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Der Lahrer Freiheitsbrief und der 'Lahrer Prozess'
Viel wurde geschrieben, über den Lahrer Freiheitsbrief und den Lahrer Prozess. Aus diesem Grund soll den Lesern hier nur eine kurze Darstellung angezeigt werden:
Im 13ten / 14ten Jahrhundert wollten die Herren von Geroldseck ihren Machtbereich sichern und waren bereit, zum Aufbau und zur Entwicklung der jungen Stadt Lahr weitreichende Befugnisse einzuräumen. Hierzu waren bereits 1278 - kurz nach dem Tod Walters I. von Geroldseck - Privilegien an die Stadt Lahr seitens der Geroldsecker verbrieft worden. Diese Briefe wurden mehrfach "aufgefrischt" (neu beschworen). Der erste noch erhaltene Freiheitsbrief entstammt dem Jahre 1377.
Damit erhielt Lahr das Recht auf Zolleinnahmen, Steuerobergrenzen wurden festgelegt und die Lahrer durften ihre eigene Verwaltung wählen. Somit hatte die Stadt auch die Privilegien der "unteren Gerichtsbarkeit". Außer Blutgerichtsfällen (Totschlag, Notzucht, Meineid und vergleichbaren) konnten die Lahrer Bürger "Recht üben".
Damit wuchsen Stolz und Selbstbewußtsein der Bürger, was im nachhinein zu Ansprüchen führte, welche im Laufe der Zeit von der oft wechselnden Herrschaft nicht mehr akzeptiert bzw. geduldet wurden. Die Lahrer Bürger wollten am Wahltag (28.12.1772) ihren neuen Bürgermeister bestimmen und beriefen sich auf "alte Rechte", eben den Freiheitsbrief von 1377. Die Herrschaft - mittlerweile von Nassau-Usingen, vertreten durch einen Stadtamtmann - war mit dem Vorgehen der Lahrer nicht einverstanden, auch weil schon lange zuvor keine Wahl mehr stattgefunden "hätte".
Dies führte zum Aufruhr und 1773 zur militärischen Besetzung der Stadt Lahr und zum langen "Lahrer Prozess". Um das Tagesgeschehen etwas zu verbildlichen - noch dazu im heimischen Dialekt (schriftdeutsche Übersetzung kann über die Buttons geöffnet werden) - wird nachfolgend die Schrift von K. Steinmann - 1855 angeboten. Am Textende ist der "Lahrer Freiheitsbrief" abgebildet und mit den Arbeiten - Auszüge - von Emil Ell - Altvater 1977 in aktuellerer Schreibform ergänzt.
Der Lahrer Prozess in Lahrer Mundart - K. Steinmann
- ersch. Druckerei Geiger Lahr - 1855 -
- ersch. Druckerei Geiger Lahr - 1855 -
Vorrede.
Vorliegendes Werkchen war nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt, und wenn ich es derselben dennoch übergebe, so geschieht es nur auf vielfache und fortgesetzte Aufforderungen.
Auf poetischen Werth kann und will es keinen Anspruch machen; ich glaube aber, daß die Darstellung einer Begebenheit in der Geschichte unserer Stadt, welche vielleicht nicht ganz ohne Einfluß auf ihre spätern Schicksale geblieben ist, für meine Mitbürger (und für diese ist es ja nur bestimmt) einiges Interesse haben, und manches falsche Urtheil über den Prozeß, so wie über den hie und da noch beklagten Freiheitsbrief, mit seinen veralteten Gerechtsamen, berichtigen wird.
Die immer mehr anerkannte Wichtigkeit der Mundarten fürs die deutsche Sprache, so wie die Wahrnehmung, daß unser altes, ächtes "Lohrer Ditsch" verschiedenen Einflüssen immer mehr zu erliegen droht, hat mich veranlaßt, die Erzählung in die Mundart zu kleiden, welche, verschieden von derjenigen, selbst der nächsten Ortschaften, in Lahr nicht mehr so gesprochen wird wie sie vor 30 - 40 Jahren gesprochen wurde.
Es wird wohl kaum einer Entschuldigung bedürfen, daß ich zweimal das Wort "Kaib" gebrauchte; hätte ich es aber vermieden, so hätte man mir den gerechten Vorwurf machen können: "Des isch jo nit lohrerisch, denn ohni Kaib kei Lohrer." Zudem hat dieses Wort seine Gehäßigkeit verloren durch seine häufige Anwendung und seine manchfachen Bedeutungen. - Wie es. schmäht,
so ist es ja auch der Ausdruck der Bewunderung und des zartesten, was es geben kann — der Mutterliebe.
Was nun den Stoff selbst betrifft, so bin ich dabei dem Tagebuche des damaligen Spezial Müller gefolgt, der mit großer Unpartheilichkeit Tag für Tag alles Bemerkenswerthe aufzeichnete. Auch Verdanke ich manches den Mittheilungen längst verstorbener alter Leute, welche zum Theil noch eine Rolle in dem Prozeß gespielt haben. Von ihnen rührt auch die Erklärung des Wortes "Schnawliner" her, die ich natürlicher finde als die des Amtmanns Stein *), besonders wenn man sie mit den Männlein des Hafners Lüttich vergleicht.
Daß am Schluß die Erzählung kurz abgebrochen ist, rührt daher, daß in den spätern Jahren des Prozesses nichts besonders Bemerkenswerthes vorsiel. Nur noch etwa ein Dutzend Bürger machten sich· ein einträgliches Geschäft daraus, auf Kosten der Stadt bald nach Wiesbadem bald nach Wetzlar zu reisen, während die andern der ganzen Sache überdrüßig waren, bis endlich die Herren Lotzbeck und Hugo diesem unerquicklichen Treiben dadurch ein Ende machten, daß sie von den beständig hin und her Reisenden die Rückerstattuug der Kosten an die Stadtkasse im Stadtrathe beantragten und betrieben.
Es ist mir unbegreiflich, warum Stein in seiner "Geschichte und Beschreibung der Stadt Lahr" den Freiheitsbrief nicht gab und ich habe deshalb eine getreue Abschrift dieser, für Lahr einst so hochwichtigen Urkunde beigefügt.
*) Siehe dessen Beschreibung der Stadt Lahr, Seite 84. (Anmerkung: Stein nennt die Fraktion "Schnabelliner" oder "Neunundfünfziger", die des Prozessierens überdrüssig waren und sich der Regierung näherten - ebenda)
Der Lahrer Freiheitsbrief
- 1 -
"Wurum sinn Err hitt ai so still, Großvatter, un schaie
Allewihl grad vür ich hin? Err welle-n-ich ebbis verzeehle,
Henn Err geschtert versproche-n-un hitt sin Err still wiä e Misli."
So het der Schangili gsait, e gscheidt's un e neischirigs Biäwli,
Am a Sunndig z'Owe, wu alli binander sin gseße. -
Wenn vordruße der Wind durch d' kahle Baim un durch d' Hecke
Ihskalte Rege-n-un Schnee derher gjagt het, un wenn d' Mensche
Um de-n-Ofe sinn gseße, froh iwwer d' Wärmi im Stüwli,
Het 'ne der Großvatter vielmohl verzeehlt vun friäjere Tage,
Un vun dem, was er gsehn het, un erlebt, un erfahre.
Viel het er könne verzeehle, denn er isch in der halwe
Welt rum kumme-n-als luschtiger Handwerksburscht, un e Zittlang
Isch er gar e schmucker Husar gsinn unterm Loudon;
Awwer im nihnenaachziger Johr, do het er vor Belgrad,
So sage d' Litt, uf eimol s' Kanonefiäwer bikumme,
Er un si Rößli, un beidi henn, si ganz ohni Abschied,
Einsmols bi Naacht un Newel dervun gmacht, un s' Rößli
Het er verkaift, un isch als Hanwerksburscht nunter ins Hohland
Kumme, vun do durch's Frankrich in d' Schwitz, un am Rhin rah in d' Heimeth;
Do het er galtert un gschafft, so wiäs eme-n-ordlige Burger
G'heert, un gaacht isch er gsinn vun Kindre-n-un Enkle.
Jetzt sitzt er do, verstuhmt un in tiäfi Gidanke verlore.
Jo, so fangt er jetz an, i will ich ebbis verzeehle.
Henn err villicht schun emol vum Lohrer Prozeß heere rede?
Odder vum Freiheitsbriäf? - Jo, sait do s' Lissel, erscht geschtert,
Het am Rothhuus der Burigemeister gsait: Jä, diä Schulde





















Danach zog er über Frankreich in die Schweiz und den Rhein wieder abwärts in seine Heimat.








- 2 -
Kumme no her vum Prozeß, do hemmer e Wihli dran z' daie.
"Schämm di, sait do d' Mueder, es schickt si gar nit für d' Kinder,
Daß si hinstehn un horche, wenn alti Litt mit'nander rede."
Fiirroth wird jetz s'Lissel, un buckt si nieder uf s' Fürde;
Awwer der Großvatter luegt d' Mueder an, as wott er mit sage:
S' het jo nix z'biditte, de hätsch's ai ni' glich bruche z' schelte.
Un er verzeehlt:
Wenn vum Prozeß no hiä un do gredt wurd,
So sinn wennig meh do, wo wisse, was es bidittet,
Wenniger noch, wu wiä ich diä Gschichte gsehn un erlebt henn.
Awwer vor Allem muäß i ich vum Freiheitsbriäf ebbis sage. -
Daß vor Zitte d' Stadt Lohr de Gerelseckern gheert het,
hawi ich schun emol gsait, un wil diä Burger vum Städli
Treu un ehrlig sinn gsinn, un vielmohl de Grafe henn gholfe,
het im Johr eintaused dreihundert un siwwenesiwwzig
Heinrich vun Gerelseck e Freiheitsbriäf ine-n-usgstellt,
In dem Briäf do steht: Mini liäwe Burger zue Lahre
Solle keine Stüre bezahle, as wu si sich selwer
Ufglegt henn; sie solle Gsetz un Ordnung verwalte
Derfe für sich un niämetz soll ene-n-ebbis drin rede;
Ewe so ai d' Polezei, - des miän err ich merke, n-ihr Kinder;
Nochert derfe sie ai de Roth un d' Burigemeister
Wähle-n-un diä Burger derfe nur wege Verbreche,
Un erscht nur wege schwere, verhaftet odder gar ihngsperrt
Were, un noch e menchi Freiheit het 'ne der Briäf genn;
S'leit awwer jetz nix dran, wenn err numme d' Haiptsache wisse.
"D' Burigemeister henn Err g'sait, es gitt jo nur Eine",
Sait jetz der Scherschili. "Sellemohls isch es ganz anderscht
Gsinn; denn viäri het mer als g'wählt. Vun dene-n-isch einer
Oberburigemeister, der zweit nur Burigemeister,
Stadtverrechner der dritt, un Schriwer vum Roth isch der viärt g'sinn."
Jetz heert mer d' Thür gehn, un alli erkenne-n-am Gang schunn de Vatter.
Druße-n-awwer im Eere klopft er de Schnee vun de Füäße,
Rutscht si ab uf'm Sand, dernoh macht er d' Thür uf un lächelt:
"Schwähr! i haw Ich vum Freiheitsbriäf woll heere verzeehle.








































- 3 -
Gluschtert hawi vor druß, un haw Ich jeds Wertli verstande.
Rede doch nix meh dervun, Err mache diä Kinder nur glüschtrig,
Un wenn si groß sinn, geht's 'ne wiä mir, si wäre verdriäßlig,
Daß si jetz, un nit vor hundert Johre schunn glebt henn.
Menchmol meini, i mecht vor Wueth us der Hutt erus fahre,
wenn i so bi mir selwer an selli Zitte due denke.
Sellemols hets doch e Mann ai noch zue ebbs könne bringe,
Het si nit s' ganz Johr mien schinde-n- un ploge für d' Stüre.
Hätte mer nurr no de Freiheitsbriäf, so stünde mer anderscht."
D' Mueder bschait ne, as wott si sage: Gell, hesch e Dippsli?
Awwer der Großvatter macht e bidenklig Gsicht un duet sage:
"Dochtermann, red Er nit so, Er het si ni' gsehn selli Zitte.
Menches glizzert vun Wittem, vun Nohdem ischs numme-n-e Scherwe!
Wohr ich's, d' Stüre sinn hart; doch sinn si, Er weiß es woll, nethig.
Un wer het de Nutze dervun, als s' Ländli un d' Burger?
Kumme si den vun geschtert erscht her? - Vor undenklige Zitte
Het mer Stüre bizahlt un wurd sie ai später bizahle.
Sait jo schunn vor fast zweitoiset Johre der Heiland:
Gebet dem Kaiser, was des Kaisers, un Gott gebt was Gottes!
Wohr ischs, d' Stüre sinn hart; doch d' härtschte sinn allemol selli,
Wu mer sich selwer bizahlt für Sache, wu gar nit sinn nethig.
Lueg Er, zue minne Zitte, do isch e-n-ordliger Burger
No der Nohmittagskirch am Sunndig mit Frai un mit Kindre
Nus ufs Feld, un wenn sie z'Owe heime sinn kumme,
Isch er ins Wirthshuus, dert het er e Scheppli trunke-n-ai zweeni,
Un e Bretschel gesse. - Wu het mer eine-n-am Währtig
Im e Wirthshuus gsehn, as minthalb wenn er dert Gschäfte
Ghet het? Nur diä allerrichste henn alle Tag Fleisch ghet
D'andre nurr ein- oder zweimohl s' Wochs un, versteht sich, am Sunndig.
Kummt mer jetz in e Biär- oder Wirthshuus, am Sunndig wiä Währtig,
Jä! do sieht mer nix vun böse Zitte-n-un schwere
Stüre. Mencher, wu dert schilt, könnt si alli bizahle,
Wenn er täglig nurr e Scheppli wenniger trinke
Däht; es blibdig ai villicht e Sümmli no üwrig.
Awwer i will do dermit nit sage mer soll nit in's Wirthshuus,







wenn ich selbst an die alten Zeiten denke.







Vieles glitzert von fern - aus der Nähe sind es Scherben.













Er hat Brezel dazu gegessen. Wo gab's das an einem Werktag?








Und immer noch bliebe noch ein 'Sümmchen' übrig.


- 4 -
Nai! der Mann, wu si plogt het un gschunde, der derf sich erhole,
Nurr mit Maaß un Ziel, was driwwer, isch iww'ral vum Üwel.
Meint Er s' hätt gar nix z' klage genn in friäjere Zitte?
Meh as es jetz gitt! Hätt Er sellemols glebt, Er däht anderscht
Denke-n-un rede as jetz.- Vum Freiheitsbriäf sei Er gar still;
Denn diä Freiheite wu er het genn, diä hemmer jetz alli,
Un viel meh noch derzue. Denk Er numme-n-an d' Landständ,
Un an's Gschorenegricht, un an viel anderi Sache,
Wu mer jetz gar nit dran denke. Awwer des kann i em sage:
So e Briäf hemmer kriägt, der schönscht, wiä mer badisch sinn wore.
Ball, wär er ifrig wore, kämdig nit d' Mueder un s' Lissel
Us der Kuchi erin, un brächde-n-im Vatter sin Esse,
Raimsupp un Andivisalat un gsalzini Rippli.
Guet henn si glebt; denn alle Sunndig z' Nacht henn si Fleisch ghet,
Dailmol ai an Wochetage-n-un v'rah wenn si gmext henn
Jetz geht der Vatter an Tisch, un d' Händ legt er z'samme-n-un bettet,
Un de schneewiße Mehlbriäs ziägt der Großvatter runter
Un duet mit em bette, wiä d' andere, Großi un Kleini.
S'gitt gottlob no Litt, wu vor em Esse dran denke!
Noh sitzt er hin un ißt, un s' Luwisli, s' kleinscht vun de Kindre,
Stellt si newe-n-e hin, un ball bschaits's de Teller, ball inne.
Wenn er e Gawel voll nin steckt, schluckts, as wott es em helfe.
Nächer ruckt's un sait, un luegt ne-n-an so barmherzig:
Vatter! gelle, wenn Err feerig sinn, derf i sell Beinli
Wu Err dert henn, abnage? Err lehn mer awwer ai Fleisch dran!
Jo! Du Rätsch! Jetz blib awwer riäwig un loß mi nur eße.
Aneweg hebt er'm e Mümvili hin, un uf sperrt's wiä d' Spätzli,
Wenn si d' Alte-n-ätze. Do loßt d' Mueder si heere:
"Giw em e Stückili Brod, es isch em ni' gsund, des fett Dings do."
"Ajo, s' isch mer gsund, un s' gschmeckt mer so guet", sait der Bicker.
Jetz were d' Große-n-ai kecker, un jedes bikummt sine Mumvel,
Bis nix meh do isch. - D' Mueder ruckt d' Schüßle-n-uf d'Sitt un de Teller,
Un der Großvatter räuschpert sich un duet witterscht verzeehle.










Dinge, an welche wir gerade nicht denken. Ich kann dir sagen:

















Ja, du Plagegeist - jetzt lass mich aber in Ruhe essen.








- 5 -
Der Polizeiknecht
Gar nit lang noh em Herbst, im zweiesiwziger Johrgang,
Am e Zistig z' Mittag - es denkt mer noch, wiä wenns erscht geschtert
Gsinn wär - geht e Friäsemer Frai zuem Dinglingerthor nus.
Kuum isch si druß, so stürmt der Thurnschliäßer Kratt uf si heri,
Setz 're d' Bustol uf d' Brust mit großem Krakeele-n-un Schreie:
"Zoll bizahlt, liäderligs Pack! Err könne nurr bschiß'n-un bitriäge!"
Rißt 're-n-e paar Ehle Bändel, wu si bim Panifer kaift het,
Us em Korb erus. - Diä Frai duet johmre-n-un hihle:
"Han i dänn gwißt, daß mer Zoll mueß bizahle vun viär Ehle Bändel!"
Unter Schreie-n-un Hihle kummt si widder zuem Thor rin.
D' Nochbere laife z'samme-n-un s' gitt e meineidige-n-Umstand.
D' Frai schreit, der Kratt schreit, un kei Mensch weiß, was es bidittet.
Do kummt ai e Rothsherr derzue, wu ganz noth derbi gwhont het,
Un dem duet diä Frai de ganze Specktakel verzeehle.
"Sell isch wohr, so sait er, Zoll hätte-n-Err solle bizahle;
Des isch awwer im Stadtrath si Sach; was geht des de Kratt an?"
"Jä, s'geht mi an, schreit der, denn ich hab jo driwwer z' wache,
D' Stadt wurd nit umesunscht e Polezeiknecht bizahle!"
"Was! Polezeiknecht isch Er? Sitt wenn denn? Wemmer derf froge.
Wenn des wär. so müäßt i as Rothsherr doch ai ebbis wisse!"
"Ebb Er ebbs weiß odder nit, sell isch mer eins, awwer geschtert
Bin i's wore, un niämetz het mer ins Amt ebbis z' rede." -
Ganz verstuhmt luege d' Burger, wu drum stehn einer-de-n-and're
An un könne-n-ihre-n-eigene-n-Ohre nit troije.
Sitterher henn e paar Herre vum Roth d' Polezei als versehne,
Frilig zuem Beste grad nit; denn Klage het's genn iwwer Klage,
So daß d' Herrschaft bifehle het mien: mer soll doch ai Ordnung
Schaffe-n-im-Städtli, un d' Polezei ai besser verwalte.
Dorum henn der Stadtemann Rothbauer un d' Bur'gemeister.
Ohni de Stadtrath nur ai z' froge, odder de-n-Uschuß,
Glich e Stadtpolezeiknecht gmacht, un de Kratt derzue g'numme.
Des isch emol e Fehler vun ene gsinn, un kei kleiner;
Denn diä Burigemeister hätte woll könne wisse,















Die Frau schrie - der Kratt schrie und niemand wußte warum.













Seither war die Stadt zuständig für die Polizei.









- 6 -
Daß mer si lang schunn g'haßt het, un nurr uf e Glegeheit gwartet.
Willig het einer vun ene gheiße-n-un Griesbach der ander.
Diä sinn emol für's Erst ganz noht mit enander verwandt gsinn;
Denn e zuebrochti Dochter vum Willig het der Griesbach zuer Frai ghet.
No het der Griesbach ai e Vermeege-n-in Kurzem erworbe,
Un mer het em nohg'redt, s' Städtli hätt er drum bschummelt.
Allg'mein het mer ai glaibt, sie hätte meh zue der Herrschaft,
As zue de Burgere g'halte, un d' Letschtre verächtlig bihandelt.
Dozue isch no kumme, daß si wege-n-em Stempel,
Dene grad vorheri d' Herrschaft het infüehre welle
E Vertrag gschloße hätte, so wiä ai wege-n-em Ablos,
Wer 'ne-n-unterhalte soll, zuem Schade der Burger.
Sell isch awwer nit wohr; denn dohn henn si, was si henn könne.
Kurz, mer het si ewe nit meege-n-un drum isch diä Gschicht do
Mit em Kratt un der Friäsemer Frai gar viele verdwünscht gsinn.
Einer het sie im andre verzeehlt; un schnell wiä e Laiffiir
Isch si im Städtli ru kumme-n-un glich am andere Mor'ge
Sinn zeh Burger uf s' Rothhuus gange, um sich z' bischwere.
Dreimol henn si si melde lehn, un dreimol het's gheiße:
S' sei jetz kei Zitt zue dem, mer soll am e-n-ordlige Rothstag,
Wu jo jeder kenne däht, kumme, wemmer will klage.
Do dermit henn si sich awwer gar nit abspise losse.
Nai; si gehn nihn. - Mit Schelte will si der Stadtemann jage;
S' nutzt awwer nix, si bliwe stehn, un Einer duet sage:
"Mini Herri-n-Err were schun wisse, wurum as mer do sinn;
Denn vun de geschtrige Gschichte henn Err woll gheert, wiä mir Alli.
Do, der Polezeiknecht - mit dem simmer nit z'friede,
Nai! - d' Polezei isch Allen-n-erecht, nur awwer der Kratt nit.
Er isch kei Burger vun Lohr un weiß nit e Burger z' bihandle,
Bsunders e Mann wiä der, wu mer kennt as e Grobian un Pflegel,
Un, des weiß jo e Kind, e Thurnschliäßer isch ni' ganz ehrlig." -
Was des heiße soll, des wiß'n Err gottlob nit, ihr Kinder.
Vordem het mer als glaibt, e Gschäft könnt e Mensche verschände.
So het mer Henker odder Schinder für unehrlig ghalte;
Niämetz het mit ene gredet; odder isch zue-n-ene gseße










Auch kam noch hinzu, dass sie wegen eines Stempels,







Einer erzählte dem andern und schnell wie ein Lauffeuer...
















Was das nun bedeutete, sagte Großvater, das wisst ihr - 'Gott sei dank' - nicht Kinder.




- 7 -
Jetz isch mer iwwer des nus, un weißt, daß kei Gschäftli e Schand isch.
Frilig gitt's ai no Litt, mer meint si dähte si schemme
Ebbis Nützlig's z' duen, s' isch awwer ihr eigenaer Schade.
S' Schaffe-n-isch weger kei Schand, un schemme mueß si, wer nix duet. -
Numme so newez heri haw i Ich des welle sage. -
Kuum het er gschwiege, so fangt der Griesbach an gruuslich z' schimfiere:
"Was! Ihr Reweller! Wisse-n-Err nit, daß es d' Herrschaft bifohle?
Ebbs Euch gfallt, odder nit, was hemmer do dernoh z' froge.
Packe-n Ich numme furt, sundcht könnt's Ich, mi Seel, no reie." -
Si awwer nit, si henn ihre Müüler ai lehn spaziäre,
Henn ene mencherlei ufg'rupft, nit mit de höfligste Worte.
Gar nit viel wurd fehle, daß si enander ball däscht henn.
Do fangt der Rothbauer an: "Potz! wenn e Err ich glich jetz nit packe,
Wisse mer was mer z' duen henn, mer duen ich bim Fürste verklage."
Des het endlig battet, sie were uf eimol jetz glihmer,
Kratze sich hinter de-n-Ohre, draije sich um un gehn witterscht.
Awwer der Stadtemann het, nit fuul, sin Drohung ai g'halte.
Heidebritsch huckt er hin, un duet der Herrschaft birichte.
Recht arg, denk i, het ers g'macht; denn gar nit lang nohher
Kummt e Schriwes vun unte-n-eruf, no dem alli zehni
Um zeh Daler, e jeder vun de Burgre soll gstroft sinn.
Jetz isch's erscht letz gsinn; des het im Faß de Bode-n-us g'schlage.
Alles het si empeert, un z'meist iwwer d' Burigemeister.
"Sinn des Vätter der Stadt, wu d' Buriger so rungeniäre!
Nai! des lide mer nit, un jetz mueß es anderschter were."
Glich henn sich d' Burger versammelt, un usg'macht, daß si e Klagschrift
Gege de Stadtemann un gege d' Burigemeister
An de Fürste schicke welle-n-un henn e Notari
Kumme lehn, vun Offeburg, de Leuttner het mer ne gheiße.
Der het Buriger uf der Post in Friäs'ne vereidet,
Un e förmligi Klagschrift ad Serenissimum abg'schickt.
Diä het der Stadtemann zruck g'schickt kriägt, er soll si vertheid'ge.
Hätt er's glich dohn, er hätt menche Specktakel könne verhüete.
Doch dene zehne het mer in Gnade-n-ihr Geldstrof erloße.
Mittlerwihlscht sinn awwer d' Burger ai nit riäwig do gseße.








Kaum kam er zur Ruhe, begann der Griesbach fürchterlich zu schimpfen




















Sogleich hatten sich die Bürger versammelt und vereinbart, dass sie eine Klageschrift










- 8 -
Menchi Versammlung henn si ghalte-n-un drinne bischloße,
Daß si diä zwei Burigemeister absetze welle,
un für ewigi Zitte-n-us em Stadtrath verbanne.
Unter alle henn zwei, der Kaifmann, der Heinerich Meurer
Un der Bäcker, der Johann Kreß, sich am thätigste b'numme.
Vielmol sinn si bi Nacht vun eim Huus zuem andere gange,
Henn mit de Burgere g'schwätzt un henn si wisse z' birede,
Daß si 'ne zuegsimmt henn, un d' meiste henn zue-n-ene ghalte.
Mittlerwihlscht isch der Stadtemann Rothbauer als no nit feerig
Mit der Verantwortung gsinn, un der Wahltag isch kumme. -
"Mueder, lueg, wiä s' Luwisli schloft! Geh, leg's in si Nestli,
S'keit sunst runter vum Stuehl; ai der Scherschili macht großi Aige.
Denki woll, Schwähr, Err heere jetz uf un verspare's uf mor'ge."
"Morige-n-isch awwer Mähndig, do mien jo d' Spinnräder schnurre,
Un err wisse jo, mein i, daß mer s' lutt Rede bischwerlig
Fallt." - "O Mueder, sait der Schang, err könnte-n-ebbs anderschts
Schaffe; bis zum Sunndig, do weiß mer jo nix meh vun allem,
Was der Großvatter verzeehlt het. Gelle-n-awwer err stricke?"
"Ha, mer welle sehn, sait d' Mueder, wenn err recht brav sinn.
So, jetz gehn err in's Bett, vergeße-n-awwer nit z' bette." -
S' Lissel nimmt s' Klein uf de-n-Arem un trait's nihn in si Kammer;
D' Buäwe sage guet Nacht un suäche-n-ihr Bett uf der Bühni,
Denn vun Kindesbeine-n-an henn si im Kalte mien schlofe.
Des isch so Bürschtlene gsund un si lehre-n-ai ebbis vertrage,
Un s' isch de Kindre nix nutz, wemmer si jung duet verpflähmle.
Gwöhnt mer si jung schunn hart, so sinn si im Alter no kräftig.
Der erste Wahltag
Mähndig z'Owe isch's gsinn, un friäjer as sunscht henn si gesse,
D' Buäwe henn sogar im Maidli s' Gschirr helfe wäsche.
Alli sitze-n-um de Tisch un jed's het e-n-Erwet.
"Jetz, Großvatter, simmer feerig, Err könne verzeehle."
Un er fangt an: - "Am e Zistig e Morge, zwei Tag vor em Krischttag
Steht der Burigemeister Willig bidenklig am Fenster.
Trüäb isch's g'sinn, un d' Berig henn d' Newelkappe no ufg'het,










Mittlerweile hatte der Stadtschreiber Rothemann das Schreiben noch nicht beantwortet.




















Es war Montag Abend und sie aßen früher, wie gewöhnlich.







- 9 -
Un von Zitt zue Zitt isch e Krabb vum Allvatter niwwer
G'floge zuem Burget un heiser: rab, rab, rab! het er g'schroije,
Grad as ob er gwißt hätt, was in der Stadt drinn soll vorgehn.
Trüäwer un finschterer awwer as s' Wetter isch no der Willig,
Un de Schneeflocke luegt er no as wott er si zeehle.
Jetz kummt si Frai un bringt em de Rock un d' Barrick un sin spanisch
Rohr mit em silwrige Knopf, un sait zue-n-em:" Vatterli, kumm jetz,
Ziäg di an, s' wurd Zitt sinn; denn es het s' Ander schunn g'litte."
Wiä er si umdraiht, sieht er de Bäcke-Kreß d' Stadt eruf kumme.
Do stolziärt er derher, im e hechtgraie Rock un so Hose;
S' Brusttuech ich vun der nemmlige Farb, un e silwerigs Bittschaft,
An ere silwrige Kett, duet em am Uhresack bamble.
D' Stroße, meint mer, sinn em z' eng, so duet er si schpreize.
Wiä er verbei geht, b'schait er de Willig un denkt nit an's Grüäße.
Nai! dran denke duet er villicht, er duets nurr mit Fliß nit,
Macht em e grimmigs G'sicht un watschelt nuf in de Löwe,
Wu sich diä, wu gege de Willig sinn gsinn un gege de Griesbach
Als versammelt henn, wil grad dervun niwwer der Meurer
Gwohnt het. Jetz loßt zornig der Burigemeister sich heere:
"Geh nur, hochmüäthiger Bäck! Es soll ich awwer nix nutze,
All des Giduens un Rennes, i kann ich de Meischter no zeige.
Meine-n-err denn in's Bockshorn loßt si unsereins jage?
Wüßte-n-err numme, was mer der Amtmann erscht geschtert noch g'sait het,
Euer Hochmueth däht ich vergehn, un eueri Nase
Dähte-n-err nit so hoch, wiä d' Gäns, wenn's regne duet, trage." -
Wihl er so red't, so ziägt er si an, und jetz isch er feerig.
S' Gsangbuech gitt em si Frai noch, mit emme sammet'ne-n-Ihnbund
Un zwei silwrige Schlößli. Wiä er e Hochzitter mit 're
Gsinn isch, het si em's gschenkt, s' isch sellemols so der Gibruch gsinn,
Un er het's nurr an hoche Fiirtige g'numme. Jetz bschait er's,
Bschait si Frai, as wott er si froge: "Was het des z' biditte?"
"Lueg, so sait si, wiä i der's gschenkt hab, dert hesch mi liäb ghet,
Dohn hättsch sellemols gar nix, was mi hätt könne bitrüäwe,
Allemol, wenn de's bisder hesch g'het, so het's mer so g'schiene,
As ob selli Zitt der widder vor Aige dät schwebe,


















Dort wo sich jene, welche gegen Willig und Griesbach Partei ergriffen,










Seine Frau gab ihm das Gesangbuch im samtenen Einband...









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Zärtliger bisch dert als gsinn, sell loß i emol mer nit nemme.
Dodrumm haw i der's genn. No niä isch's so nöthig wiä hitt g'sinn,
Daß de-n-an di Frai un dini Kinder duesch denke.
Wochelang bisch schunn so finster, so grumslig; mer mueß si schinniäre
Numme-n-e Sterweswörtli mit der z' rede, de schnurrsch glich.
Hitt, so denk i mer's, geht's uf em Rothhuus buntiwweröx her;
Schweri Wörtli were dert falle, vun hiwwe-n-un driwwe,
Loß di's awwer nit keie, blib riäwig! Was welle si mache?
Hesch de nit s' Wort vum Amtmann: es soll si nix nutze!
Schelte si ai, so schwig un due nit in's Wefzenest stupfe;
Loß di vum Zorn nit üwwernemmme.- Gell de versprichsch mer's?"
"Jo, i versprich der - awwer meh nit as i kann halte,"
Brummt er, un geht. Es wartet der Stadtbott schunn e guet Wihli
Uf ne-n-im Hof, in der rothe Muntur, mit em Dambermajorstock.
Gravedetisch geht der, wiä sisch's g'geehrt, vor em heri
Bis zuer Kirich, wu der Burigemeister in d' Rothssthüehl,
Un der Bott in sine Stuehl am mittlere Dohr geht.
Vierhundert drei e fufzig im alte nassaische Gsangbuech
Het mer g'sunge-n-un iwwer de Tegscht: So e Land mit sich uneins,
Un so witterscht, err kenne des G'sprüchli, err henn's in der Schuel glehrt,
het der Spezial Müller kräftig un ihndringlig predigt,
Leider awwer nurr daiwe-n-Ohre, denn gifdigi Aige
Henn die Burger de' Rothherre g'macht un selli de Burg're.
Wenn in gar nix sunscht, so sinn si dodrin doch einig
Gsinn, un daß es keiner vun alle het könne verd'warte,
Bis er Ame het gsait. I wottig hitt no druf wette,
S' het vum Bette keiner ebbs gheert un keiner vum Seege. -
Jetz isch endlig d' Bettstund us, un der Bott macht s' groß Dohr uf
Stellt si mittle dervor un wartet uf d' Burigemeister.
Hinter dene kumme d' Rothsherre-n-un dernoh d' Burger.
So geht's langsam furt, bis zuem Stockbrunne vor der Großmetzig.
Dert stehn alli im Ringe-n-erum un mittle der Stadtbott,
Der rieft lutt: "Es isch de Lohrer Burgre z' verkünde,
Daß, wil hitt der Wahltag isch, sich alli am elfi
Uf em Rothhuus zue dem Wähle-n-ihnfinde solle,













"Ja, ich verspreche aber nicht mehr, wie ich halten kann."
















Schließlich war die Betstunde zuende und der Gemeindediener öffnete das große Tor.








- 11 -
Un mer erwartet vun jedem e-n-ehrbar, vernünftig Bitrage.
Z' Owe am viäri kriägt jeder si Moos un si Laiwli."
Mit dene Worte lupft er de huet, des heißt: Des isch Alles.
"Sage, Großvatter, was heißt des: Jeder si Moos un si Laiwli?"
Frogt jetz der nasewihs Schang. Un der Vatter sait: "Wenn als e Wahltag
Sellemols z' Lohr isch g'sinn, het jeder Burger e Laiwli
un e Moos Wihn us em Rothskeller kriägt. Sell liäßi mer mir an
Gfalle, wenn's no so wär, denn hittigstags gitt's jeh bi Zitte
So e Wahl. Do kämde-n-ai alli, mer brücht si nit z' zwinge.
Jetz awwer halsch di' Muul. Zei wiä Schwähr, verzeehle jetz witterscht."
"Elfi schlächt's un es stehn schunn alli im Rothssaal.
Do steht der Stadtschriwer uf, un wiä's schunn lang der Gibruch isch,
Liest er ne lutt de Freiheitsbriäf vor un bidächtig.
Kuum isch er feerig, so tritt der Meuerer uf, un duet sage:
"Was do ewe verlese-n-isch wore, des hemmer vernumme,
Awwer des isch jo der Freiheitsbriäf nit, s' isch numme-n-e-n Abschrift.
Abschrifte welle mer nit, mer well' ne-n-in originali,
Mit de Siegle sehne, des heißt, wenn er no do isch.
S' gehn in der Stadt so mencherlei G'redd, er wär niänez z' finde,
Dorum welle mer Gwißheit han, ihr Herre, err miän ich e zeige."
"Wurum sott er nit do sinn? Im Stadtarchiv drunnte leit er,
Sait jetz riäwig der Willig, er nimmt si ordiglig z'samme,
Awwer was welle-n-err mit? Es kann e jo niämetz meh lese.
Wer versteht denn diä Sproch, wu mer g'redt het un sellemols gschriewe,
Wu er usg'stellt isch wore? Sell weiß i, vun eich emol keiner."
"Eiduen! Schreit jetz der Kreß, mer welle-n-e halt emol sehne!
Un der Willig: "Deswege simmer jetz nit bi enander.
Kumme-n-e-n andermol heri, es kann dernoh ebber mit ich
Nunter in d'Stadtschriwerei. Jetz loße's, sunscht wer' mer nit feerig."
Kuumm het ers g'redt, so geht's los, un Alles schreit durchenander:
"Des sin liädrigi Streich! - Mer loße-n-ich nit so balwiäre! -
Was! err henn ich verrothe! - Err henn e der Herrschaft usgliefert!-
S' Städtli henn err verkaift, wiä unsre Heiland der Judas!
Schneckedänz sinn des, fuuli Fisch! Jetz glich mueß er heri!
Meine-n-err denn mer sinn so dumm, ihr dunder schlächtigi Kaiwe!"












"Zum Glockenschlag um elf Uhr stehen alle im Saal des Rathauses.












Aber was wollt ihr damit? Das kann ohnehin niemand lesen.













- 12 -
So geht's furt. Wer am ärgste brüält, der meint, er sei Meister.
Keiner heert, was d' Andere sage, kuum was er selwer
Sait. Jetz steht e Rothsherr un sait ebbis mihslig zuem Willig.
Der redet z'erscht mit em Rothbauer un dernoh mit em Griesbach.
Diä riäfe no eme Rothsherre her, un ball sinn si einig.
Do steht der Willig uf un winkt, daß si s' Muul solle halte.
Lang het's duurt, bis es riäwig isch gsinn, grad wiä bim e Wetter,
Wu mer lang noch dundre duet here, hinter de Berge,
Un wu's nurr alsgmächlig still un riäwig duet were.
"Wil err abselut de Freiheitsbriäf welle sehne",
Sait der Burigemeister, "so solle zween Herre vum Roth do
Mit em Stadtschriwer nuntergehn, un solle-n-e hole,
Wil er denn meine-n-err sei nimmi do. Nu, sinn err so zfriede?"
"Jo, awwer erscht wenn er do isch", schreit do der Hafner, der Lüttich.
Menchem awwer bobbelt s' Herz, wu vorher het gscholte.
S' könnt, der Dunderschiäß, so denkt er, mi Seel erscht no wohr sinn,
Daß er no do isch, do kämdi bigost in e suufer Gschlamassel!
Mittlerwihlst sinn diä furt. Un a paar stehn fürri ans Fenster,
Daß si glich juwliäre könne, wenn si mit leere
Hände widder kumme; awwer sell isch jetz anderscht.
Kuum het mer g'meint, si sinn furt, so kumme si schunn widder d' Stadt ruf,
Un si henn e groß Bergement mit zwei wüäthige Siegle.
Selli am Fenster draije sich um mit bidenklige Gsichtre,
Un vun de-n-andre het mer menchem d' Verlegeheit angsehn.
D' Herre-n-awwer henn heimlig gschmollt, wiä d' Thür uf isch gange,
Un der Stadtschriwer hoch in d' heeh de Freiheitsbriäf ghebt het,
Daß 'ne-n-Alli gsehn henn, awwer glacht henn si erscht noch,
So wiä d' Andere, wiä er zuem Lüttich isch gange
Un zue-n-em gsait het: "So, do isch er jetz, Lüttich, do lies Er!"
Der awwer het si nit gschinniärt: "Jo, s'isch er, so sait er,
Z' lese bruch i-n e nit, es freut mi nurr, daß er do isch."
Endlig henn d' Burigemeister un d' Herre vum Roth ihre-n-Abtritt
G'numme, wiäs der Gibruch isch gsinn vun uralte Zitte.
kuum sinn si druß, so erkläre diä Burger alli mit'nander,
Daß si diä alte Burigemeister, de Willig un Griesbach














Weil ihr meint, er sei nicht mehr vorhanden. Seid ihr damit zufrieden?"
















Der aber ließ sich nicht beschämen: "Ja, er ist es' Sagt er.






- 13 -
Nimmi mege, daß keiner me Sitz un Stimm soll im Roth han,
Daß si dergege diä zween andere Burigemeister,
Nemlig de Sattler Karoli und de Handelsmann Schneider
Welle-n-ins Amt. Umsunscht duet sich der Stadtemann sträuwe,
Sait ene, daß des nix isch, und daß si kei Recht derzue hätte,
Daß nur der Fürst, un si nit, e Burigemeister absetze
Könntig, un daß des kei Wahl sei, wenn Alli durchenander
Schreie-n-un lärme, si sotte doch, meint er, ai ordiglig wähle.
S' batt awwer nix. "Mer hänn emol gwählt, un do derbih blibt's jetz!"
Heißts, un: "Herr Stadtemann, weiß er denn nit, was derte-n-im Briäf steht,
Dittlig z' lese: Es sullent mine Burger zu Lare
Alle Jahre einen Rath sich erkiesen und setzen?
Wenn Er's nit weiß, so steck Er numme si Nas drihn, dert leit er.
Wemmer ich unser Recht will nemme, se geh' mer ans Reichsgricht.
Jetz wurd der Lärme-n-un s' Gschrei so groß, daß der Stadtemann Rothbau'r
Ufbricht un geht, un ewe so macht's ai der Schriwer der Deimling.
Wiä des d' Rothsherre d' hinte merke, so duen si desgliche.
Awwer d' Burgerschaft loßt si dodurch nonit vergelschtre.
Nai! si schicke glich zwei Brokrader hint'ri zuem Amtmann,
Loße-n-em durch si sage, der Stadtrath hätt si im Stich g'lehn,
Un si hätte zwei anderi Burigemeister in's Amt gsetzt.
Rath het mer'm sellemols g'sait, un Ullmann het mer 'ne gheiße.
Der bistätigt glich d'Wahl, un loßt ene durch d'Brokerader
Sage, si solle jetz heim, un solle si riäwig verhalte.
Des henn si dohn, un Alli henn g'meint: Ha! jetze-n-ischs feerig;
Awwer s'isch numme der Anfang gsinn, s'kummt allewil ärger.
Die Exekution
Was am Wahltag vorg'falle-n-isch, des isch glich an d' Herrschaft
B'richtet wore-n-un nit lang het's gwährt, so kummt ai e Schriwes
Unte-n-eruf, mer het's e Dehortatorium gheiße.
Do drinn isch gstande, daß es der Fürst misfällig vernumme,
Wiä diä Lohrer Burger sich ufgfüährt hätte-n-am Wahltag;
Daß si eigetlig alli mit'nander gstroft dähte g'heere,
Daß ene-n-awwer der Fürst us Gnad ihr Strof wottig schenke,














Falls sie's nicht wissen - kann er seine 'Nase hineinstecken' - dort liegt er.
























- 14 -
Wenn si em Alli Treu un Gihorsam dähte verspreche;
Daß mer diä Burigemeister nit so mir nix un dir nix
Absetze könnt, mer müäßtig z'erscht wisse-n-ob si's verdiäne,
Un daß d' Burger d' Wahl hätte, wenn si ans Reichsgericht welle,
Er, der Fürst un sini Räth hätte gar nix dergege. -
Uf des Schriwes hin, do het der Rath Ullmann diä Burger
Nuff ufs Rothhuus kumme lehn, un het's ene g'lese,
Het ene zueg'redt, daß si gscheidt solle sinn un vernünftig.
Awwer vun alle sechshunderte henn numme fufzig bis sechzig
Sich zuem Gehorsam unterschriewe, d' Andre henn Bech genn.
Doch der Meurer un Kreß henn sich e-n-Abschrift erbette;
Selli het mer 'ne-n-ai versproche-n-awwer de Tag druff,
Wiä si si hole henn welle, het mer 'ne gsait: "Es wurd nix drus!"
Deswege sinn si widder uf Offeburg nunter zuem Leuttner.
Der het 'ne denn ai glich an's Amt e Proteschtation g'macht;
Awwer wiä si mit hin kumme, het si der Amtmann nit g'numme.
",Ei, mer duen si uf d' Post!" So loßt si einer vernemme.
Guet! des gschicht. Es het si awwer widder nix battet,
Denn noch am nemmlige Tag henn si si zruck gschickt bikumme.
Jetzo nimmt si der Kreß, un trait si selwer in's Amtshuus,
Legt si im Ullmann ud d' Steg, un meint, jetz wurd er si bhalte.
Kuum isch er awwer recht d'heim, so kummt ai der Amtsdiäner gschliche,
Bringt, gotz Stroßburg, d' Proteschtation un will si im Kreß genn.
G'numme het er si nit, un er heißt glich de-n-Amtsbott sich packe,
Daß dem nix iwwerig blibt, as er legt si druß uf de Lade.
Schnell wiä mer d' Hand umkehrt, so sammle sich Große un Kleini
Vor em Bäckelade-n-un Einer zeigt si im Andere;
Ang'rüährt hätt si awwer keiner, nit um's Verrecke.
Einsmols kummt e Wind, der mueß denkt han: Was leit denn des Ding do?
Luschtig packt er's un waiht's bigefferlig nuff bis an d' Brotlaib.
Dert keit er's mittle-n-uf d' Stroß, un huffächt springe si Alli.
Hinter'm drihn, un stehn drum rum bis in d' Nacht nihn.
Alli diä Gschichte henn, des kammer sich denke, bees Bluet genn
D' Burger sinn uneinig wore, s' het keiner im andere troit meh,
Henn nix meh g'schafft un iwwer d' Amtlitt g'spettelt un g'scholte.












Doch Meurer und Kreß baten um eine Abschrift.


















Da kam ein Windstoß, welcher sich wohl gedacht hatte, was liegt den hier für ein Ding?

Lustig blies er (das Schreiben) über die Brote.






- 15 -
Menchi henn ene gar mit Prügle droht un mit Dotschlag.
Nu! Err wisse, wiä des isch, err henn's jo ai g'sehne
Was druß wurd, wenn Recht un Ordnung isch emol ufgleest,
Un wenn jeder meint, er hätt uf niämetz meh z' heere.
Am e Sunndig z'Owe, am einezwanzigste Hornung,
Het mer d' Burger muschle sehn, un d' Köpf zsamme stecke.
Wer ai nit gwißt het wurum? der het si schunn denkt, daß 's ebbs Neis gitt.
Des hätt awwer niämetz glaibt, daß in Offeburg drunte
Schunn e Kommando Saldate leit, wu uf Lohr solle kumme,
As e-n-Exekuzjion. E gueter Roth isch do diir g'sinn.
Glich am andere Morge henn sich drowwe-n-im Löwe,
Wu si vorher schunn als ihri Versammlunge g'het henn.
D' Burger fast alli us em ganze Städli versammelt,
Um mit enander z' rede, was in der Sach jetz wohl z' duen isch.
Dail henn g'meint; "Mer schliäße d' Dhor, no solle si kumme,
Wenn si könne, n-un bruche si G'walt, dernoh simmer ai do."
Des het awwer de-n-andre ni' gfalle-n-un drum henn si bschloße,
Daß mer si am Dhor soll höflig froge, wuher si
Kumme-n-un wer si sinn, un was si in Lohr schaffe welle.
Wenn si dernoh uf Alles des e gheerigi Antwort
Hätte genn, so soll mer si frindlig un gastlig biwirthe. -
S' Oberamt, wu's schun lang het gwißt, awwer nit dervun g'schuuft het,
Isch glich am Morige früäh im Offeziär vum Kommando,
Wu vurrus isch kumme, bis uf Friäs'ne-n-ergege
G'fahre, um mit em z'rede, wiäs woll am Beste wär z' mache.
Wäre si bi der Marschrutt bliewe, mit Trummle-n-un Pfiffe
Öffetlig rihn maschiärt, si hätte menche Spektakel
Könne verhüäte, so awwer het der Deifel si g'ritte,
Das si de Schuttererpfad nuf un's Schuttergäßli erunter
Kumme sinn, un g'meint henn, es sott's niämetz merke.
Iwweral awwer het's in de Rewe g'wumselt vun Litte,
D' Stecke henn si g'loche, dail dervun henn ai schunn g'schnitte.
Wiä diä d' Saldate sehn, so heißt's: Was gischde, was heschde!
Mit eme große Lärme renne si runter in's Städtli. -
Nur sechs Burger sinn binander gseße-n-im Löwe,












Gleich am Morgen darauf hatten sie sich oben im Löwen,















Wären sie mit Trommeln und Pfeifen bei ihrer Marschroute geblieben,









- 16 -
Diä gehn nus an's Oweredehrli, un ä Wisch Buäwe.
(Selleols het's zwei Oweridohr, e groß's un e kleins genn.
S' groß isch am Löwe gstande un s' ander owe-n-am Salme).
Wihl si do stehn, so kummt der Posth, der Landkummesari,
Z' ritte-n-im Kalopp, un sait 'n si solle do weggehn.
Sie awwer nit. Do ziägt er d' Bustol un droht mit Verschiäße,
Wenn si si nit packe welle. - Wihl si so stritte,
Kummt im volle Laif s' Kummando zuem Dehrli rihn gschprunge,
Wil si g'meint henn, mer könntig's ebbe vor 'ne verschiäße. -
"Des isch der Kreß un des do der Meuerer, sait der Rath Ullmann,
Des sinn d'Rädlisfüärer, lehn Si si numme glich packe,
Herr Offeziär, Si were jo wisse zue was si Bifehl henn."
Ohni lang Federleses z' mache, stürze d' Saldate
Iwwer diä beide heri und faße si unsanft am Krage.
Unterdesse sinn awwer anderi Burger noch kumme:
Kuum henn diä de Meurer un Kreß als Gfangini g'sehne,
Gehn si nit fuul hinter d' Saldate-n-un duen si bifreie.
Daß des nit so glatt isch gange, kammer sich denke.
Nai, e Drunter un Driwwer isch g'sinn, wiäs in ere Schlacht isch.
Dail henn d' Gfangene furt, derwihlst henn d' Andere s' Dohr gsperrt.
Jetzo laife d' Saldate Sturm, um de-n-Ihngang z' erzwinge.
D' Burger henn si nit groß widdersetzt, si henn's jo so usg'macht
Ghet, un d' Gfangene henn si bifreit, des isch's, was si gwellt henn.
"Haie, schiäße, steche, mache, was err nurr könne!"
Brüält do uf eimol wiä wüäthig der Posth, der Landkummesari.
Wiä des d' Andere heere, schicke si eine-n-ufs Dohr nuff,
Daß er stirme soll; doch kuum het mer unte diä Glock gheert,
Springt der Turnschliäßer Kratt mit dreie vun de Saldate
Nuff; si find-n-awwer niämetz, as so e Buäwe
Vun e Johrer zwelfi, der isch do g'schande vun ase.
G'stirmt het er nit, nurr der leidig Wunderfitz hette dert nuff gfüährt.
"Do het er g'meint, kann i Alles am beschte sehne-n-un heere."
An dem henn si ihr Müäthli küählt mit Bang'nette-n-un Säwle,
Un si henn e, s'isch nit erbärmediärt gsinn, mishandelt,














Ohne großes Aufhebens stürzten die Soldaten


















Am Sturm nicht beteiligt, nur von der Neugier getrieben war er da oben.




- 17 -
Daß mer e heim het mien trage-n-un ball druff isch er ai gstorwe. (1) -
Luege, s' thut halt ni' guet, wemmer iwweral d' Nas vorne dran het.
S' stirme un's Gschrei het g'macht, das Alles zsamme-n-isch gloffe,
Männer un Kinder, am ärigste-n-awwer sinn d' Wiwer
Gsinn. Mit Ofegawle, Heugawle, Mistgawle, Bese
Sinn si derher maschiärt, un ball sinn d' Saldate-n-umringt gsinn.
Do het der Haiptmann More-n-anfange bikumme,
Un het d' Flinte lade lehn. Do isch's bi Gott letz gsinn,
Wiä mer si so het gsehn, mit de gladene Flinte-n-am Backe.
Des hätt e wüäschti Gschicht könne genn, wenn sich nit der Haiptmann
Anderschter bsunne hätt. Es het em vermuethlig ai duddelt,
Wiä er diä viele Litt het g'sehne gege so wennig;
Nummme fünfedrißig Mann sinn's gsinn mit em selwer.
Noh het em wiä e Galgepater der Ullmann ai zuegredt,
So daß si zlescht sich entschloße henn, si wotte sich retteriäre.
Und so sinn si alsg'mach durch d' Abtsgaß de Bresteberg nunter
Mit em Amtmann heim un henn si dert riäwig verhalte.
Deste lutter awwer un ärger het's d' Burgerschaft triewe.
D' Dohr henn si gschloße-n-un bsetzt, un d' Laterne henn müäße vor d' Fenster,
Un als Waacht sinn ihrer fufzig vor's Meuerers gstande,
Mit de gladene Flinte-n-un Säwle, wer eine ghet het.
Tag un Nacht henn si badrollirt durch d' Stadt un durch d' Felder,
Un des nit nurre e-n-einzige Tag, nai, bis in de Merz nihn.
Wiä i ich vorig gsait hab, isch des Alles am Mähndig
Gsinn. Am Zistig druff het e Debedation der Rath Ullmann
kumme lehn, un het 'ne-n-erklärt im Namme vum Fürste,
Daß diä Exekuzjon am nemmlige Tag widder abgiängd,
Wenn si sich unterwerfe-n-un de Kreß un de Meurer
Ans Kummando usliefre dähte-n-as Arrestante.
Awwer vun dem het keiner vun Alle-n-ebbs welle wisse.
"Nai, Herr Rath, henn si gsait, mer welle nix as was recht isch;
Awwer sell welle mer ai, un loße-n-ich nix dervun nemme.
Unsere Freiheitsbriäf, vum Fürste selwer beschwore,
1.) Er war der Sohn eines Webers Zürn.















Auch redete Ullman - wie ein Hinrichtungspriester - ihm zu,
















Davon wollte niemand etwas wissen.




1.) Er war der Sohn eines Webers Zürn.
- 18 -
Welle mer ghalte han, un keini Sparichlemente
Bruche mer do, mer wisse schunn wuhin mer ich z'wende
Henn, wenn's anderscht nit gehn mag. Sell awwer dua'mer nit wisse,
Wurum as mer verlangt, mer solle Burger usliefre
Daß si, der Deihenker weiß wo ani gschleppt solle were.
Do druß wurd emol nix, un s' soll's emol Einer prowiäre
Un sich an eim vun beide vergriffe, der het's mit uns z' duen."
Us so giftige Rede het der Rath könne schliäße,
Daß do nix z' mache-n-isch, drum schlächt er e-n-andere Weg in.
Er geht niwwer zue sim Nochber, em Spezial Müller,
Setzt em usenander, wiä mer viel Unglück verhüäte
Könntig, wemmer de Kreß un de Meurer dozue könnt bringe,
Daß si freiwillig giängde, n-un er könntig as Pfarrer,
Meint er, viel derzue duen, er soll's emol unternemme.
Der awwer gitt em diä Antwort: "Herr Rath, diä Sach isch gar haigel.
Soll ich alter Mann die Awuäste woge,
Wu mer s' Lewes nit sicher isch? Nai, des wurd mer niämetz
Erenstlig zuemuethe könne. Jo, wenn ebber noch mit giängd,
Wott i mi nit sträuwe-n-un wott Alles versuäche."
Ganz verlege kratzt der Ullmann do in de Hoore.
Einsmols geht em e Liächt uf, un d' Stirn verliärt ihri Falte.
"Ha, do wüßt i schunn eine; n-i mein der Thiagenus Thomä,
Der wär recht zue so ebbis, un der giangdig ai mit 'ne."
"Jo, der isch mer erecht", sait druff der Spezial Müller.
Heidebritsch schicke si furt, un glich druff kummt er z' spaziäre,
Un wiä er gheert het, was er genn soll, isch es nit nai gsinn.
So gehn si furt un z'erscht zuem Meuerer, wil des der nächst isch.
G'schickter nit hätte si's treffe könne; denn wiä si in d' Stub nihn
Kumme, sitzt do der Kreß un nommeh anderi Burger.
Diä henn si höflig empfange-n-un stelle 'ne flätig zwei Stüähl hin.
Awwer si sitze nit, un sage 'ne glich, was si welle,
Stelle 'ne Höll un Himmel vor, un zeige 'ne-n-Alles
Unglück, wu si uf sich könne bringe, n-uf's Städtli
Un uf ihr Famili, wenn si hartnäckig bliwe.
Wenn si ai ihngsperrt were, sage si, wurd's nit für lang sinn.
















Dieser antwortet allerdings: "Herr Rat, die Angelegenheit ist heikel.














Sie wurden höflich empfangen und Stühle wurden bereitgestellt.






- 19 -
Wär widder Rueh un Friede, so wurdig mer schunn für si bette,
Daß mer si rus loßt, un wenn si selwer uf Wiesbade müäßte.
S' battet si awwer nix, un alli ihr Müah isch vergeblig.
Wenn ai hiä un do einer gmeint het, s' liäß si so mache,
Henn si d' Andre dergege gsträubt mit Hände-n-un Füäße.
"Wenn i glich müäßt knoije-n-un müäßt mer de Kopf zue de Füäße
Lege lehn, sait der Meurer, i gäbdig nit noh, nit e Hoor breit."
Un so sinn diä Herre furt, un henn halt nix usg'richt.
Der Husarentag
Wenn am e-n-Ort e-n-Unglück los isch, meint mer s' kummt Alles
Grad so, wiä wenn eins uf's ander numme hätt g'wartet. -
Still isch der Zistig z'Owe vergange-n-un Alli henn ihngholt,
Mit em Schlofe, was si d' zwei letschte Nächt durch versuumt henn.
Wennig sinn am andere Morge, n-am Mittwoch schunn uf gsinn,
Heert mer stirme-n-un: Fiirjo! fiirjo! brüälts durch d' Gasse,
Un am Rothhuus wurd's hell, un schwarz un dick stigt der Raich uf.
Z'erscht het mer g'meint, es brenn uf em Rothhuus, un beesi Gidanke
Sinn schunn menchem Kummme-n-un were lutt: "Nit von ase
Wurd's dert brenne", so heert mer sage, "do steckt ebbs derhinter."
Wundere derf's eine nit; denn wenn schunn in riäwige Zitte
D' Mensche nurr gar zue geren glaiwe vun andre was schlecht isch,
So isch's natürlig, daß bi so eme Drunter un Driwwer,
Wu si sinn wiä Hund un Katz, wu einer im andre
Meineidig ufsästzig isch, ai keiner im Andre-n-ebbs z' Liäb redt.
Frilig muäß mer si schemme, wemmer späterhin ihnsieht,
Daß mer Unrecht het ghet, mer wird awwer dodrum nit anderscht. -
So isch's ai diesmol gsinn; denn niämetz het's Rothhuus anzunde,
S' het dert nit brennt. - In's Rothsherre Stolze, newe-n-em Engel,
het der Dachstuhl brennt, un wiä sie hittigs Tags noch sinn,
D' Lohrer, g'rad so sinn si ai gsinn vor uralte Zitte,
Schnell zuem helfe-n-un ewe so schnell ai zuem Lösche.
Gschafft henn sie, wiä e Find, un im e kleine Halbstündli
Het mer vum Fiir nix me g'sehn, un d' meiste sinn widder an d' Erwet.
Anderi stehn uf de Stroße-n-erum un duen bischgeriäre


















Da hörte man Laufen und: Feuer! Feuer! ruft es durch die Gassen.










Natürlich musste man sich schämen, sobald man später einsah,










- 20 -
Vun der Exekuzjon, vum Brand, un vun dem un vun sellem,
Bis es endlig z' Mittag isch wore, do gehn si zum Esse.
Mencher kummt no z' friäh; denn d' Frai isch ai nit deheime
Bliewe. Mer weiß jo, es gitt, wu iwweral d' Nase mien vorne
Dran han un'd Müler, un wott mer's 'ne wehre, si wurdige khiwig.
Eins het's gschlage, so heert mer der Dunderschlah schu widder stirme.
Alles stürzt us de Hüs're, awwer nit mit de-n-Eim're.
Flinte sieht mer, un Säwel, Hirschfänger, Gawle-n-un Bengel.
Was es genn het, des will i ich jetze vun vorne verzeehle.
So zwische zwelfe-n-un eins, do stehn e paar Burger am Spichert
Z'samme, do kummt e Husar, e Badischer, d' Stadt erihn gsprengert.
"Jetz, was isch des? Was gitts?" so froge si einer de-n-andre
Als ob der odder seller wisse hätt könne, was los isch.
Awwer verschrocke sin si. Nurr einer vun alle het's Herz ghet,
Daß er dene Husare gfrogt het, woher er däht kumme;
Ebb er elein sei, odder ebb no anderi kumme.
"Ich, eleinig!" sait der Husar, "err were schunn luschtre,
Wenn err in ere Stund no hundert derher kumme sehne.
Wisse-n-err denn nit, daß euer Fürst unsre Marggrof
Angange het, er soll vun sine Litte-n-uf Lohr duen?
Un er hets em nit verweigert. Druff hemmer furt mien,
Un wiä g'sait, es wurd nit lang duure, so kumme si z' ritte.
So, jetz muäß i awwer gehn, i muäß no uf Mohlburg
Mit eme Bricht, un bis si kumme, soll i schunn zruck sinn.
Adjes derwihlstt, un rüste numme brav z' esse-n-un z' trinke."
Nai, diä lange Gsichter hätte-n-err nurr solle sehne,
Wu diä gmacht henn. Wiä e Laifiir isch es erum gsinn
In der ganze Stadt. S' wurd g'stirmt un d' Litt laife z'samme,
Wiä i ich vorig schunn gsait hab, un alli Dhor were g'schloße.
Nochert versammle sich d' Burger un rothschlage, was jetz woll z' duen isch,
Un no vielem Rede henn si endlig bischloße,
Daß si keini Husare welle-n-ins Städtli rihn loße,
Un sich wehre welle-n-un wenn si's ai s' Lebe sott koste.
Ritter schicke si furt, si solle rekungnesziäre,
Wu diä hundert Husare sinn, un was für e Weg si











So zwischen zwölf und ein Uhr standen einige Bürger beim Speicher (Zehnthaus?)















Auf wiedersehen derweil, richtet schon einmal ordentlich zu trinken und zu essen."










- 21 -
Kumme n-un solle, wenn si ebbs gsehn henn, glich rappertiäre.
In de Pflumersberg nuff henn si anderi z' Fuäß gschickt,
Wu mer witt rum sieht, diä henn müäße d' Feldweg biwache.
Wenn awwer d' Burger verschrocke sinn, so isch der Raht Ullmann
Ai nit wenig in Angst gsinn, wiä er stirme het heere,
Wiä er iwweral d' Litt mit Gwehr het zsamme sehn laife
Un wiä si's Rappedohr vor fine-n-Aige verschliäße.
Kunnschafter schickt er furt, si soll' n-emohl hingehn un horche,
Was der Lärme soll sinn, un was des Alles bidittet.
Wiä diä kumme-n-un brichte, n-es sei wege dene Husare,
Wu vum Badische Marggrof vun Karelsrueh gschickt solle were,
Geht er nuff in de Löwe-n-un wagt si unter d' Empeerer,
Sait ene, s' ei nit wohr, es sei an Saldate nit z' denke,
Er müäßt doch dervun, wenn des wohr wär, ai ebbis wisse;
Zfriede solle si sinn, si hätte nix derartiges z' bsorge. -
Daiwe-n-Ohre het er predigt, si henn em kei Wörtli
Glaibt, vun Allem, was er het gsait, un was es nurr Wüäschts gitt,
Het er vun ene heere mien, un Gott derfür danke,
Daß er mit heiler Hutt widder heim kumme-n-isch un lawendig.
Iwwer diä Gschicht het der Kreß und der Meuerer, wu im Accord nit
Troit henn, gmeint, es mechtig nix schade, wenn si si dähte
Striche, drum henn si usg'macht. un d' Andre henn an ene triewe,
D' Flucht z' ergriffe, n-uf Wetzlar z' gehn an's kaiserlig Reichsgricht,
Un dert, iwwer diä Gschichte-n-alli, Klage z' erhebe.
In der Gschwindigkett henn si fufzig Ludohr zsamme gschoße,
Henn e Schees bstellt un de Kreß un de Meuerer nihn gsetzt,
Un noch e dritte derzue, e gwisse Kammerer Mexder.
Hundert Mann sinn mit, un henn si bigleitet uf d' Landstroß,
Un vun dert no viärzig z' Pferd uf Offeburg nunter.
Währet des gschehn isch, het mer allewihl g'wart't uf d' Staffeete,
Wu diä Ankunft vun de Husare henn solle vermelde.
Endlig kummt einer un sait: "Es losse si keine Husare
Witt un breit sehn, si müäßte denn ebbe nur durch de Wald sinn."
"Warte, sait do der Dieterlin, hol mer nurr einer mi Rößli,
So ritt i niwwer uf Heiligezell un wenn's sinn mueß ai witterscht,














Er sagte ihnen, dass das Gerücht nicht stimme und an Soldaten nicht zu denken wäre.















Hundert Mann begleiteten sie bis zur Landstraße








- 22 -
Bis uf Owerwihr, mer kennt jo de Wirth us em Löwe
Iwweral, un gwiß i bring ich sicheri Kunnschaft."
Des isch e gscheidter Ihnfall gsinn. Ball sprengt er zuem Dohr nus. -
Glich iwwer Burige drowwe frogt er d' Litt wu im Feld sinn,
Ebb si em ebbe nix sage könnte vun de Husare.
Diä awwer wisse gar nix. Wiä er uf Heiligezell kummt,
Luschtert er an de Buure, ebb si keini Saldate
Hette-n-un wiäs nai! heißt, wu si denn hingange were.
Awwer diä lache'ne-n-us: "Es träumt Eich nurr vun Saldate,
Mir wisse nix dervun un henn ai kei einzige gsehne."
Druff ritt't er witterscht uf Owerwihr, im Schulze vor's Huus hin.
Dene kennt er guet, er het gar menchmol e Schöppli
Bi-n-em trunke, wenn er z' Märkt uf Lohr als isch kumme.
"Löwewirth, was schaffe-n-Ihr so spoht noch dohiwwe?"
Redt e der an. - "Ha nit viel! I mecht Ich numme-n-ebbs froge",
Sait der Diäterli, "awwer vor Allem kumme-n-in d' Stub rihn."
Wiä si drin sinn frogt er 'ne-n-ängstlig wiä viele Husare
In Owerwihr dähte liege, n'un ebb si nix hätte verlutte
Losse, wenn si uf Lohr maschiäre-n-un was dert vorhenn.
Der awwer lacht, un frogt 'ne: "Löwewirth henn Err e Dambis?
Mir Husare-n-im Ort? Wer Deifels het Ich denn des g'sait?
Wär hitt der erscht April, i meintig es hätt Ich eins drihn g'schickt."
"Horche, s' isch nix zuem Lache, duet druff der Löwewirth sage.
Hitt z' Mittag um e-n-eins rum kummt e Husar derher gschprengert,
Der verzeehlt, er kämdig us Eierem Ort, wu no hundert
Anderi läge, n-un mer sotte numme druff gfaßt sinn,
Daß si in ere kleine Stund zue Lohr nihn maschiäre.
Sitterher warte mer uf si, un wisse nit wu si stecke."
Jetz lacht der Schulz no viel ärger, as er vorher nur glacht het.
"Sinn numme z'friede", so sait er, "un ritte gitrost widder heim zue.
Seller Husar, wu uf Lohr kumme-n-isch, un het ich so Angst g'macht,
Isch vun Owerwihr her kumme, sell isch emol d' Wohret,
Het im Vorbeigehn do driwwe mi Nochberi heim'gsuecht, si Bäsli,
Un isch in Urlaib nuff uf Mohlburg, wu er deheim isch.
Mit mine-n-eigene-n-Ohre hawi g'heert, wiä er's g'sait het."

















Drinnen fragte Dieterle ängstlich, wieviele Husaren












Da lachte Schulz noch viel ärger, als zuvor







- 23 -
"Ei se soll doch der Dunder dem in de Krage nihn fahre!
Loßt si der Löwewirth heere-n-un mir sinn sitter in Aengste!
Des isch emol e dummer Gschpaß un der kann si hüäte,
Daß 'ne kei Lohrer verd'witscht, für Prügel bricht er nit z' sorge."
Im Kalopp ritt't er heim, un findet diä Burger versammelt
Vor em Dohr am Boihof; er wurd mit Schmerze-n-erwartet.
Ew er abstigt, verzeehlt er ne, daß der Husar numme Gschpaß g'macht,
Un si hätte witterscht keini Saldate z' erwarte.
S'best wär jetz si giängdige heim, doch möchtigs nix schade,
Wemmer us Vorsicht d' Dohr gschloße liäß un e Waacht derzue stelltig.
So wiä er g'sait het, so gschichts, un si gehn dernoh usenander.
Dail henn gscholte-n-e Dail henn g'lacht, awwer alli sinn froh gsinn.
Un dene Tag het mer lang nohher noch Husaretag gheiße. (1)
Die Schnabeliner und Bockspfeifer
So witt isch am zweit-n-Owe der Großvatter kumme
Mit sim Verzeehle, do steht d' Mueder uf: "Es wurd gnue sinn,
Denki, für hitt", so sait si, "sunst könne-n-err morge nit uffstehn,
Un, err könne-n-ich druff verlehn, daß wenn nit bi Zitte
Alles in Ordnung isch, so wurd nix us em Verzeehle."
"Oh i wottig no lang ufbliwe, noch bis am Zwelfi,
Un i wärtig äneweg widder hus vor de viäre",
So sait s' Lissili, un: Ich ai! Ich ai! schreie d' Buäwe.
Awwer si muckse si nit un duen, was d' Mueder 'ne gsait het,
Denn guet zoge sinn si gsinn, un gar nit wiä menchi
Kinder, wu meine si müäßte-n-im Vatter odder der Mueder
Allemol s' Muul anhenke, wenn si si ebbis duen heiße.
Wüßtige selli, wiä scheen s' isch, un was ene-n-Andri druff halte,
Liäßtige si's villicht ai bliwe-n-un wurdige-n-ordlig.
Unseri awwer sage: "Guet Nacht!" un d' Mueder geht mit 'ne.
Kuum isch si drus, so sait der Vatter mit frindligem Schmunzle:
"S' isch mi Seel e Fraid, wiä Es diä Kinder am Schnüärli
Het, Es derf de Dunderschlah nurr winke, se schnuuft keins."
1.) Es war Aschermittwoch










Am besten, man ginge nun nachhause. Allerdings wäre es kein Schaden,




















Wüssten jene, wie 'schön' das ist und 'wäre' andere davon hielten,






1.) Es war Aschermittwoch
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"Jo, s' isch wohr", sait der Schwähr, "doch mache si's Im jo nit anderscht,
Un, i sag's, si sinn brav, i hab mi einzigi Fraid dran.
Jetz, guet Naacht, schlof Er wohl, i denk, s' wurd Alle hitt gschmecke." -
D' Mueder hätt nix bruch z' sage. De-n-andere-n-Owe
Sinn si Alli vor de siwwene lang schunn barat g'sinn.
Wenn si's ai fast nit henn könne verd'warte, so henn si halt doch nit
G'negt un triwweliärt, si henn woll gwißt, es däht si nix nutze.
Noh eme Wihli duet der Großvatter witterscht verzeehle:
"Jo, i haw ich, glaiwi, früäjer schunn gsait, daß e Stücker
Sechzig Burger sich zuem Ghorsam henn unterschriewe,
Glich im Anfang, wu des Dehortatorium kumme
Isch vun unte-n-eruff, un diä henn treu zuer Regiärung
Ghalte-n-un sinn deswege vun de-n-Andre Schnawliner
Gscholte wore. Denn si mechte s' städtisch Vermeege
Ganz elein unter Händs han, un mechte-n-Alles schnawliäre,
Henn si 'ne nohgredt, un de-n-andere Burgere s' Nohsehn
Lehn, un mechte si unterdrucke, mit der Regiärung;
Awwer sich selwer henn si de Namme: Kunfederiärti
Genn ghet, bis 'ne-n-emol der Advekat Leuttner e Schriwes
Effetlig vorglese-n-un statt "Lockspeise", "Bockpfeife" gsait het.
Selwer het er's gschriwe, n-awwer, wiä hitt noch, isch's jentig
Gsinn. Diä gelehrte Herre henn gmeint, es sähtig viel gelehrter
Us, wenn kei Hund un kei Katz us ihrem Schriwe könnt kumme,
Un wenn sie schriwe henn lehre, se solle d' Andere sehne,
Daß buschtewiäre si lehre, was si ni' könne lese.
Des isch Wasser gsinn emol uf de Schnawlinre-n-ihr Mühli,
Un vun sellere Stund an henn si si d' Bockspfiffer g'heiße.
Durich diä Gschichte-n-alli henn sich allewihl d' Burger
Meh verfindet, un wu einer im adre-n-e Torte
Anduen het könne, do dran het ers ai gwiß nit lehn fehle.
So henn Schnwaliner, was vorg'falle-n-isch uf Wiesbade brichtet
Vum Husaretag, un wiä der Kreß un der Meurer
Furt bigleitet sinn wore n-un wiä si's dene Saldate,
Wu as Exekuzjon hiäher sinn gschickt wore, gmacht henn.
Dorum isch der Presedent der Regiärung, der Kruse,

















Sich selbst aber gaben sie den Namen 'Konföderierte' (Bundesgenossen)









Das war Wasser auf die Mühlen der Schnawliner gewesen










- 25 -
Flätig hin uf Karelsrueh gange, zuem Marggrof vun Bade,
Wege Saldate, der het si em denn ai gar nit verweigert.
Mit zweihundert Granediär un 'me badische Hofrath,
Seubert het mer 'ne gheiße, n-isch er uf Friäsene kumme.
Uf der Post dert henn si gloschiärt, un henn dene Burgre
Sage lehn, si solle-n-e Debetation niwwer schicke,
Daß si mit ene rede könnte. - Druff sin si uf's Rothhuus
B'schiede wore. D' meiste henn gmeint, des sei jetz nit nethig,
Un es sei jo der Weg vun Lohr uf Friäs'ne nit nächer,
As vun Friäs'ne-uf Lohr, un wenn diä Herre schunn so witt
Kumme wärde, so wurdig's 'ne-n-ihri Bein ai ni' koste,
Wenn si volls riwwer kämde, n-es sei jo nurr noch e Halbstündli.
Anderi awwer sinn gscheidter gsinn, un henn ihngsehn,
Daß es nix schade könntig, un besser wär, mer däht folge.
Dodrum henn si aacht vun de Burgere gwählt un zwei Herre
Us em Roth. Wiä diä zum owere Dhor nus sinn gange,
Henn si d' Andere-n-usgschpettelt: "Welle-n-err s' Städtli verkaife?
Wiä viel welle-n-err denn derfür ford're? Wiä henn err's im Anschlag?"
Henn si 'ne noh gschroije. Sie awwer henn si des Alles ni' keie
Lehn un gehn ihrs Wegs. - Der Herr Presedent het si frindlig
Ufgnumme, het ene gsait, wiä thorächt as si duen handle,
Het ene vorgstellt, was ihre Bitrage für gfährligi Folge
Han könnt für sie, für ihr Famili, so wiä ai fürs Städtli,
Un si solle doch mache, daß d' Burgerschaft sich däht zuem Gehorsam
Unterschriwe, n-er wottig dernoh mit sine Saldate
Widder abmaschiäre-n-un s' solle diä Burger kei Kritzer
Köste han. Bis mornemorige wott er 'ne Frist genn,
Daß si si bsinne könnte; er däht's jo guet mit 'ne meine.
Mit dem Bscheid gehn si heim. - Do het mer awwer mien heere,
Was für e Gschrei un Lärme des unter de Burgere genn het.
"Meint er, mer seie so dumm un loße-n-ich vun em balwiäre?
Wenn er derftig, er wär mit sine Saldate glich kumme,
Hätt si gwiß nit so driwwe bi de Friäs'mer lehn leie,
Un wenn er s' Recht derzue het, se soll er si doch numme bringe,
Z' fresse-n-un z' suffe were mer dene doch, denkiwoll, könne












Andere waren klüger und sahen ein,



















Mit diesem Bescheid gingen sie (die Deputierten) wieder nachhause. Doch da musste man hören,







- 26 -
Genn, un so witt isch's der Dunderschiäß bi ich noh nit
Kumme, daß mer e Hämfili Litt ni' könne verdhalte.
Nai, mit Speck fangst mer d' Mihs, un mer sin gottlob keini Kinder,
Daß mer ich vum e Butzemummel in Aengste lehn jage."
So, un noch gar mencherlei Gscheidts in de Tag nihn isch babbelt
Wore-n-un d' greeschte Hasefüäß henn, wiäs meistens der Fall isch,
D' greeschte Müüler ghet, as wotti si alli glich freße. -
Awwer ase warem henn si's in Friäs'ne-n-erfahre,
Un der Herr Presedent kummt selwer am andere Morge
Mit em badische Hofrath, un loße diä Burger zitiäre.
Diä sin kumme - n-awwer nurr unte-n-ans Rothhuus,
Henn si do iwwer alles, was drowwe-n-isch vorgange, luschtig
Gmacht un henn us Spott e Debedation zue 'ne nufgschickt.
Numme-n-e paar dervun sinn gscheidt gsinn un henn si zuem Ghorsam
Unterschriwe, n-awwer si sinn bigost s' Lewes nit sicher
Gsinn vor de-n-andre-n-un henn si vor ene schnell mien verstecke. -
Jetz isch doch dene Herre-n-ihr Giduld endlig us gsinn,
Un si lehn im Offeziär uf Friäsene sage,
Daß er mit sine Granediäre flätig soll kumme.
Der het schunn lang druff gwart't un het si nit zweimol lehn heiße.
Glich Nohmittag ruckt er ihn, un glich ai were d' Saldate
Unter d' Burger verdailt, versteht sich, daß d' Bockspfiffer alli
Kriägt henn. Des isch awwer als no bi Wittem nit s'ärgst gsinn;
Glich d-n-andere Tag het's gheiße, si müäßte fünftoised
Gulde bizahle, n-un bis z'Owe üäßte si do sinn.
Dail henn glich bezahlt, de-n-andere het mer an Huusroth
So viel g'numme-n-as nethig isch gsinn. - Jetz henn si si anderscht
Bsunne. Am viärte Tag sinn e paar, Verwandti vum Meurer,
Hin un henn unterschriwe-n-un noh un noh sinn ai d'andre
Kumme. Jetze loßt der Herr Presedent noch e-n-Uschutz
Z'samme b'riäfe-n-un sait ne-n-er wott si jetz vun de Saldate
Widder bifreie, si solle-n-awwer vun do in aacht Tage,
Ehnder nit, e Debedazjon uf Wiesbade schicke,
Un vum Fürste Verzeihung un Nohloß der Strofe-n-erbette.
Des henn si denn ai versproche. Hätte si's numme-n-ai ghalte!














Nur wenige wurden klug und hatten sich zum Gehorsam





















- 27 -
Eb diä aacht Tag rum sinn gsinn, kummt vun Wetzlar der Meurer,
Sait ene-n-Alles stünd guet, der Prozeß sei so viel as schunn g'wunne.
Jetz geht der Danz widder los; vun der Debedazjon isch kei Red me,
Wiä vum Ghorsam. D' Unterschrifte sinn nurr erzwunge
Gsinn, so sage si, s' isch ene numme-n-um d' Kunderbuzjon gsinn."
Nommol gitt d' Regiärung noh, un no emol schickt si
Zwei Kummissär, diä duen diä Burger alli verheere,
Nemme-n-Alles z' Protekoll, was si ebbe henn z' klage.
Währet dem sinn awwer widder drei nunter uf Wetzlar,
Um si wege der Exekuzjon z' biklage, n-un nochert
Henn si ai welle mache, daß mer de Meurer soll frei lehn.
Der isch ebbe viär Woche vorher uf der Frankfurter Meß gsinn;
Des het d' Regiärung erfahre-n-un het 'ne lehn requeriäre;
D' Frankfurter henn e gfaßt am Schlaffittich un henn e-n-an Nassai
Gliefert. Dert isch er lang in harter Gfangeschaft gseße. -
Zue der nemmlige Zitt do het der Lüttich, der Hafner,
Blatte-n-un Schüßle g'macht, un Männli mit wüäthige Schnäwle
Wu mer glich gmerkt het, daß es Schnawliner sinn solle, druff gmolt.
Deswege het 'ne d' Kummission verurdailt zuem Schlupfe.
"Des wär schunn erecht, sait er, doch kummt's nit leinig uf uns an;
Do mueß i z'erscht, mini Herre, n-ai mini Mitburger froge
Ebb i in de Durn soll, odder ebb's ebbe ni' gscheidter
Wär, i liäßtigs bliwe." Es het ne-n-awwer nix battet.
Zwei Haschiärer un der Kratt henn e packt un in Durn gfüährt.
Odder nai, si henn e numme welle nihn füähre;
Awwer unterwegs sin e Huffe Bockspfiffer gstande,
Diä henn d' Haschiärer umringt un dene mit tüchtige Prügle
Droht. Was henn si do welle mache? Ihr Flueche-n-un Schelte
Un ihr Deewre nutzt nix. Der Lüttich awwer het Bech genn. -
Glegeheit, sait mer, macht Diäb un Glegeheit macht aww'r ai Helde.
Des henn diä Männer biwise, sie henn jo d' Haschiärer in d' Flucht g'jagt.
Frilig sinn aacht Tag nohher widder hundert un zwanzig
Mann Granediär derher maschiärt, un mit der Kuraschi
Isch es us gsinn. - Wiä mer gheert het, daß si duen kumme,
Nemme meh as d' Häflti vun de Burgere Rißus,





















Eine Kommision hatte ihn deshalb zur Haft verurteilt.

















- 28 -
Grad nit us Angst, - si henn numme gmeint, mer könntig si packe,
Un sell Gsprüchli: "Witt vum Gschütz gitt alti Saldate",
Henn si gwißt, un zuer rechte Zitt ai sich dran erinnert.
Dail sinn furt, wiä si gange-n-un gsande sinn, un an's Esse
Odder an's Trinke henn si nit denkt, henn nit 'mol de Wiwre
Sage könne, daß si furt müäße; n-andri sinn gscheidter
Gsinn, un henn si versehne mit Brod un Speck, odder was si
Grad henn gfunde. Der het d' Dischlad un's Känsterli usg'schnaigt,
Odder der Railihafe (1), n-awwer niänetz isch nix gsinn.
Hungerig het er mien furt, er het si ni' könne verwihle,
Wil alli Aigeblick d' Granediär henn ihnrucke könne. -
Der het e Gütterli Schnapps, e Budell voll Wihn het der ander
In de Schnappsack gsteckt, un heidebritsch geht's jetz zuem Dohr nus. -
Uf de Langehardt gehn e Dail, uf Gengebach and'ri;
D' Herzhaftste-n-awwer duen uf de Hagematte kampiäre.
Summerjohanny isch's gsinn, un grad isch's Heu uf de Matte
Glege. Vun dem henn si Hüffe z'samme trage-n-un usghülcht;
Do drinn henn si si versteckt un Löcher zuem Giggle
Gloße, daß si de Find, wenn er kumme däht glich könnte sehne.
Luschtig henn si si g'macht, awwer wenn nurr e-n-Oelgläser g'ruscht het,
Odder der Wind im Heu, henn si anfange z' zittre,
Henn si in d' Heuhüffe g'niält un schiär gar s' Herz ni' g'het z' schnuufe.
Wia alsgmächlich der Proviant, wu si brüäderlig dailt henn,
Usgange-n-isch un keiner meh uf Kuehbach het welle,
Odder uf Richebach, um widder andere z' hole,
Un si ai niänetz keiner vun de Saldate het sehn lehn,
Henn si's für am Beste ghalte, si giängdige heimzue,
Un deswege-n-e Kuehbacher zue ihre Wiwere nusgschickt,
Daß er uskunnschafte soll, wiä's steht, un ebb's ghiir isch.
Der isch ball widder kumme-n-un sait 'ne, si solle nurr heim gehn,
1.) An dem Ofen damaliger Zeit war kein Rohr, sondern es befand sich über dem
Schürloche eine viereckige Oeffnung, durch welche der Rauch abzog. In dieser Oeffnung stand,
Jahr aus Jahr ein, ein Topf, in welchem während des Winters, um die abziehende Wärme
einigermaßen zu benützen, für das Vieh gekocht oder eine Wurst u. dergl. warm gehalten wurde.
Die Oeffnung hieß das Rauliloch (Rauchloch) und der Topf: Raulihafe.
Schürloche eine viereckige Oeffnung, durch welche der Rauch abzog. In dieser Oeffnung stand,
Jahr aus Jahr ein, ein Topf, in welchem während des Winters, um die abziehende Wärme
einigermaßen zu benützen, für das Vieh gekocht oder eine Wurst u. dergl. warm gehalten wurde.
Die Oeffnung hieß das Rauliloch (Rauchloch) und der Topf: Raulihafe.































1.) An dem Ofen damaliger Zeit war kein Rohr, sondern es befand sich über dem Ofenloch eine viereckige Öffnung, durch welche der Rauch abzog. In dieser Öffnung stand das ganze Jahr ein Topf, in welchem während des Winters, um die abziehende Wärme einigermaßen zu nutzen, Futter für das Vieh oder eine Wurst u. dergl. warm gehalten wurde. Die Öffnung hieß das 'Rauliloch' (Rauchloch) und der Topf: 'Raulihafe'.
- 29 -
S' däht kei Mensch no 'ne froge, n-awwer deschde mehnder
Dähte si froge noh allem, was si in ihre Hüüs're
Hätte-n-an Geld un an Geldswerth; denn si verlangdige vun de
Flüchtige widder e Kunderbuzjon vun fünftoised Gulde.
Jetze b'rede si sich mitenander, un endlig wurd b'schloße,
Daß si zwische Tag un Liächt sich heim mache welle,
Einer noh em andre-n-un nit zuem nemmlige Dohr nihn.
Wiä si g'redt henn so g'schichts, un noh zwei angstvolle Täge.
Schliche si sisch widder heim, un niämetz het si drum kümmert.
Nohchet noh sinn anderi kumme-n-un numme drißig
Henn im Accord nit troit, un diä sinn usgschriewe wore.
Awwer aneweg sinn numme zeh dervun komme.
Diä sinn uf eimohl mittle-n-in der Naacht us de Bettere g'numme
Wore-n-un in de Durn nunter gfüährt. De-n-andere Morge
Isch des Badisch Kummando, wu meh as sechs Woche-n-isch hiä gsinn,
Vor de Durn maschiärt, un het diä Gfangene rusgholt,
Un isch mit ene furt. Mer het g'meint, si kämde-n-ins Zuchthuus,
S' isch awwer numme-uf-Altene gange, dert henn si si ihngsperrt,
Bis d' Regiärung sage het loße, mer soll si nurr laife
Lehn, bis uf viäri: de Bäcke-Kreß, de Lüttich, de Hafner,
Un de Löwewirth Dieterlin un de Vogel, de Säckler.
Diä henn si furt bis uf Speier, wu e Kummando vun Nassai
Si in Empfang gnumme het. Diä henn ene d' Händ uf de Buckel
Bunde-n-un henn si uf Wiesbade gfüährt un derte-n-ins Zuchthuus.
D' andere zwanzig sinn derwihlst in de badische Dörf're
Z'nächst um d' Stadt erum odder im Gerelseckische bliewe.
Bis mer dert uf si Jagd het g'macht noh sinn si uf Schutt're,
Wu 'ne der Abt vum Kloster Kost un Uffethalt genn het,
Menche-n-in Schuttere, n-and're-n-in Heiligezell in sim Freihof.
Ai im Gengebacher Kloster sinn e paar g'seße.
Vielmohl sinn si ufg'fordert wore, si solle si stelle;
Jo! mer het ene droht gar, daß mer ihr ganzes Vermeege
Un ihr Burgerrecht ihnziäge däht, ihri Wiwer un Kinder,
Wiä si selwer ai, uf ewigi Zitte verbanne;
Zwanzig Mann Saldate het mer jedem ins Huus g'legt,




















Bis die Regierung entschieden hatte, dass man sie











Auch im Gengenbacher Kloster wurden einige untergebracht.






- 30 -
Awwer Alles umsunscht! Sie denke mer sitze-n-im Truck'ne. -
Endlig, wiä d' Kumission het ihn'gsehn, daß do nix z' mache
Wärtig, reist si ab. Sechs Wochen-n-isch si fast do gsinn.
Ball druff het des Kammer'gricht in Wetzlar e-n-Urtel
Durch e Kammerbott de Burgere lehn bubleziäre.
Des het g'luttet: Es könntig wege dene-n-Exzeße,
Wu si bigange hätte, s' Kammer'gricht nit erkenne,
Unterwerfe solle si sisch in gbüärendem Ghorsam,
Solle de Fürst um Verzeihung bitte-n-un sich lehn strofe,
Wiä si's verdiänt hätte, n-un e-n-Urtel iwwer ihr Wahlrecht
Still un riäwig erwarte. - E Blitz vum heitere Himmel
hätt si, glaiwi, nit ärger niederschmettere könne.
Mei! jetz kriäche si awwer zuem Kritz un duen suppleziäre!
Un erkläre, si wotte si stelle, mit der Bedingung,
Daß si nit ins Zuchthuus kämde. Des het mer zuegenn,
Awwer numme so lang as d' Untersuechung däht duure. -
Währet si sich voll Angst zuer Reis uf Wiesbade rüste,
Sinn vun dert der Dieterle, der Lüttich un Vogel,
Wu mer frei g'loße het, widder kumme-n-un des het 'ne Mueth g'macht,
Un se sinn si denn nunter uf Kehl un vun dert im e Schiffli
Gfahre bis Mainz, un vun Mainz sinn si z' Fueß uf Wiesbade niwwer.
Derte het mer si verheert, mit em Kreß un em Meurer
kunfrundiärt, un enandernoh het mer si widder lehn laife,
So daß bis zuem zweiezwanzigste Kristmont, am Wahltag,
Siwwezeh hundert un dreie fiwwezig alli sin d' heim gsinn,
Bis uf de Meuerer un de Kreß, diä als noch im Zuchthuus
Gsesse sinn. -
Am Wahltag isch's diesmol ordiglig gange
(Menchi henn schunn zittert un gmeint, es giändig widder wiä fähren.)
Zwohr, de Griesbach un de Willig, diä henn si abdankt;
Awwer de letschde henn si s' Johr druff schu widder ihngsetzt.












Ha! 'jetzt kriechen sie zu Kreuze' und unterwerfen sich















Am Wahltag verlief alles ordnungsgemäß.

(Manche zitterten schon, weil sie dachten, es würde wieder laufen, wie zuvor)



- 31 -
Fernere Schicksale der zwei ersten Leiter des Prozesses und Schluß.
Noh zwei Johre het der Kreß e G'legeheit gfunde
Us em Zuchthuus z'entwiche-un niwwer isch er uf Stroßburg
Kumme, wu er bi de Bäcke-n-Erwet het gfunde,
Un im nächste Johr, do isch's ai im Meurer glunge.
Der het si Zueflucht g'funde bim Moritz in Gengebach driwwe.
Des isch ihr Advekat gsinn, un der Schaffner vum Kloster.
Mittlerwihlst het der Prozess sine laif ghet, un endlig sinn d' Akte
Furtgschickt wore-n-uf Rintle, daß die Herre Professer
An de Uneversität henn solle-n-e-n Urtel
Genn, e-n-unbardeiisches, un wiä des isch kumme, hets g'luttet:
Daß de Meurer no sechs Monet im Zuchthuus soll bliwe,
Un de-n-aachte Dail vun alle Keste hätt z' zahle;
Daß diä Burgerschaft um toised Gulde soll g'stroft sinn,
Un noch b'sunders d' Mexderzunft um fünfhundert Gulde,
Wil si allewihl d' Ärgste gsinn sinn bi dene Gschichte.
Ewe so, daß viärzig anderi Burger e-n-Achtel.
D' iwwrige-n-awwer de Rest vun de Keste solle bizahle. -
Uf des Urtel hin, do het 'ne de Moritz de Roth genn,
Daß si mit z'friede sinn, un ihre Prozeß weg'n em Wahlrecht
Drunte-n-in Wetzlar bim Kammergricht uf genn solle-n-un sueche,
Daß si e guete Verglich mit em Fürste könntige treffe,
Daß doch ai emol Rueh un Ordnung in d' Stadt widder kämdig.
Awwer do het er im Kälwli in's Aig bigefferlig g'stoche.
"Was! Du Spitzbue! Du Strolich! so fahre si iwwer ne heri,
Du kleinnütziger Schelm! Witt Du ai noch de Verräther
Spiele? Mach, daß de furt kummsch, sunst stehn mer der nit für di Lewe!"
Zweimohl loßt er si des nit sage, n-awwer zue Amt hin
Laift er un duet dert glich e-n-Ehrekränkung verlange,
Un sini Keste het er ihnklagt, an fünfhundert Gulde.
Uf des hin het der Meuerer nimmi in Gengebach bliwe
Könne, deswege-n-isch er uf Langekandel im Elßis





















Auf dieses Urteil gab ihnen Moritz (Rechtsanwalt) den Rat,









Dies ließ er sich nicht zweimal sagen und lief direkt zum Amt,





- 32 -
Gange, sin're Fraie heimeth. Si selwer isch mit em,
Un sini Kinder sinn hiä bi sine Gschwistrige bliewe.
Awwer der Kreß isch mit sinere Frai uf Biewerich nunter,
het dert bette, daß mer em d' Strof erloßt odder mildert,
Un s'isch nit nai gsinn, denn er het widder heim kumme derfe.
Anno siwwezeh hundert siww'zig un nihn, im November,
Isch im Ufruährprozeß e Reschkript vum Kammergricht kumme.
Dodrin isch ihr Bitrage de Burgere ernstlig verwiese
Wore-n-un im Fürste-n-ans Herz g'legt, er soll 'ne verzeihe,
Soll 'ne-n ihr Strof erloße, odder zum Dail doch,
Wenn si ne drum bette; ewe so soll er de Meurer
Us der leweslange Verbannung widder erlöse,
Soll em sin Burgerrecht widder genn, und soll em erlaiwe,
Daß er, mit sinere Frai, zue sine Kindere heim derft;
Daß des awwer am Haiptprozeß, vun wege-n-em Wahlrecht
Un em Freiheitsbriäf, im gringste nix sottig ändre. -
Uf des henn si denn e Debedazjon an de Fürste
Gschickt, un henn em versproche, daß si sich riäwig verhalte
Welle. Un der Fürst, der het si gnädig empfange,
Het ene gsait, si solle jetz numme gitrost widder heim gehn,
S' ander kämdig noh, si derftige sich druff verloße. -
S' isch ai so gsinn. In de-n-erste Tage-n-im aachziger Johrgang
het de Seditionsprozeß e Schriwe vum Fürste
Gänzlig ufg'hebt un alli Strofe vum Rintlische-n-Urtel
Het er ne-n-erloße bis uf viärhundert Gulde,
Ai im Meuerer sin Verbannung, mit der Bidingung,
Daß er no emol de Burgereid müäßtig leiste.
Awwer vum e neue-n-Eid het der nix welle wisse.
"I ha mine Burgereid, sait er, niämohls noch broche,
Un i kann deswege-n-ai kei-n-andere schweere."
Endlig uf Zuerede vunn sinn're Frai un vunn sine Verwandte
Het er doch noh vielem Sträuwe no emohl gschwore.
Vum Prozeß, do loßt si jetz nit viel meh verzeehle.
Debedazjone-n-iwwer Debedazjone sinn eimol
Nunter uf Wiesbade gange, n-e-n-andermol widder uf Wetzlar.
















Dies würde allerdings am Hauptprozess um Das Wahlrecht und













Von einem neuen Bürgereid wollte dieser aber nicht wissen.








- 33 -
Zwische-n-Urtel sinn kumme, n-awwer keins in der Haiptsach,
So daß d' meiste vun de Prozeßere maßleidig wore
Sinn, un z'ruck trette wäre, wenn si nurr hätte könne,
Bis im nihnziger Johrgang, unterm aachtzehte Kristmon't
S' kaiserlig Kammergricht in Wetzlar e Haipturtel genn het,
Noh dem d' Bockpfiffer ihre Prozeß henn vollständig gwunne.
Des isch e Juwel gsinn für Alli, wu's mit em Städtli
Noch e bisli ehrlig gmeint henn, awwer e Blitzstrahl
Für e paar, wu g'merkt henn, daß es jetz nimmi wiä jentig
Giändig, wu si uf Gmeindskeste Reise henn gmacht iwwer Reise,
Un derbi Thiäte noch, un Richthümer gsammelt.
Awwer leider! Wer ans Prozeßiär'n-emol gweehnt isch,
Un ans Nixduen, kann so ball ai nit dervun loße.
Mittel un Weg henn si gfunde, des Küähli ai witterscht no z' melke,
Un noch nihn volli Jährli kenn si um d' Keste Prozeß gfüährt.
Frilig het der Roth, der jetz zue de Bockspfiff're gheert het;
(Denn viär Tag noh eröffentem Urtel henn si e neue
Gwählt, un eine vun ihrer Bardei, des kammer sich denke.)
Endlig-n-Ihnsehn ghet, un het 'ne-n-e Riegel vorgschobe.
S' het awwer nix meh battet. Jo! wenn's ebbe-n-e Johrer
Zwanzig vorher wär gschehne, do hättig mer ebbs könne spare,
Denn es het der Prozeß in siwwenezwanzig Johre
Meh as hundertfufzigtoiset Güldili kostet,
Un wiä Alles verbei isch gsinn, het d' Burgerschaft sage
Könne, wiä seller Jud: "Au waih, au waih! i habs gwunne."
Do schnuuft der Großvatter us e Wihli, un dernoh sait er:
"Wenn ihrer zween hoch owe-n-an ere dachgähe Hald stehn,
Wu kei bahnter Weg nunter füährt, nur Hecke-n-un Stein sinn,
Duen si wohl iwwerlege, wiä si am beschte woll nunter
Kämdige, n-awwer verständige könne si sich nit mit'nander.
Un der eint fangt an mit langsam bidächtige Schritte
Nahz'gehn, un visetiärt mit em Stock ebbs iwwerahl ghiir isch.
Awwer es luegt em der ander e Wihli zue, dernoh sait er:
"Oh du daiwer Kaib! wer wurd si denn do no lang bsinne!
S' geht jo mi Seel vunn selwer, wemmer nur nit verzagt isch!"













Mittel und Wege fanden sie 'das Kühlein weiter zu melken'






















- 34 -
"Sait's un fangt an z' springe-n-un s' geht bigost wiä vun selwer.
Ball awwer isch er nimmi Meister, er kann nimmi halte,
Wenn er ai mecht, un - als furt! als furt rißt's 'ne-n-in d' Tiäfi;
Un es wurd em angstebang, un der Odem versait em;
S' nutz nix. Nunter! nunter mueß er, schneller un schneller.
D' Sinne vergehn em, un s' wurdem grüän un gehl vor de-n-Aige, -
Rasiger ziägt's 'ne witterscht un witterscht; er findet kei Halt meh,
Bis in's Thal. - Do lait er halb doot, am e Felsstück verschmettert.
Lang hinte noh, do kummt ganz wohlbihalte der ander
Unte-n-an, un sieht mit Gruuse-n-un Entsetze
Sine-n-areme Kamerade, verstellt un ganz bluetig;
Un er wäscht em sini Wunde, un ladet 'ne sich uf de Buckel,
Trait 'ne furt, un kicht un schwitzt, er kann awwer d' Herberg
Nimmi erreiche, wenn si em ai gar frindlig zuewinkt.
So bringt der Unverstand vun eim de-n-andre-n-ins Unglück. -
Luege nur um ich her, err were's vielmohl so finde,
Ball bi ganze Gmeinde, ball bi einzelne Mensche;
Un was err vorhenn im Lewe, sei's ebbis klein's odder großes,
Denke nurr an des Bild un renne nit unsinnig d'Hald nah!"










Lange hinterher kommt der andere wohlbehalten an.











- 35 -
welcher von Herrn Heinrich von Geroldseck, Herrn zu Lahr, der Stadt Lahr im Jahr 1377 ertheilt worden ist.
Ich Heinrich Von Geroltzecke Herre zu Lare vergihe vnd tun kunt menglichem mit disem briefe , daz umbe die manigvaltige truwe, die ich habe vnd billiche haben sol zu minen burgern vnd burgerin, den Lüten vnd der Gemeinde gemeinliche, vnd besunder der Stat zu Lare: Ich mutwilleklichen vnd mit wolbedachtem mute, vnd mit rehter wißende In die Gnade habe getan, vnd auch tu, mit krafte des gegenwertigen briefes. Daz ich vür mich, alle mine Erben vnd nachkommen In gegeben habe, vnd bestetiget mit disem briefe, alle die rehte, Fryheit vnd Gewonheit, die an disem briefe, Von stücke, zu stücken hienach geschriben stant. Zu dem ersten, daz ich, mine Erben oder nachkomen, obe ich nit enwere hinnan, fürder denheinen minen burger oder burgerin zu Lare, noch ouch alle die, die jetzent in der Stat zu Lare seßehaft sint, oder harnach da seßebaft werdent, noch ouch alle die burgere zu Lare sint, oder harnach burgere da werdent, nit sullent schetzen, noch nötigen, noch trengen, es si mit Buwe, oder in denheinen andern weg schatzunge wise ane alle geuerde. Anders danne daz der Richeste min burger oder burgerin zu Lare mir alle Jare geben sol zu sant Martins tage, vier pfunde strazburger pfenninge vnd nit me. vnd darnach die andern burger oder burgerin daselbs dar under nach der Margzal alse ez der Rat zu Lare vnd min vogt daselbs, der danne min vogt da ist alle iare uf ire
- 36 -
Ende erkennent, daz sie mir alle Jare ouch zu sant Martins tag geben sullent ane alle geuerde. Die vorgennte mine burgere zu Lare sullent ouch die selbe stat zu Lare bewachen vnd behüten nachdem alse sie es danne erzugen mugent, mit minem, minre Erben vnd nachkomen, obe ich nit enwere, Rate, alse sie dunket, daz es danne daz nutzeste vnd daz beste sie ane alle geuerde. Die selben mine burgere zu Lare sullent ouch den zol untze har genomen hant, alse lange, alse sie wellent, vnd sie duncket daz es in gefuglich ist, ane alle geuerde. Die selben mine burge’ zu Lare sullent ouch alle Jare einen Rat zu Lare kiesen vnd setzen vnd sullent der mit nammen zwelf erber manne sin, vnd wenne sie die also erkiesent, so sullent sie su vür mich, mine Erben oder nachkomen, obe ich nit enwere bringen vnd sie mir oder In nennen, vnd sagen wer sie sint. vnd were es daz mir, minen Erben oder nachkomen keiner under in mißefiele so möchtent wir, einen andern an dez selben stat sie heißen kiesen, vnd sezen ane alle geuerde. Vnd sol der selbe Rat ouch sweren an den heiligen reht zu sprechende dem Armen, alse dem Richen, niemanne zu liebe, noch zu leide, alse verre, alse su sich verstant, ane alle geuerde. Ich habe ouch den vorgnnten minen burgern zu Lare die ietzent da sint, oder hinnen fürder dar zuzichent, vnd der Gemeinde daselbes die fruntschaft getan vnd die rehte vnd friheit gegeben, daz die höheste vnd die meiste Beßerunge die zu Lare vor dem Gerihte geuellet, oder geuallen mag, von in nit me sin sol, danne drü pfunde strazburger pfenninge. Uzgenomen Dotslege, Diepstal, valsche vnd notzöge, die vier stucke sol man rihten nach dem rehten. Were es ouch daz denheinre minre burger oder burgerin zu Lare, die da seßehaft sint mir utzit schuldig wurdi mit dem rehten vor minem Gerihte zu Lare, daz sol er mir ufrihten vnd geben in den nehsten viertzehen tagen, dar nach, so es in gebotten ist zu gebende. Geschehe daz nit in dem selben zite, so sol der Schultheiße dar nach in pfenden vür die selbe schulde vnd alse viel pfande dar vür nemmen, alse der Rat daselbs erkennet, daz er gnug pfande vür die selbe schulde habe, vnd nit me ane alle geuerde. Ich der vorgennt Heinrich von Geroltzecke, h’re zu Lare, mine Erben vnd nachkommen, noch nieman von unsern wegen, sullent ouch denheinen minen burger noch burgerin zu Lare, noch denheinen der daselbs seßehaft ist, mit vahen, noch Türnen, noch schaffen getan werden, in denheinen weg, ane alle geuerde, uzgenomen von dare vier stücke wegen, daz ist von Diepstal, von Dotslegen, von valsche vnd von Notzöge wegen,
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vnd anders nit ane alle geuerde. Geschehe ez ouch daz denhein min burger oder burgerin zu Lare der ietzent daselbs feßehaft ist oder harnach da seßehaft würde von Lare zuge, vnd sich mir empfrömdete, es were mit gezoge, oder daz er anderswo burger würde, in welchen weg daz were, da mit er sich mir empfrömden möchte, wider die Eyde die sie mir darumbe gesworen hant, ane alle geuerde, daz ich den oder die, dar nach, so sie mir daz also verbrochen hant, vahen vnd Türnen mag, vnd mich des oder der, ires gutes vnd irre gütere underziehen mag, in minen eygen gewalt an allerslahte geuerde wie mir daz allerbeste fuget·vnd sol mir daz an minem Eyde noch an dirre verbüntnuße kein schade sin ane alle geuerde. Were ez ouch daz einre under in den andern Libelos dote, da Gott vor sie, so sol dez selben, der daz getan het, gut friden haben, sechs wochen vnd zwene tage, durch daz, obe er da zwischent mit mir, minen Erben vnd nachkomen darumbe überkomen muge, doch also daz da zwischent dez selben gut stellig soll darumbe bliben ligende, ane alle geuerde. Ich gibe vnd bestetige in ouch die friheit mit disem briefe, daz kein min burger oder burgerin, die zu Lare seßehaft sint oder harnach alda seßehaft werdent sol vür keine mine schulde haft verbunden noch pfant sin, er habe ez danne mit Handen oder mit Munden gelopt vnd dar vür gesprochen ane alle geuerde. Un sol ouch ich sie, nit nötigen, trengen, noch tzwingen, noch denheinen under in bürge oder schuldenere vür mich zu werdende in denheinen weg ane alle geuerde. Ich sol ouch alle Jare die Hundert pfunde strazburger pfenninge geltz, die Rufelm Lumbart vnd sin gemaine uf minem ungelte zu Lare Hant vnd die ahte pfunde geltz, die Wilhelm zum Ryet uf mir het alse daz ire briefe zu beidensiten sagent bezalen vnd uzrihten zu sant Martinstag ane der selben minre burgere vnd burgerin zu Lare kosten vnd schaden. Dete ich daz nit, so mugent sie die selben Hundert pfunde vnd Ahte pfunde pfenninge vor allen Dingen vor abe nemmen, von miner stüre, die sie mir alle Jare uf sant Martinstag gebent, vnd ez da mit uzrihten vnd bezalen ane alle mine Wid’rede vnd ane alle geuerde. Die selbe mine burger vnd burgerin zu Lare sullent ouch gantzen gewalt vnd macht haben uber alle ueche vnd Gewihte vnd uber alle gebotte, alse es zu Lare von alter har kome ist, ane alle geuerde. Wenne sie ouch Jares einen Rat zu Lare setzent, vnd den gswerent, so sol min vogt vnd min schultheiße zu Lare, die danne sint, In widerumbe sweren, alle ire rehte stete zu habende, vnd alse dirre selbe min
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brief sait ane alle geuerde. Gesehehe ez ouch daz denhein min burger oder burgerin geseßen zu Lare, von denheinre miner schulde wege gefangen, angegriffen oder geschetzet wurde, oder Ime daz sine genomen würde in welchen weg dez were, so sol ich min bestes vnd wegestes da zu tun, daz sie ledig werdent ane alle geuerde, vnd dem, vnd den, dez rehten gehorsam sin, bi dem Eyde, den ich darumbe getan habe, der mine burgere, also gefangen het, von miner schulde wegen. Were ez ouch da vor Got sie, daz ich, mine Erben oder nachkomen, obe ich nit enwere, aller der stucke vnd artickele, so hie vor vnd hie nach an diesem briefe gschriewen stant denheinen verbreche, vnd nit hielte gegen welchen mine burger oder burgerin zu Lare dez geschehe, der, oder die, sullent irre Eyde ledig sin, alse sie mir gesworn hant, daz fü nit, von Lare ziehen sullent, vnd mugent der, oder die danne darnach zichen oder varen mit irem libe vnd gute, wohin sie wellent, ane mine, minre Erben, minre nachkomen vnd menglichs widerrede vnd irrunge. Vnd sol ouch danne dez, oder der selben Libe vnd gut getröstet sin, vür mich, alle mine Erben vnd nachkomen. Dar zu so verbinde ouch ich mich mit disem briefe, bi minem Eyde den ich mit nammen vnd ouch sunderliche darumbe gesworen habe an den heiligen. Wenne die hienach geschriben Heinrich vnd Walther, mine süne beide, zu iren tagen komment vnd zwentzig Jare alt werdent, oder einre under in beiden zwentzig Jare alt wirt,·wenne danne der Rat zu Lare, der danne Rat da ist, mit irem briefe, der da versigelt ist, mit der selben statte zu Lare Ingesigel, mich manent vnd mir der selbe ir brief zu Huse, zu Hofe oder mir selber geentwurtet wirt, so sol ich die selben, mine beide süne, oder welher under in zwentzig Jare alt worden ist, sogleich haben, daz sie beide, oder welher únder in zwentzig iare alt worden ist, In dem nehsten Monade, nach der selben irer meynungen swerent an den heiligen vnd sich verbundent vür sich, alle ire Erben vnd nachkomen, alle die stücke vnd artickele, vnd alles daz, daz an disem briefe geschriben stat, stete zu habende, zu haltende vnd zu volleführende, in alle die wise, alse ich mich ir, an disem selben briefe, verbunden vnd gesworn habe, vnd alse an diesem briefe geschriben stat, vnd sol ouch ich, dez also, von der selben minre beider süne wegen, verbunden sin, untze an die stunde, daz die selben mine süne, beide,·alse gesworn, vnd sich des selben verbunden hant, ane alle geuerde. Were es ouch, daz ich, mine Erben oder nachkomen, oder die minen, von denheinre stücke, vnd artickele wegen, so an
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disem briefe geschriben stant, denheinen Span, Stoße, oder mißehelle gewunnent, in welhen weg daz were, mit minen burgern, oder burgerin, vnd der Gemeinde zu Lare,s es were gemeine, oder besunder, oder sie widerumbe gegen mir, minen Erben, oder nachkomen, vnd mir dez zu beidensiten, under uns selben nit gerihten noch uzgetragen kundent, so sullent wir darumbe zu beidensiten daz reht, vor Meister vnd Rate zu Strazburg suchen vnd nemmen, vnd es also gantzliche uf sie komen, von dez oder der stücke wegen, darumbe danne zu male wir stößig werent, vnd waz vanne der merre tail dez Rates zu Strazburg, die danne sint, darumbe zu rehte sprechent, daz sullent wir zu beidensiten halten, vnd vollefüren ane alle widerrede, vnd ane alle geuerde. Vnd wande ich, der vorgent Heinrich von Geroltzecke, h’re zu Lare, mutwillekliche, vnd durch minen schinberen kuntlichen nutz vnd notdurfe vor Meister vnd Rate zu Strazburg, mit ufgehopter Hand Lipliche gesworn habe an den heiligen, vür mich, alle mine Erben vnd nachkomen, vnd mit nammen, vnd sunderliche, vür Heinriche vnd Walther von Geroltzecke mine süne, alles daz, das an disem briefe geschriben stat, unuerbröchenliche, unwiderrufekliche, vnd ewigklich, gentzliche, rehte, vnd stete, zu habende, vnd zu haltende, vnd da wider nit zu tunde, heimlich noch offenlich, noch schaffen getan werden, mit gerihte, noch ane gerihte, in denheinen weg ane alle geuerde, vnd ich mich ouch der selben dinge, allersament, vür mich, alle mine Erben, vnd nachkomen reht schuldig, vnd were gesetzet habe, vnd ouch setze mit disem briefe, vnd ouch die vorgenanten, mine burgere, vnd die Gemeinde zu Lare, mir darumbe gegeben, vnd bezalt hant, Sybenhundert pfunde strazburger pfenninge, die mir ouch von in worden vnd bezalt sint, vnd ouch in minen nutz gentzliche komen vnd bewendet sint, So habe ich min Ingesigel zu einem gantzen, vesten urkunde, aller der selben dinge an disen brief gehencket. Vnd habe gebeten die erbern, bescheiden, den Meister vnd den Rat der stat zu Strazburg, daz sie zu einem merren urkunde, vnd sicherheit, vnd mich dar selben dinge zu ubersagenbe, der selben irre stette Ingesigel zu dem minem Hant gehencket an disen brief. Des ouch wir Johans Schile der Meister, vnd der Rat von Strazburg, veriehent an disem briefe, wande ouch der vorgent Jungher Heinrich Von Geroltzecke h’re zu Lare, vor uns gsworn hat, alles dez zu haltende, daz von Ime da vorgeschriben stat, vnd darumbe so hant ouch wir, zu einem urkunde der selben dinge, unferre stette Ingesigel durch bete wilen dez vorgnnt Jungh'r Heinrichs
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von Geroltzecke, h’ren zu Lare vnd der burge’ vnd der Gemeinde der stette zu Lare, an disen brief gehencket, der wart gegeben an·dem ersten Dunrestdage, vor sant Johans Baptisten dage, In dem Jare So man zalte von Gotz geburte drützehenhundert Jare, Sybenzig vnd Syben Jare. Vnd sint dirre briefe zwene gliche, der eine bi dem vorgannt Jungherre Heinriche von Geroltzecke von Lare, vnd der ander bi den vorgenannten den Burgern, den Lüten vnd der Gemeinde der stat zu Lare blibent.
Freiheitsbrief
welcher von Herrn Heinrich von Geroldseck, Herrn zu Lahr, der Stadt Lahr im Jahr 1377 ertheilt worden ist.
Ich Heinrich Von Geroltzecke Herre zu Lare vergihe vnd tun kunt menglichem mit disem briefe , daz umbe die manigvaltige truwe, die ich habe vnd billiche haben sol zu minen burgern vnd burgerin, den Lüten vnd der Gemeinde gemeinliche, vnd besunder der Stat zu Lare: Ich mutwilleklichen vnd mit wolbedachtem mute, vnd mit rehter wißende In die Gnade habe getan, vnd auch tu, mit krafte des gegenwertigen briefes. Daz ich vür mich, alle mine Erben vnd nachkommen In gegeben habe, vnd bestetiget mit disem briefe, alle die rehte, Fryheit vnd Gewonheit, die an disem briefe, Von stücke, zu stücken hienach geschriben stant. Zu dem ersten, daz ich, mine Erben oder nachkomen, obe ich nit enwere hinnan, fürder denheinen minen burger oder burgerin zu Lare, noch ouch alle die, die jetzent in der Stat zu Lare seßehaft sint, oder harnach da seßebaft werdent, noch ouch alle die burgere zu Lare sint, oder harnach burgere da werdent, nit sullent schetzen, noch nötigen, noch trengen, es si mit Buwe, oder in denheinen andern weg schatzunge wise ane alle geuerde. Anders danne daz der Richeste min burger oder burgerin zu Lare mir alle Jare geben sol zu sant Martins tage, vier pfunde strazburger pfenninge vnd nit me. vnd darnach die andern burger oder burgerin daselbs dar under nach der Margzal alse ez der Rat zu Lare vnd min vogt daselbs, der danne min vogt da ist alle iare uf ire
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Ende erkennent, daz sie mir alle Jare ouch zu sant Martins tag geben sullent ane alle geuerde. Die vorgennte mine burgere zu Lare sullent ouch die selbe stat zu Lare bewachen vnd behüten nachdem alse sie es danne erzugen mugent, mit minem, minre Erben vnd nachkomen, obe ich nit enwere, Rate, alse sie dunket, daz es danne daz nutzeste vnd daz beste sie ane alle geuerde. Die selben mine burgere zu Lare sullent ouch den zol untze har genomen hant, alse lange, alse sie wellent, vnd sie duncket daz es in gefuglich ist, ane alle geuerde. Die selben mine burge’ zu Lare sullent ouch alle Jare einen Rat zu Lare kiesen vnd setzen vnd sullent der mit nammen zwelf erber manne sin, vnd wenne sie die also erkiesent, so sullent sie su vür mich, mine Erben oder nachkomen, obe ich nit enwere bringen vnd sie mir oder In nennen, vnd sagen wer sie sint. vnd were es daz mir, minen Erben oder nachkomen keiner under in mißefiele so möchtent wir, einen andern an dez selben stat sie heißen kiesen, vnd sezen ane alle geuerde. Vnd sol der selbe Rat ouch sweren an den heiligen reht zu sprechende dem Armen, alse dem Richen, niemanne zu liebe, noch zu leide, alse verre, alse su sich verstant, ane alle geuerde. Ich habe ouch den vorgnnten minen burgern zu Lare die ietzent da sint, oder hinnen fürder dar zuzichent, vnd der Gemeinde daselbes die fruntschaft getan vnd die rehte vnd friheit gegeben, daz die höheste vnd die meiste Beßerunge die zu Lare vor dem Gerihte geuellet, oder geuallen mag, von in nit me sin sol, danne drü pfunde strazburger pfenninge. Uzgenomen Dotslege, Diepstal, valsche vnd notzöge, die vier stucke sol man rihten nach dem rehten. Were es ouch daz denheinre minre burger oder burgerin zu Lare, die da seßehaft sint mir utzit schuldig wurdi mit dem rehten vor minem Gerihte zu Lare, daz sol er mir ufrihten vnd geben in den nehsten viertzehen tagen, dar nach, so es in gebotten ist zu gebende. Geschehe daz nit in dem selben zite, so sol der Schultheiße dar nach in pfenden vür die selbe schulde vnd alse viel pfande dar vür nemmen, alse der Rat daselbs erkennet, daz er gnug pfande vür die selbe schulde habe, vnd nit me ane alle geuerde. Ich der vorgennt Heinrich von Geroltzecke, h’re zu Lare, mine Erben vnd nachkommen, noch nieman von unsern wegen, sullent ouch denheinen minen burger noch burgerin zu Lare, noch denheinen der daselbs seßehaft ist, mit vahen, noch Türnen, noch schaffen getan werden, in denheinen weg, ane alle geuerde, uzgenomen von dare vier stücke wegen, daz ist von Diepstal, von Dotslegen, von valsche vnd von Notzöge wegen,
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vnd anders nit ane alle geuerde. Geschehe ez ouch daz denhein min burger oder burgerin zu Lare der ietzent daselbs feßehaft ist oder harnach da seßehaft würde von Lare zuge, vnd sich mir empfrömdete, es were mit gezoge, oder daz er anderswo burger würde, in welchen weg daz were, da mit er sich mir empfrömden möchte, wider die Eyde die sie mir darumbe gesworen hant, ane alle geuerde, daz ich den oder die, dar nach, so sie mir daz also verbrochen hant, vahen vnd Türnen mag, vnd mich des oder der, ires gutes vnd irre gütere underziehen mag, in minen eygen gewalt an allerslahte geuerde wie mir daz allerbeste fuget·vnd sol mir daz an minem Eyde noch an dirre verbüntnuße kein schade sin ane alle geuerde. Were ez ouch daz einre under in den andern Libelos dote, da Gott vor sie, so sol dez selben, der daz getan het, gut friden haben, sechs wochen vnd zwene tage, durch daz, obe er da zwischent mit mir, minen Erben vnd nachkomen darumbe überkomen muge, doch also daz da zwischent dez selben gut stellig soll darumbe bliben ligende, ane alle geuerde. Ich gibe vnd bestetige in ouch die friheit mit disem briefe, daz kein min burger oder burgerin, die zu Lare seßehaft sint oder harnach alda seßehaft werdent sol vür keine mine schulde haft verbunden noch pfant sin, er habe ez danne mit Handen oder mit Munden gelopt vnd dar vür gesprochen ane alle geuerde. Un sol ouch ich sie, nit nötigen, trengen, noch tzwingen, noch denheinen under in bürge oder schuldenere vür mich zu werdende in denheinen weg ane alle geuerde. Ich sol ouch alle Jare die Hundert pfunde strazburger pfenninge geltz, die Rufelm Lumbart vnd sin gemaine uf minem ungelte zu Lare Hant vnd die ahte pfunde geltz, die Wilhelm zum Ryet uf mir het alse daz ire briefe zu beidensiten sagent bezalen vnd uzrihten zu sant Martinstag ane der selben minre burgere vnd burgerin zu Lare kosten vnd schaden. Dete ich daz nit, so mugent sie die selben Hundert pfunde vnd Ahte pfunde pfenninge vor allen Dingen vor abe nemmen, von miner stüre, die sie mir alle Jare uf sant Martinstag gebent, vnd ez da mit uzrihten vnd bezalen ane alle mine Wid’rede vnd ane alle geuerde. Die selbe mine burger vnd burgerin zu Lare sullent ouch gantzen gewalt vnd macht haben uber alle ueche vnd Gewihte vnd uber alle gebotte, alse es zu Lare von alter har kome ist, ane alle geuerde. Wenne sie ouch Jares einen Rat zu Lare setzent, vnd den gswerent, so sol min vogt vnd min schultheiße zu Lare, die danne sint, In widerumbe sweren, alle ire rehte stete zu habende, vnd alse dirre selbe min
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brief sait ane alle geuerde. Gesehehe ez ouch daz denhein min burger oder burgerin geseßen zu Lare, von denheinre miner schulde wege gefangen, angegriffen oder geschetzet wurde, oder Ime daz sine genomen würde in welchen weg dez were, so sol ich min bestes vnd wegestes da zu tun, daz sie ledig werdent ane alle geuerde, vnd dem, vnd den, dez rehten gehorsam sin, bi dem Eyde, den ich darumbe getan habe, der mine burgere, also gefangen het, von miner schulde wegen. Were ez ouch da vor Got sie, daz ich, mine Erben oder nachkomen, obe ich nit enwere, aller der stucke vnd artickele, so hie vor vnd hie nach an diesem briefe gschriewen stant denheinen verbreche, vnd nit hielte gegen welchen mine burger oder burgerin zu Lare dez geschehe, der, oder die, sullent irre Eyde ledig sin, alse sie mir gesworn hant, daz fü nit, von Lare ziehen sullent, vnd mugent der, oder die danne darnach zichen oder varen mit irem libe vnd gute, wohin sie wellent, ane mine, minre Erben, minre nachkomen vnd menglichs widerrede vnd irrunge. Vnd sol ouch danne dez, oder der selben Libe vnd gut getröstet sin, vür mich, alle mine Erben vnd nachkomen. Dar zu so verbinde ouch ich mich mit disem briefe, bi minem Eyde den ich mit nammen vnd ouch sunderliche darumbe gesworen habe an den heiligen. Wenne die hienach geschriben Heinrich vnd Walther, mine süne beide, zu iren tagen komment vnd zwentzig Jare alt werdent, oder einre under in beiden zwentzig Jare alt wirt,·wenne danne der Rat zu Lare, der danne Rat da ist, mit irem briefe, der da versigelt ist, mit der selben statte zu Lare Ingesigel, mich manent vnd mir der selbe ir brief zu Huse, zu Hofe oder mir selber geentwurtet wirt, so sol ich die selben, mine beide süne, oder welher under in zwentzig Jare alt worden ist, sogleich haben, daz sie beide, oder welher únder in zwentzig iare alt worden ist, In dem nehsten Monade, nach der selben irer meynungen swerent an den heiligen vnd sich verbundent vür sich, alle ire Erben vnd nachkomen, alle die stücke vnd artickele, vnd alles daz, daz an disem briefe geschriben stat, stete zu habende, zu haltende vnd zu volleführende, in alle die wise, alse ich mich ir, an disem selben briefe, verbunden vnd gesworn habe, vnd alse an diesem briefe geschriben stat, vnd sol ouch ich, dez also, von der selben minre beider süne wegen, verbunden sin, untze an die stunde, daz die selben mine süne, beide,·alse gesworn, vnd sich des selben verbunden hant, ane alle geuerde. Were es ouch, daz ich, mine Erben oder nachkomen, oder die minen, von denheinre stücke, vnd artickele wegen, so an
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disem briefe geschriben stant, denheinen Span, Stoße, oder mißehelle gewunnent, in welhen weg daz were, mit minen burgern, oder burgerin, vnd der Gemeinde zu Lare,s es were gemeine, oder besunder, oder sie widerumbe gegen mir, minen Erben, oder nachkomen, vnd mir dez zu beidensiten, under uns selben nit gerihten noch uzgetragen kundent, so sullent wir darumbe zu beidensiten daz reht, vor Meister vnd Rate zu Strazburg suchen vnd nemmen, vnd es also gantzliche uf sie komen, von dez oder der stücke wegen, darumbe danne zu male wir stößig werent, vnd waz vanne der merre tail dez Rates zu Strazburg, die danne sint, darumbe zu rehte sprechent, daz sullent wir zu beidensiten halten, vnd vollefüren ane alle widerrede, vnd ane alle geuerde. Vnd wande ich, der vorgent Heinrich von Geroltzecke, h’re zu Lare, mutwillekliche, vnd durch minen schinberen kuntlichen nutz vnd notdurfe vor Meister vnd Rate zu Strazburg, mit ufgehopter Hand Lipliche gesworn habe an den heiligen, vür mich, alle mine Erben vnd nachkomen, vnd mit nammen, vnd sunderliche, vür Heinriche vnd Walther von Geroltzecke mine süne, alles daz, das an disem briefe geschriben stat, unuerbröchenliche, unwiderrufekliche, vnd ewigklich, gentzliche, rehte, vnd stete, zu habende, vnd zu haltende, vnd da wider nit zu tunde, heimlich noch offenlich, noch schaffen getan werden, mit gerihte, noch ane gerihte, in denheinen weg ane alle geuerde, vnd ich mich ouch der selben dinge, allersament, vür mich, alle mine Erben, vnd nachkomen reht schuldig, vnd were gesetzet habe, vnd ouch setze mit disem briefe, vnd ouch die vorgenanten, mine burgere, vnd die Gemeinde zu Lare, mir darumbe gegeben, vnd bezalt hant, Sybenhundert pfunde strazburger pfenninge, die mir ouch von in worden vnd bezalt sint, vnd ouch in minen nutz gentzliche komen vnd bewendet sint, So habe ich min Ingesigel zu einem gantzen, vesten urkunde, aller der selben dinge an disen brief gehencket. Vnd habe gebeten die erbern, bescheiden, den Meister vnd den Rat der stat zu Strazburg, daz sie zu einem merren urkunde, vnd sicherheit, vnd mich dar selben dinge zu ubersagenbe, der selben irre stette Ingesigel zu dem minem Hant gehencket an disen brief. Des ouch wir Johans Schile der Meister, vnd der Rat von Strazburg, veriehent an disem briefe, wande ouch der vorgent Jungher Heinrich Von Geroltzecke h’re zu Lare, vor uns gsworn hat, alles dez zu haltende, daz von Ime da vorgeschriben stat, vnd darumbe so hant ouch wir, zu einem urkunde der selben dinge, unferre stette Ingesigel durch bete wilen dez vorgnnt Jungh'r Heinrichs
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von Geroltzecke, h’ren zu Lare vnd der burge’ vnd der Gemeinde der stette zu Lare, an disen brief gehencket, der wart gegeben an·dem ersten Dunrestdage, vor sant Johans Baptisten dage, In dem Jare So man zalte von Gotz geburte drützehenhundert Jare, Sybenzig vnd Syben Jare. Vnd sint dirre briefe zwene gliche, der eine bi dem vorgannt Jungherre Heinriche von Geroltzecke von Lare, vnd der ander bi den vorgenannten den Burgern, den Lüten vnd der Gemeinde der stat zu Lare blibent.
Erinnerung an ein denkwürdiges Geschehen - Der Lahrer Freiheitsbrief vom Jahre 1377 - Ein Pergament, das umjubelt, später aber heftig kritisiert wurde
Eine Zusammenstellung von Emil Ell - Der Altvater - 35. Jahrgang 1977 [Auszug aus den Nummern 1-3]
Artikel I
"Zum ersten, daß ich, meine Erben oder Nachkommen, als ob ich noch lebte, für der keinen meiner Bürger oder Bürgerinnen zu Lahr, weder die, die gegenwärtig, noch die, die später dort Bürger sein werden, belasten, nötigen, noch drängen werden, sie weder mit Baufronden noch auf irgend eine andere Weise bedrücken werde, als daß der Reichste meiner Bürger und Bürgerinnen zu Lahr mir alle Jahre am St. Martinstag geben muß 4 Pfund Straßburger Pfennige. Und nicht mehr. Und im Verhältnis dazu die anderen Bürger und Bürgerinnen, gemäß der Merkzahl, die der Rat zu Lahr oder mein Vogt daselbst alle Jahre auf ihren Eid erkennen, (und die bestimmt,) wieviel sie mir alle Jahre auch zu Sankt Martinstag unbedingt geben müssen."
Artikel II
"Die vorgenannten Bürger zu Lahr sollen auch die Stadt Lahr bewahren, worüber sie Rat einziehen sollen bei mir und meinen Erben und Nachkommen, als ob ich noch lebte, so viel als sie dünkt, daß es dann das Nützlichste sei."
Artikel III
"Meine Bürger zu Lahr sollen auch den Zoll zu Lahr haben, so, wie sie ihn schon früher zu Ihrem Nutzen gehabt haben, so lange als sie ihn wollen oder es ihnen dünkt, daß es ihnen förderlich sei."
Artikel IV
"Meine Bürger sollen alljährlich einen Rat in Lahr erwählen und einsetzen, der aus 12 ehrbaren Männern bestehen soll, und sie sollen sie nach der Wahl mir oder meinen Erben und Nachkommen bringen und sie mir oder ihnen nennen und sagen, wer sie sind. Und sollte es sein, daß mir oder meinen Erben und Nachkommen einer unter ihnen mißfiele, dann dürfen wir die Wahl und Einsetzung eines anderen an dessen anordnen."
Artikel V
"Und es soll derselbe Rat auch schwören bei den Heiligen, Recht zu sprechen dem Armen, gleichwie dem Reichen, niemand zu lieb und noch zu leid, so weit als sie es verstehen."
Artikel VI
"Ich habe auch den vorgenannten meinen Bürgern zu Lahr, allen, die jetzt dort sind und die hinfürder dahin ziehen werden und der Gemeinde daselbst, die Freundschaft erwiesen und ihnen die Rechte und Freiheit gegeben, daß sie höchste und größte Buße, die zu Lahr vor dem Gericht gefällt wird und von ihnen gefällt werden darf, nicht mehr sein soll als 3 Pfund Straßburger Pfennige. Ausgenommen sind Totschlag, Diebstahl, Falscheid und Notzucht. Diese vier Stücke soll man richten nach dem Rechten (nach den landesüblichen Rechten)."
Artikel VII
"Falls irgendeiner meiner Bürger oder Bürgerinnen zu Lahr, die dort seßhaft sind, mir pflichtgemäß etwas schuldig würde vor meinem Gericht zu Lahr, dann soll er es mir entgelten und geben in den nächsten 14 Tagen, weil es ihm zu geben geboten ist. Geschähe das nicht bis zu diesem Zeitpunkt, so soll ihn der Schultheiß (das ist der herrschaftliche Beamte) pfänden für diese Schuld und soviel Pfand dafür nehmen, als der Rat als angemessen dafür erkennt, daß er genug Pfand für die Schuld habe und nicht mehr."
Artikel VIII
"Ich, der vorgenannte Heinrich von Geroldseck, Herr zu Lahr, meine Erben und Nachkommen, niemand von unseretwegen, darf irgend einer meiner Bürger oder Bürgerinnen zu Lahr, weder die zur Zeit dort seßhaften, mit Fahnden, Eintürmen auch mit schaffen (Frondienst) belästigen auf keine Weise, unbedingt, ausgenommen der vier Stücke wegen, das ist wegen Diebstahl, Totschlag, Falscheid und Notzucht und nur deshalb, unbedingt."
Artikel IX
"Falls irgendeiner meiner Bürger oder Bürgerinnen zu Lahr, die jetzt dort seßhaft sind oder hernach dort seßhaft werden, von Lahr wegzöge und sich mir entfremdete, es sei dies durch Wegzug oder, daß er irgendwo anders Bürger würde, wie er dies auch mache, um sich mir zu entfremden, gegen die Eide, die sie darum geschworen haben, so darf ich den oder die, nachdem sie also wortbrüchig geworden sind, fahnden und eintürmen, und mir sein oder ihr Gut aneignen ohne die geringste Gefahr für mich, ganz so, wie sich mir das am allerbesten fügt, und es soll mir dies nicht von Schaden sein an meinem Eide noch an diesen Verbindlichkeiten."
Artikel X
"Falls einer unter ihnen den ändern lieblos tötet, was Gott verhüten möge, so soll derselbe, der das getan hat, Gut und Frieden behalten noch 6 Wochen und 2 Tage, damit er sich in der Zwischenzeit mit mir und meinen Erben oder Nachkommen darüber auseinersetzen könne. Doch soll sein Gut in dieser Zeit mir gesichert liegen bleiben."
Artikel XI
"Ich gebe und bestätige ihnen auch die Freiheit mit diesem Brief, daß keiner meiner Bürger oder Bürgerinnen, die zu Lahr seßhaft sind oder hernach seßhaft werden sollen, für meine Schulden hafte, noch Pfand sei, es sei denn, er habe es ehemals selbst mit Hand und Mund gelobt und versprochen. Und ich soll sie auch nicht nötigen, drängen noch zwingen, daß irgendeiner unter ihnen Bürge oder Schuldner werde für mich auf keinerlei Weise. Ich soll auch alle Jahre die 100 Pfund Straßburger Pfennige Geldes, die Rufelin Lumbart und sein Gemeinder auf meinem Ohmgeld zu Lahr haben und die 8 Pfund Geldes, die Wilhelm zum Ryet gegen mich zu fordern hat, so wie es ihre Briefe auf beiden Seiten sagen, bezahlen und entrichten am Sankt Martinstag, ohne daß ich meinen Lahrer Bürgern Kosten verursache oder sie schädige. Täte ich das nicht, so dürfen sie diese 100 Pfund und 8 Pfund Pfennige vor allen Dingen vorwegnehmen von meiner Steuer, die sie mir alle Jahre auf Sankt Martinstag geben und es damit ausrichten und bezahlen trotz meinem Widerstand."
Artikel XII
"Meine Bürger und Bürgerinnen zu Lahr sollen auch ganze Gewalt und Macht haben über alle Maße und Gewichte und über alle Gebote, wie es von altersher schon in Lahr Herkommen ist."
Artikel XIII
"Wenn sie aber jährlich einen Rat zu Lahr einsetzen und dem schwören, so soll mein Vogt und mein Schultheiß, die gerade zu Lahr dieses Amt innehaben, ihnen wiederum schwören, alle ihre Rechte fest zu halten und zu handeln, wie es dieser Brief sagt."
Artikel XIV
"Falls irgendeiner meiner Bürger oder Bürgerinnen, seßhaft zu Lahr, wegen irgendeiner meiner Schulden gefangen, angegriffen oder geschädigt würde, oder ihm das seine genommen würde, auf welche Weise das auch sei, so soll ich mein Bestes und Möglichstes dazu tun, daß sie ledig (frei) werden ohne Verzug, und ich soll mich, bei dem Eid, den ich geleistet habe, dem oder denen gehorsam unterwerfen, die meine Bürger also gefangen haben um meiner Schulden willen."
Artikel XV
"Falls, Gott möge es verhüten, ich, meine Erben oder Nachkommen, als ob ich noch lebte, gegen irgend einen der Stücke und Artikel, die hier sind, und noch in dieses Buch geschrieben werden, verstößt und sie nicht hielte, gegen welchen meiner Bürger oder Bürgerinnen dies auch geschehen möge, so sollen der oder die ihres Eides ledig sein, den sie mir geschworen haben, daß sie nicht von Lahr wegziehen sollen. Es dürfen der oder die dann danach ziehen und fahren mit ihrem Leib und Gut, wohin sie wollen, unbeachtet der Widerreden und Einwände meiner Erben und meiner Nachkommen. Und es soll auch dann dessen und deren Leib und Gut für mich, alle meine Erben und Nachkommen abgegolten sein. Dazu verpflichte ich mich mit diesem Brief mit meinem Eid, den ich mit meinem Namen und besonders darum geschworen habe bei allen Heiligen."
Artikel XVI
"Wenn meine Söhne Heinrich und Walter beide volljährig und 20 Jahre alt sein werden, oder einen von ihnen beiden 20 Jahre alt sein wird, wenn dann der derzeitige Rat von Lahr brieflich mit dem Insiegel der Stadt Lahr mich mahnt und mir dieser Brief zu Haus, zu Hof oder mir selber übergeben wird, dann müssen meine beiden Söhne, oder derjenige von ihnen, der 20 Jahre alt geworden ist, in dem nächsten Monat nach der Mahnung bei den Heiligen schwören, und sich für alle ihre Erben und Nachkommen verpflichten, alle Stück und alle Artikel und alles das, was in diesem Brief geschrieben steht, zu heben und zu halten und auszuführen, genau so, wie ich mich an diesen Brief gebunden und geschworen habe und wie es im Brief steht. Und ich stehe ein für meine Söhne bis zu der Stunde, wo sie beide also geschworen und sich selbst verbunden haben."
Artikel XVII
"Falls ich, meine Erben oder Nachkommen oder die Meinen wegen irgendeinem Stück oder Artikel des Briefes in irgend welche Spänne oder Mißhelligkeiten geriete mit meinen Bürgern oder Bürgerinnen oder der Gemeinde zu Lahr, sei es mit allen oder mit einem einzelnen, oder sie wiederum mit mir, meinen Erben oder Nachkommen, und falls wir dies beiderseits unter uns weder selbst schlichten noch austragen können, so müssen wir deshalb beide das Recht vor Meister und Rat zu Straßburg suchen und nehmen, und was dann die Mehrheit des Rates zu Straßburg, der darüber Recht spricht, beschließt, das müssen wir beide halten und ausführen ohne alle Widerrede und ganz bestimmt."
Artikel XVIII
"Und da ich, der vorgenannte Heinrich zu Geroldseck, Herr zu Lahr, freiwillig, und, scheinbar aus Eigennutz und in der Nothlage, vor dem Meister und Rath zu Straßburg mit aufgehobener Hand bei den Heiligen geschworen habe, für mich, alle meine Erben und Nachkommen und namentlich und im besonderen für Heinrich und Walter, meine Söhne, all das, was in diesem Brief geschrieben steht, unverbrüchlich, unwiderruflich und ewiglich, ganz fest und stets zu haben und zu halten, und weder heimlich noch öffentlich dagegen zu schaffen, sei es mit Gericht, oder ohne Gericht, auf keinerlei Weise, unbedingt und (da) ich mich für alle diese Dinge, für mich und alle meine Erben und Nachkommen, als recht, schuldig und wahr verbürgt habe und sie mit dieser Urkunde bekräftige und auch die vorgenannten meinen Bürger und die Gemeinde zu Lahr mir dafür geben und bezahlt haben 700 Pfund Straßburger Pfennige, die ich auch von ihnen bezahlt erhalten habe, und die auch gänzlich in meinen Nutzen gekommen und verwendet sind, so habe ich mein Insiegel zur ganzen, festen Beurkundung aller dieser Dinge angehängt, und den ehrbaren bescheidenen Meister und den Rat zu Straßburg gebeten, daß sie zur Bekräftigung der Urkunde und deren Sicherheit den Insiegel ihrer Stadt zu dem meiner Hand an diesen Brief hängen."
Artikel XIX
"Auch wir, Johannes Schile, der Meister und der Rat von Straßburg bestätigen diesen Brief, weil auch der vorgenannte Junker Heinrich von Geroldseck, Herr zu Lahr, vor uns geschworen hat, alles das zu halten, was von ihm da geschrieben steht. Und darum haben auch wir um dasselbe Ding zu beurkunden, auf beider Wunsch, unseren Stadt-Insiegel zu dem des vorgenannten Junker Heinrich von Geroldseck, Herr zu Lahr, und der Bürger und der Gemeinde der Stadt Lahr gehängt. Die Urkunde war gegeben am ersten Donnerstag am Sankt Johannis Baptisten Tag in dem Jahr, so man zählte von Gottes Geburt Dreizehnhundert Jahre, siebzig und sieben Jahre, und es bestehen zwei Briefe dieser Art. Der eine bleibt bei dem vorgenannten Junker Heinrich von Geroldseck zu Lahr und der andere bei den vorgenannten, den Bürgern, den Leuten und der Gemeinde der Stadt Lahr."
Wie eingangs erwähnt, wurde im Verlauf von Jahrhunderten der Freiheitsbrief immer wieder bestätigt. Sein Wortlaut blieb nahezu unverändert, es änderten sich nur die Herrschaften, wie wir jetzt sehen werden.
1428, Dienstag nach Ostern (6. April): Johann Graf von Mörß-Sarwerden, Herr von Lahr, an dessen "hussfrowen" nach dem Tod des Heinrich von Geroldseck die Herrschaft Lahr fiel, bestätigt der Stadt die Freiheiten nach "Innhalt irs briefs".
1443, Dienstag nach Trinitatis (18. Juni): Jakob Graf zu und von Mörß-Sarwerden gibt der Stadt einen Freiheitsbrief, der mit dem von 1377 fast wörtlich übereinstimmt. (Es fehlt die Bestimmung von dem Schiedsgericht der Stadt Straßburg, auch wird der Abzug von Personen gegen eine bestimmte Abgabe gestattet.)
1496, Donnerstag, Sankt Gregorius (1. März): Graf Johann III. von Mörß-Sarwerdern gibt der Stadt einen Freiheitsbrief, der mit dem von 1377 fast wörtlich übereinstimmt.
1515, Dienstag Vigil. Jakobi (24. Juli): Beatrix von Sarwerdern und ihr Bevollmächtigter Amtmann Ludwig Thürant bestätigen den Freiheitsbrief des Grafen Jakob von 1443 (im Wortlaut eingefügt, dabei die Bestimmung vom Straßburger Schiedsgericht aufgenommen) und bemerken, daß die Pflichten der Lahrer gegen sie mit dem Aufhören der Vormundschaft erlöschen.
1558, 27. Januar: Graf Johann von Nassau bestätigt den Lahrer Freiheitsbrief von 1443 (Wortlaut beigefügt).
1654, 15./25. August: Graf Johann von Nassau bestätigt die Lahrer Freiheiten von 1377 (Wortlaut beigefügt).
1659, 10. Oktober: Markgraf Friedrich von Baden bestätigt die Lahrer Freiheiten von 1377 und 1428.
1677, 10./20. August, Karlsburg (Durlach): Markgraf Friedrich von Baden bestätigt die Freiheiten von 1377 und 1428.
1710, 3. Februar, Karlsburg: Markgraf Karl von Baden bestätigt den Freiheitsbrief von 1377 und 1428.
Zwischenhinein ein Reichskammergerichtsmandat, das dem Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach bei Strafe von 10 Mark löthigen Goldes verbietet, gegen das Freiheitsprivileg der Lahrer ungewöhnliche und nicht schuldige Schätzungen zu erheben. Gegeben 1722, am 16. April, zu Wetzlar.
1726,19. Februar, Ottweyler: Graf Friedrich Ludwig von Nassau bestätigt der Stadt Lahr die Privilegien von 1377. Eine erneute Bestätigung des Freiheitsbriefes erfolgte am 9. Juli 1726.
1739, 9. Februar, Uesingen: Karl von Nassau bestätigt den Privilegienbrief von 1726 mit den Zusätzen: 1. daß er der Stadt gegen Zahlung von 5000 Gulden "keine weitere Leibeigenschaft aufbürden, noch das mindeste, so einen schein der Leibeigenschaft mit sich führt, ansinnen wolle", und 2. daß Rekurs nicht in dem in französischen Händen sich befindlichen Straßburg, sondern in Wien oder Wetzlar bei dem obersten Reichsgericht zu erheben sei.
1739, 18. Juni, Straßburg: Die Stadt Lahr erhält ihren im Jahre 1569 in Straßburg hinterlegten Freiheitsbrief vom Jahre 1377 und Schrift vom Jahr 1428 zurück.
Ein neuer und letzter Privilegienbrief
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts veränderte sich "die Welt" für Klosterherren und das Kleinfürstentum, und so geschah 1806, was geschehen mußte. Es war der 6. Juni, als Kurfürst Karl Friedrich (er wurde noch 1806 Großherzog) der Stadt einen neuen Privilegienbrief gab.
Natürlich versuchte Lahr zu retten, was zu retten war. Vor allem erstrebten sie Steuer-, Militär- und Zollfreiheit. Da aber Baden durch völkerrechtlichen Titel und durch Reichsgenehmigung die Herrschaft Lahr als Entschädigung empfing und dieselbe nicht erbte, war es auch an die Erbbedingungen nicht gebunden. Der neue Herr hatte also frei Hand in allen Fragen der Militär- und Zivilversorgung.
Markgraf Karl Friedrich lehnte daher die Lahrer Forderungen ab, gab aber der Stadt am 6. Juni 1806 einen Freiheitsbrief mit folgenden Punkten:
1. Durfte Lahr sein seitheriges Steuersystem beibehalten.
2. Die Bürger und deren Söhne, nicht aber die Hintersaßen (spätere Ansiedler mit keinen oder nur geringen Rechten an der Allmende), waren, abgesehen von Notzeiten, frei von persönlicher Leistung der Kriegsdienste.
3. Die Stadt behielt den Pfund- und Wegzoll.
4. Die Bürger durften ihre Stadträte, zwölf an der Zahl, aber auf Lebenszeit wählen, und der Stadtrat konnte zwei aus ihrer Mitte zu Bürgermeistern bestimmen.
5. Die Stadt behielt weitgehende bürgerliche Gerichtsbarkeit.
6. Sie erhielt auch großen Anteil an Strafen und manche sogar ganz.
7. Der Stadtrat behielt die Polizeigewalt im Stadtbann.
Das Ende der "Freiheiten"
Im Kurfürstentum und im nachfolgenden Großherzogtum erwiesen sich die Sonderstellungen einzelner Städte als unhaltbar. Und so mußte Lahr am 26. November 1809 vernehmen, daß auch die Vergünstigungen des Freiheitsbriefes von 1806 aufgehoben und daß fürder allein die Gesetze des Großherzogtums rechtliche Gültigkeit besitzen. Der Feiheitsbrief war zur geschichtlichen Rarität geworden.
