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Kloster Schuttern?Kloster Schuttern (Friesenheim)


Die Klosterkirche in Friesenheim-Schuttern
Die Klosterkirche in Friesenheim-Schuttern

Kloster Schuttern (Friesenheim)



Die Reichsabtei Schuttern war ein Benediktinerkloster in Schuttern (heute Ortsteil der Gemeinde Friesenheim (Baden) im Ortenaukreis in Baden-W?rttemberg).

?ber die Gr?ndung des Klosters Schuttern - gem?? der eigenen kl?sterlichen Tradition im Jahre 603 - liegen keinerlei Quellennachrichten vor. Eine fr?hmittelalterliche Zelle, die nach einem nicht weiter zu identifizierenden Offo Offoniswilare oder Offoniscella benannt ist, d?rfte auf die vom Elsass ausgehende Christianisierung des rechtsrheinischen Landes im Vorfeld des Bistums Stra?burg, auf die Wirkung der iro-schottischen Mission und damit auf das 7., wenn nicht schon auf das 6. Jahrhundert zur?ckgehen. Die weitere Geschichte des Klosterbesitzes in Ortenau und Breisgau legt eine Verflechtung mit dem els?ssichen Herzogsgeschlecht der Etichonen und der ihnen verbundenen Adelssippen nahe, auch wenn das Kloster selbst, m?glicherweise erst in karolingischer Zeit, unter den Schutz des Reichs gestellt wurde. Am Platz des Klosters selbst bestand eine r?mische Siedlung, wohl eine gr??ere und repr?sentativ ausgestattete Villa rustica des 4. nachchristlichen Jahrhunderts, von der Spolien beim Bau der Klosterkirche und bei der Anlage der Gr?ber wiederverwendet wurden.

Der Versuch, den in der Klostertradition des 13. und 14. Jahrhunderts verehrten Klostergr?nder Offo mit einer Memoria, einer bereits in karolingischer Zeit mit einem Mosaik besonders ausgezeichneten Gedenkstelle, in Verbindung zu bringen, muss trotz ausf?hrlicher arch?ologischer Dokumentation des Baubefundes Spekulation bleiben. Die Hochstilisierung des Offo als Klostergr?nder steht im Zusammenhang mit der politischen Agitation des Sp?tmittelalters gegen die amtierenden Klosterv?gte aus dem Haus Geroldseck.

Das Kloster wurde zwischen 746 und 753 durch Pirmin der Benediktinerregel unterstellt und errang in karolingischer Zeit eine bedeutende wirtschaftliche Stellung, so dass es 817 im Kapitulare Ludwigs des Frommen ?ber das Heeresaufgebot der Reichskl?ster nach Lorsch an zweiter Stelle steht. Gleichzeitig wurde hier eine hochqualifizierte Schreibschule gepflegt, wie ein vom damaligen Abt Betrich in Auftrag gegebenes und von Diakon Luithar geschriebenes Evangeliar, heute im Britischen Museum in London, belegt.

M?glicherweise ist es den Wirren der sp?tkarolingischen Zeit zuzuschreiben, dass das Kloster v?llig verarmte und sein Besitz sich sp?ter fast vollst?ndig in den H?nden der Herren von Geroldseck wiederfindet. Erst mit der Entmachtung der Etichonen als Herz?ge des Elsass scheint sich der Einfluss der K?nigtums wieder geltend machen zu k?nnen; Otto II. verlieh dem Kloster 975 ein Immunit?tsprivileg, das es aus der Gerichtsbarkeit der regionalen weltlichen Gewalten befreite. 1007 schenkte Kaiser Heinrich II. Schuttern zusammen mit Gengenbach dem neu gegr?ndeten Bistum Bamberg und schenkte ihm 1016 wegen seiner gro?en Armut die benachbarte Pfarrkirche von Friesenheim. Wenn jemals wirklich ein Bezug auf einen Klostergr?nder Offo bestand, wurde diese Tradition in dieser Zeit unterdr?ckt, das Kloster erscheint ab 1025 unter den Namen Schuttern (Scutera). Ob ein inhaltlicher und traditionsm??iger Zusammenhang zwischen der Neuorientierung des Klosters als Bamberger Eigenkloster, dem Namenswechsel und dem Motiv des Brudermords von Kain und Abel auf einem zu Beginn des 11. Jahrhunderts angelegten Bodenmosaik - dem ?ltesten seiner Art in Deutschland - an der Stelle der Memoria besteht, muss offen bleiben.

Zahlreiche Feuersbr?nste setzten dem Kloster im 12. und noch im 13. Jahrhundert zu und vernichteten neben den romanischen Klostergeb?uden vermutlich auch den gr??ten Teil der urkundlichen ?berlieferung.

Mit dem Jahr 1235 beginnt die urkundliche Belegbarkeit der Klostervogtei, ?ber die in der vorhergehenden Zeit nur spekuliert werden kann. Belege, dass die Herz?ge von Z?hringen als Inhaber der Ortenauer Grafschaft vor 1218 die Vogtei ausge?bt h?tten, bestehen nicht. Andererseits liegt die Vermutung nahe, dass die Herren von Geroldseck bereits vor 1235 Vogteirechte zur Aneignung von Klosterbesitz in nicht geringem Umfang missbraucht haben. Nach dem Absterben der Herren von Geroldseck in der Diersburger Linie fiel die Vogtei 1278 an das Haupthaus Geroldseck in der Hohengeroldsecker Linie zur?ck und stand von da an unter dem Einfluss der von hier ausgehenden politischen Wirrnisse. Die Vogteirechte dienten den Geroldseckern als Basis, in der mittlerweile zur Stadt erhobenen Siedlung Schuttern eine Burg zu errichten, die sie in der Zeit des habsburgisch-wittelsbachischen Thronstreits als St?tzpunkt nutzten. Als Reaktion darauf wurden Kloster und Stadt 1334-35 von den B?rgern der Stadt Stra?burg zerst?rt. Die geroldseckischen Erbauseinandersetzungen im 15. Jahrhundert zogen das Kloster ebenso in Mitleidenschaft wie der Bauernkrieg 1525, bis es schlie?lich durch einen neuen Gro?brand 1548 in Schutt und Asche gelegt wurde. Die Stadtrechte gingen in diesen Wirren wieder verloren.

1490 trat Schuttern der Bursfelder Kongregation bei und geh?rte ihr bis 1623 an.

Mit der politischen Orientierung nach ?sterreich wurde der Abt des weiterhin der Bamberger Kirche geh?renden Klosters zum Endes 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts praktisch Mitglied der vorder?sterreichischen Landst?nde. ?sterreichisches Milit?r schlug 1743 Unruhen unter den Schutterner Bauern nieder. Unter Abt Karl Vogel (1753 - 1786) erlebte das Kloster noch einmal eine Bl?te, w?hrend der 1767 - 72 die heutige barocke Kirche errichtet wurde. 1770 ?bernachtete hier Marie Antoinette, Tochter Maria Theresias und zuk?nftige Gemahlin des franz?sischen Thronfolgers Ludwig XVI., auf ihrer Reise von Wien nach Versailles zum letzten Mal auf deutschem Boden. Im Frieden von Luneville 1801 wurde Schuttern mitsamt dem ?sterreichischen Breisgau Besitz des Herzogs von Modena und kam dann im Frieden von Pressburg 1805 an Baden. Das Kloster, 1803 Besitz der Johanniter, wurde von Baden 1806 aufgehoben. Die barocken Klostergeb?ude, die ihm noch kurz vorher den Glanz einer kleinen barocken Residenz gegeben hatten, wurden abgebrochen, die Klosterkirche wurde Pfarrkirche des Dorfes Schuttern.

Besucher im Kloster

Hoher Besuch hatte sich im Jahre 1016 angesagt: Kaiser Heinrich II. besuchte auf seiner R?ckreise nach Frankfurt das Kloster ("Huius sub regimine rex Heinricus in oppido Offonisvilla......") und hielt auch an der Grabst?tte des Klostergr?nders Offo inne.

Am 6. Mai 1770 besuchte die Erzherzogin Maria Antonia, Tochter der Kaiserin Maria Theresia das Kloster. Von Schloss Sch?nbrunn setzte sich der Brautzug der Marie Antoinette, wie die Braut des Dauphins und sp?teren K?nigs von Frankreich jetzt hie?, in Bewegung. In ihrem Gefolge kamen 257 Personen mit 57 Wagen und 450 Zug- und Reitpferden. Nicht zu vergessen die Kammerdiener, Hofdamen und Lakaien sowie die K?chenhierarchie von 73 Personen. Kanonenfeuer und Glockengel?ut begr??ten die Ank?mmlinge. Das Volk hat sich entlang der Klostermauer aufgestellt und jubelte dem hohen Besuch kr?ftig zu. Das Fest fand seinen H?hepunkt in einem pomp?sen Feuerwerk, das alle Zuschauer zur Begeisterung hinriss. Am n?chsten Morgen, nach der hl. Messe in der Hauskapelle, setzte sich der Tross wieder in Bewegung. Bei Kehl wurde Marie Antoinette auf einer Insel im Rhein von ihrem zuk?nftigen Hofstaat in Empfang genommen.

Baudenkm?ler

Einziger ?berrest des alten Klosters ist die weithin sichtbare barocke Pfarrkirche, in deren Untergeschoss die Reste des ottonischen Bodenmosaiks von Kain und Abel sichtbar gemacht sind. Der Turm der Kirche entstand 1722 unter franz?sischen Stileinfl?ssen, 1767 - 1772 folgte das Langhaus. Dessen Vierungskuppel wurde 1821 abgebrochen, ein Brand vernichtete 1853 die barocke Ausstattung. Das heutige Erscheinungsbild geht auf die Gesamtrestaurierung der Kirche Ende der 1970er Jahre zur?ck, w?hrend der auch umfangreiche arch?ologische Untersuchungen durchgef?hrt wurden.



Kloster Schuttern: alter Stich
Kloster Schuttern: alter Stich.

Das Kloster Schuttern in Zahlen:



817 erscheint Schuttern in den Kapitularen ( Gesetzb?chern ) von Ludwig dem Kaiser Ludwig dem Frommen unter den 12 bedeutenden Reichskl?stern.

830/835 Verbr?derung mit den Kl?stern Reichenau und St. Gallen.

938 verw?sten die Hunnen ( Bulgaren ) die Gegend und das Kloster.

975 verleiht Kaiser Otto II dem Konvent das Recht der freien Abtswahl, Papst Gregor V - best?tigt dies.

1009 unterstellt Heinrich II das Kloster Schuttern dem Bistum Bamberg.

1016 ?bernachtet Heinrich II im Kloster, sieht seinen schlechten Zustand und beschenkt unter anderem Friesenheim, Heiligenzell, Herbsheim, Oberschopfheim, Zunsweier, K?rzell, Almansweier, und Ottenheim mit G?tern. Kaiser Heinrich II stiftet vermutlich das Mosaik ?ber dem Offograb.

1136 best?tigt Papst Innocenz die Besitzt?mer.

1166 wird als Folge der Fehde zwischen Herzog Welf, Sohn Heinrich des Stolzen und Hugo Pfalzgraf von T?bingen das Kloster abgebrannt.

1169 Streitigkeiten zwischen dem Kloster und seinem Kastenvogt Berthold dem ?lteren Grafen zu Neuenburg. Dieser verw?stet die Landg?ter mit Feuer, besetzt das Kloster und zerst?rt Teile der Klosterkirche.

1316 Berthold von Ottenheim, des Klosters Oberkellermeister, stiftet die St. Georgskapelle im Schlosse zu Heiligenzell.

1323 Geroldsecker werden Kastenv?gte ( Schutzv?gte ) des Klosters. Schuttern erh?lt Stadtrecht.

1328 fielen die Parteig?nger Ludwigs von Bayern in die Gegend ein, raubten das Kloster aus und verw?steten es derart, dass es unbewohnbar wurde.

1333 die Fehde zwischen Stra?burg und den Geroldseckern f?hrt unter anderem zur Zerst?rung des Klosters.

1349 trat die Pest auf die den Wiederaufbau verz?gerte.

1372 zerst?ren die Stra?burger das Kloster ein zweites Mal.

1504 im bayrischen Krieg erobert Kaiser Maximilian das Kloster, best?tigt seine Rechte und nahm es in Reichsschutz.

1525 f?hrte die gro?e Not und Unzufriedenheit vor allem der l?ndlichen Bev?lkerung zu Aufst?nden (Bauernkriege 1524-1525 ). Lahrer und Friesenheimer besetzten das Kloster, zerst?rten, raubten Urkunden, pl?nderten den Konvent und die Zellen. Der Konvent und fl?chtete, z. T. ins Brudertal. Auch die Mark- und Grenzsteine wurden ausgerissen.

1535 versuchten die Lutheraner, in die Rechte und G?ter des Klosters einzugreifen. Die Reformation wurde in einigen Gemeinden zwangseingef?hrt.

1562 bis 1570 wurde gegen den Willen des Klosters in den Orten Oberschopfheim, K?rzell, Friesenheim, Ichenheim und Oberweier die Reformation zwangsweise eingef?hrt.

1579 musste Kaiser Maximilian das Kloster sch?tzen und best?tigte seine bisherigen Rechte. Im gleichen Jahr wurde das Kloster durch die Novarischen Kriege stark in Mitleidenschaft gezogen. Es musste an Frankreich Fu?soldaten, Reiter und Lebensmittel stellen, ebenso an den Schw?bischen Kreis. Die Geroldsecker schlugen ihr Lager in Schuttern auf und erpressten was sie wollten.

1632 bis 1648 Auswirkung des 30 j?hrigen Krieges.16 Jahre waren die M?nche im Exil. Das Kloster diente den verschiedenen Kriegsparteien abwechselnd als Heerlager.

1633 Ausbruch der Pest in Schuttern.

1659 wurden die Pfarrer der Klosterpfarreien gezwungen, protestantische Pastoren zu dulden, und mit ihnen gemeinsam die Kirche zu nutzen. Das Kloster hatte die Pastoren zu unterhalten.

1670 brannte das Kloster zum 9. Mal, der Konvent blieb unbesch?digt.

1675 bis 1676 unter Abt Placidus I erhoben sich Untertanen gegen die H?he der Abgaben.

1703 brachte der spanische Erbfolgekrieg neue Repressalien, Einquartierungen, Schanzarbeiten.

1745 bis 1747 Im Krieg der Franzosen gegen die ?sterreichischen Kaiser Karl VII und Franz I. wurde Schuttern abermals Kriegsschauplatz. Der franz?sische Dauphin war 4 Tage im Kloster um Pl?nderungen zu verhindern und gab dem verarmten Kloster Lebensmittel.

1770 baute der Abt Vogler die jetzige Klosterkirche von Grund neu auf.

1770 am 6. Mai, n?chtigte die j?ngste Tochter der Kaiserin Maria Theresia, Marie Antoinette, mit gro?em Gefolge auf ihrer Reise nach Paris in Schuttern. Der Abt von Schuttern wurde, nachdem er Treue geschworen hatte, zum geheimen Hofrat seiner kaiser-k?niglichen Majest?t ernannt.

1773 im Herbst flohen 20 Lahrer B?rger wegen Aufruhrs nach Heiligenzell, um bei Abt Karl Vogler Schutz zu suchen. Der Lahrer Stadtrat duldete das nicht, der Abt verwendete sich f?r sie, konnte ihnen aber nicht helfen.

1773 am 1. November wurde die heutige Kirche eingeweiht.

1796 in Folge der franz?sischen Revolution wurde am 24. Juni die Ortenau von franz?sischen Truppen besetzt, gepl?ndert und gebrandschatzt. Auch das Kloster wurde bis auf die Mauern ausgeraubt und verw?stet.

1797 am 20. April ?berschritten die Franzosen abermals den Rhein und besetzten neun Monate lang die Ortenau. Au?er Wein und Lebensmittel musste das Kloster Bauholz f?r eine Rheinbr?cke in Kehl liefern und 30.000 Livres zahlen, die das Kloster aber nicht hatte. Daraufhin wurden 2 Patres als Geiseln mit nach Stra?burg genommen.

1798 am 1. M?rz kamen die Franzosen abermals ?ber den Rhein, raubten das Kloster erneut aus. Von diesem Schaden konnte sich das Kloster nie mehr erholen. Auch der Abt hatte keine gro?e Hoffnung auf Erhalt des Klosters.

1805 am 17. Dezember erschien eine Kommission und er?ffnete, dass von dem Kloster provisorischer Besitz genommen werde und ?ber alle Einnahmen und Ausgaben Buch zu f?hren sei.

1806 am 31. August erfolgte die Schlie?ung des Klosters. Der Abt erhielt eine Pension und als Wohnung den Schutternhof bei Freiburg. F?r die Insassen und Bediensteten wurde gesorgt. Die Klostergeb?ude wurden nach und nach versteigert und als Steinbruch benutzt. Die kostbaren Kirchenger?te wurden entwendet. Von den sieben Glocken wurde eine der Stadt Phillipsburg geschenkt. Die reichhaltige Bibliothek kam in das Landesarchiv nach Karlsruhe.

1821 am 7. Februar wurde der Rest der Klosterbibliothek in Offenburg f?r 70 Gulden versteigert.

1853 am 31. Juni nachts um 11 Uhr schlug der Blitz in den Turm ein. Der Turm brannte und aus und fiel auf das Kirchenschiff. Ebenso brannte die Kirche aus. Einige Bilder, Statuen und Einrichtungsgegenst?nde konnten gerettet werden. Von der Kirche blieben nur die Au?enmauern und die Barock/Rokoko Fassade erhalten. Der Innenraum wurde gem?? dem damaligen Zeitgeist im Sp?tklassizismus ausgef?hrt.

1913 wurde die Kirche renoviert. Bei dieser Renovation wurde die untere Fensterreihe zugemauert. Der Innenraum erhielt einen r?tlich-sandsteinfarbenen Anstrich.

1971 bis 1976 wurden unter Leitung von Karl List umfangreiche Ausgrabungen durchgef?hrt. ?ber 1000 qm Erde und Schutt wurden bewegt. Gleich zu Beginn der Grabungen stie? man auf einen sensationellen Fund:

Ein Stiftmosaik das dem Kaiser Heinrich II zugeschrieben wird. Es ist vermutlich das ?lteste, nichtr?mische Mosaik n?rdlich der Alpen.

1977 bis 1981 wurde eine Decke ?ber dem Ausgrabungsraum eingebaut, so dass dieser zug?nglich ist. Diese Decke bildet gleichzeitig den heutigen Fu?boden. Bei umfangreichen Renovierungen wurden die 1913 zugemauerten Blindfenster wieder ge?ffnet. Dadurch entstand ein heller, lichtdurchstr?mter Raum. Dieser wurde durch einen wei?en Cararamarmorboden und einen helleren Anstrich der W?nde und B?nke unterst?tzt. Gleichzeitig wurde der Altar neu gestaltet. Die Orgel wurde von der bekannten Orgelbauwerkst?tte Peter Vier aus Oberweier restauriert.

Neben dem Mosaik ist eines der bedeutendsten im Kloster geschaffenen Kunstwerke ein von dem Diakon des Klosters Schuttern Liuthar handgeschriebenes Evangeliar aus dem fr?hen 9. Jahrhundert, das sich heute im britischen Museum in London befindet.

Marie Antoinette
Marie Antoinette wurde am 16. Mai 1770 mit dem Dauphin von Frankreich, dem sp?teren Ludwig XVI. verm?hlt. Ihre Brautreise von Wien nach Paris war f?r die gastgebenden St?dte und Kl?ster eine sehr kostspielige Angelegenheit.

Marie Antoinette auf Brautfahrt nach Frankreich

von Ekkehard Klem - im Lahrer Hinkenden Boten

Weithin sichtbar ist der hohe Kirchturm der ehemaligen Klostergemeinde Schuttern. Die Ortschaft Schuttern, heute Ortsteil der Gemeinde Friesenheim, beherbergte einst das ?lteste Kloster am Oberrhein. Die Gemeinde liegt zwischen Offenburg und Lahr, bis zur ehemaligen Bischofsstadt Stra?burg sind es nur knapp 30 Kilometer. Nur die Kirche mit dem weithin sichtbaren barocken Turm, das Refektorium, das heute als Pfarrhaus dient, und St?cke der Klostermauer sind von dem tausendj?hrigen Kloster am Oberrhein ?brig geblieben.

Nach der ?berlieferung soll ein adliger iroschottischer M?nch namens Offo im Jahre 603 das Kloster Schuttern in der Ortenau gegr?ndet haben. Die fr?heren Bezeichnungen des Klosters "Offoniscella" und "Offunwilare" sowie der Stadtname Offenburg leiten sich von dem Namen des Klostergr?nders ab. Im 8. Jahrhundert wurde das Kloster von Pirmin reformiert, und die Regeln des heiligen Benedikt wurden eingef?hrt. Im Kapitular Ludwig des Frommen von 817, dem ersten gesicherten Zeugnis, wird Schuttern unter die 14 bedeutendsten Reichskl?ster eingereiht. In karolingischer Zeit lebten ?ber 300 M?nche in der Abtei. Das aus dieser Zeit stammende Evangeliar des Diakons Liutharius, das im Britischen Museum in London aufbewahrt wird, zeugt von der hohen k?nstlerischen Leistung der M?nche.

Durch den frommen Kaiser Heinrich II. kam das Kloster Schuttern zu seiner Bl?te. In einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1016 erhielt das Kloster die Ortschaften der heutigen Gemeinde Friesenheim zugeteilt. Durch diese gro?z?gige Zuwendung gilt der deutsche Kaiser als neuer Klostergr?nder. Das Klosterwappen stellt den Kaiser als Stifter dar. Die Bauernkriege blieben auch f?r das Kloster Schuttern nicht ohne Folge. Aufr?hrige Bauern aus Friesenheim und Lahr st?rmten 1525 das Kloster und richteten gro?en Schaden an. Das Kloster wurde ausgepl?ndert und verw?stet.

Ein bedeutendes Ereignis lenkte den Blick Europas auf das Kloster in Schuttern: die Erzherzogin von ?sterreich, Maria Antonia, die sp?tere franz?sische K?nigin Marie Antoinette, verbrachte dort auf der Reise von Wien nach Paris am 6. Mai 1770 ihre letzte Nacht auf deutschem Boden. Bereits im Dezember 1769 war das Kloster benachrichtigt worden, da? die Dauphine am 6. Tag ihrer Reise in Schuttern ?bernachten w?rde. Abt Carolus Vogler hatte keine leichte Aufgabe zu bew?ltigen, galt es doch einen riesigen Brautzug unterzubringen. Das Gefolge der k?nftigen K?nigin von Frankreich bestand aus 257 Personen, 57 Wagen und 450 Zug- und Reitpferden. Das Kloster mu?te renoviert werden, Bettstatten und St?hle wurden gekauft, T?cher, Baldachine, Vorh?nge, Spiegelwandleuchter, Lavoirs, Gl?ser, Karaffen, Fayencen, Deckbetten, Matratzen und vieles mehr mu?te angeschafft werden. Das Kloster wurde in einem Gewaltakt zu einem sehr aufwendig ausgestalteten barocken Herrscherpalast umgewandelt. Das Rastatter Hoforchester mit 28 Musikern wurde geordert. Als Abt Vogler alle Aufwendungen und Rechnungen addiert hatte, ergab sich der riesige Betrag von insgesamt 15.086 Gulden und 50 Kreuzern. Heute m??te f?r die vielen Aufwendungen f?r das gro?e Fest bestimmt ein Betrag von nahezu einer Million Mark aufgewendet werden.

Der Brautzug, bestehend aus F?rsten, Grafen, Gr?finnen, Hofdamen, Lakaien, Knechten und dem pers?nlichen Beichtvater der Braut, zog am fr?hen Nachmittag des 6. Mai 1770 durch das gro?e Tor des Klosters ein. Die Bev?lkerung stand Spalier, Glockengel?ut des Schutterner Domes und Kanonensalut begr??ten den hohen Besuch. Der Abt, begleitet von allen Kapitularen sowie den Unter- und Oberbeamten der Abtei, empfing die Braut mit der tiefsten Verehrung. Nach einer Ruhestunde im extra eingerichteten pr?chtigen eigenen Gemach fand im Audienzsaal der Empfang statt. Der Abt und s?mtliche Kapitularen und die Beamten wurden zum Handku? zugelassen. An der nachfolgenden Mittagstafel nahm auch die Markgr?fin von Baden mit den drei Prinzen von Baden-Durlach teil. Das markgr?fliche Hoforchester sorgte w?hrend der Tafel f?r Musik.

Nach der Festtafel wurde Abt Carolus Vogler, der als Pr?lat verfassungsm??iges Mitglied der Vorder?sterreichischen Landst?nde war, zum Kaiserlichen, auch Kaiserlich-K?niglichen Wirklichen Geheimen Rat erkl?rt. Das Fest fand seinen H?hepunkt mit einer Illumination der ganzen Klosteranlage mit ?bereinanderstehenden Ampeln, vielen Fackeln und einem im Kunstfeuer brennenden Adler. F?r das Feuerwerk mu?te eigens ein gro?es Ger?st errichtet werden. Nach dem prachtvollen Feuerwerk, das alle Besucher zu wahren Begeisterungsst?rmen hinri? und die Dauphine aufs h?chste entz?ckte, geruhte ihre k?nigliche Hoheit sich zur Nachttafel zu begeben. Am n?chsten Morgen wohnte Marie Antoinette der heiligen Messe in der Hauskapelle bei und zog dann unter dem Gel?ut der Glocken nach Kehl weiter. Als Dank f?r die gro?z?gige Beherbergung des Brautzuges erhielt Abt Carolus Vogler von der Dauphine ein mit Diamanten besetztes Brustkreuz. Nach 36 Jahren, als Napoleon das Kloster Schuttern aufhob und dem Land Baden zuschlug, wurde dem Kloster auch dieses teure Diamantenkreuz abverlangt.

N?rdlich der Ortschaft Schuttern ?berspannt eine kleine Bogenbr?cke den Bachlauf der Schutter. ?ber diese Br?cke rollte der gro?e Brautzug, die Br?cke hat im Volksmund heute noch den Namen "Marie-Antoinette-Br?cke". Die ?bergabe der erst 15 Jahre alten Braut an den franz?sischen Hofstaat erfolgte zwischen Kehl und Stra?burg auf einer Rheininsel. Die Dauphine wurde komplett entkleidet, damit die k?nftige franz?sische K?nigin nichts, auch nicht Hemd oder Str?mpfe, von einem fremden Hofe mitbrachte. Der Stra?burger Brautzug der k?nftigen franz?sischen K?nigin wurde von Johann Wolfgang Goethe, der damals als junger Student in Stra?burg weilte, in seinem Buch "Dichtung und Wahrheit" beschrieben:

"Eine merkw?rdige Staatsbegebenheit setzte alles in Bewegung und verschaffte uns eine ziemliche Reihe Feiertage. Marie Antoinette, Erzherzogin von ?sterreich, K?nigin von Frankreich, sollte auf ihrem Weg nach Paris ?ber Stra?burg gehen. Der sch?nen und vornehmen, so heiteren als imposanten Miene dieser jungen Dame erinnere ich mich noch recht wohl. Sie schien, in ihrem Glaswagen uns allen vollkommen sichtbar, mit ihren Begleiterinnen in vertraulicher Unterhaltung ?ber die Menge, die ihrem Zug entgegenstr?mte, zu scherzen. Abends zogen wir durch die Stra?en, um die verschiedenen illuminierten Geb?ude, besonders aber den brennenden Gipfel des M?nsters zu sehen, an dem wir sowohl in der N?he als in der Ferne unsere Augen nicht genugsam weiden konnten. Die K?nigin verfolgte ihren Weg; das Landvolk verlief sich, und die Stadt war bald ruhig wie vorher. Vor Ankunft der K?nigin hatte man die ganz vern?nftige Anordnung gemacht, da? sich keine mi?gestalteten Personen, keine Kr?ppel und ekelhafte Kranke auf ihrem Weg zeigen sollten."

Marie Antoinette, 1755 als Tochter von Marie Theresia und Kaiser Franz I. in Wien geboren, wurde im Alter von erst 15 Jahren, aus Gr?nden der Staatsr?son mit dem sp?teren franz?sischen Ludwig XVI. verheiratet. Im Alter von 19 Jahren war sie bereits K?nigin von Frankreich. Das Leben dieser jungen Frau endete im Jahre 1793 unter der Guillotine, die auf dem Platz der Revolution in Paris aufgestellt war. Viele behaupten, da? mit der ?bernachtung der Dauphine Marie Antoinette in Schuttern, dem bedeutendsten Tag in der langen Geschichte der Abtei, auch deren Untergang seinen Anfang genommen habe. Besiegelt wurde dieser jedoch erst im Jahre 1805 in Ulm, nur wenige Wochen nach dem entscheidenden Sieg Napoleons ?ber die ?sterreicher. In Schuttern erschien am 17. Dezember 1805 ein Kommissar der neuen Obrigkeit und verk?ndete das Ende des Stiftes Schuttern.

Die Klostergeb?ude standen in der Folgezeit leer. Viele unbewohnte Geb?ude wurden zu Ruinen und wurden auf Abbruch ver?u?ert. Viele Geb?ude in der mittleren Ortenau wurden aus den Steinen und Balken des Klosters errichtet. Seit der S?kularisation geh?ren die Reste der Klosteranlage dem Staat. In den Jahren 1972 bis 1978 wurde die Klosterkirche renoviert und arch?ologisch untersucht. Auf fest installierten Laufstegen k?nnen die Ergebnisse der Grabung in der Unterkirche betrachtet werden. Fundamentreste, Gr?ber und Mauern f?hrten die Besucher zur?ck bis in die R?merzeit. H?hepunkt der Begehung ist jedoch das Mosaik, das als Einfassung des in der ersten H?lfte des 11. Jahrhunderts erneuerten Offograbes diente. Das Medaillon hat einen Durchmesser von 3,38 Metern, abgebildet ist unter anderem der biblische Brudermord, Kain erschl?gt seinen Bruder Abel. Das Mosaik wird als ?ltestes deutsches Fu?bodenmosaik bezeichnet. Bei der Grabung konnte auch die Grablege des Grafen Hermann von Geroldseck aus dem Jahre 1262 gefunden werden. Die arch?ologischen Ergebnisse der Grabung hellen die Fr?hgeschichte des Klosters auf. Durch die in vorbildlicher Weise sichtbar gemachte Geschichte des Bauwerks ist die Klosterkirche daher mehr als der fast einzig erhaltene sichtbare Rest des Klosters, sie ist ein Museum f?r die kl?sterliche Fr?hzeit.