[X]
Lahr - Schwarzwald


Lahr/Schwarzwald ist eine Stadt im Sden Badens, etwa 38 km nrdlich von Freiburg im Breisgau und 100 km sdlich von Karlsruhe. Sie ist die zweitgrte Stadt des Ortenaukreises und bildet ein Mittelzentrum fr die umliegenden Gemeinden.
Lage im OrtenaukreisLageplan Gemeinde Lahr




Lahr-Burgheim - "s'Kirchli"

Die ursprngliche Kirche an dieser Stelle war im frhen 7. Jahrhundert eine der ersten Steinkirchen am Oberrhein. Die heutige Kirche geht auf einen romanischen Neubau (1035) zurck mit Um- und Erweiterungsbauten aus dem 12. und 15. Jahrhundert. Im Inneren sind Wandmalereien aus dem spten 15. Jahrhundert sowie einige Fundstcke aus dem 7./8. Jahrhundert und dem 11. Jahrhundert zu sehen. Die Burgheimer Kirche war bis ins spte 15. Jahrhundert die Lahrer Stadtkirche.

Die Burgheimer Kirche (frher auch St. Peter) in Burgheim, einem Stadtteil von Lahr im Schwarzwald ist eine der ltesten Kirchen rechts des Rheins. Der heutige Kirchenbau stammt grtenteils aus dem 12. Jahrhundert, geht aber auf eine Kirchengrndung des frhen 7. Jahrhunderts zurck. Bis ins spte 15. Jahrhundert war die Burgheimer Kirche die Stadtkirche von Lahr, obwohl sie weit auerhalb der Stadtmauern lag. Danach verlor sie diese Stellung an die nher an der Stadt gelegene Stiftskirche.

Geschichte

Bereits die Rmer hatten hier wahrscheinlich einen Gutshof (Villa rustica) errichtet. Zahlreiche Funde belegen dies; unter anderem wurde bei Ausgrabungen auch der Sockel eines rmischen Brunnens entdeckt. Spter siedelten hier die Alamannen, die einen Adelshof errichteten, dessen Herr sich dem christlichen Glauben zugewendet hat. Aus dieser Zeit stammen zumindest einige der vorgefundenen alemannischen Kastengrber, die durch ihre Lage deutlich von der Kirchenachse abweisen. Daraus lsst sich ein alemannisches Reihengrberfeld folgern, das bereits vor dem Kirchenbau bestanden haben muss. Eines diese Kastengrber trgt auf der Innenseite (!) ein eingeritztes Kreuz, ein Hinweis auf ein beginnendes Christentum.

Aus dem alemannischen Adelshof entwickelte sich nach der frnkischen Eroberung ein Knigshof. Zu dieser Zeit wurde vermutlich die erste Kirche an dieser Stelle errichtet. Die gefundenen Spuren deuten auf einen ersten Vorgngerbau der Kirche aus dem frhen 7. Jahrhundert hin. Aus der Grndung des nahegelegenen Klosters Schuttern im Jahre 603 wird von einigen Forschern abgeleitet, dass in der Gegend bereits eine Eigenkirche eines christlichen Herrschers bestand, die an der Stelle der heutigen Kirche gestanden haben knnte. Es handelte sich um eine der ersten Steinkirchen am Oberrhein.

Die weitgehende Zerstrung dieser ersten Kirche und die ausgeraubten Grabstellen weisen auf den Einfall der Ungarn im Jahre 938 hin. Erst 100 Jahre spter konnte wieder eine neue Kirche auf den alten Grundmauern errichtet werden.

Eine Weihe der Kirche erfolgte am 25. Juli 1035 durch den Straburger Bischof Wilhelm I. (Amtszeit 1028-1047). In der Weiheurkunde findet sich die erste schriftliche Erwhnung der Kirche. Als Kirchenpatron wurde der heilige Petrus eingesetzt, d.h. die Kirche wurde zunchst der Gottesmutter Maria (Patronin des Bistums Straburg) und dann St. Peter geweiht. Durch den Krieg der Zhringer gegen das Bistum Straburg wurde diese Kirche ein weiteres Mal zerstrt, der Neuaufbau erfolgte um das Jahr 1120. Im Jahre 1455 wurde die Kirche wesentlich erweitert und ausgebaut, doch bereits im Jahre 1492 verlor die Burgheimer Kirche ihre Stellung als Pfarrkirche und wurde zur Filialkirche. Der Taufstein wurde abgebaut und in die Lahrer Stiftskirche verbracht. Die Kirche verlor im Laufe der Jahre an Bedeutung. Ein Teil der Kirche wurde durch eine Backsteinmauer abgetrennt und als Lagerraum genutzt. Im Jahre 1840 wurde bereits ein Abriss der Kirche in Erwgung gezogen. Es ist der Initiative des Lehrers Wilhelm Hockenjos zu verdanken, dass die Kirche gerettet wurde. Durch die Leistungen einer Brgerinitiative wurde die Kirche wieder renoviert und im Jahre 1844 konnte wieder ein regelmiger evangelischer Gottesdienst im Ostteil der Kirche durchgefhrt werden.

Bei der Renovierung Mitte des 19. Jahrhunderts wurden jedoch groe Teile der mittelalterlichen Ausmalung zerstrt und der Konservator der Badischen Landeskirche konnte bei einer Visitation im Jahre 1905 feststellen: "... und aus ihm einen kalten, neugetnchten, den und nichtssagenden Raum geschaffen, der vielleicht unter seinem Putz noch Interessantes birgt."[1] Im Jahre 1953 erfolgte, unter Leitung von Winfried Knausenberger, eine Grabungskampagne, die von Arnold Tschira fortgesetzt wurde. Im Inneren der Kirche wurden bei diesen Grabungen zahlreiche Grber sowie der Altar der Urkirche entdeckt. Dieser Altar ist einer der ltesten bekannten Altre berhaupt. Die Grablegen stammen aus der Zeit der Merowinger, vier davon waren Grber der Kirchengrnder. Es wurden auch rmische Spolien entdeckt, die als Bauteile der Plattengrber verwendet worden waren. An der Auenseite der Kirche sind zahlreiche Grabsteine aufgestellt, die im Inneren der Kirche entdeckt wurden. Im Zuge der Renovierung 1953 nach den Ausgrabungen wurde auch der abgetrennte westliche Teil wieder der kirchlichen Nutzung zugefhrt.

Bauphasen

An dem Kirchenbau lassen sich mehrere Bauphasen ausmachen, wobei sich die ltesten Steinfundamente um das Jahr 600 datieren lassen. Daneben finden sich Plattengrber und Sarkophage, die noch lter sind, sowie die Reste eines rmischen Brunnens, der bis ca. 160 n.Chr. benutzt wurde. Eine vorherige hlzerne Kirche ist mglich, aber nicht nachgewiesen, jedoch weist der Brunnen auf eine rmische Villa Rustica oder auch Station, hnlich der im nahe gelegenen Friesenheim gelegenen hin. Die an der Kirche vorbeifhrende stlichere Heerstrae legt diesen Gedanken nahe, dann knnte an gleicher Stelle bereits zur Rmerzeit ein Tempel gestanden haben.

Um 600 bis 1035

Bei den Grabungen in der Kirche fanden sich die Fundamente sowie ein Altar einer einschiffige Kirche mit Rundapsis aus dem 7. Jahrhundert. Der Bau wurde durch die Ungarneinflle im Jahre 938 zerstrt und danach notdrftig wiederhergestellt. Auf diese Kirche weist auch eine Passage in der Stiftungsurkunde hin, in der mit den Worten ab anquites paribus auf die seit alterher bestehende Pfrnde zum Betrieb des Gotteshauses verwiesen wird.

Zur Vergrerung einfach auf ein Bild klicken


1035 bis 1120

Auf den Grundmauern der Vorgngerkirche wurde ein erweiterter romanischer Kirchenbau mit einer Ost- und einer Westapsis errichtet. Dieses ist der Bau auf den sich die Weiheurkunde aus dem Jahr 1035 bezieht. Das Portal befand sich in der Sdmauer des Baus, eine Fragment des Trsturzes (ein mit dem Adlersymbol des Evangelisten Johannes verzierter Stein) ist verschollen, es existiert aber noch eine Photographie. Diese Kirche wurde in den Kmpfen der Herren von Zhringen gegen die Straburger Bischfe (wahrscheinlich im Jahr 1078) zerstrt.

1120 bis 1455

Nach dem Jahr 1100 wurde auf den Grundmauern des Vorgngerbaues wiederum eine Kirche im romanischen Stil errichtet. Anstelle der Rundapsis im Osten wurde ein rechteckiger Chor errichtet, die Westapsis entfiel ganz zu Gunsten eines greren Kirchenschiffs. Der Bau wurde bis Mitte des 12. Jahrhundert um den oberen Teil des Turms ergnzt. In einem Kmpfer der Turmarkade ist eine Inschrift eingemeielt, die auf die Weihe der Kirche durch Bischof Wilhelm von Straburg im Jahre 1035 verweist.

1455 bis heute

Im Jahre 1455 wurde die Kirche nach Westen hin wesentlich erweitert, indem die Westwand eingerissen wurde. Das Portal wurde in die neue Westwand verlegt. Der Umbau erfolgte im gotischen Stil, hierbei wurden die romanischen Fenster vermauert und gotische Mawerkfenster in die Nord- und Sdseite der Kirche eingesetzt, auch der Chor erhielt im Sden ein dreiteiliges Fenster. Des Weiteren erfolgten Ausmalungen in Frescotechnik.

Weiheurkunde

Die Weiheurkunde wird in der Stiftsbibliothek St. Gallen aufbewahrt. Bei der als Seite 155/156 in den Sammelband Codex 1394 eingehefteten Weiheurkunde handelt es sich um eine Abschrift, vermutlich aus dem 11. Jahrhundert. Das Pergament war ursprnglich viermal gefaltet und hat eine Gre von 36 x 28,5 cm, der in lateinischer Sprache gehaltene Text setzt sich auf der Rckseite fort. In dem Text wird die Weihe der Kirche bezeugt und die Zeugen des Weiheaktes und mitwirkende Priester namentlich angefhrt. Der der Kirche von alterher zugehrige Zehnt wird besttigt und auerdem wird noch der Zehnt von zwei weiteren Orten hinzugefgt. Noch offene Rechtsakte werden angesprochen und die weltlichen Groen namentlich als Zeugen angefhrt. Anschlieend wird das Datum der Weihe, 25. Juli 1035, nach verschiedenen Zhlsystemen genannt. Als Tag der Weihe wurde also das Fest des Apostels St. Jakobus, der zugleich der Tag des St. Christopherus war, gewhlt. Abschlieend werden die in den Altar verbrachten Reliquien im einzelnen aufgefhrt. Auffallend ist die Erwhnung Erzbischofs Berthold von Besanon in der Urkunde, der als der alleinige Erzbischof tituliert wird: "... et omnium sanctorum peticione solo nomine archiepiscopi Beihtolti ..." (... auf Bitte des alleinigen Erzbischofs Beritolt ...)[2]. Dieser Erzbischof wurde von Kaiser Heinrich II. in Besanon eingesetzt, jedoch vom dortigen Kapitel nicht anerkannt. Er konnte sich zu jedoch zu keiner Zeit durchsetzen, sondern wurde aus Besanon vertrieben. Diese herausgehobene Erwhnung in der Weiheurkunde lsst aber eine Stifterschaft vermuten.

Grber

Nach den Ausgrabungen im Jahre 1953 erfolgte im Jahre 1955 unter der Leitung von Winfried Knausenberger eine Plangrabung, bei der im Kircheninneren und auf den Seiten insgesamt 25 Grber aus der Merowingerzeit entdeckt wurden. 11 der Grber befinden sich im Kircheninneren, die restlichen 25 Grber liegen auf der Nord- und der Sdseite des Kirchenbaus. Die berwiegende Ausrichtung der Grber ist gleich der Kirchenachse, einige weichen jedoch deutlich davon ab, scheinen also lter als der lteste Kirchenbau zu sein. Die Grber waren den Seiten von behauenen Steinplatten eingefasst, je zwei Platten an den Lngsseiten, sowie je eine an Kopf und Fuende. Zwei der Grber ragen jedoch aus der den Grabsttten durch ihre sorgfltigere Fertigung und die Verwendung rmischer Spoilien heraus. Fast alle Grber wurden durch mittelalterliche Bestattungen oder Grabraub zerstrt, in einigen fanden sich jedoch noch Reste von Grabbeigaben.

Besonders gut war ein Frauengrab an der Mauer der ersten Kirche erhalten, das im Grabungsplan als Grab Nr. 10 gefhrt wird. In diesem Grab war ein Kind ber die Tote gebettet, deren Grabbeigaben somit dem Grabraub entgingen. Dieses Grab kann als ungestrt bezeichnet werden. Es war sehr sorgfltig unter Verwendung rmischer Spoilen errichtet worden, die Steinplatten sind auf der Innenseite sorgfltig verfugt und der Boden mit Platten aus einer rmischen Heizunganlage bedeckt. In dem Grab fanden sich zahlreiche wertvolle Grabbeigaben, von denen eine goldene Scheibenfibel, in Gestalt eines Vierpasses besetzt mit Silbernieten und Almandinen, besonders hervorzuheben ist.

Merowingischer Sarkophag

Ein bemerkenswerter Fund der Ausgrabungen ist ein Sarkophag merowingischer Machart burgundischer Herkunft. Reste an der Auenwand des Sarkophag lassen auf eine frhere offene Aufstellung schlieen.Es wird die These vertreten, das es sich hier um den in der Westapsis aufgestellten Sarkophag des Stifters des Kirchenbaus von 1035 handelt. [3] Laut der Beschreibung bei der Ausstellung des Sarkophages im Museum Villa Jamm Lahr, im Jahre 2006 stammt der Sarkophag aus dem 7. Jahrhundert und wurde, wie damals blich, fr mehrere Bestattungen in verschiedenen Jahrhunderten genutzt. Es soll sich um den einzigen merowingischen Steinsarkophag handeln, der stlich des Oberrheins gefunden wurde.

Fresken

Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche in Freskotechnik reichhaltig ausgemalt. Von den Wandmalereien sind heute noch Teile im Chor und dem westlichen Teil des Hauptraums erhalten, im zentralen Teil des Hauptraums wurden sie um die Mitte des 18. Jahrhundert abgeschlagen. Die Wandmalereien haben im Laufe der Jahrhunderte stark gelitten und sind zum groen Teil stark ausgeblichen. Das Tonnengewlbe des Chors zeigt den thronenden Christus umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten, darunter (am Ansatz) sind auf der Nord-, Sd- und der Rckseite die zwlf Apostel abgebildet. Die erhaltenen Bilder im westlichen Teil des Hauptschiffs stellen im wesentlichen biblische Szenen und Szenen aus Heiligengeschichten dar. Die inneren Laibungen der zugesetzten romanischen Fenster sind mit gotischen Ranken- und Blumenmustern ausgeschmckt.