Gengenbach - Engelgasse


Engelgasse Fachwerk auf engem Raum - der schmale, langgestreckte Verlauf bildet damit einen Ringschluss zwischen der Hauptstraße im Süden und der Victor-Kretz-Straße im Nordosten Die an das Offenburger Tor anschließenden Mauerzüge, die zunächst nach Norden und dann nach Nordosten führen, scheinen auf den ersten Blick vollkommen verschwunden zu sein. Geht man aber durch die innere "Engelgasse", die wohl mit Recht als eine der schönsten Fachwerkhausstraßen Deutschlands bezeichnet werden darf, dann wird man in dem leichten Bogen, den die eng aneinandergereihten Häuschen beschreiben, den Bereich der Inneren Stadtmauer erkennen, auf die sie mit ihren Außenmauern gebaut worden sind. Die Idylle dieses verträumten Stadtwinkels schließt die Tatsache der harten mittelalterlichen Zeit für die Engelgasse nicht aus, die einst das Ghetto der Juden war. Die zahllosen Fenster- und Türeinbrüche in die Außenwand der Inneren Stadtmauer haben leider ihre Existenz, von der äußeren Engelgasse her gesehen, völlig verwischen lassen.

Im Jahr 1308 wurden die Juden der Reichsstadt Gengenbach erstmals erwähnt. Wohl im Verlauf der Pestpogrome mußten sie die Stadt verlassen. Ortenauer Landjuden standen dann als Händler in regem Austausch mit den Bürgern. Erst nach 1862 entstand wieder eine dauerhafte jüdische Ansiedlung, die als Filialgemeinde der Synagogengemeinde Offenburg angegliedert war.

1308 "Alte Rechte" der gengenbacher Juden

Ein bedeutendes Dokument ist im Urkundenbuch der Stadt Straßburg überliefert. Es enthält die erste Nennung der Gengenbach Juden vor 700 Jahren. Am 10. Mai 1308 nahmen die Bürger von Gengenbach den Straßburger Ritter Otto von Ochsenstein nach dem Tode des Königs Albrecht als ihren Pfleger an. Sie wählten sich einen Schutzherrn, der sich dafür gut bezahlen ließ. ("Sollen sie uns geben vierzig Mark lötiges Silber"). Der Herr von Ochsenstein versprach im Gegenzug bei dieser Gelegenheit, auch die Juden zu Gengenbach bei ihren Rechten aus der bischöflichen Zeit zu belassen und ihre Abgaben nicht zu erhöhen. "Die Juden von Gengenbach sullent och bliben bi allen ihren alten rehten und in allem dem glimpfe mit sture und mit dienste, alse siu bi der bi der bischove zite, die imme lande pfleger waren, wilente gewesen sint".

(700 Jahre Geschichte der Juden in Gengenbach, 1308-2008, Martin Ruch) Das Wohngebiet der Juden in dieser Zeit war vermutlich die Judengasse, die 1877 in Engelgasse umbenannt wurde. Nachdem die Juden lange in der freien Reichsstadt verboten waren, konnten sie erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder zuziehen. Heute begrüßt die mit hohem handwerklichen Geschick wiedererbaute Engelgasse ihre Besucher*innen mit einem reichhaltigen, zu jeder Jahreszeit frischen, Blumendekor. Die auskrakenden Obergeschosse - die zwecks Raumgewinnung über die Grundgeschosse hinaus ragend - stimmen die Gäste "heimelig". Die Hausordnung aus meist zweigeschossigen Bauten mit von aussen begehbaren Kellergewölben - irgendwo muss der Badische Wein ja kühl gestellt sein - erinnern an Zeiten, wie "das damals einmal war".

Zweigeschossiges, traufständiges Gebäude mit Satteldach mit weitem Dachüberstand; in Mischbauweise errichtet, das Obergeschoss und der Giebel mit aufgeblendetem Fachwerk versehen  das Obergeschoss traufseitig weit vorkragend; ehemalige Scheune in den 1950er Jahren (Auskunft Stadt Gengenbach) wohl weitgehend abgebrochen und durch das heutige Wohn- und Geschäftshaus ersetzt Engelgasse 1 - Wohn- und Geschäftshaus, ehemalige Scheune

Zweigeschossiges, traufständiges Gebäude mit Satteldach mit weitem Dachüberstand; in Mischbauweise errichtet, das Obergeschoss und der Giebel mit aufgeblendetem Fachwerk versehen, das Obergeschoss traufseitig weit vorkragend; ehemalige Scheune in den 1950er Jahren (Auskunft Stadt Gengenbach) wohl weitgehend abgebrochen und durch das heutige Wohn- und Geschäftshaus ersetzt.Als baulicher Hinweis auf die bereits nach 1950 umgesetzten Maßnahmen zur "Altstadterhaltung" sowie als wichtiger Kopfbau am südlichen Eingang der Engelgasse ist dieses Gebäude (v.a. aus städtebaulichen Gründen) erhaltenswert.
der Ortenauer
In Ecklage stehendes zweigeschossiges, traufständiges Gebäude mit Satteldach; der Sockel und das Erdgeschoss massiv errichtet, darüber Fachwerkgeschoss mit Zierformen in den breiten Brüstungsfeldern nach Norden die Wirtschaftsgebäude anschließend: diese teils massiv, teils in Fachwerk errichtet mit Sattel- bzw. Pultdach; Gebäude im Kern wohl noch Anfang 18. Jh. mit späteren Umbauten des 20. Jh. (Werkstatteinbau, Vergrößerung Fensteröffnungen bzw. Fenstererneuerung, Dachausbau u.a.) Engelgasse 8 - Wohnhhaus mit ehemaligem Ökonomiegebäude

In Ecklage stehendes zweigeschossiges, traufständiges Gebäude mit Satteldach; der Sockel und das Erdgeschoss massiv errichtet, darüber Fachwerkgeschoss mit Zierformen in den breiten Brüstungsfeldern; nach Norden die Wirtschaftsgebäude anschließend: diese teils massiv, teils in Fachwerk errichtet mit Sattel- bzw. Pultdach; Gebäude im Kern wohl noch Anfang 18. Jh. mit späteren Umbauten des 20. Jh. (Werkstatteinbau, Vergrößerung Fensteröffnungen bzw. Fenstererneuerung, Dachausbau u.a.).Als eines der wenigen heute noch bestehenden Kleingehöfte innerhalb der Altstadt sowie als Bestandteil des hochverdichteten Quartiers an der westlichen Stadtmauer ist das Anwesen erhaltenswert.
der Ortenauer
Zweigeschossiges, traufständiges Gebäude mit Satteldach; der Sockel samt Keller massiv errichtet, sonst komplett in Fachwerk aufgeführt, dieses über breitem profilierten Stockwerksgesims über dem Erdgeschoss weit vorkragend seitlich liegender Hauseingang mit Sandsteinstufen neben Kellerhals mit Klappe, im Obergeschoss zwei breite Fenstererker mit Fachwerkzierformen in den Brüstungsfeldern Engelgasse 9 - Wohnhaus mit Kellerhals zur Einlagerung straßenseitig

Zweigeschossiges, traufständiges Gebäude mit Satteldach; der Sockel samt Keller massiv errichtet, sonst komplett in Fachwerk aufgeführt, dieses über breitem profilierten Stockwerksgesims über dem Erdgeschoss weit vorkragend; seitlich liegender Hauseingang mit Sandsteinstufen neben Kellerhals mit Klappe, im Obergeschoss zwei breite Fenstererker mit Fachwerkzierformen in den Brüstungsfeldern; errichtet 1732 mit leichten jüngeren Überformungen (u.a. Fenster, Türe, Dachausbau mit Gaupe).Das Gebäude ist als Bestandteil der parallel zum westlichen Abschnitt der Stadtmauer liegenden geschlossenen, traufständigen Reihenbebauung sowie als gut überliefertes Wohnhaus aus der Zeit nach den Zerstörungen von 1689 von dokumentarischem Wert. Der Keller samt Kellerhals ist zudem ein Zeugnis der Weinbautradition in Gengenbach.
der Ortenauer
Zweigeschossiges, traufständiges Gebäude mit Satteldach; der Sockel samt Keller massiv errichtet, sonst komplett in Fachwerk aufgeführt, dieses über breitem profilierten Stockwerksgesims über dem Erdgeschoss weit vorkragend; seitlich liegender Hauseingang mit Sandsteinstufen neben Kellerhals  im Obergeschoss zwei breite Fenstererker mit Fachwerkzierformen in den Brüstungsfeldern; errichtet 1732 mit leichten jüngeren Überformungen Engelgasse 14 - Wohnhaus mit Kellerhals - zwei Stockwerke

Zweigeschossiges, traufständiges Gebäude mit Satteldach; der Sockel samt Keller massiv errichtet, sonst komplett in Fachwerk aufgeführt, dieses über breitem profilierten Stockwerksgesims über dem Erdgeschoss weit vorkragend; seitlich liegender Hauseingang mit Sandsteinstufen neben Kellerhals mit Klappe, im Obergeschoss zwei breite Fenstererker mit Fachwerkzierformen in den Brüstungsfeldern; errichtet 1732 mit leichten jüngeren Überformungen (u.a. Fenster, Türe, Dachausbau mit Gaupe).Das Gebäude ist als Bestandteil der parallel zum westlichen Abschnitt der Stadtmauer liegenden geschlossenen, traufständigen Reihenbebauung sowie als gut überliefertes Wohnhaus aus der Zeit nach den Zerstörungen von 1689 von dokumentarischem Wert. Der Keller samt Kellerhals ist zudem ein Zeugnis der Weinbautradition in Gengenbach.
der Ortenauer
Zweigeschossiges, traufständiges Gebäude mit Satteldach mit weitem Dachüberstand; über hohem massivem Kellersockel in Fachwerkbauweise errichtet  der Hauseingang an der Ostfassade liegend und über einen schmalen Bauwich bzw. über tiefe Sandsteinstufen erschlossen;im Kern 1643 mit baulichen Veränderungen des 18. Jh. und des 20. Jh. Engelgasse 19 - Wohnhaus

Zweigeschossiges, traufständiges Gebäude mit Satteldach mit weitem Dachüberstand; über hohem massivem Kellersockel in Fachwerkbauweise errichtet, das Fachwerk über dem 1. Wohngeschoss über profiliertem Stockwerksgesims vorkragend; in den Brüstungen der (Erker)Fenster Fachwerkzierformen wie Feuerböcke oder einfache Andreaskreuze; der Hauseingang an der Ostfassade liegend und über einen schmalen Bauwich bzw. über tiefe Sandsteinstufen erschlossen;im Kern 1643 mit baulichen Veränderungen des 18. Jh. und des 20. Jh. (u.a. Fenster, Dachausbau mit Gaupen).Das Gebäude ist als Bestandteil der traufständigen und rückwärtig teilweise an die Stadtmauer angrenzenden Gebäudereihe, die wiederum durch hohe massive Kellergeschosse und dementsprechend höher liegende Hauseingänge charakterisiert ist, sowie mit seinem reichen Zierfachwerk des 17. Jh. von hohem Zeugniswert für das gehobene Ackerbürgerliche Bauen.
der Ortenauer
Zweigeschossiges, giebelständiges Gebäude mit Satteldach; der hohe Kellersockel und die EG-Nordwand massiv, sonst in Fachwerkbauweise errichtet In seiner maximalen Ausnutzung des Zwickelgrundstücks zwischen Engelgasse und Mercy ´scher Hof sowie wegen seiner gut überlieferten Gebäudestruktur und -gestalt des frühen 18. Jh
Engelgasse 31 - Wohnhaus mit Stadtmauerrest

Zweigeschossiges, giebelständiges Gebäude mit Satteldach; der hohe Kellersockel und die EG-Nordwand massiv, sonst in Fachwerkbauweise errichtet; im Sockel rundbogiges Kellertor in Sandstein und weitere rundbogige Kellertüre unter schmaler steiler, einläufiger Sandsteintreppe, das zweite Fachwerkobergeschoss weit auskragend; die östliche Stirnseite einachsig mit je einem Fenstererker mit Zierfachwerk im Brüstungsfeld versehen; errichtet 1733 nach dem Stadtbrand von 1689, dabei bestehende Bruchsteinmuaer gegen den Mercy ´schen Hof integrierend, ab 1974 Wiederherstellung im Zuge der Altstadtsanierung.
In seiner maximalen Ausnutzung des Zwickelgrundstücks zwischen Engelgasse und Mercy ´scher Hof sowie wegen seiner gut überlieferten Gebäudestruktur und -gestalt des frühen 18. Jh. ist dieses Wohnhaus nicht nur aus städtebaulichen Gründen von Bedeutung sondern auch beispielhaft für das gehobene ackerbürgerliche Bauen abseits der zentralen Hauptwege Hauptstraße und Victor-Kretz-Straße.

Hermann Schilli über Gengenbacher Fachwerke  arrowRight
der Ortenauer
Historische Ortsanalyse:

In einem langen Abschnitt dem südwestlichen inneren Stadtmauerverlauf folgender und unterhalb des Mercy´schen Hofes in Richtung Osten relativ scharf abknickender Straßenraum; der schmale, langgestreckte Verlauf bildet damit einen Ringschluss zwischen der Hauptstraße im Süden und der Victor-Kretz-Straße im Nordosten und ist dabei wiederholt über kleine Stichgassen an die Höllengasse angebunden. Das Gassenbild im mittleren Abschnitt in hohem Maße von nach dem großen Stadtbrand von 1689 wiederaufgebauten Fachwerkhäusern des späten 17. und frühen 18. Jh. geprägt, die fast durchgängig über weit vorkragende Obergeschosse sowie Kellerhälse und Eingänge mit Sandsteinstufen verfügen (die Gebäude Engelgasse 3 und 7 1984/85 neu errichtet). Der nordwestliche Abschnitt ist tlw. durch eine Mauer gegen den Mercy´schen Hof getrennt; hier liegt neben jüngeren Handwerkerhäusern und Scheunen u.a. die ehem. Klosterwirtschaft. Die Engelgasse mit ihrer geschlossenen, traufständigen Reihe von in Fachwerk errichteten Weinbauern- und Ackerbürgerhäusern hat hohen dokumentarischen Wert für den Wiederaufbau nach dem großen Stadtbrand und ist gleichzeitig ein Spiegel der historischen Sozialstruktur Gengenbachs
(Denkmalpflege BW - Historische Ortsanalyse Gesamtanlage Gengenbach, Ortenaukreis)

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