Das Ritterhausmuseum der Stadt Offenburg von Otto Kähni - die Ortenau 1970 - S. 151 ff.


Das Museumsgebäude steht in der Ritterstraße, mitten in der Stadt. In der Liste der Denkmalobjekte des Kreises Offenburg wird es als "eines der bedeutendsten und schönsten Gebäude der Stadt" bezeichnet. Die Straße, deren leichten Biegung die Gebäudefront folgt, trug bis 1824 den Namen "Hundsgasse". Diese Bezeichnung dürfte im Zusammenhang stehen mit dem mittelhochdeutschen Wort "huntdinc" (Centgericht). In dieser Hundsgasse kaufte der Reichsschultheiß Franz Georg von Rieneker, der 1756 - 1800 an der Spitze der Reichsstadt Offenburg stand, im Jahre 1775 "ein Haus mit Höfel und Stallung" und ließ durch den Offenburger Baumeister Mathias Fuchs für sich ein Herrschaftshaus bauen. Der lange zweistöckige Bau mit seinen 17 Fensterachsen trägt klassizistische Formen und ist durch einen dreistöckigen Mittelrisalit gegliedert, der durch einen Dreieckgiebel abgeschlossen ist. Der in die Hofecke eingebaute Turm mit einer Wendeltreppe aus rotem Sandstein, die in schöner Schwingung zum Dachgeschoß hinaufführt, stammt noch aus dem 17. Jahrhundert. Nach Rienekers Tod verkaufte dessen Sohn, Major Georg Freiherr von Rieneker, im Namen der Erben das Haus an den Grafen von Nostiz. Der Verkauf an einen Adeligen wurde damit begründet, ja gewissermaßen entschuldigt, daß sich "ein bürgerliches Gewerbe führender Liebhaber wegen des großen Werthes nie zeigen" würde.

Gegen Ende des Jahres 1803 zog das Direktorium der Ortenauer Reichsritterschaft, das bis dahin seinen Sitz in Kehl hatte, in das Gebäude ein. In dieser Korporation hatte sich der reichsunmittelbare niedere Adel der Ortenau zusammengeschlossen. Heute noch sind freiherrliche Familien wie von Franckenstein, von Röder, von Neveu und von Schauenburg in unserer Heimat begütert. Die ritterschaftliche Residenz dauerte aber nur drei Jahre; denn 1806 wurde auch die Reichsritterschaft mediatisiert, d.h. verlor ihre reichsunmittelbare Stellung. Ihre kleinen Territorien wurden dem badischen Staat einverleibt.

Das 1785 erbaute Palais des ehemahligen Reichsschultheißen Franz Georg von Rienecker; 1804 - 1806 Sitz des Direktoriums der Ortenauer Reichsritterschaft; dann Landgericht bis 1958; seit 1959 das Ritterhausmuseum der Stadi Offenburg. - Klischee: Stadtarchiv Offenburg
Das 1785 erbaute Palais des ehemahligen Reichsschultheißen Franz Georg von Rieneker; 1804 - 1806 Sitz des Direktoriums der Ortenauer Reichsritterschaft; dann Landgericht bis 1958; seit 1959 das Ritterhausmuseum der Stadi Offenburg. - Klischee: Stadtarchiv Offenburg

Das "Ritter-Corpus" wurde aufgelöst und das Ritterdirektorium aufgehoben. Der Name "Ritterhaus" blieb bestehen. Die Hundsgasse erhielt im Zug der Umbenennung der Straßen den Namen "Ritterstraße".

Einige Jahre später nahm das Gebäude das Revisorat des Oberamts auf; und nach dem Scheitern der badischen Revolution 1848/49, als Offenburg von preußischen Truppen besetzt wurde, diente das Ritterhaus einige Jahre als Kaserne.

Bald interessierte sich die badische Justizverwaltung für das Gebäude. Als fünfte badische Stadt sollte Offenburg Sitz eines großherzoglichen Haus- und Hofgerichtes werden. Bauliche Erweiterungen erwiesen sich als notwendig. Hinter dem Hof wurde ein Neubau erstellt, in dem der Schwurgerichtssaal eingerichtet wurde. Am 1. Oktober 1864 hielt das Haus- und Hofgericht, ab 1879 Badisches Landgericht, seinen Einzug. Um die Büroräume zu vermehren, wurde um die Jahrhundertwende das Dachgeschoß ausgebaut. Über 90 Jahre beherbergte das Ritterhaus das Landgericht. Als der Staat 1957 in der Oststadt ein neues Justizgebäude erstellt hatte, kaufte die Stadt im August 1958 das für die Verwaltung günstig gelegene Haus. In den Räumen des Obergeschosses wurde das Heimatmuseum untergebracht. Der Schwurgerichtssaal eignete sich für die Unterbringung der Jagdtrophäen-Sammlung Cron. Das Erdgeschoß war zunächst der Landespolizei zur Verfügung gestellt worden. Ein Brand, der im Juli 1964 im Westflügel ausbrach, konnte durch den vorbildlichen Einsatz der Feuerwehr eingedämmt werden. Nach den Instandsetzungsarbeiten wurden die meisten Räume des Erdgeschosses dem Städtischen Sozialamt zugewiesen. Der Schuppen unter dem Schwurgerichtssaal wurde in einen feuersicheren Archivraum verwandelt, in dem die städtischen Archivalien endlich den Vorschriften entsprechend gelagert werden können.

Es muß dankbar anerkannt werden, daß Gemeinderat und Stadtverwaltung für diese kulturellen Aufgaben Verständnis zeigten und die Mittel für die Instandsetzung des Ritterhauses zur Verfügung stellten. Die Restaurierung hat der Fassade einen freundlichen Charakter verliehen.

Carl Frowin Mayer, der Gründer des Museums
Carl Frowin Mayer, der Gründer des Museums

Zur Geschichte der Sammlungen

Die kulturelle Tat der Museumsgründung knüpft sich an die Namen zweier Männer, Carl Frowin Mayer und Casimir Walter. Letzterer war 1876 - 1901 Ratschreiber der Stadt Offenburg. Neben seinen Geschäften auf dem Rathaus forschte er in den städtischen Archivalien. Er wurde der erste Geschichtsschreiber Offenburgs. Seine wichtigsten Veröffentlichungen sind die "Beiträge zur Geschichte der Stadt Offenburg" 1880, das Büchlein "Zum 200. Gedenktag der Zerstörung der Reichsstadt Offenburg am 9. Sept. 1689", "Das Offenburger Judenbad" und die "Weistümer der Ortenau". Außerdem hat er eifrig altes Kulturgut gesammelt. 1917 wurde seine Privatsammlung vom Museum erworben. Der Gründer des Museums ist Kreissekretär C. F. Mayer. 1827 in Tiengen bei Waldshut geboren, besuchte er das Basler Lyceum, war Straßenmeister in fürstlich-fürstenbergischen Diensten zu Donaueschingen und einige Jahre Bürgermeister von Waldshut. 1885 kam er als Kreissekretär nach Offenburg. Schon im badischen Oberland trieb er vorgeschichtliche Denkmalpflege. In Offenburg legte er 1895 zwei alemannische Reihengräber auf dem "Krummer" frei. Die Schätze seiner Sammlung übergab er der Stadt. So entstand das Offenburger Museum. Er sammelte jedoch nicht nur heimatliches Kulturgut, sondern auch Mineralien, Tiere und Vögel aus aller Welt und Objekte aus den Kolonien.

Professor Ernst Batzer - Aufn.: Heinzelmann
Professor Ernst Batzer - Aufn.: Heinzelmann

Die Gründung des Museums wurde im April 1894 durch zwei Sprechsaalartikel im "Ortenauer Boten" angeregt. Am 11. April 1894 richtete C. F. Mayer an den Gemeinderat die Bitte um Zuweisung eines Raumes zur Aufbewahrung seiner Sammlung. Männer wie Dr. Basler, J. Grimm, Prof. Scheuermann, Walter Clauß, F. Fischer, Beeger und L. Ketterer unterstützten ihn. Bürgermeister Hermann bestellte eine Kommission, in welche außer den genannten Herren auch Stadtrat Monsch und Rentier Pfähler aufgenommen wurden. Nun begann ein eifriges Sammeln. Im Frühjahr 1896 waren zwei Zimmer im 3. Stockwerk des St.-Andreas-Hospitals schon so angefüllt, daß "nicht handgroß Raum mehr übrig" war. Wiederholt bat der Kustos um mehr Raum und Schränke. Schließlich drohte er mit Bestellung eines Dienstmannes, der das Gesammelte in das Rathaus bringen werde, da seine Wohnung durch Sammlungsgegenstände verstellt sei. Jetzt wies ihm der Gemeinderat den 2. und 3. Stock des Hospitalgebäudes zu. An Pfingsten 1900 fand die Eröffnung des Museums statt. Der Gründer nannte es "Museum für Natur- und Völkerkunde". In 10 Sälen waren die Abteilungen Mineralien, Zoologie, Vorgeschichte, Altertümer, Schwarzwaldstube und Völkerkunde untergebracht. Von Fremden, besonders Gelehrten, wurde das Museum fleißig besucht, aber den meisten Offenburgern blieb es ein verborgener Schatz. Der Stadtrat erkannte Mayers große Verdienste an und ehrte ihn an Weihnachten 1913 durch Überreichung eines Ölgemäldes, das Herrn Mayer darstellte und den Flur des Museums schmückte, aber durch den Brand 1964 leider zerstört wurde. 1917 legte Mayer die Leitung der Sammlungen nieder. Zwei Jahre später beschloß er sein arbeitsreiches und verdienstvolles Leben.

Mayers Nachfolger wurde Dr. Ernst Batzer, der auch Casimir Walters Arbeit fortsetzte. Ihm haben die Ortenauer Heimatforschung und das Offenburger Museum sehr viel zu verdanken. Im Alter von 19 Jahren veröffentlichte er schon die Geschichte der St.-Andreas-Kirche und gab eine historisch-kritische Bearbeitung der Urkunden des Hospitals und der Dekrete der Stadt Offenburg heraus.

Der Offenburger Reichsschultheiß Franz Georg von Rieneker, 1720 bis 1800, war 44 Jahre Reichsschultheiß, Gemälde im Museum - Klischee: Stadtarchiv Offenburg
Der Offenburger Reichsschultheiß Franz Georg von Rieneker, 1720 bis 1800, war 44 Jahre Reichsschultheiß, Gemälde im Museum - Klischee: Stadtarchiv Offenburg

Ferner verzeichnete er die Schulaufführungen der Offenburger Minoriten und ordnete das grundherrliche Archiv der Freiherren von Franckenstein. Der 1929 in Offenburg tagende Weinbaukongreß war ihm Anlaß zu einer kurzgefaßten Geschichte des St.-Andreas-Hospitals. Anläßlich des 25jährigen Bestehens des Schiller-Gymnasiums schrieb er eine Geschichte der Offenburger Schulen. Maßgebend beteiligt war er an der Gründung des Historischen Vereins für Mittelbaden. Die Schriftleitung des Jahrbuches "Die Ortenau" lag bis zu seinem Tod in seinen Händen. Groß sind seine Verdienste um die Grimmelshausen-Forschung. Ebenso hat er den aus Offenburg stammenden Kupferstecher Franz Gabriel Fiessinger der Vergessenheit entrissen und der Öffentlichkeit den großen Juristen Josef Kohler nahegebracht. Sämtliche Abteilungen des Museums erfuhren unter ihm eine beachtliche Erweiterung, besonders die heimatgeschichtliche Sammlung. 1925 erfolgte die verwaltungsmäßige Trennung der kulturgeschichtlichen von der naturkundlichen Abteilung, die nun von Prof. Dr. Leier und ab 1933 von Prof. Barleon geleitet wurde. Dr. Batzers letzte Abhandlung war der Aufsatz "Wo lag das Offenburger Kastell?", der 1936 in der Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins erschien. Die "Geschichte der Stadt Offenburg" sollte seine Arbeit krönen. Da nahm ihm der Tod jäh die Feder aus der Hand. Im August 1938 starb der 56jährige auf einer Ferienreise.

Auch Stadtrat Georg Monsch hat sich um das Offenburger Museum sehr verdient gemacht. Fast vier Jahrzehnte vertrat er als Respizient bei der Stadtverwaltung dessen Belange und unterstützte den Kustos mit Rat und Tat. Auch Oberbürgermeister Holler (1921 - 1934) schenkte den Sammlungen seine Aufmerksamkeit und bestimmte die römischen Münzen.

Eine große Bereicherung erfuhr das Museum durch die fleißige Sammlertätigkeit von Adolf Siefert, der mit rührendem Eifer und großem Kunstsinn historische Stiche, Bilder und Literatur zur Geschichte der Ortenau sammelte. Nach seinem Tode wurden sie von der Stadt erworben und schmücken die Räume des Museums.

Aber ein unglücklicher Stern stand über den Sammlungen. Die Enge ließ all das Gute und Schöne nicht zur verdienten Geltung kommen. Außerdem befanden sich die meisten Räume in einem schlechten baulichen Zustand. In dieser Form genügte das Museum den Anforderungen nicht mehr, die an ein solches Institut gestellt werden müssen. Es soll die Bedeutung einer Volksbildungsstätte haben. Von diesem Gedanken durchdrungen, verfolgte der derzeitige Kustos den Plan, die Sammlungen zu einem Heimatmuseum umzubauen, in dem in erster Linie die Geschichte und die Kultur Offenburgs und der engeren Ortenau zum Besucher sprechen. Deshalb mußten die Bestände gesichtet und neu aufgebaut werden, damit auch der Laie ein Bild seiner Heimat gewinnen konnte. Dazu gehörte mehr Raum. Unter den obwaltenden Umständen bot sich nur ein Weg: vorläufige Entfernung der gesamten zoologisch-biologischen Abteilung und der Mineralien, soweit sie nicht aus unserer Heimat stammen, und Magazinierung derselben. In diesem Sinne richtete der Kustos im Oktober 1940 an die Stadtverwaltung eine Denkschrift. In anerkennenswerter Weise ging sie auf die Vorschläge trotz der kriegsbedingten Schwierigkeiten ein. Die zur baulichen Instandsetzung notwendigen Mittel wurden außerhalb des Etats zur Verfügung gestellt und der Museumshaushalt zur Anschaffung von Ausstellungsmitteln für 1941 und 1942 erhöht. Die Neuordnungsarbeiten leitete der Pfleger der badischen Museen, Professor Dr. Rott. Leider sollte er das schöne Ergebnis seiner Arbeit nicht mehr sehen. Auf die Genesung von einer schweren Krankheit hofften wir vergebens. Oberlaborant Meny vom Landesmuseum Karlsruhe beendete die Arbeiten.

Für die Anschaffung der notwendigen Ausstellungsmittel flossen dem Museum reiche Stiftungen zu. Der Historische Verein für Mittelbaden, die Landkreisselbstverwaltung, das Offenburger Handwerk, mehrere Industrie- und Handelsfirmen sowie Geldinstitute haben zum Teil recht namhafte Summen gestiftet. Große Verdienste um das Heimatmuseum erwarb sich Fabrikant Franz Walz. Wiederholt hat er demselben bedeutende Beträge zugewandt und ist damit als hochherziger Förderer in die Geschichte des Offenburger Museums eingegangen. Wie sich einst in der Gründung des St.-Andreas-Hospitals der Gemeinsinn der Offenburger Bürgerschaft offenbarte, so wurde auch die Neuordnung des Museums im Hospitalgebäude durch die helfende Tat des Bürgertums unterstützt. Die Neuaufstellungsarbeiten beanspruchten ein volles Jahr. Am 12. Juli 1942 wurde das Offenburger Heimatmuseum in einer schlichten Feierstunde eröffnet. Aber der Luftkrieg, der immer drohendere Formen annahm, zwang bald zur Schließung. Die wertvollsten Objekte mußten in Sicherheit gebracht werden. Und gegen Ende des Jahres 1943 mußte das Museum dem Städtischen Wirtschaftsamt weichen. Das Museumsgut wurde notdürftig zusammengestellt und litt mit den Ausstellungsmitteln sehr unter der unsachgemäßen Behandlung. Erst 1950 wurden die Räume wieder für Museumszwecke zur Verfügung gestellt. Der Wiederaufbau, der im großen und ganzen in derselben Form wie 1942 erfolgte, konnte langsam beginnen. Für die Instandsetzung der Räume und Schränke stellte die Stadtverwaltung Mittel zur Verfügung. Am 22. September 1951 erfolgte anläßlich der 850-Jahr-Feier der Stadt Offenburg in einer Feierstunde die Wiedereröffnung. 1947 war dank den Bemühungen des 1. Beigeordneten R. Moosbrugger und des Bankdirektors Litsch die Jagdtrophäen-Sammlung Cron erworben und vorläufig im Bürgersaal aufgestellt worden. 1958 bot der Kauf des Landgerichtsgebäudes (Ritterhaus) die Möglichkeit, vorteilhaftere Räume zu gewinnen. Der Umzug konnte im Herbst 1959 bewerkstelligt werden. Und nach der Einrichtung des neuen Archivraumes war es möglich, 1966 die im Keller des Schillergymnasiums lagernde naturkundliche Sammlung in sechs Räumen des Westflügels neu einzurichten. Dieser großen Aufgabe unterzog sich Oberstudienrat Irslinger in dankenswerter Weise. Die völkerkundliche Abteilung und die Jagdtrophäen-Sammlung hatten im Schwurgerichtssaal Platz gefunden. Am 3. Oktober 1967 wurde im Rahmen der Oberrheinischen Messe die von Oberstudienrat Linder angeregte Bildergalerie Offenburger Künstler im renovierten Flur des 3. Stockwerks feierlich eröffnet.

Nun besitzt die Stadt Offenburg ein vielgestaltiges Museum, in dem die fünf Abteilungen (Heimatgeschichte und Volkskunde, Münzensammlung, Völkerkunde, Jagdtrophäensammlung Cron, naturkundliche Abteilung und Bildergalerie) zu einer schönen Gesamtwirkung gelangen.

Da der Begriff "Heimatmuseum" zu eng geworden war, erfolgte am 29. März 1968 die Umbenennung in "Ritterhaus-Museum".

Die heimatgeschichtliche Sammlung

Diese beginnt im Innenhof, den der Besucher durch die Einfahrt erreicht. Hier befinden sich Steindenkmäler: ein Ziehbrunnen aus dem Jahre 1804, ein Bildstock 1730, ein Taufstein aus der 1689 zerstörten Hl.-Kreuz-Kirche, ein Portalstein mit dem Wappen der Ritter von Bach, die in der Ortenau sehr begütert waren, ein Türoberlicht aus dem 18. Jahrhundert, eine Grabplatte mit dem Bild eines Löwen und ein Steinblock, an den der 1819 wegen Mordes hingerichtete Rößlewirt von Urloffen gefesselt war. Weitere Steindenkmäler findet der Besucher im Vorplatz des Ostflügels: Grenzsteine der Reichsstädte Offenburg und Gengenbach von 1512, 1530 und 1543, der Reichslandvogtei Ortenau (Gericht Ortenberg) und der Herrschaft Staufenberg; ferner die Originale des Offenburger Löwen- und Neptunbrunnens 1599 bzw. 1783, eine Rathausglocke aus dem 18. Jahrhundert und schließlich einen Bachpflug aus dem Kinzigtal.

Original einer Sandsteinplastik des Vinzentiusgartens
Original einer Sandsteinplastik des Vinzentiusgartens

Im Vorraum des 2. Stockwerks angekommen, erblickt der Besucher zuerst das farbige Wappen der Reichsritterschaft Ortenau; es erinnert an die drei letzten Jahre des Römischen Reichs deutscher Nation, in denen das Gebäude Sitz des ritterschaftlichen Direktoriums war. Darunter hängt das Foto eines Gemäldes, das den Erbauer des Hauses, den Reichsschultheißen F. G. von Rieneker, darstellt. Auf dem Boden davor steht ein Steindenkmal mit dem Wappen des Frhr. Josef von Ried, der das Vinzentiushaus erbauen ließ. Aus räumlichen Gründen haben hier Teile der Abteilung Schmiedekunst Platz gefunden: die Bekrönung des Tores zwischen der Ölbergschule und dem Hl.-Kreuz-Pfarrhaus, das Balkongitter des Gottwaldschen Hauses, an dessen Stelle sich der Handelshof Spinner erhebt, beide mit dem Doppeladler geschmückt, der Turmhelm des Neutores 1774, schmiedeeiserne Grabkreuze und Wirtshausschilder. Außerdem sehen wir ziselierte Schlösser, Schlüssel, Türklopfer, Tür- und Schrankbeschläge, die eiserne Tür der Folterkammer im alten Rathaus, Halsgeigen und die Richtwerkzeuge des Urloffener Rößlewirts Burger. Das Schönste dieser Abteilung sind die Eisengußplatten, die einmal Ofen und Herde geschmückt haben. 

Merkurstatuette (Römerzeit)
Merkurstatuette (Römerzeit)

Sie stammen aus vier Jahrhunderten (die älteste 1534). Die meisten sind jenseits des Rheins gegossen worden (Zinsweiler, Wattenheim, Geislautern, Weilmünster). Die Reliefbilder bieten z. T. biblische Darstellungen wie das Ölwunder, Jesus und die Samariterin, Daniel in der Löwengrube, die Hochzeit zu Kanaa, andere wieder Szenen aus Sage und Geschichte. Einige zeigen Wappen (Bourbonen, Bistum Straßburg, Nassau-Saarbrücken, Markgrafen von Baden, Solms-Laubauch, Reichsadler). Zwei dieser Platten sind in der Ortenau gegossen worden, und zwar in der Hütte des Melchior Wiedergrün in Durbach. Auf der einen aus dem Jahre 1577 ist die Szene "Mucius Scaevola im Lager des Portsenna" dargestellt, darunter das Staufenberger Wappen mit der Inschrift: "Als man hat geschrieben MDLXX und siben im Durbach, det ich fliesen, Melchior Widengrün lies mich giesen, Got alen Ehr." Die andere aus dem Jahre 1579 zeigt die Burg Staufenberg und den hl. Georg, den Schutzpatron der Ortenauer Reichsritterschaft.

Über den Platten hängen Fahnen der Offenburger Bäcker- und Metzgerzunft, des Handwerks im Ortenauer Vogtei-Stab Goldscheuer, Kittersburg und Marlen, der Offenburger Bürger- und badischen Landwehr aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, des Infanterie-Regiments 170 und des Artilleriebundes St. Barbara. An der Fensterseite finden wir eine kleine Waffensammlung: Stoßwaffen aus dem 17. Jahrhundert, Gewehre vom Vorderlader mit Feuerstein und Zündkapsel bis zu neueren Modellen und steinerne Kanonenkugeln. Wandbilder erinnern an den Kasernenbau 1897 / 98 und den Fluglande- und Exerzierplatz 1911 / 12.

Blick in die römische Abteilung (Frühgeschichte)
Blick in die römische Abteilung (Frühgeschichte)

Im kleinen Zimmer am Ende des Flurs befindet sich die Abteilung Urgeschichte. Die Funde beweisen, daß der Boden unserer Heimat seit der mittleren Steinzeit besiedelt war. Mammutstoß- und -backenzähne zeugen vom eiszeitlichen Tierleben. Von den ersten Siedlern stammen die drei Schaber aus Hornstein, die 1926 in Hofweier gefunden worden sind, ferner die Steinbeile aus Offenburg (Blöchle und Stadtwald), Elgersweier und Zell-Weierbach. Diese Beile sowie das Walzenbeil aus dem Offenburger Stadtwald, der Ortenberger Steinhammer und die Streitaxt aus Schutterwald, die sich im Landesmuseum Karlsruhe befindet, tun dar, daß die Menschen, die in der Jungsteinzeit in der Ortenau wohnten, bereits verschiedenen Kulturkreisen angehörten. Pfahlbaufunde vom Bodensee, ein Geschenk des Apothekers Leiner in Konstanz, ergänzen das Kulturbild der Jungsteinzeit. Die Bronzezeit ist vertreten durch die acht Bronzeaxtklingen aus Griesheim, Hals-, Arm- und Fußringe aus Appenweier und ein Schmuckringlein aus Ortenberg. In die Eisenzeit (La Tène) gehört eine kleine Urne aus Oberschopfheim.

Umfangreicher ist die Abteilung Frühgeschichte, die wir jetzt betreten. Groß ist die Zahl der römischen Funde; denn auf dem Boden der Offenburger Gemarkung kreuzten zwei Römerstraßen, an deren Schnittpunkt vermutlich ein befestigtes Kastell, sicher aber eine römische Siedlung lag. Wir sehen Kopien des Meilensteins Vespasians und des Grabsteins eines Centurio, der 1878 in der Kinzig gefunden wurde, ferner das Bruchstück einer Statue, die einen römischen Soldaten darstellte.

Sehr aufschlußreich sind die Funde römischer Keramik, die 1894 in der Kornstraße und 1936 im Gewann "Nachtweide" (heute Industriegebiet Offenburg-West) gemacht worden sind. Die schönsten Stücke sind in den beiden Vitrinen aufgebaut: ergänzte Vasen, Schüsseln, Teller und Krüge aus gewöhnlichem Ton und Terra nigra, dann die kostbaren Schaustücke aus Terra sigillata, die man als das römische Tafelgeschirr bezeichnen kann. Letztere stammen aus dem 1. und 2. nachchristlichen Jahrhundert und sind in Gallien, in Heiligenberg im Elsaß und in Rheinzabern (Pfalz) hergestellt worden. Eine Schüssel trägt den Töpferstempel. Das Prunkstück dieser Sammlung aber ist die kostbare Merkurstatuette aus der Zeit um 100 n. Chr., die 1936 im Gewann "Nachtweide" zwischen der Marlener Straße und dem Kinzigdamm durch den Bagger gehoben wurde. Die römischen Eisenbarren am Fuß der Fensterwand wurden in Windschläg gefunden.

Die Gräberfunde aus dem Gewann "Krummer", die in diesem Raum in der kleinen Wandvitrine gezeigt werden, geben Aufschluß über die alemannische Landnahme. Sie vermitteln eine Vorstellung von der Kultur wehrhafter Alemannen der Merowingerzeit (um 700). Das Männergrab enthielt das Heergewäte: Schwerter, Lanzenspitzen, Schildbuckel, Riemenzungen und Gürtelgarnituren. Im Frauengrab entdeckte man besonders Schmuck: Ohr- und Armringe aus Bronze, Ton und Bernstein, eine Halskette farbiger Glasperlen, ein Kamm aus Bein, ein Bronzeamulett und ein Jaspis. Im untersten Fach stehen einige mittelalterliche Gefäße. Hervorzuheben sind ein steinerner Mörser aus Kork und ein Krug aus der Zeit Karls des Großen (gefunden im Keller Steinstr. 34). Der alemannische Totenbaum aus Oberflacht bei Tuttlingen, ein Geschenk von Dr. Basler, Tübingen, vermittelt eine Vorstellung von der Bestattungsweise unserer Vorfahren.

Reiche Eindrücke erhält der Besucher in dem großen Raum, den wir nun betreten. Die Geschichte der Reichsstadt und Topographie Offenburgs und der Ortenau werden uns vor Augen geführt.

Das älteste der noch vorhandenen Offenburger Stadtsiegel von 1280
Das älteste der noch vorhandenen Offenburger Stadtsiegel von 1280

Alte Karten zeigen die politische und territoriale Entwicklung unserer Heimat. Eine Folge von Stichen, Bildern und Plänen führt uns in die Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts, in denen die Ortenau als Grenzland wiederholt Kriegsschauplatz war. In deren Mitte fällt uns der Offenburger Befestigungsplan auf, den Grimmelshausen 1643 zeichnete, als er im Dienst des Obersten Hans Reinhard von Schauenburg stand.

Oberst Hans Reinhard von Schauenburg (Gemälde)
Oberst Hans Reinhard von Schauenburg (Gemälde)

Darüber ein Gemälde des Obersten. In der Ecke zeigen drei Pläne die bauliche Entwicklung Offenburgs vom 12. bis in das 19. Jahrhundert. Auf der topographischen Karte der Gemarkung der Reichsstadt um 1700 lesen wir alte Flurnamen. Links und rechts des Gottswaldplanes kann der Besucher die Geschichte des Stadtbildes von der mit Türmen und Mauern bewehrten Reichsstadt zur modernen Stadt des 20. Jahrhunderts verfolgen. Jenseits der Tür findet er fünf Kupferstiche von Franz Gabriel Fiessinger. 1752 in Offenburg geboren, besuchte er das Franziskaner-Gymnasium, wurde Jesuit und lernte ohne Anleitung die Kunst des Kupferstichs. Nach einigen Lehrjahren in München, Wien und Freiburg i. Br. führte ihn das Schicksal über die Schweiz nach Paris. Dort war die große Revolution ausgebrochen. Der Nationalkonvent beauftragte ihn, seine Mitglieder zu porträtieren. Nach der Ausführung dieses Auftrages floh er vor der Schreckensherrschaft nach England und starb 1807 als Aufseher eines Londoner Kunstkabinetts. Aus der stattlichen Sammlung, die das Museum besitzt, sehen wir den "Ecce homo" mit einer Widmung an Klopstock, das "Tischgebet", den österreichischen Marschall Laudon, Kaiser Josef II. und Papst Pius VI. Über diesen drei Gemälde: Stadtphysikus Jesle, die Gattin des Stättmeisters Franz Anton Lihl mit ihrem Söhnchen, dem ersten Bürgermeister Offenburgs nach 1803, und einen Ratszwölfer. Die beiden Pultvitrinen bergen Urkunden des St.-Andreas-Hospitals vom 14. bis in das 18. Jahrhundert und stadtgeschichtliche Dokumente: u. a. ein Kopialbuch der kaiserlichen Freiheitsbriefe für die Ortenauer Reichsstädte, die Gottswaldordnung 1532, den Adelsbrief der Familie Wernikau 1776, das erste Ratsprotokoll nach der Zerstörung Offenburgs vom 4. Oktober 1689, alte Siegel und Denare der Offenburger Reichsmünze aus dem 13. Jahrhundert. Große Beachtung verdient der Offenburger Wiegendruck 1496. Die zwei Schrankvitrinen enthalten Helme und Uniformstücke der Offenburger Bürger- und Landwehr zwischen 1803 und 1848, ferner Kriegstrophäen von 1870 / 71 und Fanfaren des Offenburger Inf.-Regiments 170. In den drei Tischvitrinen werden wir in die Zeit Grimmelshausens und Moscheroschs zurückgeführt, die beide in der Ortenau gewirkt haben. Wir sehen Erst- und Frühdrucke ihrer Werke und Fotokopien von Urkunden aus dem Leben Grimmelshausens, an der Wand Bilder, die mit Grimmelshausen in Beziehung stehen: Hohengeroldseck mit Erläuterungen des Dichters, den Stadtplan von Renchen 1624, die Sauerbrunnen Peterstal und Griesbach von Merian, Felsecker, den Verleger von Grimmelshausens Werken. Ferner sind hier zu sehen bunte Bilder der Bürgerwehren in Offenburg und Umgebung und des letzten Offenburger Reichsschultheißen Franz Leopold Witsch, Zahlreiche Bilder und Dokumente an der Nordwand dieses Raumes erinnern an die Offenburger Vorgänge während der Badischen Revolution 1848 / 49. Erstere stellen den Revolutionsbürgermeister Friedr. Gustav Ree (1845 bis 1849) und dessen Vorgänger Landolin Löffler mit Gattin dar, ferner Karl Heinrich Schaible und Franz Volk, die als Studenten in den Revolutionsjahren eine führende Rolle gespielt haben, und Hecker, Struve und Amand Gögg. Die zahlreichen Dokumente beweisen, daß Offenburg im Revolutionsgeschehen eine große Bedeutung gehabt hat.
 
Schluß aus dem Offenburger Wiegendruck von 1496 (5. Januar 1496)
Schluß aus dem Offenburger Wiegendruck von 1496 (5. Januar 1496)

Die nächste Abteilung führt uns in die Zeit des Eisenbahnbaus, enthält aber hauptsächlich Erinnerungen an Offenburger Persönlichkeiten, die durch ihr Wirken berühmt geworden sind: den Rechtsgelehrten Josef Kohler (geb. 1849 in Offenburg, gest. als Universitätsprofessor in Berlin), der auch Schriftsteller, Komponist und Dichter war; Friedrich August Haselwander, den Erfinder des Drehstroms und kompressorlosen Ölmotors; Johannes Lohmüller, den letzten Porträtlithographen in Baden (geb. 1830 in Neusatz, gest. 1918 in Bühl). Als fahrender Künstler schuf er eine Menge Bildnisse von Männern und Frauen Mittelbadens. In Offenburg, wo er 1865 - 1869 wohnte, entstanden viele Lithographien von künstlerischem Reiz und heimatgeschichtlichem Wert. Alle Stände der Offenburger Bevölkerung sind vertreten. Allmählich wurde seine Kunst durch die Fotografie verdrängt. Wir begegnen ferner dem Chormeister und Liederkomponisten Karl Isenmann (1837 bis 1889), dem Stadtdichter Carl Gütle (1852 - 1918), dem Stadtchronisten Franz Huber (1884 - 1957) und dem Stadtrat Georg Monsch, dem die städtischen Sammlungen sehr am Herzen lagen. In der Fensternische ist ein Skizzenbuch der Konstanzer Hofmalerin Marie Ellenrieder (1791 - 1863) ausgestellt, die in unserer Heimat sechs Altarbilder geschaffen hat (3 in Ichenheim, 2 in Ortenberg, 1 in Diersburg). Vitus Burg, dessen Bild wir ebenfalls sehen, ein Sohn unserer Stadt, 1830 - 1832 Bischof von Mainz, hat M. Ellenrieders Kunstschaffen unterstützt.

Denar der Offenburger Reichsmünze
Denar der Offenburger Reichsmünze

Schließlich werden wir hier an den 1778 im nahen Bohlsbach geborenen und 1851 in Zürich verstorbenen Naturphilosophen Lorenz Oken erinnert, der auch als Streiter für ein freies und einiges Deutschland 1817 auf dem Wartburgfest die deutsche Jugend begeistert hat. Seine "Allgemeine Naturgeschichte" ist mit den Erinnerungen an die anderen Persönlichkeiten in der Vitrine zu sehen. In den Bereich der Volkskunde führt uns die Trachtensammlung, die wir nun betreten. Ganztrachten sind zwar nur fünf vorhanden: der Festanzug eines Offenburger Patriziers aus dem 18. Jahrhundert, das Gewand einer Alt-Offenburgerin, eine Männertracht aus Altenheim und je eine Frauentracht aus Durbach und Ichenheim.

G. Leonhard von Berckholtz, Gemälde von Alexandra von Berckholtz. - Aufn.: Heinzelmann
G. Leonhard von Berckholtz, Gemälde von Alexandra von Berckholtz. - Aufn.: Heinzelmann

Das Prunkstück der Frauentracht aber war der Kopfschmuck. Und davon besitzt das Museum eine hübsche Sammlung. Es sind über 50 Trachtenhauben aus Offenburg und der gesamten Ortenau. Ebenso farbenfroh sind die Halstücher, Brustlatze und Mieder. Aufmerksamkeit verdient auch die Trachtensammlung, die Glasmaler Hans Drinneberg 1913 dem Museum geschenkt hat. Die Fensterwand ist mit farbigen Trachtenbildern geschmückt. An den anderen Wänden sehen wir Bildnisse Offenburger Familien aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Hervorzuheben sind der Ratszwölfer Dominik Hog, dessen Gattin Franziska geb. Guerra (1764 - 1837) und deren Eltern. Vertreten ist auch der gemütskranke Haslacher Maler Carl Sandhaas mit einigen Werken. Eine Zierde dieser Abteilung sind die Gemälde der Familie von Berckholtz aus dem Baltenland. Gabriel Leonhard von Berckholtz, geb. 1781 in Riga, ließ sich in der Ortenau nieder, kaufte die Burgruine Ortenberg und ließ sie 1838 - 1843 nach den Plänen des Karlsruher Baumeisters Eisenlohr im Stil der englischen Neugotik wiederaufbauen. Von seiner Tochter Alexandra, einer hervorragenden Porträtmalerin, stammen die Gemälde, die ihre Eltern darstellen. Der Schöpfer ihres Porträts ist der fürstlich-fürstenbergische Maler Richard Lauchert in Donaueschingen. Alexandras Großnichte Olga von Förster schenkte dem Museum Skizzenbücher, familiengeschichtliche Dokumente, Pläne und Bilder von Schloß Ortenberg. Eine Auswahl und der Adelsbrief der Familie v. Berckholtz sind in den kleinen Vitrinen ausgelegt.

Die nächste Abteilung ist dem Gewerbe und den Zünften gewidmet. Was vorhanden ist, berichtet uns jedoch nicht aus der Blütezeit der neun Handwerkerzünfte. Das ist der Zerstörung Offenburgs im Jahre 1689 zum Opfer gefallen. Wir sehen nur die letzten Erinnerungen an das Offenburger Zunftleben. In der Vitrine sind alte Werkzeuge, Maße und Gewichte, Zunftbücher, Wanderbücher, Siegel, Siegelstöcke, Herbergskarten und zwei Originalkupferplatten zur Herstellung von Zunftbriefen ausgestellt.

Backmodel
Backmodel

Darüber hängen die Zunftzeichen der Schneider, Schuhmacher und Drechsler. Die kleinen Zunfttruhen entbehren jeden Schmucks. Jüngeren Datums sind auch die Zunftbriefe (18. und 19. Jh.). Wir sehen eine Draisine und eine Lotterietrommel, ferner eine Standuhr aus dem alten Sitzungssaal des Rathauses. Sie ist mit dem österreichischen Doppeladier und dem Stadtwappen geschmückt und wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Joh. Nepomuck Speckert, dem Schöpfer des Neptunbrunnens und der Kanzel in der Hl.-Kreuz-Kirche, gefertigt. Hier haben auch die Erinnerungen an den unglücklichen Meister Franz Karl Bühler (1864 - 1940) Platz gefunden. Einige seiner Werke - es waren schmiedeeiserne Portale - wurden 1893 auf der Weltausstellung in Chicago gezeigt. 1893 - 1897 war er Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Straßburg. Dann traf ihn ein furchtbares Schicksal. Den größten Teil seines Lebens mußte er in geistiger Umnachtung verbringen. Die ausgestellten kleinen Arbeiten und Entwürfe offenbaren sein hervorragendes Kunstschaffen. Nach dem Verlassen dieses Raumes werfen wir nochmals einen Blick auf die beiden Zunftfahnen.

Auch in den folgenden beiden Räumen werden Gegenstände des Kunsthandwerks gezeigt, hauptsächlich altes Küchen- und Tafelgeschirr. An der Wand hängen Backformen aus Kupfer und Messing, Becken und Pfannen. Die kleine Wandvitrine enthält kunstvolle Ofenkacheln mit allerlei Reliefdarstellungen. Sie stammen aus den Jahrhunderten der Gotik, der Renaissance und des Barock und sind bei Bauarbeiten in der Stein- und Metzgerstraße gefunden worden. In den zwei großen Vitrinen stehen Krüge und Teller aus Zinn, alte irdene Krüge (z. T. aus Nordrach-Fabrik), buntbemalte Schnapsbuddel und schöne Porzellanstücke. Dies sind Erzeugnisse aus Meißen, Straßburg, Durlach, Schramberg, Hornberg und Zell a. H. Besondere Erwähnung verdient ein Aquamanile aus Ton, ein Gußgefäß zum Händewaschen für den Priester, und stammt aus romanischer Zeit. Das kostbarste Stück dieser Sammlung ist der Offenburger Schneiderbock, das Wahrzeichen der Schneiderzunft. Auf einem Ziegenbock sitzt ein Schneider mit Schere und Bügeleisen. Die Figur ist hohl und wurde einst mit Wein gefüllt, den der junge Meister bei der Aufnahme in die Zunft austrinken durfte. Eine Wandvitrine neben dem Ausgang enthält alte Beleuchtungsgeräte, darunter eine Lichtputzschere, und Apothekermörser. Die Wände sind geschmückt mit Gemälden, die Angehörige der Offenburger Familie Gottwald, das Geschwisterpaar Wenzel und Walburg Walter aus Ortenberg, den letzten Abt des Klosters Schuttern, Placidus Bacheberle, darstellen, zwei sog. Sandbilder aus dem 18. Jahrhundert, die im Kloster Schuttern entstanden sind, und einigen Hinterglasbildern, u.a. Kaiser Joseph II., der in den vorderösterreichischen Landen noch lange Zeit verehrt worden ist. Hingewiesen sei auch auf die fünf Florianziegel und die Waffeleisen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Nun betritt der Besucher die Abteilung Volkskunst und kirchliche Kunst. Sein Blick fällt zunächst auf eine Barockkrippe, ein Geschenk des Kaufmanns Schley. Die Schrankvitrine in der Ecke birgt eine stattliche Sammlung von Krippenfiguren. 

Schneiderbock
Schneiderbock

Die freistehende Vitrine enthält Schmucksachen aus der Zeit unserer Großeltern, religiöse Kultgeräte, die einmal Herrgottswinkel und Hausaltäre geschmückt haben, Andachtsgegenstände wie Kruzifixe, Heiligenbilder und Figürchen aus Ton und Wachs, Haarbilder und Rosenkränze, ferner Zizenhauser Figürchen, darunter die groteske Musikkapelle. Die Hinterglasbilder stellen Heilige dar. Hervorzuheben ist eine Reliquie in einem Wandschränkchen. Größere Aufmerksamkeit verdienen Gegenstände der kirchlichen Kunst. Auf Podesten stehen drei Renaissance-Plastiken, Moses und Aron aus der 1689 zerstörten Pfarrkirche "Heilig Kreuz", und die sogenannte Mutter Caritas, ferner zwei Holzstatuen aus der Barockzeit, die hl. Theresia und St. Landolin, der in der Hand das Modell der Kirche von Ettenheimmünster hält. Aus der spätgotischen Zeit stammen zwei Holzplastiken, eine Madonna und eine Pieta. Der Sakristeischrank stand früher in der St.-Andreas-Kapelle. Das Gemälde über dem Ausgang zum Flur stellt die Trinität dar. Wertvolle Kunstwerke sind die beiden Kruzifixe aus dem 15. und 18. Jahrhundert. Das große Gemälde "St. Johann Nepomuk" konnte Cosmas Damian Asam zugeschrieben werden.

Renaissance-Plastik "Mutter Caritas"
Renaissance-Plastik "Mutter Caritas"

Ihren Abschluß findet die heimatkundliche Abteilung in drei Räumen des Westflügels im 3. Stock. Im ersten Raum ist eine Spinn- und Webstube eingerichtet. Die gesammelten Geräte erzählen von der mühevollen Arbeit des Spinnens und Webens und versinnbildlichen den Arbeitsgang: Hanfbrechen, Hanfhechel, Spinnräder, Haspel und Webstuhl. Die Spanleuchter und die geschnitzten und bemalten Kunkeln, auf denen die Spinnrocken saßen, führen uns in die Zeit der Kunkelstuben und Lichtgänge. Eine besondere Hausarbeit war auch das Färben und Bedrucken des Gewebes. Eine reiche Sammlung von Druckzeugmodeln, z. T. holzgeschnitzten, gibt uns eine Vorstellung von dieser Arbeit. Im zweiten Zimmer stehen alte Bauernmöbel: eine buntbemalte Himmelbettstatt, zwei Kinderwiegen und Bauernstühle mit einfach geschnitzten Lehnen. Die Wände dieser beiden Zimmer sind mit Gemäldedrucken geschmückt, auf denen Hansjakobs Erzählung "Der Vogt auf Mühlstein" dargestellt ist. Im dritten Zimmer sind alte bäuerliche Geräte aufgestellt: ein Strohstuhl, eine alte Wannmühle, ein Kleienkotzer aus einer kleinen Hofmühle, verzierte Faßriegel, Salmfanggeräte und ein Goldwaschgerät aus Altenheim. Hingewiesen sei noch auf das Modell der Kelter aus dem Jahre 1772, die im Käfersberger Trotthaus steht.

Die Münzensammlung

Die Sammlung umfaßt etwa 450 Münzen aus dem In- und Ausland sowie über 350 Geldscheine aus dem badischen Raum und bietet einen Überblick über die Geschichte des Geldwesens. Die deutschen Münzen zeigen die Entwicklung in den einzelnen Ländern bis zur Vereinheitlichung des deutschen Münzwesens bzw. zur Einführung der Mark 1874. Den breitesten Raum nehmen die badischen Münzen ein. Einige wenige stammen aus dem 18., die meisten aus dem 19. Jahrhundert. Sitz der badischen Münzstätte war 1802 - 1826 Mannheim, seit 1826 Karlsruhe. Die Großherzöge Ludwig, Leopold und Friedrich I. beherrschen das Münzbild. Erwähnenswert sind die Kronentaler 1829 - 1836 und eine Gedenkmünze, die Großherzog Leopold seinem Vater Carl Friedrich gewidmet hat.

Unter den württembergischen und bayrischen Münzen sind besonders die Heller aus Schwäbisch Hall sowie Dillingen und Donauwörth aus dem 14. und 15. Jahrhundert zu beachten. Es folgen Preußen, Sachsen, Hessen, Hannover, Bremen und Schleswig.

Die Sammlung der ausländischen Münzen beginnt mit Österreich. Die älteste stammt aus dem Jahre 1649. Die vorderösterreichischen Kreuzer aus den Jahren 1794 und 1804 dürften auch in der vorderösterreichischen Landvogtei Ortenau im Umlauf gewesen sein. Ferner sind vertreten Frankreich, die Schweiz, Italien, England, Spanien, Portugal, Luxemburg, Belgien, Dänemark, Rußland und die Türkei, ja sogar China, Nord- und Südamerika (Argentinien). Von den französischen Münzen verdienen besondere Erwähnung diejenigen, die an die Zeit der Bourbonen, die Revolution 1789 und an Napoleon III. erinnern. Von geschichtlichem Interesse sind die Kaisermünzen aus römischer und byzantinischer Zeit.

Gedenkmünzen rufen die Erinnerung an besondere Namen und Ereignisse wach:
Johannes Gutenberg, den Erfinder des Buchdrucks, Gewerbeausstellung 1895 in Straßburg, die Bundessängerfeste 1924 und 1929 und die Ortenauer Jubiläumsmesse 1933. Besonders erwähnt werden muß eine Münze, die uns an die unglückliche Zeit der Inflation erinnert. Die Aufschrift lautet: "Am 1. Nov. 1923 kostete 1 Pfund Brot 3 Milliarden, 1 Pfund Fleisch 36 Milliarden, 1 Glas Bier 4 Milliarden." Diese Münze leitet über zu den Banknoten, die an der Wand angebracht sind.

Die reiche Sammlung führt uns in die Zeit des 1. Weltkrieges und Inflationszeit. Wir sehen Noten der Deutschen Reichsbank, der Badischen, Württembergischen und Bayrischen Bank. Weitere geben dem Besucher eine Vorstellung von der ungeheuren Notenproduktion, die in den Inflationsjahren 1922 / 23 mit Hochdruck betrieben wurde. Infolge des Mangels an Zahlungsmitteln, der durch den gesteigerten Geldbedarf eingetreten war, schritten Gemeinden zur Selbsthilfe und schufen neben dem staatlichen Geld ein Kriegs-, Not- oder Ersatzgeld. In Offenburg wurden schon 1914 kurzfristige Ersatzscheine ausgegeben. Dann wurde mit dem Druck von Notgeldscheinen mit bald historischem, bald humoristischem Hintergrund ein schwungvolles Geschäft gemacht. So sehen wir auf einem Offenburger Schein des Jahres 1922 das Bildnis des St. Andreas und auf Renchener Noten Darstellungen, die sich auf Grimmelshausen beziehen. Die meisten badischen Städte sind in dieser Sammlung vertreten.

Die Bildergalerie Offenburger Künstler

Diese Galerie wurde auf Anregung von Oberstudienrat Sepp Linder in dem auf hervorragende Weise instandgesetzten Flur des 3. Stocks eingerichtet. Eine große Anzahl der Kunstwerke war bereits im Besitz der Stadt und über Räume der städtischen Dienststellen und des Museums verteilt. Die anderen kamen als Geschenke oder Leihgaben aus Privatbesitz. Außer Sepp Linder haben sich Oberstudienrat Hermann Sprauer und Fritz Dold um die Ausstellung verdient gemacht. Am 4. Oktober 1967 wurde sie in Anwesenheit zahlreicher Gäste von Oberbürgermeister Heitz in einer würdigen Feierstunde eröffnet.

Blick in die Bildergalerie Offenburger Künstler
Blick in die Bildergalerie Offenburger Künstler

Die Ausstellung vermittelt einen Überblick über das künstlerische Schaffen in Offenburg und Umgebung seit 200 Jahren und umfaßt 50 Werke von 40 Künstlern, die durch Geburt oder längeren Aufenthalt mit unserer Heimat verbunden sind: Olgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Kupferstiche, Holzschnitte, Lithographien und Skulpturen. Die verstorbenen Künstler sind möglichst mit zwei, die lebenden mit einem Werk vertreten.

Völkerkundliche Sammlung

Diese Abteilung, die mit den naturkundlichen Sammlungen den Grundstock des Museums bildet, ist im Ostflügel und ehemaligen Schwurgerichtssaal untergebracht. Es sind in der Hauptsache Geschenke, die Offiziere, Beamte, Ärzte und Kaufleute aus den ehemaligen deutschen Kolonien und anderen überseeischen Ländern in ihre Heimat gesandt haben. Genannt seien Deckoffizier Nill, Postinspektor Katz, Stabsarzt Nahm und Konsul Wandres aus Gengenbach. Die große Schrankvitrine im ersten Raum enthält Stücke aus Kamerun, Südwest- und Ostafrika. Es sind Gegenstände des täglichen Gebrauchs: Schalen aus Holz und Kürbis, Flaschen und Krüge aus Ton, Behälter aus Horn, Löffel und Beile; dann Kleidungsstücke: geflochtene Kappen und Taschen, Helme, Lederumhänge und Taschen mit Kalebasse; ferner Schmuck: Arm- und Fußringe sowie Perlenschnüre; Waffen: Pfeile, Speere und Keulen; Masken: besonders Tanzmasken und Federkopfschmuck; und schließlich Musikinstrumente: Tanzglocken, Tanzrasseln, eine Sansa und eine Marimba (Kaffernklavier). An der Wand hängt ein gewobener Umhang mit stilisierter arabischer Schrift. In den beiden Tischvitrinen sind Objekte aus Afrika, Südamerika (besonders Brasilien, Peru und Amazonas) und Nordamerika zu sehen: kleine Tongefäße, geflochtene Nähkasten, Halsschmuck, Gürtel, Kopfband aus Federn, geflochtene Kappen, Gewandnadeln aus Bronze, Spindeln, Beutel mit Perlenstickerei, Pfeifenköpfe aus Schiefer und Zinn, Schalen aus Kalebassenfrucht sowie Pfeile und Pfeilspitzen. In der Fensterecke ist in einem kleinen Glaskasten die Mumie eines Mädchens aus Peru mit Beigaben ausgestellt.

Federmaske aus dem ehemaligen (deutschen) Bismarckarchipel
Federmaske aus dem ehemaligen (deutschen) Bismarckarchipel

Unter den Sammlungsgegenständen aus der Südsee, besonders Neuguinea, ziehen Masken, zwei Sandtrommeln, Malanggan-Schnitzereien und Schmuck aus Schneckenhäusern und Eberzähnen die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich. Die Wände sind mit zahlreichen Waffen (Speere, Pfeile und Bogen, Schilde) geschmückt. Der letzte Teil der völkerkundlichen Abteilung ist in der Schrank- und Tischvitrine des Saales jenseits des Rlurs zu sehen und stammt aus Asien. Es sind Gebrauchs- und Schmuckgegenstände aus China und Japan: Tonkrüge, bemalte Vasen aus Porzellan, Tempellampen, Götzen, Bilder auf Seidenrips, ein Saiteninstrument, Frauenschuhe und Holzsandalen, ferner das Modell einer Dschunke und Münzen. In den Fensternischen stehen geflochtene Kleiderumhänge und eine Rüstung.

Jagdtrophäen-Sammlung Cron

Mit dieser Sammlung hat das Museum eine sehr wertvolle Bereicherung erfahren. Hermann Cron aus Miami Beach in Florida (USA) war mit einigen Offenburger Familien befreundet und hatte im Offenburger Stadtwald das Jagdrecht. Dort steht noch sein Jagdhaus, heute im Besitz von Dr. Franz Burda. Als leidenschaftlicher Jäger bereiste er alle Erdteile. Die Trophäen der erlegten Tiere sammelte er eifrig und schuf ein exotisches Jagdmuseum, in dem die Steppen und Dschungel Afrikas und Asiens, die Berge Nord- und Südamerikas in ihrer Wildheit und Gefährlichkeit lebendig werden und das eine Stätte des besten Anschauungsunterrichts für die Jugend darstellt. Der bekannte Präparator Maischhöfer in Pforzheim bearbeitete die Trophäen, die einen sehr hohen Liebhaberwert haben. 1946 starb Hermann Cron in Paris. Seine Witwe schenkte die reiche Sammlung der Stadt Offenburg.

Blick in die Jagdtrophäensammlung Cron im Ritterhausmuseum
Blick in die Jagdtrophäensammlung Cron im Ritterhausmuseum

Wir sehen hier Prachtexemplare von Löwen, Tigern, Leoparden, Bären, Hyänen usw. Die Stirnwand ziert ein riesiger Elefantenkopf mit zwei gewaltigen Stoßzähnen. Um ihn gruppieren sich Köpfe von horntragenden Paarzehern, Büffeln, Gazellen, Antilopen, indischen Hirschen, Warzenschweinen, Wasser-, Ried-, Stein- und Buschböcken. Wertvolle Felle schmücken den Boden und die Wände. Über 80 Bilder vermitteln eine Vorstellung vom Leben der exotischen Landschaften. Eine Vitrine birgt Jagdutensilien. Diese Tierschau ist eine seltene Sehenswürdigkeit.

Die naturkundlichen Sammlungen von Alfons Irslinger

Beim Durchwandern der sieben zur Verfügung stehenden Ausstellungsräume begegnet der Besucher einer Fülle von Tierformen und leblosen Naturgebilden.

RAUM I: INSEKTEN

Wahren Wundern der Natur begegnen wir in diesem kleinen Raum. Wessen Herz erfreut sich nicht an den prächtigen Schmetterlingen unserer Heimat, an den vielfältigen Formen der Tropen und den zauberhaften Farbspielen auf ihren Flügeln! Nicht minder Staunen erregend sind die exotischen Riesenkäfer mit zum Teil stark verlängerter Mittelbrust, die Bockkäfer mit ihren langen Fühlern oder die Rüsselkäfer. Nicht zu übersehen sind schließlich auch die Heuschrecken in ihrer Vielfalt und vor allem die Gottesanbeterin, eine Fangheuschrecke, deren Name an die seltsame, gleichsam betende Haltung ihrer Vorderbeine anknüpft, Beine, die in Wahrheit aber hier in furchtbare Enterhaken und Scheren zum Packen und Festhalten erbeuteter anderer Insekten verwandelt sind. Sie ist in unserer Heimat nur am Kaiserstuhl anzutreffen.

Blick in die Insektenkammer (Raum I)
Blick in die Insektenkammer (Raum I)

Noch manch andere Vertreter der Insektenwelt liegen verborgen unter den Ausstellungskästen. Dies gilt vor allem für jene, die in Form und Farbe ihrer Umgebung wundervoll angepaßt und dadurch kaum sichtbar sind (Mimikry). Die kleine Kammer reicht leider nicht aus, sie entsprechend zur Schau zu stellen.

RAUM II: MUSCHELN UND SCHNECKEN

Auch hier findet der Besucher eine Fülle von Formen und Farben unter den Weichtieren vor, zu welchen die Muscheln und Schnecken zählen. Er begegnet Schalen von Bohrmuscheln, die bekanntlich Holz aller Art, Schiffswände und Pfähle zerstören, Erbsenmuscheln, die zu den kleinsten Formen zählen. Von eiförmiger Gestalt und mit schönen Farben geziert sind die Gehäuse der Teppichmuscheln. Die vielen Arten der Herzmuscheln besitzen Schalen in Herzform. Groß und mit starken Rippen und vielfach mit einer schönen Bänderung versehen sind die Gehäuse der Hufmuscheln.

Muschelschalen mit eigenartigen Fortsätzen besitzen die Kythera-Arten, die am Strand der Insel Kythera leben, einer Insel zwischen Peloponnes und Kreta. Schließlich sei hier noch auf die Gehäuse unserer Fluß- und Teichmuscheln aufmerksam gemacht, die zu den größten unserer Heimat zählen. Infolge Raummangels und Ausbreitungsmöglichkeiten ist die Sammlung der Schneckengehäuse leider kaum überschaubar. Alle nur erdenklichen Größen kann man hier bewundern, kleinste Schalen, mit dem Auge kaum definierbar, bis zum Riesenohr, dessen Schale 30 bis 40 cm groß wird. Helm-, turm-, kreisel-, tanz-, knopf-, teller- und flächenförmige, zahnlose und bezähnte, kreisrunde, zwerghafte und tönnchenartige Schalen erfreuen das Auge des Besuchers. Es sind dies die Gehäuse der Schnirkelschnecken (Weinbergschnecke), der Hain-, Garten- und Waldschnecken, der Bernsteinschnecken (durchsichtige Gehäuse), der Ohrschnecken mit ohrförmiger Mündung, der Teich-, Schlamm- und Posthornschnecken, der Bischofsmütze, die einer Tiara gleichen. und die zu den Mützenschnecken zählen. Besonders beachtenswert sind die harten und marmorierten, mit langer Mündung und eingebogenem Außenrand versehenen Schalen der Porzellanschnecken. Eine Abart davon ist die Kaurischnecke. Ihre Gehäuse dienten früher (z. T. auch heute noch) als Zahlungsmittel im Innern Afrikas. Sehr große Gehäuse besitzen die Flügelschnecken mit ausgebreiteter Außenlippe, dem Flügel. Die Trompetenschnecken gehören zu den ganz großen Formen. Ihre Schalen sind spindelförmig. Eigenartig sind die Gehäuse der Fingerschnecken. Der Außenlippenrand besitzt fingerförmige Fortsätze.

Blick in die Schalenkammer der Weichtiere (Raum V)
Blick in die Schalenkammer der Weichtiere (Raum V)

Bauchig und mit kurzem Gewinde ausgezeichnet sind die Schalen der Sturmhaubenschnecken (Cassidae), die der Teppichschnecken zeigen eine teppichartige Färbung, andere sehen aus wie Datteln oder Oliven (Olividae), wieder andere sind purpurfarben mit langem Stiel (Purpurschnecken) oder haben Stacheln (Stachelschnecken - Murex). Interessant sind die Schalen der Seeohrenschnecken. Sie sind flach und haben eine Reihe von Löchern sowie eine kleine Windung und eine sehr große Mündung. Ölkrugförmige, grüne und im Innern mit einer Perlmutterschicht versehene Schalen zeichnen die Turboarten aus. Schließlich findet der Besucher noch eine beachtenswerte Sammlung von Land- und Süßwasserschnecken unserer Heimat vor.

RAUM III und IV: VÖGEL

Eine Vielfalt vollendeter Flugtiere unserer Heimat und fremder Länder in Form guter Stopfpräparate kann man hier kennenlernen, angefangen vom kleinsten Vogel, dem Kolibri, bis zum größten Flieger, dem Kondor (Flügelspannweite: 2,60 m).

Kondor (Raum IV)
Kondor (Raum IV)

Nicht nur ihre Formen sind mannigfaltig, auch ihre Färbung ist vielfältig, oft sehr reizvoll und deutlich sinnvoll ihrer Umgebung angepaßt. Hier gibt sich ein Heer von Wasser- und Stelzvögeln ein Stelldichein. Enten, Schwäne, Taucher, Bläßhühner, Storch, Reiher, Rohrdommel, Schnepfe, Kiebitz und Trappe sind unter ihnen. Haustaube, Turteltaube, Kronentaube und exotische Wildtauben stehen daneben. Unter den Hühnern findet man Auerhahn und Auerhenne, den Birkhahn, das Alpenschneehuhn im Sommer- und Winterkleid, Goldfasan, Jagdfasan, Königsfasan und den Diamantfasan. Auch der Eisvogel und die Spechtfamilie fehlen nicht. Zahlreich ist die Schar der Singvögel unserer Heimat. Sie sind nahezu vollzählig vertreten. Daneben stehen die größten Vögel unserer Heimat, die Greifvögel: Adler, Habicht, Bussard, Sperber, Weihe und Falke. Aus der Schar der Nachtgreifvögel ragt neben Eule und Kautz der Uhu hervor, der leider bei uns ausgestorben ist.

Als prachtvolle Exoten zeigen sich der Kondor, die Paradiesvögel, die Webervögel und schließlich die Kolibris, auch Schwirrvögel genannt, die durch ihre Kleinheit und Schönheit bezaubern. Eine Sammlung von Vogeleiern aller Größen bereichert außerdem das Vogelkabinett.

RAUM V: WIRBELTIERE (Fische, Amphibien, Reptilien und Säuger)

Der Besucher findet hier eine Reihe von Trockenpräparaten aus der Klasse der Fische, der Reptilien und einheimische Säuger wie Affe [sic], Fuchs, Dachs, Marder, Maus, Ratte, Hamster, Hase, Reh und andere. Auch Flattertiere (Fledermaus) fehlen nicht. Beachtenswert ist die Sammlung von Wirbeltierkopfskeletten kleiner und größter Arten. Vom Menschenschädel über den kleinen zierlichen Affenschädel kann man Schädel der Säuger bis zum massigen und schweren Elefantenschädel sowie Nilpferdschädel vergleichen. Bei einer derartigen vergleichenden Betrachtung wird die sinnvolle Anpassung an den Lebensraum und die Ernährungsweise deutlich sichtbar. Aber auch das evolutive Geschehen in der Natur findet dabei seine Bestätigung.

Korallentiere (Raum III)
Korallentiere (Raum III)

RAUM IV und VII: GESTEINE und MINERALIEN

Die Grundlage aller Dinge für das Leben bildet die erstarrte Welt der Gesteine und Mineralien. Zahlreiche Formen dieser leblosen Naturgebilde sind in diesen Räumen zu sehen. Sie stammen zum größten Teil aus unserer engeren und weiteren Heimat. Auch ausländische Stücke sind darunter. Vor allem werden die Gesteine des Grundgebirges vom Schwarzwald, die Ergußgesteine der älteren und jüngeren Epoche der Erdgeschichte sowie Stücke aus Erzgängen des Kinzigtales gezeigt.

Blick in die Gesteinsammlung (Raum VI)
Blick in die Gesteinsammlung (Raum VI)

Es sind Granite, Gneise, Porphyre, Basalte und Phonolithe. Aber auch Einzelmineralien finden sich in der Sammlung. Sie sind zum größten Teil Stiftungen. Besondere Schmuckstücke der Sammlung sind prächtige Quarze mit ihren Abarten wie Bergkristalle, Achate, Opale und andere Halbedelsteine. Ebenso sind Überreste und Versteinerungen von Pflanzen und Tieren längst vergangener Zeiten der Beachtung wert (schöne Exemplare hiervon sind im Raum II zu sehen). Farne, Schachtelhalme und Siegelbäume aus der Kohlezeit, Abdrücke von Laubbaumblättern aus dem Rotliegenden sind dabei. Aus dem Mittelalter der Erdgeschichte sind Stücke aus den Ablagerungen des Jurameeres wie Donnerkeile, Kopffüßer, Seelilien und echte Knochenfische in sehr guten Abdrücken zu sehen.

Diese Gesteins- und Mineraliensammlung läßt uns ahnen, welch gewaltige Vorgänge sich im Laufe der Jahrmillionen in unserer Heimat abgespielt haben, bis sie das heutige Antlitz erhalten hat.

Das Museum, dessen Sammlungsgegenstände in 25 Räumen übersichtlich dargeboten werden, ist mittwochs und samstags 14 - 16 Uhr und sonntags 10 - 12 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Personengruppen, Schulklassen und Vereine erhalten auf Wunsch nach vorheriger Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten Führungen.

zurück