Freiherr Joseph von Ried - Rittergut Hespengrund


Gustav Rommel - Die Freiherren von Ried in der Ortenau - die Ortenau 1957 - 112 ff. (Auszug)

...Bald nach der Vermählung seiner Tochter führte Joseph von Ried als zweite Gemahlin heim: Margareta von Humburg [erbländischer österreichischer Adels- und Ritterstand], die bisherige Erzieherin seiner Tochter. Im April 1769 beabsichtigte von Ried, einen Kuraufenthalt im Bad Hub zu nehmen, wo man 9 Zimmer ursprünglich für Familie und Dienerschaft bestellt hatte, sie aber wieder absagte und sich in Ottersweier einquartierte, wohin man das Hub-Wasser bringen ließ.

Zu dieser Zeit nahm der Feldmarschall-Leutnant von der Straßburger Bankfirma Gallatin Monet ein Kapital von 24.000 livres auf gegen Obligationen seines liegenden und fahrenden Vermögens zu Offenburg, wobei ihm der Stadtmagistrat die obrigkeitliche Assistenz zusagte. Das Geld verwendete Ried wohl zur Erweiterung seines Landgutes im Hespengrund...

...Seine Durbacher Höfe und Güter vereinigte Joseph von Ried zu dem Rittergut Hespengrund. Dieses umfaßte den von seinem Urgroßvater Grünlinger herstammenden, ehemals Küfferschen und von Schauenburgischen sogenannten "Bäuerlinshof" und den benachbarten LeitersbergerHof, die ihm sein Bruder Franz Carl von Ried überlassen hatte, ferner den Bruderhof, sowie weiter zur Arrondierung gekaufte und eingetauschte Güter und Waldungen (Bühlwald und Hardtwald). 1776 kam noch ein Rebhof (Haus mit Rebstück) dazu, den Joseph von Ried seinem Rebmann Andreas Burkhard erbaute und ihm als Erblehen überließ...

...Der Bruderhof, ein ehemals von Ratsamhausenscher Freihof, kam 1661 an Dr. Küffer und dessen Erben, wurde dann Baden-Badischer Besitz, bis er 1772 / 75 von Joseph von Ried im Tauschweg erworben wurde. Von Ried gab für den Bruderhof seine zwei Rebhöfe zu Illental und eine Aufzahlung von 209 fl. Seinen Rebleuten Lorenz Benz und Nikolaus Kiefer zu Illental erließ er bei dem Besitzwechsel großmütig die Rückstände von 978 fl...

..Das Rittergut Hespengrund, wo sich Joseph von Ried 1770 ein neues Landhaus gebaut hatte, diente neben dem hauptsächlichen Wohnsitz in Offenburg als Sommeraufenthalt. Von Ried gestaltete diesen Besitz zu einem Musterpflanzgut für Futterkräuter und namentlich für den Rebbau. Dieses weit berühmt gewordene Gut erregte auch die Aufmerksamkeit des Markgrafen Karl Friedrich, der für Landwirtschaft und Bodenbebauung immer besonderes Interesse hatte. Der da gepflanzte Klingelberger und Josephsberger war "Serenissimi Badensis Mundwein". Großräumige Keller standen in Durbach und Offenburg zur Verfügung, wo mächtige Fässer lagerten. 1766 kaufte Exzellenz von Ried von der Stadt Offenburg ein im Stadtkeller liegendes noch nicht gebundenes Faß von 300 Ohm Inhalt...

...Im Oktober des Jahres 1773 schenkten Abt Felix, Prior Wilhelm Fischer und der Konvent vom Kloster Allerheiligen der Exzellenz von Ried den Garten, den das Kloster vom Stättmeister Jäger in Offenburg durch Vermächtnis erhalten hatte, sowie alle Zehnten auf dem Rebhof im Hespengrund, auch von einem Rebgut im Geigerskopf daselbst, aus besonderer Dankbarkeit für geleistete Fürsprache bei der K. K. Majestät hinsichtlich der dem Kloster zustehenden Pfarreien, "daß solche nicht mit dreyen laut Allerhöchstem Befehl, sondern wie es vorhin gewesen, auch mit nur einem Pfarrer können besetzt und administriert werden."...

...Das von Riedsche Rittergut im Hespengrund-Durbach wurde nach der Arrondierung im Jahre 1776 durch den Feldmesser Bauer von Offenburg umsteint mit 67 Marksteinen. Von seinem Waldbesitz verkaufte Ried noch kurz vor seinem Tode 1779 zwei Waldstücke an die badische Herrschaft zu Staufenberg um 1.524 fl...

Desweiteren berichtet Armin Wagner (Weinmuseum Durbach) über Dichter in Durbach im Hespengrund


Es gibt in diesem Jahr ein weiteres Jubiläum neben dem über 950 Jahre Herrschaft Staufenberg in Durbach. Vor 250 Jahren, im Jahr 1770 wurde das Herrenhaus im Hespengrund erbaut und fertiggestellt.

Der Bauherr war Freiherr Joseph von Ried. Er nannte es sein Schlösschen. Der mehr als 60 Jahre seines Lebens in Durbach beheimatete Winzergeneral lebte in diesem Haus im Hespengrund bis zu seinem Tod im Jahr 1779.

Im Oktober 1770 besuchten ihn Johann Gottfried Herder, der Dichter und Kulturphilosoph und Johann Wolfgang Goethe in Offenburg. Beide Poeten lebten seit Beginn des Jahres in Straßburg und reisten zu dieser Zeit zumeist zusammen. Goethe hatte sich in der dortigen Universität als Student eingeschrieben. Kennen gelernt hatte Goethe Joseph von Ried im Frühjahr des Jahres am Herrscherhof in Karlsruhe. Da von Ried immer allen seinen Gästen sein berühmt gewordenes Weingut in Durbach zeigte, wurde der Besuch wohl nach Durbach verlagert.

Herrenhaus Hespengrund mit (Bäuerlinshof links) - Zeichnung von Uta von Bodmann um 1895
Herrenhaus Hespengrund mit (Bäuerlinshof links) - Zeichnung von Uta von Bodmann um 1895

Der Gast Goethe wird sich sofort der dortigen Weine wegen wohlgefühlt haben. Ihm wurde seinerzeit ein täglicher Weinkonsum von mehr als drei Litern nachgesagt. Herder hat später über den Besuch bei von Ried berichtet. Bis 1779 haben viele Ried-Besucher dieses Herrenhaus und das Weingut gesehen. 1828 kaufte Franz-Anton von Neveu (* 1781 - † 1837) das Ried’sche Rittergut. Alle seine Nachkommen wuchsen dort auf. Auch seine Schwester, Sophie Marianne von Neveu (* 1780 - † 1850), die spätere Gräfin von Hennin, verbrachte im Herrenhaus viel Zeit.

Freunde der Familie Neveu, Johann Richard von Bodmann und seine 2. Gattin Uta waren häufig zu Gast im Hespengrund. Uta malte das Herrenhaus um 1895. Ob ihr bewusst war, dass ihre Familie eine verwandtschaftliche Beziehung zum Bauherrn Joseph von Ried hatte, ist nicht überliefert.

Das Haus wurde nach 1828 durch die Familie von Neveu mehrfach baulich verändert. Herder und Goethe waren nicht die einzigen Literaten, die den Hespengrund besuchten. Ein weiterer Literat war als Vermögensverwalter des Straßburger Mediziners Johannes Kueffer im Hespengrund tätig. Allerdings stand das Herrenhaus zu dieser Zeit noch nicht. Nur um das Nachbargebäude, den erhalten gebliebenen Bäuerlinshof, kümmerte er sich. Er ist als Literat so berühmt geworden, wie Herder und Goethe. Sein Name ist Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Aufgewachsen ist im Herrenhaus auch der erste Durbacher Ehrenbürger Hubert Freiherr von Neveu. Sein Sohn Heinrich mit Ehegattin, Sohn und Schwiegertochter sowie Enkelkinder bewohnen heute noch das im Stil des Spätbarrock erbaute Haus, das in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden ist.


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