Seite 1 von 2
Hornberg - Heimat des Bollenhuts
Als Bollenhut wird ein geflochtener Hut aus Stroh mit aufgesetzten Wollpuscheln - den Bollen - bezeichnet, der im 19ten Jahrhundert zur Tracht der evangelischen Frauen im oberen Kinzigtal entstand und in den Schwarzwalddörfern Gutach, Kirnbach und Hornberg-Reichenbach getragen wird. Mit seinen großen, aufgesetzten Bollen wurde der ausdrucksvolle rote Bollenhut zum Symbol des gesamten Schwarzwaldes.
Der breitkrempige Strohhut ist mit 14 kreuzförmig angeordneten Bollen besetzt. Die Bollen haben fünf unterschiedliche Größen. Die drei Dörfer Gutach. Kirnbach und Hornberg-Reichenbach waren Teil des Herzogtums Württemberg und damit seit 1534 evangelisch. In den Dörfern wurde die Hutmacherei zur Arbeitsbeschaffung eingeführt.
Bei unverheirateten Frauen sind die Bollen rot, bei Verheirateten schwarz. Der ursprünglich etwa 500 Gramm schwere Bollenhut - heute zur Aufhübschung oft wesentlich schwerer - wird von Hutmacherinnen in Handarbeit gefertigt. Den roten Bollenhut dürfen die Mädchen erstmals bei der Konfirmation tragen. Die Herstellung der Bollen ist eine einfache Bastelarbeit.
Unter dem Bollenhut wird eine seidene schwarze Haube getragen. Kleine Mädchen und alte Frauen tragen nur die Haube. Gegenwärtig wird der Bollenhut und die zugehörige Tracht noch an Festtagen und bei Brauchtumsveranstaltungen getragen. Ganzjährig zu besichtigen ist der Bollenhut mit dazugehöriger Tracht z. B. im Schwarzwälder Trachtenmuseum in Haslach im Kinzigtal.
Über die Geschichte des Bollenhuts im schwarzwälder Kinzigtal
Verbreitung als Symbol des Schwarzwalds
Ende des 18. Jahrhunderts assoziierte man mit der Schwarzwälder Tracht neben verschiedenen Hauben den in der Grafschaft Hauenstein gebräuchlichen Schühut und den Gupfhut. Diese durch mehrere Stichfolgen europaweit bekannt gewordenen Hutformen wurden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts allgemein abgelegt. Die ersten bildlichen Belege eines Vorläufers des Bollenhutes finden sich um 1820 in der Schreiberschen Bildserie auf einer Darstellung des Hammeltanzes in Hornberg und um 1840 bei Joseph Bader. 1841 veröffentlichte Théodore Valerio nach einer Studienreise durch den Schwarzwald bei den Fréres Gihaut in Paris eine Lithografie mit einem Paar in Tracht aus Hornberg, die erstmals in Frankreich eine frühe Variante des Bollenhutes zeigte. Ende der 1850er Jahre entdeckte der Straßburger Illustrator und Zeichner Charles Lallemand die Gutacher Tracht mit dem ausgefallenen Bollenhut, die er 1860 in dem Trachtenwerk Paysans badois veröffentlichte. In der von Lallemand zusammen mit dem Fotografen Ludovico Wolfgang Hart herausgegebenen Galerie universelle des peuples wurden die ersten 1864 vor Ort entstandenen Fotografien der Gutacher Tracht mit dem Bollenhut und der inzwischen in Vergessenheit geratenen originalen Männertracht veröffentlicht. Nachdem Gutach 1873 an die Badische Schwarzwaldbahn angeschlossen wurde, ließen sich dort Künstler wie Wilhelm Hasemann, Curt Liebich und Fritz Reiss nieder, die die Gutacher Künstlerkolonie bildeten. Sie entdeckten die Gutacher Tracht als künstlerisches Sujet, ihre Werke fanden massenhafte Verbreitung und prägten das Bild des Schwarzwalds. Wie der Heimatschriftsteller Heinrich Hansjakob waren sie Teil einer badischen Volkstrachtenbewegung. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde insbesondere Hasemanns Bild Nach dem Kirchgang, das Bollenhut-Trägerinnen zeigte, über illustrierte Zeitschriften und Bildpostkarten weit publiziert.
Hansjakob über Trachten im Schwarzwald
Großherzogin Luise von Baden trug den Bollenhut während ihrer Schwarzwaldbesuche in den 1860er Jahren und machte ihn dadurch populär. Die Bekanntheit des Bollenhuts als fälschlicherweise allgemein schwarzwaldtypisch stieg nach einer zwischenzeitlichen Verdrängung ab 1911 durch die Heimatfilme der 1950er- und 1960er-Jahre, insbesondere dem Schwarzwaldmädel aus dem Jahr 1950 mit Sonja Ziemann. Dieser erste deutsche Farbfilm der Nachkriegszeit gehörte mit geschätzten 15 Millionen Zuschauern zu den erfolgreichsten deutschen Filmen überhaupt. 1950 und 1982 versuchten die drei Ursprungsgemeinden vergeblich, den Bollenhut durch eine Patentanmeldung und durch Vorstöße bei der Landesregierung die Verwendung des Bollenhutes auf die engere Region zu begrenzen. (gekürzter Auszug wikipedia)
Verbreitung als Symbol des Schwarzwalds
Ende des 18. Jahrhunderts assoziierte man mit der Schwarzwälder Tracht neben verschiedenen Hauben den in der Grafschaft Hauenstein gebräuchlichen Schühut und den Gupfhut. Diese durch mehrere Stichfolgen europaweit bekannt gewordenen Hutformen wurden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts allgemein abgelegt. Die ersten bildlichen Belege eines Vorläufers des Bollenhutes finden sich um 1820 in der Schreiberschen Bildserie auf einer Darstellung des Hammeltanzes in Hornberg und um 1840 bei Joseph Bader. 1841 veröffentlichte Théodore Valerio nach einer Studienreise durch den Schwarzwald bei den Fréres Gihaut in Paris eine Lithografie mit einem Paar in Tracht aus Hornberg, die erstmals in Frankreich eine frühe Variante des Bollenhutes zeigte. Ende der 1850er Jahre entdeckte der Straßburger Illustrator und Zeichner Charles Lallemand die Gutacher Tracht mit dem ausgefallenen Bollenhut, die er 1860 in dem Trachtenwerk Paysans badois veröffentlichte. In der von Lallemand zusammen mit dem Fotografen Ludovico Wolfgang Hart herausgegebenen Galerie universelle des peuples wurden die ersten 1864 vor Ort entstandenen Fotografien der Gutacher Tracht mit dem Bollenhut und der inzwischen in Vergessenheit geratenen originalen Männertracht veröffentlicht. Nachdem Gutach 1873 an die Badische Schwarzwaldbahn angeschlossen wurde, ließen sich dort Künstler wie Wilhelm Hasemann, Curt Liebich und Fritz Reiss nieder, die die Gutacher Künstlerkolonie bildeten. Sie entdeckten die Gutacher Tracht als künstlerisches Sujet, ihre Werke fanden massenhafte Verbreitung und prägten das Bild des Schwarzwalds. Wie der Heimatschriftsteller Heinrich Hansjakob waren sie Teil einer badischen Volkstrachtenbewegung. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde insbesondere Hasemanns Bild Nach dem Kirchgang, das Bollenhut-Trägerinnen zeigte, über illustrierte Zeitschriften und Bildpostkarten weit publiziert.
Hansjakob über Trachten im Schwarzwald
Großherzogin Luise von Baden trug den Bollenhut während ihrer Schwarzwaldbesuche in den 1860er Jahren und machte ihn dadurch populär. Die Bekanntheit des Bollenhuts als fälschlicherweise allgemein schwarzwaldtypisch stieg nach einer zwischenzeitlichen Verdrängung ab 1911 durch die Heimatfilme der 1950er- und 1960er-Jahre, insbesondere dem Schwarzwaldmädel aus dem Jahr 1950 mit Sonja Ziemann. Dieser erste deutsche Farbfilm der Nachkriegszeit gehörte mit geschätzten 15 Millionen Zuschauern zu den erfolgreichsten deutschen Filmen überhaupt. 1950 und 1982 versuchten die drei Ursprungsgemeinden vergeblich, den Bollenhut durch eine Patentanmeldung und durch Vorstöße bei der Landesregierung die Verwendung des Bollenhutes auf die engere Region zu begrenzen. (gekürzter Auszug wikipedia)