Hubert Kewitz - Beiträge zur Geschichte Ettenheims und des Südbezirks


(11. Januar 1930, Bad Salzuflen - 31. Dezember 1999, Ringsheim) - Wissenschaftler, Autor und fachkundiger Ratgeber

hubert kewitzZum Tod des Historikers und Heimatforschers Hubert Kewitz aus Ringsheim / Er verfasste 125 Publikationen

Ringsheim. Am letzten Tag des vergangenen Jahres verstarb völlig unerwartet der Historiker und Heimatforscher Hubert Kewitz aus Ringsheim. Er war von allen, die an der Geschichte unserer Heimat interessiert sind, als Wissenschaftler, Autor und fachkundiger Ratgeber hoch geschätzt.

Kewitz starb wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag, den er am 11. Januar hätte feiern können, und noch bevor die Verleihung des Heimatpreises des Ortenaukreises als eine besondere und in hohem Maße verdiente Ehrung beantragt werden konnte. Der Tod von Hubert Kewitz ist für die Geschichtsschreibung der südlichen Ortenau ein unersetzlicher Verlust. Er war ein Wissenschaftler, der durch ein abgeschlossenes Studium der Geschichte, der Germanistik und der alten Sprachen über ein umfassendes Fachwissen verfügte, das er voll und ganz zur Erforschung der Geschichte der südlichen Ortenau einbrachte.

Rund dreißig Jahre lang widmete er sich heimatgeschichtlichen Themen. Die ersten Arbeiten galten seinem Wohnort Ringsheim, wo seine Frau bis zu ihrem frühen Tod als Lehrerin tätig war, während er selbst in dieser Zeit beim Verlag Herder in Freiburg als Lektor arbeitete. 1968 schrieb er über die Ringsheimer Namen um 1330, über den Bau der Pfarrkirche in Ringsheim 1969, dann folgte 1970 eine kleine Geschichte Ringsheims nach.

125 Aufsätze umfasst die Liste seiner Publikationen. Mit der Übertragung des Dörlinbacher Weistums zu den Rechten der Klosterorte aus dem Mittelhochdeutschen näherte sich der geschulte Germanist der Geschichte Ettenheimmünsters und Ettenheims. Sein Lateinstudium ermöglichte ihm die Übersetzung des 1226 für Ettenheimmünster ausgestellten Schutzbriefes von Papst Honorius III. In der Grenzbeschreibung von "926" streifte er die Ettenheimer Frühgeschichte. Mehrere kritische Arbeiten beschäftigen sich mit dem heiligen Landelin.

Ein wichtiges Thema war für Kewitz unter anderem die Erforschung der Stadtwerdung Ettenheims. Ebenso befasste er sich mit der Geschichte der Juden in Ettenheim und in der Ortenau. Auch die Geschichte der Kirche in Rust, in Altdorf und vor allem der Kirche St. Bartholomäus stellte er dar. Immer deutlicher und spezieller wurde im Verlaufe seiner historischen Arbeit sein Interesse auf die Geschichte der Stadt Ettenheim gelenkt. Es sind jetzt etwa zwanzig Jahre her, dass er in dem grundlegenden Aufsatz über "Ettenheim vor und nach der Stadtwerdung" in der "Ortenau", der Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden, feststellte, dass es keinen Mangel an Arbeiten zu Einzelfragen der Geschichte Ettenheims gebe, aber bis jetzt keine aus den Quellen gearbeitete Geschichte der Stadt Ettenheim veröffentlicht worden sei. Zwar habe Ettenheim in Johann Baptist von Weiß (1820 - 1899) einen namhaften Historiker hervorgebracht, aber noch kein Historiker eine gute Geschichte Ettenheims. Diese Lücke zu schließen, war schließlich das große Ziel von Hubert Kewitz.

Die Erforschung der Geschichte des einst zur Diözese Straßburg gehörenden Städtchens wurde sein ganz persönliches Anliegen, dem er sich liebevoll und mit großer Hingabe widmete. Um dies zu erreichen, arbeitete er nahezu dreißig Jahre lang intensiv in Pfarr- und Stadtarchiven, spürte unermüdlich und mit Akribie im Generallandesarchiv in Karlsruhe Ettenheim betreffende Dokumente auf und machte die Erkenntnisse seines Quellenstudiums in der "Ortenau", im Geroldsecker Land oder in der Tagespresse der Öffentlichkeit zugänglich.

Sein großes Lebenswerk, seine "Geschichte der Stadt Ettenheim" konnte er nicht mehr vollenden. Dem unermüdlichen Forschergeist dieses außergewöhnlichen Historikers würde man gerecht werden, wenn wenigstens die vorhandenen Manuskripte zur Stadtgeschichte posthum zur Veröffentlichung kommen können.

Bernhard Uttenweiler - Vorsitzender des Historischen Vereins Ettenheim - Ettenheimer Heimatbote, 5.1.2000

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