D' Sunnefinschternis

am 19. Auguscht 1887 - Von Alfred Siefertsonnenfinsternis

(Geroldsecker Land - Jahrbuch für den Landkreis Lahr (Heft 1 - 1958/59), Seite 138)

"D' Sunnefinschternis geht eigetlig Rußland nix an," so het d'r russisch Finanzminischter v. Wyschnegradsky - g'sait, unn eigetlig het er recht. D'r Mensch soll im liäwe Herrgott nit in d'Karte luäge, unn daß d'r liäb Herrgott Kaarte spiele kann, muäß wohr sinn, sunscht hätt' seller Pfarrer nit bättet: "Großer Gott, der Du den Herzkönig in der Hand hast," er het welle sage: "Großer Gott, der Du die Herzen der Könige in der Hand hast." Wiä i am Frittag morige uffg'wacht bin, do isch's mer's juscht nit um's Kritisiäre g'sinn, i hab so z'sage-n-an gar nix denkt, do uff einmol frogt mi mien Frau: "Du, Krischan, isch's schunn finschter druß?" I hab glaubt, mich trifft d'r Schlag bi dere Froog, denn an d' Sunnefinschternis haw-i nit glich denkt. "Waß," haw-i g'sait, "ob's finschter isch? Frau, i glaub, dir rappelt's, wiä kann's denn finschter wäre, jetz, am halwer viäri am Morige!" Do sait si: "Ja waisch denn nit, daß hit Sunnefinschternis isch?" I hab dodruff g'sait: "Do merkt mer nix dervun, 's isch jo ganz heiter druß." Na, g'freut het's mi doch, daß mi mien Frau druff uffmerksam g'macht het, denn, haw-i denkt, dißmol geht's d'r doch nit wiä bi seilere Mondfinschternis, wu i z'nacht min Buä an's Fenschter g'schickt hab um z'luäge, was z'sehne sei. Der het awer in sim Schlof anstatt 's Fenschter 's Kännschterli uffg'macht unn het de Kopf nieg'streckt, unn wiä-i-ne g'frogt hab: "Na, siehsch ebbis?" no het er mer zur Antwort genn: "Nai, Vatter, s' isch finschter unn s' riächt noch Läwerwürscht." Dorum haw-i denkt, dißmol luäg i selwer. Min Buä muäß uffg'wacht sinn, wu i mi anzöge hab, unn muäß g'hört hann, wiä i mit mienere Frau üwer d' Sunnefinschternis g'schwätzt hab, denn uff einmol het er uß d'r Näwetsstubb rüwerg'ruäfe : "Vatter, derf i mit in d'Sunnefinschternis?" Na, haw-i denkt, so ebbs isch lehrrich für ä Kind, unn hab em drumm g'sait: "Jo, de derf seh, ziäg di hurtig an, unn wenn de fertig bisch, no gehsch numm zuäm Schakobunkel unn saisch em, er soll mit ich, er soll sich awer dummle, 's thät pressiäre; d'Muäter richt't d'rwilscht de Kaffee, 's isch denn au nit lang gange do isch d'r Schakob komme, mer henn g'schwind de Kaffee trunke unn henn ich derno uffg'macht noch em Schutterlindebärig. Dert drowe hemmer ich uff ä Bänkli g'setzt unn henn nüwerg'luägt uff diä herrlige Vogese, wu mer nit g'sehne henn, wil's z'trüäb isch g'sinn. Mim Buä isch allewil 's fort Bosse im Kopf g'steckt unn het in eim fürt üwer Schüttere nüwer Kehl zuä g'luägt unn mir d'Ohre voll g'schwätzt: "Vatter, dert steht ä Kanon" odder "Vatter, wenn wurd g'schosse?" bis i em g'sait hab: "Löß mi jetz' umkeit mit dim dumme Gebabbel, paß liäwer uff, ob's finschter wurd!" Wiä geht's nit, wenn m'r uff ebbs waarte muäß, 's gitt eins 's ander unn mer wurd gar nit fertig mit verzehle. Mer henn gar nimmi an d'Sunnefinschternis denkt unn henn au nit uff miene Buä meh g'hört, der in eim fürt g'sait het: "Vatter, i glaub, 's wurd finschter." Do uff einmol sehn mir ä Zug vunn Dinglinge Friäsene zuädampfe. D'r Schakob gitt m'r ä Knupper, daß i fascht vum Bänkli rabkeit bin, unn sait: "Du, Krischan, i glaub schiär, deß isch d'r Sechsizug landab." Ich luäg uff d'Uhr unn richtig, er het recht g'het, 's isch grad ä Viärtel uff Siweni g'sinn. "Ja unn d'Sunnefinschternis",riäf i ganz usser mer. "Diä isch am halwer Sechsi fertig g'sinn", sait der Schakob. "So hemmer's mit unserm Gebabbel, awer mer het au gar nit g'merkt, wiä's finschter wurd", sag i dodruff. Mer henn schnell nuch ä Blick in's Schuttertal g'worfe, henn awer allewil nuch kein Sunn g'sehn, denn 's het ä grusige Newel g'het unn d'r Himmel isch bedeckt g'sin unn derno simmer wiä 's Dunderwetter 's Schuttergäßli nabg'faiohlt. Notebeni, wu i heimkomme bin, isch min Frau mit em Kleinschte am Fenschter g'stande in ihrer ganze Liäbligkeit, wiä zwei Engel, unn do haw-i so bi mer denkt: "Mag sich au d'Sunn verfinschtere, wenn i euch zwei in d'Auge luäg, no haw-i de Himmel schunn uff Erde unn in mim Herz wurd's lichter Tag."

Kleis, Georg: (Geroldsecker Land, Heft 32 - 1990) Seite 158-159

Im Schnitzgradde

Wann dr Wind im Auguscht d'erschdi Biirle vum große Biirebaum gschüttlt het, oder wann sie au no vun sälwer rabkeit sin, ohne daß ä kleins Lüftl gange isch, nomaus isch für miini Muäder Zit gsie, zuäm Biireschnitz dörre. Mit ämä wiidene Bojekorb isch sie in dr Garde gange unn het under dam Biirebaum alli Biirle, wu nit verbätscht sin gsie, ufghebt. Im Hof no, imä Sandschdein-Brunnedroo, het sie sie suufer gwäscht - in dam Garde sin jo au d'Hiähner umänandergloffe unn hän ihre Guzle verzoddlt! D'ganzi Biirle, wu ke Fähler ghet hän, sin uff hölzerne Dörrbrätter in dr Sunn gedrigglt wore, d'andri het sie verschnitzt unn au uff Dörrbrätter im Bachofe gedörrt.

Am Morje no, wann d'erschdi Sunneschdrale hindrem Schüredach fürkumme sin, hab ich als diä Dörrbrätter mit däne ganze Biirle uff d'Schiddlbii an dr Kuchekammer gleit. D'andri het d'Muäder jedesmol no'em Brotbache in dr Bachofe gschowe, unn ball sin us däne saftje, siäße Biireschnitz wohlschmeckendi Läckerbisse wore. Mit sälle ganze, in dr Sunn gedrigglde isch's'ä paar Woche länger gange, bis sie ferdi sin gsie. Ädäimol het d'Muäder - wann Räjewädder isch gsie - sälli au im Bachofe vollends gedörrt. Ab unn zuä hawi als von däne ganze Biirle eins gschdiwitzt, und d'andri wieder schön verdaut, daß'es d'Muäder nit het solle merke. So hän mir au Gwätschle gedörrt. Im Garde sin zween Dorngwätschlebäim gschdande, unn wann diä Dorngwätschle vom Schdiel här so nuudli sin gsie, hänn mer sie grad wiä d'Biireschnitz gedörrt.
Uff dr Bühn isch inzwische dr Schnitzgradde kontrolliärt wore, eb d'Seiler noch schdabil sin unn eb nit doch ämol ä Muus niikumme isch. No sin diä Biireschnitz. Gwätschle, ädäimol au Epflschnitz, schön verpackt in liinene Säckle, in däne Schnitzgradde kumme. Im Winder no, wänn's dr Wiihnachde zuägange isch, het mini Muäder als no'em Brotbache noch ä Biirewecke in dr Bachofe gschowe; dar hat nit so lang gebracht wiä's Brot. Vom Brot s'Gneisele unn vom Biirewecke dr Anwänder, sälli zwei Sache hawi als am liäbschde gässe.
Wann i als dr Muäder d'Holzkischt in dr Kuch näwenem Härd mit Schittle gfüllt unn dusse, in dr Bachschdubb - zuäm Brotbache - Bachbängl unn Duwakschdumbe ufgschdablt hab ghet, het sie mer als ä Hampfl Schnitz unn Gwätschle gän. Schoklad oder Orasche het's jo nur an dr Wiihnachde, Ooschdre oder amä Geburtsdaa gän; in sällre Zit het ä Dafl Schoklad noch 30 Pfänni unn ä Liter Milch 20 Pfänni koscht. In somä Schnitzgradde hän d'Litt awer au andri Sache als Schnitz ufghebt. So zuäm Beischbiel ä aldi Jumfer. Diä het alli Liäwesbriäf, wu sie von ihre Verehrer bekumme het, mit rode Bändele zämmegebunde unn under dr Schnitz verschdeckt - Briäf genuä, awer ke Mann!
Oder unsri Nochbri, diä het als dr Gäldschdrumpf under dr Schnitz verschdegglt. Des isch so ä gizjer Drache gsie. Nit ämol ä rächdi Kutt het sie sich gleischt. Von ihrem Großvadder het sie als d'Holzschuäh angezoje. Diä isch so käb gsie, sie isch niä zuäm Dorf nuskumme, niä uff Lohr oder Schdroßburg. Alles Gäld het sie im Schnitzgradde ufghebt. Des het awer niâmes gwißt, bis sie wieder ämol s'Häizlgäld zuäm andre het welle diän. Wu sie däne Deckl glupft het, isch sie ball ohnmächdi wore, sie isch blaß gsie, wiä's Kätzl am Buch. Diä Gäldschiin sin nur noch so kleine Fätzle gsie, unn in dam weiche, warme Muusnäscht hänn ä paar kleini, ganz bluddi Miisle gschlofe.
Vor Wuät het sie no gebriält, dasses d'Litt uff dr Schdroß ghört hän: "Jetzt isch alles biim Deihänker!"
Brucker, Dr. Philipp: Wie der Schlosser Elsenheimer sein Weib überlistete - Ein Beitrag zu "In einem Alt-Lahrer Biergarten" [Erzählung] (Der Altvater, 25.10.1952)

Wie der Schlosser Elsenheimer sein Weib überlistete

kuhhandelIn dem köstlichen Artikel ("Altvater" vom 11. September), der nicht nur das Leben in einem Alt-Lahrer Biergarten schilderte, sondern auch von manchem alten Lahrer Handwerksmann zu berichten wußte, stellte der Verfasser mit leisem Bedauern fest, daß über den Schlosser Eisenheimer niemand zu berichten wußte. Dies Bedauern kann beseitigt werden. Hier ist eine der vielen verbürgten Geschichten, die den Schlosser Elsenheimer "wie er leibte und lebte" auch demjenigen zeigt, der ihn nicht mehr persönlich erleben durfte.

Als guter, alter Lahrer pflegte der Schlosser Elsenheimer nach getaner Arbeit seine Schritte in den "Rappen" zu lenken. Dort traf sich eine jener gemütlichen Stammtischrunden, die nicht nur die kommunale Politik zu glossieren wußten, sondern auch in ihrer urwüchsigen Fröhlichkeit so anregend waren, daß ihre Mitglieder kaum mehr den Weg nach Hause einzuschlagen gewillt waren. Frau Elsenheimer war daher nicht die einzige Lahrerin, die ihrem Mann beständig in den Ohren lag, sobald er seine Mütze überstreifte und mit der Hand die Türklinke suchte. Herr Elsenheimer scherte sich wenig darum.

Eines Abends aber ging ihm das Lamento seiner Frau über die berühmte Hutschnur. Schon im Begriffe, die Tür zu öffnen, drehte er sich wieder seiner besseren Hälfte zu, nahm die Mütze ab und sagte: "Guet, wenn d' nit wit, daß i in dr Rappe geh, drno bliwi halt do!" Sprach's, setzte sich an den Tisch und sah seine Frau herausfordernd an. Frau Elsenheimer, am änderen Tischende sitzend, suchte vergeblich nach Worten. Und Elsenheimer schwieg beharrlich.

"Schwätz doch ebbis!" brummte die Frau nach einer Weile und setzte hinzu: "Im Rappe kannsch doch au schwätze!"

"Sag doch Du ebbs, Du schwätzesch jo immr" gab er zurück und faltete die Hände. Dann schwiegen beide wieder.

Als das Schweigen den Raum immer drohender zu füllen drohte, stand Elsenheimer plötzlich auf und machte seiner überraschten Frau den Vorschlag, ein kleines, nettes Spielchen zu spielen. Er sei in diesem Spielchen ein Metzger, sie aber eine Bäuerin. Nach diesen wenigen Erklärungen verließ er das Zimmer, um gleich darauf an die Stubentüre zu klopfen. Auf das "Herein!" seiner Frau trat er ein, wünschte einen guten Abend und nahm am Tisch Platz. Nach einigen belanglosen Worten über das Wetter und den Stand der Ernte im allgemeinen schnitt er sofort das Problem im besonderen an.

"Bieri", sagte er und sah dabei auf seine goldene Taschenuhr, "ich hab ghört, Ihr hätte ä scnons Kalb zum vrkaufe Wellen'r 's mir nit gän?"

"Ha, i däts undr Umschdände schu gän", gab die Frau, der das Spiel zu gefallen begann, zurück. "Was bieten'r denn?"

"Was däten'r verlange?" frug er geschäftstüchtig zurück, und sie - die keine Ahnung vom Wert eines Kalbes hatte - gab schlagfertig zu bedenken, daß sie das Kalb für 80 Mark verkaufen wolle.

"Des isch z'vil. Unbedingt z'vil!" schrie er aufgebracht und bestand sofort auf 50 Mark.

50 Mark wollte sie wiederum nicht akzeptieren. Er gab fünf Mark nach, aber 55 Mark erschienen ihr als ein Schundpreis.

"Guet!" rief er nach einem längeren Wortgefecht, "i nimm des Kälbli fir 60 Mark!"

"Nix isch mit dem Handl, des hawi schön emol gsait!" polterte sie und hieb dabei mit der Faust auf den Tisch. "Wenn'r nit mindeschtens 70 Mark bezahle, drno bhalt ich des Kalb!"

Bei diesen ablehnenden Worten stand der "Metzger" Elsenheimer auf, streifte seine Mütze über den Kopf und sagte mit zitternder Stimme: "Also, wenn'r des Kälbli nit fir 60 Mark hergän, drno bhalten'r 's. Drno wurd nix us dem Handl, un fir mich isch diä Sach erledigt. Ä gueti Nacht!"

Sprach's, öffnete die Tür und marschierte schnurstracks in den "Rappen, wo ihn die Stammtischrunde stürmisch begrüßte.
Brucker, Dr. Philipp: Die Verhaftung von Ettenheim - Ein Bericht über den Herzog von Enghien (Der Altvater, 30.1.1954)

Die Verhaftung von Ettenheim

eghienDurch Zufall stieß ich beim Studium auf die "Erlebnisse eines sächsischen Landpredigers in den Kriegs jähren 1806 bis 1815" und war erstaunt, an einer Stelle auf einmal den Namen "Ettenheim" zu lesen. Der Verfasser dieser Erlebnisse war der Pfarrer Ludwig Wilhelm Gottlob Schlosser aus Thüringen, der im Jahre 1798 seine erste Pfarrstelle in dem kleinen Dorf Drakendorf in der Nähe von Jena bezog, um 1811 eine Pfarrei bei Leipzig zu erhalten. Mitten im Sog weltgeschichtlicher Ereignisse lebend, wurde der einfache Pfarrer Zeuge vieler geschichtlicher Stunden. Als unfreiwilliger "Zuschauer" der beiden großen Schlachten von Jena und Leipzig (14.10.1806 und 16.10.1813) geriet der Pfarrer in den Strudel dieser schicksalsschweren Tage, die der Bevölkerung jener Landstriche unsägliche Not und Bedrängnis brachten. In einer ungekünstelten und sehr anschaulichen Art schildert Pfarrer Schlosser seine Erlebnisse, die auch heute noch dem Leser ein plastisches Bild jener ereignisreichen Tage vermitteln. In diese Erlebnisse ist der Bericht über die Vorgänge in Ettenheim eingeflochten. Ueber die historischen Hintergründe dieser Ettenheimer Verhaftung wurde ja an dieser Stelle schon öfters berichtet, so daß im folgenden nur der Bericht Pfarrer Schlossers wiedergegeben werden soll.
Der Bericht des Pfarrers

"Eine angenehme Erheiterung gewährte mir in dieser traurigen Zeit der häufige, fast allwöchentliche Besuch des jungen Grafen von Soden, der damals in Jena studierte, ein Sohn des als Schriftsteller bekannten Grafen Julius von Soden aus Sassenfurt bei Bamberg. Dieser junge Graf war der Schwager des badischen Oberforstmeisters in Ettenheim, von wo der ermordete Herzog von Enghien entführt wurde. Unter allen schrecklichen Nachrichten, die so lange schon fort und fort durch das erschrockene Europa erschollen, war die Ermordung Enghiens im Jahre 1803, dieses durch große Gaben und liebenswürdige Eigenschaften ausgezeichneten, schönen, erst 31 Jahre alten Fürsten eine der schrecklichsten, und es war daher sehr erwünscht, Näheres darüber zu vernehmen. Der Herzog, sehr befreundet mit dem badischen Oberforstmeister, bewohnte mit ihm dasselbe Schloß, lebte sehr einsam und beschäftigte sich nur mit Jagd, Blumenzucht und dem Briefwechsel mit seiner Geliebten, einer Prinzessin von Rohan. Eines Tages, da sie sehr ermüdet von der Jagd zurückgekommen waren, miteinander gespeist und sich dann in ihre Zimmer zurückgezogen hatten, kam der Oberforstmeister hastig und ängstlich zurück und bat den Herzog, der schon im Schlafrock war, sich nicht auszuziehen, denn es scheine sich etwas zu begeben. Sie sahen zum Fenster hinaus, vernahmen ein dumpfes Geräusch und bemerkten auch, als sich die Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, etwas wie Menschen, die sich bewegten. Es verschwanden bald aber alle Zweifel, denn die geschlossenen Tore und Türen wurden eingeschlagen, herein drangen französische Dragoner, suchte" und fanden den Herzog, der sich hatte verbergen wollen, ergriffen ihn samt dem Oberforstmeister und eilten mit ihren Gefangenen über den Rhein nach Straßburg, wo es letzterem erst gelang, zu beweisen, daß er nicht vom Gefolge des Herzogs, sondern badischer Staatsdiener sei.

Soweit der Graf von Soden. Welchen blutigen Ausgang dieser Landfriedensbruch und Straßenräuberstreich genommen hat, ist bekannt Unglückseliges Deutschland, welche Entehrungen hast du seit Jahrhunderten erduldetl.

Dies ist der Bericht Pfarrer Schlossers über die Verhaftung in Ettenheim. Die Erlebnisse wurden abgedruckt in den "Wiesbadener Volksbüchern", Nr. 130, Jahrgang 1909.
Kleis, Georg: "ein brättig Huhn" - Wie der Meißenheimer Pfarrer zu Geld kam [mit Martin Frenk] (Der Altvater, 28.4.1990)

pfarrerWie der Meißenheimer Pfarrer zu Geld kam

Wie die Meißenheimer Pfarrer im 15. und 16. Jahrhundert ihr Einkommen sicherten - auch das steht in der "Chronicon Meißenheimense", aus der wir im heutigen Altvater vorläufig zum letzten Mal zitieren.

Die Pfarrei hatte als "Pfarrkompetenz" (Einkommen der Pfarrei) auf verschiedenen "Gütern" und "Matten" sowohl am Heu als auch an diversen Früchten den sogenannten Zehnten. Unter anderem steht in der Meißenheimer Chronik: "... auch von dem 'widumgut' steht dem Pfarrer die Gütt zu; es ruht aber darauf die Last, 'die gemeinen Dorfeber' zu halten."

Daß ein Gut, das den Pfarreien zustand, mit der Pflicht belastet war, den Dorfeber zu halten, ist keine Seltenheit. Natürlich verlieh der Pfarrer dieses "Gut", verbunden mit der Pflicht der Eberhaltung, an einen Bürger.

Zum Früchtezehnten gehörten in Meißenheim unter anderem "Kursen" (Kirschen), Pflaumen, "öppel" (Äpfel), "Buren" (Birnen), "Kutten" (Quitten) und anderes "obs" (Obst) mehr. Darüberhinaus kam dann noch der sogenannte kleine Zehnten hinzu. Hierzu mußte jeder Bürger jährlich ein "brättig Huhn" oder sechs Pfennig an die Pfarrei abliefern. Von zehn jungen Gänsen stand dem Pfarrer eine zu. Ein Bauer mußte für jedes junge Kalb einen Pfennig, für jedes junge "Lamp" (Lamm) und "Füllen" (Fohlen) jeweils zwei Pfennige abführen. Außerdem stand dem Meißenheimer Pfarrer pro zehn "Fährlin" (Ferkel), von einem Wurf zum anderen gerechnet, ein Tier als Zehnter zu.

Diese Abgaben waren jedoch nicht irgendwann zu berappen, sondern es war festgelegt, daß alle Zehnten am Sonntag nach Martini zu entrichten waren.