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Ludwig S?tterlin *1865 in Lahr im Schwarzwald; ? 1917 in Berlin)


Ludwig S?tterlin:
Plakat f?r die Berliner
Gewerbeausstellung 1896
Ludwig S?tterlin wurde 15. Juli 1865 in Lahr im Schwarzwald geboren und starb am 20. November 1917 in Berlin. Er war Grafiker, P?dagoge und Sch?pfer der S?tterlinschriften.

S?tterlin war Sch?ler von Emil D?pler und Max Koch. Er schuf Entw?rfe f?r Plakate (u.a. das "Hammerplakat" der Berliner Gewerbeausstellung 1896), Gl?ser und Lederarbeiten. Die von ihm entworfene "S?tterlin-Schrift" war die Grundlage der 1935 an den deutschen Schulen als Normalschrift eingef?hrten "Deutschen Schreibschrift". S?tterlin gab Fachunterricht f?r Buchdrucker an der Handwerksschule in Berlin.

S?tterlin lehrte an der "Unterrichtsanstalt des K?niglichen Kunstgewerbemuseums zu Berlin", den sp?teren Vereinigten Staatsschulen f?r freie und angewandte Kunst, wo er auch Lehrg?nge in k?nstlerischer Schrift abhielt.

1911 entwickelte Ludwig S?tterlin im Auftrag des preu?ischen Kultusministeriums eine deutsche und eine lateinische Schulausgangsschrift. Diese wurden ab 1915 zun?chst in Preu?en, sp?ter auch in anderen deutschen L?ndern eingef?hrt und bis zum zeitweisen Verbot der gebrochenen Schriften durch den Schrifterlass 1941 in den Schulen verwendet - in der Bundesrepublik Deutschland (z. B. im Saarland) bis in die 50er, in der DDR (z. B. in Th?ringen) bis in die 60er Jahre als Eingangsschrift f?r Schulanf?nger unterrichtet.



Ludwig S?tterlin - Bekannt und doch vergessen

Von den vielen Schriftk?nstlern, die bedeutende Schriften geschaffen haben, ist wohl kaum einer im Volke namentlich so bekannt geworden wie Ludwig S?tterlin, denn rund 20 Sch?lergenerationen haben nach seinen Schreibvorlagen gelernt und ihre Handschrift geformt.

Ludwig S?tterlin wurde am 23. Juli 1865 in Lahr im Schwarzwald geboren und entstammte einem alten Hugsweirer Geschlecht - einer seiner Ahnherren kam in der Zeit des Drei?igj?hrigen Krieges aus dem Markgr?flerland. ?ber S?tterlins Jugend und Schulzeit ist so gut wie nichts bekannt. Er mu? jedenfalls um 1890 nach Berlin ?bersiedelt sein, wo er dann den Beruf eines Graphikers aus?bte und nicht zuletzt dadurch bekannt wurde, als er 1894 die Zeichnungen anl??lich des Jubil?ums der "Berliner Elektricit?tswerke AG" schuf und 1896 den ersten Preis bei einem Plakatwettbewerb f?r die Berliner Gewerbeausstellung errang. Mehrere Jahre wirkte S?tterlin als Lehrer an der "Unterrichtsanstalt des k?niglichen Kunstgewerbemuseums zu Berlin", den sp?teren "Vereinigten Staatsschulen f?r freie und angewandte Kunst", wo er u.a. Lehrg?nge in k?nstlerischer Schrift abhielt.

S?tterlin erhielt 1911 vom kgl. preu?ischen Kultusministerium den Auftrag, Schreiblehrg?nge f?r Vor- und Volksschullehrer an Berliner Schulen abzuhalten. Im Rahmen dieser Lehrg?nge, die den Charakter von Arbeitsgemeinschaften hatten, entstand im wesentlichen die heute bekannte S?tterlin-Schreibweise. Sie wurde 1914 dem preu?ischen Kultusminister und einem Sachverst?ndigen-Ausschu? vorgelegt und von diesen f?r schultauglich befunden.

Was war nun neu an S?tterlins Lehrmethode? Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die spitze Stahlfeder die vorher verwendeten Kielfedern verdr?ngt. Der charakteristische Schwellzug der von uns heute so bewunderten "Kurrentschriften" mit ihren ausgepr?gten Haar- und Schattenstrichen erforderte eine unnat?rliche Handhaltung, wechselnden Schreibdruck und damit viel ?bung und war daher vor allem f?r Grundsch?ler eine schwierige H?rde. S?tterlin griff nun die Gedanken des von ihm gesch?tzten gro?en Schriftreformers Rudolf v. Larisch (1856-1934) auf und entwickelte eine kindgerechte Methode f?r Schreibanf?nger: Als Schreibwerkzeug dient eine Gleichzug- oder Redisfeder, die ohne schwierigen Druckwechsel eine einheitliche Strichst?rke erzeugt. Alle Buchstaben stehen senkrecht und sind nahezu geometrisch aus Geraden und Kreisformen zusammengesetzt. Die Lineatur ist im regelm??igen Verh?ltnis 1:1:1 gehalten.


Die S?tterlinschrift
Ludwig S?tterlin verstand seine Lehrmethode nicht als starres Vorbild f?r eine Gebrauchsschrift des Alltags, sondern als Einstiegsschrift f?r Schulanf?nger, die aus diesem Grundger?st im Laufe der Zeit ihre eigene Handschrift entwickeln sollten. Deshalb ist auch der oft erhobene Vorwurf, S?tterlins Schrift sei steif und k?nstlerisch nicht wertvoll, unter diesem Gesichtspunkt keineswegs gerechtfertigt. Wenig bekannt ist, da? S?tterlin neben der deutschen auch eine lateinische Schreibschrift nach den gleichen Gesetzm??igkeiten entworfen hat.

Die S?tterlin-Lehrmethode wurde zun?chst 1914 versuchsweise an einigen Berliner Schulen eingef?hrt und schlie?lich 1924 f?r ganz Preu?en verbindlich erkl?rt. Die meisten anderen deutschen L?nder (z.B. Th?ringen und Oldenburg 1929, Hessen 1930, Baden und Danzig 1931) folgten dem Vorbilde Preu?ens, so da? ab etwa 1930 in Deutschland vorwiegend nach S?tterlins Lehrmethode unterrichtet wurde. Auch die von Alois Legr?n entworfene und ab 1926 in ?sterreich eingef?hrte Schulausgangsschrift lehnte sich stark an S?tterlins Formensprache an.

S?tterlin war es nicht mehr verg?nnt, den durchschlagenden Erfolg seiner Schreibmethode zu erleben. Er starb in Berlin am 20. November 1917, nach einer Quellenangabe wohl als eines der vielen Opfer der Hungerblockade gegen Deutschland im Ersten Weltkrieg. Seine Mitarbeiter f?hrten aber sein Werk fort und sorgten nicht zuletzt durch zahlreiche Ver?ffentlichungen, von denen einige nachfolgend angef?hrt sind, f?r die Breitenwirkung seiner Lehrmethode. Als 1934 in Deutschland erstmals die Schulschrift von Staats wegen vereinheitlicht wurde, schuf man zwar neue Vorlagen, die aber im wesentlichen S?tterlins Buchstaben zum Vorbild hatten.

S?tterlins gro?er und auch damals kaum erkannter Verdienst war es, da? er in einer Zeit des Umbruchs in Kunst und Kultur eine neue deutsche Schreibschrift unter Ber?cksichtigung neuester didaktischer Erkenntnisse, aber auf der Grundlage der historischen Schriftentwicklung geschaffen hat. Da? auch ein anderer, f?r die deutsche Schreibschrift folgenschwerer Weg m?glich gewesen w?re, zeigt das Beispiel des Schweizer Reformers Paul Hulliger, der Ende der zwanziger Jahren mit seiner Lehrmethode die deutsche Schreibschrift aus den Schweizer Schulen verbannt und damit zumindest in der Eidgenossenschaft eine kulturelle Weiche gestellt hatte.

S?tterlins deutsche Schreibformen, deren Schicksal schon im Archiv der Schriftgeschichte besiegelt schien, sind heute wieder f?r den Satz auf dem Rechner verf?gbar. Neben anderen hat auch Klaus Burkhardt (86825 Bad W?rishofen, Waldseeweg 3a) diese Schrift setzbar gemacht.

Zitiert aus: e-welt.net - Anselm S. B?r