Aus dem Leben Lahrer Patrizierfamilien - von Emil Ell


Ell, Emil: Aus dem Leben Lahrer Patrizierfamilien - 7 Artikel im Altvater - Beilage der "Lahrer Zeitung" - 2.7.1983 / 24.9.1983

Aus dem Leben Lahrer Patrizierfamilien (I)

Der Niederschrift dieser Familienbiographien dienten zwei Vorgänge als Initiative. Am 24. Dezember 1982 war auf der LZ-Sonderseite "Wie die Zeit vergeht" zu lesen: "Prominentenhochzeit Lahr, 17. Dezember 1817. An diesem Tag heirateten Theodor Konrad Hug, Bürger und Handelsmann dahier, und Jungfer Amalie Charlotte, des Herrn Ludwig Preu, Bürger und Handelsmann dahier, eheliche ledige Tochter."

Der zweite Vorgang war neueren Datums. Am 3. Januar 1983 ließ Frau Lotte Sievert (Lahr) wissen, die erwähnten Eheleute Hug/Preu seien ihre Ur-Ur-Großeltem, das Brautpaar des Jahres 1817 sei in öl gemalt und habe einen Ehrenplatz gefunden in ihrer Lahrer Wohnung.

Ein Gespräch mit Frau Lotte Sievert am Donnerstag, 3. Februar 1983, führte mitten hinein in das Leben Lahrer Patrizierfamilien, und dies nicht nur als Plaudergespräch, mehr noch als Vorstellung zahlreicher Ölbilder, Zeichnungen und Fotografien. Das Dreistundengespräch wurde zum charmanten Bummel in zurückliegende Jahrhunderte und führte hin zu Lotte Sieverts Großvater Michael Conrad Theodor Hug, der 1924 die "Chronik von Lahr" und vor dem Ersten Weltkrieg das Stammbuch der Lahrer Familien Hugo, Hug, Preu, und Pannifex schrieb, aber auch hin zu Lotte Sieverts Vater, Max Sievert, dem Teilhaber der seit 1816 bestehenden Firma C. F. Dreyspring in Lahr.

Was lag näher als das Bemühen um eine Veröffentlichung im "Altvater". Ausgehend von dem Hugschen Motto: "Wenn du gestorben bist, wer denkt noch deiner? Im ersten Jahr vielleicht ein Heer, in zehn Jahren wohl noch einer, in zwanzig Jahren keiner mehr", schien es angebracht, sich jener Männer zu erinnern, die das Wirtschaftsbild der Stadt Lahr geformt und ihr das Profil aufgeprägt haben, zweitgrößte Handelsstadt Badens zu sein.

Vor bald fünfzig Jahren schrieben Chronisten Kurzauszüge Lahrer Familiengeschichte. Sie sind vergessen, außerdem ließen Straffungen den Zusammenhang verlieren. "Altvater" will jetzt das konkrete Bild Lahrer Familien vorstellen. Daß dies möglich ist, dankt die "Altvater"-Schriftleitung Frau Lotte Sievert. Ohne Zögern stellte sie das Aktenmaterial ihres Großvaters Michael Conrad Theodor Hug zur Verfügung, und so kann jetzt der Gang in die Vergangenheit angetreten werden.

"Nur wenige kennen alle Geschicke ihrer Altfordern oder können sagen, von wannen sie kamen oder wohin sie zogen auf ihrer Wanderung. Die Jahrhunderte reihen sich aneinander, die Fremde wird zur Heimat und aus der alten Heimat klingt kaum noch leise Kunde zu uns herüber. Deshalb ist es gut, durch die Familienchronik das Gedächtnis unserer Vorfahren auch bei den nachfolgenden Generationen wach zu erhalten, besonders in dieser Zeit, wo ein schrankenloser Materialismus alle Ideale und das Gefühlsleben im Menschen zu ertöten droht. Und diese wurzeln sich zuletzt auch in der Achtung und Pflege des Stammbaumes der Familie, deren Wappenschild rein bleiben und alle Stürme überdauern soll." Mit diesen Sätzen schloß Michael Conrad Theodor Hug den dritten Chronikband der Familien Hugo, Hug, Preu und Pannifex.

patrizier 01 Michael Conrad  Theodor Hug
Michael Conrad Theodor Hug, Verfasser der Familienchronik und der "Chronik von Lahr"

Die Wiege des Geschlechts Hugo stand im schwäbischen Eßlingen. In dieser Wiege soll erstmals ein Georgius Hugo geschlummert haben, der sich später eine Chatharina Bäuerlin zur Hausfrau nahm. Am 16. März 1567 trug das Ehepaar den Erstgeborenen Georg zur Taufe in die reformierte Kirche, der sich die Hugos angeschlossen hatten. In den mangelhaft geführten Kirchenbüchern der Stadt Eßlingen fehlte der Eintrag für den zweiten Sohn Vitus. Er konnte nachgewiesen werden als Vater des badischen Ahnherrn Michael Hugo (1605 - 1692), der in badische Dienste trat und 1651 zum Markgräflich Baden-Durlacher Hauptmann zu Rhodt bei Landau avancierte. Der Flecken Rhodt war bis 1796 baden-durlacher Besitz in der Kurpfalz, fiel dann an die französische Republik und kam 1816 an Bayern, wogegen Baden 1803 durch rechtsrheinische Gebiete entschädigt wurde.

Ahnherr Michael Hugo ehelichte die Straßburgerin Maria Ursula Beckerin (geboren 1625). Von vier Kindern, teils früh verstorben, trat Stanislaus Jacobus Hugo (1657 - 1722) zuerst als Offizier, dann als churpfälzischer Zoller, später als Renovator zu Neustadt a. H. und nach des Vaters Tod als Amtmann in Rhodt in Erscheinung.

Nach einer im Generallandesarchiv Karlsruhe vorhandenen Eingabe vom 13. Dezember 1708 bittet Stanislaus Jacobus Hugo um Übertragung seines Dienstes auf den einzigen Sohn Johann Jacob Burckhardt Hugo (1685 - 1758), der in Straßbürg studiert und sich 1709 mit Anna Barbara Messerschmidt, der einzigen Tochter des Schultheißen zu Rhodt, verheiratet hatte. Aus der Ehe Hugo / Messerschmidt stammen vier Kinder. Eine zweite Ehe, 1739 geschlossen, blieb kinderlos. Johann Jacob Burckhardt Hugo wurde tatsächlich Nachfolger im Amt seines Vaters Stanislaus Jacobus

Aus der Ehe Hugo / Messerschmidt erwuchs Sohn Johann Michael Hugo (1718 - 1795), der als Stammvater der Lahrer Linie des Geschlechts Hugo zu gelten hat. Zu Rhodt geboren, war Johann Michael Hugo 1743 Hof- und Ehegerichtssekretär zu Karlsruhe, 1746 Rat und Amtmann zu Stein (bei Breiten), 1750 Oberamtmann des Oberamts Rötteln zu Lörrach, 1764 Landschreiber der Landgrafschaft Sausenberg und Herrschaft Hochberg mit dem Sitz in Lörrach und 1784 Geheimer Hofrat zu Karlsruhe. Johann Michael Hugo wurde 1791 mit dem Titel eines Geheimrats dritter Klasse pensioniert und versah noch provisorisch das Direktorium des Kirchenrats.

Die Übernahme des kirchlichen Direktoriums war wohl auf Eingabe seiner "Eheliebsten" zurückzuführen. War Johann Michael Hugo doch seit 1746 mit Sophia Elisabeth Magdalena Morstadt (1725 - 1784) verheiratet; sie war die Tochter des Lahrer Stadtpfarrers Christian Heinrich Morstadt (1651 - 1735) und dessen Ehefrau Maria Magdalena, einer Tochter des Altbürgermeisters Georg Müller aus Lahr.

Wer war Stadtpfarrer Morstadt, der dem Geheimen Rat Hugo die Tochter anvertraut hatte? In einer Laudatio auf die Bildhauerin Hedwig Morstadt ist zu lesen: Auf dem alten Friedhof bei der Stiftskirche ist noch der Grabstein des 1647 in Lahr geborenen Kirchenrats und Superintendenten Johann Morstadt und der seines Sohnes und Stadtpfarrers Christian Heinrich Morstadt, letzterer fünf Jahre Vikar, sieben Jahre Diakonus und neun Jahre Pfarrer in Lahr.

patrizier 02 Wappen Hugo
Wappen der Familie Hugo.

Dem Ehepaar Hugo / Morstadt waren sechs Kinder geschenkt; es gilt als Stammelternpaar der drei badischen Hugolinien mit den Bezeichnungen: Karlsruher Linie (I), Lahrer Linie (II) und Göttinger Linie (III). Die Stammväter der einzelnen Linien finden sich in den Hugo / Morstadt-Söhnen Christian Gottlob Michael (I), Johann Jacob (II) und Gustav Conrad Hugo (III). Diese drei Namen werden nachfolgend mit den anderen Kindern aus der Ehe Hugo / Morstadt aufgeführt.

patrizier 03 Stammeltern Hugo
Die Stammeltem der drei Hugolinien: Johann Michael Hugo (1718 - 1799) und Sophia Elisabetha Magdalena Morstadt (1725 - 1784), Tochter des Lahrer Stadtpfarrers Christian Heinrich Morstadt.

Die Hugo / Morstadt-Kinder

1. Christian Gottlob Michael Hugo (1750-1804), geboren zu Lörrach, war Oberamtmann in Mahlberg, Landschreiber in Lörrach und Geheimer Hofrat in Karlsruhe, seit 1776 verheiratet mit Juliane Christine Friedericke Wieland (1758-1816) von Müllheim. Das Ehepaar hatte fünf Kinder und gilt als Begründer der Karlsruher Hugolinie (I).

2. Sophie Magdalena Hugo (1754-1820) war verheiratet mit dem Geheimen Hofrat Junker in Karlsruhe; zwei Kinder.

3. Johann Jacob Hugo (1757 - 1827), Gründer der Lahrer Hugolinie (II). Geboren zu Lörrach und als Kaufmann in Lahr tätig, verheiratete er sich 1783 mit der Tochter seines Vetters, der Anna Christina Folz (1766 - 1836) von Rhodt. Neun Kinder waren dieser Ehe geschenkt. Der Kinderreichtum ließ die Familie weiterverzweigen. Johann Jacob Hugo gründete 1781 mit Johann Authenrieth unter der Firma Authenrieth & Hugo eine Schnupftabakfabrik in Lahr, setzte sich 1784 auf eigenen Namen und bildete 1786 mit seinem Bruder Carl Wilhelm die Firma Hugo Gebrüder. Diese Firma baute 1783/90 das jetzt Stoeßersche Haus an der Kaiserstraße. Auf die Firmengeschichte wird später eingegangen.

4. Friedericke Dorothea Hugo (1759 - 1820) heiratete den Staatsrat Wieland in Karlsruhe. Sohn Gustav, Kriegsrat in Karlsruhe, heiratete eine Caroline Stolz von Lahr.

5. Carl Wilhelm Hugo (1761 - 1841), Kaufmann in Lahr und verehelicht mit Susanna Barbara Birr (1768 - 1851) aus Straßburg; er assoziierte mit seinem Bruder Johann Jakob Hugo (siehe oben). Anläßlich eines Besuchs Großherzog Leopolds 1832 in Lahr wurde Carl Wilhelm als Senior des Hauses Hugo für dessen Verdienste in der Handelszunft und im öffentlichen Leben der Zähringer Löwenorden verliehen, eine damals noch seltene Auszeichnung für Nichtbeamte. Seine Tochter Sophie Caroline (1791 - 1871) heiratete den Kaufmann Carl Ferdinand Diehl (1781 - 1841), ein Lahrer, der als Teilhaber in das Geschäft seines Schwiegervaters und Onkels eintrat. Die Familie Diehl hatte ihre Sommerresidenz im sogenannten Diehlschen Garten, der späteren Villa des Emil Waeldin. Der Sohn Ferdinand, zwei Töchter sind in jungen Jahren an Scharlach gestorben, wurde als Nachfolger seines verstorbenen Vaters Carl Ferdinand Diehl Teilhaber der Firma Hugo Gebrüder und gründete 1849 eine Filialfabrik in Basel, welche er 1854, als er aus dem Lahrer Geschäft austrat, für eigene Rechnung übernahm. (Über die Firma Hugo Gebrüder und das Basler Unternehmen wird in einer späteren Folge berichtet.)

6. Gustav Conrad Hugo (1764 - 1844), geboren zu Lörrach, später Professor und Geheimer Justizrat in Göttingen, wurde Begründer der Göttinger HugoLinie (III). Gustav Conrad Hugo war berühmter Lehrer des römischen Rechts und Begründer der historischen Juristenschule. In Montbéliard und Karlsruhe akademisch vorgebildet, studierte er 1782/85 zu Göttingen neben Jurisprudenz mit Vorliebe Philosophie und Geschichte. 1786 erfolgte Hugos Berufung zum Lehrer des Erbprinzen Lepold Friedrich Franz von Dessau und war seit 1788 Professor der Rechte an der Universität Göttingen. Verheiratet seit 1792 mit Julie Mylius aus Berlin, waren der Ehe drei Kinder geschenkt.

Die Begründer der Karlsruher Linie (I)

Wie früher erwähnt, gelten Christian Gottlob Michael Hugo und Juliane Friedericke Wieland, 1758 in Müllheim geboren, als die Begründer der Karlsruher Hugolinie (I). Die fünf Kinder des Ehepaares: 1. Caroline Juliane (geb. 1777); 2. Gustav Wilhelm (1782 - 1863), geboren zu Mahlberg, zuletzt Archivar der I. Kammer der badischen Landstände zu Karlsruhe. Dessen Enkel Emil Leopold Gustav (geb. 1877), Kaufmann in Paris, war der einzige Nachkomme der Karlsruher Linie im Mannesstamme; 3. Christian (geb. 1783) studierte und starb vor seiner Anstellung; 4. Fritz (geb. 1784) starb ledig in Sulz/Elsaß; 5. Friedricke Wilhelmine (1786 - 1842) heiratete den Notar und Bürgermeister Philipp Fr. Müntz aus Sulz/Elsaß. Ein Enkel der Familie war der bedeutende Kunsthistoriker Professor Eugene Müntz in Paris (gest. 1902).

Schwere Prüfung für den Stammvater den Karlsruher Linie

Hofrat Christian Gottlob Michael Hugo, Landschreiber und Oberamtmann zu Lörrach, später Hofrat zu Karlsruhe und dort Begründer der Karlsruher Linie (I), mußte anno 1796 Unbill über sich ergehen lassen. Die Schilderung verdient erwähnt zu werden.

Es schrieb der Chronist: "Als die französische Armee des Generals Moreau im Juli 1796, aus Schwaben kommend, ins badische Oberland einfiel, hatten die Bewohner durch die Requisitionen des General Jung schwer zu leiden". Jung, ein leidenschaftlicher "Jakobiner", hatte den Plan gefaßt, die badischen Oberbeamten außer Tätigkeit zu setzen, Verwirrung und Unordnung zu stiften und die Untertanen zum Aufruhr zu veranlassen. Einer der ersten, die Jung zum Opfer fielen, war Oberamtmann Hugo in Lörrach; er hatte unberechtigte Forderungen der Franzosen abgelehnt.

In der folgenden Nacht, gegen 1 Uhr, erschien vor Hugos Haus der General in eigener Person, begleitet von seinem Adjutanten und 26 berittenen Dragonern, forderte Hugo zum öffnen der Haustüre auf und stellte seine Forderungen. Jung begleitete jedes seiner Worte mit einem Faustschlag auf Gesicht und Brust des Hofrats. Frau Hugo, die angstvoll herbeieilte, schlug Jung so sehr, daß sie rücklings auf die Treppe fiel. Es wurde dem Hofrat vorgeworfen, er habe die französischen Emigranten unterstützt, er sei im Einverständnis mit den rebellischen Blanchards und ein Verräter an der französischen Nation.

Unter brutalen Beschimpfungen und Mißhandlungen wurde Hugo zu Fuß von zwölf Dragonern nach Hüningen geschleppt; der ihn eskortierende Unteroffizier drohte, ihn an den Pferdeschwanz zu binden. Alle Berufungen auf seinen Landesherrn, den Markgrafen Karl Friedrich von Baden, nach dessen Instruktionen er zu handeln habe, halfen nichts.

Die restlichen Dragoner blieben in Lörrach in der Staatskanzlei und schlemmten sechs Tage und Nächte. Freilich kamen auch Ortseinwohner und zehrten mit; sie freuten sich über den Vorfall und meinten, es würden bald die übrigen Oberamtspersonen ebenfalls abgeführt und Freiheit und Gleichheit eingeführt werden. Allein das Oberamt sandte sogleich eine Stafette an den Obergeneral Moreau und beklagte sich beim Direktorium in Paris. Schon am 26. August 1796 erfolgte die Entscheidung: Oberamtmann Hugo wurde aus der Haft entlassen und General Jung nach Paris abgerufen, um vor Gericht gestellt zu werden.

Die Begründer der Lahrer Hugolinie (II)

Wie erwähnt, gelten Johann Jacob Hugo (1754 - 1820) und Anna Christina Folz aus Rhodt als die Begründer der vielverzweigten Lahrer Hugolinie (II). Johann Jakob Hugo war es auch, der 1781 gemeinsam mit Johann Authenrieth die Lahrer Schnupftabakfabrik Authenrieth & Hugo gründete und zusammen mit seinem Bruder Carl Wilhelm das jetzt Stoeßersche Haus an der Kaiserstraße baute.

Aus dem Leben Lahrer Patrizierfamilien (II)

Die neun Kinder der Familie Hugo / Folz:

1. Anna Christine Hugo (1784 - 1859) war verheiratet mit Kaufmann Franz Meister von Göttingen, Bürger in Lahr und Fabrikant zu Heiligenzell, gestorben 1837. Das Ehepaar Meister / Hugo hatte sechs Kinder, die hier genannt sein sollen: Mina war die erste Frau des Diakonus Kroell in Lahr; Lisette ehelichte den Oberförster Bickel in Ichenheim (5 Kinder); Albertine war mit Kaufmann Wilhelm Morstadt in Lahr verheiratet (7 Kinder); Ferdinand heiratete und starb in Nürnberg (2 Töchter); Emilie heiratete Dekan Häußer in Legelshurst (4 Kinder - in diesem Hause erlebte Mutter Anna Christine ihren Lebensabend); Pauline ehelichte den Kaufmann Scheuermann in Schiltach (der einzige Sohn Alfred war in Basel verheiratet).

2. Michael Hugo (1785 - 1858) ehelichte Friedericke Pannifex (1789 - 1863), Tochter des Handelsmanns Georg Friedrich Pannifex (gest. 1828) und der Maria Dorothea Griesbach aus Lahr. (Über die Familie Pannifex folgt ein Sonderbericht.) Michael Hugo übernahm mit seinem Bruder Carl Ludwig die elterliche Schnupftabakfabrik Hugo Gebrüder in Lahr, unter der Teilhaberschaft ihres Vetters Carl Ferdinand Diehl in Lahr und Elias Burckhardt in Basel. (Über die Geschichte der Firma wird gesondert berichtet.) Der Ehe Hugo/Pannifex waren sechs Kinder geschenkt; sie finden nach Nennung der Kinder Hugo / Folz besondere Erwähnung.

3. Gustav Friedrich Wilhelm Hugo (1788 - 1835) war Kaufmann in Lahr und ehelichte Elisabeth Bucherer (1795 - 1838). Das einzige Kind der Familie, Lisette, war verheiratet mit Kaufmann Georg Friedrich Lagay in Lahr (3 Kinder).

4. Elisabetha Rosina Hugo (1791 - 1858), verheiratet mit Johann Friedrich Victor Hoyer von Müllheim, Pfarrer in Diersburg, später in Weil und Altenheim. Elisabeth Rosina starb bei ihrer Tochter Hermine in Rötteln. Von den vier Kindern starben Lisette und Victor sehr früh; Julie (1814 - 1850) ehelichte Diakonis Ludwig Fesenbeckh von Lahr; Tochter Hermine (1815 - 1885) ehelichte Friedrich Specht, Pfarrer in Lörrach, später in Rötteln und Wittenweier. Sechs Specht-Söhne (Hermann, Gustav, Karl, Julius, Emil, Max) stellten sich in den Dienst von Kirche und Schule.

5. Carl Ludwig Hugo (1793 - 1870) war Teilhaber der Firma Hugo Gebrüder und heiratete Elisabeth (genannt Lisette) Wentz von Lahr. (Vier Kinder.)

patrizier 04 Stammhaus Hugo Stoesser Fischer
Wohn- und Geschäftshaus von Hugo Gebrüder in Lahr (Kaiserstraße). Fertiggestellt 1790, an Stößer-Fischer übergegangen 1859

6.  (1797 - 1876) war in kurzer und kinderloser Ehe verheiratet mit Kaufmann Carl Ruppert in Schopfheim/Wiesental. Lebte bei einer Familie Bachofen in Basel, später in Lahr, wo sie sich ihrer Nächstenliebe wegen großer Wertschätzung erfreute.

7. Sophie Amalie Hugo (1799 - 1854), ehelichte den Kaufmann und Gerbereibesitzer Johann Samuel Fingado (1803 - 1869). Drei Kinder: Amélie (verheiratet mit ihrem Onkel Johann Friedrich Schaaff, deren Sohn Karl Besitzer der Lenzschen Porzellanfabrik in Zell a. H. war), Elise (geb. 1833) ehelichte ihren Vetter Hippolyt Hugo, Tabakfabrikant in Lahr. Hugo (1834 - 1867) übernahm das väterliche Geschäft und heiratete Pauline Mylius (1845 - 1868).

8. Johann Jakob Hugo (1801 - 1863), Kaufmann und später französischer Sprachlehrer in Lahr. War unverheiratet, ein Sonderling dazu und lebte bis zu seinem Tode bei seiner Schwester Caroline, verwitwete Ruppert (siehe oben).

9. Friederike Luise Hugo (1802 - 1833), ehelichte den praktischen Arzt Carl Friedrich Jamm in Lahr. Carl, der älteste Sohn dieser Familie, starb ledig in Havanna (1854); Hermann, der zweite Sohn, starb ledig in Vera Cruz (1856), beide am gelben Fieber. Carl war im Geschäft von C. W. Jamm in Havanna, des unverheiratet gebliebenen Vetters seines Vaters, der um 1850 in seine Vaterstadt Lahr zurückkehrte, den Stadtpark (samt Villa) anlegte und diese Anlage der Stadt Lahr nach seinem Tod 1875 übergab.

Die Kinder der Ehe Hugo / Pannifex

Bei der Vorstellung der neun Kinder der Ehe Hugo / Folz wurde bei Michael Hugo (verheiratet mit Friedericke Pannifex) angegeben, daß die Nennung deren Kinder gesondert erfolgen werde. Das geschieht jetzt mit der Vorstellung der sechs Kinder, die alle der Lahrer Hugolinie (II) angehörten.

1. Marie Hugo (1810 - 1891), heiratete ihren Onkel Dr. Carl Friedrich Jamm (nach dem Tod dessen Frau Friedericke Luise geb. Hugo - siehe oben bei 9). Jamm lebte 1807 - 1875, war Amtsarzt und Medizinalrat in Lahr. Die einzige Tochter Marie (1836 - 1863) war seit 1857 verheiratet mit Kaufmann Carl Bühler von Lahr, Rohtabakhändler in Mannheim (1823 - 1892). Deren Tochter Marie Bühler (geboren 1857) heiratete 1875 ihrer Mutter Vetter, den Lahrer Kaufmann Theodor Hug. Damit war aus dem Hause Hugo eine Verbindung zum Hause Hug geschaffen. Aus der Ehe Hug / Bühler entstammte als einzige Tochter Laura Maria (geb. 1876); sie heiratete 1901 den Fabrikanten Max Sievert (geb. 1870), Teilhaber der Firma C. F. Dreyspring in Lahr. Deren drei Kinder: Lotte (1902), Herta (1904) und Claus (1912). Frau Lotte Sievert stellte die Unterlagen für diese Veröffentlichung zur Verfügung. Die zweite Tochter aus der Ehe Bühler / Hugo, Pauline (geb. 1858) heiratete den Lahrer Rohtabakhändler Jacques Bader (1851 - 1887). Die vier Söhne Adolf (geb. 1878), Theodor (geb. 1879), Jacques (geb. 1883) und Paul (1883 - Jacques und Paul waren Zwillinge) wandten sich Verwaltungs- und Offizierspositionen zu.

2. Fanny Hugo (1811 - 1856) war verheiratet mit dem in Karlsruhe verstorbenen Rentner Johann Mezger (1811 - 1881). Johann Mezger war ein Sohn der Kippenheimer Eheleute Mezger / Stulz; Frau Barbara Mezger / Stulz war die Schwester des geadelten Hof Schneiders Georg Stulz von Ortenberg, an dessen 150. Todestag 1982 erinnert wurde. Mit Fanny Hugo waren die Beziehungen auch zu diesen begüterten Familien hergestellt. (Siehe "Altvater" 1980 und 1982). Das Ehepaar Mezger / Hugo lebte während ihrer Lahrer Zeit in der jetzt Imhausenschen Villa an der Kaiserstraße. Am 10. Mai 1856, als Fannys Tod gemeldet wurde, widmete ein Freund des Hauses einen versgereimten Nachruf.

Erhoben bist du, o Fanny, ins Vaterland.
Unten liegt die Welt mit ihren Schätzen.
Zerrissen hast du der Erde sklavisch Band,
Himmlisch wird der Himmel dich ergötzen.
Deine Hülle ruht sanft in süßem Schlummer,
Von mütterlicher Erde zugedeckt.
In Seraphs Glanz schwebt über allem Kummer
Deine Seele, die keine Welt mehr schreckt.

Der Ehe Mezger / Hugo entsprossen drei Kinder: Babette (heiratete den Regierungsrat Dedekind aus Helmstedt), Hans (1848 - 1914) und Emilie.

3. Elisa Hugo (1813 - 1887) heiratete 1846 den Apotheker Andreas Münch aus Kork; zwei Kinder. Elisa starb als Witwe in Lahr.

4. Alexander Hugo (1819 - 1869) war großherzoglich-badischer Hauptmann in Karlsruhe, Teilnehmer des Feldzugs 1864 in Schleswig-Holstein und starb als Major a. D. in Lahr.

5. Pauline Frieda Hugo (1824 - 1909) ehelichte 1845 den Kaufmann Theodor Conrad Hug in Lahr (1821 - 1903). Beide starben in Cannstatt. Der älteste Sohn Michael Conrad Theodor (geb. 1847), Kaufmann und Kartonagenfabrikant in Lahr, ist der Verfasser der 1924 veröffentlichten "Chronik von Lahr" und der Autor der Familiengeschichten Hugo / Hug / Preu / Pannifex. Er heiratete 1875 die Tochter seiner Cousine Jamm, Marie Bühler. Weitere zwei Kinder der Ehe Hug / Hugo, Pauline und Hermann, traten in Lahr kaum in Erscheinung, Pauline verheiratete sich nach Böhmen, Hermann wurde Fabrikant in Amerika.

6. Hippolyt Hugo (1827 - 1887) trat in das väterliche Geschäft ein, ehelichte 1854 seine Cousine Elise Fingado in Lahr. Hippolyt Hugo hatte die in Heiligenzell im alten Schlößle untergebrachte Zigarrenfabrik seines Vaters übernommen und den Betrieb nach Friesenheim verlegt. Fünf Kinder wurden der Familie Hugo / Fingado geboren:

a) Max Hugo (1855 - 1906) übernahm die Zigarrenfabrik seines Vaters in Friesenheim und heiratete die Friesenheimerin Magdalena Füner. Von den acht Kindern sollen die beiden Söhne genannt sein: Max (geb. 1884), Fabrikant in Chemnitz, verheiratet mit Ida Haubner von Marktredwitz, und Fritz (geb. 1886), der das väterliche Anwesen in Friesenheim erbte. Fritz Hugo starb 1916.

b) Amélie Hugo (1857 - 1882) war verheiratet mit Carl Hermann Flüge, Zigarrenfabrikant in Lahr.

c) Fanny Hugo (geb. 1859) heiratete Gustav Braun (geb. 1852), Goldleistenfabrikant (Meurer & Braun - die Fabrikationsgebäude in der Schillerstraße wurden 1983 abgerissen) in Lahr; drei Kinder.

Aus dem Leben Lahrer Patrizierfamilien (III)

d) Anna Hugo (1864 - 1888) heiratete ihren Schwager Hermann Flüge (1851 - 1885) - siehe b).

e) Clara Hugo (geb. 1873) heiratete Fritz Pfeiffer, früher Fabrikant in Lahr, später in Freiburg wohnend.

Damit ist die Namensliste der Lahrer Hugolinie (II) abgeschlossen. Es folgt in Kurzfassung die Göttinger Hugolinie (III).

Die Begründer der Göttinger Hugolinie (III)

Stammeltern der Göttinger Hugolinie (III) sind Gustav Conrad Hugo (1764 - 1844) und Julie Mylius (1777 - 1821) von Berlin. Von den drei Kindern ist folgendes zu berichten:

1. Aemil (Aemilius) Hugo (1802 - 1860) Justizrat in Göttingen, war mit Christine von Linsingen (1806 - 1877) verheiratet; das Ehepaar hatte vier Kinder.

2. Pauline Hugo (1804 - 1847) war seit 1824 verheiratet mit dem Geheimen Hofrat Professor Carl Otfried Müller in Göttingen, einem hervorragenden Altertumsforscher und Geschichtsschreiber. Müller unternahm 1839 eine Forschungsreise nach Italien und Griechenland, auf welcher er nach anhaltenden Grabungen zu Delphi am 1. August 1840 einem Wechselfieber in Athen erlag.

3. Alexander Hugo (1807 - 1830) ertrank beim Baden in Kunersdorf.

Damit beendete Michael Conrad Theodor Hug die Familienfolge der drei Hugolinien. Er fügte hinzu: "Hie hat die Chronica ein Ende / es kann aber selbige / sintemalen etzliche paginae frey gelassen worden / hinführo ergäntzet und continuiert werden zu nutz und frommen unserer Nachkummen. - Also geschrieben und mit beygesetzter Unterschrift und sigillum bekräfftiget / den 1. Decembris im Jahr da man zählet 1913 nach Christi Geburt. - Michael Conrad Theodor Hug auß dem Geschlecht der Hug zu Lahre."

Firma Hugo Gebrüder in Lahr und Heiligenzell

Johann Jacob Hugo gründete 1781 mit Johann Authenrieth eine Schnupftabakfabrik in Lahr. Die Gründer ersteigerten zu diesem Zwecke einen beim Dinglinger Tor gelegenen Garten, um darauf gemeinschaftlich ein Doppelwohnhaus sowie rückwärts die erforderlichen Fabrikgebäude zu erstellen. Ehe aber mit dem eigentlichen Bau begonnen war, zerfielen die beiden Socii und trennten sich. Hugo erwarb nun auch die Authenrieth gehörende Hälfte des großen Bauplatzes und setzte das Geschäft auf eigenen Namen fort. Nachdem er 1786 seinen Bruder Carl Wilhelm als Teilhaber aufgenommen hatte, konnte der Bau zu Ende geführt werden, was 1790 geschah.

Johann Jakob Hugo und Carl Wilhelm Hugo gründeten 1810 unter ihrer bisherigen Firma Hugo Gebrüder, mit dem Sitz in Lahr, noch eine Cichorienfabrik in dem nahen Heiligenzell. Dies geschah unter Mitwirkung des Schwagers Franz Meister in dem von ihm übernommenen Anwesen, dem früher der Benediktinerabtei Schuttern gehörenden Kloster, worin Meister seit 1806 (nach der Säkularisation) eine Seifenfabrik betrieben hatte. Um 1820 wurde im Kloster zu Heiligenzell auch der schon im Lahrer Hause begonnenen Fabrikation von Rauch- und Kautabak eine größere Ausdehnung gegeben.

Nach dem Tode des Johann Jakob Hugo, dem Firmengründer, das war im Jahre 1827, wurden dessen Söhne Michael und Carl Ludwig Geschäftsnachfolger, während sich Carl Wilhelm Hugo (Mitinhaber der Firma Hugo Gebrüder) ins Privatleben zurückzog und seinem Schwiegersohn Carl Ferdinand Diehl Platz und Anteil im Geschäft einräumte, welchen nach dessen Tod Sohn Ferdinand Diehl übernahm. Zur besseren Förderung ihrer vielseitigen Unternehmungen nahmen Michael Hugo, Carl Ludwig Hugo und Ferdinand Diehl den Basler Elias Burckhardt als Commanditist auf.

Da die Schweiz als Hauptabsatzfeld für Schnupftabak und Carotten in Betracht kam, wurde 1849 eine Zweigfabrik in Basel der gleichnamigen Firma Hugo Gebrüder durch Ferdinand Diehl errichtet, welche 1854 in dessen Besitz überging, als die Schnupftabakfabrikation in Lahr nach dem 1849 erfolgten Austritt des Teilhabers Carl Ludwig Hugo eingestellt worden war.

Michael Hugo war schon früher zur Leitung der Heiligenzeller Fabrik nach Heiligenzell gezogen, wo 1850 noch die Zigarrenfabrikation in größerem Maßstabe aufgenommen wurde. Michael Hugo starb in Heiligenzell anno 1858 und ist in der Familiengruft zu Lahr bestattet. Schon fünf Jahre vor seinem Tod (1853) ist die Firma in M. Hugo & Co., Lahr, abgeändert worden.

Das Wohn- und Geschäftshaus in Lahr wurde 1859 an Stößer-Fischer und die Cichorienfabrik in Heiligenzell 1863 samt Firma an Hermann Graumann von Lahr, später in Heiligenzell, verkauft, während die Zigarrenfabrik von Hippolyt Hugo übernommen und unter seinem Namen nach Friesenheim verlegt wurde. Die Hugo-Gebäude in Friesenheim, Wohn- und Fabrikationsgebäude an der Kronenstraße, mußten 1981/82 Wohn- und Geschäftsbauten weichen.

Was ist aus der Firma "Hugo Gebrüder" geworden?

Was hat Ferdinand Diehl 1849 veranlaßt, den Sitz der Firma nach Basel zu verlegen? Waren es die unruhigen Zeiten der Jahre 1848/49, war es der Hugo-Kundenstamm, der sich zumeist in der Schweiz befand, oder Überlegungen um Zoll und Steuern? Keine Akte weist einen triftigen Grund aus. Es ist lediglich festgehalten, daß 1877 Karl Ferdinand Diehl, ein Sohn Ferdinands, zusammen mit Rudolf Gageur in die Basler Firma "Hugo Gebrüder" eintrat. Gageur brachte Facherfahrung mit; er war zuvor viele Jahres Fabrikationsleiter bei der Schnupftabakfabrik Lotzbeck Gebrüder in Lahr.

Ab diesem Datum kann den Publikationen des Schweizer Handeslblattes gefolgt werden. Am 11. Januar 1883 ist für einen Vorgang des 18. Dezember 1882 vermerkt:

"Carl Ferdinand Diehl, Sohn, von Basel, Rudolf Gageur von Lahr (Baden), und Ferdinand Diehl, Vater, von Basel, sämtlich in Basel wohnhaft, haben unter der Firma Hugo Gebrüder in Basel eine Kommanditgesellschaft eingegangen, welche vor dem 1. Januar 1883 entstanden ist. Karl Ferdinand Diehl und Rudolf Gageur sind unbeschränkt haftende Gesellschafter, Ferdinand Diehl Kommanditär mit dem Betrage von 250.000 Franken. Natur des Geschäfts: Rauch- und Schnupftabakfabrik. Geschäftslokal: St. Albantal 35 und 29."

Das 1893 in der Schweiz in Kraft getretene Obligationsrecht zwang Hugo Gebrüder zu einer Firmenänderung, und so erfolgte am 24. Dezember 1892 der Eintrag im Handelsregister:

"Die Kommanditgesellschaft unter der bisherigen Firma Hugo Gebrüder in Basel ändert infolge gesetzlicher Vorschrift auf den 1. Januar 1893 ihre Firma ab in 'Diehl/Gageur & Co.' Der Gründername Hugo Gebrüder war vorerst verschwunden; er sollte wiederkommen.

Im Oktober 1915 hatten sich die Firmeninhaber des Gründers Hugo erinnert. Darüber das Schweizerische Handeslblatt Nr. 243 vom 18. Oktober 1915:

"Rauch-, Schnupf-, Kautabak ect. - 13. Oktober. Die Kommanditgesellschaft unter der Firma Diehl/Gageur & Cie in Basel nimmt als Zusatz zu ihrer Firma auf: Vormals Hugo Gebrüder, so daß die Firma nunmehr lautet: Diehl, Gageur & Cie. vormals Hugo Gebrüder."

patrizier 05 Fabrik Hugo Heiligenzell
Erinnerung an die Cichorien- und Tabakfabrik von Hugo Gebrüder Lahr im früheren Kloster zu Heiligenzell in den Jahren 1810 bis 1863, Im Jahre 1863 ging das Anwesen und die Cichorienfabrik an den aus Lahr gekommenen Ziegeleibesitzer Hermann Graumann, 1868 war Graumanns Gesamtbesitz, auch das Herrenhaus neben der Kirche ("das neue Schlößle") unter den Hammer gekommen. Die im "alten Schlößle" untergebrachte Zigarrenfabrik wurde von Hippolyt Hugo nach Friesenheim umgesiedelt - ab 1920 "Neeff & Cie."

Schon während des Ersten Weltkrieges wurde die Produktion von Rauch-, Schnupf- und Kautabak erweitert durch den Zweig Karottenfabrik, das heißt die Herstellung von Dörrkarotten. Durch den Tod der Gesellschafter Diehl und Gageur kam die Firma zur Auflösung. Dazu die Handelsregister: "die Firma ist erloschen. Aktiven und Passiven gehen über an die Kommanditgesellschaft unter der Firma Neeff & Cie. vormals Hugo Gebrüder in Basel".

Amtlich lautete das so:

"Otto Neeff/Heidlauff, von und in Basel, Witwe Marie Heidlauff-Diehl, von und in Basel, Caroline Diehl, von und in Basel, und Witwe Emilie Dambacher-Diehl, von und in Karlsruhe (Baden), haben unter der Firma Neeff & Cie., vormals Hugo Gebrüder, in Basel, eine Kommanditgesellschaft eingegangen, welche mit dem 1. Januar 1920 begonnen und Aktiven und Passiven der erloschenen Firma Diehl, Gageur & Cie. vormals Hugo Gebrüder, in Basel, übernommen hat. Otto Neeff-Heidlauff ist unbeschränkt haftender Gesellschafter; Witwe Marie Heidlauff-Diehl, Caroline Diehl und Witwe Emilie Dambacher-Diehl sind Kommanditärinnen mit der Summe von je 110.000 Franken. Die Firma erteilt Prokura an Adolf Eugen Karl, von und in Basel. Rauch-, Kau- und Schnupftabakfabrik, St. Albantal 29 und 35."

Am 20. Januar 1930 meldete das Schweizerische Handelsblatt:

"Tabak. - 15. Januar 1930. Die Kommanditgesellschaft unter der Firma Neeff & Cie., vormals Hugo Gebrüder, in Basel, Rauch-, Kau- und Schnupftabakfabrik, hat ihren Sitz nach Neu-Allschwil verlegt; die Firma ist in Basel erloschen."

Über die Weiterentwicklung der Firma gab das Handels- und Güterrechtsregisteramt des Kantons Basel-Landschaft mit Sitz in Liestal zu wissen:

"Am 3. Januar haben wir die Sitzverlegung der Kommanditgesellschaft Neeff & Cie., vormals Hugo Gebrüder von Basel nach Neu-Allschwil in unser Register eingetragen. Diese Firma wurde am 18. Dezember 1939 infolge Todes der Gesellschafter gelöscht. Aktive und Passive sind an die neue Kommanditgesellschaft Neeff & Cie., vormals Hugo Gebrüder, in Neu-Allschwil, übergegangen.

Mit gleichem Datum vom 18. Dezember 1939 haben wir die neue Kommanditgesellschaft Neeff & Cie., vormals Hugo Gebrüder in das Register eingetragen mit dem Zweck: Verwaltung und Verwertung der der Gesellschaft gehörenden neu erworbenen Liegenschaften, Betrieb einer Faserstoff-Zurichterei. Beginn der Gesellschaft: 15. Dezember 1939. Es wurden Aktiven und Passiven der erloschenen Kommanditgesellschaft Neeff & Cie., vormals Hugo Gebrüder übernommen. Diese Gesellschaft wurde am 13. Dezember 1972 infolge Auflösung nach durchgeführter Liquidation gelöscht."

Damit war Hugo Gebrüder für alle Zeit erloschen. Geblieben ist das Patrizierhaus an der Kaiserstraße in Lahr, das Stoesser-Fischer-Haus. Wer vorbeigeht und Freude findet an der Fassade, sollte sich des Erbauers Johann Jakob Hugo erinnern.

Chronica des Hauses Hug

Bei der Suche nach Familienangehörigen des Geschlechts Hug greift der Autor Michael Conrad Theodor Hug bis in das Jahr 1458 zurück. Das Geschlecht ist von 1458 bis 1524 in Waldshut nachgewiesen. Bauernkrieg und Reformation zwangen einen Zweig der Familie Hug zur Auswanderung in die Schweiz. In Beringen, Kanton Schaffhausen, war vor bald 400 Jahren ein Marcus Hug nachgewiesen, dessen Frau Magdalena geb. Bollinger ebenfalls aus Waldshut stammte. Zahlreiche Nachkommen stärkten das Geschlecht, dessen Angehörige zumeist als Landwirte und Weingärtner tätig waren und auf eigener Scholle ein arbeitsames, aber beschauliches Leben führten.

Erst mit Mathäus Hug I. (geb. 1714) werden die Daten konkreter. Er siedelte mit seiner Frau Ursula Pommer (Zürich) nach Schaffhausen und trat in den Kaufmannsstand ein. Das von Mathäus Hug I. eröffnete Handlungsgeschäft ging auf dessen Sohn Mathäus Hug II. über, der sich 1786 mit Anna Weis aus Wiesendangen, Kanton Zürich, verheiratete.

Aus dem Kreis der sechs Kinder ragten Theodor Conrad (1786 - 1845) und Maria Catharina heraus. Theodor Conrad Hug wurde der Begründer der Lahrer Linie, Während Maria Catharina Hug durch die Ehe mit dem Kaufmann Carl Emmerich Ignaz Johann Baptist Montfort die Familie Hug in den Freundeskreis der Familie J. F. Lenz führte, die in Zell a. H. eine Steingutfabrik betrieb.

Aus dem Leben Lahrer Patrizierfamilien (IV)

Auf das Geschlecht der Montfort muß hier nicht näher eingegangen werden, da alle Nachkommen aus der Ehe Monfort / Hug außerhalb Lahrs tätig wurden. Umso deutlicher ist auf Theodor Conrad Hug und dessen Gattin Amalie Charlotte geb. Preu einzugehen, gilt diese Familie doch als die Begründer der Lahrer Linie Hug.

Aus dem Leben des Theodor Conrad Hug

Fast entschuldigend vermerkte der Autor der Hug-Chronik, er habe seinem Großvater wegen dessen Bedeutung im Lahrer Handelsleben eine umfassende Laudio gewidmet, und so soll auch hier nicht versäumt sein, auf diesen Großhandelskaufmann näher einzugehen.

Zu Schaffhausen am 15. September 1786 geboren, fand Theodor Conrad Hug nach mehrjährigem Aufenthalt in der französischen Schweiz und in Amsterdam eine leitende Stellung in dem Colonialwarengeschäft von J. F. Lenz in Lahr.

Zur Information ist ein Zusatzhinweis auf die Geschäfte des J. F. Lenz dienlich. Lenz hatte zu Anfang des 19. Jahrhunderts zusammen mit Schnitzler die Firma Schnitzler & Lenz gegründet und eine Cichorienfabrik großen Stils erbaut, deren Kosten die vorhandenen Mittel überstiegen. Als die Fabrikanlage 1808 teilweise niederbrannte und das Unternehmen in Liquidation geriet, übersiedelte Lenz nach Zell a. H., wo er mit J. A. Burger, welcher vordem Tonwaren herstellte, eine Steingutfabrik gründete. Diese nahm in der Folge noch die Fabrikation von Porzellan auf und war später viele Jahre im Besitz des Carl Schaaff, der die Fabrik 1907 an Georg Schmider verkaufte. Das Lenzsche Anwesen in Lahr kam an die Herren Lotzbeck, die später auf dem abgebrannten Teil einen der Schnupfttabakfabrikation dienenden Neubau erstellen ließen.

Mit "Gottes Beistand", wie Hug in einem Geheimbuch schrieb, übernahm Theodor Conrad Hug das bisher von ihm geführte Lenzsche Colonialwarengeschäft, wozu ihm sein früherer Prinzipal 3.000 Gulden und zu Martini 1815 weitere 7.000 Gulden lieh. Diese Summe war im Jahre 1823 zurückgezahlt, ebenso der Kaufpreis von 7.500 Gulden für die seither von Hug gemieteten und im Jahre 1818 von Lenz abgekauften zwei Häuser am Gewerbekanal.

Die beiden Häuser standen rechts und links der Marktstraße und waren in der Höhe des dritten Stockes durch eine stilvoll aus Eisen konstruierte, mit Kupfer gedeckte Brücke miteinander verbunden. Das eine Haus diente zu Wohnzwecken, das andere, ein von dem kunstsinnigen Lenz erstellten Neubau, diente Geschäftszwecken. Weil das Haus massiv aus Sandstein erbaut war, legte man ihm den Namen "Steinhaufen" bei.

Ein Garten à la Semiramis bildete den Abschluß des "Steinhaufens"; er war bepflanzt mit Akazienbäumen, Blumenbeete waren eingefügt und eine Glasveranda vollendete die Sehenswürdigkeit. Der "Steinhaufen" kam in den Jahren um 1880 in den Besitz des Moritz Schauenburg. Brücke, Garten und Glasveranda wurden abgetragen und auf das Erdgeschoß zwei Stockwerke gebaut. Der "Steinhaufen" ist heute Eigentum der Buchhandlung Baumann.

Lotzbeck als Helfershelfer

Der rasche Aufschwung des Hugschen Geschäfts und das Ansehen, das sich Theodor Conrad Hug in kaufmännischen und gesellschaftlichen Kreisen erringen konnte, veranlaßten die ihm befreundeten Freiherren Carl Ludwig von Lotzbeck jr. und Ferdinand von Lotzbeck ihm im Februar 1817 zur weiteren Ausdehnung des Wirkungskreises ein Commanditkapital von 50.000 Gulden auf fünf Jahre, zu 6 Prozent verzinslich, ohne jede Sicherheit zu überlassen.

Die Ehe mit Amalie Charlotte Preu (1798 - 1893), einer Tochter des Kaufmanns Johann Jacob Preu in Lahr und der Friedericke geb. Künzlin, dazu günstige Jahresabschlüsse, erlaubten Hug baldige Rückzahlung der Lotzbeckschen Gelder. Grund dazu war auch die Abmachung mit Lotzbeck, es falle die Hälfte des Reingewinns den Schnupftabakkönigen zu. Die Trennung von Lotzbeck erfolgte im besten Einvernehmen, weder die freundschaftlichen, noch die geschäftlichen Beziehungen erlitten Störung.

Jetzt erst, 1820, konnte der nun alleinige Geschäftsinhaber Hug mit seiner jungen Gattin die aufgeschobene Hochzeitsreise nach Holland antreten. Das Ehepaar besuchte Geschäftsfreunde, die Hug mit Kaffee, Kolonialzucker und Gewürzen versorgten.

Zur Ausweitung des Unternehmens beschäftigte Theodor Conrad Hug sich mit Versuchen, der heimischen Industrie einen Markt im Ausland zu verschaffen, besonders den Fabrikaten von Hanf, einem damaligen Hauptprodukt von Lahr und Umgebung. Am 21. September 1827 ließ Hug Badens Großherzog Ludwig wissen, er habe einige Sendungen von Leinwand und Zwilch nach Mexiko gesandt mit dem Bemühen dort und auch auf Haiti ins Geschäft zu kommen. Häufige Revolutionen und Regierungswechsel ließen das Überseegeschäft stagnieren.

Spätere Versuche, den Export von Drogen und Chemikalien nach den USA in die Wege zu leiten, waren von gutem Erfolg gekrönt, besonders nachdem Theodor Conrand Hug in dem aus Mannheim stammenden Gustavus Löwig in Philadelphia einen tüchtigen Kaufmann gefunden hatte, mit welchem er umfangreiche und regelmäßige Geschäfte tätigte.

Später interessierte Hug noch einen zweiten Landsmann, C. H. Schneider in Newyork, für die selbe Art von Geschäften. Außer Drogen handelte Hug mit ätherischen Ölen aus Messina, Zinnober und Quecksilber aus Spanien, sizilianischer Schwefel, arabischer Gummi, Mandeln aus Italien und der Provence, sowie die chemisch-pharmazeutischen Produkte der Fabrik von E. Merk in Darmstadt. Auch mit C. W. Jamm in Havanna (als Stifter des Stadtparks mit Villa bekannt) tätigte Hug wechselseitige Geschäfte. Hugs früher Tod 1845, er starb an Typhus, setzten den Zielen ein Ende.

Aus dem Leben Lahrer Patrizierfamilien (V)

Als um 1840 mit dem Bau der Badischen Staatsbahn begonnen wurde, sah Theodor Conrad Hug eine Schädigung des abseits liegenden Lahr voraus. Das Geschäft in Lahr aufzugeben und nach Antwerpen überzusiedeln, scheiterte am Protest seiner Gattin, die als gute Lahrerin nicht zu gewinnen war für das kühne Projekt.

patrizier 06 Amalie Charlotte Hug
Amalie Charlotte Hug, geb. Freu (1798 - 1893), Gattin des Theodor Conrad Hug I. (1786 - 1845), der als Begründer der Lahrer Huglinie gilt.

Über den Großvater Theodor Conrad Hug schrieb Michael Conrad Theodor Hug: ´"Theodor Conrad Hug war von staatlichem Wuchs und aufrechter Haltung. Mit Freimut aus seiner goldgeränderten Brille blickend, machte er den Eindruck von behäbiger Würde und konnte eher für eine Gelehrten als für einen Kaufmann gelten. Keine Spur verriet seine einfache Herkunft; Sprache und Manieren waren die eines vornehmen Mannes und zeugten von Bildung und Werterfahrenheit, die er durch wissenschaftliche Lektüre zu erweitern stets bestrebt war. Der französischen Sprache mächtig und in der holländischen gut bewandert, hatte er sich auch die für sein Geschäft notwendige Kenntnis der englischen Sprache durch Selbststudium angeeignet". Der "alte Herr Hug", wie ihn die Lahrer respektvoll nannten, erlag am 5. April 1845 einem Nervenfieber (Typhus).

patrizier 07 Hugsches Stammhaus Marktstrasse
Das Hug'sche Stammhaus an der Marktstraße in Lahr (heute Buchhandlung Baumann). Theodor Conrad Hug I. kaufte 1818 die beiden Gebäude (links und rechts) von seinem früheren Prinzipal J. F. Lenz. Die Veränderungen lassen sich heute leicht erkennen.

Die Kinder des Theodor Conrad Hug

Amalie Theodore und Theodor Conrad II. waren die Kinder der Eheleute Hug / Preu. Amalie Theodore (1818 - 1901) heiratete den Lahrer Oberamtmann Gottlieb Friedrich Lang; sie übersiedelte später nach Karlsruhe, wo ihre drei Töchter lebten.

Theodor Conrad Hug II. (1821 - 1903) lebte in der Schweiz und in Marseille, mußte aber nach dem Tod des Vaters 1845 nach Lahr zurück. Im selben Jahr heiratete er seine Jugendliebe, Pauline Frieda Hugo (1824 - 1909), eine Tochter des Tabakfabrikanten Michael Hugo und dessen Gattin Friedericke geb. Pannifex (siehe Chronik Haus Hugo). Das Ehepaar war wohlgeschätzt, und es berief das Vertrauen der Mitbürger Theodor Conrad Hug mehrmals in das Ratskollegium und in den Vorstand der Handelskammer.

Nach der 1880 erfolgten Auflösung des Geschäfts, das um 1850 von der Marktstraße in die Dinglinger Vorstadt (Kaiserstraße 85 - später Pfisterersches Haus) verlegt worden war, zog das Ehepaar Hug / Hugo nach Falkenau an der Eger, wo ihre Tochter Pauline verheiratet war, und 1895 nach Cannstatt, wo sie auf dem Uffkirchhof ihre gemeinsame Ruhestätte fanden.

Von den vier Kindern überlebten der Autor der Familienchronik, Michael Conrad Theodor Hug, Pauline Hug und Hermann Hug. M. C. Th. Hug (geb. 26. April 1847) erhielt eine vorbildliche Schulbildung und nahm nach dem Abschluß einer Lehre im väterlichen Geschäft Stellungen im Ausland an. Zunächst in Lyon, dann in Triest bei der Drogenfirma Julius Stettner. Nach Militärzeit und Teilnahme am 1870/71er Krieg kehrte M. C. Th. Hug in das väterliche Geschäft zurück und heiratete im Oktober 1975 Marie Bühler (geb. 1857), Tochter seiner Cousine Marie Bühler geb. Jamm, und deren Gatten Carl Bühler von Lahr, Rohtabakhändler in Mannheim. Nach der Auflösung des väterlichen Geschäfts 1880 hielt sich Michael Conrad Theodor Hug im Geschäft seines Bruders Hermann Hug in Chicago und Newyork auf und brachte praktische Erfahrungen mit nach Hause, welche ihn 1882 zur Gründung einer Kartonagenfabrik ermutigten. Ohne männliche Nachkommen war M. C. Th. Hug der letzte seines Namens in der Lahrer Linie. Die einzige Tochter Laura Maria heiratete den Fabrikanten Max Sievert, Teilhaber der seit 1816 bestehenden Firma C. F. Dreyspring. Die Kinder des Ehepaares Sievert / Hug: Lotte, Herta und Claus.

Während Pauline (genannnt Paula) Hug (geb. 1853) den Buchdruckereibesitzer Carl Müller in Falkenau/Eger heiratete, begab sich Hermann Hug, drittes Kind des Theodor Hug II., 1878 nach Amerika, zunächst nach Chikago, wo er im Oktober 1878 mit seinem Landsmann Leopold Mezger ein Importgeschäft in Apotheken-Utensilien begann. Als Leopold Mezger 1881 aus der Firma ausgetreten war, verlegte Hermann Hug das Unternehmen nach Newyork und führte die Firma "The Newyork Cabel- & Box-Works, Herman Hug" zu hoher Blüte. Herman Hug war der Begründer der Newyorker Linie Hug.

Damit endet die Chronik der Lahrer Familie Hug. Andere Huglinien sind für diese Niederschrift ohne Zusammenhang.

Chronica des Hauses Preu

Der Stammbaum des Geschlechts Preu reicht in das Jahr 1440. Als Heimat ist Weißenburg angegeben, einst freie Reichsstadt, die 1802 an Bayern kam! Als Ahnherr gilt der 1440 in Weißenburg geborene Jacob Preu; er war Almosenpfleger und Stadtschreiber. Bis in unsere Zeit blieben die Preu einflußreiche Persönlichkeiten.

patrizier 12 Freusches Wappen
Hug'sches Wappen

Mit Samuel Preu IV. stellte sich der Gründer der badischen Linie vor. Nach dem Studium in Heidelberg war er Baden-Durlacher Vikar in Karlsruhe, dann Pfarrer zu Huchenfeld, Knielingen, Kirchheim und Niefern; dort starb Samuel Preu IV. am 1. Juli 1744.

Johann Ludwig Preu, der zweite der sechs Söhne des Samuel Preu IV., kam als erster des Geschlechts Preu nach Lahr. Bei seiner Tante Vierordt in Lahr lebend, widmete er sich dem Kaufmannsstand bis zu seinem Tod am 14. Juli 1779. Johann Ludwig Preu war dreimal verheiratet. Erstmals freite er im September 1744 die Jungfrau Maria Elisabeth Schnellin (1721 - 1745), Tochter des gewesenen Apothekers Philipp Reinhard Schnell. Schnell hatte von der damals Nassau'schen Herrschaft die Konzession zur Gründung der "Löwen-Apotheke" erhalten, welche später durch mehrere Generationen im Besitz der Familie Haenle war und 1905 von Apotheker Neßler aus Karlsruhe käuflich erworben wurde. Im 20. Jahrhundert wurden die Besitzverhältnisse verändert.

patrizier 09 Hugsches Stammpaar 1817
Theodor Conrad Hug I. von Schaffhausen und Amalie Charlotte Preu von Lahr heirateten 1817. Es war jenes Prominentenpaar, von dem auf der LZ-Sonderseite "Wie die Zeit vergeht" geschrieben war: "Lahr, 17. Dezember 1817. An diesem Tag heirateten Theodor Conrad Hug, Bürger und Handelsmann dahier, und Jungfer Amalie Charlotte, des Herrn Ludwig Preü, Bürger und Handelsmann dahier, eheliche ledige Tochter."

Die Ehe Preu / Schnell endete durch Tod der Ehefrau nach zehn Monaten. Sechs Monate später, im Januar 1746, heiratete Johann Ludwig Preu Johanna Dorothea Posthin (1729 - 1754), Tochter des Johann Ludwig Posth, der als "Landschreiber gnädigster hochfürstlicher durchlauchtigster Herrschaft" im Taufbuch eingetragen ist. Johanna Dorothea gab drei Söhnen das Leben (Philipp Ludwig, Friedrich Samuel und Philipp Ludwig), die alle im Kindesalter starben. Zwei Jahre nach der Geburt des dritten Sohnes war Johanna Dorothea Preu tot.

Ein Jahr nach dem Heimgang der zweiten Frau gründete Johann Ludwig Preu im Oktober 1755 seinen dritten Hausstand mit der 15jährigen Jungfrau Susanna Dorothea Schnitzler (1740 - 1795). Die junge Frau kam aus einem alten Lahrer Geschlecht, dessen Söhne bis in die Neuzeit in der angesehenen Gerberzunft vertreten waren. Anno 1698 wird Urgroßvater Johann Georg Schnitzler als Schultheiß von Lahr genannt. Susanne Dorothea war die Tochter des Rotgerbers und Bürgermeisters Johann Jocob Schnitzler und der Sabine Dorothea Kiesel, zugleich die Enkelin der Anna Catharina Schnitzler geb. Pannifex. (Darüber im späteren Kapitel "Pannifex".)

Als die Stammmutter des in Lahr angesiedelten Zweigs der Preu gebar Susanne Dorothea ihrem um 20 Jahre älteren Gatten Johann Ludwig Preu sechs Kinder, die teilweise in jungen Jahren starben. Als herausragender Nachwuchs ist Johann Jacob Preu (1770 - 1841) zu nennen. Er war Kaufmann und Inhaber eines Manufakturwarengeschäfts an der Ecke Markt- und Kirchstraße; Johann Jacob Preu hatte das Geschäft von seinem Vater Johann Ludwig Preu übernommen. Johann Jacob war verheiratet mit Regina Friederica Künzlin (1775 - 1814), Tochter des Johann Ernst Albrecht Künzlin, Bierbrauer zum "Rappen" in Lahr, und der Sabina Dorothea Meurerin. Johann Jacob Preu und Regina Friederica Künzlin gelten als die Stammeltern der von Lahr ausgehenden sechs Linien der Preu.

Sechs Lahrer Linien der Preu

Ausgehend von den Kindern des Johann Jacob Preu und der Regina Friederica geb. Künzlin bildeten sich sechs Lahrer Preulinien. Deren Träger sind Dorothea Friedericke (1793 - 1839), Carl Ludwig (1795 - 1838), Gustav Friedrich (1796 - 1850), Amalie Charlotte (1798 - 1893), Rosette (1800 - 1866) und Henriette (1804 - 1866).

Linie I: Dorothea Friedericke Preu heiratete den Kaufmann Carl Heinrich Möller von Lahr. Heinrich Eduard Möller, Ältester der fünf Kinder, heiratete 1846 Emilie Fischer (1814 - 1873), Tochter des Kaufmanns C. P. Fischer, der später Teilhaber der schon genannten Firma Stoesser-Fischer (Hugo-Nachfolger) wurde. Die übrigen vier Kinder heirateten nach auswärts oder waren beruflich außerhalb Lahr tätig.

Linie II: Carl Ludwig Preu absolvierte eine kaufmännische Lehre in einem Frankfurter Bankhaus und übernahm später Haus und Geschäft seines Vaters (Ecke Markt- und Kirchstraße). Außerdem war er der Besitzer der zwischen Burgheim und Heiligenzell gelegenen Kalksteingrube, in welcher er verschüttet wurde und den Tod fand. Carl Ludwig war verheiratet mit Wilhelmine Wolf (1796 - 1881), Tochter des Michael Wolf, Besitzer des Gasthofes zur "Sonne" in Lahr, mit der die Posthalterei verbunden war. Die fünf Kinder des Ehepaares Preu / Wolf fanden ihre Lebenstätigkeit außerhalb Lahrs. Einer Nachfolgeehe (Heidlauff / Wankel) war Felix Heinrich Wankel (geb. 13. August 1902 in Lahr) geschenkt; Felix Heinrich Wankel erfand den Wankel-Motor; er ist Ehrenbürger der Stadt Lahr und lebt in Lindau.

Linie III: Gustav Friedrich absolvierte in Heilbronn eine kaufmännische Lehre und besaß das später von Buchhändler und Buchdruckereibesitzer Johann Heinrich Geiger erworbene Anwesen in der Marktstraße und eine Ölmühle bei den sogenannten Lohscheuern. Gustav Friedrich Preu war verheiratet mit Elisabeth Walter (1800 - 1872), Tochter des Physikus Dr. Johann Daniel Walter. Trotz fünf Kindern starb diese Linie schon in der ersten Generation aus.

Linie IV: Amalie Charlotte Preu heiratete den Großkaufmann Theodor Conrad Hug (1786 - 1845), dessen Familie unter Hug ausführlich beschrieben ist.

Linie V: Rosette Preu heiratete 1817 den damaligen Diaconus am Pädagogium zu Lahr, Carl Friedrich Vierordt (1790 - 1864), ein hervorragender Gelehrter, Nachfolger aus dem Geschlecht Vierordt war der 1855 in Karlsruhe geborene und 1945 in Triberg verstorbene Schriftsteller Heinrich Vierordt.

Linie VI: Henriette Freu heiratete den Karlsruher Stiftungsverwalter Ernst August Vierordt (1775 - 1843), ein Bruder ihres Schwagers Carl Friedrich Vierordt.

Die zwei Kinder, Bertha und Eduard, lebten in Karlsruhe.

Chronica der Familie Pannifex

Bei der Vorstellung der Familie Hugo / Folz wurde auf deren Sohn Michael Hugo (1785 - 1858) und dessen Gattin Friedericke Pannifex verwiesen und erwähnt, daß auf die Familie Pannifex noch gesondert eingegangen wird. Das soll jetzt geschehen.

Aus dem Leben Lahrer Patrizierfamilien (VI)

Vorrangig geht es um die Klärung des Namens. Als die ersten Deutschen um 1142 nach Ungarn/Siebenbürgen auswanderten, nannten sich die Voreltern der Pannifex gemäß ihrem Beruf "Tuchmacher". Andere wählten die Kurzform "Tucher". Ein dem Humanismus zugeordneter Lateiner aus dem Hause Tuchmacher schien der Name vulgär, und so wählte er die lateinische Form = pannus = Tuch = Pannifex. Unter diesem Namen wurde die badische, später die Lahrer Namensliste geführt.

Stammvater im badischen Land und in Lahr war Johannes Pannifex I. Geboren am 6. Juni 1629 in Béla im Komitat Zips, einer deutschen Sprachinsel im Gebiet der Hohen Tatra, wurde am Tag der Geburt auf den Namen Johannes Tuchmacher im evangelischen Glauben getauft. In Visitationsberichten des 17. Jahrhunderts, im Generallandesarchiv aufbewahrt, findet sich über Johannes Tuchmacher, der sich Pannifex nannte, eine Lebensbeschreibung, die Kirchenrat Bauer (Lahr) eingebaut hat in das vor dem Ersten Weltkrieg erschienene Buch "Johann Heinrich Büttner - Ein Bild evangelischer Glaubenstreue zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs".

Die Akten berichten:

"Als um Pfingsten 1659 ein sehr tüchtiger Lehrer für die Deutsche Schule (Volksschule) in Lahr, Johannes Pannifex, angestellt wurde, findet er kein Schulhaus vor, weil es durch Lindwurm's, des gewesenen Schulmeisters, Liederlichkeit abgebrannt war. Man hält jetzt Schul im Spital, nahe am Dinglinger Thor (Standort: das jetzige Bekleidungshaus Menzer). Pannifex war geboren den 6. Juni 1629 zu Beela in Ungarn. Seinen ersten Unterricht erhielt er in seiner Heimath, später besuchte er die Universitäten zu Jena und Straßburg, hat auch Kinder hin und wider informirt. Ist mit allerley feinen, besonders guten Theologischen Büchern versehen und ist beides, ein guter Vocalis und instrumentalis Musicus, in der Kirchen schlägt er die Orgeil, sowohl wenn man figuraliter alß auch choraliter singt, mit männiglich contento und begnügen (zu allgemeiner Zufriedenheit).

Ist ein wenig außläufisch, aber er versaumpt darum nie in der schuhl, die Kinder lernen wohl bey ihm, denn er ist fleißig und eufferig bey Ihnen; wissen nichts Ungebührliches von ihm zu sagen. Er beklagt sich, daß der Pfarrer zwar visitirt, aber dem Lehrer nichts sage, wenn etwas nicht recht ist, dagen ihn beim Junker verklage. Pfarrer Caroli sagt, er thue es, damit er ihn in mehrer Forcht und Fleiß erhalte.

Im Winter 1672/73 hat er über 100 Schulkinder gehabt, anjetzo in Sommerszeit noch bey 80, beyderlei, Knaben und Meydlin, zusammen. Welche fähig, kommen nicht allein im lesen und schreiben, sondern auch im chatechismo, fragstückhlin, Sprüchen und Gebetten fein forth; maßen Ew. Pannifex ein gar gutes Donum informandi (Unterrichtsgabe) hat.

Im Jahr 1661 verehelichte sich Pannifex mit Salome Maria Zanckel, deß Schultheißen zu Lohr Tochter, hatte 1673 einen Sohn, so bereits die Orgell schlagen kann, auch drei Töchter. Er starb den 26. Oktober 1681, als langjähriger Schulmeister allhier ehrlich begraben. Sein Sohn Johannes wurde 1689 Pfarrer in Rötteln und 1710 in Schopfheim."

Bis dahin der Auszug aus Bauers Buch. Beizufügen ist: Johannes Pannifex I. erlebte die schrecklichste Zeit in der Geschichte der Stadt Lahr, deren Plünderung und Niederbrennung im Jahre 1677 durch Marschall Crequi.

Johannes Pannifex heiratete 1661 Salomea Maria Zanckelin (1640 - 1717), Tochter des Schultheißen Johann Zanckel in Lahr. Zwei Töchter und ein Sohn überlebten. Während Maria Salomea den Bürger und Ratsfreund Johann Georg Heisch heiratete und fünf Kinder gebar, verehelichte sich die zweite Pannifex-Tochter Anna Catharina (1668 - 1735) im Jahre 1687 mit dem Seiler und fürstlichem Umgelter Johann Friedrich Schnitzler und gebar ihm sechs Kinder. Der Pannifex-Sohn, Johannes Pannifex II. (1661 - 1737), besuchte in Lahr die Lateinschule, dann die Universität Straßburg, wo er Magister wurde. Er erhielt 1686 eine Lehrerstelle am Gymnasium zu Durlach und 1687 das Diakonat und Präzeptorat in Lörrach. Im Jahre 1689 wurde er Pfarrer in Rötteln und 1709 Stadtpfarrer und Senior (Superintendent) in Schopfheim. Johannes Pannifex II. starb 1737 im 76. Lebensjahr.

Der Schopfheimer Pfarrherr Johannes Pannifex II. war in erster Ehe mit der Tochter des Emmendinger Pfarrers Drexel und in zweiter Ehe (1690) mit Augusta Maria Lorenzin aus Husum in Holstein verheiratet. Elf Kinder waren dieser Ehe geschenkt. Die meisten fanden im Schopfheimer Raum ihr Zuhause. Georg Friedrich Pannifex I. (1707 - 1787) ergriff als erster der Familie die kaufmännische Laufbahn und erhielt seine Ausbildung in Lahr, dem Geburtsort

patrizier 10 Freusches Stammpaar 18tes 19tes Jh
.Johann Jacob Freu (1770 - 1841) und Regina Friederica geb. Künzlin, die Begründer der von Lahr ausgehenden sechs Linien der Freu. Das Ehepaar betrieb ein Manufakturwarengeschäft Ecke Markt- und Kirchstraße, später Hertenstein'sches Haus.

Zweimal Georg Friedrich

Georg Friedrich Pannifex I. gründete in Lahr eine Spezerei- und Kurzwarenhandlung mit Groß- und Kleinverkauf und genoß hohes Ansehen. Er war Bürgermeister in den Jahren 1753 - 1767. Er wurde 1760 nach Biebrich deputiert, um dem Nassauischen Erbprinzen im Namen der Stadt 100 Louisdor als Hochzeitsgeschenk zu überbringen und erhielt vom Fürsten als Andenken einen vergoldeten Silberbecher. 1736 heiratete Georg Friedrich I. die Witwe Maria Elisabetha Baum geb. Kiefer.

Aus dieser Ehe ging neben vier weiteren Kindern der Sohn Georg Friedrich Pannifex II. (1741 - 1827) hervor. Als einziger Sohn der Ehe Pannifex / Baum war Georg Friedrich Pannifex II. zum Kaufmann und Geschäftsnachfolger bestimmt. Nach Beendigung der Lehre im elterlichen Haus in Lahr kam er für einige Jahre nach London.

patrizier 11 Hug II Paar 19tes Jh
Theodor Conrad Hug II. (1821 - 1903) und Pauline Frieda Hugo (1824 - 1909) führten das Hug'sche Geschäft bis zur Auflösung 1880. Es ist anzufügen: Um 1850 wurde das Geschäft von der Marktstraße in die Kaiserstraße 85 (später Pfisterer'sches Haus) verlegt.

Nach seiner Rückkehr vermählte er sich im November 1771 mit der erst 17jährigen Maria Dorothea Griesbach, Tochter des Gerbers und Bürgermeisters Caspar Griesbach in Lahr. Gleichzeitig übernahm Georg Friedrich Pannifex II. das elterliche Geschäft. Wie der Vater, Pannifex I., nahm auch der Sohn, Pannifex II., regen Anteil am öffentlichen Leben der Stadt, in welcher damals ein unruhiger Geist der Zwietracht und des Widerspruchs gegen die Regierung eingekehrt war. Als aufgeklärter, besonnener Mann stand Georg Friedrich Pannifex II. auf der Seite der gemäßigten und ordnungliebenden Partei, die aber der Übermacht der erhitzten Köpfe und leidenschaftlichen Wortführern unterlag. Bekanntlich kam es 1772 zu dem unrühmlichen Lahrer Prozeß beim Reichskammergericht in Wetzlar gegen die Nassauische Regierung. Der Streit endigte erst 1803, als die nassauische Herrschaft Lahr an Baden übergegangen war. Schon am 2. Januar 1804 wurde Georg Friedrich Pannifex II. zusammen mit Tabakfabrikant Johann Jacob Hugo zu Bürgermeistern von Lahr gewählt. Die Kontinentalsperre Napoleons 1810, die hohen Zölle und der Tod des ältesten Sohnes Georg Friedrich Pannifex III., auch der Tod seiner Frau Dorothea geb. Griesbach, führten zur Auflösung des Pannifexen Geschäfts.

patrizier 12 Freusches Wappen
Freu'sches Wappen


patrizier 13 Dinglinger Tor
Beim Dinglinger Torturm stand das Geschäftshaus der Familie Pannifex-Griesbaum. 1817 ging das Pannifexsche Anwesen (links) an den Kaufmann C. F. Rauch, später an Moritz Unger. Der Dinglinger Torturm wurde 1839 abgebrochen.

Aus dem Leben Lahrer Patrizierfamilien (VII)

Zwölf Kinder aus der Ehe Pannifex-Griesbach

1. Georg Friedrich Pannifex III., starb in jungen Jahren.

2. Dorothea Pannifex (1778 - 1807) heiratete 1795 den Kaufmann Johann Gottlieb Morstadt, der in erster Ehe mit Sophia Christina Preu (siehe Chronik Preu) verehelicht war.

3. Elisabetha Pannifex (1779 - 1862) war die Gattin des Kaufmanns Jacob Philipp Wentz aus Pforzheim. Deren Tochter Elisabeth (genannt Lisette) heiratete den Lahrer Tabakfabrikanten Carl Ludwig Hugo (siehe Chronik Hugo).

4. Wilhelmine Pannifex (1784 - 1785).

5. Caroline Pannifex (1786 - 1838) schloß 1802 die Ehe mit Handelsmann Johann Christian Meurer.

6. Friedericke Pannifex (1789 - 1863) ging 1809 mit Tabakfabrikant Michael Hugo die Ehe ein (siehe Chronik Hugo).

7. Wilhelm Pannifex (1791 - 1833) vermählte sich 1818 mit Charlotte Luise Trampler (1800 - 1855), einer Tochter des Fabrikanten Christian Trampler und der Christiane Charlotte geb. Deimling. So wurde Wilhelm Pannifex Teilhaber der Lahrer Cichorienfabrik Trampler:

patrizier 14 Georg Friedrich Pannifex II 1741 1827
Georg Friedrich Pannifex II. (1741 - 1827), verheiratet mit Maria Dorothea Griesbach.

8. Charlotte Pannifex (1793 - 1861) war in erster Ehe verheiratet mit dem Lahrer Handelsmann Ludwig Koch, und in zweiter Ehe mit dem Brauereibesitzer Jacob Schadt in Lahr. Der Sohn aus erster Ehe, Bruno Koch, war Kaufmann in Rio de Janeiro; er starb auf der Heimreise, seine Leiche wurde dem Ozean übergeben. Die Tochter aus zweiter Ehe, Emilie Schadt, wurde die Gattin des Professors und späteren Dekans Friedrich Wilhelm Wagner in Lahr.

Die Kinder 9 bis 12 sind früh verstorben.

Kurzhinweise auf die Familien Griesbach und Zanckel

Die Familie Griesbach war um die Wende des 17. Jahrhunderts von Straßburg ausgewandert, wo sie schon der Gerberzunft angehört hat. Als erstem wurde dem Rotgerber Daniel Griesbach anno 1705 das Bürgerrecht in Lahr verliehen. Er siedelte sich inmitten der Stadt am Schutterkanal an, der von zahlreichen Gerbereien und Färbereien umsäumt war. Das Geschäft vererbte sich nach alten Brauch von Vater auf Sohn und blieb über hundert Jahre in der Familie.

Das selbe war auch bei der Schönfärberfamilie Zanckel der Fall, aus der sich der Pannifex-Ahnherr Johannes Pannifex I., der weither aus fremdem Lande gekommene Lehrer und Kantor, seine Lebensgefährtin Salomea Maria Zanckel, des Lahrer Schulheißen Tochter, geholt hatte. Die Zünfte der Gerber und Schönfärber zählten zu den angesehensten und wohlhabendsten damaliger Zeit und hatten der Stadt eine Reihe von Ratsherren und Bürgermeister gestellt, darunter manchen Zanckel und Griesbach.

Beim Dinglinger Torturm, nach einer Dichtung von Emilie Wagner geb. Schadt 1864 auch Hexenturm genannt, stand das Geschäftshaus der Eheleute Pannifex-Griesbach. Es war die Stätte erfolgreicher Arbeit und eines schönen Familienlebens. Der Chronist ergänzte: "Es war die gute, alte Zeit, wo man noch mit größerer Behaglichkeit durchs Leben schreiten konnte und das wilde Hasten und Treiben von heute nicht kannte."

Im Jahre 1817 verkaufte Pannifex sein Anwesen dem Kaufmann C. F. Rauch Rohn, welcher darin eine Kurz- und Wollwarenhandlung gründete, die später der Schwiegersohn Moritz Unger übernahm. Rauch ließ auf dem hinter seinem Grundstück gelegenen, von ihm dazu erworbenen Teil der Brauerei "Lamm" ein größeres Magazingebäude mit Stallung erstellen und dieses später durch einen Zwischenbau mit dem Wohnhaus verbinden. Nach Entfernung der Reste der alten Stadtmauer und des Grabens (man denke an die Grabenstraße, heute Schillerstraße) einen Ziergarten anlegen.

Nach einem mehrjährigen Prozeß Rauchs mit der Stadt Lahr, welcher unter dem Namen "Dinglinger Torturm-Prozeß" bekanntgeworden ist, wurde der baufällig gewordene Turm mit einem Kostenaufwand von 2.500 Gulden repariert, aber schon nach sechs Jahren (1839) abgebrochen. Dadurch ist Rauchs Wunsch doch noch erfüllt und zugleich der Eingang zur Dinglinger Vorstadt (Kaiserstraße) freigelegt worden.

Damit endet die Chronik der Familien Hugo, Hug, Preu und Pannifex. Für aufmerksame Leser war das Zusammenstehen und Zusammengehen der wohlhabenden Bürgerfamilien erkennbar. Daraus erwuchsen Existenzkraft und Macht in einer Stadtgemeinschaft mit damals etwa 4000 Seelen. Trotz Macht und Wohlhabenheit: Alles ist vergangen, was im 18. und 19. Jahrhundert unbezwingbar schien. Oft war es das Aussterben der männlichen Linie, oft das Ergreifen eines anderen Berufes, oft auch das Hinausziehen in den europäischen Raum oder nach Übersee. Andere Familien sind am hochgeschraubten Lebensstandard zugrunde gegangen. Das soll heute noch so sein! Immerhin scheint eine Rückerinnerung von Wert. Wie gut, daß es den "Altvater" gibt, sagte jüngst eine Leserin. Dieser Meinung stimmt die "Altvater"-Schriftleitung gerne zu.

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