Die Kapuziner und das Kloster in Haslach im Kinzigtal


Altäre in der Klosterkapelle der Kapuziner in Haslach300 Jahre nach dem Tode des Heiligen Franz von Assissi († 3. Oktober 1226) erklärte Papst Clemens VII. die Kapuziner, die als Reformbewegung der "Minderen Brüder" große Anziehungskraft ausübten, zum selbstständigen Orden. Sieben Jahrzehnte nach der päpstlichen Anerkennung überquerten die ersten Brüder den Rhein und gründeten im Jahre 1599 in Freiburg im Breisgau das erste Kapuzinerkloster auf deutschem Gebiet. Die Zahl der Niederlassungen wuchs rasch, so dass in der Blütezeit des Ordens auf deutschem Boden über 150 Klöster in sieben Provinzen gezählt wurden.

Das Kloster in Haslach/Kinzigtal wurde zwar schon um 1612 unter Graf Christoph von Fürstenberg geplant, konnte aber durch dessen plötzliches Ableben erst in den Jahren 1630 - 32 unter seinem Sohn Graf Friedrich Rudolph von Fürstenberg erbaut werden. Im Haslacher Kloster lebten zur Blütezeit bis zu 16 Brüder. Die Aufgaben erstreckten sich insbesondere auf die Seelsorge im mittleren und oberen Kinzigtal, sowie in der Gemeinde Oberprechtal (oberes Elztal). Außerdem betreuten die Haslacher Kapuziner über 100 Jahre die Wallfahrt auf dem "Heiligen Berg" des Elztales, auf dem 907 Meter hohen Hörnleberg bei Oberwinden. Nach dort zogen sie - über Hofstetten und die Passhöhe der Biereck - rd. 22 Mal im Jahr, um Beichte zu hören, das Wort Gottes zu verkünden und die Eucharistie zu feiern.

Im Zuge der Säkularisation wurden fast alle Gemeinschaften aufgelöst, die Klöster aufgehoben und die Brüder weit verstreut.

Haslachs Kloster traf dieses Schicksal relativ spät, erst im Jahre 1823, doch lebten bis 1843 noch einige Brüder - altershalber - im Klösterlein. Ein Jahr später wurde das Kloster durch die Fürstenberger an die Stadt Haslach verkauft.

Vom münsterländischen Werne an der Lippe aus starteten die Kapuziner 1851 einen mutigen Neuanfang, der zur Entstehung der Rheinisch-Westfälischen Kapuzinerprovinz führte. Das Kloster in Haslach allerdings konnte trotz der Bemühungen von Pfarrer Heinrich Hansjakob nicht mehr eröffnet werden. Die Kapuziner ließen sich daraufhin in Zell am Harmersbach nieder und sind bis heute dort die Betreuer der Wallfahrt "Maria zu den Ketten". Die Klosterchronik Haslachs wird noch heute im Zentralarchiv der Kapuziner in Koblenz aufbewahrt. Die Haslacher Klosteranlage ist mit Ausnahme des ehem. Waschhauses am Klosterbach (1913 abgebrochen) unverändert erhalten.

Die Klosterkirche St. Christophorus in Haslach im Kinzigtal


Geschichte und Bauordnung

Der Grundstein zum Haslacher Klosterbau war im November 1630 - also mitten im 30 jährigen Krieg - durch Graf Friedrich Rudolph von Fürstenberg gelegt worden, damit setzte er den Plan seines verstorbenen Vaters Christoph II. in die Tat um. Baumeister der Klosteranlage war ein Kapuziner aus dem Kanton Bern in der Schweiz. Er verwirklichte, was die Bauordnung der Kapuziner verlangte, nämlich dass ein solches Kloster nach innen und nach aussen die Armut des Ordens widerspiegeln solle.

Die Einrichtung der erst im Jahre 1661 geweihten Klosterkirche entspricht mit Ausnahme der Altäre dieser Bauordnung; einfache Holzdecke, keine Orgelempore und kaum Bilder und Figuren an den Wänden, mit Ausnahme des Kreuzweges. Gerade die Kapuziner waren neben den Franziskanern besondere Förderer der Kreuzwegtradition (siehe Abschnitt "Kreuzwegstationen").

Ausstattung und Besonderheiten der Kirche

Die heute in der Kirche befindlichen Altäre waren die Arbeit eines im Haslacher Kloster lebenden Klosterbruders Adam aus Gündelwangen im Schwarzwald. Er hatte um 1752 als Schreiner den Auftrag erhalten, "zunächst" einen Tabernakel samt vier Reliquientafeln zu fertigen. Mit seiner Arbeit muss er den Beweis geliefert haben, auch in der Lage zu sein, für die "wurmstichig" gewordenen Altäre Ersatz zu liefern und das Ergebnis zeigt sich im Kirchenraum.

Von besonderer Bedeutung ist das Hochaltarbild des Prager Hofmalers Mathäus Gundelach von 1614, damals von Graf Christoph II. von Fürstenberg in Auftrag gegeben. Es zeigt die Krönung Mariens im Himmel und unten, im Kreise einer großen Schar von Heiligen, den Grafen selbst, den Stifter des Klosters, in knieender, betender Stellung. In Erinnerung an den Stifter Christoph war der Heilige Märtyrer Christophorus zum Patron von Kloster und Klosterkirche geworden, er ist links im Hochaltarbild als der Riese mit dem Jesukind auf der Schulter dargestellt. In Zusammenhang mit dem Heiligen Christophorus als Patron von Kloster und Klosterkirche ist der Brauch der Fahrzeugsegnung zu erwähnen, welche alljährlich in der Zeit um den Namenstag dieses Heiligen (24. Juli) auf dem Klosterplatz durchgeführt wird. Der frühchristliche Martyrer, der zum Kreis der 14 Nothelfer gehört, ist nämlich auch der Patron der Reisenden und Autofahrer. Seit über sechzig Jahren gibt es nun schon wieder diesen Brauch

Rechts und links vom Hochaltar, über den in den Mönchschor führenden Türen sieht man Darstellungen aus dem Leben des Heiligen Franz von Assissi, dem Begründer der Franziskanischen Glaubensgemeinschaften, zu welchen auch Kapuziner und Kapuzinerinnen gehören.

In der rechten Seitenwand im Chor, über der Türe zur ehemaligen Totenkammer, erkennt man zwei Fensteröffnungen. Dies sind die Fenster der ehemaligen Krankenstube des Klosters. Krank gewordene Brüder konnten mittels dieser beiden Fenster von ihrer Krankenlager aus auf den Hochaltar blicken und waren trotz Kranksein nicht ausgeschlossen.

Die in die Seitenaltäre eingelassenen Altarbilder stammen aus der Anfangszeit des 18. Jahrhunderts und sie sind Arbeiten des Wolfacher Barockmalers Johann Georg Hildbrandt. Von ihm stammt auch das Gemälde am Altar der Loreto-Kapelle (Mariä Verkündigung) und zwei Altarbilder in der Mühlenkapelle (Hl. Nepomuk und Hl. Franz-Xaver). Das Bild des linken Altares zeigt den Tod des Heiligen Josef, der sich ebenfalls der Zuneigung der Kapuziner erfreute. Das kleine Bild darüber ist nochmals eine Darstellung des Heiligen Franz von Assissi. Das Bild im rechten Altar zeigt das Martyrium des Heiligen Fidelis († 24. April 1622) von Sigmaringen, der ein bedeutender Kapuzinerheiliger war und sein Leben in Graubünden in der Schweiz beendete. Darüber eine Darstellung des Heiligen Laurentius von Brindisi († 22. Juli 1619), einem Kapuzinerheiligen und bedeutenden Kirchenlehrer. Beide Namensfeste waren It. Chronik im Haslacher Kloster stets besonders gefeiert worden. Die beiden Holzstatuen an den Seitenaltären - Vesperbild und Hl. Antonius von Padua - stammen aus.der Zeit des 18. Jahrhunderts.

Auf der rechten Seite vor dem Altarraum nimmt das Fürstenbergische Epitaph (Totentafel) einen besonderen Platz ein. Gewidmet dem Erbauer des Klosters Friedrich Rudolph von Fürstenberg und gestiftet von seinem Sohn Maximilian Franz.

Die Kanzel entspricht ganz der Art der Altäre, ist ebenfalls eine hervorragende HolzIntarsien-Arbeit von Bruder Adam.

Die Kreuzwegstationen

"An den weiß getünchten Wänden der Klosterkirchen hängen die Kreuzwegstationen", so steht es in der Bauordnung der Kapuziner und auch in unserer Klosterkirche hängen diese Stationen, die dem Wolfacher Barockmaler Johann Georg Hildbrand zugeschrieben werden und der Zeit um 1730 zuzuordnen sind. Gerade die Franziskaner und Kapuziner galten als die besonderen Förderer der Kreuzwege und Kreuzkapellen, so steht z.B. der Kreuzberg in der Rhön mit seinem Kloster noch heute in der Obhut der Franziskaner. Die Kreuzwegstationen in der Haslacher Klosterkirche bestechen durch ihre Ausdruckskraft und Stärke der Farben. Die I. Station allerdings wurde durch den in Haslach lebenden Kunstmaler Ludwig Bonertz völlig erneuert, da diese Station nicht mehr vorhanden war. Als weiterer Restaurator war der Haslacher Kunstmaler Prof. Otto Laible mit den Kreuzwegstationen beschäftigt, die Jüngste Restaurierung war durch Helmut Fuggis aus Haslach 2003 erfolgt.

Gruft der Fürstenberger

Im Mittelgang der Kirche machen zwei besondere Bodenplatten aus Sandstein auf die im unteren Teil der Kirche befindliche Fürstenberger Gruft aufmerksam, welche Graf Friedrich Rudolph von Fürstenberg 1655, noch vor seinem Tode hatte anlegen lassen. Die Gruft ist heute noch im Privatbesitz des Fürstenhauses Fürstenberg in Donaueschingen. In der Gruft ruhen: Graf Friedrich Rudolph von Fürstenberg, gestorben 1655 an einer heimtückischen Krankheit auf seinem Gute Dattschütz in Mähren. Desweiteren sein Sohn Maximilian Franz, der 1659 die Loretokapelle erbauen ließ. Enkel Prosper Ferdinand fand ebenfalls in der Gruft seine letzte Ruhestätte. Desweiteren sind aufbewahrt die Gebeine der Gräfin Anna von Montfort, Gemahlin des 1341 gestorbenen Grafen Gottfried von Fürstenberg, bekannt als der "Steinerne Mann von Hasle". Über den Namen eines dort beigesetzten Kindes schweigen die Geschichtsbücher bis heute.

Bis zur Fertigstellung der Fürstenberger Gruft in der Klosterkirche war die Katholische Stadtpfarrkirche St. Arbogast Begräbnisstätte des Hauses Fürstenberg-Haslach. So befindet sich noch heute im barocken Teil der Stadtkirche das Grabmal des Grafen Gottfried von Fürstenberg, des "Steinernen Mann von Hasle". Er war im Jahre 1341 im Schloß zu Haslach (heutiger Standort der Sparkasse) gestorben und sein Grabmal ist eines der best erhaltendsten Rittergrabmäler des Mittelalters. In der Pfarrkirche auch noch vorhanden die Grabplatte seiner Gemahlin, der Gräfin Anna von Montfort.

Die Kirche heute

In den Sommermonaten finden in der Klosterkirche in regelmäßigen Abständen Konzerte statt und als Hochzeitskirche erfreut sie sich besonderer Beliebtheit.

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