Ölmühle Kirner Grafenhausen


Ein Geruch von altem Holz und gestampftem Lehm füllt den Raum, dessen Dämmerlicht zunächst der Blick auf das einmalige Denkmal der Technik verwehrt Raub, Burkhard: Ölmühle Grafenhausen - Spielend drehen sich die Zahnräder (Lahrer Zeitung, 30.5.1998)

Grafenhausen. Ein Geruch von altem Holz und gestampftem Lehm füllt den Raum, dessen Dämmerlicht zunächst der Blick auf das einmalige Denkmal der Technik verwehrt. Erst wenn sich das Auge an die Dunkelheit gewöhnt hat, erkennt es mächtige Eichenbalken, hölzerne Zahnräder und zentnerschwere Mühlsteine. Mit leiser Stimme erklärt Reinhold Kirner, wie seine Vorfahren mit Hilfe dieses urtümlichen Werkes, das die Kraft eines Ochsen zum Antrieb benötigte Öl aus Lein, Raps oder Walnüssen gewonnen haben. Ab Pfingstmontag bittet er Gäste hinein in Grafenhausens Ölmühle, die er auf dem Anwesen Hauptstraße 88 in jahrelanger Arbeit renoviert hat.

Wenn Reinhold Kirner morgen einen Ochsen in den Göpel spannen würde, könnte das Zugtier die hölzerne Technik aus der Zeit um 1800 spielend in Bewegung setzen. Wie zu Zeiten seines Großvaters Josef würde sich der Königsstock knarrend um seine Achse drehen. Die Zähne des großen Rades würden in die Antriebsräder von Zahnwellen greifen und Rollenquetsche, Mühlstein und das Rührwerk des Wärmeofens treiben.

Kirners Kraft reicht aus, er demonstriert, wie leicht das Werk wieder dem Druck gehorcht. "Mehr als 100 Zähne habe ich nachgeschnitzt", sagt er. Nur den drei Tonnen schweren Preßbalken dreht er mit Hilfe der hölzernen Spindel lieber nach unten als nach oben.
Unter dem Balken ließ sich nicht nur Öl aus der Ölsaat-Maische pressen. Auch für Obst ist eine Preßwanne eingebaut.

"Es wurden in der Ölmühle hauptsächlich drei Fruchtarten, nämlich Leinsamen, Raps und Walnuß verarbeitet", heißt es in dem interessanten Führer der Kirner-Mühle. "Bei anderen heimischer Fruchtarten wie Mohn oder Weizen war die Ölausbeute mit den damaligen Mitteln zu gering."

 Unter dem Balken ließ sich nicht nur Öl aus der Ölsaat-Maische pressen. Auch für Obst ist eine Preßwanne eingebaut. Selbst das Pressen der drei ersten Sorten sei mühselig gewesen und habe nur einen geringen Ertrag gebracht. Die Öle seien damals wie heute zur Veredelung von Speisen oder als Heilmittel eingesetzt worden. Reinhold Kirner freut sich mit seiner Frau Anna auf den Besuch, der ab Pfingstmontag, dem Deutschen Mühlentag, das technische Denkmal bewundern wird. Gruppen melden sich am besten an unter [Tel.] 07822/6336.

Der mächtige Königsstock der Grafenhausener Ölmühle mit dem große Zahnrad, das über hölzerne Kupplungen Rollenquetsche, Mühlstein im Kollergang und Rührwerk im Wärmeofen antrieb - in Gang gehalten von einem Zugochsen.

Von Generation zu Generation gereicht

"Ich habe die Mühle geerbt von den Eltern", erzählt Reinhold Kirner. "Sie war immer der Stolz der Vorfahren, keiner durfte etwas nehmen. Drum steht sie noch so, wie damals."

Die Jahreszahl 1627 hat ein Zimmermann in einen Fachwerk-Ständer geschnitzt aber die dazugehörigen Initialen konnten noch nicht alle bestimmten Personen zugewiesen werden. Lediglich die Buchstaben bei der Jahreszahl 1791 lassen sich mit ".M. V. B." Maria Ursula Brosmer zuordnen, der Ehefrau von Felix Saal.

Felix Saal wiederum ist ein Enkel Johannes Saals, Gastwirt in Grafenhausen, der als erster Eigentümer der Ölmühle und des großen Bauernhofes an der Hauptstraße bekannt ist und 1723 starb.

Neben Balkeninschriften geben vor allem auch Testamente Auskunft über die Reihe der Grafenhausener Ölmüller, die seit der Hochzeit Joseph Kirners mit der Müllertochter Theresia Saal zu Anfang des 19. Jahrhunderts eben Kirner heißen.

"Der letzte Ölmüller war mein Großvater", sagt Reinhold Kirner. Um 1890 gab er den Betrieb der Ölmühle auf. 150 000 Mark hat Reinhold Kirner in die Renovierung gesteckt, davon knapp 50 000 vom Landesdenkmalamt, Tausende von Arbeitsstunden haben er, seine Familie und seine Helfer geleistet, um die Mühle als Schmuckstück Grafenhausens zu erhalten.

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