Unser Vorsitzender Professor Dr. Otto Kähni 70 Jahre


Unser Vorsitzender Professor Dr. Otto Kähni 70 JahreWer möchte es glauben, daß unser Vereins-Vorsitzender am 15. Februar 1970 schon 7 Jahrzehnte vollendet hat, da er ja heute noch so vital ist wie eh und je? Da ist es an der Zeit, ein Lebensbild von ihm zu geben. Als Sohn eines Volksschullehrers am 15. Februar 1900 in Heiligkreuzsteinach Landkreis Heidelberg geboren, verbrachte er seine Kindheit an verschiedenen Orten des badischen Landes und machte 1919 sein Abitur am humanistischen Gymnasium in Offenburg. Danach Universitätsstudium in Freiburg und Heidelberg mit den Fächern Geschichte, Französisch und Latein. Am 30.10.1923 promovierte er zum Dr. phil. mit der Dissertation "Verfassung und Verwaltung des ritterschaftlichen Dorfes Hofweier", wo damals seine Eltern wohnten. Er schloß seine Studien ab mit der Staatsprüfung für das Höhere Lehramt im Frühjahr 1924. Den Hauptteil seiner Assessorenzeit verbrachte er in Rastatt, zuerst an der dortigen Oberrealschule, anschließend am Ludwig-Wilhelm-Gymnasium. 1936 kam er nach Offenburg, wurde 1937 planmäßig, arbeitete von 1938 bis zur Pensionierung 1964 am Grimmelshausen-Gymnasium. Dort wurde er 1951 Oberstudienrat und 1959 Gymnasialprofessor. Von 1939 bis 1964 prüfte er im Abitur Geschichte und Französisch.

Eingedenk der Tatsache, daß Geschichte vergangene Gegenwart und die Gegenwart abrollende Geschichte ist, war Kähni von Anfang an weltaufgeschlossen und vertiefte sich in die Erscheinungen und Veränderungen unseres Zeitalters. Aktiv arbeitete er daher mit im öffentlichen Leben. Schließlich berief ihn das Vertrauen seiner Mitbürger 1959 in den Offenburger Stadtrat (CDU), dem er bis jetzt angehört. Ebenso anhänglich ist er an Hofweier, wo er auch seine liebe Frau kennenlernte. Diese Gemeinde ehrte ihn anläßlich seines 60. Geburtstages durch die Ernennung zum Ehrenbürger.

Schon mit 22 Jahren schloß er sich dem damals noch jungen Historischen Verein für Mittelbaden an, dem in der Zukunft ein großer Teil seiner Freizeit gehören sollte, und wurde 1937 dessen stellvertretender Schriftführer. Im selben Jahr wurde er Bezirkspfleger für Ur- und Frühgeschichte und für Archivwesen sowie seit 1933 ehrenamtlicher Kustos des Offenburger Stadtarchivs und der vorhandenen Sammlungen. Über seine Bemühungen um das Museum siehe den Aufsatz "Das Ritterhausmuseum der Stadt Offenburg" in diesem Band, 1953 / 1955 ordnete und inventarisierte er das freiherrlich von Neveusche Familienarchiv in Durbach. Zur Zeit ist er mit der Inventarisierung des Stadtarchivs und des Hospitalarchivs Offenburg beschäftigt.

Seine Forschungen fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Veröffentlichungen. Nennen wir hier zunächst die Einzeldrucke:

1937: Aus der Geschichte des ritterschaftlichen Dorfes Hofweier

1946: Offenburg und die Ortenau

1947: Offenburg und die demokratische Volksbewegung

1951: Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt

1960: Festschrift zum 300jährigen Jubiläum des Grimmelshausen-Gymnasiums Offenburg

1963: 200 Jahre katholische Pfarrkirche Hofweier

1964: Landschaft und Geschichte der Ortenau, in Bildband "Die Ortenau" Beiträge zur Wirtschafts- und Kulturchronik des Kreises Offenburg

1969: Der Ortenauer Weinbau und das St.-Andreas-Weingut der Stadt Offenburg Geschichte der Offenburger Dreifaltigkeitspfarrei (Manuskript)

Einen erheblichen und wesentlichen Teil seiner Arbeiten bewahrt "Die Ortenau" auf, in Band

1924: Die Abtei St. Peter als Leibherr in der Herrschaft Triberg

1931: Aus der Geschichte des Dorfes Niederschopfheim

1934: Die Burgen und Schlösser in Renchen, Sasbach, Hofweier, Niederschopfheim, Berghaupten

1939: Das Schicksal Offenburgs im Pfälzischen Erbfolgekrieg

1940: Die Niederschopfheimer Zunft
1940: Die Auflösung des Oflenburger Kapuzinerklosters
1940: Georg Ehret, Leben und Wirken eines heimattreuen Deutschamerikaners

1941: Der Kinzigdorfer Freihof
1941: Das "dreyherrische Schutterwald"

1949: Die Beziehungen zwischen der Reichsstadt Offenburg und der Landvogtei Ortenau im 16. und 17. Jahrhundert

1950: Reformation und Gegenreformation in der Reichsstadt Oflenburg und in der Landvogtei Ortenau

1951: Verbrechen und Strafen des 17. Jahrhunderts in der Reichsstadt Offenburg

1954: Neues über den Kupferstecher F. Gabriel Fiesinger

1956: Zum 100jährigen Bestehen des freiherrlich zu Frankensteinschen Marienhofes in Hofweier
1956: Die Freiherren von Neveu und deren Familienarchiv in Durbach-Hespengrund

1957: Der Ortenberger Schloßherr Gabriel Leonhard von Berckholtz und die Malerin Alexandra von Berckholtz

1958: Die Funde im Turmknauf der Pfarrkirche "Heilig Kreuz" in Offenburg

1959: Zur Geschichte Diersburgs

1960: Die Ortenau als historische Landschaft

1962: Die Weilermühle in Durbach

1964: Die Reichsschultheißen von Offenburg 1645 - 1803

1965: Bearbeitung und Herausgabe des historisch-topogralischen Wörterbuchs "Die Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg"

1966: Das Kloster unserer Lieben Frau in Offenburg und dessen Lehr- und Erziehungsinstitut

1967: Offenburgs Stadtoberhäupter seit 1803

1968: Die Offenburger Bürgerwehr

1969: Geschichte der Offenburger Judengemeinde

1970: Das Ritterhausmuseum der Stadt Offenburg

In anderen Zeitschriften und Büchern stehen folgende Aufsätze Kähnis:

1942: Straßburg und die Ortenau, in Mein Heimatland

1950: Ist Offenburg eine Zähringer Gründung? im Alemannischen Jahrbuch

1959: Marie Ellenrieder in der Ortenau, im Ekkhart-Jahrbuch der Badischen Heimat

1964: Der Offenburger Stadtdichter Carl Gütle, ebenda

1965: Die Reichsstädte der Ortenau, in den Eßlinger Studien

1967: Die Landvogtei Ortenau, in Vorderösterreich, eine geschichtliche Landeskunde

Zuweilen gab es auch Änlässe im städtischen Leben, wo Kähni zur Feder griff, um im Offenburger Tageblatt die Bürger rasch zu informieren:

1955: Wiedererstandene Barockkunst in "Heilig Kreuz"

1964:
30. Okt.: Zum 100jährigen Bestehen der evangelischen Stadtkirche in Offenburg
21. Nov.: Aus der Geschichte des Offenburger Vinzentiushauses
27. Nov.: 125 Jahre Bezirkssparkasse Offenburg
12. Dez.: Zum 75. Todestag des Chorerziehers und Komponisten Carl Isenmann

1965:
29. Dez.: Aus der Geschichte der Offenburger Prädikatur

1966, 24. Aug.: Das Offenburger Ritterhaus

1967:
14. Jan.: Der Stadthof der freiherrlichen Familie von Neveu in Offenburg
9. Mai: Offenburg eine Stadt des Weines

1969:
31. Okt.: Die Offenburger Friedhöfe

Diese umfangreiche Liste offenbart mehr, als es viele Worte tun könnten, die große Arbeitskraft des Jubilars. Nur wer selbst in der historischen Arbeit Erfahrungen gesammelt hat, kann ermessen, was für eine Unsumme von Bemühungen und schöpferischer Geisteskraft in diesen vielen Veröffentlichungen steckt. Dadurch wurde er einer der bekanntesten Publizisten. Es kam also nicht von ungefähr, daß ihn der Historische Verein von Mittelbaden 1949 zum ersten Vorsitzenden wählte. Er ist es dankenswerterweise noch heure. Die Teilnehmer der Veranstaltungen des Vereins wissen noch besonders zu schätzen, wie er sich in den Vorbereitungen dazu, besonders der mehrtägigen Studienfahrten, verdient gemacht hat. Mit zielsicherer Hand steuerte er das Schifflein des Vereins durch die letzten 20 Jahre; er wird auch weiterhin unser guter Steuermann sein. Dafür gebührt ihm unser ganz herzlicher Dank! Möge ihm der Herrgott die Kraft erhalten, in den Mitbürgern das Heimatbewußtsein zu vertiefen, seine Forschungen zu weiteren Veröffentlichungen reifen zu lassen, wie bisher den Kontakt mit der gesunderhaltenden Natur nicht zu verlieren und ein lieber Gatte und Vater zu bleiben. Dies wünscht der Historische Verein für Mittelbaden dem Jubilar noch für viele Jahre.

Dr. Karlleopold Hitzfeld


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