Zur künstlerischen Ausstattung der Kath. Kirche "St. Mauritius" Kippenheim von Dieter Weis


Dieser Beitrag soll den Besuchern der Kirche einen kleinen Einblick in die Geschichte ihrer künstlerischen Ausstattung geben, da z. Zt. kein neuer Kirchenführer angeboten werden kann.

Das Kath. Pfarramt St. Mauritius Kippenheim (Pfarrer Eduard Neckermann) gab anlässlich der Konsekration der neuen Kirche am 29.11.1964 eine Festschrift heraus, die sich auch als Kirchenführer eignet. Sie berichtet ausführlich über die Geschichte der Pfarrei und über die Baugeschichte der neuen Kirche. Einige darin enthaltenen Angaben (z. B. über den spätgotischen Flügelaltar) müssten auf Grund neuer Forschungsergebnisse heute berichtigt und ergänzt werden.

Es wäre wünschenswert, eventuell nach den geplanten Veränderungen im Kirchenraum oder nach der Vollendung der Rekonstruktion des spätgotischen Flügelaltares einen neuen Kirchenführer herauszugeben. Hierfür erscheinen weitere gründliche Archivstudien nötig, denn die früheren politischen und religiösen Verhältnisse in der Herrschaft Lahr-Mahlberg, zu der Kippenheim gehörte, waren zeitweise sehr verwickelt. Man muss auch damit rechnen, dass die schriftliche Überlieferung über Baugeschichte und Ausstattung der alten St. Mauritiuskirche lückenhaft ist, was die Sache zusätzlich erschwert.

Altäre und Bildwerke in der alten St. Mauritiuskirche

Von den Kunstgegenständen in der alten Kirche wurde nach Ende des Simultaneums im Jahre 1962 von den Katholiken vieles in die neue Kirche St. Mauritius übernommen. Deshalb muss hier auf die Verhältnisse in der alten Kirche näher eingegangen werden:

Alte Kirche "St. Mauritius", Kippenheim (Foto: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal)
Alte Kirche "St. Mauritius", Kippenheim (Foto: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal)

Chor und Langhausmauern der alten Kippenheimer Kirche wurden um das Jahr 1500 neu errichtet, worauf die Jahreszahl 1501 über dem nördlichen Seitenportal hinweist. Von der romanischen Vorgängerkirche blieb der Turm erhalten, auf den man 1781 / 82 eine neue barocke Haube setzte, die der markgräflich badische Hofbaumeister in Rastatt, Franz Ignaz Krohmer (gest. 1789) entworfen hatte.(1) Dieser Turmhelm ist heute noch zu sehen.

Etwa zur Zeit der Erbauung des neuen Chores war die Kippenheimer Pfarrei "dem Hohen Chor zu Strassburg incorporiert" (dem Domstift einverleibt).(2) Deshalb erscheint es als ziemlich sicher, dass die spätgot. Ausstattung der Kippenheimer Kirche von diesem in Auftrag gegeben wurde und die Werkstatt für den Kippenheimer Flügelaltar in Straßburg, zumindest aber im Elsaß zu suchen ist.

Im Jahre 1858 wurden bei Renovierungen im Chor der Kippenheimer Kirche alte Wandmalereien entdeckt: 12 Apostelfiguren und 4 "Gestalten". Bei Ankunft des Großherzogl. Konservators August von Bayer (Denkmalpfleger) waren alle Bilder bis auf das Petrusbild wieder zugetüncht.(3) Die Malereien gingen durch die unsachgemäße Behandlung verloren. Von Bayer las in den Wandmalereien die Jahreszahl 1486. Die Kunsthistorikerin Dr. Eva Zimmermann äußert aber Zweifel, ob die von Bayer überlieferte Jahreszahl 1486 richtig gelesen wurde, weil dann sehr lange am Chor gebaut worden wäre. Die Jahreszahl wurde leider nicht abgezeichnet, sodass heute eine Überprüfung nicht mehr möglich ist.

Dr. Zimmermann vermutet, "daß der Neubau des Chores erst nach 1497, d. h. nachdem der Markgraf von Baden die eine (ungeteilte) Hälfte der Herrschaft Lahr-Mahlberg gekauft hatte, in Angriff genommen wurde".

Auch die Errichtung des spätgotischen Altares könnte damit zusammenhängen. Wenn es dafür einen schriftlichen Beleg gäbe, wäre dieser sicherlich längst gefunden worden.(4)

Plan des neuer Turmhaube für den Kirchturm der Kippenheimer Kirche von Franz Ignaz Krohmer von Rastatt vom 25.1.1781 (GLA 404/170)
Plan des neuer Turmhaube für den Kirchturm der Kippenheimer Kirche von Franz Ignaz Krohmer von Rastatt vom 25.1.1781 (GLA 404/170)

In einem Schreiben von 1661 werden drei Altäre genannt: Hochaltar der hl. Jungfrau Maria, ein Sebastiansaltar und ein Altar der trauernden Maria (mit Vesperbild?). Außerdem ist der hl. Mauritius als Kirchenpatron genannt.(5)

Folgende Altäre konnten bisher festgestellt werden:

Großer spätgotischer Flügelaltar

Er füllte die lichte Weite (über 6 m) des Chorabschlusses aus und stand gut in der Lichtwirkung der drei Fenster des Abschlusses und der zwei Fenster der Südwand. Karl List konnte anlässlich. der Grabungen im Jahre 1962 das Fundament des Altares aufdecken.(6)

Eine Rekonstruktion dieses Altares mit originalen Teilen ist in der neuen St. Mauritiuskirche im Gange. Nähere Angaben zu seiner Geschichte folgen in einem besonderen Abschnitt dieses Beitrages. Letzteres gilt auch für zwei gemalte Flügel eines anderen Altares, die an der Langhaussüdwand der alten Kirche hingen und heute auf der Orgelempore der neuen Kirche zu sehen sind. Sie stellen den Tod und die Himmelfahrt Mariens dar (um 1520 bis 1530).(7)

Kippenheim. Pfarrkirche, Crucifixus im Chor. (Kunstdenkmäler Baden, Bd. VI,1, Freiburg Land, 1904, S. 263 Tafel XXVI)
Kippenheim. Pfarrkirche, Crucifixus im Chor. (Kunstdenkmäler Baden, Bd. VI,1, Freiburg Land, 1904, S. 263 Tafel XXVI)

An der rechten Wand des Kirchenschiffes, zeitweise auch im Chor, hing ein großes, in Holz geschnitztes Kruzifix, auch als Missionskreuz bezeichnet, das ursprünglich vom Chorbogen herabhing.

Nach dem Dehio-Kunstführer ist es im Typus des Baden-Badener großen Steinkreuzes von Nicolaus Gerhaert von Leyden geschaffen, jedoch jünger, um 1490.(8)

Im Jahre 1651 bestimmte der badische Markgraf Wilhelm, dass die Kirche in Kippenheim beiden Konfessionen als Gotteshaus dienen sollte (ev. / kath. Simultankirche).

Barockes Altarensemble

Barockes Altarensemble mit Mariä Himmelfahrts-Gemälde im Hochaltar. Seitenaltäre: links Skapulierbruderschaft, rechts Tod Jesu und Schmerzhafte Mutter.

Barockes Altargemälde "Mariae Himmelfahrt" (Foto: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal)
Barockes Altargemälde "Mariae Himmelfahrt" (Foto: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal)

Dr. Eva Zimmermann schreibt dazu: "Aus einer Spezifikation der Ausgaben von 1714 / 15 sowie aus einer ausführlichen Korrespondenz der Jahre 1712 und 1717, in welcher es um die Bezahlung geht, ist zu ersehen, dass 1714 / 15 ein neuer Hochaltar aufgerichtet wurde: dazu gehörte ein Altarblatt, vermutlich das jetzt noch in der katholischen Kirche zu Kippenheim aufbewahrte Gemälde der Himmelfahrt Mariens, sowie plastisches Blumenwerk und sechs plastische Engel. Weiter geht daraus hervor, dass dieser Altar mangels Geld 1717 noch nicht gefaßt war. Die Namen der für diesen barocken Hochaltar tätigen Maler und Bildhauer erfahren wir leider nicht. Ich vermute, dass der damals amtierende renovierfreudige Pfarrer Hauger erst das spätgotische Retabel entfernt hat (GLA 229 / 52494 I)."(9)

Auch die Durchsicht der Rechnungen der Mahlberger Geistl. Verwaltung (Heiligenfond) brachte kein besseres Ergebnis, weil gerade die entscheidenden Jahrgänge fehlen. Hinweise könnten lediglich die Arbeiten der damaligen Künstler für andere Kirchen im Oberamt Mahlberg geben, die in den vorhandenen Rechnungen und Beilagen angegeben sind:

Maler:

Der Maler Donato Wilhelm Gerstner zu Schuttern erhielt 14 fl (Gulden) für drei Altarbilder der Friesenheimer Kirche, nämlich ein Muttergottes-, St. Laurentius- und St. Stephanusbild.(10) Außerdem wird in den Rechnungen mehrfach ein Maler Peter Schwaller aus Kenzingen genannt, der als Fassmaler tätig war, was das Malen von Altarbildern aber nicht ausschließt. Schwaller fasste alle drei Friesenheimer Altäre.(11) In späteren Rechnungen werden die Maler Hans Jacob Kutter aus Offenburg(12) und Frantz Dominicuß Krauß aus Endingen genannt.(13) Von diesen Malern käme wohl am ehesten der Maler Gerstner für das heute noch in Kippenheim vorhandene große "Mariä-Himmelfahrt"- Altarbild in Frage.

Bildhauer:

Barocke Figur des Heiligen Mauritius, Spätgotische Figur des Heiligen Sebastian und Barocke Figur des Heiligen Erasmus (Fotos: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal)
Barocke Figur des Heiligen Mauritius, Spätgotische Figur des Heiligen Sebastian und Barocke Figur des Heiligen Erasmus (Fotos: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal)

Der Kippenheimer Bildhauer Daniel Muckensturm erscheint in jenen Jahren öfters in den Rechnungen des Mahlberger Oberamtes. Er könnte auch die plastischen Arbeiten an den Kippenheimer Barockaltären gefertigt haben: Heiligenfiguren (Mauritius und Erasmus?), Engel und Blumenwerk. Am 27.4.1713 erhielt er für eine neue Muttergottesfigur in die Kippenheimer Pfarrkirche 16 Gulden und für den Sulzer Altar einen Restbetrag von 6 Gulden.(14) Möglicherweise handelt es sich bei der Muttergottesfigur um die Madonna mit Kind, die sich heute in der Kapelle "Maria Frieden" befindet, da von einer anderen barocken Muttergottes in Kippenheim nichts bekannt ist. In der Rechnung 1719 / 20 ist verzeichnet, dass Daniel Muckensturm für Bilder und Zieraten zum Altar in der Mahlberger Stadtkapelle (heute Ev. Kirche) 57 fl 5 Schilling, und wegen gemachter Bildhauerarbeit zu einem Altar in der Dundenheimer Kapelle 30 fl 5 sch erhielt.(15)

Im Jahre 1738 wird noch ein Bildhauer Anthoni Martin in Schuttern genannt, der für 18 fl das Laubwerk und drei Engel für die neue Orgel in der Mahlberger Schlosskapelle fertigte.(16)

Bis zum Auffinden neuer Belege ist ein genauer Nachweis der an den Kippenheimer Barockaltären beteiligten Künstler nicht möglich. Zuschreibungen sind mangels vergleichbarer Werke schwierig.

Eine große Rolle hinsichtlich des neuen barocken Hochaltares (ca. 1714 / 15) spielte der Kippenheimer Pfarrer Philipp Jakob Hauger, der von 1711 bis 1721 in Kippenheim amtierte.

Aus einem Schreiben an die bad. Markgräfin Sybille vom 8.3.1715 geht hervor, dass Pfarrer Hauger den schönen, neuen Hochaltar mit großen Kosten aufrichten ließ. Er habe für die Wiederherstellung und Zier der Kirche fast seine ganze Besoldung aufgewendet "undt sich an mittel dergestalten entblößet, dass er an nahrung fast Mangel Leiden muss". Zur Vollendung des Altares sei nichts weiteres mehr erforderlich als die Fassung durch den Maler, wozu die Mittel fehlten. Erst im Jahre 1723 erhielt Pfarrer Hauger von der Geistl. Verwaltung Mahlberg 150 fl für die Fassung des Hochaltares ausbezahlt bzw. erstattet.(17) Das Altargemälde war vermutlich schon im Jahre 1715 fertiggestellt.

In den bekannten Akten werden die Altäre erst wieder zu Beginn des 19. Jahrhunderts erwähnt. Am 26.5.1804 bat der Kippenheimer Pfarrer Zehaczeck die Kirchenkommission um zwei Nebenaltäre aus der früheren Abteikirche Ettenheimmünster, denn seine beiden Nebenaltäre seien sehr schlecht. Kippenheim sei der Hauptort der Herrschaft Mahlberg und eine ansehnliche Pfarrei. Der Antrag wurde abgelehnt, weil man die zwei in der Abteikirche Ettenheimmünster noch übrig gebliebenen Altäre zum Gottesdienst der im dortigen Kloster kurzzeitig untergebrachten ehemals Mahlberger Kapuziner benötigte.(18) Diese Nebenaltäre kamen im Jahre 1806 in die alte Kirche von Münchweier.

In einem Bericht vom 20.8.1816 (anl. der Dekanatsvisitation 1816) gibt Zehaczeck an, dass sich in der Kippenheimer Pfarrkirche drei Altäre befinden: "Auch hat sie drey Altäre, den Hoch Altar und zwey neben Altäre. Diese sind nicht in dem besten Zustand, besonders der Hoch Altar, welcher sehr baufällig ist. Schon vor einigen Jahren habe ich um einen neuen angesucht, erhielt aber keine Antwort. Das Altar Blatt stellt die Himmelfahrt Mariens vor. Jener auf der linken Seite ist der Bruderschaft des Scapuliers gewidmet, und der auf der rechten dem Tode Jesu und seiner schmerzhaften Mutter."(19)

Klassizistische Gipsmarmoraltäre

Anläßlich einer Kirchenrenovation in den Jahren 1831 / 32 wurden aus Mitteln der Stiftung (über 11.000 Franken) des reichen Kippenheimer Schneiders Johann Georg Stulz von Ortenberg vier neue Altäre gefertigt: drei Altäre für die Katholiken und ein feststehender evangelischer Altar unter dem Chorbogen. Am 22.9.1831 berichtete Dekan Kohler dem Erzb. Ordinariat, dass die Katholiken drei neue Altäre erhielten, "wodurch die bisherigen mit großen hölzernen Figuren und plumben Verzierungen überladenen Altäre entfernt (entbehrlich) werden".(20)

Das alte Hochaltarbild "Mariä Himmelfahrt" wurde in den neuen Hochaltar eingefügt.(21) Das Inventar gibt an, dass sich neben dem Tabernakel des neuen Hochaltares zwei Lichter haltende Engel befanden.(22) Vergolder Rehner von Offenburg erhielt im Jahre 1852 für die Vergoldung der zwei Cherubine am Tabernakel 15 fl 12 xr (Kreuzer) ausbezahlt.(23)

Im Jahre 1857 berichtete die Kath. Stiftungskommission, dass die hll. Erasmus und Sebastian rechts und links hoch an dem Bogen des Chores stünden. Man habe sie 1832 (aus der Kirche) weggenommen, weil sie zu den neuen Altären nicht passten. Später habe man sie restauriert und 1854 wieder aufgestellt (am Chorbogen).(24) Nach den Rechnungen wurden sowohl an Vergolder Rehner, Offenburg, als auch an Bildhauer und Maler Friedrich, Rothweil, Geldzahlungen für die Neufassung zweier Statuen geleistet. Um welche Statuen es sich genau handelte, ist nicht angegeben. Vermutlich handelte es sich um die genannten Heiligenfiguren.(25)


Am 11.9.1854 verkaufte die Kippenheimer Stiftungskommission an den Kippenheimer Engelwirt Georg Stulz "eine alte in Holz geschnitzte Statue der schmerzhaften Mutter Gottes" zum Preis von elf Gulden.(26) Ob es sich um das Vesperbild des im Jahre 1661 genannten Nebenaltares der trauernden Maria (Beatae Virginis Mariae lugentis) handelte? Auch Pfarrer Zehaczeck berichtete noch im Jahre 1816 von einem Nebenaltar, der dem Tode Jesu und seiner schmerzhaften Mutter gewidmet sei. Dieser Altar wurde - wie bereits angegeben - wie die beiden andern in den Jahren 1831 / 32 durch einen klassizistischen neuen Altar ersetzt. So könnte die Pieta entbehrlich geworden sein. Später stifteten Ungenannte eine neue Pieta aus Holz, die heute noch vorhanden ist (in der Marienkapelle).(27) Über die alte Pieta ist nichts mehr bekannt.

In einem Schreiben vom 18.7.1858 bezeichnete Konservator von Bayer den klassizistischen Hochaltar als " einen abscheulichen ganz modernen".(28)

Alte Pfarrkirche Kippenheim - Innenraum mit dem großen Kruzifix und den spätgotischen Altarflügeln "Tod und Himmelfahrt Mariens" an der rechten Seitenwand (Fotoarchiv des Erzb. Bauamtes, Freiburg)
Alte Pfarrkirche Kippenheim - Innenraum mit dem großen Kruzifix und den spätgotischen Altarflügeln "Tod und Himmelfahrt Mariens" an der rechten Seitenwand (Fotoarchiv des Erzb. Bauamtes, Freiburg)

Alte Pfarrkirche Kippenheim - Innenraum - Zustand im April 2004 (Foto: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal)
Alte Pfarrkirche Kippenheim - Innenraum - Zustand im April 2004 (Foto: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal)

Stukkateur Jodocus Wilhelm aus Stetten erhielt im Jahre 1833 für die Fertigung der vier Gipsmarmoraltäre aus der Stiftung Stulz 2.100 fl bezahlt. Die drei vorhandenen Altarbilder mussten in die neuen Altäre eingepaßt werden. Außer dem Bild "Mariä Himmelfahrt" waren dies noch die beiden Bilder auf den Flügeln des spätgot. Schnitzaltares (Geburt Christi und Anbetung der Könige). Prof. J. S. Schaffroth aus Baden-Baden restaurierte diese drei Altarbilder in seinem Atelier und änderte die Rahmen ab. Sie mussten nach Baden gefahren und wieder zurückgebracht werden.(29) Was mit den Barockaltären selbst geschah, ist nicht bekannt. Vermutlich blieben außer dem Bild "Mariä Himmelfahrt" nur einige der großen Altarfiguren erhalten: St. Erasmus, St. Mauritius und event. der spätgot. St. Sebastian. Ein kleiner Seitenaltar gelangte 1853 in die St. Blasius-Kapelle Kippenheimweiler (s. dort).

Neugotischer Hochaltar von Franz Simmler, Offenburg

Nicht nur von Bayer selbst, sondern auch vielen seiner Zeitgenossen mißfiel die klassizistische Kunst allgemein und damit besonders auch die von Wilhelm geschaffenen, einfachen Stuckmarmoraltäre. Viele liebten jetzt die Neugotik als den "richtigen Kirchenstil".

Pfarrer Wilhelm Kurz schrieb am 25.9.1883 dem Kath. Oberstiftungsrat, man benötige für den kath. Gottesdienst einen neuen, stilgerechten und den Raumverhältnissen entsprechenden gotischen Hauptaltar: "Zuerst ist nach unserer Überzeugung der plumpe, aus Stuckmarmor hergestellte, geradezu abscheuliche Altar, sammt der ebenfalls stuckmarmorenen Hinterwand, wodurch das Mittelfenster des Chors verdeckt wird, zu entfernen, <...>. Was für ein peinlicher Eindruck müßte es machen, wenn das Chor in Gewölbe, Fenster u. Wandung schön stylvoll restauriert wäre und in der Mitte der jetzige scheckige Altar sein trauriges dasein fortführen würde?"(30)

Alte Pfarrkirche Kippenheim - Seitenaltäre von Stukkateur Jodocus Wilhelm (1833) und neugotischer Hochaltar von Franz Simmler (1885) (Fotoarchiv des Erzb. Bauamtes, Freiburg)
Alte Pfarrkirche Kippenheim - Seitenaltäre von Stukkateur Jodocus Wilhelm (1833) und neugotischer Hochaltar von Franz Simmler (1885) (Fotoarchiv des Erzb. Bauamtes, Freiburg)

Die Renovation des Chores in den Jahren 1884 / 85 gab Veranlassung, den vorhandenen klassizistischen Hochaltar zu beseitigen und durch einen neugotischen aus der Offenburger Werkstatt des Künstlers Franz Simmler zu ersetzen. Dieser bekam für den Altar 3.000 Mark. Das alte, barocke Altarbild "Mariä Himmelfahrt" erhielt nun einen Platz an der linken Chorwand.(31) Der klassizistische Hochaltaraufbau wurde entfernt.

Im Arbeitsvertrag mit Bildhauer Simmler über die Herstellung des neugotischen Hochaltars vom 16.1.1885 ist zu lesen, dass sämtl. sichtbaren Teile des Altares in Eichenholz herzustellen waren. Die beiden Altarfiguren des hl.Mauritius (links) und des hl. Blasius (rechts) waren nach Angaben des Fahrnisinventares (1941) aus Lindenholz. In der Mitte des Altares befand sich ein Kreuz und der Platz für die Monstranz, wenn sie ausgesetzt wurde.

Am 6.12.1887 erhielt die Fa. Simmler & Venator für die Restauration der alten Statuen der hll. Sebastin und Erasmus 150 M bezahlt. Die fehlenden Teile wurden in Holz erneuert und die Statuen neu gefaßt und vergoldet.(32)

Auf der rechten Seite des Chores war eine große, aus Holz geschnitzte Pieta aufgestellt, die ihrem Stil nach etwa in derselben Zeit (1888?) entstanden sein muss (heute in der Sakramentskapelle der neuen Kirche).

Nach der Ablösung des Simultaneums im Jahre 1961 und dem Auszug der Katholiken aus der alten Kirche wurden die Altäre entfernt.

Dabei vernichtete man die Aufbauten der klassizistischen Stuckmarmornebenaltäre. Auch der neugotische Hochaltar wurde bis auf die zwei Altarfiguren (St. Mauritius und St. Blasius) zerstört. Diese bewahrte man zunächst in der neuen Kirche auf, von wo sie später verschwanden.

Der spätgotische Flügelaltar in der Kippenheimer Friedhofskapelle (ehem. spätgot. Beinhaus)

Nach Bekanntwerden des Kippenheimer Flügelaltares als wertvolles Kunstwerk ("vaterländische Kunst"), etwa ab 1853, verblieb dieser Altar nur noch zwei Jahre in Kippenheim. Man plante damals, den alten Kippenheimer Gottesacker bei der Kirche einzuebnen und die kath. Friedhofskapelle (im alten großen Beinhaus) abzubrechen, um die Straße zu vergrößern. Dies gab den Anlass, über die weitere Verwendung des in der Friedhofskapelle stehenden spätgot. Flügelaltares nachzudenken, zumal er sich offensichtlich in einem schlechten Zustand befand. Das Beinhaus wurde im Jahre 1879 abgebrochen.(33)

Dekan Sauer, der kunstinteressierte evang. Pfarrer von Kippenheim, schrieb am 20.4.1853 dem Großherzogl. Konservator von Bayer, er fühle sich verpflichtet, ihm folgendes anzuzeigen:(34)

"In hiesiger kathol. Kirchhofkapelle (nächst der paritätischen Kirche) befindet sich ein ausgezeichneter aus (mittelalterlichem) im gothischen Style gehaltenem Schnitzwerk bestehender und mit einigen überaus gelungenen kleinen Figuren geschmückter Altar, der, wenn er nicht gereinigt und besser placiert wird, seinem Verderben entgegengeht." In einem weiteren Schreiben an den Konservator von Bayer vom 11.7.1853 erwähnte Sauer, "dass sich im kath. Pfarrhause geschnitzte Figuren befinden, welche die nächst dem fraglichen Altare an Kunstwerth noch übertreffen".

Kirchhofkapelle Kippenheim (1879 abgebrochen), nach einer Bleistiftskizze von Alexander Straub aus dem jahre 1868, nachgzeichnet von Architekt . Schill, Erzb. Bauamt Freiburg, siehe Anm. 33)
Kirchhofkapelle Kippenheim (1879 abgebrochen), nach einer Bleistiftskizze von Alexander Straub aus dem jahre 1868, nachgzeichnet von Architekt . Schill, Erzb. Bauamt Freiburg, siehe Anm. 33)

Oberamtmann Stigler vom Bezirksamt Ettenheim schrieb am 11.7.1853 dem Großh. Altertumsverein (Auszug): "Wohldemselben erlauben wir uns aufmerksam zu machen, dass sich auf dem Gottesacker in Kippenheim eine denkwürdige Kapelle in gothischem Style (!) erbaut vorfindet, sowie auch darin alterthümliches interessantes Schnitzwerk. Auch finden sich noch auf der Bühne des Pfarrhauses alte, gut bearbeitete Statuen."

Am 13.8.1853 teilte Dekan Sauer dem "Conservator der Kunstdenkmale, Herrn von Bayer in Baden" mit, der kath. Stiftungsvorstand habe inzwischen bereits zwei der alten, geschnitzten Figuren "um schweres Geld durch den Lakierer Friedrich von Rothweil in unkünstlerischer Weise restaurieren lassen u. dabey der ev. Gemeinde noch die Schmach angethan, dass er beyde Bilder ohne ihr Wissen und Zustimmung auf beyden Seiten des ev. Altars aufstellen ließ, und so demselben Licht entzogen, u. den ev. Cultus verletzt hat".

Hier zeigt sich bereits die Spannung zwischen den Konfessionen, die mit dazu beitrug, dass der Altar nicht für Kippenheim restauriert und im Chor der Kirche aufgestellt wurde, wo er hingehörte und wie es zuerst vorgesehen war.

Über das weitere Schicksal des Altares wird an anderer Stelle dieses Beitrages berichtet.

Von Interesse sind heute noch die Reisenotizen des Konservators von Bayer, der damals auch die Kippenheimer Kirche besichtigte: "auf dem Kirchhofe eine aus Haustein (!) errichtete Todtencapelle, mit einem in argem Zerfalle begriffenen altdeutsch geschnitzten Altare. - Lebensgroße Holzfiguren. Der Sockel bemalt auf Goldgrund. - In der Kirche an der Seitenwand rechts noch ein unberührtes deutsches Gemälde auf Holz den Tod der Maria darstellend. - Vielleicht ein Werk Hans Baldungs. - gut erhalten. Die Bilder der beyden Seitenaltäre ebenfalls deutschen Ursprungs, durch Restauration aber schauderhaft übertüncht und verdorben. -"

In einem Artikel des Freundes von Bayer, Rechtsanwalt von Beust, Rastatt, vom 25.12.1853, wird über die "Friedhofhalle" in Kippenheim berichtet, "in welcher sich in der Abtheilung links ein Flügelaltar in Holzschnittarbeit mit lebensgroßen Standbildern und reicher Ornamentik aus dem Ende des 16. Jahrhunderts befindet; in Weisweil ein ähnlichere Holzschnittaltar mit ebenso herrlichen Figuren".(35)

Das Erzbischöfl. Ordinariat entschied mit Erlaß vom 14.7.1854, dass für die Restauration des spätgot. Flügelaltares keine Mittel aus dem kath. Kirchenfond Kippenheim verausgabt werden dürften. Es gestattete hingegen, dass der Altarschrein "zum Besten des besagten Kirchenfonds an Altertumsfreunde oder andere Liebhaber zum Verkauf ausgeboten, und an den Meistbietenden versteigert werde".(36)

Als Begründung wurde angegeben:

"Nachdem wir uns durch Augenschein eines kunstverständigen Mitglieds unseres Collegiums von dem Zustande fraglichen Alterthums überzeugt haben, können wir nie zugeben, dass auf die Renovation dieses alten, morschen, ganz ruinösen Altarschreins einzig und allein um der Erhaltung der in dem oberen Theil desselben angebrachten allerdings zierlichen Ornamente willen, denn sonst ist auch gar nichts der Beachtung würdiges an ihm, die Summe von 350 f oder auch eine viel geringere verwendet werde, indem wir eine solche Ausgabe zu diesem Zwecke, als eine arge um nicht zu sagen unverantwortliche Verschleuderung des Kirchenguts, bezeichnen müßten.

Der genannte Altarschrein ist eigentlich nur noch ein Bruchstück des ehemaligen Altares, es fehlen die beiden Flügel, sowie das mittlere Hauptbild und 2 der früheren 4 Nebenbilder, die zwei vorhandenen sind ohne Kunstwerth (Mauritius - und Papstfigur!), und resp. selbst häßlich, und verdienen die Erhaltung und Restauration gar nicht. Aber wenn selbst der fragliche Altarschrein in einem ganz guten u. brauchbaren Zustande sich befände u. sozusagen einer Renovation gar nicht bedürfte, so wäre es dennoch nicht zu entschuldigen, wenn der gegenwärtige Hauptaltar der Pfarrkirche zu Kippenheim, der wenn er auch mit dem Baustil des Chors nicht harmoniert, bereits noch ganz neuer Altar ist, abgebrochen würde, um diesem alten Altarschrein Plaz zu machen geschweige denn unter obwaltenden Umständen und bei gegenwärtiger Beschaffenheit desselben."

Der evang. Dekan Sauer beklagte sich in seinem Schreiben an Konservator von Bayer vom 19.8.1854 bitter über die nach seiner Ansicht falsche Entscheidung des Freiburger Erzbischofs. Aus heutiger Sicht muss man ihm zustimmen, weil dadurch der Altarschrein den Kippenheimern verloren ging.

Die Beurteilung seines Kunstwertes durch den vom Ordinariat beauftragten Geistlichen war völlig verfehlt. Sauer vermutete wohl zu recht als Hintergrund dieser Entscheidung den damaligen Konflikt zwischen Kath. Kirche und Bad. Staat, der sich vielleicht auch in dieser Angelegenheit auswirkte, denn die staatlichen Stellen unterstützten das Vorhaben im Sinne von Dekan Sauer. Der Altarschrein war zwar dringend reparaturbedürftig, stand aber nach der späteren Renovation noch bis zum Ende des 2. Weltkrieges in der Rosenkranzkapelle des Breisacher Münsters. Er kann sich deshalb nicht in einem so katastrophalen Zustand befunden haben wie behauptet. Durch Kriegseinwirkung und Unverstand ging der Schrein in Breisach schließlich zugrunde.(37)

"Heiligenbilder"

Am 9.10.1872 berichtete der Kippenheimer Pfarrer Josef Maier dem Erzbisch. Kapitels-Vikariat:(38) "In den oberen Dachräumen des Pfarrhauses dahier stehen mehrere Statuetten aus Holz: Kirchenheilige und Engel darstellend, mehrerentheils zum Theil oder auch sehr verstümmelt, deren frühere Verwendung und ursprünglicher Standort Niemand mehr recht erinnerlich ist, wahrscheinlich waren sie früher Zierden auf Altären in der Pfarrkirche, statt welcher Altäre s.g. Marmoraltäre kamen. In unserem Urtheile über bildende Kunst nicht sicher, wollten wir darüber nicht berichten, bis wir Gelegenheit fänden, einen Kunstkenner darüber zu hören. Dieß geschah nun jüngst, indem Herr Erzb. Bauinspektor Engesser bei anderer Geschäftsvornahme hierher kam, und den wir zur Besichtigung genannter Kirchengegenstände und Urtheilsabgabe darüber einluden. Allein der geehrte Herr erklärte sämtliche Statuetten für reine Zerrbilder, die gar keinen Kunstwerth haben und hinweggeschafft werden sollten, damit sie vor möglicher Verunehrung geschüzt werden. Wir fragen nun gebührend an, was wir mit diesen ehemals zu hl. Gebrauch dienenden Gegenständen anfangen sollen, wobei wir jetzt schon erklären uns erlauben, dass dieselben einer öffentlichen Versteigerung aussezen bei der Verschiedenartigkeit der Confessionen hier wir für rein unthunlich halten. Noch mehr aber sträubt sich unser pietätischer Sinn dagegen, dass man diese Statuetten zerschlagen lassen u. wie gewöhnliches Material zum Eigennuz verbrennen soll.

Es ist möglich, dass man eine oder andere in ein frommes katholisches Haus unterbringt, deren Bewohner sie herstellen lassen u. wo sie immer noch gebührend verehrt werden mögen."

Bistumsverweser Lothar von Kübel forderte am 17.10.1872 den Erzb. Baumeister Engesser zu einer Äusserung über die Angaben des Pfarramtes Kippenheim auf.

Engesser nahm am 7.11.1872 dazu wie folgt Stellung: "Die fraglichen Heiligenbilder (Standbilder von Holz geschnitzt) befinden sich mit anderem altem Gerümpel auf dem Speicherboden des Pfarrhauses in einem jämmerlichen Zustande, wie es bei dem Aufbewahrungsort unmittelbar unter den Dachziegeln und bei der langen Dauer, die ihr Aufenthalt dort schon währen mag, nicht anders sein kann. Vielfältig verstümmelt und mit schwarzem Schmutz und Staub bedeckt, der die ursprüngliche Fassung kaum mehr erkennen läßt, überdies vom Wurm zerfressen und morsch sind diese Figuren der bedeutenden Kosten, welche eine Restauration derselben beanspruchen würde, nicht mehr werth, auch wenn sie in Conception und Ausführung zu den besseren Producten der Roccoco- und Zopfzeit gehörten, was aber entschieden nicht der Fall ist.

Bilder wie die in Frage stehenden sollten in keiner Weise mehr dem christlichen Volke vor Augen gestellt, sondern in geeigneter Weise vernichtet werden, um sie einer möglichen Profanation zu entziehen."

Die Heilige Barbara
Die Heilige Barbara

Am 14.11.1872 fasste Bischof Lothar von Kübel den Beschluss, "dass wir mit der Entfernung der fraglichen Statuetten aus den oberen Dachräumen des dortigen Pfarrhauses ganz einverstanden sind und es dem Pfarramte überlaßen, dieselben etwa an fromme katholische Familien zu übergeben oder wenn dies nicht geschehen könnte in geeignet erscheinender Weise zu vernichten."

Nun würde man heute gerne wissen, um welche "Statuetten" es sich hier im einzelnen handelte. Die noch vorhandenen großen Holzfiguren des hl. Sebastian sowie des hl. Erasmus waren zu diesem Zeitpunkt bereits am Chorbogen der alten Kippenheimer Kirche angebracht und gehörten somit nicht dazu. Der spätgot. Altarschrein mit der Papst- und der Mauritiusfigur sowie der kleineren Kreuzigungsgruppe befanden sich schon im Jahre 1855 in Karlsruhe, was ein Kostenvoranschlag des Bildhauers Markus Weber vom 6.8.1855 zur Restaurierung dieser Gegenstände belegt. In einem Schreiben des Kippenheimer Pfarrers Andreas Lorenz vom 21.4.1910 an den Kathol. Oberstiftungsrat ist zu lesen, dass sich unter den "Statuetten" aus den oberen Dachräumen des Pfarrhauses auch die beiden spätgot. Figuren der hl. Barbara und der hl. Katharina befanden. Pfarrer Lorenz berichtete hier über das Verschwinden dieser Figuren im Jahre 1902 (oder 1903) und die Vorgeschichte.(39)

Die Heilige Katharina
Die Heilige Katharina

Damit ist bewiesen, dass diese beiden weiblichen Heiligenfiguren 1853 nicht in der Friedhofskapelle standen und deshalb vom damaligen Verkaufshandel ausgeschlossen blieben. Entweder wusste man nicht, dass sie zum spätgot. Flügelaltar gehörten oder sie waren auf dem Speicher vergessen worden. Seltsamerweise wurde damals auch die spätgot. Maria als Hauptfigur des Schreins nicht erwähnt.

Bauinspektor Engesser gab über die "Statuetten" ein vernichtendes Urteil ab. Da er den Barockstil grundsätzlich ablehnte, was durch seine gehässigen Bemerkungen über barocke Kunstwerke anderweitig belegt ist, müsste man annehmen, dass es sich bei den "Statuetten" vom Speicher um barocke Werke handelte. Umso merkwürdiger und unverständlicher erscheint sein Urteil im Hinblick darauf, dass sich darunter auch sehr schöne spätgot. Figuren befanden. Lukas Engesser, ein Schüler des Architekten Heinrich Hübsch, war ein Verehrer des sog. altchristlichen (neuromanischen) Stiles seines Lehrers.(40)

Es bleibt festzuhalten, dass bei der Räumaktion im alten Kippenheimer Pfarrhaus sehr wahrscheinlich viel Schnitzwerk vernichtet wurde. Es waren vor allem Schmuckteile der alten Barockaltäre (Engel?), die bei diesem Anlass verschwanden.

Vermutlich blieb davon nur die große barocke Mauritiusfigur erhalten, da sie den Kirchenpatron darstellt.

Der Kippenheimer Altar

Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers wird hier sein Aufsatz aus dem Buch: "Ettenheim, Geschichte einer Stadt in ihrer Landschaft" (1978) wieder veröffentlicht. H. Kewitz schildert die Geschichte des Altares und beschreibt Figuren und Bilder. Der Aufsatz wurde um die inzwischen gefundenen beiden Frauenfiguren (die hll. Barbara und Katharina) kurz ergänzt.

Bericht von Hubert Kewitz

Am Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Mauritiuskirche in Kippenheim umgebaut und erweitert. Es entstanden ein neues Langhaus und der schöne spätgotische Ostchor mit dem Altarraum. Am nördlichen Seitenportal weist die Jahreszahl 1501 auf diese Bauzeit hin. 1413 hatten die Geroldsecker zusammen mit dem hohen Stift, dem Domkapitel in Straßburg die bisherigen Zehntherren der Kippenheimer Pfarrei abgefunden und die Einkünfte des großen Kirchspiels auf sich aufgeteilt. In den Steuerlisten des Bistums von 1454 und 1464 ist als Kirchherr nur noch der Hohe Chor zu Straßburg genannt. Er dürfte etwas später den Erweiterungsbau in Auftrag gegeben haben und dazu in den blühenden Kunstwerkstätten der Metropole eine Inneneinrichtung: ansehnlich, ja stattlich im Geschmack aber nicht allzu modern, eher konservativ.

Das Kernstück war ein großer Altar im neuen Chor. dass es ihn gegeben hat, hat man immer vermutet; er galt aber als verschollen, als in der Zeit der Reformation und der Kippenheimer Simultankirche (seit 1605) verlorengegangen.

Die Karlsruher Ausstellung "Spätgotik am Oberrhein" gab 1970 den Anstoß, sich erneut um ihn zu bemühen.

Frau Dr. Eva Zimmermann vom Badischen Landesmuseum hat 1972 den überzeugenden Versuch einer Rekonstruktion veröffentlicht. Es zeigte sich, dass wesentliche Stücke noch vorhanden sind und der ganze Altar noch bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts in Kippenheim beisammen war. Die noch heute hier aufbewahrten Bildtafeln der Schongauer-Nachfolge waren die Altarflügel, im geschnitzten Schrein standen in der Mitte die Kippenheimer Madonna und neben ihr der Kirchenpatron Mauritius und ein hl. Papst. Die beiden Figuren befinden sich heute in Breisach. Bis zum Krieg waren sie in einem gotischen Schrein in der Rosenkranz-Kapelle des Breisacher Münsters. Eben dieser Schrein, er ging leider damals verloren, war, wie wir erst jetzt wissen, der Schrein des Kippenheimer Altares.

"Gleich modernen Adoptiv-Eltern sind die Breisacher nie über die wahre Herkunft des ihnen anvertrauten Gutes aufgeklärt worden" (Eva Zimmermann).

Spätgotischer Flügelaltar - heutiger Stand der Rekonstruktion (Foto: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal) - oben Spätgotischer Flügelaltar - heutiger Stand der Rekonstruktion (Foto: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal) - unten
Spätgotischer Flügelaltar - heutiger Stand der Rekonstruktion (Foto: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal)

Er hat lange Zeit im Kippenheimer Beinhaus (1879 abgebrochen) gestanden, ehe er 1858 nach Breisach kam. Für die Jahre vorher verzeichnen die Akten eine rege Betriebsamkeit der Staats- und Kirchenbehörden. Das Kunstwerk hatte eine kleine Odyssee durchzumachen. 1821 ist erstmals von ihm die Rede: ein "unbenutzter", "ganz vermoderter" Altar stehe im Beinhaus, nach Meinung des katholischen Pfarrers gut geeignet für das Freiburger Münster, die Kathedrale des neuen Erzbistums. Aber die Kippenheimer verhinderten den Abtransport, die Freiburger Fuhrleute mussten umkehren. 1853 plante man eine Restaurierung; dabei hören wir, dass zum Altar zwei männliche Figuren, ein Papst und ein "Ritter Georg", sowie eine Kreuzigungsgruppe gehören. Der erneuerte Altar sollte als Hochaltar wieder in die Kirche kommen. Das Erzbischöfliche Ordinariat war dagegen und für eine Versteigerung. Diese fand am 21.8.1854 statt; seine Königliche Hoheit, der Regent (der spätere Großherzog Friedrich I.) erstand den Schrein durch einen Mittelsmann, den evangelischen Dekan Sauer, für 50 Gulden. Auf der Fahrt nach Karlsruhe (Juni 1855) litt er sehr im Regen; der Regent mochte aber vorerst nichts mehr für die nötige Wiederherstellung anlegen.

Nun kam Breisach ins Spiel. Der Großherzogliche Conservator August von Bayer schlug der Münsterpfarrei unseren Altar vor, der Regent würde ihn zur Verfügung stellen gegen die Auflage, ihn zu restaurieren. In Breisach willigte man freudig ein, merkte aber schnell, dass eine gründliche Erneuerung, zumal mit den geplanten Ergänzungen im damals beliebten neugotischen Stil, bei weitem zu kostspielig werden würde. So führte man nur einzelnes aus, faßte die Figuren neu, auch den Schrein. Die Hauptfigur des Altars, die große Kippenheimer Muttergottes, damals im Pfarrhaus, wird in diesem Handel nicht erwähnt. Außer dem Mauritius und dem Papst haben im Schrein noch zwei weitere Figuren, eine hl. Katharina und eine hl. Barbara gestanden. Auch sie sind nicht nach Breisach mitgekommen. Sie gerieten in Kippenheimer Privatbesitz und in den Kunsthandel (siehe Ergänzung hier am Schluß).

Der Altar füllte den Chorraum der Kirche (lichte Weite 6,67 m) nahezu aus. Er maß bei aufgeklappten Flügeln 5,52 in der Breite, der Schrein allein 2,76 m. Ohne Predella war der Mittelschrein 2,85 m hoch. War der Altar geschlossen, etwa im Advent, sah man auf die Bilder der Verkündigung und der Heimsuchung. Der geöffnete Altar bot dann zu Weihnachten den festlichen Anblick eines dreigeteilten Schreins mit fünf Figuren, die schöne Madonna auf der Mondsichel in der Mitte, mit seinem Maßwerk und reich geschnitztem Laubwerk in den Nischenbögen, mit der Farbenpracht der Tafeln, nun der Geburt Christi und der Anbetung der Könige.

Kreuzigungsgruppe, Straßburg, um 1500, Münster St. Stephan, Breisach
Kreuzigungsgruppe, Straßburg, um 1500, Münster St. Stephan, Breisach

Im Gesprenge oberhalb des Schreins war noch eine Beweinungsgruppe, wohl aus derselben Werkstatt, wenn auch von anderer Hand: drei Figuren eines Gekreuzigten, einer Maria und eines Johannes. Sie befinden sich ebenfalls im Breisacher Münster.

Die Figuren

Die Papstfigur ist nicht sicher bestimmt, da das genaue Kennzeichen fehlt, vielleicht abhanden gekommen ist (der Stab wurde 1855 ergänzt). Wir wissen auch nicht, ob in Kippenheim ein hl. Papst, etwa der hl. Gregor oder der hl. Urban, besonders verehrt worden ist. (Das Buch könnte auf einen Kirchenlehrer wie den hl. Gregor hinweisen). - Die Zeit hatte ein großes Interesse an Gesichtern. Älteren Heiligen gab man gerne das hagere, abgezehrte Antlitz des Asketen, aber ebensogern auch das vollrunde, weltbejahende Gesicht des Pyknikers, wie hier in Kippenheim.

Kippenheim - spätgotische Mauritiusfigur (Kopie) - Kippenheim - spätgotische Papstfigur (Kopie) -  Foto: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal
Kippenheim - spätgotische Mauritiusfigur (Kopie) - Kippenheim - spätgotische Papstfigur (Kopie) - Foto: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal

Als man die Figur des Ritters noch nicht mit der alten Mauritius-Pfarrei Kippenheim in Verbindung brachte, hat man in ihm einen Georg oder auch den sel. Markgrafen Bernhard von Baden gesehen. Es ist aber sicher ein hl. Mauritius, zu dem auch der viergeteilte Schild mit dem Reichsadler gehört. Künstlerisch ist die Figur mit dem eleganten, eigentümlich scharfkantigen Faltenwurf und der preziösen Beinstellung von dem Georg des Nördlinger Hochaltars abhängig.

Die anderthalb Meter hohe Kippenheimer Madonna ist wie die anderen Figuren aus Lindenholz geschnitzt und an der Rückseite ausgehöhlt. Was am ganzen Altar zu bemerken ist, gilt auch hier: die Gesamtauffassung weist zurück auf eine frühere Zeit. Die Anschauungen einer älteren Generation werden angesprochen. Die hochgotische Prächtigkeit einer repräsentativen Madonna wird angestrebt, im Gewand und seinen großen Bäuschen, auf denen das Kind ruht, im Fall des Haars; nur die Tracht, das viereckig ausgeschnittene Mieder, ist die um 1500.

Noch einmal scheint alles umfasst, das ganze Menschliche ausgeschritten, wie in der gotischen Vollendung: da ist die vornehme junge oberrheinische Bürgersfrau, noch in Berührung mit dem bäuerlichen Grund und doch auch in der Sphäre der Heiligkeit: zugleich bezwingende Lebendigkeit und Hoheit und Fülle und Gnade.

Die Altartafeln

Die neue katholische Pfarrkirche bewahrt seit 1962 den Flügel mit der Verkündigung und der Geburt Christi. Der andere Flügel, die (teilweise zerstörte) Heimsuchung und die Anbetung der Könige, blieb in der alten Kirche. Auf dem Dreikönigsbild las man früher eine Signatur "J. S. Sch."; bei der Reinigung der Tafeln 1963 wurde festgestellt, dass es sich um eine spätere Zutat handelt, um die Initialen eines Restaurators aus dem Jahre 1832, des Malers Johannes Stanislaus Schaffroth (nach Pfarrer Renner).

Schongauer war um 1500 seit 10 Jahren tot. Es kann gut sein, dass die Auftraggeber ausdrücklich ein Werk in seinem Stil gewünscht haben, und ein Schüler hat es ihnen geliefert. Bei aller liebenswerten frommen Schönheit bleiben die Bilder doch deutlich hinter der Kraft, der emaillehaft-magischen Präzision des Meisters zurück. Ihr Geist ist sanfter schongauerscher Nachklang. Ohne sein Werk sind sie nicht denkbar; das meiste ist ihm entlehnt. Schongauer hat sich niemals kopiert; dass er sich nicht wiederholt, ist das Kennzeichen seiner einzigartigen Begabung.

Kippenheim - Geburt Christ (Original) - Kippenheim - Anbetung der Könige (Kopie) - Fotos: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal
Kippenheim - Geburt Christ (Original) - Kippenheim - Anbetung der Könige (Kopie) - Fotos: Dr. Jörg Sieger, Bruchsal

Die Kippenheimer Anbetung der Könige stellt sich dagegen heraus als eine spiegelverkehrte Wiederholung des Schongauer-Stichs zum Thema, mit Zusätzen und Variationen: der Kopf des Joseph ist der des Antonius vom Orliac-Altar, Ochs und Esel kommen vom Geburt Christi - Stich her. Ähnliche Übernahmen, ja Kopien aus dem graphischen Werk, spiegelverkehrte Übernahmen auch von Einzelheiten wie den Eselskopf und der Traglampe mit der Kerze im Geburtsbild, finden sich bei den anderen Tafeln.

Immer aber ergibt sich eine neue, eindrucksvolle Gesamtwirkung. Viel davon beruht auf der Farbe, auf den wunderbar abgestimmten Klängen von Gold und Braun, Rot und Grün und silbernem Weiß.

Die Vögel in Dach und Gebälk, in der Anbetung und der Geburt Christi, hat der Meister hinzugefügt: Meisen, Distelfinken, ein Neuntöter: fröhliche Gesellen, Sinnbilder der durch Christus wieder geheilten Welt.

In der Menschwerdung des Wortes, die alle Bilder behandeln, beginnt ja die Erlösung, erneuert sich das Paradies."

Ergänzung von Dieter Weis:

Im Jahre 1984 gelang es dem Verfasser dieses Beitrages, alte Fotos der beiden verschwundenen Frauenfiguren des Altares, nämlich der hll. Barbara und Katharina, im Nachlaß des Fidel Henselmann, der diese Statuen in Kippenheim 1903 oder 1904 gekauft hatte, zu finden.

Dr. Eva Zimmermann erkannte sogleich, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die verschwundenen Frauenfiguren handelte. (41)

Sie erinnerte sich, früher die hl. Barbara im New-Yorker Metropolitan Museum "The Cloisters" gesehen zu haben, wo sich diese Figur heute noch befindet. Im Jahre 1988 fand sich die letzte noch fehlende Figur der hl. Katharina im "Historischen Museum" in Basel.(42) Durch diese glücklichen Umstände sind nun alle großen Figuren des Kippenheimer Altares wieder bekannt.

Die Kunsthistorikerin Dr. Eva Zimmermann hat sich um die wissenschaftliche Erforschung des Altares große Verdienste erworben. Schon im Jahre 1972 berichtete sie über ihre Forschungsergebnisse, wonach der spätgot. Altar in der Rosenkranzkapelle des Breisacher Münsters aus dem früheren Kippenheimer Beinhaus stammte, und versuchte eine Rekonstruktion des Altares.(43)

Dr. Eva Zimmermann: Kippenheimer Spätgotischer Flügelaltar - Mittelteil. Fotomontage aus dem Jahre 1990 mit Originalfiguren und Originalschrein (Aufnahme Landesdenkmalamt Baden-Württemberg Stuttgart Nr. 23599, Repro 4/91)  Alter Schrein (zuletzt im Breisacher Münster), Heiliger Mauritius und Papst (heute in Breisach), Heilige Barbara (heute in "The Cloisters" New York), Heilige Katharina (heute im Historischen Museum, Basel), Muttergottes (kath. Kirche, Kippenheim)
Dr. Eva Zimmermann: Kippenheimer Spätgotischer Flügelaltar - Mittelteil. Fotomontage aus dem Jahre 1990 mit Originalfiguren und Originalschrein (Aufnahme Landesdenkmalamt Baden-Württemberg Stuttgart Nr. 23599, Repro 4/91) Alter Schrein (zuletzt im Breisacher Münster), Heiliger Mauritius und Papst (heute in Breisach), Heilige Barbara (heute in "The Cloisters" New York), Heilige Katharina (heute im Historischen Museum, Basel), Muttergottes (kath. Kirche, Kippenheim)

Über den neuesten Stand der Forschung berichtete sie im Jahre 1990 mit einer neuen fotografischen Rekonstruktion des Kippenheimer Hochaltarschreines, in dem nun sämtl. fünf großen Altarfiguren stehen.(44) Sie begründete ihre Auffassung über die Zusammengehörigkeit und die Standplätze der Figuren überzeugend. Hier werden auch die neu aufgefundenen Frauenfiguren (die hll. Barbara und Katharina) beschrieben. Ihre Darstellung ist für die Rekonstruktion des Altares in der neuen Kippenheimer Kirche von großer Bedeutung.

Literatur (Auswahl)

1) Orts- und Kunstgeschichte (allgemein):

Neu, Heinrich, Geschichte des Dorfes Schmieheim einschl. einer kurzen Geschichte der evangelischen Kirche von Ettenheim, Kippenheim, Kippenheimweiler und Mahlberg, Ettenheim 1902.
Kunstdenkmäler Baden, Bd. VI, 1, Freiburg Land, 1904 (zu Breisach S. 60/62, zu Kippenheim S. 262-265).
Bauer, Friedrich, Reformation und Gegenreformation in der früheren nassau-badischen Herrschaft Lahr- Mahlberg, Lahr 1914.
Sütterlin, Christian, Der südwestdeutsche Marktflecken Kippenheim im Wandel der Zeiten, Freiburg 1953 (Maschinenschrift im Gemeindearchiv Kippenheim).
Henschke, Erich, Die Simultankirche in Kippenheim, in: Der Altvater (Heimatblätter der Lahrer Zeitung) Nr. 13 (1955), S. 75-76, 79, 83, 78-88, 91-92, 95
Derselbe, Kippenheim in: Der evangelische Kirchenbezirk Lahr, Lahr 1956, S. 64-69.
Derselbe, Romanische Arkaden am Kirchturm freigelegt, in: Ettenheimer Heimatbote, Juli 1962 (Zeitungsartikel)
Derselbe, Die Kippenheimer Kirche und die in ihr gemachten Funde, in: Der Altvater (Heimatblätter der Lahrer Zeitung) Nr. 20 (1962), S. 174-175
Derselbe, Funde aus der Römerzeit in Kippenheim, in: Ettenheimer Heimatbote, Nov. 1962 (Zeitungsartikel)
List, Karl, Der romanische Kirchturm in Kippenheim, in: Nachrichtenblatt der Denkmalpflege 1962, Heft 2, S. 51/59. ebd. Heft 4, S. 112 (weitere Funde in Kippenheim)
Derselbe, Die romanische Kirche in Kippenheim und ihre Vorgänger, in: Geroldsecker Land Nr. 6, Lahr 1963/64, S. 94-98.
Henninger, Robert, Kippenheim im Wandel der Zeiten, in: 1200 Jahre Kippenheim, 20. - 23. September 1963 (Festschrift), S. 11-25.
Neckermann, Eduard, Aus der Geschichte der katholischen Kirchengemeinde Kippenheim, ebd. S. 51-55.
Henschke, Erich, Aus der Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Kippenheim, ebd. S. 56-61.
Neckermann, Eduard, Die neue Katholische Kirche St. Mauritius in Kippenheim (Festschrift), Hrsg. Kath. Pfarramt Kippenheim, 1964
Neckermann, Eduard, Barocke Altargeräte in Kippenheim, in: Geroldsecker Land, Sonderheft (Bd. 13), Lahr 1970/71, S. 150-154.
Köhler, Christian, Mauritiuskirche in Kippenheim, in: Mauritiuskirchen in deutschen Landen, Hildesheim, 1986, S. 76-78.
Staudenmeyer, Walter, Kippenheim / Schmieheim - ein Streifzug durch die Geschichte von A bis Z, Kippenheim 1993.

2) Der Kippenheimer spätgotische Flügelaltar:

Noack, Werner, Der Schnitzaltar in der Rosenkranzkapelle des Breisacher Münsters, in: "Schau-ins-Land", Jg.72, Freiburg 1954, S. 66-72.
Zimmermann, Eva, Bildwerke aus Kippenheim und Breisach, in: Spätgotik am Oberrhein, Ausstellungskatalog des Bad. Landesmuseums, Karlsruhe 1970, Katalog Nr. 52 - 54, S. 117-120.
Kewitz, Hubert, Die Kippenheimer Altartafeln aus der Schongauer Schule, in: Geroldsecker Land, (Sonderheft Bd. 13), Lahr 1970/71, S. 113-122.
Schloss, Martin F., Vier ehemalige Altarflügel der Schongauer-Werkstatt in Kippenheim bei Lahr, in: Annuaire de Colmar, 1971, S. 23-25.
Zimmermann, Eva, Zur Rekonstruktion des ehemaligen Hochaltars der Kippenheimer Mauritiuskirche, in: Jahrbuch der Staatl. Kunstsammlungen in Baden-Württemberg Nr. 9, 1972, S. 115-126.
Kewitz, Hubert, Der Kippenheimer Altar, in: Ettenheim - Geschichte einer Stadt in ihrer Landschaft, Ettenheim 1978, S. 96-102.
Zimmermann Eva, Zur Rekonstruktion des ehemaligen Hochaltares der Kippenheimer St. Mauritiuskirche, in: Festschrift für Peter Bloch zum 11. Juli1990, Hrsg. Hartmut Krohm und Christian Theuerkauff, Mainz 1990, S. 121-133 (Rekonstruktion des Altares nach den neuesten Forschungsergebnissen).
Nachdruck dieser Veröffentlichung in der Kippenheimer Chronik Nr. 15/1991 und bei Staudenmeyer. (ohne Anmerkungen!)
Huber, Franz, Heilige Barbara aus Kippenheim wirbt in New York für Offenburg, in: Die Ortenau 82. Jahresband, 2002, S. 710-711.

Anmerkungen

1.) GLA Karlsruhe, Abt. 404 Akte 170.
Die Akte enthält "Grundriß, Prospect und Profill von dem dermahlen stehenden und in der Kuppel sehr mangelbahren Kürchen Thurn zu Küppenheim" und weitere Entwürfe "wie solcher (Turm) mit einer neuen Kuppel und zugleich Spitz Thurn Könnte hergestellt werden" von F. J. Krohmer in Rastatt vom 25.1.1781. Demnach war bereits eine kleinere, "mangelbahre" Kuppel vorhanden. Krohmer hatte auch für die Ettenheimer Kirchturmhaube einen Entwurf gefertigt (1771), der aber nicht berücksichtigt wurde.  
2.) Steuerrolle 1464, ed. L. Dacheux, in: Mitteilungen der Ges. f. Erh. der gesch. Denkmäler im Elsaß II, Bd. 18, 1897, S. 501;
Grandidier, Etat Ecclesiastique (1454): ebd., S. 425.
Die Inkorporation wurde durch das Straßburger Domkapitel im Jahre 1413 vollzogen (GLA 27/63); vgl. D. Kauß, Die mittelalterliche Pfarrorganisation in der Ortenau, 1970, S. 208.  
3.) EAF - Finanzkammer - Akte 12791  
4.) Schreiben von Dr. Eva Zimmermann, Freiburg, an Hubert Kewitz, Ringsheim, vom 11.4.1989. Für die Einsichtnahme in die Korrespondenz über verschiedene Fragen zur Kunst und Geschichte der alten Kippenheimer Kirche dankt der Verfasser dieses Beitrages den Genannten.  
5.) Schreiben von Dr. Eva Zimmermann an Hubert Kewitz v. 16.5.1989: "designatio et informatio" von 1661 mit der Angabe "huius sunt Patroni Ssi. Mauritius cum sociis martyr" sowie "altaria sunt tria: 1. maius Beatae Mariae virginis, 2. S. Sebastiani, 3. Beatae Virginis Mariae lugentis" (GLA 229 Akte 52509). Sehr wahrscheinlich befand sich zu diesem Zeitpunkt noch das spätgot. Retabel auf dem Hochaltar = Marienaltar.  
6.) List, Karl, Der romanische Kirchturm, Kippenheim, in Nachrichtenblatt der Denkmalpflege 1962, Heft 2, S. 59, Grundriß der Kirche G; ebd. Heft 4, S. 112, Grundriß mit Bodenfunden J.  
7.) Kunstdenkmäler Baden, Bd. VI, 1, Freiburg Land, 1904, S. 263. Angabe zum Kruzifix: "eine recht gute Arbeit des 16. Jhs."  
8.) Dehio, Georg, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Baden-Württemberg (bearbeitet von Friedrich Diel), München 1964, S. 245/246.  
9.) Schreiben v. Dr. Eva Zimmermann an Hubert Kewitz v. 16.5.1989. Pfarrer Philipp Jakob Hauger war von 1711 bis 1721 Pfarrer in Kippenheim. In der genannten Akte (GLA 229 / 52494 I) befindet sich noch der Text einer "Copia", die sich nach Ansicht von Dr. Zimmermann auf einen neu errichteten (Neben-) Altar der Skapulierbruderschaft bezieht: "dass auß Furstl. Marggr: Baad: gaistl: Verwaltung, der Herrschaft Mahlberg zu dem Neuen Altar, in der Pfarrkirche zu Küppenheim, gelieffert und bezahlet worden Benachtliche Ein Hundert Gülden: sage 100 fl welche Innßkünfftige, wann die Bruderschafft wirdt zu mittlen kommen auff begehren wider sollen ersetzet werd: Kuppenheim d 10 Marty ao 1699 - Fran: Car: Lener - Cam:et Par:"  
10.) EAF, Rechnung der Geistl. Verwaltung Mahlberg 1720/21 Ausgaab Geldt am 16.1.1721.  
11.) EAF, Rechnung 1718 / 19, für das Fassen des Friesenheimer Hochaltares 71 fl, und Rechnung 1720 / 21 für zwei "gemahlte Nebens Altäre" in die Friesenheimer Kirche 12 fl und für weiteres 8 fl (Die Beilagen zu den Rechnungen im EAF fehlen.)  
12.) GLA 62/912 Rechnung 1741, Beil. Nr. 37. Am 24.4.1742 erhielt Hans Jacob Kutter, Maler von Offenburg, Vergolder im Gotteshaus Ettenheimmünster, 7 fl 5 Schilling, für Arbeiten zu einem Fahnen in die Kippenheimer Kirche (Bild gemalt u. a.).  
13.) GLA 62/909 Rechnung 1738, Beilage Nr. 21. Maler Krauß erhielt am 25.10.1738 19 fl für das Fassen des Laubwerks und anderer Bildhauerarbeit an der neu gemachten Orgel der Mahlberger Schlosskapelle. GLA 62/913 Rechnung 1742, Beilage Nr. 33. Es wurden an Maler Krauß am 10.4.1743 13 fl für verschiedene Mal- und Fassarbeiten in die Kipph. Kirche gezahlt (ein auf Tuch gemaltes Kruzifix, zwei "Herrgottsbilder, eines in dem grab, undt das andere zur Auferstehung mit Faßarbeit renoviert" u.a.).  
14.) GLA 62/908 Rechnung 1712, Beilagen Nr. 22 u. 23.  
15.) EAF, Rechnung 1719 / 20.  
16.) GLA 62/909, Beilage Nr. 20.  
17.) EAF, Rechnung 1722, Fernere Ausgaben Geldt.
Außerdem erhielt Hauger für Auslagen noch 89 fl 7 Sch 2 Pf, erstattet. Da die Beilagen fehlen, ist nichts Näheres feststellbar.  
18.) EAF wie Anm. 3  
19.) EAF - Ordinariat - Akte 5955  
20.) EAF - Ordinariat - Akte 5956  
21.) Kirchenrechnung 1845/47, enthält Inventarium des Heiligenfond Kippenheim vom Jahre 1849: "Nr. 128 das Bild am Hochaltar, die Himmelfahrt Maria, Werth 70 fl".  
22.) Wie Anm. 21: "Nr. 132 zwei gefaßte Engel 25 xr" (hier auch angegeben: "Nr. 130 ein Kruzifix auf Tuch gemalt 12 xr") und Inventar v. Juni 1854 "gefaßte Engel, Lichter haltend, neben dem Tabernakel".  
23.) Kirchenfond Rechnung 1851/53, S. 115  
24.) Wie Anm. 20  
25.) Kirchenfond Rechnungen 1851/53, 1853/54, 1854/55 u. 1855/56. Warum zwei Kunsthandwerker beteiligt waren und was jeder im einzelnen gemacht hat, ist nicht klar.  
26.) Kirchenrechnung 1854/55, S. 70, und Beilage Nr. 21  
27.) EAF - Finanzkammer - Akte Nr. 12808. Am 9.6.1891 legte der Kath. Stiftungsvorstand Kippenheim dem Ordinariat ein Verzeichnis der in den Bruderschaftsfond von Ungenannten gemachten Stiftungen zur Genehmigung vor: 1. Ein Muttergottesbild in Holz 200 Mark, 2. Eine Herz Jesu- Statue in Terracotta 96 M, 3. Eine Pieta aus Holz 300 M und 4. Eine Weihnachtskrippe 25 M. Außer der Pieta ist heute auch noch das Muttergottesbild vorhanden (rechter Seitenaltar).  
28.) Landesdenkmalamt B.-W., Außenstelle Karlsruhe, alte Akte I/214 "Baudenkmale Ettenheim 1853-1882".  
29.) Evang. Pfarrarchiv Kippenheim, Akte 61/0  
30.) Kath. Pfarrarchiv Kippenheim, Akte 9a)  
31.) Festschrift "Die neue Kath. Kirche St. Mauritius in Kippenheim", Hrsg. Kath. Pfarramt Kippenheim, 1964, S. 10  
32.) Kippenheimer Bruderschaftsrechnung 1887, Beil. Nr. 37. Statt des hl. Erasmus wird hier irrtümlich ein hl. Eulogius genannt.  
33.) Zum ehemaligen Kippenheimer Beinhaus:
Gemeindearchiv Kippenheim, Gemeinderatsprotokoll v. 27.1.1879: "Bei der Ortsbereisung wurde von Großh. Herrn Oberamtmann Gaddum angeregt, dass das sog. Beinhaus auf dem Platz bei der Kirche, dem Verfall nahe steht, so wurde vom Gemeinderath beschlossen, dass dieses Gebäude zu Gunsten der Gemeinde zum Abbruch versteigert, und der Platz ausgeebnet und zu Anlagen verwendet werden solle. Von beiden Ortsgeistlichen wurde die Zustimmung zu diesem Abbruch ertheilt. Diese Akten wurden dem Großh. Bezirksamt zur Genehmigung vorgelegt." Gemeinderechnung Kippenheim 1879: "Einnahmen für das laufende Jahr 441 Mark - für das zum Abbruch versteigerte s.g. Beinhaus neben der Kirche bei: Karl Schlageter bezw. G. Vetter Protocoll v. 7. u. 12. März 1879." (Beilagen fehlen)
"Ausgaben 27,80 Mark - Wilhelm Schaubrenner u. Cons. für Vergrabung der Todtenbeine, die sich beim Abbruch des Beinhauses vorfanden."
Das in der älteren Literatur (Kunstdenkmäler 1904, Sütterlin 1953) angegebene Jahr 1892 für den Abbruch des Beinhauses ist demnach unrichtig!
EAF - Ordinariat - Akte 5956:
Pfarrer Maier von Kippenheim schrieb am 1.5.1869 dem Erzb. Ordinariat u.a.: "Dann befindet sich auf dem katholischen Theil dieses alten Friedhofes ein ziemlich größeres Gebäude, angrenzend an die Straße, dessen frühere Bestimmung Niemand recht erkennen will, sein Baustil ist ein besonderer mit, für gewöhnlich, vielen größeren Eingängen u. Fenstereinrichtungen. In den 20er Jahren soll es noch als s.g. Beinhaus gedient haben. Manche wollen wissen, es soll früher die hl. Messe darin gelesen, ein schöner Altar darin gestanden haben, dieser aber nach Breisach (!) verkauft worden sein. Jezt aber sieht die Sache abscheulich aus; alle Eingänge sind nicht mehr verschlossen. Es werden zwar noch die Grab- und Beerdigungsrequisiten sowie auch die Requisiten zu dem hl. Grabe, welches von den Katholiken in der Charwoche in der Pfarrkirche aufgeschlagen wird, darin das Jahr über verwahrt ... Wir haben noch nachzutragen: zwei frühere Pfarrherrn, wovon der eine 1789, der andere 1830 in dieser s. g. Capelle beerdigt, sind davon Grabdenkmäler noch wohl erhalten in dem Innern des Gemäuers dieser Capelle sichtbar."
Das obige Schreiben von Pfarrer Meier ergibt leider kein genaues Bild von dem verschwundenen Bauwerk, das in der südöstlichen Ecke des alten Friedhofs stand (bei der alten Pfarrkirche). Eine Abbildung dieser Friedhofskapelle war bisher nirgends zu finden. Durch Zufall fand ich aber jetzt eine Bleistiftskizze, die zwei Seiten und den Grundriß der Kapelle zeigt, in einem Reisetagebuch des Straßburger Generalvikars Alexander Straub vom Jahre 1868 (Original im Archiv des Grand Seminaire in Straßburg, freundl. Hinweis von Herrn Louis Schlaefli). Straub schreibt dazu unter dem Monat Juli 1868: "Südlich vor der Kirche und dicht an der Strasse steht eine schöne, jetzt aber sehr verwahrloste und gänzlich in Trümmer zerfallende Kirchhofkapelle. In der Länge nach in zwei Theile eingetheilt. Die Kapelle mit hübschen gothischen Fensterchen und einem noch bestehenden Altare nimmt die linke Ecke ein. Die rechte etwas bedeutendere Abtheilung mag als Ossuarium (Beinhaus) gedient haben. Davor ein breiter Gang mit Öffnungen gegen den Kirchhof für das Publikum. An jeder Ecke der Kapelle ein ziemlich hoch angebrachtes steinernes Weihwasserbecken."

Kirchhofkapelle Kippenheim (1879 abgebrochen), nach einer Bleistiftskizze von Alexander Straub aus dem Jahre 1868, nachgezeichnet von Architekt . Schill, Erzb. Bauamt Freiburg) Kirchhofkapelle Kippenheim (1879 abgebrochen), nach einer Bleistiftskizze von Alexander Straub aus dem Jahre 1868, nachgezeichnet von Architekt . Schill, Erzb. Bauamt Freiburg)Die einfache Skizze lässt die Einzelheiten nicht genau erkennen. Es handelte sich sehr wahrscheinlich um spätgotische Fenstergestelle, wobei die großen "Öffnungen" für das Publikum gegen den Friedhof und die Kirche vermutlich ohne Fenstereinsatz, also ganz offen waren. Der Türsturz ist als Kielbogen im Stil der Spätgotik gut erkennbar. Die innere Einteilung des Gebäudes lässt sich genau erkennen, ebenso auch das kleine Türmchen. Über den damaligen Altar im Kapellenteil ist nichts mehr bekannt. Bis etwa zum Jahre 1855 stand dort der spätgotische Flügelaltar, den man anschließend nach Karlsruhe und später nach Breisach brachte.
Das von Pfarrer Meier erwähnte hl. Grab ist im Inventar mit einem Wert von 100 fl angegeben, (Rechnung der Skapulierbruderschaft 1850/52, S. 54-56). Vermutlich handelte es sich um ein barockes "Theatrum sacrum". Näheres ließ sich nicht mehr feststellen.  
34.) wie Anm. 28, ebenso die folgenden Zitate.  
35.) Freiburger Zeitung Nr. 3 vom 4.1.1854 u. Nr. 5 v. 6.1.1854, Artikel anonym "Vaterländische Kunst und Alterthümer" (Verfasser: Rechtsanwalt v. Beust, Rastatt). Wie Anm. 28. Der Weisweiler Altar steht heute im Bad. Landesmuseum Karlsruhe.  
36.) Landesdenkmalamt B.-W., Außenstelle Karlsruhe, alte Akte I/214 "Baudenkmale Ettenheim 1853-1882".  
37.) Der durch Beschuss des Münsters zu Breisach stark beschädigte Altarschrein wurde zunächst im Schopf des dortigen Pfarrhauses gelagert. Einige Jahre später fuhr man die Altarteile auf eine Müllhalde (Räumaktion).  
38.) EAF Akte B/2 - 38/6  
39.) EAF Finanzkammer - Akte 12793.  
40.) Die im Jahre 1874 eingeweihte Mahlberger Pfarrkirche, die nach Engessers Plänen erbaut wurde, zeigt seinen Stil beispielhaft.  
41.) Zeitungsartikel von Hubert Kewitz in: Lahrer Zeitung v. 13.12.1984: "Erste Spuren der verschollenen Statuen vom Kippenheimer Altar" und Bad. Zeitung vom 15./16.12.1984 "Kippenheimer Altarfiguren auf der Spur"  
42.) Zeitungsartikel in: Lahrer Zeitung v. 15.9.1988 "Letzte fehlende Originalfigur ist da"  
43.) Zimmermann, Eva, Zur Rekonstruktion des ehem. Hochaltars der Kippenheimer Mauritiuskirche (mit Foto der Rekonstruktion: Schrein mit hl. Mauritius, Maria mit Kind, hl. Papst und den bemalten Flügeln) in: Jahrbuch der staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Nr. 9, 1972, S. 115-126.  
44.) Zimmermann, Eva, Zur Rekonstruktion des ehemaligen Hochaltares der Kippenheimer St. Mauritiuskirche in: Festschrift für Peter Bloch zum 11. Juli 1990, Hrsg. Hartmut Krohm und Christian Theuerkauff, Mainz 1990, S. 121 bis 133 (neueste Forschungsergebnisse!)  


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