Das Klösterlein St. Sixt in Hausach - Kurt Klein - die Ortenau 1978 - S. 445 ff.


Im Jahre 1432 übernimmt Graf Heinrich VI. offiziell die Regierungsgeschäfte über die fürstenbergischen Besitzungen im Kinzigtal, nachdem sein Vater Konrad bereits 1419 verstorben war und in der Zwischenzeit die Herrschaft von den beiden Oheimen (Heinrich V. und Egen, Grafen von der Baar) des jungen, noch unmündigen Grafen verwaltet wurden. Die Urkunden und zeitgenössischen Berichte(1) zeichnen ihn nicht nur als einen im Volke sehr beliebten, leutseligen, klugen und haushälterischen Regenten aus, vielmehr künden die von seinem Schreiber Michael Spiser genau geführten Protokolle von einer ausgesprochenen Baufreudigkeit des Grafen, die sich vor allem in den drei Städten Wolfach, Hausach und Haslach seines Territoriums an der Kinzig nachhaltig dokumentiert.

So wird u. a. die Hausacher Burg, das Schloß, in dem er im Wechsel mit den Nachbarstädten zeitweilig residiert, in den Jahren von 1453 bis 1477 von Grund auf erneuert und erweitert. Als guter Landesherr ist Graf Heinrich VI. auch um das Seelenheil seiner Untertanen besorgt, die meist nur von den zuständigen Ortsgeistlichen seelsorgerlich betreut werden. Auf dem fürstenbergischen Boden stand in jener Zeit nur das weit im oberen Wolftal abgelegene Benediktiner-Priorat Rippoldsau, da die Fürstenberger erst 1498 die Herrschaft Schenkenzell und damit das Kloster der Clarissinnen in Wittichen übernehmen. Das mag den fürsorgenden Grafen bewogen haben, mehr in der Mitte seines Gebietes ein Kloster zu stiften und dieses mit den Angehörigen eines Ordens zu besetzen, der sich vornehmlich mit der Seelsorge, der Volksmission beschäftigte. Von dieser Aufgabe her gesehen, boten sich die Franziskaner, die "Barfüßer", am besten an. (Die Kapuziner schlossen sich erst 1530 als jüngster der drei selbständigen Zweige des Franziskanerordens zusammen. Das Haslacher Kapuzinerkloster wurde dann 1630 gegründet).

Am Fuße der eigenen Burg Husen, außerhalb der ummauerten Stadt Hausach, nicht weit vom Obertor, stellte der Graf Grund und Boden zum Bau eines Klosters zur Verfügung. Die Stiftungsurkunde(2) aus dem Jahre 1475 hat folgenden Wortlaut: "In dioecesi Constantiensi et in custodia Lacus, 1475 monasteriolum in Hausach prope sacellum s. Sixti donatum fuit nobis a comite de Furstenberg ordinique et provinciae hoc anno incorporatum authoritate apostolica in capitulo generali celebrato Urbini ad instantiam et solicitationem fratris Georgii Summer, sacrosanctae theologiae doctoris ac lectoris Argentinensis ac custodis Alsatiae." (das heißt in etwa zu deutsch: In der Diözese Konstanz und in der Ordensprovinz Bodensee wurde uns 1475 ein Klösterlein in Hausach nahe bei der kleinen Kapelle des heiligen Sixtus vom Grafen von Fürstenberg geschenkt und in diesem Jahr durch päpstliche Machtbefugnis dem Orden und der Ordensprovinz auf dem Generalkapitel zu Urbino einverleibt, auf Betreiben und Anhalten des Bruders Georg Summer, Doktor der heiligen Theologie und Lehrer in Straßburg, Custos im Elsaß).

Im gleichen Jahr hat der amtierende Papst Sixtus IV., ein bedeutender Förderer von Kunst und Wissenschaft (Bau der Sixtinischen Kapelle - Gründung der Vatikanischen Bibliothek) und vormaliger Franziskanergeneral ein Jubeljahr ausgeschrieben und "die Kapelle des heiligen Sixtus der Franziskaner nahe bei Hausach" durch die Vorsprache des Bruders Heinrich Karrer, Provinzial des Ordens der Franziskaner in der Provinz Straßburg, mit besonderen Gnaden und einem 100tägigen Ablaß ausgestattet. Eingehende Almosen sollen zur Vermehrung der Bücher, Kelche, Kerzen und anderen kirchlichen Schmucks der Kapelle sowie zu ihrer Erneuerung und Erhaltung verwendet werden. Das entsprechende päpstliche Dekret(3) ist in Rom am 8. Juni 1475 erlassen worden. Das Klösterlein selbst wird unter den Schutz der heiligen Franziskus, Sixtus, Ulrich und Wolfgang gestellt, wobei die beiden letzten Heiligen als eine Reverenz an Namensträger aus dem fürstenbergischen Hause angesehen werden dürfen. Die Dokumente, die uns aus dem Gründungsjahr erhalten geblieben sind, werfen eine wichtige Frage auf, die in den Chroniken noch nicht beantwortet wurde: wie alt ist die Klosterkirche St. Sixt?

Die bisher erste Urkunde(2) - sie wurde deshalb im vollen Wortlaut wiedergegeben - zeigt deutlich an, daß das Klösterlein 1475 "nahe bei der kleinen Kapelle St. Sixt" erbaut werden soll. Demnach stand bereits die Kirche, neben die dann der Klosterbau gesetzt wurde. Nachdem keinerlei schriftliche Aufzeichnungen über das Jahr 1475 zurückreichen, sind wir auf Vermutungen angewiesen. So könnten die bei der Wiederherstellung des Chorraumes der Kapelle (1968) entdeckten und freigelegten Fresken in das 14. oder gar 13. Jahrhundert weisen, ebenso die spätromanischen bzw. frühgotischen Stilelemente. Ferner zeigen die Freskenfragmente um die Fensternischen, daß die ursprünglichen Fenster viel kleiner gewesen sind. Dagegen dürften die jetzigen Fenster im Zuge der Klostergründung und einer damit verbundenen Restaurierung? ("Erhaltung und Erneuerung") eingesetzt worden sein.

Ausgangspunkt der Sixtusverehrung ist das Kloster Erstein im Elsaß(4) (St. Sixtus-Pfarrkirche in Zunsweier bei Offenburg). Um 1250 gehörte Hausach einige Zeit zum Bistum Straßburg/Elsaß. Interessant sind auch die Patrozinien folgender Gotteshäuser, die räumlich nahe beieinanderliegen: St. Sixt in Hausach, die Wolfacher Pfarrkirche St. Laurentius (erste urkundliche Erwähnung 1275) und die Wallfahrtskirche St. Romanus in St. Roman (erster Hinweis um 1360). Diese drei Heiligen werden nicht nur auf engem Raume verehrt, auch ihre Lebenswege kreuzten sich: Papst Sixtus II. vermachte seinem Diakon Laurentius kurz vor seinem Martyrertode das Kirchenvermögen zum Verteilen an die Armen. Als bald darauf Laurentius selbst ins Gefängnis kommt, überzeugt er seinen Bewacher Romanus und tauft ihn.

Der Hausacher Klosterbau kommt aber nur langsam voran, worüber uns folgender Hinweis(5) informieren will: "Bruder Heinrich Karrer, Provinzial der minderen Brüder st. Franzissen Ordens in oberen tuschen Landen bittet - da viele Klöster seines Ordens merklichen Mangel an Bau und Ausstattung haben, er auch kürzlich mit Rath etlicher ehrbarer Herrn und Väter ein neues Kloster seines Ordens zu bauen angefangen habe, das ohne Hilfe des heiligen Almosen nicht vollendet werden könne und nach dem Briefe des Landesherrn Grafen Heinrich zu Fürstenberg - ('Am gleichen Tage bittet Graf Heinrich zu Fürstenberg etc. den Bau dieses Klosters, der bei seinem Schlosse Husen im Kinczigenthal begonnen sei, durch Almosen zu fördern(6)') - zu Ehren der heiligen Franeissen, Sixts, Ulrichs und Wolfgangs gebaut und von Rom mit besonderen Gnaden ausgestattet sei - Almosen zu geben und seinen deshalb ausgesendeten Boten Hans von Zaubern (Zabern) zu fördern. Alle welche Almosen geben oder die Sache mit Verkünden von der Kanzel, Herberge, Etzen, Tränken, Wegweisen u. w. fördern, sollen als Mitstifter angesehen und der Gnaden theilhaftig werden. Geben by st. Sixts zu Husen an mittwoch st. Martins des hl. bischoffs tag 1478." In einem Schreiben(7) vom "sechsten Tage nach Allerheiligen 1480" bestätigt "Vilingae hainricus", Vorsteher und Diener der oberalemannischen Provinz der Franziskaner, den Mitgliedern beiderlei Geschlechts der Bruderschaft des hl. Franziskus, Sixtus, Ulrich und Wolfgang von St. Sixt bei Hausach die volle Teilhaftigkeit an den Gnaden und Vorzügen seines Ordens im Leben und beim Tode. Bestimmt wurde diese Bruderschaft auch zur Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel für den Bau bzw. die Unterhaltung des Klosters gegründet.

Abb 1
Ein Teil der freigelegten Fresken im Chorraum der einstigen Klosterkirche. Es dürfte die hl. Barbara darstellen. - Foto Kurt Klein

Erst 1491 wird die endgültige Fertigstellung der Klosteranlage bestätigt, nachdem der Gründer, Graf Heinrich VI., im Jahr zuvor am 30. November ehelos, vom Volke sehr betrauert, in Wolfach stirbt und dort begraben wurde. Sein Nachfolger, Graf Wolfgang zu Fürstenberg, bittet am 16. August 1491(8), "nachdem das neue Kloster und Gotteshaus zu Husen bei st. Sixten und Wolfgangen 'eben hart verbuwen ouch in ain wesen bracht', mit den Brüdern und Boten aus demselben das Almosen zu theilen und sie zu fördern." Das Hausacher Kloster bot in seiner baulichen Größe etwa zehn Brüdern Unterkunft. Nachdem das Klösterlein kaum seiner größten finanziellen Sorgen enthoben ist, werden die Mönche nach Villingen gerufen (1493), weil dort die Pest das ganze Kloster fast völlig entvölkert hat(9).

In den nächsten Jahren tritt kein Barfüßer mehr über die Klosterschwelle. Der Schwarze Tod, inzwischen aber auch die Neue Lehre, die von Graf Wilhelm zu Fürstenberg, dem "wilden Graf", durch seine Verbindungen zu Straßburg auch im Kinzigtal Eingang findet, mögen dafür verantwortlich sein. Ein unbewohntes Gebäude aber zerfällt. Um 1530 wird das ruinöse Klösterlein von der fürstlichen Herrschaft für 300 Gulden aufgekauft(10), dann aber wieder dem Orden zurückgegeben. Graf Friedrich, ein Bruder des "wilden Grafen", der jetzt das Zepter im fürstenbergischen Kinzigtal schwingt und die Gegenreformation mit sachter Hand betreibt, ordnet am 22. Januar 1559 an, daß der Dachstuhl auf dem Kornhaus des Klösterleins wieder aufgeführt werden soll. Dadurch können die Abgaben der den Franziskanern pflichtigen Bauern gelagert und gleichzeitig auch das Einkommen des Klösterleins überprüft werden, das zur Zeit den Barfüßern in Villingen zusteht(11). Wahrscheinlich hat der Graf mit den ihm zustehenden Abgaben auch die des Klösterleins mit einkassiert, obwohl er versichert, daß er den Mönchen nichts wegnehmen wolle und deshalb eine Untersuchung der Angelegenheit wünsche. Bald darauf, am 14. Februar, berichtet der Wolfacher Oberamtmann Branz dem Grafen(12), daß das Klösterlein den Barfüßern gehöre, und von etlichen Gutacher Bauern im Jahr 21 Batzen beziehe, die jetzt allerdings an den evangelischen Prädikanten in Gutach abgeführt werden. Um künftig jeder Unruhe und übler Nachrede aus dem Wege zu gehen, schlägt er vor, den Orden auf den Verzicht der Einkünfte aus dem Hausacher Klösterlein für den Gegenwert von 100 bis 200 Gulden zu bewegen. Dieser Vergleich könnte beiden Seiten zum Wohle gereichen. Im gleichen Schreiben erfahren wir, daß zur Zeit in St. Sixt ein Rebmann(12) wohnt, der für die Unterkunft und das "Gartenplätzchen" je 2 Gulden Zins bezahlt. Ein Jahr darauf schicken die Vormünder des Grafen Albrecht zu Fürstenberg "zwei Werkmeister Zimmer- und Maurerhandwerks von Straßburg" ins Kinzigtal(13), damit sie neben bestimmten Gebäulichkeiten in Wolfach und Haslach, in Hausach das Schloß und das Klösterlein "besehen und beratschlagen, wie sie zu verbessern seien".

Zu großen Investitionen kann es nicht gekommen sein, denn der "Barfüsserordens-Provinzial in oberen deutschen Landen" schenkt im Einvernehmen mit anderen Franziskaneroberen "ihr Klösterlein zu Hausach vor dem Oberen Thor, das seit Jahren wegen Baufälligkeit von keinem Geistlichen mehr bewohnt wurde und woselbst keine Ordensperson mehr erhalten werden kann, samt dem Gärtlein dabei, ungefähr ein Jauchert gross, den Vormündern des Grafen Albrecht z. F. Diese haben ihnen dafür anstatt ihres Pflegesohnes als Gegengeschenk 200 Thaler zugestellt." So geschrieben am 27. November 1565(14). Der Landschreiber Saal von Wolfach führt (1575) Beschwerde gegen jene Bauern von Gutach-Turm, die ab 1538 den jährlich fälligen Zins an den evangelischen Pfarrer von Gutach abführen, nicht aber an die Wolfacher Schaffnei, obwohl ihre Vorfahren von 1475 bis 1530 diese Abgaben an die Mönche von St. Sixt bzw. an den Orden abführten. Das herzoglich-württembergische Hofgericht in Tübingen konnte nicht mehr angerufen werden, da die Appellationsfrist nach dem abschlägigen Bescheid über die Klage vor dem Vogt und Gericht zu Gutach nicht eingehalten wurde(15). Am 15. Juli 1586 ergeht jedoch folgende Weisung: "Die Gutachter, welche dem Barfüsserklösterlein zu Hausach 21 Batzen Zins vorenthalten und diese ihrem Pfarrherren in Gutach reichen, sind, da kraft des Religionsfriedens die Gotteshäuser wegen Veränderung der Religion ihrer Zinsen und Gülten nicht beraubt werden dürfen, von den Amtleuten zu Hornberg anzuhalten, fürder dem Klösterlein den Zins unweigerlich zu reichen(16)". Der Zins selbst aber floß in die Kasse des Grafen von Fürstenberg, der ja vor Jahren das Hausacher Gut mit allen Rechten und Pflichten als Schenkung übernommen hatte.

Jahrzehnte später bemüht man sich wieder um die Herstellung des Klosters in Hausach. Unter der Federführung des Grafen Wratislaus von Fürstenberg wird das Klösterlein wieder aufgebaut, so daß im Jahre 1619 erneut sechs Franziskaner aufziehen können, die der Straßburger Provinz unterstellt werden(17). Jahre später (1625) erhält das Haus im Beisein von Provinzial Hugolinus Kneiff, Sekretarius Johannes Leimbach und Guardian Christophorus Ebert eine besondere Weihe(17). In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verlassen die Barfüßer wiederum das Klösterlein, das nach und nach zerfällt und niemehr von Mönchen besetzt wird. In den Jahrzehnten nach dem großen Krieg tauchen immer wieder Hinweise auf, nach denen Hausacher Bürger den "Klostergarten" in Pacht nehmen(18). Inzwischen wurde aber in Haslach ein Kapuzinerkloster erbaut (1630), das die zusätzlichen seelsorgerlichen Belange abdeckte und dadurch den Wiederaufbau des Hausacher Klosters als nicht mehr notwendig erscheinen ließ, zumal die Anlage nie unter einem guten Stern gestanden hat. Erst um 1760 taucht der Name von St. Sixt wieder auf, als Vikar Wisser die Pfarrkirche im Dorf als zu klein ansah und die fürstliche Herrschaft als Patronatsherr darauf aufmerksam machte, die Dorfkirche einfach abzureißen und eine neue Pfarrkirche "in der Stadt neben der St. Sixtkapelle" zu errichten(19). Die Entwicklung der Städte im Kinzigtal zeigen alle etwas Eigenartiges, aber doch Gemeinsames auf. Zunächst bildeten sich ländliche, bäuerliche Markgenossenschaften, in deren Mittelpunkt die Pfarrkirche stand. Erst später entwickelten sich dann in diese Gemeinwesen die Städte hinein, während die alten Pfarrkirchen außerhalb der mittelalterlichen Ummauerung bestehen blieben. Diese Tatsache kann auf alten Städteansichten, selbst bis in die heutige Zeit belegt werden, wobei gerade Hausach als ein Musterbeispiel angesehen werden kann. Jahrhundertelang mußten die Hausacher Bürger zum Besuch des Gottesdienstes den weiten Weg von der Stadt in die "Dorfkirche" (Pfarrkirche der Gemeinden Hausach, Einbach und Sulzbach) zurücklegen.

Etwa ab dem 18. Jahrhundert wurde deshalb der Ruf nach einer neuen Pfarrkirche im Städtchen immer lauter, da die alte sowieso zu klein und die Entfernung zu weit war. Über ein Jahrhundert dauerte die Auseinandersetzung zwischen den Bürgern und dem fürstlich fürstenbergischen Patronatsherr, der sich den Wünschen der Hausacher lange verschloß. Deshalb kam der Gedanke auf, doch wenigstens die einstige Klosterkirche St. Sixt als Filialkirche für die Städter zu benutzen und diese mit einem eigenen Geistlichen zu besetzen(20). Dieser vielgehegte Wunsch geht in Erfüllung, als durch eine fromme Stiftung 1784 die "Kaplanei" fertiggestellt ist und 1787 der erste Kaplan aufzieht. Doch schon früher werden in St. Sixt Andachten gehalten, denn 1722 wird dem Schulmeister für das "Salvesingen in St. Sixt" ein Gulden und 30 Kreuzer zugestanden und ein Jahr zuvor sammeln die Bürger das Geld für ein Glöcklein, das in Straßburg gegossen wird. Ebenso wird dem Lehrer für die "Läutung der St. Sixtglocken bei vorkommenden Donnerwetter" ein Gulden zugestanden (1774), auch "hat er weiters mit seinen Schulkindern in prozessionsmäßiger Ordnung um 3 Uhr in der St. Sixtkapelle sich einzufinden und da den hl. Rosenkranz und Litanei abzubeten, auch am Samstag das Salve regina zu singen"(21). Während bisher nur an Werktagen das Meßopfer im "Klösterle" gefeiert wurde, bitten die Bürger 1810, daß auch die sonntägliche Frühmesse dort gehalten werde, damit vor allem die Alten und Gebrechlichen am Sonntag einen Gottesdienst mit Predigt besuchen können.

Abb 2
Auf einer Stadtansicht von Hausach aus dem Jahre 1680 erkennt man links vom Obertor die Kapelle St. Sixten und rechts
davon das ruinöse Klostergebäude. Das Original dieses Gemäldes von Martin Meinrad ist auf Schloß Heiligenburg, eine
Zeichnung danach (von 1680) von Karl Keller im GLA. - Foto Kurt Klein

Für die anfallenden Arbeiten wird sogar die Stelle eines Meßners geschaffen. Eine Liste der Kapläne, die Gottesdienste in St. Sixt feierten ist für die Jahre von 1787 bis 1836 erhalten(22). Daraus geht nebenbei hervor, daß längere Zeit auch Kapuziner aus Haslach in Hausach tätig gewesen sind. 1871 wird noch ein neuer Altar für die einstige Klosterkirche von Schreiner Streit und dem Wolfacher Maler Straub für 250 Gulden angefertigt(23). Im ausgehenden Jahrhundert tragen die zähen Verhandlungen der Bürgerschaft um einen Kirchenneubau endlich Früchte. Ganz in der Nähe von St. Sixt, auf den "Krautäckern" wird 1894 die neue, große Pfarrkirche eingeweiht. Für die damalige Zeit hatte damit das St. Sixtkirchlein seine Schuldigkeit getan. Es war nur noch durch seine Unterhaltung ein unnötiger Kostenverschlinger. Deshalb verkauft der Eigentümer, die fürstliche Kammer in Donaueschingen, 1896 die Kapelle an die Witwe Armbruster vom Hagenbuch, die das Gebäude unter der Leitung von Schreinermeister Roman Uhl nach Abnahme des Glockentürmchens in ein Wohnhaus umbauen läßt. Später (1907) kommt es in den Besitz der Familie Durach / Kaiser. Viele Jahre ziehen ins Land. 

Abb 3
Die als Wohngebäude umgebaute ehemalige Klosterkirche St. Sixt, dahinter die Hausacher Pfarrkirche. Im kleineren
Anbau vor dem Dachreiter befindet sich der wiederhergestellt Altarraum. - Foto Kurt Klein

Nur der Name "Klösterle", ein kleines Eisenkreuz am Dachgiebel, der Gewannname "Klostermatten", die Bezeichnung "Klosterstraße", der "Antoniusaltar" im rechten Seitenschiff der neuen Pfarrkirche, ein hölzernes Hochrelief des Kapellenheiligen St. Sixt und das ebenfalls in das neue Gotteshaus überführte Glöckchen, das beim feierlichen Zusammengeläut zuerst seine helle Stimme erhebt, erinnern noch an das Hausacher Klösterlein, bis der neugegründete Historische Verein Hausach eine alte Tradition wieder beleben möchte (1966): In Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalsamt in Freiburg und der Stadtgemeinde Hausach bemüht man sich, das alte Gebäude anzukaufen, um darin ein Heimatmuseum unterzubringen. Die Denkmalsbehörde erwägt sogar die Wiederherstellung der alten Kirche mit ihren kunstvollen gotischen Fenstergewändern. Die Verhandlungen enden mit dem Zugeständnis, den zum Keller umfunktionierten Chorraum als Kapelle zu restaurieren und die unter dem Verputz entdeckten Fresken freizulegen. 1968 sind diese Arbeiten, zu denen auch eine äußere und innere Instandsetzung des Hauses gehört, beendet. Ein barockes Chorgestühl, das nutzlos auf dem Speicher der Dorfkirche stand, soll an das Chorgebet der Barfußermönche erinnern, ebenso ein auf dem Altar aufgeschlagenes altes Meßbuch aus dem einstigen Franziskanerkloster in Breisach, das bestimmt einmal dem Klösterlein übereignet wurde und nachher in die neue Pfarrkirche übersiedelte.

Genauso ist der Kapellenheilige wieder heimgekehrt und thront auf zwei Holzpfeilern, die einst die Empore in der St. Sixtkirche trugen. Umkränzt wird der Martyrerpapst von den Kreuzbergengeln. Die sandsteinerne Altarplatte wurde bei den Umbauarbeiten im Küchenboden des Hauses gefunden und wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt. Auch das Sixtusglöcklein wechselte auf das von den Hausacher Vereinen gestiftete Glockentürmchen über. Auf dem Glöckchen steht zu lesen: "Benjamin und Meinrad Grueninger zu Villingen 1794". Neben dem Eingang zum Altarraum halten die nach einem Verkehrsunfall zertrümmerten, aber wieder kunstvoll zusammengesetzten "verzürnten Dorfheiligen" stille Wache. Im Gartenstück zwischen dem Klösterle und der Pfarrkirche hat man bei Grabarbeiten immer wieder Menschenknochen gefunden. Hier muß sich der Friedhof für die verstorbenen Mönche befunden haben. Unser Blick gleitet von St. Sixt hinauf zur Burg Husen. Einer alten Sage(24) nach soll ein großer unterirdischer Fluchtgang beide Gebäude miteinander verbunden haben. Vielleicht will diese Mär doch auf eine Verbindung zwischen Burg und Kapelle hinweisen, nach der einmal ein Burgherr doch ein eigenes Kirchlein stiften wollte, nachdem lange Zeit zuvor bereits ein Friederich von Wolva die Dorfkirche erbauen ließ...??

1.) Franz Disch, Chronik der Stadt Wolfach (Karlsruhe 1930) 576 ff.  
2.) Fürstenbergisches Urkundenbuch (FUB) VII Nr. 50 /S. 103.  
3.) FUB VII Nr. 50 Ziffer 1 / S. 104.  
4.) Ein Histarisch-topographisches Ortslexikon. Die Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg (Bühl 1964): Zunsweier Nr. 11 /S. 129.  
5.) FUB Ill Nr. 658 / S. 458.  
6.) FUR II Nr. 658 Ziffer 1 / S. 458.  
7.) FUB VII Nr. 50 Ziffer 2 /S. 104.  
8.) FUB III Nr. 658 Ziffer 2 / S. 458.  
9.) Emel Bischoff Chronik der Gemeinde Hausach (Offenburg, um 1935 Masch.) 19.  
10.) Ebd. 46.  
11.) Ebd. 51 (FF Archiv Donaueschingen).  
12.) Ebd. 51 (FF Archiv Donaueschingen).  
13.) Mitteilungen aus dem FF. Archive II. Band Nr. 10 / S. 18 ff.  
14.) Ebd. Nr. 154 / S. 93 ff.  
15.) Ebd. Nr. 640 Ziffer 2 / S. 514.  
16.) Ebd. Nr. 640 S. 513 ff.  
17.) Hausacher Chronik S. 89 (Mone, QS III. 633).  
18.) Gustav Hirt Mittleres Kinzigtal im Brauchtum (Wolfach 1955) 70.  
19.) Bischoff 148.  
20.) Ebd. 158.  
21.) Ebd. 163, 166, 167.  
22.) Ebd. 224.  
23.) Ebd. 249.  
24.) Hirt 59.  

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