Kleine Geschichte aus dem Schuttertal


postmichelErich Emil Reiser: Dr Poschtmichel un's Schwobebure (Der Altvater - Heimatblätter der Lahrer Zeitung, 21. Jahrgang, 1. Folge, 5. Januar 1963, Seite 4)

Am e schöne sunnige Dag ischs gsi, am e Fritig. Ufern Schwobehof nets Schtriiwili z'Mittag gä un Epfelmues. E Krueg Moscht isch im Brunnetrog gschtande, un e Deller Bibbiliskäs, zuedeckt, ufern Kuchikänschterli. D'Magd, 's Kappeseppe Karlin, het am Fiirherd gschwitzt aswiä, un ärgerlich isch si gsi - vun wege nem Brief bot. Uf e Schatzbrief het si gwartet, den si im Vrschtohlene noch het lese welle, eh d'Büri un dr Bur vum Feld haim kumme. 's Schwobebure Mathesli het mit dr Katz gschpielt un zwischeni vun dr Schtriiwili vrsuecht, wenn ihm au d'Karlin als uf Doobe ghaue het.

"Geh nuss, Bue, un lueg nachem Bot!" Des het si ihn e dutzendmol ghaisse. Doch kai Bot het sich säh lo. "Der muess halt gar nit wit rum laufe", vrteidigte dr Mathesli den Poschtmichel, denn so het mr ne üwerall ghaisse. "Ob wit odr nit wit, um e Elfi rum hetr do z'si", protestierte diä Kappeseppe Karlin.

"Mensch, Katz, bisch du e Äff!" bru eilte da a wer üwersmol dr Mathesli, den d'Katz kratzt het. Diä awer isch zue dr Kuchitür nussgrennt - grad im Poschtmichel zwische d'Fuess, daß dr alt Michel naplotzt isch wiä e Mehlsack.

"O herrje!" het d' Karlin gschraue, "Bot, het's euch ebbis gmacht? E so'ne Katzeviech! Kummä, schtehn uf un hocke euch do na." Der het awer dr Kopf ghowe. Er het e mords Biile ka.

"Sit wenn kummt dr Bot uf alle Viere uf dr Schwobehof?" lacht do awer ainer vor dr Kuchl. 's isch dr Bur gsi, wo grad haim kummä isch un diä Bscherung noch agseh het. "Michel, Michel, wäre ihr e fangs altersschwach?"

"Sell ka schu si", het druf dr Bot gmaint, het si Posent am Bode zsämmeglese un isch mit eme ghörige Schnuufer uf e Schtuhl naghockt. "Wird bal 's letschtmol si, daß ich d' Poscht ruf bring. Am nägschde Erschte isch dr Zapfe ab."

"He, was ihr nit sage", het do druff dr Schwobebur guet-muetig gsait, "des könne mir uns jo gar nit vorschtelle... 's Dal, alli Berglit ohni Poschtmichel! E Johre vierzig laufe ihr doch schun zue uns tagtäglig ins Hus. Gang, Mathesli, hol im Bot dr Moscht ri, un du, Karlin, rieht ihm 's Brot un dr Käs na, so wiäs dr Michel sit Johr un Dag am Fritig gern het."

So ischs no kumme, daß dr Poschtmichel bim Esse us sinem Lewe vrzehlt het. D'Kappeseppe Karlin het drwilsch im Vrschtohlene dr Schatzbrief glese, den sie heimligerwiis zuegschtreckt kriägt het, un dr Bur het uf d' Büri gwartet. D' Schtriiwili sin in dr Backofe zum Heisshalte gwandert.

"Glücksbringer un Hiobsbot bin ich gsi, in all dene vierzig Johr", vrzehlte dr Michel. "Freud und Sorge hab ich ustrage. Dr alt Pfarrer selig het emolzue mir gsait: .Poschtmichel, ihr sin 's Poschtamt unterwegs, 's Amt uf Schueschters Rappe'. Er het minerseel recht ka. Mit zwanzig, drissig un noch meh Kilo Gepäck bin ich mitundr loszottelt. Mr bringt Geld und holt Geld, füllt Zahlkarte un Poschtanwisunge clr Lit us, nimmt Päckli un Brief mit, soll wisse, wo diä nägscht Kalbene schtoht un wo e schöni Sau z'vrkaufe isch. Immer soll dr Bot 's Neuscht wisse. Dageszittige, Kircheblättli, Bettelbrief und Drucksache schlaift mr vun Hus zue Hus. Dr Bot isch sogar Apothekerghilf, wenn s'Mixtürli oder s'Pülverli gar pressant isch ... un noch manchs andr drzue. Jo, jo, mir Landbriefträger sin ellimol plogt. Un jetz wirft mr mich zuem alte Hufe, wiä roschtigs Ise und kaputts Blech."

"Nehmes 's nit so ernscht, Michel", het druf dr Schwobebur trösehtet, "ihr gehn nit untr. Ihr hän alle Lit manche guete Dienscht erwiese, au dr Büri un mir. Mir vrgesse des nit. Wenn dr Erseht isch, no packe ihr bim Krummholz-Karle 's Bündele un ziäge zue uns uf dr Hof. Mr hän euch do e schöns Zimmer im au sunscht solls euch an nix fehle. Gruschtle eweng bi uns ufern Hof rum. Wenn Sunndig isch, no fahre mir mitem Bernerwägeli in d'Kirch un vum 'Bäre' hintrher wiedr haim... Igschlage, Michel, soll gelte!"

"Was mr do nit hört!" het mr do üwersmol d'Büri .schwätze höre, "ischs wohr, Michel, was mr d'Nochberi ewe gsait het, daß ihr mitem Poschtdienscht am End sin?" - "Sell wird so si. Ich ghör halt jetz zue dr Nixnutz."

"Babberlibabb", lachte da die Schwobebüri, "alli Lit hän euch gern. Euri Mueder un mini Mueder sin ihr Lewe lang ai Herz un ai Seel gsi... un ihr hän sither ufern Schwobehof euer.Usschnuferli ka. Des Ruffschtampfe bi Schturm un Rege, im kälteschte Wintr un bi dr brüedigschte Hitz könne ihr euch künftig schpare - au dr sitherig Haimweg. Ufern Schwobehof sin ihr drhaim, oder nit, Bur!"

"Welleweg, habs im Michel schun gsait un do drbi bliebts. Am Eschte wird bündelt." Dem Poschtmichel sin d'Träne in d'Auge gschtiege. So viel Anhänglichkeit vuns Schwobebure het ihn tief g'rüehrt. Schtill het er im Bur un dr Büri d'Händ druckt un isch langsam im Dal zue.

"Vater", het hintrher dr Mathesli gmaint, "Vater, wenn dr Poschtmichel bi uns isch, noch hab ich e Spielkamerad. Mit dr Katze, dene Affe, kamr doch nix anfange, gel!" - "Awer mit dr schwarz Katz hets angfange, sunscht war dr Michel nit nakeit un war schu lang wiedr fürt gsi", lachte die Kappeseppe Karlin drzwische. Dr Schatzbrief unterem Bruschttuech het ihr au e großes Glück vrschproche.


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