Rathaus Ettenheim


Rathaus Ettenheim -Das Ettenheimer Rathaus, ein eindrucksvolles barockes Gebäude aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nimmt unterhalb der auf dem Berg thronenden Kirche des hl. Bartholomäus einen zentralen Platz in der denkmalgeschützten Altstadt einIn der Mitte des 18. Jahrhunderts entstand als Erweiterung aus einem Kernbau des 16. Jahrhunderts das Rathaus in Ettenheim. Das mit dem First gegen den Steilhang gerichtete Gebäude zeigt talseitig eine imponierende Giebelfassade: Drei Achsen, drei Stockwerke auf hohem Sockel, darüber zweigeschossiger Volutengiebel mit Obelisken, Glockentürmchen und Nische für den Ortspatron Etto. Die umfangreichen Instandsetzungen der vergangenen Jahre hatten die Herauspräparierung der ehemaligen, die gesamte Grundfläche des Erdgeschosses einnehmenden Kornhalle als neuen Stadtratssaal zum Ziele. (Denkmalpflege im Kreis Lahr - Von Martin HesseIbacher, Freiburg i. Br.)

Hubert Kewitz - Aus der Geschichte des Ettenheimer Rathauses - Von den älteren "Ratsstuben" wissen wir wenig (Ettenheimer Stadtanzeiger, 8.11.1984)

Im 14. Jahrhundert, bald nach der Stadtwerdung, wurde der Straßburger Marktort Ettenheim mit Mauern und Tortürmern umschlossen. Der Mittelpunkt dieser exakt geplanten neuen Stadtanlage liegt genau vor dem heutigen Rathaus. Wir dürfen also annehmen, daß hier, am Steilhang des uralten Kirchbergs, genau hundert Straßburger Fuß vom bischöflichen Amtshof entfernt, der Versammlungsort der Ettenheimer Bürgerschaft war, und daß man schon früh einen ersten, einfachen; Bau erstellt haben wird. Hier bei der "Stube" dürfte auch die für den Marktbetrieb notwendige "Waage" gestanden haben, die schon um 1330 erwähnt wird. Hundert Jahre später wird ein Vergleich "uf der ratstuben" geschlossen. Wie aber diese erste Stube aussah, wissen wir nicht.

Etwa zur gleichen Zeit wie das Amtshaus des Bischofs, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, könnte auch das Rathaus neu und stattlicher gebaut worden sein. Darauf deutet ein Fenstergewände hin, das sich bis heute im überbauten alten Südgiebel erhalten hat. Es weist dieselben Renaissanceformen auf wie die Fenster am "Palais Rohan". Dieser zweite Bau ist dann zusammen mit den unersetzlichen Akten und Urkunden der Stadt bei der Brandschatzung Ettenheims durch Bernhard von Weimar 1637 in Flammen aufgegangen.

Die Mauern sind aber wohl, ganz ähnlich wie beim Amtshof, stehengeblieben und wieder verwendet worden. Von einem großen Neubau nach dem Dreißigjährigen Krieg ist nämlich in den Stadtrechnungen keine Rede, wohl aber von vielfacher Instandsetzung. 1689 bekommt das Rathaus zu zwei Sonnenuhren eine Räderuhr hinzu und ein Glöckchen auf das Dach. 1696 wird an der Kirchstraße eine neue Außenstiege gebaut, und bis 1698 wird mit Hochdruck am Rathaus gearbeitet. Neue Mauern werden hochgezogen, innere Riegelwände ausgemauert, ein hölzerner "oberer Boden" zusammengetrieben, ein Kamin eingezogen, Treppen, Türen und Läden angeschafft und auch zwölf Lehnstühle für den Rat besorgt. Neue, teure Fenster führte man 1698 zu Schiff von Straßburg her. Zum Abschluß wurde das Gebäude durch einen Außenanstrich mit "Englischer Erde" (Englischrot) verschönert.

Im Rathaus gab es damals neben einer kleinen und einer großen Ratstube auch eine "kuchen" und einen zum Brauch der Bürgerschaft bestimmten "bachoffen", Häufig kommen die Bezeichnungen "unter der Stube" oder "unter dem Rathaus" vor. Es müssen damit die untersten, nach vorn offenen Kellerräume gemeint sein, die man später als "Butterhalle" bezeichnete (Verkehrsamt). Hier stand 1694 die Waage für den Wochenmarkt; hier gab es 1681 sogar auch schon ein "secret", eine Bedürfnisanstalt. "Unter dem Rathaus" wurde 1701 ein "Fleisch- oder Metzighäusel" mit Gitter erstellt. Hier war auch der Stadtkeller, wo Wein gelagert wurde, und hier wurden 1694 für am Pranger abzuurteilende Sünder "zwey hals Eysen" in die Wand eingegossen, in die sie zur Freude der Marktbesucher eingeschlossen wurden.

1725 lieferte Mathiß Bißer, der Wagner, ein Rad für das "storckhen nest auff dem rathhauß", das damals übrigens noch mit aus dem Münstertal gelieferten Schindeln gedeckt war. Kummer hatte man mit der kleinen Sturmglocke, die für Alarmzwecke vorn auf dem Dach hing; man mußte sie mehrmals umgießen

Der Rathausbau von 1757

Um die,Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Ettenheimer mit ihrem "Frucht- und Burgerhaus" nicht mehr zufrieden. Es mußte jetzt endlich etwas Besseres her. 1751 "visitierten" der aus Tirol stammende und 1749 beim Umbau der alten Kirche beschäftigte Maurermeister Nicodemus Sprenger sowie Meister Georg Naudascher aus Mahlberg den Bau. 1757 wurde dann aber der Auftrag dem Baumeister Anton Schrotz von Freiburg zugeschlagen. Er brach das alte Gebäude ab und errichtete es neu unter Verwendung älterer Bauteile. Das Ganze kostete ungefähr 1.400 Gulden. Der Chronist Machleid protokolliert erheblichen Ärger in der Stadt, weil man fremde Baumeister hatte hinzuziehen müssen, "in dem unßere Maurer oder Kleiber nicht imstandt wahren ßolcheß zue machen".

Das schöne, mit 1757 bezeichnete, barocke Stadtwappen in der Mitte der hoch aufragenden Fassade kam an den Neubau, mit dem man trotzdem sehr zufrieden war. Im Januar 1758, bei der feierlichen Hinrichtung Peter Hartmanns, des "Roten Peters", war das Rathaus zum ersten Mal "wieder bewohnt". Bei der Huldigung für Kardinal Constantin Rohan im September 1758 wurde das neue Rathaus abends festlich illuminiert "Von boden an Vornen gegen der ßonnen biß an daß oberste gegen dem glöcklin", mit 120 Lichtern, "daß nichts schöners Von weithem kunte geßehen werden", wie Machleid notiert. "Dann wurde erlaubt allen leüthen auff dem Ratshauß zue danßen ohne ßpihllohn die ganze nacht biß gegen 3 uhr, wo eß aber bey theilen nicht allerdings ßsauer hergienge."

Zur Geschichte der Ettenheimer Verwaltungsgebäude (Rathaus & Palais Rohan)  arrowRight16

Wenn wir uns dieses ursprüngliche Rathaus von 1757 vorstellen wollen, müssen wir. allerdings einige spätere Veränderungen wegdenken. Die Statue des Ortsgründers Etto kam wohl erst 1809, wahrscheinlich aus dem Kloster Ettenheimmünster, in den Giebel. Der neue, von Karl List entworfene Dachreiter mit der hübschen Zwiebelhaube hat erst bei der Restauration 1961 / 62 einen älteren, etwas, steiflinigen ersetzt, der aber seinerseits auch erst 1857 hinaufgekommen war. Vorher hatte das Rathaus nur den Glockenständer auf der Fassadenspitze aufzuweisen. Er ist das älteste erhaltene Bauglied, da er schon 1689 für den Vorgängerbau gearbeitet worden war und 1757 nur wieder übernommen wurde.

dachreiter
Dachreiter mit Zwiebelhaube

Die wichtigste Veränderung gegenüber 1757 war aber die Erweiterung nach Süden, zum Berg hin, als genau hundert Jahre später; 1857, ein Anbaustück vor den alten Südgiebel gesetzt wurde. Es enthielt die heutige gewölbte Eingangshalle, die innere Steintreppe und neue Räume oben und unten. Der Verwaltung ging es damals vor allem darum, ein "feuerfestes Archiv" zu schaffen. Die alte südliche Giebelmauer ist auf dem Speicher noch gut zu sehen; der teilweise erhaltene Verputz trägt die Reste einer großen, klassizistischen Sonnenuhr. Wer auf der Kirchstraße steht, kann den älteren Bau und den Anbau einigermaßen unterscheiden. Zum alten Bau gehören auf dieser Seite die vier Bogenfenster des Bürgersaals und die sechs Fenster im Geschoß darüber [sic!].

Wie sah das alte Ettenheimer Rathaus vor der Erweiterung aus?

Das alte Rathaus hat, wie viele andere Rathäuser auch, einem doppelten Zweck gedient: es war nicht nur "Ratsstube", sondern auch "Fruchthalle oder -laube". Der heutige Bürgersaal war die Fruchthalle: der Ort, wo die Säcke mit Korn gelagert, gewogen und verkauft wurden. Durch ein jetzt vermauertes Bogentor konnte man sogar vom Berg her in die Kornhalle hineinfahren. Machleid beschreibt stolz "das große schöne Ratshauß, alwo mann mit einem heywagen kan hineinfahren, umkören, und widerum hinaußfahren". Der bequemere Ladeverkehr wird natürlich durch die offenen Bögen der Frontseite vor sich gegangen sein.

Außerdem war die Fruchtlaube an beiden Längsseiten durch zwei große steinere Außentreppen zu erreichen. Beide Treppen wurden mehrfach umgebaut. Die Stiege an der Kirchstraße wurde 1828 verkleinert und später ganz entfernt. Sie erreichte die Kornhalle bei dem jetzigen dritten Fenster von vorn, das deutlich breiter ist. Die andere, die westliche große Treppe am alten Hafenmarkt hat heute keine rechte Funktion mehr. Auf dem Titelbild des "Ettenheimer Heimatkalenders 1984" kann man noch die ältere, doppelläufige, bis an die alte Fruchthalle reichende Stiege sehen.

Als man 1828 die Kirchstraßenstiege des Verkehrs wegen enger machte, mußten dabei auch "gegen die Straße heraus gemauerte Pfeiler" entfernt werden, "welche mutmaßlich als Fundament-Verstärkung ihre Bestimmung haben dürften". Maurermeister Kirn untersuchte daraufhin das Fundament der Hauptmauer des Rathauses und fand heraus, daß es "nur etwas über 1 Schu (30 cm) in boden geht"

Im alten Rathaus gab es außerdem eine innere Verbindungstreppe, die von der Fruchthalle nach unten in die "Hanf- und Garnhalle" führte, in die auch als "Butterhalle" bezeichneten Räumen des heutigen Verkehrsamts. Während der Markttage herrschte, so meldet der Stadtrat 1828, an den drei Eingängen immer ein starkes Gedränge. Im unteren Stock, wo der Garn- und Hanfmarkt stattfand, war es zu eng, um alles Garn abwiegen zu können. Man wich daher über die innere Stiege in die Fruchtlaube aus, wo eine weitere Waage für das Garn stand. "Das Gedränge ist auf dem Frucht- und Garnmarkt oft sehr groß; und es bleibt kein Platz übrig, wo sich die Marcktleute gegenseitig auszahlen .können. Die Stiege (d. h. die an der Kirchstraße) wird daher gröstentheils als ein Abstandsort zu diesem Zwecke benutzt." Es seien "allda schon Viele Tausend Gulden eingenommen und ausbezahlt worden". Zum ändern diente damals diese Treppe dem Ratsboten "als Rednerstuhl, um beym Ausgang aus der Kirche der Versammelten Gemeinde zu verkünden, was befohlen ist".

Die Bogenöffnungen der Fruchthalle hatten übrigens ursprünglich weder Gitter noch Fenster. In einem Bericht des Bezirksamts aus dem Jahre 1850 heißt es: "Dieser Platz wird oft von der Jugend besucht und es stürzte jüngst aus einer solchen Oeffnung ein Knabe von bedeutender Höhe herunter auf das Pflaster, glücklicherweise ohne schlimmen Erfolg."

Das eigentliche "Rathaus" umfaßte damals nur das obere Geschoß über der Fruchthalle, das jetzige Bürgermeisteramt. Diejenige Hälfte dieses zweiten Stocks, die zur "Sohne" hin lag, wurde von dem alten Bürgersaal eingenommen, der also ein Stockwerk höher als heute lag. Die andere Hälfte war in Diensträume unterteilt. Hier waren 1832 das sogenannte "Salzstüble" zum Ratszimmer und die Holzkammer zum Wartezimmer umgebaut worden.

Erweiterungen und Restaurationen

1856 kaufte die Stadt das Nachbargebäude, das dem Hafner Mathias Eble gehörte, riß es ab und erweiterte, wie Oben schon geschildert, das Rathaus zum Berg hin. Die Pläne dafür stammten von dem Bauführer Zimber aus Ettenheimmünster. Die Fenster in der unteren Halle wurden bei dieser Gelegenheit verglast, "um dem zu starken Durchzug abzuhelfen". (Die Öffnungen in der oberen Halle wurden erst 1869 wenigstens mit Draht vergittert.) Am Kirchberg erhielt das Rathaus jetzt eine "gemeinsame Mauer mit Michael Nägeles Witwe". Der ebenfalls schon erwähnte neue Turm auf dem Dach war in diesem Jahr 1857 ebenfalls "fast fettig geworden". Die Firma Gebrüder Koch in Freiburg lieferte 1858 dafür eine neue Rathausglocke. Sie kostete 104 Gulden, die ganze Erweiterung über 4.000 Gulden.

1876 wurde im Westen ein Abtrittanbau neu erstellt. 1883 kam die Stadtrechnung, 1890 / 91 die Sparkasse aufs Rathaus. Erst im Jahre 1901 wurde der alte, obere Bürgersaal zu Dienstzimmern und die alte untere Fruchtlaube zum heutigen Bürgersaal umgebaut.

Seitdem wurde das Rathaus noch mehrfach innen und außen erneuert und umgestaltet. So gab es in den Jahren 1961 / 62 eine Gesamtinstandsetzung des eindrucksvollen, das Ortsbild hier so glücklich bestimmenden Gebäudes. Dieses Jahr 1984 brachte schließlich die vorläufig letzte Restauration von Dach und Außenflächen.

Aus neuerer Zeit - Sieberts, Erika: (Badische Zeitung, 15.10.2008):

Auf dem Türsturz aus Sandstein, der nach Meinung von Historikern um das Jahr 1300 gehauen worden ist, sind drei Türme eingemeißelt - nach heutigen Erkenntnissen das erste Stadtwappen Ettenheims. Der Stein zierte einst die Eingangstüre des ehemaligen Schlachthofs, der neben dem Gasthaus Zum Pflug stand, und der 1997 abgerissen worden ist, erläuterte dazu der Stadthistoriker Bernhard Uttenweiler. Der Chronist Joann Conrad Machleid habe berichtet, dass das "Schlaghaus" den großen Brand von 1637 überstanden habe.

Der Stein sei gesichert worden und habe auf dem Bauhofgelände gelegen, bis man sich noch kurzfristig entschlossen habe, dieses Zeichen aus der Zeit der Stadtgründung als Eingang für das sanierte Rathaus zu verwenden, sagte Bürgermeister Bruno Metz bei der Einweihung. Er freue sich, dass der Eingang zum Rathaus jetzt an dem im Mittelalter gewachsenen Marktplatz liege und damit diesem in jüngster Zeit wenig beachteten Platz neue Zentralität verleihe.

Zusammen mit den Architekten der Werkgruppe Lahr habe man während der gesamten Bauphase versucht, historisch relevante Elemente zu sichern und sichtbar zu machen. "Die drei Türme zeigen, dass Ettenheim schon um 1300 eine befestigte Stadt gewesen ist, was von ihrer Wichtigkeit zeugt" , sagte Hermann Weber. Auch ihre heutige Funktion als Schulstadt bestätige diese Wichtigkeit, derer sich die Bürger Ettenheims bewusst sein sollten. "Denn das erfüllt die Menschen mit Stolz und erzeugt Zusammenhalt."

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