Prinzengarten Ettenheim - historische "Liebeslaube"


Prinzengarten Ettenheim - Der Prinzengarten Ettenheim existiert schon seit dem 17. Jahrhundert. Es ist der "Vor dem Thomasthor liegende, ganz von einer Mauer umgebene Kraut und Baumgarten" in der Stadt Ettenheim im OrtenaukreisDer Prinzengarten Ettenheim existiert schon seit dem 17. Jahrhundert. Es ist der "Vor dem Thomasthor liegende, ganz von einer Mauer umgebene Kraut und Baumgarten" in der Stadt Ettenheim im Ortenaukreis. Heute liegt der Garten gegenüber dem Ringsheimer Tor im Westen des historischen Stadtkerns wird im Osten durch die Straße "Ringsheimer Tor" und im Norden durch die "Thomasstraße" begrenzt. In Ettenheim ist dieser Garten auch als der Kopp'sche Garten, nach der letzten privaten Besitzerin, bekannt. Der 3900 m² große Garten ist auf der Nord- und Ostseite durch eine ca. 2m hohe Sandsteinmauer eingefriedet. Der Garten ist über 3 Zugänge und eine Zufahrt erreichbar. Die Zufahrt ist auf der Nordseite und führt auf die Nordseite des Gartenhauses. (wikipedia)

Dieter Weis: Ettenheimer Gärten in alter Zeit bis zum heutigen Prinzengarten (I) (Ettenheimer Stadtanzeiger, 10.11.2011)

Bei der Neuanlage des Prinzengartens als barocker Garten griff man auf alte Stilformen zurück, musste aber wegen der Nutzung des Gartens für Veranstaltungen einige Zugeständnisse machen.

An alten Gartenhäusern haben sich nur das zweistöckige Gartenhaus im Prinzengarten und das größere, einstöckige, heute als Wohnhaus genutzte Haus Vierling, Im Pfaffenbach 9, erhalten. Mit ihren Mansardendächern bilden sie den schönsten baulichen Schmuck der zugehörigen Gärten. Eine Beschreibung der gut erhaltenen Häuser wird hier nicht für erforderlich gehalten. Jeder kann sie sich von außen ansehen, und Fotos gibt es genügend. Ein kleines, kaum beachtetes Häuschen befindet sich noch in einem Garten im Finsterwäldele. Es ist zweistöckig und an die äußere alte Stadtmauer angebaut.

Bis zum Tod des Freiherrn Albertini von Ichtratzheim im Jahr 1821 befand sich der heute als "Prinzengarten" bezeichnete große Garten vor dem Thomastor über viele Generationen, vielleicht schon immer, im Besitz von adeligen Familien.

Es lässt sich daher vermuten, dass er zeitweise schön ausgestattet war. Leider ist darüber nichts überliefert, wobei man berücksichtigen muss, dass in den langen Kriegszeiten, beginnend mit dem 30-jährigen Krieg bis zum Spanischen Erbfolgekrieg, nicht nur Städte und Ortschaften stark zerstört, sondern auch die Gärten ausgeplündert wurden bzw. verwilderten.

Über das berühmteste Liebespaar Ettenheims und das traurige Ende der liebe schreibt Anne-Marie Glaser am 20. Juni 2017 im Stadtanzeiger: Guller:

Im Westen des historischen Ettenheimer Stadtkerns, gegenüber des "Ringsheimer Tors", liegt ein Kleinod gartenbaulicher Historie: Der Prinzengarten, vormals Kopp’scher Garten genannt. Seinen heutigen Namen bekam die Anlage durch den ab 1792 in Ettenheim im Exil lebenden Louis-Antoine-Henri de Bourbon-Condé, den Herzog von Enghien. Im barocken Gartenhäuschen verbrachten er und seine Geliebte Prinzessin Charlotte de Rohan-Rochefort, eine Großnichte des Kardinals Louis de Rohan, so manche schöne Stunde. Das berühmteste Liebespaar Ettenheims pflegte die Blumen im Garten und baute Gemüse an. Die friedliche Zweisamkeit fand 1804 ein grausames Ende, als Napoleon den Herzog entführen und im Schlossgraben von Vincennes erschießen ließ.

Marga Kohr - Ettenheimer Stadtanzeiger, 23.5.2002 - Gartenarchitekt Eckhard Riedel stellte Pläne vor: Zum Verweilen und Erholen einladend - Der Prinzengarten soll thematisch interessant für Besucher und Einheimische werden. Gremium soll Lösungen für die Parkplatzprobleme finden

Ettenheim (mak). Welche Kleinstadt hat schon einen Barockgarten? Ettenheim verkehrt in der glücklichen Lage, dass gleich vor einem ihrer historischen Toren ein Barockgarten geschaffen werden kann: der Prinzengarten. Der Freundeskreis Prinzengarten Ettenheim stellte in der jüngsten Gemeinderatssitzung den Entwurf vor, weckte damit bei den meisten Gemeinderäten Begeisterung und erntete Dank für die bisher geleistete Arbeit.

Als Garten wird das Grundstück schon seit mehreren Jahrhunderten genutzt und ein Garten wird es auch bleiben, zumindest zum Teil. Ob allerdings die Planung, die Gartenarchitekt und Barockgartenspezialist Eckhard Riedel vorlegte, im Ganzen zum Tragen kommt, ist noch nicht gewiss. Denn Ettenheim braucht auch Parkplätze. Handel und Gewerbe bestehen auf mehr stadtkernnahe Parkplätze, gerade an der Westeinfahrt der Stadt.

Die Planung erläutert

Doch bevor über die Parkplätze gesprochen wurde, und somit das Gefühl der Unmut sich bei den Befürwortern des Prinzengartens und den Mitgliedern des Freundeskreises eingeschlichen hatte, erläuterte Eckhard Riedel seine Planung, die sich über ein weit größeres Grundstück als den vor kurzem noch "Kopp'schen Garten" genannten Teil erstreckt. Die Stadt hat 2001 auch den südlichen Teil des bei der Versteigerung im Jahre 1821 geteilten Gartens erworben, den "Garten Sauer". In Prinzip könnte also die historische Einheit des Gartens wiederhergestellt und der Garten gestaltet werden in der gleichen Größe wie zu der Zeit, als der Herzog von Enghien sich dort an Obstbäumen und Rosen erfreute oder mit Princesse Charlotte lustwandelte.

Es trifft jedoch nicht zu, dass der Garten wieder genau so wird wie damals. Es sind keine Bilder oder Zeichnungen aus der Zeit erhalten. Vor allem aber hat der Garten heute ein anderes Ziel: Es soll ein Garten für Bürger und Besucher sein. Nicht die Erholung bei Spiel und Sport sollen die Leute hier suchen, sondern eher Kultur und Kontemplation. Die Neugestaltung des Gartens sei auch eine wichtige gartendenkmalpflegerische Aufgabe, sagte Riedel.

Der Prinzengarten müsse in Zukunft nicht nur eine hohe Aufenthaltsqualität haben, sondern solle auch Verknüpfungspunkt und Bindeglied zwischen Stadt und Landschaft werden. Der Garten solle thematisch so interessant gestaltet werden, dass er auch auswärtige Gäste zum Besuch reize. Aber auch solle die Atmosphäre hinübergerettet, die Stimmung des Gartens bewahrt und die denkmalpflegerischen Ansprüche erfüllt werden.

In vier Teile gegliedert

Riedel hat den Garten in vier Teile gegliedert. Das Gartenhaus steht im originalgroßen Garten fast in der Mitte. Vom Gartenhaus aus auf der linken Seite zur Freiburger Straße hin, findet der "Potager" seinen Platz, der Küchengarten, der nach barockem Vorbild gestaltet werden soll, der Garten, in dem man früher alles fand, was für den "Potage", für die Suppe, gebraucht werden konnte. Dem gegenüber ist eine etwa 500 Quadratmeter große Festwiese vorgesehen, ein "Tapis vert" oder Rasenparterre, der bei Veranstaltungen als Zuschauerraum dienen und rund 300 Personen Platz bieten kann.

Der Potager wird vor dem Gartenhaus mit einer kleinen, befestigten Fläche abgeschlossen, auf dem Kübelpflanzen stehen sollen, die weggenommen werden können, wenn ein Fest ansteht und dann Platz machen für ein kleines Festzelt. Die Sandsteinmauer, die diesen Teil des Gartens im Süden abschließt und das Gartenhaus mit der westlichen Begrenzungsmauer verbindet, könnte Toiletten und weiteren benötigten Räume verbergen. An der Innenseite der Sandsteinmauer entlang des Pfaffenbachs sieht Riedels Plan kleine Themengärtchen vor. Auf der Südostachse der Gartens schließt sich der "Fruitier", der Obstgarten, dem "Tapis vert" an. Am südlichen Ende dieses Gartenteils befindet sich, im "Garten Sauer also", ein kleines Pavillon, das noch genutzt werden kann.

Der vierte, südwestliche Teil des Gartens liegt erheblich höher. Es ist eine etwa elf Meter hohe Böschung, der den "Rücken" bildet für das historische Gartenhaus. Dort soll das "Bosquet", das Wäldchen, seinen Platz bekommen. Ein Serpentinenweg führt dann vom Gartenhaus aus nach oben zur oberhalb der Böschung liegenden Terrasse. Die Treppe, die in der Böschung vorhanden ist, sollte begehbar ausgebaut werden. Von der Terrasse aus hat man einen schönen Ausblick über die Stadt. Ein Aussichtspavillon wäre dort nicht fehl am Platz - wenn dafür ein Spender gefunden werden könne, meinte Riedel.

Zustand des Gartenhauses

Architektin Susanne Berblinger erläuterte den Zustand des Gartenhauses. Die zwei Restaurationen aus früheren Jahren hätten nicht viel genutzt, sagte sie. Der allgemeine Zustand des Hauses sei sehr schlecht. Es ist feucht, es schimmelt, das Dach ist undicht, die Fenster und die Sandsteinplatten müssten dringend instandgesetzt werden. Das Landesdenkmalamt hat im vergangenen Jahr eine Beurteilung abgegeben und darin der Enghien-Gartenpavillon aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen zum Kulturdenkmal erklärt.

Der Pavillon bildet zusammen mit dem Garten und der begrenzenden Sandsteinmauer eine Sachgesamtheit und genießt dadurch Kulturdenkmaleigenschaft. Das Denkmalamt begrüßte die Erhaltung und Pflege des Pavillons, die Instandsetzung der barocken Sandsteinmauer und die gärtnerische Wiederanlage des Enghien-Gartens und hat hingewiesen auf die heimat-, landes- und europageschichtliche Bedeutung der Anlage in Zusammenhang mit dem Rohan-Bischof, dem Herzog von Enghien und Princesse Charlotte de Rohan.

Der Freundeskreis Prinzengarten Ettenheim wurde im September 2001 gegründet. Thomas Herr stellte den Verein vor, die jetzt 35 Mitglieder hat und der sich als Ziel gestellt hat, die Stadt fördernd zu unterstützen bei der Neugestaltung des Gartens. Die Mitglieder haben gründlich recherchiert und intensive Grundlagenarbeit für die Planung geleistet, sagte Herr. Sie haben aber auch selber Hand angelegt, damit erste Veranstaltungen stattfinden konnten. Das Wunschziel des Vereins ist es, einen ersten Teil des Gartens bis zum Ettenheimer Stadtjubiläum im Jahre 2004 fertigzustellen. Angefangen werden soll mit dem Potager, danach die Festwiese. Das Bosquet sei sicher eine mittelfristige Angelegenheit, meinte Riedel. Da müsse man sehen, wieviel Atem der Verein habe.

Finanzen von Bedeutung

Selbstverständlich spielt die finanzielle Lage der Stadt eine große Rolle. Vorhanden ist ein Haushaltsrest in Höhe von 83.000 Euro. Bürgermeister Bruno Metz sagte, dieses Geld sei für die ganze Maßnahme bestimmt, für Garten, Gartenhaus und Planung. Die Stadträte äußerten sich sehr positiv und lobend. Thomas Dees befürchtete, dass die Begeisterung sicher noch gedämpft werde, wenn die Kosten zur Sprache kämen. Die Planung jedoch sei gut durchdacht.

Auch Peter Frey meinte, ein Prinzengarten nach dieser Planung werte die Stadt Ettenheim enorm auf. Franz-Josef Helle nannte die Planung "einwandfrei", wies aber auf andere Ettenheimer Probleme hin. Seiner Meinung nach sollten im Fruitier die Bäume mit größeren Abständen gepflanzt werden, damit die Autos darunter Platz fänden. Und so ging, nach dem spontanen Applaus für Gartenarchitekt Riedel, die Tagesordnung über auf das Parkplatzproblem, das die Stadtverwaltung mit Hilfe des Gemeinderates in irgendeiner Weise lösen muss...

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