Der Fürstenberger Hof in Haslach i.K. Von Franz Schmider - die Ortenau 1958, S. 95 ff.


Abbildung 1. Der einstige Fürstenberger Hof in Haslach i. K.  - Aufnahme: Fotohaus Grüninger, Haslach
Abbildung 1. Der einstige Fürstenberger Hof in Haslach i. K. - Aufnahme: Fotohaus Grüninger, Haslach

Im August 1834 legte Baron Carl v. Kraft dem Großherzoglich-Badischen Fürstlich-Fürstenbergischen Bezirksamt Haslach ein Gesuch um Genehmigung zur Errichtung eines Bades verbunden mit einer Kranz- oder Buschwirtschaft vor. Die Frage der Erstellung eines Badhauses, die damit angeschnitten war, sollte beinahe ein Jahrzehnt die beteiligten Kreise beschäftigen und die Aktenfaszikel der Behörden füllen, bis sie auf langem Umweg schließlich mit dem Bau des Bad- und Gasthauses zum Fürstenberger Hof ihren Abschluß fand.

Die Familie von Kraft war um das Jahr 1811 in Haslach zugezogen. Nach dem Ratsprotokoll vom 26. Oktober 1821 hat Freifrau Josefine v. Kraft, geborene Freifrau v. Lassolaye, nachdem sie seit 10 Jahren in Haslach gewohnt, um Bürgeraufnahme nachgesucht und dabei ein Vermögenszeugnis über 55.000 fl. vorgelegt. Die Bürgerannahme erfolgte unter der Bedingung a) einer jährlichen Rekognition von fl. 15 kr. , b), daß bei Aquisition eines mit einem Bürgerrecht begabten Hauses das Bürgergeld ad Aerarium entrichtet werde, c) daß sie sich den bürgerlichen Anordnungen und Leistungen unterwerfe. Über die Persönlichkeit der Baronin v. Kraft erzählt Heinrich Hansjakob einiges in seinem Buche "Aus meiner Jugendzeit" (10. Auflage, S. 21)(1). Ihr Sohn war ein Leichtfuß und Tunichtgut, der, wie Hansjakob in seinen "Schneeballen" (II. Reihe, "Der Eselsbeck von Hasle") schreibt, nichts gelernt hatte und der seiner Mutter Hab und Gut vergeudete durch allerhand verfehlte Spekulationen. Von zweien berichtet uns Hansjakob, von dem Versuch, Wirt zu werden durch Pachtung der städtischen Wirtschaft auf dem Rathause und von der Gründung eines Frachtfuhrgeschäftes nach Straßburg. Weitere lassen sich noch anführen: er bewarb sich auch einmal um den Posten des städtischen Baumeisters, und auch die von seiner Mutter gegründete Senfmühle scheint kein grüner Zweig für ihn geworden zu sein. Er endete schließlich als Bahnwart auf der Strecke Freiburg - Basel(2).

Abbildung 2. Baronin von Kraft. Aufnahme Fotohaus Grüninger, Haslach
Abbildung 2. Baronin von Kraft.
Aufnahme Fotohaus Grüninger, Haslach
Auch das Gesuch um die Badwirtschaft scheint ein solcher Versuch zur Gewinnung eines Lebensunterhalts gewesen zu sein. Die Familie von Kraft hatte sich außerhalb der Stadtmauer am Klosterbach ein eigenes Haus gebaut, die heutige Apotheke. In diesem Hause sollte das Bad und die Wirtschaft eingerichtet werden. Ein Plan für den Umbau lag dem Gesuche bei, ist aber dem Herrn v. Kraft später zurückgegeben worden und daher in den Akten nicht mehr aufzufinden gewesen. Das Bezirksamt gab das Gesuch des Baron v. Kraft zunächst zur Äußerung an den Stadtrat, dieser wiederum ließ die Haslacher Wirte vorladen, damit sie zu dem Gesuch um eine neue Wirtschaft Stellung nähmen. Die 6 Schildwirte: Kröpple zum Engel(3), Adlerwirt Zachmann(4), Kreuzwirt Merkle(5), Rabenwirt X. Kleyle(6), Sonnenwirt Jos. Fauz(7) und Ochsenwirt Hilberer(8) reichen ihre Antwort schriftlich ein. Um der Gefahr einer neuen Wirtschaftseröffnung zu begegnen, erklären sie sich bereit, selbst ein Bad zu errichten, wenn Bedürfnis nach einem solchen bestehe. Der Stadtrat schließe sich in seinem Gutachten der Vorstellung der Wirte an mit der Begründung, daß "bey der Zahl der Schild-, Stuben-, Strauß-, Bier- und Schankwirte der Ort im Verhältnis seiner Poppulation und der stattfindenden Frequenz in den Wirtshäusern mehr als hinlänglich versehen" sei, daß die Stadtgemeinde um so weniger auf Vermehrung der Wirtschaftskonzessionen antragen könne, da sie selbst eine Stubenwirtschaft besitze, deren Verpachtung dadurch verlieren würde. Um aber oben nicht anzustoßen, schließt das Gutachten des Stadtrats mit der Bemerkung, daß die Entscheidung ganz der hohen Regierung überlassen wird. Diese verfügt auf die Vorlage des Bezirksamts kurz und bündig, daß bei der in Haslach vorhandenen Zahl von 20 Wirtschaftsberechtigten(9) und im Hinblick auf das von den Wirten gemachte Anerbieten zur Errichtung einer Badanstalt das Gesuch des v. Kraft nicht berücksichtigt werden könne, dagegen aber dafür zu sorgen sei, daß die Wirte nach Anordnung des Großherzoglichen Amtes und Physikats die zugesagte Badeanstalt auch wirklich errichten. Am 14. April 1835 geben die 6 Gastwirte dann tatsächlich die Erklärung ab, daß sie auf Grund des Erlasses der hohen Regierung bereit seien, eine Badanstalt "unter sich, d.h. sämtliche Gastwirte mitsammen", zu errichten. Den Bauplatz dafür haben sie vorderhand ca. 30 Schuh lang und 16 breit auf dem städtischen Eigentum vor dem Mühlenbacher Tor dicht an dem Talbach bestimmt. Sie wollen zunächst 4 Badegemächer einrichten, weitere erst, wenn solche erforderlich befunden werden sollten. Das Badegeld festzusetzen, überlassen sie der geeigneten Behörde, "indem sie ohnehin glauben, daß hierfür eine Taxordnung bestehen werde". Es sollten dann zunächst die Verhandlungen wegen Überlassung des Bauplatzes vor Gemeinderat und Bürgerausschuß weitergeführt werden.

Mittlerweile scheint aber die Sache langsam eingeschlafen zu sein. Wir hören erst wieder von der Badeanstalt, als im Frühjahr 1836 ein neues Gesuch um Erteilung der Konzession für eine Badeanstalt und eine damit in Verbindung stehende Restauration vorgelegt wurde, diesmal von dem Stabschirurgen Fidel Kraft. Zur Begründung seines Gesuches macht Kraft geltend, daß den Wirten an der Errichtung einer Badanstalt gar nichts gelegen wäre, sie hätten nur die Absicht, das Entstehen einer neuen Wirtschaft zu verhindern, während er eine gute Führung der Badeanstalt gewährleisten könne. Auch besitze er ein erst im Jahre 1825 erbautes Wohnhaus(10) zu eigen, außerhalb der Stadt an der Mühlenbacher Straße gelegen, das sich vorzüglich zu einer Badeanstalt eigne, denn er könne in längstens 14 Tagen wenigstens 7, nötigenfalls 10 Badezimmer errichten, ja es sei schon beim Bau des Hauses auf das jetzige Vorhaben Rücksicht genommen. Der dem Gesuch beigegebene Plan zeigt im Erdgeschoß auch richtig 7 gleiche kleine Gemächer. Ein Wasserkanal(11), der ganz nahe hinter seinem Wohnhause vorbeifließe, und der immer reines gesundes Wasser habe, und zwar in solcher Menge, daß damit die Seiden- und Baumwollenfärberei, welche Baron v. Kraft errichtet hat(12), getrieben werden kann, könne zur Badeanstalt benutzt werden.

Abbildung 3. Baron von Kraft Aufnahme Fotohaus Grüninger, Haslach
Abbildung 3. Baron von Kraft
Aufnahme Fotohaus Grüninger, Haslach
Weiter führt dann Kraft in seinem Gesuch aus, daß die Badeanstalt zwar für eine Heilquelle nicht ausgegeben werden könne, sie wäre "mehr ein Reinigungsbad, aber auch als solches würde sie in medizinisch polizeilicher Hinsicht von den wichtigsten Folgen sein" und bei zweckmäßigem Gebrauch oft dieselben Dienste leisten wie ein Mineralbad. Für die medizinischen Bäder wäre er als wissenschaftlich gebildeter und lizenzierter Wundarzt, der seit 25 Jahren den ihm übertragenen Dienst zur größten Zufriedenheit seiner Obern versehe(13), der geeignete sachverständige Leiter. Dann kommt jedoch auch das "Aber", eine Wirtschaft müsse mit dem Bade absolut notwendig verbunden sein, weil die Einnahmen aus dem Bade nicht ausreichen, die Unkosten zu decken.

Obgleich das Bezirksamt sich früher gegen die Vermehrung der Wirtschaften ausgesprochen hatte, gibt es nun doch das Gesuch des Amtschirurgen Kraft mit heftigen Ausfällen gegen die Habsucht und den Egoismus der Wirte befürwortend weiter, begleitet von einem längeren, das Gesuch ebenfalls unterstützenden Gutachten des Großherzoglichen Physikats Haslach(14). Gleichwohl lehnt die Großherzogliche Regierung des Mittelrheinkreises das Gesuch des Chirurgen Kraft ab, da man die Errichtung einer Badeanstalt in Verbindung mit einer Restauration mit dem Amt eines Staatsdieners unvereinbar hält und das Badewasser ohnehin eine mineralische Eigenschaft nicht besitzt.

Noch vor dem Eingang dieser Entscheidung beim Bezirksamt in Haslach war aber der Amtschirurg Kraft im Alter von 53 Jahren gestorben als Vater von neun, größtenteils noch "unerzogenen" Kindern(15). Für die Witwe Kraft legt ihr Schwager, Oberlehrer Blum, Berufung gegen die Entscheidung der Regierung ein. Die Regierung verwirft aber den Rekurs unter Verfällung der Rekurrentin in die Kosten. Die Witwe Kraft versucht hierauf durch Vermittlung des Bezirksamtes die 6 Wirte zu bewegen, daß sie ihr die Errichtung einer Badeanstalt überlassen und abtreten, da in ihrer traurigen und kummervollen Lage ihre Existenz von der Erreichung ihres Zieles abhinge. Ihr Ansinnen wird aber von den Wirten zurückgewiesen.

Im März 1837 tritt die Witwe Kraft mit einem neuen Gesuch um Genehmigung zur Eröffnung des Bades an das Bezirksamt heran, weil durch veränderte Umstände Hoffnung auf Erhörung gegeben ist. Inzwischen waren nämlich die Wirte unter sich uneins geworden.

Abbildung 4. Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe
Abbildung 4. Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe

Nach den Vorschlägen des Kreuzwirts Merkle und nach dem einstimmigen Beschluß aller übrigen Schildwirte hatten Ochsenwirt Hilberer und Adlerwirt Franz Zachmann von dem Schuster Josef Wachtler ein an dem Mühlenbacher Weg gelegenes Feld für 750 fl. gekauft und dieses der Stadt als Ersatz für den ihnen zu überlassenden Bauplatz angetragen, als Merkle aus Gründen, die nicht festzustellen sind, sich von der Sache zurückzog. Seinem Beispiel folgten seine beiden Schwäger Grießhaber, der inzwischen als Nachfolger Kleyles den "Raben" übernommen hatte, und Fauz, und später auch Kröpple, indem sie der Ladung des Bezirksamtes fernblieben, die ausdrücklich mit dem Androhen ergangen war, daß bei Nichterscheinen angenommen werden würde, daß sie an der Badeanstalt keinen Anteil mehr nehmen wollten. Hilberer und Zachmann allein blieben dem der Regierung gegebenen Anerbieten treu, weil sie "mit Worten kein Spiel treiben wollten". In einer Eingabe suchten sie darum nach, daß ihnen beiden ohne die Beteiligung der andern Wirte die Genehmigung zur Errichtung des Bades erteilt werden möchte, weil gerade sie durch Errichtung einer neuen Wirtschaft am meisten geschädigt wären, weil sie erst in jüngster Zeit ihre Gastwirtschaften aus entlegenen Gassen an die Straße und den Markt verlegt hätten, den Fremden daher nicht bekannt und auch infolge ihres beschränkten Raumes lediglich auf Einheimische angewiesen wären. Die Kreisregierung erteilte diese Genehmigung.

Die beiden Wirte setzen im Herbst 1837 den Bau dann tatsächlich ins Werk, sie kaufen das erforderliche Holz, schließen Akkorde ab und lassen die Fundamente ausheben. Nachdem der Bau im Winter eingestellt war, geht er im folgenden Jahr nur langsam vonstatten; denn erst im November 1838 kann nach wiederholter Erinnerung das Bezirksamt der Kreisregierung über einen Augenschein, der gemeinsam mit dem Physikat auf der Baustelle stattgefunden hat, berichten: "Zuerst kömmt man, wenn man die Mühlenbacher Straße hinausläuft, zu dem Theil des Hauses, der zur Wohnung bestimmt ist. Hier befinden sich zwei große Keller, ein geräumiges Wirthszimmer und zwei Zimmer für solche Badende, die unmittelbar nach dem Bade sich zu Betr legen müssen, dann eine Küche und Speisekammer. Unter dem Dach befindet sich ebenfalls ein geräumiges Zimmer, das zur Wohnung des Badeaufsehers bestimmt ist. Dann kommt man zur Scheuer, von da zur Stallung und endlich zu dem Raum, worin die Badezimmer angebracht sind. Dieser Raum ist durch eine Giebelmauer von der Stallung getrennt und darin sind 3 Badezimmer und eine Bade- und Waschküche, worin das Wasser heiß gemacht wird. Die Badezimmer sind dem Zweck entsprechend groß genug und freundlich, so daß hier nichts fehlt, als die Gelegenheit, das Bad sich selbst nach Bedürfnis durch Zulassung von warmem und kaltem Wasser zu richten, und daß wenigstens eines derselben zum Heizen eingerichtet wird."

Das von Hilberer und Zachmann erbaute Badhaus ist, allerdings durch Umbau stark verändert, das spätere Prinzbachsche Haus(16). Bei der Bauausführung, die durch den Plan (Abb. 4) wiedergegeben wird, sind die beiden Wirte nicht unerheblich von ihrem ersten Bauriß, den sie der Regierung vorgelegt hatten und der von dem Straßenmeister Näher entworfen und gezeichnet worden ist und den die Abb. 5 zeigt, abgewichen, und das ist bedauerlich; denn nach dem Entwurf von Näher wäre ein, wenn auch kleines, Bad- und Wirtshaus entstanden, das sowohl durch die Raumanordnung im Innern als auch in der äußeren Erscheinung sich als solches dargestellt hätte. Aus dem reizvollen Badhause haben die Bauherren das Haus eines kleinen Städtlebauern gemacht, eine große Stube wurde einfach zur Wirtsstube und hinten am letzten Ende wurden wie zufällig und ohne rechte Verbindung mit dem übrigen Hause ein paar Badezellen angehängt. Es mögen schon damals während der Erstellung abfällige Urteile über die Anordnung laut geworden sein, denn das Bezirksamt hielt es für nötig, in seinem Protokoll zu bemerken: "Der Umstand, daß man an dem Stall vorbei muß, ehe und bevor man in die Badeanstalt kommt, ist keiner Bemerkung werth, da man in der hiesigen Stadt keine 10 Schritte weit geht, ohne daß man an einer Stalltüre vorbeigehen muß."

Von den beiden Wirten war offenbar Zachmann die treibende Kraft. Es muß ihm ein starker Ehrgeiz und große Empfindlichkeit gegen Kritik eigen gewesen sein. Noch bevor eine amtliche Auflage kommt, läßt er aus freien Stücken alle drei Badezimmer heizbar machen und den Mechanikus Vielweber in Wolfach die zum Mischen des Badwassers erforderlichen Zuleitungen anbringen. Allen weiteren Einwendungen gegen das Badhaus begegnen aber die beiden Wirte mit der Ankündigung, daß sie entschlossen seien, keine Kosten zu scheuen und ein ganz großartiges Badhaus zu erbauen auf einem Platze, der allein sich noch zu einer schöneren Badeanstalt eigne, der aber z.Z. noch der Fürstlich-Fürstenbergischen Standesherrschaft gehöre, doch ständen sie schon in Kaufverhandlungen und hätten 2.000 fl. für den Platz geboten.

Abbildung 5. Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe
Abbildung 5. Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe

Der Plan, ein größeres Bad- und Gasthaus am unteren Tor zu errichten, ist also dem Kopfe Zachmanns schon entsprungen, als das kleine Badehaus am Mühlenbacher Weg noch nicht fertiggestellt war. Vielleicht ist darin die Erklärung zu suchen für die am Bauentwurf Nähers vorgenommenen Änderungen.

Den Betrieb der erbauten Badewirtschaft scheint Zachmann dem Ochsenwirt Hilberer ganz überlassen zu haben. Im November 1839 reichen die Wirte Grießhaber, Kröpple, Fauz und Merkle eine Beschwerde beim Bezirksamt ein, weil der Ochsenwirt Hilberer im Laufe des Sommers sein im zustehendes Wirtschaftsrecht zum Ochsen an seinen Sohn Baptist Hilberer verkaufte, trotzdem aber eine Wirtschaft auf der Badeanstalt, und zwar angeblich auf eigene Rechnung fortführe(17).

Lageplan bei der Planung des Fürstenberger Hofs
Lageplan bei der Planung des Fürstenberger Hofs

Es folgt nun ein langatmiger Rechtsstreit zwischen den Advokaten der beiden Parteien darüber, ob Hilberer auf Grund der Konzession für das Bad mit Wirtschaftsbetrieb berechtigt ist, auf dem Bad zu wirten, wenn er seine persönliche Wirtschaftsgerechtigkeit abgetreten hat, und darüber, ob die Badewirtschaft im Winter, wo nicht gebadet wird, überhaupt ausgeübt werden darf. Im Mai 1840 wird die Beschwerde des Rabenwirts Grießhaber und Konsorten von der Regierung verworfen unter Verurteilung der Beschwerdeführer in die Kosten, Der Rechtspraktikant Baur als Vertreter der vier Wirte legt zwar am 20. Juni 1840 gegen diese Entscheidung Berufung ein, "der angemeldete aber in termino nicht ausgeführte Rekurs" wird jedoch vom Bezirksamt für verfallen erklärt.

Inzwischen hat Adlerwirt Zachmann auf eigene Rechnung die Errichtung eines neuen größeren Bade- und Gasthauses eifrigst betrieben. Mit Hilberer hat er sich wegen der Mitberechtigung an der Bad- und Wirtschaftskonzession schon durch Vertrag vom 1. März 1838 auseinandergesetzt. Gegen eine von Zachmann zu zahlende Summe von 1.500 fl. hat Hilberer auf seine Mitberechtigung verzichtet für den Fall, daß Zachmann ein neues Bade- und Gasthaus errichter haben wird.

Über die Erwerbung des Bauplatzes für das neue Bade- und Gasthaus am westlichen Eingang des Städtchens in dem im Besitze der Fürstlich-Fürstenbergischen Verwaltung befindlichen sogenannten Amtsgarten an der Kreuzung der Straße von Offenburg und Elzach(18) befinder sich im Fürstlich-Fürstenbergischen Archiv in Donaueschingen ein ziemlich dickes Aktenheft. Durch Domänen-Kanzleibeschluß vom 1. Juli 1839 wurde unter Vorbehalt des lehengerichtlichen Konsenses zwischen der Fürstlichen Standesherrschaft Fürstenberg und Adlerwirt Franz Zachmann zu Haslach ein Vertrag abgeschlossen, der aber erst am 10. April 1841 auf ein Schreiben des Fürstlich-Fürstenbergischen Rentamts Wolfach hin wortwörtlich in das Kontraktenbuch der Stadt Haslach (V. Teil, S. 266) eingetragen wurde. Im § 1bestimmt der Vertrag, daß die gnädigste Standesherrschaft Fürstenberg an Franz Zachmann zu Eigentum ihre Güter im Niederhofen überläßt, wie solche versteint sind,

a) 131 Ruthen Garten,
b) 12 Ruthen Hofraite,
c) 196 Ruthen Ackerfeld,
d) 198 Ruthen dto., badisches - neues Maas
e) 1 Morgen 70 Ruthen dto.,

sämtliche anstoßend an Stadt Allmend Vorstadt Straßen und Jakob Grieshaber gegen Osten, an die Staatsstraße nach Offenburg gegen Süden, an Apotheker Ernst gegen Westen. Die fürstliche Verwaltung ließ sich aber nicht auf einen Verkauf gegen bares Geld ein: § 3 des Vertrages sieht vor, daß Zachmann an die fürstliche Standesherrschaft folgende Grundstücke zu überlassen hat:

a) seinen eigenthümlichen Platz hinter dem herrschaftlichen Fruchtkasten beim Pfarrhaus (früher Garten mit 38 Ruthen badisches neues Maas) anstoßend an die Vicinalstraße nach Mühlenbach, an Fidel Kraft, den Kirchhof(19) und besagten standesherrlichen Fruchtkasten(20);

b) sein eigentümliches Feld genannt die Bünde zu 1 Morgen 2 Vrtl. und 74 Ruthen badisches Maas Acker- und Baumfeld;

c) ferner 1 Morgen 48 Ruthen Acker in den Kampfackern eins. neben fürstl. Standesherrschaft, anders. neben Fidel Neumaier, seither dem Ferdinand Hauschel gehörig(21).

Zu diesem Geländetausch wurde Zachmann die Zahlung eines Aufgeldes von 2.200 fl. auferlegt (§ 4 des Vertrags). Dieses Aufgeld blieb aber vorerst mit 4 vom Hundert verzinslich bei Zachmann stehen bis zur Aufkündigung von seiten der fürstlichen Standesherrschaft mit ausbedungener vierteljährlicher Frist (§ 5 des Vertrags). Bis zur gänzlichen Bezahlung des Aufgeldes wurde Sicherung durch erste Hypothek auf dem Garten und den Feldern im Niederhofen vorbehalten (§ 8). Die standesherrlichen Güter gingen zehntfrei an Zachmann über (§ 2 des Vertrags). Zum Ausgleich mußte Zachmann die Verbindlichkeit des Zehnten von den an die Standesherrschaft abgetretenen Feldern übernehmen bzw. sich verpflichten, diesen Zehnten abzulösen und das Ablösungskapital zu bezahlen (§ 6). Die öffentlichen Auflagen als Staatssteuern, Gemeindeumlagen pp. dagegen sollten mit dem 1. Mai 1840 auf die neuen Besitzer übergehen. Wie dies bis auf den heutigen Tag meist üblich ist, hatte Zachmann alle auf den Kauf und Tausch ergehenden Kosten, wes Namens sie sind, allein zu bestreiten (§ 7). Der Vertrag spricht sich aber auch noch über weitere Einzelheiten aus. Der sogenannte Amtsgarten war dem Herrn Bezirksamtmann Dilger(22) pachtweise überlassen. Zachmann mußte deshalb die Verpflichtung übernehmen, entweder diesen mit Anschaffung eines anderen Gartens zufriedenzustellen oder auf Verlangen der fürstlichen Standesherrschaft die Herstellung eines Gemüsegartens um das Amthaus herum, wie solcher auf einem Plan eigens bezeichner wurde, auf seine Kosten zu einem bestimmten Termin übernehmen (§ 8). Auf die im Amtsgarten befindlichen Pflanzen, Gesträuche, Zäune, Häger pp. hatte Zachmann keine Ansprache zu machen, da ihm einzig und allein Grund und Boden überlassen wurde, ja selbst die Gartenerde hatte er auf Verlangen der fürstlichen Standesherrschaft zur Verfügung zu stellen (§ 9). Weiter sollte Zachmann die von ihm abgetretenen Felder vermarken lassen, falls solche noch nicht vermarkt sind, und mit den bisherigen Pächtern der fürstlichen Felder im Niederhofen hatte er sich auseinanderzusetzen und zu verständigen(23).

Es war also kein gar so einfaches Rechtsgeschäft, was sich Zachmann mit der Erwerbung des Bauplatzes aufgeladen hatte. Im Laufe des Jahres 1840, also schon vor der Eintragung des Vertrages in das Kauf- und Tauschbuch, wie das Kontraktenbuch der Stadtgemeinde auch genannt wird, entstand dann auf dem erworbenen Platz "ein in schönem Style erbautes dreistöckiges Gebäude", das 86 Fuß lang, 43 Fuß tief und dessen unteres Stockwerk 13 Fuß, das mittlere 12 Fuß und das obere 10 1/2 Fuß lichte Höhe mißt. Es enthält 1 Saal und 16 größere und kleinere Gastzimmer nebst den weiteren zum Wirtschaftsbetrieb erforderlichen Räumen.

Die Akten des Generallandesarchivs in Karlsuhe enthalten die Originalpläne für den Neubau des Bade- und Gasthofes, die in den Abb. 8, 10, 11 wiedergegeben werden, Die Pläne stammen wieder wie der erste Entwurf zu dem Badehaus an der Mühlenbacher Straße von dem Straßenmeister Näher oder richtiger Naehr, wie er selbst seinen Namen schreibt.

Abb 07
Abbildung 7. Straßenmeister Naehr
Aufnahme Fotohaus Grüninger, Haslach
Naehr war ein geborener Haslacher. Hansjakob schreibt in seinem Buche "Bauernblut" im Kapitel "Der Vetter Kaspar" von zwei Haslacher Genies: "Das eine derselben war der Sohn eines armen Maurers, der Straßenmeister Näher, welcher großes Talent fürs Ingenieurfach harte. Er mußte aber Maurer werden und brachte es gleichwohl durch eigene Kraft zum Straßenmeister und technischen Berater aller mittleren Kinzigtäler. Mein Vater pflegte zu sagen, der Näher sei der Gescheiteste in Hasle. Er starb in meinen ersten Knabenjahren, vor der Revolution, aber ich kann ihn mir noch wohl vorstellen: eine schlanke, rotbärtige Gestalt mit großen, halbgeschlossenen Augen, aus denen Geist und Satyre blitzten." Im Heimatmuseum der Stadt Haslach hängt eine Porträtzeichnung Nähers, die wohl von ihm selbst gezeichnet sein kann, die Blickrichtung der Augen läßt vermuten, daß er vor dem Spiegel sich selbst Modell gestanden hat, und das Bild zeigt auch die Unterschrift "Straßenmeister Nehr" (Abb. 7). Es ist tatsächlich ein intelligentes, selbstbewußtes Gesicht, das uns aus dem Bilde entgegenschaut(24). Was mit der Errichtung des neuen Bade- und Gasthauses beabsichtigt war, ergibt sich aus einer "Vernehmlassung" vom 15. Januar 1840 des Rechtspraktikanten Spreter von Ettenheim, den die beiden Wirte Zachmann und Hilberer als ihren Vertreter in der Streitsache mit den Wirten Grieshaber, Kröpple, Fauz und Merkle beigezogen hatten. Er schreibt unter anderm: die Beklagten werden "eine Badanstalt in großartigem Style zu natürlichen und künstlichen Bädern aller Art errichten und auch das Wirtschaftsgebäude wird hinter demselben nicht zurückbleiben, da es ihnen weder an den nötigen Geldmitteln, noch am guten Willen, noch an persönlicher Qualifikation fehlt. Man halte nicht entgegen, daß ein derartiges Etablissement das Bedürfnis Haslachs übersteigt. Einmal glauben die Unternehmer, daß hier wie überall vermehrte und verbesserte Gelegenheit auch stärkere Frequenz zur Folge haben werde, und dann rechnen sie auch auf den Zuspruch Auswärtiger, an denen es jetzt, wo die Bäder mit kaltem Wasser so sehr in Schwung gekommen sind, bei der schönen Lage und gewiß trefflichen Einrichtung des vorhabenden Etablissements gewiß nicht fehlen wird". Und er fährt dann in bezug auf die in Haslach bestehenden Verhältnisse fort: "In der Regel können reisende Herrschaften nur in Dachzimmern für eine Nacht ein Unterkommen finden, ihnen aber für mehrere Tage einige bequeme Zimmer einräumen zu können, dazu hat kein einziges der vorhandenen Gasthäuser auch nur von weitem Raum genug. Nur diesem Mangel an Fremdenzimmern muß es beigemessen werden, daß von den zahlreichen Reisenden, die das reizende Kinzigtal nach allen Richtungen durchziehen, nicht einmal wenige in unserm freundlichen Städtchen sich kurze Zeit verweilen, um Ausflüge in unsere schöne Nachbarschaft zu machen, während dies in den geräumigen Gasthöfen der benachbarten Städte Hornberg und Triberg, die mit Naturschönheiten weniger begabt sind, viel häufiger der Fall ist. Wird hiemit, wie es die Unternehmer beabsichtigen, eine schöne Gartenwirtschaft, an der es in Haslach ebenfalls mangelt, verbunden, so wird auch den Einheimischen ein Genuß gewährt, der nicht unter die letzten Annehmlichkeiten des Lebens zu zählen ist(25)."

Beim Graben des Brunnens, der das zum Bauen nötige Wasser liefern und nachher zum Hausgebrauch dienen sollte, trat etwas Unerwarteres und Unvorhergesehenes ein, das dem Unternehmen Zachmanns erst Berechtigung und Glanz verleihen konnte: "es kam eine Mineralquelle zum Vorschein." Nach einer Auslassung des Amtsphysikats Haslach soll man auf den mineralischen Gehalt dadurch aufmerksam geworden sein, daß einige Bauarbeiter, die von dem Wasser tranken, "wohl ex indigestione" Diarrhöe davon bekamen.

Zachmann ließ das Wasser der Quelle von zwei Fachleuten untersuchen. Der Großherzogliche Physikus Kamm in Hornberg schreibt dazu in seinem Gutachten vom 22. November 1840: "Das von Adlerwirt Zachmann bei seinem neu zu erbauenden Wirtshause aufgefundene Mineralwasser wurde am 6. September an Ort und Stelle und bei ziemlich niederem Wasserstande durch Gallustinktur und Cyaneisenkalium untersucht. Es reagierte als ein ziemlich starkes Eisenwasser. Diese Quelle entspringt in der Talsohle des Kinzigtales, ist ungemein stark, so daß täglich mehrere Hundert Bäder aus purem Mineralwasser verfertigt werden können. Als Sohlenwasser ist es bei niederem Wasserstande am reichhaltigsten. Es steht deshalb zu erwarten, daß eine quantitative Analyse im hohen Sommer und bei trockener Witterung mit diesem Wasser vorgenommen, glänzende Resultate liefern und herausstellen wird, daß diese neue Quelle nebst ihrer Wasserfülle keiner bis jetzt bei uns bekannten Quelle an mineralischem Gehalt nachstehen wird."

Hofrat und Professor Dr. C. Frommherz in Freiburg, dem einige Flaschen des aufgefundenen Mineralwassers übersandt worden waren, begutachtet auf Grund einer qualitativen Analyse unterm 7. November 1840; "Das Wasser zeigte sowohl mit Gallustinktur als mit Cyaneisenkalium ganz deutliche und nicht unbedeutende Eisenreaktionen und es enthielt außer kohlensaurem Eisenoxydul noch kleine Quantitäten von Kochsalz, kohlensaurem Kalk und kohlensaurer Bittererde. Nach dem Resultat dieser Untersuchung ist die neue Quelle in Haslach ein Eisenwasser von mittlerer Stärke und es werden daher derselben auch die bekannten Heilwirkungen zukommen, welche den Eisenwässern eigen sind." Frommherz hat dann die Quelle im Mai 1841 noch an Ort und Stelle untersucht und schreibt darüber: "Ich fand den Eisengehalt des Wassers der Quelle auffallend stärker als bei dem von mir in Freiburg früher untersuchten und zwar trotzdem die Wirterung lange vor der Untersuchung regnerisch gewesen war. Es fanden sich dieselben Nebenbestandteile wie bei der früheren Untersuchung, aber überdies noch eine organische Substanz, sehr wahrscheinlich ein quellsaures Salz."

Was Zachmann nun noch fehlte, war die Wirtschaftsgerechtigkeit für sein neues Gasthaus. Hatte er wohl ursprünglich nur daran gedacht, die für das erste provisorische Badehaus gegebene Konzession auf das neue größere Haus zu übertragen, wie aus seinen Abmachungen mit Hilberer hervorgeht, so beabsichtigt er nun, nachdem die Mineralquelle entdeckt, alle seine Tätigkeit der Badeanstalt zu widmen und das Adlerwirtshaus zu verkaufen. Um alle möglichen Zweifel zu beseitigen und die neue Wirtschaft vor allen künftigen Anfechtungen zu sichern, wendet er sich im Dezember 1840 an die Kreisregierung mit der Bitte um eine förmliche Entscheidung über die Qualifikation der früheren Badewirtschaft und mit dem Antrag, die zur Badeanstalt unterm 7. Juli 1837 erteilte Wirtschaftskonzession als eine reelle Gastwirtschaft zu erklären. Sollte dies abgeschlagen werden, so wird die weitere Bitte gestellt, die mit der Badeanstalt verbundene Wirtschaft infolge der Entdeckung einer Heilquelle in eine reelle Gastwirtschaft zu verwandeln.

Abbildung 8. Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 389
Abbildung 8. Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 389

In seinem ausführlich begründeten Gesuch führt Zachmann unter anderm aus: an das errichtete "stattliche Gebäude wird sich sogleich mit dem Beginn des Frühjahrs das Badehaus in gleich würdigem Style anreihen, das nicht nur genügenden Raum zu einer Anzahl Bad- und Wohnzimmern, sondern auch die erforderliche Einrichtung zu künstlichen Bädern aller Art erhalten wird. Zu diesem Bauwesen gehören mehrere Jauch daran stoßenden Felder, welche nicht nur zur Gartenwirtschaft, sondern auch zu einer schönen Anlage mit Lustgärten bestimmt sind." In dem von Straßenmeister Näher gezeichneten und vorstehend abgebildeten Plan sind die Badegemächer noch im Erdgeschoß der beiden rückwärtigen Seitenflügel untergebracht. Durch die Auffindung der Quelle ergab sich also schon bei der Errichtung des Hauptgebäudes die Absicht, ein besonderes Badegebäude zu erstellen(26).

Abbildung 9. siehe Fußnote 26
Abbildung 9. siehe Fußnote 26

Weiter erwähnt Zachmann in seinem Gesuch, daß er vom Fürsten von Fürstenberg die gnädige Genehmigung eingeholt habe, das neue Gast- und Badehaus "zum Fürstenbergischen Hof" benennen zu dürfen.

Zachmann beschließt seine Eingabe mit dem Satz: "Durch die hochgeneigteste Bewilligung der einen oder andern Bitte wird die hochlöbliche Kreis-Regierung ein Etablissenent ins Leben rufen, das nicht nur seiner industriellen Bedeutung wegen aller Aufmunterung würdig ist, sondern auch der Umgegend von Haslach, ja dem ganzen schönen Kinzigtale zur Zierde gereichen wird."

Das Bezirksamt befürworter das Gesuch Zachmanns auf das wärmste und führt dabei aus, "daß insbesondere die persönliche Bildung und der moralisch gute Ruf des Petenten, sowie seine gewohnte polizeiliche Hausordnung für die Bitte sprechen und daß man bisher wegen Mangel eines geeignet großen Lokals bei öffentlichen Feierlichkeiten, so auch beim Geburtstag S. k. H. des Großherzogs in ziemlich großer Verlegenheit war".

Bevor die Kreisregierung über das Gesuch entschied, erteilte sie dem Bezirksamt zunächst den Auftrag, die übrigen Wirte und insbesondere auch den Ochsenwirt Hilberer über seine Verzichtleistung auf den Betrieb der bisherigen Badewirtschaft, sowie auch den Gemeinderat zu hören.

Da Ochsenwirt Hilberer seit längerer Zeit krank war und nicht vor Amt erscheinen konnte, wurde er von Rechtspraktikant Benz(27) in seiner Wohnung vernommen. Dabei wurde bestätigt, daß, wie schon erwähnt, Hilberer sich schon 1838 vertraglich verpflichtet hat, gegen eine Summe von 1.500 fl. auf seine Mitberechtigung zu verzichten.

Bei der Vernehmung der übrigen Wirte, Kreuzwirt Merkle, Sonnenwirt Fauz, Rabenwirt Grieshaber, Ochsenwirt Hilberer und Engelwirt Kröpple, bitten diese um eine Abschrift des Gesuches und versprechen eine schriftliche Erklärung innerhalb 8 Tagen. Schon 3 Tage später ist die von Rechtspraktikant Baur verfaßte Gegenschhrift der Wirte fertiggestellt. Zur Charakterisierung dieser Entgegnung seien einige Sätze davon angeführt: "Den Ausdruck großartig kann man vielleicht in individueller Beziehung auf den Errichter des Etablissements gelten lassen, sonst würde man es aber nur ein ordentliches Wirtshaus heißen." ... "Der Bitt- steller will sich nur einen doppelten Nutzen verschaffen und gerne eine Wirtschaft erschleichen und dann seine jetzt schon besitzende eigenthümliche Realgerechtigkeit um 6.000 — 8.000 fl. verkaufen, um dadurch sich aus seinen Verwicklungen zu lösen, in die er vielleicht durch zu teures Bauen gekommen ist." Es wäre ungerecht, "einen einzelnen ohne weiteren Grund auf Kosten der übrigen, die das nämliche Gewerbe führen, zu begünstigen und somit einer Bitte zu entsprechen, welche nur entweder aus dringender Not |: welche aber dann selbst verschuldet ist :| oder aber aus einer großen Anmaßung, wir wollen nicht sagen Unverschämtheit, hervorgehen konnte. Die angebliche Mineralquelle ist nichts anderes als ein mit Haaren herbeigezogener Vorwand, um die große Anmaßung der Bitte zu beschönigen. Auch andere Brunnen wie jener bei der Witwe Kaltenbach und der in dem Laboratorium des Herrn Apotheker Ernst und andere führen ebenfalls Eisenteile mit sich". Es wird dann weiter behauptet, sämtliche Brunnen zu Haslach seien kein Quellwasser, sondern nur Horizontalwasser; werden die Brunnen stark gebraucht, so verlieren sie ihren Eisengehalt fast ganz. Dabei berufen sie sich auf das Gutachten des Physikats und auf die Erfahrung des Apothekers Ernst.

Die Stellungnahme des Gemeinderats - Bürgermeister Ruedin und die Gemeinderäte Haberstroh, Schindele, Hinterskirch und Armbruster - erfolgt ganz im Sinne der Befürwortung des Bezirksamts. Im besonderen wird bezeugt, daß keines der vorhandenen Wirtshäuser dem neuen des Zachmann gleichkommt, daß in den bestehenden keine Tanzsäle sind, und daß nirgends sonst eine Anlage dabei ist, wo man sich im Freien erholen kann.

Ungeachter der Einsprache der Wirte verleiht die Kreisregierung bereits unterm 19. Februar 1841 dem Franz Zachmann auf sein neuerbautes Bade- und Gasthaus eine Realgastwirtschaftsgerechtigkeit.

Die 4 Wirte Merkle, Fauz, Kröpple und Grieshaber geben sich aber nicht zufrieden. Unterm 9. März 1841 legen sie Rekurs ein. Die Rekursschrift an das Ministerium des Innern vom 4. April 1841 verfaßte diesmal Rechtspraktikant Haas von Lahr. Sie ist diesmal in Paragraphen gegliedert. Neben den sachlichen Einwendungen in §§ 1 - 5 werden auch persönliche Dinge vorgebracht. Im § 6 wird angeführt, daß "Franz Zachmann im Jahre 1832 bei den berüchtigten politischen Umtrieben in Ettenheimmünster einer derjenigen war, die am nachdrücklichsten ihre Stimme zur Auflehnung gegen die gesetzliche Gewalt erschallen ließen. Er war es, der damals zur Steuerverweigerung aufforderte und der den Ortsvorstand zu Haslach zu einer desfallsigen Gemeindversammlung zu bestimmen suchte, dann aber, als dieser Plan kein Gehör fand, eine schriftliche Protestation selbst verfertigte und diese von Haus zu Haus trug, um Unterschriften zu gewinnen! Und dieser nämliche Mann soll nun auf Kosten seiner Mitbürger und namentlich meiner Klienten, welche jenem frevelhaften Beginnen damals durch ihre Fürstenliebe und Verfassungstreue einen kräftigen Riegel vorschoben, vorzugsweise begünstigt werden, ihm soll einer neuen großartigen Laune wegen ein Patent erteilt werden(28)".

Abbildung 10. Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 389
Abbildung 10. Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 389

Die Rekursentgegnung des Franz Zachmann vom 20. April 1841 verfaßte wiederum Rechtspraktikant Spreter. Als bemerkenswert sei daraus nur ein Satz herausgestellt: "Ein Zeugnis auch von dem Physikus in Haslach zu erheben, hat Zachmann nur darum beanstandet, weil derselbe als Gründer und Eigentümer des vier Stunden von Haslach entfernten, ebenfalls eisenhaltigen Bades Hüttersbach(29), das gerade von den Bewohnern des Haslacher Amtsbezirkes am meisten frequentiert wird, bei dieser Sache beteiligt erscheint."

Die Rekursschrift Spreters erhielt noch eine eigenhändige Nachschrift von Zachmann, in der er erwähnt, daß nach dem Zeugnis des Apothekers Ernst der in seinem Laboratorium befindliche Brunnen erst im September vorigen Jahres gegraben wurde, nachdem er schon 2 Jahre vorher das v. Kraftsche Haus durch Kauf an sich gebracht hatte, und daß angestellte Untersuchungen aufs klarste dargeran haben, daß der Brunnen Zachmanns ein an Eisengehalt sowohl als an sonstigen Bestandteilen weit ausgezeichneteres Wasser enthält als derjenige Ernsts.

Wie weir die Feindschaft der übrigen Wirte gegen Zachmann und seine Befürworter ging, erfahren wir aus einer Vernehmung des Gemeinderats durch das Bezirksamt am 8. Mai 1841. Seit der Wirtschaftsgeschichte suchte der größere Teil der Wirte die Gemeinderäte dadurch zu kränken, daß sie auf öffentlicher Straße die in allen kleineren Städten gewöhnlichen Höflichkeitsbezeugungen versagten. Der Gemeinderat blieb aber gleichwohl auf seiner früheren Erklärung bestehen.

Am 24. Juni 1841 berichter die Kreisregierung: der Rekurs der 4 Wirte wurde durch das Ministerium des Innern verworfen. Die Wirte aber gaben sich immer noch nicht zufrieden. Am 6. Juli 1841 legt Rechtspraktikant Haas für seine Committenden Rekurs beim Staatsministerium ein. Am 9. Juli erwidert das Bezirksamt, daß es die Rekursanmeldung lediglich zu den Akten genommen habe, da eine solche weder nach der Rekursordnung vom Jahre 1833 noch nach dem Wirtschaftsgesetz von 1834 möglich sei. Am 17. Juli protestiert Haas hiergegen, da das Bezirksamt zu einem solchen Beschluß nicht ermächtigt sei. Haas kämpft erbittert weiter, am 31. Juli reicht er eine Beschwerdeschrift an das Staatsministerium ein. Am 10. August gibt jedoch das Bezirksamt die Beschwerdeschrift an Haas zurück mit dem Bemerken, daß man sich keinesfalls veranlaßt finde, solche höheren Orts vorzulegen. Ergebnis: Kosten in Höhe von 18 fl. für die Wirte in Sachen gegen Zachmann. Damit waren für die beschwerdeführenden Wirte alle damaligen Rechtswege erschöpft, heute würde ihnen wohl noch der Weg einer verwaltungsgerichtlichen Klage offenstehen.

Damit befand sich nun Zachmann weiterhin unangefochten im Besitz der Wirtschaftsgerechtigkeit für sein stattliches Haus. Die Anfechtungen hatten aber noch kein Ende, sie kamen jedoch nun von einer ganz anderen Seite. Um für das erstellte Bad auch die erforderlichen Gäste heranzuholen, ließ Zachmann Ende Mai 1843 eine Anzeige erscheinen, wie dies andere Bäder zur gleichen Zeit auch taten(30), Die "Anzeige und Empfehlung der Brunnenkur und Badeanstalt", die in drei aufeinanderfolgenden Nummern der Karlsruher Zeitung am 28., 30. und 31. Mai erschien, war sehr ausführlich und vielversprechend. Sie hatte folgenden
Wortlaut:

"Am Pfingstmontag, dem 5. Juni d. J. wird die seit einem Jahr infolge der entdeckten Heilquelle neu errichtete Badeanstalt dahier für den kommenden Sommer wieder eröffnet und bei diesem Anlasse zugleich Tanzmusik gehalten werden.

Nach der qualitativen und quantitativen Untersuchung dieser Mineralquelle durch kompetente Sachverständige kommen derselben diejenigen bekannten Heilwirkungen in hohem Grade zu, wie dieses bei besseren Stahlquellen der Fall ist. 

Abbildung 10. Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 389
Abbildung 10. Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 389

Insbesondere findet dieses Bad nach dem Gutachten der Ärzte mit erwünschtem Erfolge seine Anwendung bei Schwäche und Fehlen der Verdauung, mangelhafter Chilifikation und Blutbereitung und hierauf beruhenden Kachexien, daher bei Bleichsucht, Skorbut, Skropheln, Mesenterial-Darrsucht, atonischen Wassersuchten, Blutflüssen, veralteten Schleimflüssen etc., gegen Nervenkrankheiten, die auf Lebensschwäche, Mangel an Blutreiz und unvollkommener Ernährung der Nerven beruhen, als: nervöse Hysterie, Hypochondrie, Konvulsionen, Lähmungen, Epilepsie; aber auch bei materieller Unterlage der gedachten Nervenkrankheiten mit Verstopfungen wirkt dieses Mineralwasser als lösendes und eröffnendes Mittel heilsam, ebenso bei chronischen Rheumatismen, Gicht, veralteten Wechselfiebern, sowohl innerlich in kleinen Portionen, wie äußerlich als tägliches Bad genommen. Gewiß wird auch die schöne Lage meines Badhauses am Eingange unseres lebhaften Städtchens im freundlichen Kinzigtale mit seinen mannigfaltigen reizenden Umgebungen und reichhaltigen Zerstreuungspunkten die Heilwirkungen meiner Quelle aufs hilfreichste zu unterstürzen geeignet sein.

Haslach, den 25. Mai 1843

Franz Zachmann, zum Fürstenberger Hof - Badeigentümer"

Diese Anzeige hat die Aufmerksamkeit der hohen Sanitätskommission in Karlsruhe auf das neue Bad gelenkt. Wer dabei hinter den Kulissen gewirkt und geschürt hat, läßt sich natürlich in den Akten nicht nachweisen, nur vermuten. Der Aktenvorgang ist folgender: am 27. Juni 1843 verlangt die Kreisregierung vom Bezirksamt Haslach die Akten über das Mineralbad in Haslach, am 6. Juli legt das Bezirksamt Haslach der Kreisregierung 4 Faszikel vor mit der gehorsamsten Bitte, der Anstalt hochgefälligst den nötigen Schutz angedeihen zu lassen.

Vom 1. September datiert ein Bericht der Sanitätskommission in Karlsruhe. Dieser Bericht stützt sich auf ein Gutachten des Physikats Haslach und hebt dabei insbesondere auf folgende Punkte ab: das Bezirksamt habe dem Zachmann aus eigener Machtvollkommenheit die Erlaubnis zu einer Realwirtschaftsgerechrigkeit gegeben, ohne das Amtsphysikat darüber vernommen zu haben, und auch die Sanitätskommission habe davon erst durch eine marktschreierische Anzeige in der Karlsruher Zeitung über die angeblichen Heilkräfte dieser sogenannten Mineralquelle Kenntnis erhalten. Das Physikat Haslach sei über die Quelle nie zum Gutachten aufgefordert worden, statt dessen der Physikus Kamm in Hornberg. Die Sanitätskommission erklärt dann in ihrem Bericht, daß sie die Ansicht des Physikats Haslach teile, daß das Wasser keine Mineralquelle, sondern Horizontalwasser aus Sumpfboden sei mit ganz geringem Gehalt an kohlensaurem Eisenoxydul, wie man ähnliches in vielen tausend andern Orten des Großherzogtums findet. Die Sanitätskommission beantragt dann, es solle öffentlich bekanntgemacht werden, die Badeanstalt in Haslach sei in der Art, wie sie jetzt besteht, ohne Genehmigung der kompetenten Behörde errichtet worden, es bestehen durchaus noch keine Erfahrungen über die Heilkräftigkeit des dazu benutzten Wassers und es lasse sich eine solche nach seiner Beschaffenheit auch nicht wohl erwarten.

Am 15. September 1843 fordert die Kreisregierung unter Anschluß des Gutachtens des Physikats Haslach das Bezirksamt zum Bericht auf.

Die bemerkenswertesten Stellen dieses Physikatsgutachtens seien, soweit sie nicht aus den früheren Darstellungen bekannt sind, kurz angeführt. Nach Auffindung der Quelle hätte Zachmann in Eile den praktischen Arzt Nägele, welcher vor seiner Prüfung einige Zeit bei ihm logierte und in Kost ging, von Freiburg herkommen lassen, und dieser hätte nach einigen Versuchen in der Apotheke natürlicherweise sogleich ein vorzügliches Mineralwasser gefunden. Zachmann wußte den Stadtrat und das Bezirksamt zu bereden, ihm zu seinem Vorhaben behilflich zu sein, ein Physikatsgutachten sei keines mehr verlangt worden, nicht einmal mündlich sei der Physikus unterrichtet worden. Der Arzt Nägele wird beschuldigt, der Verfasser der Krankheitsliste zu sein. Zur Beurteilung der Quelle wird ausgeführt: "Der Ort Haslach, von Bergen nahe umgeben, steht auf einem Sumpf, daher die Keller zu ebener Erde sind und nur wenige Schuh in den Boden hinuntergehen, wo bei einigem Regenwetter schon Wasser hineinkommt. In ganz früherer Zeit war Haslach befestigt und mit Gräben von Wasser angefüllt umgeben. Noch jetzt lebende Leute wissen und erzählen von den häufigen Wechselfiebern, welche hier herrschten und erst in neuer Zeit verloren haben sollen, als die Gräben entwässert, geebnet und zu Gärten umgeschafft worden seien. Die Brunnen jenseits des Zusammenflusses der beiden Talbäche sind ziemlich gut. Die Brunnen in der Nähe der Kinzig sind noch gut, besser jene auf der Südseite, wo sich der Uhrenwald vor der Stadt allmählich erhöht, sie also zum Teil wenigstens Bergwasser liefern. Auf der Nordseite, wo die Quellen unter der Stadt aus dem Sumpfboden hervorkommen, sind sie etwas eisenhaltig und gelten für schlechte Brunnen; daher das Wasser zum Trinken von andern geholt wird. Die gepriesene Eisenquelle des Fürstenbergerhofwirts Zachmann liegt ganz nördlich vor der Stadt, kommt zunächst unter dem Sandboden aus dem Sumpf hervor - ist keine fließende, sondern stehende Quelle - Horizontalwasser - keine Quellsäure, keine freie Kohlensäure vorhanden oder nachgewiesen, so genau die Analyse gemacht worden sein wird. Einige 100 Schritte südlicher ließ Apotheker Ernst vor einigen Jahren einen neuen Brunnen graben, der bei reinem Wasser noch mehr Eisen enthielt als jener des Zachmann beim trüben, welches sich aber seit einem halben Jahr her sehr stark vermindert hat und nicht mehr mineralisch genannt werden will und schon zum Teil zum Genußgebrauch verwendet werden kann. Könnte unsere neue Mineralquelle, getauft zum Fürstenbergerhof nicht über kürzerer oder längerer Zeit das nämliche Schicksal erfahren? - Trübe soll das Wasser mehr Eisengehalt haben als hell und rein, etwa durch Zufließen von mehr Regenwasser. Bei andern und nicht anerkannten Mineralquellen wünscht man immer trockenes helles Wetter, bei welchem die Wässer heller und kräftiger sind. Vom Besuche des Bades von fremden Personen wissen wir gar wenig - selbst Dr. Forch, bei Zachmann in Kost gehend, will nicht viel davon wissen, wiewohl die öffentliche Anpreisung und Lage des Orts viel hätte erwarten lassen. Das Physikat kann an dem Wasser der Quelle nicht zureichende Eigenschaften finden, welche dieselbe zur Anerkennung einer mineralischen Heilquelle stempeln.

Wäre das Physikat zu einem Gutachten aufgefordert worden, so würde dies so gelauter haben: Zachmann solle vorerst angewiesen werden, dem gegebenen Versprechen gemäß dem Publikum dahier ein Wasch- und Reinigungsbad von fließendem Wasser zu verschaffen |: welcher Hauptzweck leider unterblieb :| wobei ihm nicht verwehrt werden möge, dies Eisenwasser nebenher zu benützen in Fällen, wo besonders hiesige Ärzte solches anraten würden."

In einem langen, sehr ausführlichen Bericht vom 14. Oktober 1843 wehrt das Bezirksamt in zum Teil sehr scharfer Sprache die Angriffe des Physikats und der Sanitätskommission ab. Eingangs des Berichts führt das Bezirksamt aus; "Wenn Gr. Physikat dahier bei Auseinandersetzung der Verhältnisse des hiesigen Bades einem längst verhaltenen Grolle Luft macht, so können wir dies nur aus dem Grunde begreifen, weil der Physikatsvorstand und der Inhaber der Anstalt sich längst feindlich gegenüberstehen und weil ersterer früher Eigentümer des kaum 3 Stunden entfernten Stahlbades Hüttersbach war und jetzt noch nahe Verwandte als seine Rechtsnachfolger auf demselben hat(31). Daß aber trotz der sichtbaren Leidenschaftlichkeit des Physikats die hohe Sanitätskommission einer Anstalt das Leben ohne nähere Untersuchung von vorneherein absprechen will und den vorhandenen Akten entgegenstehende Tatsachen als Motiv zu ihrem Todesstoße voranschickt, das geht gegen unser Rechtsgefühl und ist uns unerklärbar. Wir erlauben uns daher, der hohen Stelle die Sache nochmals darzustellen, wie sie war und wie sie jetzt ist, und wollen weder gegen den Badbesitzer zu Felde ziehen, noch uns zum Anwalt der vom Gr. Physikat über Gebühr vertretenen übrigen Wirte stempeln.

Haslach liegt einige hundert Schritte von der Kinzig entfernt, 733 Fuß über der Meeresfläche, Die Kinzig selbst läuft direkt nach Steinach, wohin es eine Stunde ist, und deren Wasserspiegel daselbst 650 Fuß über der Meeresfläche liegt. Das Gefälle beträgt sonach auf 1 Stunde 83 Fuß, und dieser Hauptfluß ist vollkommen rektifiziert. Die Hauptgebirgsart ist Gneis und das Städtchen selbst liegt auf einer Anhöhe. Westlich und nördlich an diesem fließt die Kinzig, südlich und westlich die Talbäche von Mühlenbach und Hofstetten vorbei und aus dem Mühlenbacher Bache wird die durch die Stadt ziehende Wasserleitung genährt. Es tritt daher bei außerordentlichen Wertterereignissen das Horizontalwasser hervor und deshalb soll Haslach auf einem Sumpfe stehen. Ob das so ist, wollen wir der Bewertung anderer anheimstellen.

Durch dieses sumpfige Haslach zieht die Hauptkinzigstraße, die von der aus dem Württembergischen ins Breisgau führenden Landstraße durchkreuzt wird. Der Besuch von Fremden ist daher nicht unbedeutend, die Stadt hat 5 starke Jahr- und Viehmärkte und sehr frequentierte Wochenmärkte. Trotz dieses lebhaften Verkehrs hat man hier bis zum Jahr 1840 nur 5 Gastwirtschaften und 2 Restaurationen gehabt. Die Gastwirte selbst besaßen aber keine Gasthöfe, sondern elende Baracken und das Publikum mußte sich mit erbärmlichen Gemächern begnügen."

Der Bericht schildert dann nochmals in aller Ausführlichkeit die schon bekannten Aktenvorgänge, wobei das Bezirksamt gegen das Physikat besonders ausfällig wird bei der Besprechung des Gesuchs vom Amtschirurgen Kraft, das vom Physikat seinerzeit kräftigst unterstützt worden sei, trotzdem bekannt gewesen sei, daß der Graben, aus dem das Badewasser entnommen werden sollte, kurz vorher einige Abtritte aufnahm. Eingehend wird geschildert, wie es dazu kam, daß die "weise Regierung" dem Franz Zachmann auf sein neuerbautes Bade- und Gasthaus die Wirtschaftsgerechtigkeit zuerkannte. Abschließend führt der Bericht dann aus: "Wir können es daher nicht begreifen, wie die hohe Sanitätskommission uns Mißbrauch unserer Amtsgewalt vorwerfen kann", und weiter "wie man dem Gutachten einer Stelle, die selbst zugesteht, daß sie das Wasser noch gar nicht einmal untersucht hat, und dessen Vorhersage auf Hörensagen sich stützt, mehr Glauben schenken kann als der reiflichen Prüfung rechtschaffener parteiloser sachverständiger Männer und ebenso wenig können wir uns klar machen, wie man von einer Quelle fordern kann, daß sie ihre Heilkraft bewiesen haben muß, ehe nur bevor sie zu Tag gefördert ist, sie müßte etwa nur ein Zeugnis Lucifers mitbringen, was sie unter der Welt schon für Gutes gestiftet ...

Zugeben müssen wir inzwischen, daß Hofwirt Zachmann gefehlt hat, daß er das Wasser nicht durch die hohe Sanitätskommission zuerst prüfen ließ und daß er zur Entwerfung seiner Empfehlungskarte nicht einen lebensklugern redlichern Arzt berufen hat. Sein Vergehen ist aber kein Majestätsverbrechen, sondern nur ein Verstoß gegen die Klugheit ... Er stellte ein hübsches Gasthaus mit Garten her und die Anlage findet bei jedermann Beifall außer bei den übrigen Wirten und einigen traurigen Parteigängern, die, wenn sie nur noch einen Funken Ehrgefühl besitzen, der Wahrheit gemäß bestätigen müssen, daß wir bis zum Bau des Fürstenberger Hofes lauter elende Kneipen hier hatten, in denen man mit Ehren nicht existieren konnte." Dann bittet das Bezirksamt, "die Quelle durch einen unbeteiligten Sachverständigen, nicht aber etwa den Herrn Medizinalrat Schneider in Offenburg, der der spezielle Freund unseres Physikatsvorstandes ist, untersuchen zu lassen ..." Als Schlußsatz folgt: "Eines Umstandes glauben wir noch erwähnen zu müssen, daß durch den Zeitungsartikel, wie das Physikar selbst zugibt, noch niemand getäuscht wurde, daß die väterliche Sorge für das Publikum und eine öffentliche Warnung aus diesem Grunde nicht notwendig sein dürfte und daß wir es für zweckmäßig hielten, wenn statt dessen dem unerfahrenen Arzte eine angemessene Belehrung erteilt würde(32)."

Auf den Bericht des Bezirksamtes erging eine Antwort der Kreisregierung erst am 21. Mai 1844 mit der salomonischen Entscheidung: "Nach dem Gutachten der Großherzoglichen Sanitätskommission enthält fragliche Quelle diejenigen Heilkräfte nicht, welche erforderlich sind, um eine solche als Heilquelle öffentlich bekannt zu machen, Franz Zachmann hat auch eine Konzession zur Errichtung eines Mineralbades weder erlangt, noch kann er sie je erlangen; demselben ist daher zu bedeuten, daß er sich solcher öffentlichen Bekanntmachungen zu enthalten und die Empfehlung seines Gast- und Badehauses hiernach zu beschränken habe." Dem Bezirksamt wurde noch besonders vermerkt: "Man finder den Ausfall gegen die Großherzogliche Sanitätskommission ungeeignet, sowie die berichtlichen Äußerungen gegen das Physikat unangemessen."

Am 17. Juni 1944 verlangt Rechtspraktikant Spreter beim Bezirksamt Akteneinsicht mir dem Bemerken, daß sein früherer Klient ihn in dieser Sache beauftragt habe, sein in Frage gestelltes Interesse zu wahren. Ob daraufhin noch etwas erfolgt ist, konnte nicht festgestellt werden, es trat dann Ruhe ein im Blätterwald der Akten.

Darüber, wie Zachmann den großen Bau finanziert hat, konnte nur aus späteren Akten des Bezirksamtes Wolfach ermittelt werden, daß er von der Militär-Witwen-Kasse in Karlsruhe ein Kapitaldarlehen von 21.000 fl. aufgenommen hat, worüber unterm 15. April und 11. Juni 1842 vom Großherzoglichen Amtsrevisorat eine Schuld- und Pfandurkunde ausgefertigt wurde. Dabei wurde die Wirtschaftsgerechtigkeit zu 8.000 fl. veranschlagt und verpfändet.

Im Feuerversicherungsbuch der Stadt Haslach ist das Anwesen des Franz Zachmann, Gastgeber zum Fürstenbergischen Hof, unter Nr. 37 mit Werten vom Jahre 1843 wie folgt eingetragen:

Wirtschaftsgebäude 3stöck., ganz in Stein, mit zwei 1stöck. Anbauten 24.000 fl.
Hintergebäude Scheuer und Stallung, 2stöck., ganz von Stein 7.250 fl.
Badhaus, von Stein gebaut 800 fl.
(Ohne die Grundstückswerte) zusammen 32.050 fl.

Außerdem waren erhebliche Werte an Fahrnissen vorhanden. Im Fahrnisversicherungsbuch gegen Feuersgefahr - ein solches wurde damals auch bei der Stadt geführt - sind lt. Eintrag vom 3. August 1848 aufgeführt:

1. Möbel und Hausgerät 2.869 fl.
2. Kleider, Leinen und Betten 6.700 fl.
3. Viktualien zum Haushalt 450 fl.
4. Spiegel, Porzellan, Glas und lackierte Sachen 1831 fl.
5. Ein Klavier 30 fl., eine Guittare 5fl. 35 fl.
6. Gedruckte Bücher 165 fl.
7. Stutz- und Wanduhren 55 fl.
8. Gemälde und Kupferstiche 45 fl.
9. Heizungsmaterial 50 fl.
10. Eisen-, Messing-, Zinn-, Kupfer- und Küchengeschirr 300 fl.
11. Bade- und Waschzuber, Kübel 50 fl.
12. Aufgerichtete Betten 400 fl.
13. Gedroschenes Getreide
      12 Malter Weizen - 168 fl.
      18 Malter Korn - 144 fl.
      15 Malter Geste - 120 fl.
      12 Malter Hafer - 60 fl.
492 fl.
14. 110% Weizen- und Kornstroh - 110 fl.
        80% Haberstroh - 40 fl.
158 fl.
15. 400 Ctr. Heu à 1 fl. 400 fl.
  14.000 fl.

lt. gemeinderätlichem Anschlag.

Versichert waren diese Gegenstände bei der Aachener und Münchener Feuerversicherungsgesellschaft.

Über die Person des Franz Zachmann und seine Familie und über sein späteres Schicksal mögen nun noch einige Angaben folgen.

Die Zachmänner sind kein alteingesessenes Haslacher Geschlecht. Der erste, der hier zuwanderte, ist der in Oberachern als Sohn des dortigen Simon Zachmann und der M. Anna Fütherer geborene Franz Xaver Zachmann, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Kreuzwirt in Haslach erscheint. Er war in erster Ehe mit M. Anna Magdalena Sartori, in zweiter Ehe mit Luitgard Fackler verheiratet. Von den aus der ersten Ehe am Leben gebliebenen Nachkommen sind zu nennen:

1. Maria Anna, die 1792 den Bäckermeister Philipp Hansjakob heiratete, wodurch sie die Großmutter väterlicherseits des Volksschriftstellers Heinrich Hansjakob geworden ist und die verwandtschaftlichen Beziehungen zur Hansjakobfamilie begründet hat(33).

2. Franz Xaver, der als Kreuzwirt Nachfolger im elterlichen Geschäft wurde. Dessen Sohn Franz Joseph erlernte das Uhrmacherhandwerk und betrieb sein Geschäft im nächsten Nachbarhaus von Hansjakobs Elternhaus. Von ihm war schon oben die Rede (siehe Anm. 2).

3. Franz Anton ergriff den Beruf eines Rotgerbers, und dessen Sohn, Xaver, den eines Maurers. Der letztere wurde der Stammvater einer ganzen Maurergeneration, von der vor allem Placidus Zachmann zu nennen ist, der in das Haus Eisenbahnstraße 27(34) eingeheirater und es ganz neu aufgebaut hat, und dessen Stamm sich bis zum heutigen Tag fortgepflanzt hat(35).

4. Johann Nepomuk, der Bäcker wurde, aber dann, etwa seit dem Jahre 1817, als Adlerwirt erscheint. Er ist der Vater unseres Franz Zachmann.

In erster Ehe war Johann Nepomuk Zachmann mit Luitgart Gisler verheiratet. Aus dieser am 26. September 1797 geschlossenen Ehe blieben nur die beiden erstgeborenen Söhne am Leben.

- 1. Xaver, geboren am 29. September 1798, Bäcker und Caféwirt, der sich am 25. Januar 1825 mit Zäzilie Neumaier verheiratete. Er war ehedem Cafétier in Haslach und später Salmenwirt in Kehl(36).

- 2. Franz, geboren am 14. Oktober 1800. Er wurde zunächst wie sein Vater Adlerwirt, ein Gewerbe, das ihm bei seinen vielen Wirtsvorfahren im Blute liegen mußte. Nach dem am 10. Juni 1823 erfolgten Tode seines Vaters verheiratete er sich am 24. März 1824 im Alter von 23 1/2 Jahren mit Maria Barbara Kienzle von Entersbach. Aus der Ehe entsprossen 6 Töchter, von denen aber 3 schon im frühen Kindesalter starben, 2 ledig blieben, von denen aber nur die älteste ein höheres Lebensalter erreichte. Über die jüngste Tochter enthalten die Standesbuchauszüge keine Angaben außer der Geburt.

In der Kenntnis über Charakter und Lebensumstände des Franz Zachmann sind wir außer dem, was vorstehend aus den amtlichen Akten entnommen werden konnte, ganz auf das angewiesen, was uns Hansjakob in seinen Büchern berichter. Aus allem, was bisher über die Gründung des Fürstenberger Hofes ausgeführt worden ist, geht hervor, daß Franz Zachmann ein kluger und unternehmender Mann war. Als Beweis für das Ansehen, das er in der Gemeinde genoß, kann angesehen werden, daß nach dem Ratsprotokoll vom 18. Januar 1833 Franz Zachmann zusammen mit Bernhard Hansjakob, Johann Haser und Xaver Weber zum Bürgerausschußmitglied gewählt und vom Bezirksamt "zur treuen Erfüllung der auf sich habenden Obliegenheiten mit Handgelübd" verpflichter worden ist, und daß er von den neugewählten Ausschußmitgliedern zu ihrem Obmann gewählt wurde. Über seine politische Einstellung haben wir oben aus der Polemik seiner Wirtskollegen schon einiges vernommen. Daß er von dem liberalen und revolutionären Geist, der schließlich zur Revolution in den Jahren 1848 und 1849 geführt hat, als Haslacher Bürger angesteckt war, erscheint nicht verwunderlich, wenn man in Hansjakobs Jugenderinnerungen das Kapitel "Die Revolution" durchgelesen hat. Der Fürstenberger Hof scheint der Treffpunkt der nach Freiheit dürstenden Menschen gewesen zu sein, auf dem Viehmarktplatz vor dem Fürstenberger Hof wurden Volksversammlungen abgehalten und vom Balkon des Hauses erfolgten die revolutionären Ansprachen an das Volk. Hören wir, was Hansjakob selbst erlebte und darüber schreibt: "Von jetzt ab tobte die Revolution in unserm kleinen Städtchen wie ein alles mit sich reißender Strom. Wenn wir Knaben, oder richtiger gesagt, wenn ich bisher an der ganzen Geschichte nur Freude gehabt, weil es etwas zum Schauen, Spektakel und Neuigkeiten gab - so änderte sich in meinem jungen Herzen die Sache, als neun Zehntel der Haslacher Menschen, die Weiber und die Mädchen mitgerechnet, republikanisch verrückt wurden. Auch mich riß die allgemeine Krankheit mit fort, und ich wurde Freiheitsmann mit Leib und Seele und bin es geblieben bis zum heutigen Tag. Die Milch der frommen, kindlichen Denkungsart verwandelte sich in gärendes republikanisches Drachengift, nachdem ich auf einer Versammlung im Fürstenberger Hof den Diakonus Gerwig von Hornberg und die kleine, lebhafte Frau des Schneiders Wendelin Eisenmann zur Freiheit hatte aufrufen hören(37)." An einer andern Stelle schreibt er: "Hier (im Fürstenberger Hof) habe ich anno 1849 als Revolutionsknabe die ersten Reden von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gehört. Hier habe ich die ersten Theatervorstellungen wandernder Künstler gesehen. Im Garten des Hauses, in den Buchsbüschen, mit denen die Beete eingefaßt waren, habe ich den Osterhasen und seine Eier gesucht(38)." Für Hansjakob knüpften sich daher nicht nur turbulente revolutionäre, sondern auch friedliche und fröhliche Kindheitserinnerungen an den ehemaligen Fürstenberger Hof.

Franz Zachmann selbst scheint sich in dieser Revolutionszeit klug zurückgehalten zu haben. Wenigstens hören wir in dieser Hinsicht über ihn bei Hansjakob nichts, und er wird auch nicht unter denen genannt, die beim Fehlschlagen der Revolution geflüchter sind oder gefänglich eingezogen wurden. Ihn drückten in jener Zeit wohl andere persönliche Dinge und Sorgen mehr als das öffentliche Geschehen in der Politik. Doch lassen wir darüber am besten wieder Hansjakob zu Wort kommen: „Auch die Taufpaten, die durch den alljährlichen Osterhas und die Klausenwecken am Nikolaustag so viele Sterne an meinem Kinderhimmel aufleuchten ließen, traf ein hartes Los. Der Götti (Pate), Adlerwirt Franz Zachmann, baute 1840 - 1842 ein gewaltiges Bade- und Gasthaus am nordwestlichen Ende des Städtchens und nannte es 'Fürstenberger Hof'. Bei der 'Aufrichtung' des Hauses ließ er, ein sinniger Mann, jedem Schulkind eine Brezel geben zum Andenken.

Aber er hatte sich überbaut und in der Zeit verrechnet. Die Kur- und Badegäste blieben aus, weil es noch nicht Mode war, in die Sommerfrische zu gehen, und den Bauern und Fuhrleuten war das Hotel zu vornehm.

Nach drei Jahren brach sein Glück zusammen, und der Fürstenbergische Hof wurde um ein Spottgeld versteigert.

Der Götti und seine schöne, stolze Frau retteten sich auf ein kleines Bauerngut im nahen Harmersbach und mußten im Schweiß ihres Angesichts ihr Brot verdienen. Dem Mann stieß dabei einmal ein Ochse ein Auge aus, und ich sah ihn in meinen armseligen ersten Studentenferien öfters auf dem Markte in Hasle, halb geblendet und halb arm, das Bild eines hart getroffenen Mannes.

Heute haben er und seine Frau dieses irdische Jammertal schon ein halbes Jahrhundert überstanden und auch ihre Kinder sind längst tot(39)."

Franz Zachmann kam aber nicht nur für sich und seine Frau allein ins Unglück, er zog auch seine Verwandten mit hinein, vor allem seinen Bruder Xaver, von dem Hansjakob schreibt: "Er war ein vornehm dreinschauender Mann mit kummervollen Mienen, denn er hatte sein ganzes Vermögen an seinen Bruder verloren und frühzeitig auch seine schöne Frau(40)."

Nach der Schuld zu fragen, ob sie in der Person des Franz Zachmann lag oder ob die Zeitumstände allein das Mißlingen des Unternehmens verursacht haben, ist müßig. Sicher ist nach allem, daß ein Zug ins Großartige ihm eigen war, und ein gut Teil Stolz. In dieses Bild fügt sich auch ein, was berichtet wird: er habe vor Beginn der Planung seines Baues mit seiner Frau eine Fahrt in die Schweiz gemacht, um sich dort Gasthöfe anzusehen, die ihm als Vorbild dienen konnten(41).

Bei der anerkannten Tüchtigkeit Zachmanns darf angenommen werden, daß er unter normalen Zeitverhältnissen sein Unternehmen trotz der starken finanziellen Belastung durchzuziehen befähigt war. Gegen den Eingriff der Sanitätskommission in die Werbung für sein Mineralbad hätte er allenfalls noch mit einiger Aussicht auf Erfolg ankämpfen können, wenn es ihm gelungen wäre, einen einflußreichen Fürsprecher zu finden. Aber gegen die wirtschaftlichen Folgen der Revolutionszeit war er machtlos. Er war ja auch nicht der einzige, der in jener Zeit in Gant verfiel. Es wurde schon erwähnt (Fußnote 17), daß es dem jungen Ochsenwirt Hilberer fast zur selben Zeit nicht anders erging. Und Hansjakob schreibt im Anschluß an den Bericht über das schwere Schicksal seines Götti: "Ähnlich hartes Los traf meine Göttle (Patin). Sie war, als ich geboren wurde, die Frau des Metzgermeisters Vinzenz Kröpple. Als dieser nach wenig Jahren starb, heiratete sie, eine lebenslustige Wolfacherin, Sofie Neff, die Tante meines Theodor, des Seifensteders, 1841 den 'Frankfurter Hans', Johannes Merz, einen stattlichen Fuhrmann aus Riedheim, Oberamt Tuttlingen im Schwabenland, der jahrelang mit seinem Viererzug von Frankfurt her in Hasle angefahren war. Sie kauften 1842 das Adlerwirtshaus von dem abziehenden Fürstenbergischen Hofwirt.

Die Reaktionsjahre 1851 und 1852 zogen auch die Adlerwirtsleute, wie so viele Tausende jener geldarmen Zeit, in die Tiefe. Sie verloren alles, wanderten nach Amerika und betrieben noch bis zu ihrem Tode viele Jahre lang eine kleine Wirtschaft in Reading bei New York(42)."

Die von Hansjakob angegebenen 3 Jahre bis zum Zusammenbruch seines Glückes stimmen nur, wenn sie vom Revolutionsjahr 1849 an gerechnet werden. Im Großherzoglichen Badischen Anzeiger für den Mittelrheinkreis erschien am 22. September 1852 unter der Rubrik "Schuldenliquidation" aus dem Bezirksamt Haslach die Anzeige, daß der Fürstenberger Hofwirt Franz Zachmann in Gant erkannt wurde und Termin auf der Amtskanzlei auf Donnerstag, den 7. Oktober vormittags 8 Uhr anberaumt ist.

Der Hauptgläubiger war, wie schon oben ausgeführt, die Großherzogliche Militär-Witwen-Kasse in Karlsruhe, die bei der Versteigerung das ganze Anwesen an sich brachte. Im Einschätzungsverzeichnis zur Gebäudeversicherung vom Jahre 1853 erscheint sie als Besitzerin des bebauten Grundstücks. Dieses ist dort mit folgenden Werten aufgeführt:

  Neubaukosten Versicherungsanschlag Kaufwert (Schätzung))
a) Wohnhaus 26.378 fl. 17.000 fl. 15.868 fl. 57 kr.
b) Flügelanbau 2.441 fl. 1.300 fl. 1.468 fl. 30 kr.
c)      " 2.441 fl. 1.300 fl. 1.468 fl. 31 kr.
d) Okonomiegebäude 10.692 fl. 8.000 fl. 6.432 fl. 16 kr.
e) Badehaus 1.100 fl. 700 fl. 661 fl. 46 kr.
e) Badehaus 1.100 fl. 700 fl. 661 fl. 46 kr.
zusammen 43.052 fl. 28.300 fl. 25.900 fl.     -     
           
Dazu die Grundstückwerte:      
           
a) bis c) 1.600 fl.    
d) 500 fl.    
e) 100 fl.    
      2200 fl.     -     
Kaufwert der gesamten Hofraithe somit     28.100 fl.     -     


Die Abwertung, die gegenüber dem Neubauwert erfolgte, ist also ganz erheblich, und Hansjakob hat schon recht, wenn er von einem Spottpreis spricht. Die Schilderung der weiteren Schicksale des Fürstenberger Hofes bleibt einer Fortsetzung vorbehalten.

Anmerkungen:

1.) Dort schreibt Hansjakob über die Apotheke: "Erst war mir das freundliche; außerhalb der alten Stadtmauer gelegene Haus unheimlich, denn da wohnte die steinalte Baronin von Kraft, eine geborene Lassolaye; die trug Mannskleider, einen kleinen Schnurrbart und rauchte eine Pfeife, ein Mannweib in des Wortes kühnster Bedeutung. Als sie Witwe geworden war, vergeudete ihr der Sohn Hab und Gut; da wurde sie selbst ein Mann, gründete die Senfmühle droben am Mühlenbach, fabrizierte Senf und fristete so ihr Leben. Aber ihre Züge waren hart und häßlich in der blauen Männertracht, und wir Kinder fürchteten die Frau, die nie ein Lächeln mehr auf ihrem Gesichte zeigte."
Das Hansjakob- und Heimatmuseum in Haslach besitzt ein kleines Bildnis mit dem Kopf der alten Baronin, das vollauf Hansjakobs Schilderung ihrer Gesichtszüge bestätigt (Abb. 2).  
2.) Nach dem Kirchenbuchauszug war Baron Karl Friedrich Alexander von Kraft um 1800 geboren als Sohn des K. K. Hauptmanns Josef Freiherr von Kraft; er starb 1864 in einem Ort im Oberland (vielleicht in Schallstadt, wo auch seine Frau am 13. September 1853 gestorben ist).
Baron Karl von Kraft verheiratete sich am 1. Mai 1823 in Haslach mit der 21 Jahre alten Baroneß Maria Wilhelmine von Lassolaye, Tochter des Freiherrn und Geheimrats Franz von Lassolaye und der Freifrau M. Kreszentia von Hebenstreik.
Zeugen bei der Trauung waren:
1. Der Herr Vater der Braut;
2. Herr Amtsrevisor Fischer von Haslach, derselbe, der als pensionierier Fürstlich Fürstenbergischer Rentmeister im Elternhaus Hansjakobs wohnte und der in dessen Jugenderinnerungen eine besondere Rolle spielt.
Aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor:
ein Sohn Kurt Josef Franz Baptist, der aber wenige Wochen nach der Geburt starb;
ein Sohn Josef Karl Heinrich, der aber nur ein Alter von nicht ganz 16 Jahren erreichte, er starb als junger Student 1841 in Haslach;
und eine Tochter Karolina, von der nur das Geburtsdatum bekannt ist.
Ein im Besitze von Frau Frieda Schmider, geb. Aiple, befindliches Aquarellbild von Carl Sandhas zeigt den jungen Buron als hübschen, gutgekleideten Mann (Abb.
3). Eine Aquarellstudie zu diesem Bilde besitzt Herr Rudolf Straub jun. in Wolfach.
Nach dem Ratsprotokoll vom 7. Juni 1842 wurde nach der Abdankung des Ferdinand Hanschel vom Stadtbaumeisterdienst die Neuwahl aus "dazu befähigten Subjekts" vorgenommen. Die Wahl fiel einstimmig auf den Bürger Carl v. Kraft. Die Übertragung erfolgte aber nur widerruflich und unter der Bedingung des bisherigen Gehalts von 60 fl. und daß er sich dazu qualifiziere. Kraft nimmt die Stelle unter diesen Bedingungen an, jedoch mit dem Ersuchen, daß, wenn die Fertigung von Riß und Plänen erforderlich sein sollte, ihm diese Arbeit nach einem billigen Maßstab besonders vergütet werden möchte.
Die erste Aufgabe, die ihm als Stadtbaumeister zufiel, war die Erweiterung des Friedhofes, Die Stadt hat von ihm den Situationsplan vom alten sowohl als vom projektierten neuen Friedhof fertigen lassen. Kraft hat sein Amt aber nicht lange innegehabt. Schon am 23. September 1842 vermerkt das Ratsprotokoll, daß durch die Anstellung des früheren städtischen Baumeisters Carl v. Kraft bei der Eisenbahn und seine Abreise von hier der Dienst des städtischen Baumeisters erledigt und die Wahl mit Stimmeneinhelligkeit auf den Bürger und Uhrenmacher Josef Zachmann gefallen ist.
(Der Uhrenmacher Franz Joseph Zachmann war ein Vetter des Adlerwirts Franz Zachmann - die Väter waren Brüder. Hansjakob berichtet auch über ihn ausführlich in seinen Erinnerungen "Aus meiner Jugendzeit", 10. Aufl., 5. 105 ff.)  
3.) Der frühere "Engel" war das Haus Engelstraße 27, heute Eigentum von Herrn Heinrich Ziegler. Der Engel war die einzige Schildwirtschaft, die als Station für die Postwagenkurse außerhalb der alten Ringmauern an der alten Verkehrsstraße, der Engelstraße, lag.  
4.) Der ehemalige "Adler" ist das Haus Hauptstraße 32, in dem sich heute das Schuhgeschäft Thoma befindet. Das Adlerwirtshaus auf der "vorderen Gass'", wie die Hauptstraße früher genannt wurde, wird von Hansjakob öfter erwähnt, so im Erinnerungsbuch "Aus meiner Jugendzeit" (10. Aufl., S. 474/75) und "Allerseelentage" (2. Aufl., S. 229). Adlerwirt Franz Zachmann war der Taufpate Heinrich Hansjakobs, und die Frau des nachfolgenden Besitzers Johannes Merz war seine Taufpatin. Das ältere Adlerwirtshaus lag in der Kirchgasse - die meisten älteren Gasthäuser lagen in den hinteren Gassen, wie sich dies aus dem Marktbetrieb ergab, dort konnten die zum Markt fahrenden Bauern ausspannen und ihre Wagen abstellen; die Wirtschaften hatten alle ihren Gaststall. Der Vater von Franz Zachmann, Johann Nepomuk Zachmann, hat noch in der Kirchgasse gewirtet und verlegte etwa um 1820 die Adlerwirtschaft an die Hauptstraße.  
5.) Das heutige Hotel "Goldenes Kreuz", Hauptstraße 26.  
6.) Das heutige Gasthaus zum "Raben", Hauplstraße 11.  
7.) Das damalige Gasthaus zur "Sonne" befand sich im Hause Hauptstraße 28, heute Ladengeschäft der Firma Gutmann & Winter, Inhaber Hugo Stolzer.  
8.) Das Gasthaus zum "Roten Ochsen" lag damals am Marktplatz in dem dreistöckgen Gebäude Hauptstraße 23, heute Gasthaus zur "Ratsstube". In früherer Zeit lag aber der "Ochsen" auch in einer hinteren Gasse, wie auf einem alten Stadtplan vom Jahre 1812, der im Hansjakob- und Heimatmuseum der Stadt Haslach hängt, ersichtlich ist. Ein Ochsenkopf als Zeichen des Gasthauses ist dort in der früheren Adlergasse, etwa in der Mitte zwischen der Hauptstraße und der Kirchgasse, eingezeichnet.  
9.) Im Jahre 1833 hatte Haslach nach den Angaben in der geogr. statistisch topogr. Beschreibung des Großh. Baden von Heunisch 1687 Einwohner. Es entfiel somit in jener Zeit auf je 85 Einwohner eine Wirtschaft.  
10.) Das heutige Schwesternhaus am Inneren Graben. Der Sturz der Eingangstür zeigt noch vor einem Kranz umrahmt die Jahreszahl 1825 und das Monogramm K.
Nach dem Ratsprotokoll vom 10. Februar 1824 erwarb der Oberwundarzt Fidel Kraft bei der Versteigerung von Grabenplätzen einen 950 quadrat Schuh messenden Platz zum Anschlagpreis von 95 fl. Am 23. April 1824 legt er ein Baugesuch vor zur Erbauung eines Wohnhauses auf dem jüngst von der Stadt erkauften Grabenplatze bei des Herrn Pfarrers Umgang (gemeint ist der Platz um die Kirche). Der Anstößer Xaver Kistler erklärt namens seines Vaters Franz Kistler, daß gegen den Bau nichts zu erinnern sei, wenn Kraft auf die Bedingung eingebe, nie auf Kistlers Brennhütte daselbst zu klagen, daß solche wegen Gefahr seines daselbst zu erbauenden Wohnhauses weggeschafft werden soll. In Abwesenheit des Wundarztes gibt Gerichtschreiber Blum für seinen Schwager Kraft diese Erklärung ab (mit der Unterschrift: Blum Oberlehrer). Das anstoßende Fürstl. Rentamt (durch das ehem. Zehntgebäude) wendet nichts ein. Sales Zimmermann als Anstößer durch seinen Allmendgarten ist nicht erschienen, er läßt aber durch den Stadtbott melden, daß gegen den Bau nichts einzuwenden sei, wenn die gesetzliche Entfernung eingehalten und von seinem Gartenfeld zurückgeblieben wird. Die Stadt verlangt, daß der Wassergraben (der Überrest des früheren Befestigungsgrabens) nach dem Plan gegen des Herrn Pfarrers Umgang getrieben werden muß, was mit wenigen Kosten ausführbar ist. Am 16. Juli 1824 erscheint der Oberwundarzt Fidel Kraft in der Ratssitzung und trägt für sich und in Vollmacht des Bäckermeisters Xaver Klausmann und des Glasermeisters Konrad Kern vor: Die Stadtmauer habe vor ihren zu erbauenden Häusern auf dem Graben eine Höhe von 12 Schuh und sei an mehreren Stellen so schadhaft, daß sie drohe einzustürzen. Bei dieser übermäßigen Höhe und der sehr geringen Entfernung der Stadtmauer von ihren Gebäuden werden ihnen Licht- und Luftzugang benommen und dieselbe in jeder Hinsicht schädlich und nachteilig, für die hiesige Stadt aber sei dieselbe ganz zweck- und nutzlos, indem dieselbe nicht mehr wie früher dem Orte zum Schutz und Sicherheit dienen, weil die Tore abgetragen und die Mauern selbst an mehreren Stellen durchbrochen und Ein- und Ausgänge gemacht worden seien. Kraft bittet daher, ihm und Konsorten vom Stadtrat erlauben zu wollen, die fragliche Mauer, die wegen ihrem elenden und gebrechlichen Zustande polizeilich nicht mehr sollte geduldet werden, auf einige Schuh abnehmen zu dürfen und erbiete sich, dieselbe gemeinschaftlich nach geschehener Abnahme ordentlich auszuebnen und auszubessern, wodurch dann der hiesige Ort an Verschönerung gewinnen und die Bittsteller vor Schaden und Nachteil gesichert würden.
Die Abnahme der Stadtmauer auf eine Höhe von 5 - 4 Schuh wird dann vom Bürgermeister Glücker und dem Ratsverwandten Hinterskirch verwilligt.  
11.) Der sogenannte Schwanengraben, ein Teil des Inneren Grabens.  
12.) Ein weiteres Unternehmen des Barons Karl v. Kraft zur Schaffung einer Existenz.  
13.) Nach seinen eigenen Angaben hat er 1812 - 1825 das Stabschirurgat in Haslach unentgeltlich versehen, wofür ihm keine andere Belohnung zuteil wurde, als daß er, von einem contagiosen Nervenfieber ergriffen, 16 Wochen lang krank darniederlag. Erst seit 1825 bezog er die tarifmäßige Besoldung eines Stabschirurgen.  
14.) Das Gutachten des Physikats ist stellenweise ein kleines Kuriosum und sei deshalb hier auszugsweise wiedergegeben:
"Was das Publikum betrifft, blieb eine Lokal-Badeanstalt schon lange ein desiderium medicum. Die allgemein sehr vernachlässigte Reinlichkeit in unserer Gegend, besonders in Nebenorten und Thälern nebst andern die Hautausdünstung störenden und unterdrückenden Ursachen erzeugen häufig chronische Leiden, die im Beginnen meist leicht zu beseitigen wären. Diesen Übeln suchen zwar die Anwohnende am Kinzigfluß durch Baden darin zuvorzukommen; allein ältere und schwächliche Leute, wie Kinder können nur selten davon Gebrauch machen, die entfernt rückwärts in Thälern Wohnende gar nicht. Endlich wird das Baden in nassen Jahrgängen und bei höherem Wasserstand unthunlich. In trockenen Jahren stöhrt und hindert das häufige Flößen von Scheiter- und Stammholz, weil der Mangel des Wassers durch sogenanntes Weier-Wasser ersetzt werden muß, welches den Fluß jedesmal auf einige Tage trübet. Die kleineren Thalbäche, welche von höhern Gebürgen herunterkommen, sind zu kalt, um ohnerwärmt zum Baden benutzt werden zu können.
Ein anderes Mittel waren Schwitz- und Schröpfkuren; diese sollten das Baden ersetzen; und wird ungemein viel mißbraucht. Der Polyzei ist es noch nie gelungen, die Winkel-, Schwitz- und Schröpfstuben zu vertilgen, was ganz natürlich und erklärbar ist, nämlich weil dem Pöbel kein erwünschtes Ersatzmitiel dafür gegeben werden konnte. Die Wundärzte, oft dazu aufgefordert, wollten sich dem Geschäft nicht unterziehen, weil sie ihre Rechnung nicht dabei finden, indem die Leute wenig, nur einige Kreuzer dafür zahlen, und es immerhin unter Physikats-Aufsicht, also mit nöthiger Beschränktheit geschehen müßte, statt die Quacksalber schröpfen was kommt des Nutzens oder Schadens ungeachtet und sie nur auf die Vielheit sehen, id est schröpfen wer kommt.
Dieses alles würde sich bei einer gehörig geordneten Badeanstalt umgekehrt verhalten. Die Leute könnten nach ihren Bedürfnissen und zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung mit gehöriger Bequemlichkeit und billigsten Preisen baden und schröpfen - und zwar alles unter geeigneter Aufsicht."  
15.) Nach dem Auszug aus den Kirchenbüchern starb der Wundarzt Fidel Kraft am 17. April 1836 an Lungenentzündung. Geboren war er am 18. Oktober 1793 in Schenkenzell als Sohn des F.F. Revierjägers Fidel Kraft und der Maria Magdalena Hug aus Haslach in zweiter Ehe; in erster Ehe war der Vater verheiratet mit Anna Maria Troll aus Donaueschingen. Die erste Frau gebar ihm sechs Kinder, wovon jedoch drei im frühesten Kindesalter starben. Die Kinder aus erster Ehe sind alle in Haslach geboren, während die zwölf Kinder aus der zweiten Ehe, von denen der Wundarzt Fidel Kraft der Erstgeborene war, alle in Schenkenzell zur Welt kamen.
Der Vater des Revierjägers Fidel Kraft, Ludwig Krafft, war ebenfalls F.F. Jäger und lebte in Haslach und war mit einer Maria Theresia von Lenz verheiratet. Der Wundarzt Fidel Kraft verheiratete sich am 11. Februar 1812 mit Luitgard Blum, der Tochter des Lehrers Nikolaus Blum wnd der Luitgard Eisenmann. (Über den aus Oberschwarzach stammenden Johann Nikolaus Blum, geb. 26. Juni 1750, gest. 18. Februar 1824, und seine Nachkommen berichtet Hansjakob im Kapitel "Der Vetter Kaspar" seines Buches "Bauernblut", Seite 422.) Dem Wundarzt Fidel Kraft wurden In seiner 24 jährigen Ehe von seiner Frau 13 Kinder geschenkt, das letzte, Sofia, erst am 8. Juli 1835, also nur dreiviertel Jahr vor dem Tode des Vaters. Vier von den 13 Kindern waren schon früh verstorben.  
16.) Heute Wohnhaus des Maurermeisters Augustin Prinzbach mit Ladeneinbau des Musikhauses Anton Prinzbach. Nach einem Brande im Jahre 1914 wurde das Haus ein Stockwerk höher wieder aufgebaut.  
17.) Johann Hilberer war kein geborener Haslacher. Er stammte von Mühlenbach als Sohn des Andreas Hilberer und der Maria Keller. Er war erst Fuhrmann, später Ochsenwirt, verheiratete sich 1807 mit Elisabeth Eisele aus Obereggingen, die ihm 10 Kinder gebar, darunter drei mal Zwillinge, von denen aber die meisten gleich mach der Geburt oder im frühen Kindesalter starben. Johann Baptist, dem der Vater die Wirtschaft zum "Ochsen" verkaufte, war der im Jahre 1815 letztgeborene Sohn, der im Juli 1839 sich mit Johanna Armbruster, der Bärenwirtstochter von Biberach, verehelicht hat. Die Verheiratung war der Grund für die Vermögensübergabe des Johann Hilberer vom 15. Juni 1839 an seinen Sohn, der folgende Liegenschaften erhielt:
Das dreistöckige Wohnhaus auf dem Marktplatz mit der darauf ruhenden Taferngerechtigkeit zum "Roten Ochsen";
ein Ökonomiegebäude hinten an der Kirche, auf dem ein jährlicher Bodenzins von 1 fl. an die Kirchenfahrik ruhte;
ca. 78 Sester Gärten im Stadtgraben;
3 Äcker, davon 10 Sester auf dem Häldele, 1 1/2 Sester bei der Ziegelhütte, 2 1/2 Sester im Gewann Schmelze, 1 1/2 Sester Wiesen auf der sagenannten Erdenmatte.
Der Übernahmepreis betrug 11.000 fl., davon waren zu entrichten 6.000 fl. in vierteljährlichen Raten, der Rest mit 5.000 fl. nach dreimonatlicher Aufkündigung (Kauf- und Tauschbuch, Teil VI).
Der Vater Hilberer behielt noch ein zweistöckiges Wohnhaus auf dem Inneren Graben für sich (heute Innerer Graben Nr. 16, Besitzer Herr Leo Roser), und weitere Liegenschaften. Er starb aber schon am 21. März 1841 im Alter von 62 Jahren. Seine Frau folgte ihm am 13. Februar 1847 in den Tod und vererbte auf den Sohn Baptist weiteres Mattfeld in den Mühlenbacher Matten und Ackerfeld in den Mühlenbacher Ackern mit einem veranschlagten Wert von 1.700 fl. (Kauf- und Tauschbuch, Teil VIII), während das Haus auf dem Inneren Graben der ledigen Tochter Katharina zufiel.
Trotz des ansehnlichen Besitztums teilte Baptist Hilberer in der schlimmen Zeit nach der 48er Revolution das Schicksal vieler anderer Geschäftsleute, er geriet in Gant und siedelte mit seiner Familie nach Wolfach über.
Das Haus am Marktplatz fiel nach dem Eintrag im Feuerversicherungsbuch zunächst an die Badische Allgemeine Versorgungsanstalt in Carlsruhe, dann an Adolf Hansjakob und Heinrich Merkle. 1854 erscheint als Besitzer Johann Haser. Im Besitz seiner Nachkommen verblieb das Anwesen bis heute.  
18.) Damals führte die Straße nach Elzach noch über Hofstetten, die Steig und die Bierach. Die Straße über Mühlenbach wurde erst im Jahre 1876 erbaut.
Ein Situationsplan, aufgenommen und gezeichnet im März 1825 von Näher, gibt darüber Aufschluß, wie der Platz am unteren Eingang von Haslach vor der Erstellung des Fürstenberger Hofes ausgesehen hat (Abb. 6).
Wir erkennen darauf rechts unten den Amtsgarten, in den der Fürstenberger Hof hineingestellt wurde, das ehemalige Zollhaus, das später ale Wachstube und Arrestlokal benutzt wurde, heute aber abgerissen ist, das Haus mit Nebengebäude, das von der Frau v. Kraft erbaut wurde und heute Apotheke ist, und den Viehmarktplatz, der sich dem Klosterbach entlang von der Brücke bei der Apotheke bis zur Gutleutbrücke erstreckt. Wir erkennen weiter, daß dieser Plan einen bestimmten Zweck hatte: er stellt den Entwurf dar für die Begradigung des Klosterbaches, der his dahin sich zwanglos mit abgeböschten Ufern durch die Gegend geschlängelt hatte. Nach diesem Plan erhielt er seine heute noch bestehenden Ufermauern. Dabei wurde von dem Garten des Handelsmannes Joseph Burger ein erhebliches Stück abgeschnitten, was dem Viehmarktplatz zugute kam. Noch nicht eingezeichnet sind die Alleebäume, die nach dieser Korrektion dem Ufer entlang gepflanzt wurden und die heute dem Platz seine wundervolle Einrahmung geben. Man kann den Vorfahren, die diese Kastanienbäume gepflanzt haben, nicht dankbar genug sein.
Im Burgerschen Garten, heute Besitztum des Herrn Franz Josef Krämer, ist das reizvolle kleine Gartenhaus eingetragen, das also damals schon bestanden hat, das aber vor nicht allzulanger Zeit verschwunden ist.
Mit großer Gewissenhaftigkeit hat Näher in seinem Plan sogar die damals aufgestellten Bildstöckle eingetragen: eines am Rande des Amtsgartens, das andere vor der Klosterbrücke. Es sind dies die beiden Bildstöcke, die heute vor der Lorettokapelle aufgestellt sind. Auf einem alten Bild des Klosters von 1888 (aus I. Naeher, Die Ortenau, Blatt 11) steht das kleinere der beiden noch vor der früheren Holzbrüke über den Klosterbach, während das größere von 1749, das nach dem Wappenschild eine Stiftung der Fürsten von Fürstenberg ist, damals hinter der Brücke an der Wegabzweigung zum Klostereingang aufgestellt war. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß dieser Fürstenbergische Bildstock, der alle anderen Haslacher Bildstöcke an Größe weit übertrifft, beim Bau des Fürstenberger Hofes von seinem Platz am fürstlichen Amtsgarten wegversetzt und jenseits des Klosterbaches aufgestellt wurde. Die beiden Bildstöcke sind ausführlich beschrieben von Dr. O. A. Müller in seinem Aufsatz "Bildstöcke im Amtsbezirk Wolfach" I. In und um Haslach (Die Ortenau, 20. Heft 1933, S. 32 ff.).  
19.) Der Platz um die Kirche, der auf der Südseite heute noch die alte Mauerumfassung zeigt, war Begräbnisplatz, bis der Friedhof außerhalb der Stadt angelegt wurde.  
20.) Es handelt sich um die ehemalige Fürstl. Fürstenbergische Zehntscheuer, die zur Aufbewahrung des abgelieferten Getreides gedient hat, die auf mittelalterlichen Resten in der Renaissancezeit neu aufgebaut wurde {ein Fenster trug die Jahreszahl 1619). Das stattliche Gebäude mußte um das Jahr 1905 der Erweiterung der Stadtkirche weichen und wurde völlig abgebrochen. Eine mit einem Blattornament verzierte Steinsäule, die als Stütze für einen hölzernen Unterzug gedient hatte, ist noch erhalten und steht heute auf dem Platz südlich vom neuen Chor der Kirche, eben auf dem Platze, den Zachmann an die Fürstl. Verwaltung abtreten mußte. Die Säule trägt heute eine Marienfigur.  
21.) Zachmann erwarb dieses 1 1/4 Morgen große Feld am 19. Juli 1839 von Schreinermeister Ferdinand Hauschel für 600 fl. unter der Bedingung, duß dasselbe zu seinem beabsichtigten Gütertausch mit der gdsten Standeshersschaft und derselben zur Arondierung dienen sollte (Kauf- und Tauschbuch, Teil IV).  
22.) Ein Bild des Oberamtmanns Dilger befindet sich im Hansjakob- und Heimatmuseum der Stadt Haslach mit folgenden Angaben: geb. 11. Dezember 1806, gest. 14. November 1885 in Achern, Sohn des Rentmeisters Dilger und der Nanette Fischer, verheiratet 6. August 1835 mit Stephanie von Kolb, Tochter von Archivrat v. Kolb, 1835 - 1848 Amtmann in Haslach.  
23.) Zur Abrundung seines neuen Besitzes kauft Franz Zachmann am 15. Januar 1841 von Apotheker Johann Nepomuk Ernst noch 4 1/2 Sester Ackerfeld im Gewann Niederhofen, stoßend eins. an Käufer selbst, anders. an die Standesherrschaeft um die Summe von 1.500 fl. (Kauf- und Tauschbuch, Teil V).  
24.) Nach dem Eintrag im Taufbuch ist Joseph Näher am 10. Dezember 1792 in Haslach geboren als Sohn des Bürgers und Maurermeisters Franz Xaver Näher und der Katharina Winterer. Der Vater hal zweimal geheiratet, 1787 Maria Anna Weinhard und im Februar 1792 Katharina Winterer aus Einbach. Er besaß ein eigenes kleines Haus in der Apothekergasse, heute Metzgergasse 12, im Besitz von Rudolf Krämer, ein reizvolles altes Fachwerkhaus, das verdiente, freigelegt zu werden.
Der Vater starb 1823 im Alter von 70 Jahren. Der Sohn Joseph, "Maurermeister und wirklicher Straßenbauinspektor", mit welcher Bezeichnung er im Kirchenbuch erscheint, heiratete, 31 Jahre alt, am 13. Juli 1824 die 29 Jahre alte ledige Genovefa Kistler, eheliche Tochter des Bürgers und Mesners Franz Kistler und der Genovefa Fischinger. Als Trauzeugen fungierten der 67 jährige Vater der Braut und der 26 Jahre alte ledige Hafnermeister Xaver Kistler. Die Kistler besaßen in der gleichen Gasse drei Häuser weiter vorne ein Haus (heute Metzgergasse 9), auf dessen Rückseite am Inneren Graben bis heute sich eine Hafnerwerkstätte erbalten hat.
Straßenmeister Näher war auch auf dem Gebiet des Hochbaues ein Künstler. Seine Pläne lehnen sich eng an die damalige Baukunst an, die unter dem Einfluß Friedrich Weinbrenners stand. Es sind noch eine Anzahl Pläne von seiner Hand vorhanden, die sich durch hervorragende Sauberkeit, Geschicklichkeit und technische Genauigkeit auszeichnen. Er verdient es, einmal besonders gewürdigt zu werden.
Joseph Näher starb, 56 Jahre alt, am 25. April 1848. Als Zeuge der Beerdigung sind im Totenbuch eingetragen: Totenschauer Pfaff und Oberlehrer Blum.
Aus der ersten Ehe seines Vaters mit Maria Anna Weinhard hatte Straßenmeister Näher eine etwa vier Jahre ältere Stiefschwester Elisabeth. Durch sie trat Straßenmeister Näher schon 1817 in verwandtschaftliche Beziehung zu der Adlerwirtsfamilie Zachmann. In diesem Jahre heiratete der 39 Jahre alte Bäcker und Adlerwirt Johann Nepomuk Zachmann in dritter Ehe die ledige, 29 Jahre alte Elisabeth Näher, wodurch diese die Stiejmutter unseres Franz Zachmann wurde, der ein Kind aus der ersten Ehe des Vaters war.  
25.) Bei der Durchsicht der Prozeßakten fällt auf, daß die Schriftsätze der Advokaten und Rechtspraktikanten fast alle sehr wortreich und langstielig abgefaßt sind. Der Grund wird klar, wenn auf dem Rande die Taxe vermerkt ist: sie betrug je Bogen 1 Gulden.
Übrigens darf hier angemerkt werden, daß nicht jedermann das Recht hatte, solche Schriftsätze zu vefassen. Im Großherzoglichen Badischen Staats- und Regierungsblatt vom 20. Februar 1830 ist eine Verordnung über die Ausübung des Schriftverfassungsrechts der Rechtspraktikanten gemäß Entschließung des Staatsministeriums vom 17. Dezember 1829.
Im Anzeigeblatt für den Kinzig-, Murg- und Pfinzkreis vom 9. Januar 1830 erschien folgende Anzeige:
"Haslach. Ich bin gesonnen, das Schriftverfassungsrecht in Rechtssachen auszuüben und habe die Ehre, meine diesfalsigen Dienste empfehlend anzubieten, Karl Bauer, Rechtspraktikant."
Bei diesem Schriftverfassungsrecht scheinen sich aber gleich Mißstände gezeigt zu haben. Am 3. November 1830 erschien eine Verfügung des Großherzoglichen Badischen Hofgerichts des Mittelrheinkreises vom 29. Oktober 1830 des Inhalts, daß in ein und derselben Sache der Rechlspraktikant, der als Richter oder Aktuarius zur Verhandlung oder Entscheidung einer bürgerlichen Rechtsangelegenheit mitgewirkt hat, weder für die eine noch die andere Parthie das Schriftverfassungs- und Anwaltsrecht ausüben darf.  
26.) Von dem erstellten Badgebäude sind keine Originalpläne vorhanden. Seine ursprüngliche Form läßt sich aber leicht rekonstruieren an Hand der Pläne, die im Jahre 1898 von der Bezirks-Bauinspektion Offenburg aufgestellt wurden für den Umbau und zur Einrichtung von Schulaborten. In Abbildung 9 ist diese Rekonstruktion dargestellt. Daraus erkennen wir, daß das Badgebäude nicht ganz so stattlich und groß ausgefallen ist, wie die Ankündigung vermuten ließ. Es stand in erhöhter Lage an der östlichen Ecke des vertieft liegenden Hofgartens, diesem seine Säulenhalle zukehrend.
Der Hofgarten wurde damals mit Platanen bepflanzt, die sich inzwischen Zu stattlichen Bäumen entwickelt haben, heute aber nicht mehr vollzählig erhalten sind. Der Hofgarten mit seinem Baumbestand machte früher einen staltlichken Eindruck. Mit der Verwandlung des Fürstenberger Hofes in ein Schulhaus wurde er zum Schulhof. Im Anschluß an den Bau der Stadthalle in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg wurde der ehem. Hofgarten als Vorhof der Stadthalle neu gestaltet. Das ehem. Badgebäude wurde in die Planung der Stadthalle einbezogen. Die Säulenhalle des alten Badgebäudes gab das Motiv ab für die architektonische Gestaltung der Frontansicht der Stadhalle. So ist das ehem. Badgebäude wenigstens in seiner äußeren Erscheinung als Erinnerungsstück erhalten geblieben.
Die Angabe im Feuerversicherungsbuch vom Jahre 1843, daß das Badhaus von Stein gebaut ist, trifft nur für die beiden Seitenwände und die Rückwand zu, die Vorderwand ist nur als Riegelwand erstellt, und auch die Säulen der Vorhalle waren ursprünglich nur aus Holz.  
27.) Auch von Advokaten Benz hängt ein Bild im Hansjakob- und Heimatmuseum. Er war ein stattlicher, wohlbeleibter Herr, der auch von Hansjakob in seinen Erinnerungen "Aus meiner Jugendzeit" als Zegospieler erwähnt wird (S. 106).  
28.) Als Folge der französischen Julirevelution vom Jahre 1830 rumorte es in fast allen Ländern Europas, auch in Baden, trotzdem mit dem Regierungsantritt des Großherzogs Leopold infolge seiner liberaleren Einstellung eine gewisse Beruhigung eingetreten war. Die Beunruhigung kam in Berichten und Adressen an die Regierung zum Ausdruck, die Anlaß gaben zu einem Edikt des Großherzogs vom 19. Mai 1832 (Großh.-Bad, Staats- u. Regierungsblatt vom 22. Mai 1832). Darin wurde die Beratung allgemeiner Landesangelegenhceiten auf das Betreiben einzelner Staatsbürger, die sich dazu berufen glauben, sowie des Unterschriftensammeln zur Anerkennung ihrer Meinung als mit den längst bestehenden Gesetzen unvereinbarlich ausdrücklich mißbilligt, und es wird den Behörden befohlen, dieses vorkommendenfalls ausdrücklich zu untersagen und in jedem gesetzlichen Wege dagegen einzuschreiten.
Über die Vorgänge in Eitenheimmünster schreibt Hansjakob in seinem Erinnerungsbuch "Allerseelentage" (2. Aufl., S. 317):
"Unweit der Kirche steht das große Badhaus, das Abt Eck noch erbaut hat. Die Badquellen sollen nach dem Tode des hl. Landolin aus dem Boden gesprungen sein. Ehedem bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts viel besucht, sollte anno 1832 das Badhaus St. Landolin von den Liberalen zu einer Art 'Hambacher Fest', wie in der Pfalz eines gewesen, benützt werden. Die Regierung bekam darüber solchen Schrecken, daß sie alle Soldaten von Freiburg kommen und Berg und Tal absperren ließ. Auch dem Badbesitzer wurde die Hölle so heiß gemacht, daß er keinen fremden Menschen in sein Haus einließ."
Das Militäraufgebot konnte sich auf ein Edikt des Großherzogs Leopold vom 3. Juni 1832 stützen. das im Anschluß an das "Hambacher Fest", das am 27. Mai 1832 stattgefunden hatte, im Großh.-Bad. Staats- u. Regierungsblatt vom 7. Juni 1832 veröffentlicht worden war. Öffentliche Versammlungen werden darin an sich nicht verboten, es wird nur gewarnt vor dem Mißbrauch der Rede auf solchen Versammlungen zur Verbreitung von Unzufriedenheit und Umsturzgedanken.
Der wesentliche Absatz darin lautet: "Da öffentliche Reden nicht zum Zweck derartiger Versammlungen gehören, solche auch in der Regel nur von überspannten Anhängern einer Partei gehalten werden, welchen der Parteigeist die Worte eingibt, so sehen Wir Uns veranlaßt:
alle öffentlichen Reden an das Volk bei solchen Versammiungen zu verbieten, und Unseren Polizeibebörden aufzutragen, jeden, der dagegen handelt, in eine Strafe, welche den Betrag von fünfzehn Gulden nicht übersteigen darf, wenn nicht der Inhalt der Rede in die Form eines Vergehens oder Verbrechens übergeht, welche die Gesetze mit einer höheren Strafe bedrohgen."  
29.) Dr. Heyfelder, "Die Heilquellen des Großherzogtums Baden, des Elsaß und des Wasgau" (Stuttgart 1841) führt unter den Eisenwässern, welche keine undern hervorstechenden, besonders keine gasförmigen Bestandteile haben, auch Hüttersbach an und beschreibt ausführlich seine Lage, die Beschaffenheit seines Wassers - eine genaue Analyse ist aber auch dort nicht vorgenommen worden -, den Gebrauch des Wassers und seine Heilwirkungen. Über die Entstehung und den Besuch des Bades Hüttersbach schreibt er:
"Die Quelle wurde 1812 vom Physikus Dr. Künstle in Gengenbach entdeckt, erhielt aber erst im Jahre 1827 die nöthigen Badeeinrichtungen und war von 1830 - 1836 sehr stark besucht. Seit jener Zeit hat die Frequenz sehr abgenommen, so daß in der letzten Saison das Bad nur von 50 Kurgästen besucht war. Die Ursache der abnehmenden Frequenz dürfte wohl darin zu finden sein, daß von der gegenwärtigen Besitzerin nichts zur Verbesserung der Einrichtung geschieht. Im übrigen findet man hier einen guten und sehr billigen Tisch, und auch die Schlafzimmer befriedigen billige Anforderungen. Die Preise für den Mittagstisch sind 20 und 40 kr., für ein Zimmer 12 kr., für ein Bad 12 kr."  
30.) Etwa zur gleichen Zeit erschienen in der Karlsruher Zeitung Anzeigen und Empfehlungen von den nachfolgenden Bädern:
Erlenbad bei Achern, Besitzer Ph. Ketterer; Solbad zu Wimpfen am Berg; Bad Peterstal, Besitzer F. X. Kimmig; Bad Überlingen am Bodensee, Besitzer Gebr. Mahl; Bad Freyersbach, Besitzer Joh. Börsig; Griesbach, Besitzer Dollmätsch; Griesbach, Besitzer Monsch; Hubbad; Triberg, Besitzer Philipp Kuß zum Kreuz; Rothenfels, Elisabethenquelle.  
31.) Dr. Heydfelder erwähnt in seiner umfangreichen Beschreibung des Bades Hüttersbach nichts von dem Miteigentum des Physikatsvorstendes von Haslach (siehe Anmerkung 29.)  
32.) Das in den Akten befindliche Konzept des Berichts ist unterzeichnet mit dem Buchstaben "D". Es ist anzunehmen, daß der Bericht von dem Oberamtmann Dilger persönlich verfaßt ist. Er zeigt sich darin als Mann voll Mut und Satire, Hansjakob spricht in seinem Erinnerungsbuch "Aus meiner Jugendzeit" (S. 399) von dem konservativen Oberamtmann Dilger, dem die revolotionären Haslacher eine Katzenmusik gewidmet haben.  
33.) Die Sartori waren ebenfalls eine zugewanderte Familie, der Vater der M. Anna Magdalena Sartori war aus Herbolzheim zugezogen. Hansjakob berichtet darüber in dem Erinnerungsbuch "Allerseelentage" anläßlich einer Durchfahrt durch Herbolzheim, daß er auch ein wenig von Herbolzheim sei, weil seine väterliche Großmutter von einem Herbolzheimer Bürger abstammte. Und er schreibt wörtlich: "Als ich im Durchfahren das Wirtshaus zum Ochsen sah, reute es mich, nicht hier mein Mitlagessen bestellt zu haben. Aber ich wußte ja nicht, ehe ich heute hierherkam, daß es noch existiere.
Im Ochsen war nämlich mein Urahn Sartori um die Mitte des 18. Jahrhunderts Wirt, und sein Sohn wurde Ochsenwirt und Bürgermeister in Hasle."  
34.) Das Haus befindet sich heute im Besitze der Familie Albert Neumaier und wurde vor Jahren zu einem Ladengeschält umgebaut, das Frau Sofie Uhl Wwe., innehat.  
35.) Die letzte in Haslach verbliebene und heute noch lebende Nachkommin Maria Karolina Zachmann ist seit 1918 die Frau des Sägewerkbesitzers Albert Neumaier.  
36.) Von dem verarmten Bäcker und Cafétier Zachmann und seinen Buben erzählt Hansjakob einiges in seinen Erinnerungen "Aus meiner Jugendzeit", S. 108.
Er bewohnte zuletzt eine Wohnung in einem Anbau an dem Hause des Strumpfstrickers Schmieder, in dessen Haus auch sein Vetter, der Uhrmacher Zachmann, wohnte und sein Geschäft betrieb. Es ist das Haus, das vor etwa 3 Jahren abgerissen wurde, um dem Neubau des Metzgers Wilhelm Hältig Platz zu machen.  
37.) "Aus meiner Jugendzeit", 10. Aufl., S. 402.  
38.) "In der Residenz", 2. Auf., S. 180.  
39.) "Aus meiner Jugendzeit", S. 474.  
40.) Ebenda, S. 108.  
41.) Durch einen Zufall kam mir schon vor Jahrzehnten ein Aufsatz in Wasmuths Monatsheften, Jahrgang 1924, Heft 11/12, zu Gesicht: "Bauten von Züricher Architekten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts" nach Aufnahmen von Heinrich Peter. Darin zeigte eine Abbildung das Haus zum Sihlgarten im Talacker in Zürich, erbaut 1826 — 1829 von Architekt Konradt Stadler (1788 — 1846). Abgesehen davon, daß die Vorderfassade dieses Hauses nur sieben Fensterachsen aufweist, der Fürstenberger Hof dagegen neun, also größer und stattlicher ist, gleichen sich die beiden Bauten wir ein Ei dem andern, der Fürstenberger Hof könnte eine Kopie jenes schweizerischen Gebäudes sein. Bei der Beschreibung des Züricher Hauses wurden die klaren Proportionen hervorgehoben: Verhältnis der Länge zur Höhe sowohl bei der Fassade als auch beim Säulenvorbau wie 7:4.
Auch der Fürstenberger Hof zeigt in seinem Aufbau ganz klare Proportionen. Beim Hauptbau verhält sich die Länge zur Tiefe im Grundriß sowohl wie die Länge zur Höhe der Fassade wie 2:1, und der Säulenvorbau hat in der Ansicht das Verhältnis Länge zur Höhe wie 7:5. Ähnlich klare Verhältnisse in Grundriß und Ansicht haben auch die rückwärtigen Seitenflügel.
Mit ziemlicher Währscheinlichkeit darf angenommen werden, daß Zachmann und seine Frau auf ihrer Schweizer Tahrt dasFaus zum Sihlgarien zu Gesicht bekommen und zum Vorbild genommen haben.  
42.) "Aus meiner Jugendzeit", S. 475.  

Benutzte Quellen:

Akten des Generallandesarchivs in Karlsruhe.
Akten des Bezirksamtes Wolfach.
Akten und Ratsprotokolle der Stadt Haslach.
Alte Grundbücher der Stadt Haslach.
Verzettelung der Kirchenbücher des Stadtpfarramtes Haslach, in einzelnen Fällen auch die Kirchenbücher selbst.
Regierungs- und Anzeigeblätter des Großherzogrums Baden.

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