Ettenheims "altes Schloß" und seine Geschichte


Dr. Robert Furtwängler: Ettenheims "altes Schloß" und seine Geschichte (Geroldsecker Land, Heft 19 - 1977) Seite 147 - 161

Wappen des Fürsten Franz Egon zu Fürstenberg 1663/82, Erneurer des Schlosses - Aufn. Arthur Strebler
Wappen des Fürsten Franz Egon zu Fürstenberg 1663/82, Erneurer des Schlosses - Aufn. Arthur Strebler

Viele Besucher sind überrascht, in Ettenheim noch einen nahezu geschlossenen, nach mittelalterlichem Grundriß gestalteten Altstadtkern vorzufinden. Als weitgehend vom Baustil des Barock geprägt stellt sich das Stadtbild dar. Wappengeschmückte schloßartige Adelssitze stehen neben mit Reliefs und Skulpturen geschmückten Bürgerhäusern, behäbige Fachwerkhäuser säumen Straßen und Plätze, stehen bei den alten Brunnen und Toren. Dicht aneinandergepreßt sind die Häuser in den engen, oft winkeligen Gassen. Um den Stadtkern herum, der alten, nur an wenigen Stellen noch sichtbaren Stadtmauer folgend, führen die Ringstraßen, romantische Gäßchen, deren Häuser an die Stadtmauer oder gar in den alten Stadtgraben gebaut worden sind. Auf dem Marktplatz schließlich steht der Besucher vor der eindrucksvollen Fassade des Rathauses, die vom Gründer der Stadt und vom Selbstbewußtsein der Bürger kündet. Überragt und gleichsam beschützt wird dieses bauliche Erbe des ausgehenden Mittelalters von der Stadtkirche St. Bartholomäus, die den Berg krönt, an den sich die Stadt anzulehnen scheint.

Manches alte Gebäude befindet sich indes in einem wenig erfreulichen baulichen Zustand. Unweit des Rathauses, den Marktplatz nach Westen abschließend, konnte der Besucher noch vor wenigen Jahren ein altes Bauwerk erkennen, das zu zerfallen drohte. Ein Bauwerk, dessen Größe, Ausdehnung und architektonische Gliederung die Bedeutung erahnen ließen, die es in der Geschichte der Stadt eingenommen haben mochte. Es schien das Geschick so mancher Bauwerke in unserem Raum zu teilen, die nach der Säkularisation staatliches Eigentum geworden waren und die zu erhalten zuweilen die Einsicht, der Wille und oft auch das Geld fehlten. Wer das Gebäude jetzt sieht, wird über den Wandel, den es äußerlich und im Innern erfahren hat, überrascht und erfreut sein. Es handelt sich bei diesem Gebäude, das als Ettenheimer Schloß in der Kunstgeschichte Badens bekannt ist, das "Schlößli" (1) oder "alte Schloß" wie der Volksmund es früher nannte, das "Palais Rohan", wie man heutzutage - fälschlicherweise - sagt, um das ehemalige Straßburger Amthaus, den Verwaltungssitz der "Oberen Herrschaft" des Hochstifts Straßburg auf dem rechten Rheinufer.

Die Stadt Ettenheim hat dieses Gebäude nach dem Kriege für etwa 100.000 DM vom Land erworben. Sie ließ es in den Jahren 1973 - 75 mit einem Aufwand von mehr als 800.000 DM grundlegend restaurieren und verwendet es jetzt als Verwaltungsgebäude.

Es war gewiß ein verdienstvoller Beschluß des Gemeinderates, dieses Bauwerk, das manche als "altes Gemäuer" schon zum Abbruch verurteilt hatten, zu erneuern und wieder einer öffentlichen Verwendung zuzuführen. Und es ist zweifellos, wie Besucher immer wieder hervorheben, eine überaus geglückte Restauration, die unter der Leitung des Ettenheimer Stadtbaumeisters Karl Kern erfolgte, dem das Landesamt für Denkmalpflege in Freiburg und der Bauausschuß der Stadt beratend zur Seite standen.

Im Jahre 1560 erbaut

Im Jahre 1560, so kündet der Schlußstein auf dem Ostgiebel, wurde das Bauwerk vollendet. Es entstand also noch vor dem 30jährigen Krieg, gerade in jener Zeit, als der neue, in Italien geborene Baustil der Renaissance in Deutschland seinen Einzug hielt. Wahrscheinlich hatte es einen Vorgänger; Batzer / Vögele (2) sind der Ansicht, daß es "zweifellos auf viel älterem Kellerwerk" steht, an dieser Stelle einmal eine Befestigung, vielleicht eine Tiefburg, gestanden hat, die zerstört und auf deren Mauern ein neues Schloß errichtet wurde. Sie schließen dies aus der Stärke der nördlichen Kellermauer von 4 m, während die anderen Kellermauern nur Stärken von 1,10 m, 1,15 m und 1,35 m aufweisen, wie sie zur Zeit des Schloßbaues im 16. Jh. üblich gewesen seien.

Unbekannt war bisher der Bauherr, ist es noch der Baumeister? Erbaut wurde es in der Regierungszeit des Straßburger Bischofs Erasmus von Limburg (1541 - 1568). Dies läßt sich aus dem Wappen schließen, das in den Schlußstein eingemeißelt ist. Es ist, nach einer Mitteilung des Generallandesarchivs Karlsruhe, das Wappen dieses Bischofs, das sich zusammensetzt aus dem Wappen der Reichsschenken von Limburg und dem des Bistums Straßburg*. Er darf wohl mit Sicherheit als der Erbauer des "alten Schlosses" angesehen werden. Allerdings sind bisher weder Baupläne noch Bauskizzen, weder Bauvoranschläge noch Bauabrechungen aufgefunden worden.

Das restaurierte alte Schloß, jetzt städtisches Verwaltungsgebäude - Aufn. Arthur Strebler
Das restaurierte alte Schloß, jetzt städtisches Verwaltungsgebäude - Aufn. Arthur Strebler

Es ist auch kein Kupferstich oder eine Ansichtszeichnung vorhanden, die uns eine genaue Kenntnis vom ursprünglichen Aussehen des Gebäudes vermitteln könnten. So wie es sich heute zeigt, ist es ein "Stilgemisch von Gotik, Renaissance und Barock" (Batzer / Vögele), entstanden, wie manche vermuten, durch mehrere Umbauten im 17. und 18. Jahrhundert.

Die Elemente der Gotik und der Renaissance, die das Bauwerk aufweist, sind sicher originäre Bestandteile seiner Architektur. Der Baumeister, in der Tradition des mittelalterlichen Baustils herangewachsen, übernahm in sein Grundkonzept Formmerkmale des neuen Baustils der Renaissance, die sich in dieser Zeit im Norden Europas verbreitete und die Gotik ablöste. Die barocken Bestandteile sind daher zweifellos späteren Ursprungs. Vermutlich sind sie nach dem 30jährigen Krieg eingefügt worden.

Im Laufe der Kriegshandlungen, in die auch unser Gebiet mehrfach einbezogen wurde, äscherte Bernhard von Weimar die Stadt Ettenheim am 4. Sept. 1637 ein. Nur wenige Häuser haben den großen Brand überstanden. Joan Conrad Machleid berichtet in seinen Tagebüchern: "1637 ist die ganze Stadt von den Schweden abgebrent worden biß auf den Spital und des Simon Knieß Haus, das Schlaghaus (Schlachthaus), daß alte, und des Cornelius Beckhen Hauß oder des Nillißen Haus. Ausgenommen diße sein allein stehn blieben" (3). Ob zu den Gebäuden, die vom Feuer verschont geblieben sind, auch das Schloß gehört hat, wie andere "mit Bestimmtheit" (4) sagen, ist ungewiß. Völlig zerstört wurde es sicher nicht, denn einem Brand hätten die starken Mauern wohl Trotz bieten können; wäre es gesprengt oder geschleift worden, lägen darüber sicherlich Berichte vor. Es ist vielleicht ausgebrannt und teilweise zerstört worden. Gegen einen großen Brand spricht aber, daß die sandsteinernen Dachaufsätze auf dem Ost- und Westgiebel (3) erhalten geblieben sind. In der Gluthitze eines großen Brandes, der in der hölzernen Dachkonstruktion reiche Nahrung gefunden hätte, wären sie wohl schnell geborsten.

Die Schäden, die das Schloß beim "großen Brand" der Stadt erlitten hat, dürften dennoch beträchtlich gewesen sein. In den restlichen Kriegsjahren konnten sie sicher nur notdürftig beseitigt werden. Auch nach dem Kriege war es zunächst nicht möglich, das Gebäude wieder instandzusetzen. Denn damals herrschte in unserem Gebiet schreckliche Not. Ettenheims Chronist Joan Conrad Machleid berichtet darüber: "1655 waren so üble Zeiten, daß alle Bürger vertlofen waren in andere Ort, die etwas gehabt haben", und weiter "Sie sind hinweckgeflohen, daß nicht mehr alß 36 Daglöhner in der ganzen Gemeind Ettenheim verbliben vor lauter üblen Griegszeiten" (5). Aus dem ausgebluteten, von Menschen entblößten und zeitweilig verlassenen, wirtschaftlich darniederliegenden Land waren Mittel für einen Wiederaufbau des Schlosses lange Zeit nicht herauszuholen. So erfolgte die Wiederherstellung des Schlosses wahrscheinlich erst im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts, in der Regierungszeit des Bischofs Franz Egon zu Fürstenberg (1663 - 1682). Diese Annahme läßt sich auf Hinweise stützen, die am Gebäude selbst zu finden sind. Über dem Eingangsportal befindet sich ein in Sandstein gehauenes Wappen, das als Wappen dieses Fürstbischofs identifiziert worden ist (6). Es ist anzunehmen, daß sich der erste Fürstenberger auf dem Straßburger Bischofssitz damit als Erneuerer des Schlosses in die Geschichte einschreiben wollte.

Der Wiederaufbau erfolgte im Stile des Barock, der damals modernen Bauweise. Die stilistischen Veränderungen sind heute nur noch am Äußern des Gebäudes, vornehmlich an den Fenstern, abzulesen. Die Fenster waren, wie es der gotischen Bauweise entsprach, ursprünglich unsymmetrisch aufgeteilt. Es waren schmale, verhältnismäßig niedrige Fenster mit profilierten Mittelpföstchen und mit ganz verschiedenartigen Ornamenten auf den Fenstergewänden. Einige sind erhalten geblieben, so die Fenster des Eckzimmers auf der Nordostseite des Erdgeschosses, zwei auf der Südseite des Gebäudes und eines auf dessen Westseite, sowie das Fenster rechts neben dem Eingangsportal. Andere zeigen im Sturz noch die Ansätze des früher vorhandenen Mittelpfostens. Die Fenster des Obergeschosses wurden nicht nur auf diese Weise, sondern auch dadurch verändert, daß man sie um ca. 30 cm erhöhte. An den Fenstergewänden ist dies sehr deutlich zu erkennen. Auch das Dach wurde verändert. Es wurden, wahrscheinlich um das Dachgeschoß nutzen zu können, Einzelgauben eingebaut. Auf der von Ph. Harden-Rauch veröffentlichten Guasche aus der Zeit um 1790 sind die im Stil des Barock gestalteten Einzelgauben auf der Nordseite des Schloßdaches deutlich zu erkennen (7).

Im Abglanz des ancien régime

Als fürstbischöfliches Amtshaus, zeitweilig wohl auch als Aufenthaltsort der Landesherren, wenn diese die "obere Herrschaft" besuchten, diente das Schloß bis zum Jahre 1790. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Jahre 1803 war es Stätte einer geschichtlich bedeutsamen Episode. In diesem ersten Jahr nach Ausbruch der Französischen Revolution zog sich der letzte Fürstbischof von Straßburg, Kardinal Ludwig Renatus Eduard, Prinz von Rohan-Guémenée, in seine rechtsrheinischen Besitzungen zurück und wählte das Ettenheimer "alte Schloß" als Residenz. Mit ihm kam sein ganzer Hofstaat, denn "da alle meinten, die Schreckenszeit ginge bald zu Ende, wurde ein förmlicher Hof etabliert" (8).

In seinen Aufzeichnungen schreibt Joan Conrad Machleid über die Ankunft des Kardinals: "1790, den 13ten Heymonat (Juli). Ankunft unßeres gnädigsten Lantsfürsten, unßeres Lantsvatters. Unser gnädigster Lantsfürst, Cardinal und Bischof zue Straßburg, ist von Benfelden her abents um 8 Uhr mit ßeiner ganzen Hofhaltung nacher EttenheimMinster gefahren, um, wann hier die Wohnung alleß fertig, zue wohnen, und hier zu ßein"(9). Das Schloß befand sich offenbar nicht in einem dem Landesfürsten würdigen Zustand. In ihm waren ja die Amtsräume und die Amtswohnung des bischöflich-straßburgischen Oberamtmannes untergebracht. Es mußte geräumt und renoviert werden. Mit dieser Aufgabe wurde der Erbauer des neuen Schlosses in Zabern, der Baumeister Nikolaus Salins de Montfort, betraut, dessen voller Titel "architecte du Roi de France, inspecteur des batiments de son Altesse en Alsace, architecte de Cardinal Prince de Rohan" lautete. Er sollte die"notwendigen Arbeiten... leiten und ausführen, um die Residenz .... bewohnbar (habitable) zu machen" (10). Es erfolgte also kein Umbau, sondern lediglich eine Renovation des Gebäudes, die jedoch nicht unbedeutend gewesen sein muß. Denn über den Fortgang der Arbeiten, die sich fast über ein halbes Jahr hinzogen, unterrichtete sich der Kardinal regelmäßig. Er kam immer wieder hierher, "umb zu ßehen, ob ßein Loßament noch nicht fertig seye" (11): "1790, den 23ten Juli, abents um 5 Uhr, ist unßer Lantsfürst und Cardinal hiehero körnen, mit ßeinem Hofstaat 16 Perßonen, in einer großen, langen Gutschen mit acht schwarzen Rappenhengsten bespanen, umb allhier den Ambtshof und ßein Loßament zue besichtigen. Er hatte ein roten weltlichen Rock ahn und ein schwarz Kamißol, mit einem schönen Sternen. Die Bürgerschaft und unßere Soldaten haben ihme ein große Aufwartung gemacht, auch mit den Belleren geschoßen. Hingegen (dafür) hat der Ambtsschaffner alß Reytherhaubtmann ein schön Trinckgelt von zwey Duplonen erhalten. Eß hat einem jeden Mann (der Miliz) 5 Schilling Trinckgelt trafen" (12).

Im Gefolge des Kardinals waren auch Prinz Rohan-Rochefort und Gemahlin mit ihrer Tochter Prinzessin Luise Dorothea. Von Ettenheimmünster aus, wo die fürstlichen Herrschaften samt Hofstaat im Kloster logierten, besuchten die Damen des Hofstaates zuweilen die Stadt. "Iten ßein am Annadag (26. Juli) die Prinzeßinen auch wider hierhero körnen, zue Pfert, lauter graue Schimmele (ritten) ßie. Im Ambtshof haben ßie ein Merenda (ein Vesper) gehabt, wo mann ßolchers auf der Ambtsschaffney gekocht und in den Ambtshof getragen. Abents um 7 Uhr ßein wider alle in Gloster, in ihr Quartier heimgekehrt. Punctum satis" (13).

Am 12. Dezember 1790 übersiedelte Rohan mit seiner ganzen Hofhaltung nach Ettenheim. Der Hofstaat wurde im Stammhof untergebracht, den der Kardinal vom Freiherrn von Türckheim erworben hatte (14). Welche Räume Rohan im Schloß bewohnte, ist nicht ganz sicher. Von den "von Ihrer Exzellenz bewohnten Appartements", von denen Akten im Generallandesarchiv berichten, werden ein Schlafzimmer und ein Silberzimmer erwähnt (15). Es sind wohl die Räume auf der Nordseite des Obergeschosses gewesen. In diesen fand man bei der Renovation einen schönen alten Parkettboden vor (16). Im Schloß wohnten auch der Prinz von Rohan-Rochefort mit seiner Familie. Die Prinzessin Charlotte war in zwei Mansardenzimmern auf der Westseite des Gebäudes untergebracht (17). Bei den Restaurationsarbeiten wurden in diesen Räumen, in denen sich jetzt der Übungsraum der Stadtkapelle befindet, ebenfalls ein alter Parkettboden entdeckt. Wahrscheinlich besaßen diese Räume einen Austritt auf den an der Westfassade angebrachten Balkon, von dem jetzt nur noch die Sandsteinwiderlager festzustellen sind.

In seiner Residenz empfing der Kardinal Diplomaten und Militärs, die Mitglieder seines Hofstaates, Beamte, Agenten und Emmissäre, deren Dienste er für seine gegenrevolutionäre Tätigkeit in Anspruch nehmen mußte. Zu den Besuchern zählte auch Prinz Louis Antoine Henri de Bourbon, Herzog von Enghien, der mit Prinzessin Charlotte in Liebe verbunden war. Mit einem Diamantring hat er in die Fensterscheiben Verse eingeritzt, mit denen er seiner Liebe Ausdruck gab. Die Glasscheiben befanden sich noch zu Beginn dieses Jahrhunderts "in zwei nach Norden gelegenen Zimmern, einem kleinen einfenstrigen Vorzimmer und einem vierfenstrigen Gemach (Speisezimmer), welches noch durch einen schönen, alten Parkettboden ausgezeichnet wird" (18). Bei dem vierfenstrigen Zimmer soll es sich um ein Eckzimmer handeln, das einfach profilierte Fenster aufweist. Leider ist das Stockwerk nicht angegeben. Wahrscheinlich sind es aber die beiden Räume in der Nordostecke des Erdgeschosses. Auf sie treffen die genannten Merkmale zu: der einfenstrige Vorraum ist Besuchern von der Eingangshalle her leicht zugänglich. Er ist mit dem größeren, vierfenstrigen Gemach, das als Speisezimmer verwandt werden konnte, durch eine Tür verbunden. In dessen Nordseite befinden sich noch heute die alten gotischen Fenster mit den profilierten Mittelpföstchen.

Auf den Fensterscheiben wurden insgesamt 14 Einritzungen festgestellt. Bis auf die Verse 7 und 12 stammen alle von einer Hand. Da nur noch eine Glasscheibe erhalten geblieben ist, soll der Wortlaut der Einritzungen hier wiedergegeben werden. Sie lauten (19) im einfenstrigen Zimmer:

1. Dieu la patrie et le Roi.
2. il faut aimer toujours ou bien aimer jamais.
3. L'honneur est comme une isle escarpée et sans bords (Boileau) l'on y rentre plus des qu'on en est dehors.
4. Celui q'amour n'a jamais sus charmer pour son repos doit craindre ta presance.
5. Vive les Bourbons Vive Louis 18.
6. Je t'aimais inconstante qu'aurais-je fait fidelle (Corneille).
7. (Von anderer Hand): La vie est un songe.
8. Soumis avec respect à sa volonte sainte je crains Dieu eher Abner et n'ai point d'autre crainte (Racine).
9. Sachez vous respecter vous même et personne ne vous fera rougir.
10. Que c'est un Dieu Caché que le Dieu qu'il faut croire (Racine?)

im vierfenstrigen Eckzimmer:

11. Quand l'on attend sa belle
Que l'attente est cruelle
A qu'il paroit doux
L'instant du rendez-vous.
12. Vive les Bourbons.
13. Belle Charlotte!
14. Belle Charlotte
Votre nom est gravé
dans mon coeur
comme mon cul dans
mes culottes.

Von diesen Fensterscheiben ist nur eine einzige (S. Ziffer 11) erhalten geblieben. Sie befand sich bisher, verwahrt in einem Glasschrein, im Bürgersaal des Rathauses. Die Stadt hat die Scheibe jetzt so präparieren lassen, daß die eingeritzten Verse lesbar geworden sind. Künftig wird sie, ebenso wie die Marmorbüste des Kardinals, im Sitzungszimmer des Amthauses einen Platz finden. Dieser Raum "im nordöstlichen Eckzimmer im II. Stockwerk" (20) 'gilt' als Sterbezimmer des Kardinals, der "Im Jahre des Herrn eintausend achthundert und drei am siebentzehnten des Monats Februar" (21) an einer Lungenentzündung gestorben ist.

Mit ihm sank auch die jahrhundertealte Herrschaft des Hochstifts Straßburg über unser Gebiet ins Grab. Es wurde dem badischen Staat einverleibt. Die Hofhaltung wurde nun vollends aufgelöst, der Nachlaß verteilt. Auch Prinzessin Charlotte mußte das Schloß verlassen. Sie mietete für sich und ihren Vater eine Wohnung im Hause der Familie Sartori am Nepomukbrunnen (22) und lebte dort, bis sie nach dem Tode des Herzogs von Enghien Ettenheim für immer verließ.

Verwaltungsgebäude und Wohnhaus

Im Zuge der Landesorganisation des Großherzogtums Baden wurde im Jahre 1809 das Oberamt Ettenheim geschaffen. Von nun an beherbergte das Gebäude das Oberamt Ettenheim. Wahrscheinlich wurde es für diesen Zweck erneut umgebaut, mit dem Ziel, genügend Dienst- und Wohnräume zu schaffen. Diese Annahme, die durch andere Unterlagen bisher nicht gestützt wird, gründet sich auf einen von Matheus Steeger, Maurermeister in Ettenheim, im Jahre 1808 gezeichneten Plan, der im Generallandesarchiv (katalogisiert unter G 20 und 21), aufgefunden wurde. Es handelt sich um einen "allgemeinen Situationsplan" und einen "kolorierten Aufriß". Erstmals ist auf der Nordseite des Daches eine durchgehende Schleppgaube zu sehen, deren Bau sicherlich eine bessere Nutzung des Dachraumes ermöglicht hat. Im Gebäude waren das Oberamt untergebracht, außerdem, bis zur Auflösung im Jahre 1845, auch die Domänenverwaltung, die Wohnungen des Amtsvorstands und des Domänenverwalters. Nach der organisatorischen Trennung von Verwaltung und Justiz im Jahre 1857 nahm es auch die Diensträume des Amtsgerichts - bis zum Neubau eines Gerichtsgebäudes im Jahre 1909 - auf. J. B. Ferdinand (23) berichtet vom immerwährenden Streit zwischen Verwaltung und Amtsgericht um die Räume, von kleineren baulichen Veränderungen, die die Raumnot lindern sollten. So wurde ein Wartezimmer für das Gericht geschaffen, die sog. "Parthiestube", ein "Schwörzimmer" und ein Referendarzimmer, das zugleich Sitzungszimmer des Schöffengerichts war, bevor, im Jahre 1872, die Sitzungen des Schöffengerichts im Bürgersaal des Rathauses abgehalten wurden. Im Jahre 1864 wurde das Gerichtsnotariat errichtet und im Hause untergebracht. Schließlich wurden die Räume des Amtsgerichts auf zwei Stockwerke verteilt und, um eine leichtere Verständigung zu ermöglichen, ein Sprachrohr vom Richterzimmer ins Erdgeschoß eingebaut. Im Jahre 1887 wurde die Dienstwohnung des Amtsrichters in den Stammhof verlegt. Nach der Auflösung des Oberamts im Jahre 1924 zog das Forstamt in das Gebäude ein und blieb dort bis zum Neubau eines Forsthauses in den 30er Jahren. Auch die Gendarmerie hatte dort bis zum Jahre 1945 ihre Diensträume. Im Ober- und im Dachgeschoß befanden sich bis zum Kriegsende Beamtenwohnungen. Sie mußten nach der Besetzung der Stadt durch französische Truppen binnen weniger Stunden geräumt werden (etwa im August 1945). Das Haus wurde nun eine Kaserne für die marokkanische Truppeneinheit, die in der Stadt stationiert war. Mancher Ettenheimer dürfte sich noch daran erinnern, wie diese Einheit das Ende des mohammedanischen Fastenmonats mit der Schlachtung eines Hammels feierte.

Doppelläufig gestaltete Eingangstreppe zum Schloß - Aufn. Arthur Strebler
Doppelläufig gestaltete Eingangstreppe zum Schloß - Aufn. Arthur Strebler

Nach der Wiederaufnahme des Schulunterrichts nach dem Kriege zog das Gymnasium in das Gebäude ein. Die ersten Abiturprüfungen wurden hier abgelegt. Von 1948 - 1967 war darin das Staatl. Schülerinternat untergebracht. Im Gebäude wurden Schlafräume, Küchenräume sowie Aufenthaltsräume für die Internatsschüler eingerichtet. Schließlich wurden in das Haus, nach der Auflösung des Internats, Gastarbeiterwohnungen eingebaut.

Das Grundproblem der Restauration

Allmählich befand sich das ehedem stolze "alte Schloß" in einem erbarmungswürdigen Zustand. Die wiederholten Nutzungsänderungen waren zwar von Umbauten begleitet, die aber oft nicht sachgemäß erfolgten; für eine Erneuerung des Gebäudes standen Mittel offenbar nicht zur Verfügung. Zwar begann die Stadt, nachdem sie das Gebäude für das Internat erworben hatte, mit der Renovation der Räume, und sie plante auch die Erneuerung des schadhaften Daches, doch setzte die unvermeidliche Auflösung des Internats auch diesen Bestrebungen ein Ende. Gerade in dieser Zeit wurde im Ettenheimer Gemeinderat die Frage erörtert, wie der Raummangel der größer gewordenen Verwaltung beseitigt werden sollte. Statt ein neues Rathaus zu bauen, entschloß sich das Gemeindeparlament zur Restauration des dem Rathaus benachbarten Amtshauses. Die Planung und die Bauleitung wurden Stadtbaumeister Karl Kern übertragen, die Arbeiten in den Jahren 1973 - 1975 ausgeführt. Bei der Planung erhob sich sogleich das Grundproblem, nämlich ob man den Bau vollständig auf seinen ursprünglichen Zustand zurückführen oder so gestalten sollte, daß die baulichen Veränderungen, die er im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat, auch heute noch ablesbar blieben. Die Stadt entschied sich, einesteils um Kosten zu sparen, zum anderen um den Dachraum einigermaßen nutzen zu können, für die zweite Lösung. Mit einer Ausnahme: die über die ganze Nordseite hinwegführende Schleppgaube wurde beseitigt und der - vermutete - ursprüngliche Zustand des Daches wiederhergestellt. In das Dach wurden unregelmäßig angeordnete Lüftungsöffnungen, sog. "Ochsenaugen", eingebaut. Von Nachteil war bei dieser Lösung, daß der Dachraum nur noch zu einem Teil genutzt werden konnte und seine Belichtung nur von den Giebelseiten her möglich war. Um jedoch die Nutzungsmöglichkeiten nicht allzu stark einzuschränken, wurden die kleineren Einzelgauben auf der Südseite des Daches beibehalten.

Ein ähnliches Problem stellte sich bei der Fenstergestaltung. Wie erwähnt wurden bei der Erneuerung des Schlosses die gotischen Fenster zum größten Teil verändert. Eine Rückführung auf den alten Zustand wäre gewiß sehr kostspielig gewesen. So wurde darauf verzichtet, die alten Fenstergrößen wiederherzustellen und Mittelpföstchen aus Sandstein einzubauen. Lediglich die Fenster im Obergeschoß erhielten neue Sandsteingewände.

Strittig war auch, wie die Eingangstreppe gestaltet werden sollte. Sie war einläufig, doch wurde in der Literatur immer wieder behauptet, daß sie einst zweiläufig gewesen sei. An dieser Ansicht bestanden - und bestehen - erhebliche Zweifel. Sie wurden erhärtet, als der bereits erwähnte Plan von Matheus Steeger aufgefunden wurde. Er zeigt nämlich nur eine einläufige Treppe, wobei als "Gegengewicht" zum ostseitigen Treppenaufgang lediglich ein kleiner Abstellraum auf der Westseite angebracht war. Der Beschluß, die vermutete Zweiläufigkeit der Treppe wiederherzustellen, war aber vor Auffinden des Planes gefaßt und der Auftrag vergeben worden. So wurde der zweite Treppenlauf eingefügt, wobei das Brüstungsgeländer und die Brüstungsplatten den vorhandenen Vorbildern nachgestaltet wurden.

Raumgestaltung für den neuen Zweck

Erhebliche Änderungen waren auch im Innern des Gebäudes erforderlich. Bei den Bauarbeiten stellte sich heraus, daß größere Teile der Innenwände sowie die gesamte Deckenkonstruktion vollständig erneuert werden müssen. Fehler und Nachlässigkeiten bei früheren Umbauten wurden jetzt sichtbar. Vielfach waren, ohne Rücksicht auf die statischen Voraussetzungen, Veränderungen an tragenden Konstruktionen vorgenommen worden. Im Nachhinein ist es erstaunlich, daß es nicht zum Einsturz einzelner Bauteile gekommen ist.

Die Einteilung und Gestaltung der Räume erfolgte nach den Bedürfnissen der Verwaltung, denn das Gebäude sollte künftig als Verwaltungsgebäude der Stadt dienen. Im Erdgeschoß wurde der frühere Speisesaal des Internats in drei Räume unterteilt. In ihnen sind das Grundbuchamt und das Dienstzimmer des Notars untergebracht. Auf der Südseite, durch einen Gang von diesen Räumen getrennt, befindet sich ein Archivraum, den Grundbuchamt und Rechnungsamt gemeinsam benutzen. Er ist mit modernen Rollregalen versehen. Auf der Nordostseite, in den Räumen, in deren Fensterscheiben der Herzog von Enghien einst seine Verse an Charlotte einritzte, befinden sich die Stadtkasse und der Dienstraum der Fremdenverkehrsbehörde. Auch in der Südostecke wurden Büroräume eingerichtet. Vom Vorraum aus, in dem die Brunnenfigur des ehemaligen Bärenbrunnens steht, die einen Schild mit einem alten Wappen der Stadt hält, führen zwei Treppen in das Obergeschoß. Zu welchem Zeitpunkt diese Treppen eingebaut wurden, ist nicht bekannt. Sie scheinen jedoch nicht so alt zu sein, wie vermutet wurde, denn der Plan des Matheus Steeger weist nur eine einzige, dreiläufig gestaltete Treppe auf. Nicht unwahrscheinlich ist, daß die zweite Treppe gebaut wurde, als das Amtsgericht auch einen Teil des Obergeschosses bezog und ein separater Zugang zu den Gerichtsräumen erforderlich wurde.

Die eine Treppe führt zu den Diensträumen des Rechnungsamtes, die andere unmittelbar in den Sitzungssaal, der die ganze Ostseite des Gebäudes einnimmt. Dieser Raum bot sich seiner Lage nach als einziger Raum zum Ausbau als Sitzungssaal an. Die notwendigen technischen Veränderungen waren an dieser Stelle am leichtesten zu bewerkstelligen. Beim Ausbau des Saales zeigten sich an der Nordostecke zwei eingemauerte profilierte Sandsteinpfeiler, über denen sich gemauerte Bogenteile befinden. Von den Bauleuten wird vermutet, daß sich in früherer Zeit dort eine offene Loggia befunden hat.

Es ist verständlich, daß versucht wurde, diesen repräsentativen Raum mit besonderer Sorgfalt auszugestalten. Der Boden wurde mit den noch verwendbaren Resten eines alten, mehrbödigen und holzvernagelten Tafelparketts ausgelegt, das in Räumen auf der Nordseite des Obergeschosses und in den Mansardenräumen, in denen einst die Prinzessin Charlotte wohnte, aufgefunden wurde. Die verwendbaren Teile dieses Parkettes reichten aber nicht aus. So wurde die fehlende Randfläche mit Langriemen-Eichen-Parkett ergänzt.

Sitzungssaal des Gemeinderats. Der nordöstliche Teil gilt als Sterbezimmer des Kardinals Rohan - Aufn. Arthur Strebler
Sitzungssaal des Gemeinderats. Der nordöstliche Teil gilt als Sterbezimmer des Kardinals Rohan - Aufn. Arthur Strebler

Im Stile der Renaissance wurde die Decke des Sitzungssaals gestaltet. Der Entwurf stammt von Kurt Bildstein. An der südlichen Wand des Raumes soll in einer noch zu installierenden Vorrichtung der aus der Hinterlassenschaft des Kardinals Rohan stammende wertvolle Wandteppich angebracht werden. Der Teppich, den die Stadt aus dem Nachlaß des Kardinals zum teilweisen Ausgleich ihrer Forderungen erhalten haben soll, befand sich bis vor kurzem in der Stadtkirche und wurde als Leihgabe an das Straßburger Museum gegeben. In eine frühere Kaminecke gestellt wurde das Kapitell des Hähnlebrunnens, das aus der karolingischen Zeit stammt. Wie bereits erwähnt, sollen in diesen Raum, dessen nordöstlicher Teil als Sterbezimmer des Kardinals angesehen wird, die Marmorbüste des Fürstbischofs Rohan und das Schränkchen mit den geritzten Fensterscheiben verbracht werden. Im Dachgeschoß wurden die beiden Mansardenzimmer, in denen einst die Prinzessin Charlotte wohnte, zu einem Übungsraum für die Stadtkapelle ausgebaut.

Ausschnitt des alten, mehrschichtigen, holzgenagelten Parkettbodens im Sitzungssaal - Aufn. Arthur Strebler
Ausschnitt des alten, mehrschichtigen, holzgenagelten Parkettbodens im Sitzungssaal - Aufn. Arthur Strebler

Der Übungsraum ist etwa 100 qm groß. Aus akustischen Gründen wurde der darüber befindliche Dachraum einbezogen, der teilweise aus einer Flachschicht mit handgeformten Backsteinen besteht. Die Decke wurde entfernt, das tragende Gebälk jedoch beibehalten. Die tragenden Bauteile wurden durch die Farbgebung hervorgehoben. Im Dachgeschoß befinden sich weitere Büroräume und zwei Archivräume. Das Dach des Hauses wurde mit Biberschwanzziegeln gedeckt. Die Außenfassade ist in einem gelblich-beigen Farbton gehalten.

Noch nicht vollständig ausgebaut ist der Hof, der von einer alten Steinmauer im Westen und Osten umgrenzt wird. Im Norden steht ein Schöpf, der als Remise gedient hat und in dem zu Rohans Zeiten einmal acht kleine Kanonen untergestellt worden waren. Einstweilen ist die Hoffläche, die als Parkplatz dient, eingekiest und mit Blumenrabatten eingesäumt worden. Die Planer wünschen sich eine Bepflasterung mit Sandsteinen; der hohen Kosten wegen wurde darauf einstweilen verzichtet. Der früher im Hof stehende alte Brunnen wurde entfernt und vor dem Gebäude wiederaufgestellt.

Einige architektonische Kostbarkeiten

Als ältestes und als eines der schönsten Gebäude, das die Stadt aufweist, darf nach der Restauration das "alte Schloß" wieder gelten. Es ist ein Steinbau mit klarer architektonischer Gliederung, dessen Kostbarkeiten dem Betrachter nicht sofort ins Auge fallen.

Links: Westgiebel mit kletterndem Männlein
Links: Westgiebel mit kletterndem Männlein

Mitte: Ostgiebel mit dem Wappen des Bischofs Erasmus von Limburg, (1541-1568), darüber der Flötenspieler, darunter die Jahreszahl 1560
Mitte: Ostgiebel mit dem Wappen des Bischofs Erasmus von Limburg, (1541-1568), darüber der Flötenspieler, darunter die Jahreszahl 1560

rechts: Giebelanfänger mit Kragsteinverzierungen an der Nordwestseite - Aufnahmen Arthur Strebler [Bilder hier jeweils darüber angeordnet]
rechts: Giebelanfänger mit Kragsteinverzierungen an der Nordwestseite - Aufnahmen Arthur Strebler [Bilder hier jeweils darüber angeordnet]

Da ist zunächst die schöne, jetzt zweiläufige Freitreppe, die zum Eingangsportal führt, über dem das kunstvoll in Sandstein gehauene Wappen Franz Egons zu Fürstenberg, dem Erneuerer des Schlosses, prangt. Die Gestaltung der Fenster und Fenstergewände verrät, daß das Gebäude mehrmals umgebaut wurde. Die gotischen Fenster sind an den profilierten Mittelpföstchen zu erkennen. Alle noch vorhandenen gotischen Fenstergewände sind ornamentiert, auch jene sind dazu zu rechnen, die in anderen (veränderten) Fenstern stehen. Kein Motiv wird wiederholt. Am Sturz mancher Fenster sind noch die Ansätze eines Mittelpfostens zu erkennen. Einfacher profiliert und ohne Ornamente sind die später eingesetzten Fenster. Den in jüngerer Zeit eingebauten Fenstern fehlt sogar jegliche Profilierung. Die Gebäudeecken sind mit verschränkt versetzten Sandsteinen aufgebaut, die bis zu den Giebelanfängen hinaufführen. Aus diesen ragt jeweils ein Kragstein heraus. Die Kragsteine tragen auf zwei Seiten Halbreliefs. Der Kragstein an der Nordwestecke weist auf einer Seite einen Löwenkopf auf, auf der anderen Seite ist das Gesicht eines bärtigen Mannes eingemeiselt. Der südwestliche Kragstein zeigt auf der Westseite eine Sonne, auf der Südseite das maskenhaft wirkende Gesicht eines Menschen. Originell ist der Kragstein an der Südostseite: er zeigt nach Süden ein Gesicht, das dem Betrachter die Zunge herausstreckt. Aus jedem Kragstein wächst aus einem ornamentierten Sockel ein kantiger Knauf heraus, der teils mit einer Kugel, teils mit einem flachen Stein abgedeckt ist. Über die ganze Gebäudefront zieht sich ein Giebelgesims aus Sandstein. Die Hohlkehle ist mit einer Steinkugel verziert, an der Unterseite ist eine Rosette in den Sandstein gemeiselt. Sowohl der Ost- als auch der Westgiebel weisen Dachaufsätze auf. Auf dem Ostgiebel beginnt der Dachaufsatz mit dem Schlußstein, in den das Wappen des Bischofs Erasmus von Limburg geschlagen ist.

Links: Giebelanfänger mit Kragsteinverzierungen
Links: Giebelanfänger mit Kragsteinverzierungen

Mitte: Dachaufsatz auf dem Westgiebel mit kletterndem Männlein und Bischofskopf
Mitte: Dachaufsatz auf dem Westgiebel mit kletterndem Männlein und Bischofskopf

rechts: Kragsteinverzierungen - Aufnahmen Arthur Strebler [Bilder hier jeweils darüber angeordnet]
rechts: Kragsteinverzierungen - Aufnahmen Arthur Strebler [Bilder hier jeweils darüber angeordnet]

Ober dem Wappen, das von einer Figur gehalten wird, die über die Stadt schaut, befindet sich ein Flötenspieler. Den Dachaufsatz des Westgiebels scheint ein Männlein erklettern zu wollen, um nach der Wetterfahne zu greifen, die früher in einer der Kugeln steckte, die beide Giebelaufsätze zierten. Diese Kugeln sind geborsten, die Wetterfahnen vom Dach heruntergefallen. Zwischen den Giebelenden auf der Westseite des Gebäudes ist ein mit einer Bischofsmitra bedeckter Kopf zu sehen. Es ist unbekannt, ob es sich um das Bild eines einst lebenden Menschen oder lediglich um eine Verzierung handelt. Überhaupt ist über die Bedeutung dieser Skulpturen, sofern "sie nicht als bloßer Schmuck am Aufsatz aufzufassen sind" (Generallandesarchiv), nichts bekannt.

Das Wappen des Bischofs Erasmus von Limburg zeigt im linken oberen Feld einen roten Schrägbalken, der den Feldern 1 und 4 des gevierten Schildes des Bistumswappens entspricht. Im rechten unteren Feld befindet sich ein in Rot bordierter silberner Schrägbalken, der den Feldern 2 und 3 des Straßburger Wappens entspricht. Das rechte obere Feld, in Rot und Silber, mit Spitzen geteilt, ist dem rechten oberen und dem linken unteren Feld des Limburger Wappens entnommen, während das linke untere Feld des Bischofswappens dem linken oberen und dem rechten unteren Feld des Limburger Wappens entspricht. Es handelt sich hierbei entweder um die Abbildung eines Streit- oder Heerkolbens oder eines Mooskolbens. Nach einer anderen Deutung ist es vielleicht auch eine Schippe. Diese Version lehnt sich an den Namen des Stammsitzes "Schupf" der Reichsschenken von Limburg an. Ebenfalls dem Limburger Wappen entlehnt ist das Gefäß in der Mitte des Bischofswappens, bei dem es sich nach den Angaben des Generallandesarchivs um einen Doppelbecher oder eine Doppelscheure handelt.

Literaturnachweis

1.) Vgl. Festbuch des Männergesangvereins Ettenheim, S. 74&nbso; 
2.) Batzer / Vögele: Schloß Ettenheim, in: Die Ortenau 1934, "Burgen und Schlösser Badens", S. 548 ff.&nbso; 
3.) Harden-Rauch, Ph.: Die Tagebücher des Joan Conrad Machleid, in: Geroldsecker Land, Heft 9 / 1966 / 67, S. 159&nbso; 
4.) Vgl. Festbuch des Männergesangvereins, S. 55 f.&nbso; 
5.) Harden-Rauch, Ph.: Die Tagebücher ..., a. a. O. S. 159&nbso; 
6.) Ferdinand, J. B.: Miniaturen aus Ettenheim, Ettenheim 1949, S. 39&nbso; 
7.) Harden-Rauch, Ph.: Ettenheim um 1790, Geroldsecker Land, Heft 15 / 1973, S. 55.&nbso; 
8.) Ferdinand, J. B.: Episoden aus der Geschichte Ettenheims, Sonderabdruck der 'Ettenheimer Zeitung', 1935 / 36&nbso; 
9.) Harden-Rauch, Ph.: Die Tagebücher ..., S. 163&nbso; 
10.) Kohler, Oskar: Zuschrift vom 30.5.76&nbso; 
11.) Harden-Rauch, Ph.: Die Tagebücher ..., S. 163&nbso; 
12.) Harden-Rauch, Ph.: ebenda, S. 163&nbso; 
13.) Harden-Rauch, Ph.: ebenda, S. 163&nbso; 
14.) Ferdinand, J. B.: Neue Miszellen 1949 - 54, S. 55.&nbso; 
15.) Kohler, Oskar: Zuschrift v. 30.5.76; aus Abtl. 229 d. Generallandesarchivs&nbso; 
16.) Wingenroth, Max (Hsg.): Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums / Baden, Tübingen und Leipzig 1904, S. 251, handschriftl. Anmerkungen von unbekannter Hand weisen schon darauf hin.&nbso; 
17.) Festbuch des Männergesangvereins, S. 68 f.&nbso; 
18.) Wingenroth, Max (Hsg.): a. a. O., S. 251&nbso; 
19.) Wingenroth, Max (Hsg.): a. a. O., S. 251&nbso; 
20.) Ferdinand, J. B.: Neue Miszellen 1949 - 1954, S. 164.&nbso; 
21.) Ferdinand, J. B.: Neue Miszellen, 1949 - 1954, S. 189 f. nach dem Eintrag Nr. 16 vom Jahre 1803 in dem Sterberegister der kath. Pfarrei Ettenheim. Nach anderen Quellen starb Rohan am 16.2.1803 um 23.30 Uhr.&nbso; 
22.) Festbuch des Männergesangvereins, a. a. O., S. 68f. so wie Ferdinand, J. B. "Neue Miszellen", S. 117.&nbso; 
23.) Ferdinand, J. B.: Miniaturen, a. a. O., S. 38 ff,; [sic!] derselbe: "Das Amtsgericht Ettenheim nebst Amtsgefängnis", Ettenheim, 1927, insbes. S. 11 ff.&nbso; 
abb 12
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