Der Denkmalhof bei der Stiftskirche Lahr


Kreuzigungsgruppe Denkmalhof Stiftskirche - Maria Kreuzigungsgruppe Denkmalhof Stiftskirche - Jesus Christus Kreuzigungsgruppe Denkmalhof Stiftskirche - Johannes

Erich Honickel - Die Lahrer spätgotische Kreuzigung auf dem Denkmalhof bei der Stiftskirche - Geroldsecker Land, Heft 4 - 1961 / 62, S. 75 - 78

Im Mittelpunkt der künstlerischen Äußerungen während des ganzen Mittelalters steht der Kreuzestod Christi. Bis ins 12. Jahrhundert ist das Kreuz Siegeszeichen, ist Christus der in Hoheit Herrschende und Lehrende. Vom 13. Jahrhundert an wird das Kreuz zum Marterwerkzeug, und bis zum Ende des Mittelalters ist die Passion das Hauptanliegen der großen Gestalter, "dann die kunst des molens wird gebraucht im dienst der kirchen und dordurch angezeigt das leiden Christi", schreibt Albrecht Dürer im Jahre 1512.

Der also in der Kunst sichtbare Wechsel der Auffassungen vom Kreuzungstod findet sich in der zeitgenössischen Erbauungs- und Predigtliteratur. Und da die in diesen Passionsbetrachtungen auftretenden Motive geistesgeschichtliches Gemeingut sind, erhielt der Künstler aus ihm die geistige Konzeption seiner Werke, während er in der bildnerischen Ausdeutung dieser Gehalte selbstschöpferisch tätig sein konnte.

Die Kunst des Früh- und Hochmittelalters hat stark lehrhaften Charakter. Als Beispiel sei der hortus deliciarum der Herrad von Landsberg erwähnt, die von 1167 - 1195 Äbtissin des Klosters auf dem uns nahegelegenen Odilienberg im Elsaß war. In dessen religiösen Bildern und dem beigefügten Text wird die Sinnbezogenheit der Figuren dargelegt. So steht unter dem Kreuz neben den im Evangelium genannten Personen die Figur der Ekklesia, ihr gegenüber die der Synagoge mit verbundenen Augen als Hinweis auf den abgelösten Alten Bund. Nach altem Glauben ist Christus an der gleichen Stelle gestorben und hat den Tod überwunden, an der der erste Mensch begraben ist. Das Blut der Erlösungstat tropft auf den Schädel Adams und bringt ihm und der ganzen Menschheit neues Leben. Deswegen ist unter dem Kreuz immer ein Totengerippe oder ein Schädel zu sehen.

Im Zuge religiöser Formbewegungen des 13. Jahrhunderts verkündet dann der heilige Bernhard von Clairvaux eine neue theologia crucis. Der Mystiker des Leidens Christi predigt den Gottmenschen in seiner Niedrigkeit. Der leidende Menschensohn trägt die Dornenkrone, sein Körper krümmt sich vor Schmerz, seine Beine werden übereinandergenagelt. Ausgehend von zeitgenössischen Betrachtungen über den Schmerz der Gottesmutter (Das Marienleben Walthers von Rheinau) entstehen Motive wie die Ohnmacht Mariens unter dem Kreuz oder die Durchbohrung des Mutterherzens durch das Schwert. Wie sehr das Leiden Christi die Menschen des Mittelalters bewegte, zeigen die im Zusammenhang mit der Mystik aufkommenden Passionsspiele und vor allem in Süddeutschland eine Fülle von bildnerischen Darstellungen mit den Themen der Pietà, des Hl. Grabes, der Christus^ Johannes-Gruppe und der Ölbergszene, welche oft vor den Kirchen auf Friedhöfen zusammen mit einer Kreuzigungsgruppe zu finden ist. Die Ölbergszene stellt den Beginn des Leidens, die Kreuzigung das Ende durch die Überwindung des Todes dar. In (an) der Offenburger Heiligkreuzkirche sind Ölberg und Kreuz aus dem 16. Jahrhundert erhalten.

Einen letzten Bildtyp spätmittelalterlicher Kreuzigungsdarstellung schuf der Bildhauer Nikolaus Gerhart von Leyden, der von 1464 - 1467 in Straßburg gewirkt hat. In Baden-Baden steht sein berühmtestes Werk, das einer ganzen Künstlergeneration zum Vorbild diente. Ohne diesen Kruzifixus sind die Werke der Bildhauer Backoffen in Frankfurt und Wimpfen, Seyffer in Stuttgart, Veit Stoß und Tilman Riemenschneider nicht vorstellbar. An hohem Kreuz, das in Stein die Holzmaserung, Risse und Rinde nachbildet, hängt der schmale, langgestreckte Leib mit den im Todeskampf erstarrten durchgedrückten Beinen und dem Antlitz, das nach der Überwindung des Leidens göttliche Würde ausstrahlt. Zu diesem Typ der spätgotischen Plastik gehört noch die Darstellung der in den Predigttexten ausführlich geschilderten Umgebung der Kreuzigungsstätte, wie wir sie auch für Baden-Baden annehmen dürfen, wie sie in Stuttgart noch überliefert ist, nämlich eine in Stein gemeißelte Felsgruppe, in der das Kreuz eingelassen ist. Auf dem Felsen kriecht allerlei Getier: Schnecken, Schlangen, Eidechsen, Sinnbilder des Bösen, der Sünde, die Christus überwunden hat. Vor dem Kreuz liegt ein Totenschädel und Menschenknochen als Hinweis auf das Grab Adams. Zu beiden Seiten des hohen Kreuzes stehen Maria und Johannes und, vor allem bei Seyffer und Backoffen, - in Übereinstimmung mit Grünewald - oft noch Maria Magdalena, die den Kreuzesstamm umfaßt hält. Der Hauptmann mit der Lanze, die Schacher und schwebende Engel, die in Kelchen Christi Blut auffangen, bilden den Höhepunkt der Vielfigurigkeit in der plastischen Kunst der Spätgotik.

Die Lahrer Kreuzigungsgruppe im heutigen Denkmalshof an der evangelischen Stiftskirche, der von 1492 ab Begräbnisplatz war, gehört in den Kreis dieser plastischen Darstellungen des 16. Jahrhunderts. Möglicherweise ist sie aber von verschiedenen Bildhauern gearbeitet, denn die Gestalten der Maria und des Johannes zeigen einen anderen, feineren Stil als der Kruzifixus. Überdies waren sie früher gewiß ähnlich wie die Stuttgarter Gruppe aufgestellt, auf einem Felsenberg nämlich, wofür ihre Felsgestein nachahmenden Sockel zeugen, zumal auf dem des Johannes noch ein Schenkelknochen zu sehen ist. Außerdem läßt eine nischenförmige Aussparung ebendort die Vermutung zu, daß sich früher hier ein Platz für die Aufstellung einer Totenleuchte befunden hat. Das hohe glatte Kreuz aus Buntsandstein, das am oberen Ende eine Schriftrolle mit den Buchstaben INRI trägt, ist mit der Christusfigur aus einem Block gemeißelt. Der Gekreuzigte ist im Moment des eingetretenen Todes dargestellt, nachdem er das Wort gesprochen hatte: Es ist vollbracht! Das Haupt mit der Dornenkrone ist zur rechten Schulter geneigt, der Blick ist gebrochen, die Augenlider sind fast geschlossen, die Lippen noch halb geöffnet. Der Körper ist erstarrt. Die Finger haben sich um die Nägel geschlossen, die Muskeln an den Knien haben sich verkrampft, geschwollene Adern treten hervor. Die übereinandergelegten Füße sind nach unten gestreckt und von einem Nagel durchbohrt. Die Formen der überlebensgroßen Figur sind zwar uneinheitlich und derb in der Vorderansicht, doch werden gewisse Mängel durch einen überraschend harmonischen Linienfluß des Figurenumrisses in der Seitenansicht aufgehoben.

Die Figur der Maria in faltenreichem Gewände mit der Gebärde der Trauer, angedeutet durch die vor der Brust gekreuzten Hände und das gesenkte Haupt, ist voller Ausdruck. Die Johannesfigur mit der Armhaltung, die diejenige der Maria nachahmt, zeigt dieselbe Trauergebärde und in der Form die gleiche Auffassung. Das Gesicht zeigt einen tiefen Schmerz, der durch das Wissen um den Sinn des Opfertodes seines Meisters gemildert erscheint. Nach einer zeitlich gesicherten ähnlichen Kreuzigungsdarstellung in Bruchsal könnte man die Lahrer Gruppe auf die Mitte des 16. Jahrhunderts datieren.

Das Kunstwerk befindet sich leider in keinem guten Zustand. Es sollte aber doch, und gerade in einer Stadt, die mit ihren Kulturgütern vor allem im vergangenen Jahrhundert rücksichtslos verfahren ist, besondere Pflege erfahren.

Ein Führer durch den Denkmalshof bei der Stiftskirche zu Lahr - Von Emil Baader - die Ortenau 1953 / 115 ff.

Die Stadt Lahr im Schuttertal besitzt Baudenkmäler aus allen Epochen der Geschichte. Es sei erinnert an das romanische Burgheimer Kirchlein, an die gotische Stiftskirche, an das im Renaissancestil erbaute alte Rathaus, an die barocke Pfarrkirche zu Dinglingen, an die schönen Bürgerhäuser aus der Weinbrennerzeit. Ein Spiegelbild vergangener Epochen sind auch die im "Denkmalshof" bei der Stiftskirche aufgestellten Grabmäler, die von vergangenen adeligen und bürgerlichen Geschlechtern erzählen. Vor 50 Jahren wurde auf Veranlassung des damaligen Lahrer Denkmalspflegers Alfred Siefert mit der Freilegung, Reinigung und Konservierung der bisher vernachlässigten Steine begonnen. Vor 25 Jahren kamen die Arbeiten am Denkmalshof zum Abschluß. Nach Akten aus dem städtischen Archiv schrieb die Bezirksbauinspektion Offenburg am 18. Januar 1912 an die Stadtverwaltung:

denkmalhof wappen brombach
Wappen von Brombach
zu Stein 1, 6, 8, 19
denkmalhof wappen endingen
Wappen des Jakob von Endingen
zu Stein 3
"Die Grabmäler leiden unter den Einflüssen der Witterung. Da es sich um geschichtlich und künstlerisch wertvolle Erzeugnisse der Kleinkunst aus älterer Zeit, sowie um wichtige Dokumente der Wappenkunde alter Geschlechter und Familien aus Lahr und Umgebung handelt, möchten wir der Stadtverwaltung nahelegen, für eine zweckentsprechende Aufbewahrung dieser Grabmäler Sorge zu tragen." Auch der Obmann der Ortsgruppe Lahr des Historischen Vereins für Mittelbaden, Dr. H. Steurer, setzte sich durch einen Aufruf für die Erhaltung der Grabmäler ein. Er nannte sie ein "kunstgeschichtliches Museum im Kleinen". Nach Plänen von Architekt Karl Meurer wurde der Denkmalshof gestaltet.

Mittelpunkt der Anlage ist die sagenumwobene aus der Renaissancezeit stammende Kreuzigungsgruppe. Für den Freund der Heimatgeschichte geben wir eine kurze Beschreibung der Grabmäler und ihrer Wappen. Die Inschriften werden in der heutigen Schreibweise wiedergegeben. Es folgen zunächst die Steine an der Nordwand des Denkmalshofes.

Stein Nr. 1: "Im Jahre 1583, am 5. November, starb Johann Philipp Streif von Lauenstein, seines Alters 2 Jahre und 9 Monate. 1584."

Über der Inschrift sehen wir das Allianzwappen der Eltern: den Falken der Lauenstein auf dem Turnierkragen (Stein Nr. 14), sowie den Doppeladler der Brombach. In der Helmzier ebenfalls der Streif von Lauensteinsche Falke.

Die Eltern des Kindes waren der Nassauische Amtmann Wilhelm Streif von Lauenstein und Frau Maria, geborene Brombach. In jener Zeit besaß Lahr, da es zugleich Nassau und der Markgrafschaft Baden unterstand, zwei Amtsleute. Gleichzeitig mit Wilhelm Streif von Lauenstein war Reichardt Rohard von Neuenstein Amtmann von Lahr. Die Lauenstein vertraten energisch die Interessen der nassauischen Herrschaft und des Protestantismus. Der Streifsche Wohnsitz bestand aus Haus, Hof, Garten und Ringmauer zwischen Rathaus und Landschreiberei, in der Spitalgasse, heute Kaiserstraße. In Dinglingen hatten die Streif einen Garten. Der Name "Streifengarten" hat sich bis heute erhalten.

Stein Nr. 2: "Auf den 5. Juli 1589 starb die edle tugendreiche Frau Maria von Kippenheim, eine geborene Rochartin von Neuenstein, deren Seele Gott der allmächtige barmherzig sein wolle und uns allen. Amen." Wir sehen ein gut gearbeitetes Allianzwappen Kippenheim-Neuenstein. Kippenheim: im Schild drei Fische, im "Dreipaß". Helmzier: zwei gestürzte Fische. Neuensteinwappen: im Schild ein Rad. Wappenzier beschädigt. Maria von Neuenstein war vermählt mit Johann Albrecht von Kippenheim, der 1540 dem Rat zu Straßburg angehörte. 

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Wappen vom Stein von Reichenstein
zu Stein 4
Sie war die Nichte des Lahrer markgräflichen Amtmanns Reichardt Rohardt von Neuenstein. Das Geschlecht entstammt einer Offenburger Patrizierfamilie. Der Stammname ist Rohardt. Erst nach Übernahme des Burglehens von Neuenstein im Renchtal wurde 1381 dieser Name angenommen. Die Herren von Neuenstein besaßen in der Dinglinger Vorstadt Haus, Hof und Garten.

Stein Nr. 3: "Im Jahre 1576, den 28. August, starb der edle Jakob von Endingen, fürstlicher Amtmann der Herrschaft Lahr und Mahlberg, dessen Seele Gott wolle gnädig und barmherzig sein."

"Die edle und tugendreiche Frau Rickart von Endingen, geborene Zorn von Bulach."

"Anno 1544 starb die edle und tugendreiche Jungfrau Jakobe, deren Seele Gott gnädig sei, am St. Annatag."
"Im Jahre 1575 am Christabend starb die edle und tugendreiche Jungfrau Martha, deren Seele Gott gnädig sei."
"Im Jahre 1576, den 20. Tag, starb die edle und tugendreiche Jungfrau Susanna, deren Seele Gott gnädig sei."
"Alle drei von Endingen, der gemeldeten beiden Eheleute eheleibliche Kinder."

Das Wappen der Endingen zeigt im geteilten Schild im oberen Feld einen wachsenden Löwen; Helmzier ebenfalls ein wachsender Löwe. Das Zorn von Bulachsche Wappen zeigt einen geteilten Schild. Im oberen Feld ein Stern; Helmzier: ein Schweitgriff. Jakob von Endingen war geroldseckischer Lehnsmann, später markgräflich badischer Rat und Amtmann von Lahr. Das Geschlecht derer von Endingen geht zurück auf Walter von Endingen, der zu Ende des 12. Jahrhunderts Schultheiß zu Endingen war. Jakob von Endingen hatte 8 Kinder, zahlreiche Enkel und Urenkel. Mit den Urenkeln starb das Geschlecht aus. Seine Gemahlin Rickard entstammte dem Geschlecht der Zorn von Bulach, einem der ältesten und vornehmsten Geschlechter im Elsaß. Durch die Ahnenwappen ist das Grabmal besonders beachtenswert. Auf der Westseite sehen wir die Wappen der Hornegg von Hornberg, der Pfirt und der Zessingen (Ahnen Jakobs von Endingen), auf der Ostseite die Wappen des Johann von Mundolsheim (Einhorn), der Andlau und der Müllenheim. (Ahnen der Gattin.)

Stein Nr.4: "Anno 1582, den 12. Oktober, starb die edle tugendreiche Jungfrau Magdalena Vom Stein vom Reichenstein, welcher der allmächtige gütige Gott an seinem allherrlichen großen Tag eine freudenreiche Auferstehung verleihen wolle. 1587."

Die Eltern der Jungfrau Magdalena waren, wie die Wappen sagen, Philibert vom Stein vom Reichenstein und Frau
denkmalhof wappen Wolf von Renchen
Wappen Wolf von Renchen
zu Stein 4 und 11
Sabina, geborene Wolfin von Renchen. Das Wappen der Stein von Reichenstein zeigt im Schild drei gestürzte Wolfseisen übereinander. Helmzier: Wolfsangel, Spitzen mit Pfauenfedern geschmückt. Wappen der Wolf von Renchen im Schild: ein gebogener Sparren mit drei Sternen, Helmzier: zwei Büffelhörner mit drei Sternen. Die Stein vom Reichenstein besaßen am Sonnenplatz Haus, Hof und Garten. Das Geschlecht ließ sich Ende des 15. Jahrhunderts, aus Schwaben kommend, in der Ortenau nieder.

Stein Nr.5: "Im Jahre 1573, den 19.Oktober, starb der edle, hochgelehrte Johann Jakob Kirs von Oberndorf, der Rechte Doktor, dessen Seele Gott gnädig sei."

Das Wappen zeigt über einem Sparren drei Kirschen mit Stiel und ein Blatt, die Helmzier eine gekrönte Jungfrau, die in jeder Hand eine Kirsche hält. Das Wappen der Gattin zeigt einen Widder, sowohl im Helm, wie in der Helmzier. Im oberen Teil des Grabmals ein Engelskopf und ein sorgsam gearbeiteter Kopf eines bärtigen Mannes, vielleicht das Bildnis des Bestatteten. Über die Tätigkeit von Doktor Kirs gibt das Grabmal keine nähere Auskunft.

Stein Nr.6: "Im Jahre 1574, am 1. Februar, starb der edle Hartmann von Brumbach, dessen Seele der allmächtige Gott wolle gnädig und barmherzig sein."
Unter dem Allianzwappen: "Anno 1574, den 20. Juli, starb die edie und tugendreiche Frau Ursula von Brumbach, geborne Zuend von Kenzingen, deren Seele Gott gnädig sei."

Hartmann von Brumbach war der Sohn des Argobast von Brumbach und der Maria Wurmser von Vendenheim, zugleich der Neffe des Lahrer Amtmanns und Vogts Jakob von Brumbach, dessen Epitaph sich in der Stiftskirche befindet. Sein Sohn Simon war Stättmeister in Straßburg und Kanzler der Universität. Die Wappen der Eltern Hartmanns im oberen Teil der Grabplatte. Hartmanns Gattin gehörte dem Geschlecht der Zuend von Kenzingen an. Bereits 1392 wird ein Edelknecht Hanmann Zuend genannt. Das Wappen der Zuend zeigt im Schild drei Hirschköpfe, in der Helmzier einen steigenden Hirsch. Im unteren Teil des Grabmals die
denkmalhof Wappen_von_Wurmser_8_29
Wappen von Wurmser
zu Stein 8 und 29
Wappen von Ursulas Eltern. Ihre Mutter war eine geborene Wetzel von Marsilien. Dieses Geschlecht hat das gleiche Wappen wie die Kageneck: im Schild einen Schrägbalken.

Stein Nr. 7: "Anno 1572, am Freitag, den 1. Februar, ist der edle Junker Hans Volmar von Bernshofen aus diesem Jammertal verschieden, dessen Seele der allmächtige Gott gnädig und barmherzig sein wolle."

Das Wappen der Bernshofen zeigt einen geteilten Schild mit einem wachsenden Bären mit Halsband oben und einem halben Rad unten. Gekrönte Helmzier: der wachsende Bär. Das dazu gehörige Allianzwappen ist jenes der Familie von Bern. Im Schild drei mit Eisenhütchen (oder Eicheln) geschmückte Schrägbalken. Der Schrägbalken überschneidet einen Eichbaum mit Laub. Helmzier: ein Schwanenhals, mit Federn besetzt. Die Eltern von Bernshofen besaßen in Lahr ein Haus am "unteren Röhr- oder Stockbrunnen". Es war mit Mauern umgeben. Es war das einzige Lahrer Adelshaus, das noch im 18. Jahrhundert in Händen des Adels war. Heimat der Bernshofen ist vermutlich Bernhardshöfen bei Kappelrodeck. Das Geschlecht starb im 18. Jahrhundert aus. Das Geschlecht derer von Bern stammt von einer Burg, die in der Nähe des Hofes Bernburg bei Rottweil am Neckar lag. Ein Wilhelm von Bern wurde mit dem Zehnten in Löffingen, Ditteshausen und Seppenhofen belehnt. Jakob von Bern (gestorben 1493) war Abt von Gengenbach.

Stein Nr. 8: "Anno 1539, den 1. Februar, starb der edte Argobast von Brombach, dessen Seele Gott der Allmächtige wolle gnädig und barmherzig sein."
Unter dem Allianzwappen:

"Den 1. April 1554 starb die edle und tugendreiche Frau Maria von Brombach, geborene Wurmserin, deren Seele Gott der Allmächtige gnädig sei."
Argobast war der Bruder des Lahrer Vogts und Amtmanns Jakob von Brumbach (zuweilen auch Brombach geschrieben). Beider Mutter war Susanne Jungzorn aus dem Geschlecht der Zorn von Bulach, deshalb im unteren Teil des Grabmals das Zorn von Bulachsche Ahnenwappen. Argobasts Gattin entstammt dem elsässischen Geschlecht der Wurmser, das seinen Sitz in Vendenheim bei Straßburg und in Straßburg selbst hatte. Das Wurmsersche Wappen zeigt im oberen Feld des geteilten Schildes zwei Halbmonde, in der Helmzier einenFrauenrumpf, auf der Brust Halbmonde, statt der Arme Hörner.

Stein Nr. 9: "Anno 1576, den 24. April, starb die edle und tugendreiche Maria Rebsoeckin, geborene Brosingerin, deren Seele Gott gnädig und barmherzig sei."

Maria Rebsoeckin war vermählt gewesen mit Hans Diebold Rebstock (die Schreibweise Rebsoeckin - auf dem Grabmal - ist offenbar irrtümlich). Hans Diebold war 1570 in Ettenheim ansässig, später Straßburgischer Amtmann in Benfeld. Das Geschlecht der Rebstock zählt zu den bekanntesten der Stadt Straßburg. Bereits 1295 führte ein Hof in Straßburg den Namen "zum alten Rebstock". Die Gattin Hans Diebolds, Maria Brosingerin, gehörte dem Geschlecht der Brosinger von Sternenberg an, das seinen Sitz auf der Burg Sternenberg bei Friesenheim hatte. Der Schild zeigt einen Stern über dem Dreiberg, darüber einen mit drei Herzen belegten Balken. Helmzier: Zwischen zwei Büffelhörnern Stern über dem Dreiberg. Der Aufsatz über dem Allianzwappen zeigt einen bärtigen Wassermann und eine Meerjungfrau.

arbogast von brombach Stein 8
Nr. 8. Arbogast von Wurmser und Frau Maria von Brombach geborene Wurmserin - Aufn.: Till Bader

Stein Nr. 10: "Anno 1622, den 14. Juli, starb und ward hier begraben der edle Wilhelm Streif von Lauenstein, nachdem er 69 Jahre gelebt und dieser Herrschaft Lahr und Mahlberg 40 Jahre gräflich Nassauischer Amtmann gewesen war."

Grabmal mit Wappen der Maria Rebsöckin
Grabmal mit Wappen der Maria Rebsöckin, geb. Brosingerin - Stein 9

Wie sich dieser Nassauische Amtmann (von dem bereits bei Stein Nr. 1 gesprochen wurde) in Friesenheim für die Sache des Protestantismus einsetzte, hat Kirchenrat Bauer in seinem Buche "Reformation und Gegenreformation in der früher nassau-badischen Herrschaft Lahr-Mahlberg", Seite 57 bis 60, dargestellt. Die Mutter des Amtmanns entstammte, wie das Ahnenwappen zeigt, dem Geschlecht der Eich. Im Schild: außer der Lilie zwei kleine Kreuze; Helmzier: ein aus Eichenzweigen gewundener Kranz mit Eicheln. Des Bestatteten Gattin Maria von Brumbach war die Enkelin des Lahrer Amtmanns Jakob von Brumbach, die Tochter von Hans Jakob von Brumbach und der Salome Wetzel von Marsilien, deren Wappen wir im Sockel ebenfalls sehen.

Stein Nr. 11: "Den 9. Juli 1597 starb der edle...z vom Ruost, fürstlich Markgräflicher Rat und Landvogt zu Rötteln, dem Gott gnädig sei." (Inschrift rings um die Seiten.)
Oben:
"Anno 1608, am 1. Januar, starb der edle Philibert vom Stein vom Reichenstein, dem Gott gnädig sei."
Unten:
"Anno Domini 1609, den 2i. April, zwischen zwölf und eins, starb die edle tugendsame Frau Sabina vom Stein, geborene Wolfin von Renchen, sein Weib, der Gott gnädig sei."

Allianzwappen und die (leider schlecht erhaltenen) Ahnenwappen sprechen dafür, daß dieses Grabmal für Pankratz von Rust errichtet wurde. Das Geschlecht der Rust stammt nicht von Rust bei Lahr, es geht vielmehr zurück auf Kunzmann von Rust, der im 14. Jahrhundert den Rustehof in der Rustengasse zu Kolmar besaß. Pankratz hat sich 1595 mit Maria vom Stein von Reichenstein, der Tochter Philiberts Stein vom Reichenstein und der Sabina, geborene Wolfin von Renchen, verheiratet. Das Wappen der Rust zeigt im Schild drei gekrönte Löwenköpfe, in der Helmzier einen armlosen Mohr mit Zipfelmütze. Die Mutter des Pankratz von Rust war Barbara von Masmünster. Ihr Wappen, im unteren Teil des Grabmals beschädigt zu sehen, zeigt zwei übereinanderschreitende Löwen, in der Helmzier einen wachsenden gekrönten Löwen. Ein Ludwig Wolf von Renchen besaß 1562 in Lahr "beim Schloß" Haus, Stallung und Garten.

Stein Nr. 12: "Anno 1629, den 1. Mai, ist in Gott selig verschieden der wohledle und gestrenge Balthasar von Ruest, gewester fürstlich württembergischer Obervogt zu Nagold und nachmals fürstlich Markgräflicher badischer Amtmann beider Herrschaften Lahr und Mahlberg, seines Alters 74 Jahre und 6 Monate, dem Gott am großen Tage eine fröhliche Auferstehung verleihen wolle."

Balthasar von Ruest, Bruder des Pankraz von Ruest, studierte in Tübingen. Von Nagold kam er nach Lahr. In erster Ehe war er mit Maria von Brumbach vermählt, in zweiter Ehe mit Veronika von Weitersheim (Elsaß). Inmitten des Grabmals sehen wir das Ruest’sche Wappen; daneben jenes der beiden Frauen. Das Weiterheim’sche Wappen zeigt in einem Feld des gespaltenen Schildes einen Stern. Es folgt nun die Reihe der Grabmäler an der Ostmauer des Denkmalshofes.
Balthasar von Rust
Nr. 12. Balthasar von Rust I. Frau von Brumbach
II. Frau von Weittersheim - Aufn.: Till Baader

Stein Nr. 13 und Nr. 27: Stein Nr. 13, mit den Hermen von Adam und Eva geschmückt, ist schwer beschädigt und ohne Inschrift. Wie die verschiedenen Wappen des Mals bezeugen, gehört der Grabmalaufsatz von Stein Nr. 27 zu Stein Nr. 13. Jener Aufsatz trägt in einem Spruchband die Inschrift: "Memento mori", darunter: "Reichardt Rohardt von Newenstein diente durch Gottes Gnade der Markgrafschaft des hochfürstlichen Hauses Baden in verschiedenen vornehmen Ämtern vier Jahre, bis er von Gott gefordert."

Über die Herkunft des Geschlechts der Newenstein wurde bereits berichtet, ist doch Maria von Kippenheim, geborene Rochartin von Newenstein, eine Nichte des Amtmanns Reichardt Rohart von Newenstein. Er war vermählt mit Magdalena von Endingen. Der beschädigte Stein Nr. 13 zeigt das Newensteinsche Wappen (Rad) sowie das Endinger Wappen (steigender Löwe). Unter der Gestalt des Adam waren einst die Ahnenwappen der Newenstein, wovon aber nur noch das Newensteiner Rad erhalten ist. Unter der Eva das Wappen derer von Endingen, der Zorn von Bulach (beschädigt), der Hornegg von Hornberg. Maria von Endingen heiratete nach dem Tod ihres Mannes Johann Jakob von Müllenheim. Magdalena von Müllenheim starb 1636 in Straßburg, während der Sohn Rudolf 1601 in Lahr starb.

Maria Streifen von Lawenstein
Maria Streifen von Lawenstein
geb. Böcklin-Ehrenberg - Aufn.: Dittes, Lahr

Stein Nr. 14: Die Inschrift dieses Steins, der außer dem Allianzwappen Lawenstein-Böckin sechs Ahnenwappen zeigt, lautet: "Allhier liegt begraben die wohledel, ehr- und tugendsame Frau Maria Salome Streufin von Lawenstein, geborene Böckin von Ehrlenburg, des wohledien Philipps Streufen von Lawenstein gräfl. nassau-saarbrückischen Rat und Amtmann beider Herrschaften Lahr und Mahlburg ehrliche Hausfrau, welche am 7. September 1627 im Herrn selig entschlafen, deren der allmächtige Gott an seinem großen Tag eine fröhliche Auferstehung gnädiglich verleihen wolle."

Philipp Streuf (oder Streif) von Lawenstein war der Sohn und Amtsnachfolger des nassauischen Amtmanns Johann Philipp Streuf von Lawenstein. Außer seinem Wappen - Falke auf Turnierkragen - auf der Nordseite des Mals drei Ahnenwappen: einen Hirschkopf (vielleicht Anweil), den schräggestellten Adler der Ritter von Diersburg und das Kreuz der "Bercken" (Bergheim). Die Gattin Philipps entstammte dem Geschlecht der Bock. Diese gehörten, wie die Böcklin, zu den Staßburger Stettmeistergeschlechtern. Von den drei Ahnenwappen der Maria Salome ist noch erkennbar jenes der Wadern und der Uttenheim. Das Wappen der Bock von Erlenburg zeigt, wie jenes der Böcklin, sowohl im Schild wie in der Helmzier den Bock.

Stein Nr. 15: An ein berühmtes Straßburger Geschlecht erinnert dieses Mal. Inschrift:

"Der edle und gestrenge Johann Burckhart von Müllenheim entschlief den 4. Mai 1623, seines Alters 45 Jahre, und die wohledle Frau Magdalena, geborene von Endingen, Eheleute, lebten friedlich und wohl 18 Jahre, zeugten zwei Söhne und zwei Töchter. Sie die edie Frau starb anno 16..."
Deutlich erkennbar das Allianzwappen Müllenheim-Endingen (Rose, steigender Löwe). Bereits im 14. Jahrhundert spalteten sich die Straßburger Adelsgeschlechter in zwei Parteien. Ihre Führer waren die Zorn (Trinkstube zum Hohensteg) und die von Müllenheim (Trinkstube zum Mühlstein). Bei einem Fest im Hof derer von Müllenheim kam es 1632 zu einem blutigen Kampf, dem sogenannten "Geschell der Zorn und Müllenheim". Dabei wurden 21 Edelleute erschlagen. Ein Eberlin von Müllenheim war anwesend bei der Bestätigung des Lahrer Freiheitsbriefes im Jahre 1377. In Lahr waren die Müllenheim begütert. Hans Jakob von Müllenheim hat den ehemals Brombachschen Sitz "über der Schutter" für 1800 Gulden erworben. Die Gattin von Johann Burckhart von Müllenheim, Magdalena von Endingen, war die Witwe des Lahrer Amtmanns Reichardt Rohart von Neuenstein.

Stein Nr. 16: Dieses mit vier Wappen geschmückte Mal ist gewidmet der Gattin von Balthasar von Rust. Inschrift:

"Im Jahre 1613, den 21. Juni, starb die edle Frau Veronika von Ruest, geborene von Weitterzheim ..."

Außer dem Allianzwappen derer von Rust (drei Löwenhäupter) und derer von Weitterzheim (Stern im linken Feld des gespaltenen Schildes) zwei Ahnenwappen. Die Mutter Balthasars war eine Barbara von Masmünster. Gut erhalten das Wurmserwappen (zwei Halbmonde). Die Mutter der Veronika von Weitterzheim entstammte dem Geschlecht der Wurmser.

Joh. Burckhardt von Müllenheim
Nr. 15. Joh. Burckhardt von Müllenheim und Magdalena von Endingen - Aufn.: Dittes, Lahr

Stein Nr. 17: "Im Jahre 1581, den 12. Dezember, starb der edle Hans Matthäus Musler, nassauischer Amtmann der Herrschaft Lahr und Mahlberg auf Lichteneck ..."

Die Musler sind ein aus dem Handwerkerstand hervorgegangenes Straßburger Adelsgeschlecht. Wappen: ein von drei kleinen Schragen begleiteter Sparren. Musler war, ehe er nach Lahr kam, "gräflich-fürstenbergischer Amtmann in der Ortenau". Er starb als Letzter seines Stammes und wurde deshalb mit Helm und Schild begraben. Das Wappen ist aber auf dem Grabmal nicht "gestürzt" (d. h. mit der Spitze nach oben gerichtet), wie es in solchen Fällen üblich war. Seine Gattin war Franziska vom Stein zum Reichenstein (Wappen: drei Wolfsangeln). Das Wappen ihrer Mutter, Katharina von Kriechingen, ist im unteren Teil des Grabmals zu sehen, ebenso das Ahnenwappen von Johann Matthäus Musler (Wildschwein). Die Musler besaßen in der Dinglinger Vorstadt ein Anwesen.

Stein Nr. 18: "Im Jahre 1586, den 28. September, starb die edle tugendreiche Frau Katharina Oedtlerin, geborene von Tunsel-Silberbergerin..."
Die Lahrer Geschichte nennt einen Landschreiber Oedtler. Offenbar handelt es sich hier um dessen Gattin. Das Geschlecht der Tunsel-Silberberg wohnte in Basel, wo ein Angehöriger des Geschlechts 1542 Stadtschreiber war. Das viergeteilte Wappen zeigt in Feld 1 und 4 je einen gehörnten Bock, in den beiden anderen Feldern je einen Sechsberg. Helmzier: gehörnter Bock.

Stein Nr. 19: "Am 1. Mai 1573 starb der hochgelehrte Herr Andreas Vinther, der Rechte Doktor und fürstlich Markgräflicher Kanzler zu Baden. Anno 1584, den 2. August, starb die ehren- und tugendreiche Frau Magdalena Vintherin, geborene Varnbilerin, des Herrn Kanzlers hinterlassenes Weib."

Die Vinther waren ein angesehenes Alt-Lahrer Geschlecht. Ihr Wappen zeigt einen Seelöwen, der mit beiden Pranken die beiden Fischschwänze erfaßt, über dem Seelöwen einen Stern. Bereits 1510 war ein Klaus Vinther Stättmeister in Lahr. Magdalena Varnbilerin entstammte einem alten St. Galler Geschlecht. Wappen der Varnbiler: zwei aufwärts gekreuzte Streitkolben. Vinthersche Wappen finden sich auch an einem Haus in der Gerichtstraße sowie am Bickelschen Lagerhaus (Hinterhaus der Marktstraße).

Stein Nr. 20: "Im Jahre 1600, am 26. Brachmonat, ist selig entschlafen die tugendreiche Frau Katharina Vintherin, Herrm Johann Vinthers gewesten Stadtschreibers zu Lahr ehliche Hausfrau."

Der genannte Johann Vinther war vermutlich ein Sohn des gräflich nassauisch-saarbrückischen Rats- und Landschreibers Johann Vinther, der 1556 in Lahr erwähnt ist. Die beiden Vintherschen Grabmäler haben durch die Witterungseinflüsse sehr gelitten.

Stein Nr. 21: In einer Füllung mit reicher Barockumrahmung ist zu lesen:
"Dem Johann Morstadt, Kirchenrat und Superintendent, 36 Jahre lang erster Pfarrer; am 1. August 1719 sanft entschlafen. Seines Alters 72 Jahre. Einem Vater von neun Kindern setzen dieses Denkmal der Pietät die hinterlassenen Söhne und Töchter"

(Originalinschrift lateinisch). Pfarrer Morstadt wurde 1646 in Lahr geboren. Er nahm sich in Lahr mit großer Tatkraft der bedrängten Glaubensgenossen an. Er war ein Gelehrter von Ruf. In jungen Jahren war er Professor für Logik am Gymnasium zu Durlach. Sein Sohn Johann wirkte als Pfarrer in Hugsweier.

Stein Nr. 22: Inschrift lautet übersetzt (Original lateinisch):

"Dem Christian Heinrich Morstadt, fünf Jahre Vikar, sieben Jahre Diakonus und neun Jahre Lahrer Pfarrer. Am 23. April 1735 sanft entschlafen im Alter von 44 Jahren. Einem Vater von acht Kindern ließ dieses Denkmal der Pietät errichten seine tief betrübte Maria Magdalena, geborene Müller."
Die Gattin dieses Pfarrherrn war die Tochter des Lahrer Bürgermeisters Müller. Das Mal zeigt ebenfalls typische Barockformen.

denkmalhof wappen morstadt
Wappen von Mohrstadt, zu Stein Nr. 21
denkmalhof wappen roeder von Diersburg
Wappen der Röder von Diersburg, zu Stein Nr. 23

Stein Nr.23: Von einem berühmten Ortenauer Geschlecht weiß dieses Mal zu erzählen. Inschrift:

"Hier ruhen in Gott beisammen und erwarten die fröhliche Auferstehung ihres Fleisches die Reichsfreiherrlichen hochwohlgeborenen Eheleute Egenolf Friedrich Röder von Thiersberg und Maria Elisabetha Eleonora von Pistorie zu Reicheweier de nat. d. 30 Juni A.C. 1777,"

Egenolf Friedrich entstammt dem heute noch in Diersburg wohnenden Adelsgeschlecht. Sein Vater war Jörg Wolf, war Ritterrat der Reichsritterschaft in der Ortenau. Egenolf Friedrich war aber in Lahr beigesetzt. Seine erste Gemahlin war Maria Elisabetha Eleonora von Pistorius, auch von und zu Nidda genannt. Ein Pistorius von Nidda-Reichenweiler war Vogt auf Hohengeroldseck. Er übergab die Burg im Auftrag des damaligen Besitzers, des Grafen von Cronberg, an den französischen Generalleutnant, den Grafen von Chamilli. Offenbar war er ein Bruder von Egenolfs Gattin. In zweiter Ehe vermählte sich Egenolf mit Maria von Tercy und Cronental.

Stein Nr. 24: Dieses Barockgrabmal, mit zwei Frauenfiguren und einem Namenwappen (Windmühle), zeigt eine seltsame Inschrift:

"Dies Denkmal hat zu Ehren / Ein Pilgrim weit und breit / Ein Kaufmann sonder Lehren / Vor gute Handelsleut / Ein Christ zu Gottes Hulden / Ein Hausmann früh und spat /Ein Schultheiß gut vor Schulden / Ein Ratsglied in der Tat / Ein um gar viel Verdienter / Die er zu Leut gemacht / Ein Vater dreizehn Kinder / An Enkeln viermal acht / Die er vom ersten Bande / Des Heirats hat erblickt / Im dritten Ehestande / Ward einst vom Tod verzückt / Georg Müller nach dem Namen / Alt siebenzig neunthalb Jahr... /."

Am Sockel sind die Namen von sechs Hinterbliebenen genannt. Das Sterbedatum fehlt. Das Grabmal mag um 1740 entstanden sein. Träger des Namens Müller werden im 18. Jahrhundert mehrfach als Bürgermeister genannt. Georg Müller war verheiratet mit Elisabeth Malerin, deren Grabmal sich in Dinglingen befindet, neben der Grabstätte ihres Sohnes, des Pfarrers Johann Georg Müller.

Stein Nr. 25: Der gleiche Bildhauer, der die Morstadtschen Grabmäler schuf, setzte auch das Denkmal für Bürgermeister Johann Rauh. Es ist ebenso überschwänglich wie jenes für Georg Müller. Der Anfang lautet:

"Fragst du, wer liegt allhier?" Wir hören in der Antwort, daß Rauh 22 Jahre Bürgermeister war, 10 Jahre zuvor "des Rats Assessor". Johann Rauh starb im April 1738. Sein Wappen zeigt drei kreuzweise übereinander gelegte Messer. Solche wurden von Gerbern zum Schaben der Felle benützt. Er war also offenbar Gerber.

Wappen Spezial Müllerin
Wappen von Frau Spezial Müllerin geb. Dreyspringen - Stein 24

Stein Nr. 26: Dieses Mal weist die Stilmerkmale des graziösen Rokoko auf. Auf dem Wappen sehen wir ein springendes Reh. Die Inschrift besagt, daß hier am 1. November 1749 der hochgelehrte Herr Johann Andreas Ritzhaupt bestattet ist, der 14 Jahre das Amt eines Spezialsuperintendenten und eines ersten Pfarrers in Lahr innehatte. Ritzhaupt wurde 1695 zu Gelnhausen (der Heimat von Grimmelshausen) geboren. Er war längere Zeit Pfarrer im Nassauischen, 1735 wurde er zweiter, 1736 erster Pfarrer in Lahr. In der Landesbibliothek zu Wiesbaden befindet sich die Selbstbiographie seiner Gattin Maria Elisabeth Dern.

denkmalhof wappen Johann  Rauh
Wappen des Bürgermeisters Johann Rauh
zu Stein Nr. 25
denkmalhof wappen Ritzhaupt
Wappen von Rizhaupt
zu Stein Nr. 26

Angelehnt an die Nordseite der Stiftkirche befinden sich, ebenfalls zum Denkmalshof gehörend, eine Reihe weiterer Grabmäler.

Stein Nr. 28: Eine von Flechten überwucherte Renaissanceschrifttafel, flankiert von zwei stilisierten Widdern und gekrönt von einem primitiv gestalteten Haupte Christi mit dem Veronikatuch, teilt mit:

"Im Jahre 1588, am 8. April, starb die edle Frau Juliana Röderin von Dierspurg, geborene von Sulz."

Als Tochter des Wolfgang von Sulz und der Magdalena von Berstett verlebte Juliana ihre Jugendzeit auf dem Zimmerschen Schlosse zu Meßkirch. In der Zimmerschen Chronik werden ihre Erlebnisse mit Geistern geschildert. Ihr Mann war Klaus Röder von Diersburg, der 24mal an Ortenauer Rittertagen teilnahm.

Stein Nr. 29: Dieser mit fünf Wappen geschmückte Stein gilt einem Kind:

"Anno 1579, den 7. November, starb Hans Georg Wurmser, dessen Alter war 16 Wochen ..."

In der Mitte das Wurmserwappen. Von den Ahnenwappen ist beachtenswert jenes der Marx von Eckwersheim: im geteilten Schild zwei abgehauene Hände. Das Geschlecht nannte sich nach dem Dorf Eckwersheim bei Straßburg. Markus von Eckwersheim stürzte sich in der Schlacht von Hausbergen (8. März 1262) zuerst in die feindlichen Haufen. Nach ihm nannte sich seither das Geschlecht Marx von Eckwersheim. Es hatte u. a. Anteil am Besitz der Burg Schwanau. Das Geschlecht starb 1596 aus. Ein weiteres Ahnenwappen (Axt und Flügel) erinnert an das Geschlecht derer von Dettingen.

Stein Nr. 30: Dieses Grabmal zeigt zwei Wappen, aber keine Inschrift. Die leere Schrifttafel ist von Rollwerk umrahmt. Wir sehen das Wappen der Bernshofen sowie jenes der Landsberg. Landsberg: im oberen Feld des geteilten Schildes der Sechsberg. Helmzier: armlose Jungfrau, auf dem Kleid den Sechsberg, auf dem Kopf ein Bund mit Krone. Die Landsberg zählten neben den Andlau, den Fleckenstein und den Ratsamhausen zu den "vier Landesrittern" des Elsaß, die der Sage nach gegen die Hunnen zogen. Die Landsberg starben 1837 in Niederehnheim aus. Die Burgruine Landsberg liegt bei Barr.

Stein Nr. 31: Rokokostil. Grabmal für Friedrich Wilhelm von Dungern, Edler von Weyher, gewesener Hofrat, Oberamtmann und Forstmeister in der Herrschaft Lahr, geboren 1688 zu Emmendingen, gestorben 1748 zu Lahr. Das fünfgeteilte Wappen zeigt drei Adler und zwei Hände, die Blitze halten. Meißenheim war früher eine Besitzung der Familie von Dungern. Seit etwa 1700 gehörte das Weiherschloß zu Emmendingen, das an der Stelle stand, wo sich heute die Heil- und Pflegeanstalt befindet, der Familie Dungern. Diese ließ 1757 ein neues Gebäude aufführen. Durch Kauf kam das Schloß 1764 an die Markgrafen von Baden-Baden. Dann wurden die Güter stückweise veräußert. 1770 war das Weiherschloß als Bad- und Gasthaus eingerichtet, später diente es als Fabrik.

Stein Nr. 32: Grabmal für Bürgermeister Johann Jakob Schnitzler, geboren 1709, gestorben 1756. Wie sein Amtsvorgänger Johannes Rauh, war Schnitzler von Beruf Rotgerber. Er war zeitweise als Amtsbürgermeister, zeitweise als "beigegebener Bürgermeister" tätig. Schlichtes Steinkreuz, unter der Schrifttafel ein Totenkopf.

Stein Nr. 33: Neben den fünf aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammenden Grabmälern, die sich an der Nordwand der Burgheimer Kirche befinden (sie wurden von Georg Binder in der "Ortenau" 1925, S. 151, beschrieben und gedeutet), zählt der Stein Nr. 33 zu den ältesten Grabplatten, die sich in Lahr erhalten haben. Er ist der älteste des Denkmalshofes. Der Anfang der schwer lesbaren Umschrift (Minuskeln) lautet übersetzt:

"Am 11. Februar 1518 (?) starb der ehrenwerte Jakobus..."

Das Grabmal stammt aus der Zeit der Reformation. Es zeigt das Reliefbild eines Kelches, darüber einfache Bogen- und Kreisornamente.

Wappen von Dungern
W. von Dungern - Stein 31, Aufn.: Till Baader

Stein Nr. 34: Grabmal in Herzform, darunter Totenschädel. Gewidmet der Frau Spezial Müllerin, geborene Dreyspringin, gestorben 1778. Diese Frau (Luise Charlotte Müller) war die Tochter des badendurlachischen, dann nassauischen Stiftschaffners Ludwig Dreyspring, der als "Poeticus und Mathematicus" berühmt war. Sie war vermählt mit Pfarrer Georg Jakob Müller, gebürtig aus Nimburg, seit 1750 Diakon in Lahr, später erster Pfarrer an der Stiftskirche zu Lahr. Der Ehe entsprossen drei Söhne, die alle Pfarrer wurden. Der Sohn Karl Ludwig (1749 bis 1818) komponierte als erster Gedichte von Hebel. Er starb in Friesenheim. Der Sohn Christian Heinrich (1760 bis 1835) wurde erster Pfarrer an der Stiftskirche. Er hielt Schulfeiern ab, wobei er die Rede in Gedichtform hielt. 1827 feierte er in dieser Weise Hebel. Einen Namen machte er sich durch seine schlagfertigen Epigramme. Seine Gedichte gab nach seinem Tod ein Amtsnachfolger Chr. Ludw. Fecht heraus.

Stein Nr. 35: Grabmal in Rokokostil für Jungherr Karl Wilhelm Baron von Terzi und Cronenthal, geboren zu Kandern 1722, gestorben zu Lahr 1741, ledig, 19 Jahre alt. Gewidmet von den freiherrlichen Eltern Christian Kasimir Baron von Terz und Cronenthal f. m. baden-durlachischer Kammerjungherr und Oberforstmeister in Sausenberg, Rötteln und Badenweiler. Das Mal zeigt ein fünfgeteiltes Wappen; in der Mitte Adler, in zwei Feldern je zwei Kronen, in den beiden anderen Feldern Jagdhunde.

Terzi von Cronenthal
Nr. 35. Terzi von Cronenthal, Aufn.: Till Baader

Stein Nr.36: Schlanke dreikantige Pyramide auf Sokkel. Diese zeigte einst ein Medaillon, in welches die Büste einer jungen Frau eingemeißelt war. Ihr galt die Inschrift:

"Zu gut für diese Welt ging sie in eine bessere ein, den 16. August 1788, im Alter von 19 Jahren und 28 Tagen. Der besten Gattin Karoline Wilhelmine Lameyin gewidmet von Konrad Ehrmann, Amtsschaffner in Brumath."

Nach dem Eintrag im Lahrer Totenbuch war Ehrmann "fürstlich hessen-nassauischer lichtenbergischer Amtsschaffner in Brumath". Zu bedauern ist, daß das Medaillon, von dem sich eine Photographie im Stadtarchiv befindet, nicht mehr vorhanden ist.

Stein Nr. 37: Auf Vierkantstein Urne mit Girlanden im Empirestil. Inschrift:

"Johann Adam Koch, großherzoglich-badischer Dekan und erster Stadtpfarrer zu Lahr, geboren 12. August 1739 zu Selbach im Herzogtum Nassau, gestorben am 9. Dezember 1814 zu Lahr. Koch wurde 1783 zweiter, 1797 erster Pfarrer in Lahr. Zuvor wirkte er zu Kettenbach in Nassau. Er erlebte den Übergang Lahrs von Nassau an Baden.

Stein Nr. 38: Dieses schlichte Mal ist der Gattin des Dekans Koch, Frau Adriana Friederika Koch, geborene Schneider, gewidmet. Sie starb am 20. August 1791 im 54. Lebensjahr. Damit schließt die Reihe der Grabmäler des Lahrer Denkmalshofes.

Es lohnt sich, auch einen Blick zu tun in die gotischen Hallen der Stiftskirche. An der Nordwand des Gotteshauses entdecken wir dort die Grabplatte für den Lahrer Vogt und Amtmann Jakob von Brumbach, der um 1554 starb. Der Stein hat spätgotischen Charakter. Jakob war in erster Ehe mit Cleopha von Müllenheim, in zweiter Ehe mit Katharina von Kageneck verheiratet. Das Grabmal zeigt außer dem Brumbachwappen und jenem der beiden Frauen die Ahnenwappen des Jakob von Brumbach: von Digesheim, von Zorn von Bulach und von Pfaffenlapp.

Unter Mitzählung dieses Grabmals finden wir im Bereich der Stiftskirche insgesamt 82 Wappen. Darunter befinden sich 23 Allianzwappen. 9 Grabmäler zeigen Ahnenwappen. Mit 8 Wappen ist das Geschlecht von Brumbach vertreten, mit 6 Wappen von Wurmser, mit 4 Wappen von Endingen und Zorn von Bulach, mit je 3 Wappen von Neuenstein, von Stein vom Reichenstein von Rust, von Müllenheim, von Lawenstein, Horneck von Hornberg, Wolf von Renchen, Wetzel von Marsilien, Volmer von Bernshofen, von Weitersheim und Vinther. Die übrigen Geschlechter sind je einmal vertreten. Heute leben noch die Röder von Diersburg, die Böcklin von Böcklinsau, die Neuenstein, die Zorn von Bulach, die Andlau, von Kageneck, von Dungern, von Müllenheim, von Berckheim, Zünd von Kenzingen.

Eine Reihe der Grabmäler stammt noch aus der Zeit der Spätgotik. Besonders zahlreich sind die Denkmäler aus der Zeit der Renaissance. Drei davon sind mit Steinmetzzeichen versehen. Von Männern und Frauen, von Adeligen und Bürgerlichen aus vier Jahrhunderten erzählen uns die Steine im Lahrer Denkmalshof. Ein Jahrhundert ist nur mit wenig Grabtafeln vertreten: das 17., das Jahrhundert des Dreißigjährigen Krieges. Erinnern uns die Gräber südlich der Stiftskirche an die Lahrer Geschlechter des 19. und 20. Jahrhunderts an das badische Lahr, so lebt im Denkmalshof die Erinnerung weiter an Lahrs vorbadische Zeit.

Quellen:

- Archive der Stadt Lahr und der evangelischen Kirchengemeinde Lahr.
- Bauer, Friedrich: Reformation und Gegenreformation in der früheren nassauisch-badischen Herrschaft Lahr-Mahlberg. Lahr ohne Jahreszahl.
- Von der Becke-Klüchtzner: Stammtafeln des Adels im Großherzogtum Baden. Baden-Baden 1866.
- Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch Heidelberg 1898, 1905, 1919 (3 Bd.).
- Krieger, Albert: Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden. Heidelberg 1905.
- Ludwig, Adolf: Die gefreiten adeligen Häuser in der Stadt Lahr. Altvater, 4. Jahrgang, F. 34/40,
- Neu, Heinrich: Pfarrerbuch der evangelischen Kirche Badens von der Reformation bis zur Gegenwart, Teil 2. Lahr 1939.
- Schuster, Eduard: Die Burgen und Schlösser Badens. Karlsruhe 1908.
- Siefert, Alfred: Die Inschriften der Grabsteine alter adeliger und bürgerlicher Geschlechter auf dem Friedhof zu Lahr. Lahrer Wochenblatt, Nr. 98 und 99, 1903. - Staudenmeyer: Die adeligen und Patriziergeschlechter von Lahr und Umgebung. Lahrer Zeitung, 1884, Nr. 83 und 84.
- Wingenroth, Max: Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg. Tübingen 1908.
- Baader, Emil: Der Denkmalshof bei der Stiftskirche. Altvater. Heimatbeilage der Lahrer Zeitung. Folge 15-24, 1951.

Für Beratung bin ich zu Dank verpflichtet dem Freiburger Genealogen Rudi Keller, für die Übersetzung der lateinischen Inschriften Oberstudiendirektor i.R. Dr. H. Steurer, Lahr.

Druckstöcke überließen uns in dankenswerter Weise:

1. Das Landesamt für Denkmalpflege in Karlsruhe für die Abbildungen der Wappen zu Stein Nr. I, 3, 4 und 11, 23, 8 und 29 und Nr. 9.
2. Der Verlag Moritz Schauenburg in Lahr für die Abbildungen der Wappen zu Stein Nr. 21, 24, 25, 26 und Nr. 14.

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