Sehenswertes Kappelrodeck
Kappel unter Rodeck, Cappelae infra Rodeck, ein Marktflecken von beyläufig 150 Bürgern in dem Bezirksamte Achern. Die Gegend nach dem ebenen Lande ist sehr fruchtbar an Getreide, die umliegenden Weinberge geben vielen und trefflichen Wein, worunter der Rothe vorzüglich bekannt ist; man trifft hier eine Menge Kastanien an, und die Erde bringt alles hervor, was für Menschen und Thiere dienlich ist. Nächst über dem Flecken auf dem Berge sind die Ruinen des Schlosses Rodeck, welches wahrscheinlich von einem Herrn von Rodern, der im Jahr 1011 mit Herrmann III. Markgraf von Baden, als Kaiser Friedrich I. die Lombardischen Städte demüthigte, nach Italien gezogen, und nach seiner Rückkehr wegen treu geleisteten Diensten und erwiesener Tapferkeit von dem Markgrafen mit mehreren Gütern beschenkt und belehnt worden, erbauet, und von seinem Geschlechts-Namen Rodeck genannt worden.
Dermalen besitzen es die Freyherren von Neuenstein als ein badisches Lehen. In diesem Schlosse befindet sich eine von Alters her gestiftete Kapelle, dem heiligen Georg geweiht. Sie wurde wahrscheinlich von dem Erbauer des Schlosse gestiftet, und weil damals der Flecken Kappel noch nicht bestanden hatte, sondern am Fuß des Berges nur ein einzelnes Wirthshaus, und in der ganzen Gegend bis auf Achern, nämlich Oberachern, keine Kirche war, so wurde sie von den Bewohnern der umliegenden Gegend häufig besucht. Nach und nach wurden in der Gegend des Wirthshauses mehrere Wohnungen erbauet, welche von der Kapelle des Schlosses Rodeck, wo sie meistens dem Gottestdiens beywohnten, endlich den Namen Kappel annahmen. (J. B. Kolb - Lexicon von dem Großherzogthum Baden 1814 II, S. 115)