verunstaltung des Gebäudes beitrug. Daher wurde die Erde um die ganze Kirche ausgehoben. Damit das Wasser einen Ablauf hatte, grub man hinter dem Chor ein Senkloch.

Beim Ausgraben der Fundamente zu den äußeren Strebepfeilern zeigte sich, daß die Kirche in den Seitenschiffmauern wenig oder gar kein Fundament hat. Auf der Nordseite am Seitenschiff entdeckte man ein später eingesetztes Stück Mauer, 41 Fuß lang und 30 Fuß hoch, aus kleinen Stücken schlecht gemauert. Die alten Strebepfeiler wurden repariert und neue hergestellt, nicht bloß auf der Nordseite, sondern auch auf der Südseite. Alle nach außen führenden Treppen, und was sonst angeflickt war, wurde entfernt, die unnützen Türen zugemauert. Fenster wurden versetzt oder neu ausgebrochen, das Dach mit Schiefer gedeckt. Im Innern wurde die Kirche eingewölbt, wobei fünf gipserne Rosetten in die Schlußsteine der alten Gewölbe kamen.

Suche nach Harmonie gelungen

Der Altar von Stein erhielt an seiner vorderen Seite symbolische Ornamente, welche der Goldarbeiter Siebenpfeiffer in Bronce vergoldet, meisterhaft für 100 Gulden ausführte. Die Orgel wurde auf eine neue Empore im Turm gestellt und mit einem neuen Gehäuse umgeben, entsprechend den neuen Stühlen im Chor und den Abschlüssen der Sakristei.

Zu allen diesen künstlerischen Herstellungen entwarf Eisenlohr die Zeichnungen, so auch zu den Fenstern und zu den Ornamenten für das mittlere Chorfenster, während die Zeichnungen für Christus und den vier Evangelisten von Professor Koopmann entworfen wurden.

Die Herstellung der Fenster hatte das Stift zu bezahlen, allerdings nur mit gewöhnlichem Glas. Für die Bemalung hatte die Kirchengemeinde aufzukommen. Neben einer Kollekte, die 573 Gulden brachte, kamen bedeutende Schenkungen von den Familien Mezger und Sachs für das mittlere Fenster im Chor, von den Familien Sohn, Graumann und v. Röder für das Fenster nebenan nach Norden, und von der Familie v. Lotzbeck für das Südfenster. Sie wurden von Glaskünstler Heimle von Freiburg für 1.500 Gulden (2.571 Mark 43 Pfennig) gefertigt. Die Fenster in den beiden Sakristeien mit den Bildern der Reformatoren fertigte für 121 Gulden (207 Mark) der Offenburger Reimle; Stifter waren die damals in Lyon und Marseille lebenden Lahrer.

Die übrigen vierzehn Fenster wurden von Hermann in Freiburg geliefert für 700 Gulden (1.200 Mark), aber viel weniger gut als die übrigen; sie bedurften 1904 einer vollständigen Erneuerung.

Die Orgel wurde wesentlich verbessert durch Orgelbauer Risch von Hugstetten für 955 Gulden, welche der Stadtrat auf die Stadtkasse übernahm. Sie wurde auf die Empore am Kirchturm gestellt.

Für 1080 Personen wurden Sitzplätze vorgesehen, aber noch vermehrt durch eine Anzahl freier Bänke und Sitze im Mittelschiff.

Der Evangelische Oberkirchenrat übernahm unter Anerkennung der bedeutenden Leistungen von Seiten der Gemeindeglieder das Stift einen Gesamtaufwand von 30.263 Gulden 38 Kreuzer; das waren 51.880 Mark und 51 Pfennig.

Einzug am 27. April 1851

Als die Gemeinde am 27. April 1851 in die restaurierte Kirche einzog, herrschte Freude und Befriedigung. Es war hergestellt worden, was Jahrhunderte nicht vermochten: ein Gotteshaus in Einfachheit und doch in herrlichen Kunstformen der Frühgotik. Das wäre ohne die zähe Ausdauer von Stadtpfarrer Doll und den unermüdlichen Fleiß von Oberbaurat Eisenlohr nicht möglich gewesen.

- XIII -

Nach der Innenrestauration konnte der verwahrloste Außenzustand nicht bleiben. Geklagt wurde über den Verputz und der die Kirche umgebende Raum. Nach wiederholten Vorstellungen wurde der Verputz 1860 erneuert mit einem Kostenaufwand von 2.024 Gulden.

Die Umgebung der Kirche muß sich in einem höchst nachteiligen Zustand befunden haben. Es blieb das Wasser bei Regen und Tauwetter rings um die Kirche stehen und öfters drangen große Wassermengen von der Gärtnerstraße her bis dicht vor die Kirchtüren, im Jahre 1875 sogar in die Kirche hinein bis zum Taufstein hin. Senklöcher sollten Abhilfe schaffen.

Im Jahre 1865 kam eine neue Uhr in den Turm, geliefert von Gebrüder Lorenz in Dinglingen für 1.250 Gulden und zwar auf Kosten des Stifts. Der Evangelische Kirchenfonds übernahm im Winter 1871 die Einrichtung einer Kirchenheizung mit sechs Meidinger Öfen.

Bau eines neuen Kirchturms

Schon 1836 wurde auf eine Neigung des Kirchturms aufmerksam gemacht. Vom Jahre 1866 an wiederholten sich die selben Beobachtungen. Es zeigten sich bedenkliche Risse und Sprünge im Gewölbe und in der Giebelwand in der Nähe des Turms. Nach den Ausflickungen hörten mehrere Jahre die Senkungen auf, bis sie 1873 nach der nördlichen Seite hin deutlich sich zeigten, und damit bedenkliche Risse am Turm selbst.

Oberingenieur Hoffmann in Lahr wurde vom Oberkirchenrat beauftragt, den Turm zu untersuchen und über etwaige Veränderungen Beobachtungen einzuleiten. Er stellte dabei die Senkungen und das Überhängen der Turmwand nach Norden fest. Hoffmann nannte den Turm einen "skandalösen Mauerklotz", der sich infolge ungenügender Fundamentierung gesenkt habe.

Da in der Kirche Gewölberippen herabfielen, wurde ein Teil der Kirche abgesperrt und eine Kommission ernannt, die am 6. September 1875 an Ort und Stelle zusammentrat. Die Kommission beantragte einstimmig den Abbruch des Turms, um dem Sturz vorzubeugen.

Zunächst wurden die beiden oberen Stockwerke des Turms abgetragen, ungefähr bis auf die Höhe des Kirchendachs. Die Glocken wurden auf Kosten des Stifts heruntergenommen und in einem provisorischen Läuthäuschen auf dem Kirchhof auf Kosten der Stadt untergebracht. Orgelbauer Schäfer von Heilbronn brachte die Orgel auf Kosten der Stadt auf den Speicher der Luisenschule (wo sie beim Schulhausbrand 1877 zerstört wurde).

Während des Baues wurde auf den gottesdienstlichen Gebrauch ein Harmonium aus dem Kirchenfonds angeschafft und später in die Kirche nach Burgheim gebracht. In der Kirche wurde gegen den Turm zu ein Abschluß von Diehlen gemacht und mit Stoff überzogen, so daß die Gottesdienste keine Unterbrechung erlitten.

Mauern und Fundamente des Turms waren so hart, daß sie gesprengt werden mußten. Während die Fundamente der Kirche selbst keinen Rost haben, sondern auf dem Talkies ruhen, hatten die des Turmes eichene Pfähle eingerammt, deren nördliche so abgefault waren, daß sie mit der Schaufel abgebrochen werden konnten.

Von dem alten Bau konnten nur einzelne Teile verwendet werden, auch vom Hauptportal. In den Eingang des Turms kamen die Säulchen von der Orgelempore. Den Stein über dem Portal mit der Jahreszahl 1412 hätte man wohl aufbewahren können, auch wenn er nicht mehr zu verwenden gewesen wäre. Ein gleiches gilt von der sehr verwitterten Steinfigur über dem Hauptportal, welche von den Maurern hinabgeworfen und ganz zerbrochen wurde. Weil die Orgel durch Feuer zerstört war, ließ die Stadt durch Burkard in Heidelberg eine neue bauen, welche 11.873 Mark kostete. Für Wiederaufstellen der Uhr mit neuen Zifferblättern wurden 596 Mark bezahlt. Im Turm waren zwei größere und eine kleinere Glocke. Dazu kam eine dritte große, während die kleinere umgegossen wurde.

Der Aufwand für den Neubau des Turms betrug für das Stift 53.140 Mark 42 Pfennig. Darin ist Inbegriffen die Erneuerung der fünf sich anschließenden Gewölbefelder.

In den folgenden Jahrzehnten - bis in unsere Zeit - waren einzelne Reparaturen und Renovation notwendig. Sie waren kostspielig, trugen aber zur Stilwahrung der Stiftskirche bei. Als um 1910 eine Renovierung abgeschlossen war, schrieb Kirchenrat Bauer: "Möge der Klang der Glocken einen Widerhall finden in den Herzen eines jeden, der durch die Pforten der Stiftskirche tritt, so daß er mit Freuden einstimmt in das Bekenntnis des alttestamentlichen Sängers: "Herr, ich hab lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt."

Sehr wenig ist Kirchenrat D. Friedrich Bauer auf das Stiftspital eingegangen. Hierzu liegen Ausführungen von Professor Knausenberger und Dr. Hermann Wiedtemann vor. Sie wurden veröffentlicht 1959/60, als Lahr "700 Jahre Lahrer Spital und Stiftskirche" feierte. Zur Abrundung des Gesamtthemas sollen Kurzdarstellungen gegeben werden.

Das Lahrer Spital - eine Stiftung der Geroldsecker

Dies voraus: Während Professor Knausenberger aufgrund von Aussagen im Lahrer Bürgerbuch 1356 von vier Spitaleinrichtungen schrieb, beschränkte sich Dr. Hermann Wiedtemann auf deren drei, nämlich: das Erstspital im Kloster bei der Stiftskirche, das Zweitspital ab 1349 beim jetzigen Haus Menzer an der Kaiser-, früher Gutleutstraße, und das dritte Spital am jetzt noch gültigen Standort an der Bismarckstraße.

Sehen wir uns die unterschiedlichen Meinungen von Knausenberger und Wiedtemann um die Existenz eines vierten Spitals an. Nach Knausenberger befand sich das erste Spital nicht im Klosterbau, sondern in Heilikas Hof an der Mühlgasse (Nr. 8-16). Dazu Knausenberger 1959:

"Die Lage von Heilikas Hofgut wurde 1954 auf Grund von gründlichen Untersuchungen des Lahrer Bürgerbuchs von 1356 ermittelt. Damit entfallen in Zukunft alle Mutmaßungen darüber, warum das Spital so bald nach seiner Gründung räumlich vom Kloster getrennt wurde.

Es war eben von Anfang an räumlich vom Kloster geschieden!

Der lückenhafte Text der Urkundenabschrift zwingt nicht dazu, das Spital des 13. Jahrhunderts mit dem Kloster vereint unter einem Dach zu suchen. Das Kloster hatte ohnedies als geeignetes Baugelände keinen allzugroßen Platz erhalten, so daß der Prior des Augustinerklosters Maria de Steiga von den Johannitern ein Stück des nördlich davon gelegenen Geländes als Platz für die Klosterkirche pachten mußte."

Halten wir die Aussage von Knausenberger fest: Das erste Lahrer Spital befand sich in den Gebäuden Mühlgasse 8 bis 16.

Und das zweite Spital?

Über den Standort des zweiten Spitals lesen wir bei Knausenberger: "Die bisherige Vermutung, das zweite Spital sei jenes am Dinglinger Tor, hat sich aufgrund der Untersuchungen als irrig erwiesen. Es stand vielmehr auch in der Mühlgasse (die Häuser 3-5), und zwar auf einem Teil des Gutshofes der Familie 'von Molberg'. Es war damals eines der wenigen Häuser mit einem Erker.

Da die Stadt Lahr schon einige Jahrzehnte zuvor das Mühl- und Roßgartenviertel sich "einverleibt" hatte und damit der Zutritt der Klostergeistlichen zu den Spitalinsassen vor allem in der Nacht erschwert war, hatte die Stiftung von Altären und Kaplaneipfründen für das Spital ihren berechtigten Sinn. In nicht wenigen Spitälern lagen die gebrechlichen Leute in besonderen Betten, die eine unmittelbare Verbindung mit dem Altarraum hatten. Das neue Spital mag schon einige Jahre vor 1349 bestanden haben, zu den Stiftungen aber ein besonderer Anlaß noch hinzugekommen sein: der schwarze Tod - die Pest."

Das dritte Spital

Nicht 1349, wie Kirchenrat Bauer und Adolf Ludwig annehmen, sondern um 1400, so meint Knausenberger, "erstand das dritte mittelalterliche Lahrer Spital gleichzeitig mit dem Bau der vierten Ringmauer am Dinglinger Tor. Nach seiner Ausplünderung und teilweisen Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg lag es öde und verlassen da. Der große Brand von 1677 machte ihm schließlich den Garaus. Von seiner Gestalt wüßten wir nichts, hätten nicht der Maurer Benedict Huber und der Zimmermann Ambrosius Hört uns einen Plan mit einer knappen Beschreibung hinterlassen".

Das vierte Spital

In der Geschichtsschreibung über das vierte Spital sind sich Knausenberger und Wiedtemann im wesentlichen einig. Knausenberger schrieb: "endlich im Jahre 1738 gab die Nassauische Regierung die gnädigste Vertröstung, daß das (zerstörte) Spital wiedererbaut werden solle. Aber noch vierzehn Jahre des Überlegens und Planens vergingen, bis am 23. Dezember 1752 die Weisung aus Wiesbaden kam, einen schicklichen Platz vor dem Tor zu einem Spitalbau zu acquirieren.

Schon am 6. März 1753 meldete das Lahrer Oberamt die Findung eines schicklichen Platzes. Es war der ehemals Schellische Hof, der nun Zuflucht wurde für alte, arme und gebrechliche Menschen." Soweit die Erkundungen von Professor Knausenberger.

Nach Dr. Hermann Wiedtemann nur drei Spitaleinrichtungen

Die Forschungen von Dr. Hermann Wiedtemann lassen nur drei Spitaleinrichtungen zu; er weist die Knausenbergersche Meinung von zwei Spitalen in der Mühlgasse zurück.

Folgen wir den Wiedtemannschen Spuren. Für ihn befand sich das erste Spital in den Klostergebäuden südlich der Stiftskirche. Warum und wann das Spital vom Kloster wegverlegt und in den Nordwesten der Stadt umgesiedelt wurde, läßt auch Wiedtemann offen. Zwei Möglichkeiten werden aufgezeigt: entweder war es die Pest, die eine Trennung vom Kloster verursachte, oder es wünschten die Mönche, das Kloster ganz für sich zu haben.

Wie Kirchenrat Bauer und Pfarrer Ludwig geht auch Wiedtemann auf das Jahr 1349 ein, "... weil zwei Urkunden vom März und November dieses Jahres vom 'neuen Hospital der Stadt Lahr' sprechen und dabei zum Ausdruck bringen, daß dieses im Bereich der Pfarrei Dinglingen liege. Denn es mußte Heinrich von Geroldseck, der damals Rektor der Pfarrkirche in 'Dindelingen' war, seine Zustimmung zu den geistlichen Pfründen erteilen, die sein Bruder Walter der Jüngere und sein Vater Walter IV., Herr in Lare, für die den drei Weisen (Königen) und den Aposteln Petrus und Paulus sowie den Bekennern Nikolaus und Leonhard geweihten Altäre stifteten."

Die genannten Urkunden von 1349 sagen von jedem der Altäre, daß er im neuen Hospital stand und daß dieser in der Pfarrei Heinrichs lag. Auch das neue (zweite) Lahrer Spital wäre damit wie das Kloster zunächst außerhalb der Stadtmauer errichtet und erst im 15. Jahrhundert in sie einbezogen worden.

Nun ging Dr. Hermann Wiedtemann auf die Knausenbergersche Theorie der vier Spitaleinrichtungen ein. Auch auf die Frage, "ob sich das Spital nicht doch zeitweise im Innern der ältesten Stadt befand; in der Mühlgasse also, wie Knausenbergers Forschungen nach einer Auswertung des Bürgerbuchs von 1356 ergeben hatten.

Am linken Bildrand Durchblick durch das erste Spital auf die Stadtmühle. Zwischen dieser und dem zweiten Spital liegen zwei Häuser des Stadtherrn Heinrich von Geroldseck 1356


Rekonstruktion des Spitals Kaiserstraße 19-35 und Brunnenstraße 1 durch Karl List. Von rechts nach links: Wirtschaftshof mit Stockbrunnen, Kirche und Pflegehaus, Knechtswohnung am Dinglinger Tor. Erbaut um 1400
Dazu Wiedtemanns Meinung:

Dagegen spricht der Wortlaut der genannten Hauptstelle. Die Formulierung "des 'spitals hus' besagt eher, daß es sich um ein Gebäude handelte, das das Spital entweder kaufte oder geschenkt erhielt, so wie auf diese Weise auch Äcker, Wiesen, Reben und Wald in seinen Besitz kamen. Und es ist weiter zu bedenken, daß des Claus Stoebers Bürgerrecht auf diesem Haus fußte. Das erscheint äußerst unwahrscheinlich, wenn es das Spital selbst gewesen wäre."

Wiedtemann glaubte sagen zu können, daß man wegen des bloßen Wortes "Spital" keinem Kurzschluß unterliegen dürfe. "Anders müßte man am Ende auch behaupten, das Spital habe sich in Ottenheim befunden! Denn nach einem alten 'Saalbuch' hatte dort Hannß Truchsesse 'ein Stück by Otenheimer Ziel nebent dem Spital von Lare'."

Zusätzlich stellte Wiedtemann der Annahme von Knausenberger die beiden Urkunden aus dem Jahre 1349 entgegen. Wiedtemanns Resümee: "In einer Zeit, in der man ein stark ausgeprägtes sakrales Empfinden und Bewußtsein besaß, sind die (genannten) Altäre in einem Bürgerhaus in der Mühlgasse schwer denkbar. Sie setzten einen wirklich sakralen Raum voraus."

Für Wiedtemann sprach also alles dafür, "die Stiftung von 1259 im Kloster selbst, das neue Spital der Stadt aber mindestens von 1349 an beim heutigen Anwesen Menzer an der Kaiserstraße zu suchen".

Das dritte Spital

In der Schrift "700 Jahre Spital und Stiftskirche" schreibt Dr. Hermann Wiedtemann vom "Spital der Neuzeit". Damit ist das heutige Altenheim an der Bismarckstraße angesprochen.

Wie schon berichtet, wurde das zweite Spital (an der Kaiserstraße) 1677 durch Feuer zerstört. Es wurde nicht wieder aufgebaut, weil es nach der schweren Katastrophe an Geld fehlte. Man verkaufte das Grundstück an die Lahrer Bürger Johannes Scholterer, Joh. Nikolaus Schreiber, Salomon Caroli und F. S. Vulpius, veranstaltete eine Kollekte und erwarb in der Nähe des Vogtstores den Schellischen Hof an der heutigen Bismarckstraße zwischen (dem ehemaligen) Gewerbekanal und Kreuzstraße.

Das Gebäude wurde am 19. Mai 1753 für 2.400 Gulden von der Stadt Lahr erworben; letzter privater Besitzer war Rotgerbermeister Jakob Baum. In diesem Gebäude wurde nun das "Spital der Neuzeit" eingerichtet und 1843 wesentlich verändert. Bis 1900 diente das Gebäude sowohl als Pfründner- wie als Krankenhaus. Bis 1945 beherbergten Teile des Gebäudes zeitweise mancherlei andere Einrichtungen wie die Realschule, die Koch- und Haushaltungsschule, die Mütterberatungsstelle, eine Kinderkrippe, die Schiller- und die Stadtbibliothek. Heute steht das erweiterte und gutgepflegte Gebäude allein der Altenpflege zur Verfügung.

Der Spitalhaushalt 1985

Über die finanzielle Situation des Spitals gab der Stiftungsrat im Februar 1985 Auskunft. Es sollen die wenigen Zeilen hier angefügt sein, um die derzeitige Situation, besonders auf der Finanzebene, aufzuzeigen. So belief sich der Haushalt des Hospitals- und Armenfonds (beide Fonds seit 1832 vereinigt) auf 2,2 Millionen DM. Es entfielen auf den Verwaltungshaushalt 1.520.000 DM, auf den Vermögenshaushalt 683.000 DM. Hauptzweck der Stiftung ist heute der Betrieb des Altenheims Spital. Nach Abschluß der Ausbauarbeiten standen 38 Altenheimplätze und 35 Pflegeplätze zur Verfügung.

Das Vermögen des Hospital- und Armenfonds belief sich Ende 1983 auf über 3,7 Millionen DM, wovon rund 2,3 Millionen allgemeines Grundvermögen sind. Der Schuldenstand war mit 236.014,39 DM ausgewiesen. Vorsitzender des Stiftungsrats im Jahre 1985 ist Oberbürgermeister Werner Dietz, Stiftungsrechner Kämmerer Rohde.

zurück