Zur Gründungsgeschichte der Pfarreien zwischen Oos und Rench - von K. Reinfried. FDA 1910, S. 89 ff.

1. Land und Leute.

Die Bevölkerung des Landstriches zwischen Oos und Rench (unteren Mortenau) gehörte zur Zeit, als das Christentum hier festen Boden faßte, teils dem fränkischen, teils dem alemannischen Volksstamme an, obwohl die Mortenau geographisch noch innerhalb der Grenzen von Alemannien lag. Es hatten sich nämlich seit der Besiegung der Alemannen durch den Frankenkönig Chlodwig im Jahre 495 viele fränkische Ansiedler, die vom Niederrhein kamen, in diesem Landstriche niedergelassen.

Die zahlreichen mit Tung ( - flache Erhöhung, Sandbank in einem sumpfigen Gelände) und Hurst ( - Horst, Wald, Gebüsch) zusammengesetzten Orts- und Gemarkungsnamen, die der Gegend zwischen Oos und Rench eigentümlich sind, weisen speziell auf eine Kolonisierung teils durch die ripuarischen Franken, teils durch Sachsen hin(1). Auch viele fränkische Personennamen begegnen uns in den mittelalterlichen Urkunden und Urbarien der unteren Ortenau, sowie fränkische Rechtsgewohnheiten und Rechtsaltertümer in den Weistümern und Dorfsprüchen unserer Gegend, worauf schon Mone hingewiesen hat.

Die mit Wal zusammengesetzten Ortsnamen, die besonders im Gebirge häufig vorkommen (Walhulme 1291 = Waldulm, Walhstege 1294 = Waldsteg, Sasbachwalhen 1387 = Sasbachwalden, Walmatten 1405 = Waldmatt, Walhesvelde 1405 = Waldsfeld, Walheshof 1368 (jetzt abgegangen), Walweg 1533 im Bühlertal) weisen auf die Ansässigkeit einer romanischen (wälschen) oder romanisierten Bevölkerung hin, welche nach der Eroberung des Zehntlandes durch die Alemannen auf ihrer Scholle sitzen blieb und auch die Zeit der Völkerwanderung überdauerte. - Ebenso stellen die hauptsächlich an den Vorhügeln des Gebirges oder in den Tälern liegenden "Weiler"-Orte (Otterswilre 1149, Croswilare 1150, Alswiller 1238, Newilre 1354) das Gebiet dar, in dem sich die von den Alemannen verdrängte gallorömische Bevölkerung zunächst festsetzte. Diese Landstriche waren indessen schon vor dem Jahre 1000 vollständig germanisiert.

Die "Heim"-Orte in der Rheinebene (Iffezheim, Sinzheim, Hügelsheim Scherzheim, Diersheim, Bischofsheim) bezeichnen in der Regel die älteste deutsche Besiedelung zur Zeit der Völkerwanderung durch die von Osten her in das Land eindringenden Alemannen(2).

Ob man bei dem Namen Vimbuch (Vintböhe 1154), Winden (bei Sinzheim) an Wenden denken darf, so daß diese Orte vielleicht von einer Kolonie kriegsgefangener Slaven gegründet wären, bleibe dahingestellt(3).

2. Einführung des Christentums.

Mit dem Beginn des siebenten Jahrhunderts predigten christliche Glaubensboten aus Irland und Schottland da und dort in unsern Gauen das Evangelium. Doch gewann in der nördlichen Ortenau das Christentum erst festen Bestand und allgemeinere Verbreitung durch die in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts daselbst gegründeten Klöster Honau und Arnulfsau-Schwarzach, ersteres eine iro-schottische, letzteres eine fränkische Stiftung(4).

Die Spuren der christianisierenden Tätigkeit der Honauischen Mönche lassen sich Verfolgen von der Kinzig bis zur Murg. Die Brigiden-Kirchen und -Kapellen zu Niederschopfheim, Urloffen, Diersheim, Sasbach, Weitenung und Iffezheim sind ohne Zweifel Honauische Gründungen. Ebenso dürfte die St. Jakobskirche zu Steinbach auf Honau zurückzuführen sein, denn hier war ebenfalls die Abtei Honau sehr früh begütert(5).

Die Pfarrkirchen zu Stollhofen, Scherzheim, Sinzheim und Vimbuch wurden vom Kloster Arnulfsau, seit 826 auf dem rechten Rheinufer lokalisiert und Schwarzach genannt, gegründet und waren Annexe der dortigen klösterlichen Fronhöfe(6)

Die Kirchen zu Ulm und Renchen dürften dem St. Fridolinskloster Säckingen ihre Gründung verdanken, welches daselbst begütert war und auch den Zehnt und das Patronatsrecht dieser Kirchen besaß(7).

Die Art und Weise, wie die meisten unserer Pfarrkirchen vom 8. bis 10. Jahrhundert entstanden sind, wird von Ildefons von Arx in seiner Geschichte des Stiftes St. Gallen (I, 164) auf Grund der urkundlichen Belege also geschildert: Ein Kloster oder ein reicher Gutsbesitzer baute bei seinem Meierhofe für seine Zinsleute und Leibeigenen eine Kirche in Form eines Block- oder Bretterhauses - bis in das 11. Jahrhundert waren alle unsere Landkirchen von Holz erbaut - und war dadurch Patronus oder Eigentumsherr der betreffenden Kirche(8).

Der Altar war in der älteren Zeit gewöhnlich von einem Baldachin (Ziborium) überdeckt. Auf seiner Mensa sollte nach einer noch von dem Konzil von Rheims 867 wiederholten Verordnung nichts gestellt werden als Schreine von Heiligenreliquien oder die vier Evangelien, und ein Gefäß mit dem Leib des Herrn, woraus den Kranken die Wegzehrung gespendet werden konnte(9). Auch in einer von der Ziboriumsdecke hängenden Pyxis (manchmal in der Form einer Taube) wurde das Sanktissimum aufbewahrt, seit dem 11. Jahrhundert zuweilen auch in einer verschlossenen Wandnische. Vor dem 13. Jahrhundert hatte das Kreuz am Altar keinen bestimmten Platz, bald ist es über dem Ziborium, bald daneben, bald vor demselben angebracht. Erst Innozenz III. gibt eine unzweideutige Anordnung, wonach das Kreuz auf dem Altare selber zwischen zwei Leuchter aufzustellen ist(10).

In der Mitte der Kirche standen Taufstein und Kanzel. Der Taufstein war in der Regel sehr umfangreich, so daß die Taufe durch vollständiges Untertauchen des Täuflings vollzogen werden konnte(11). Der eingefriedigte Platz um die Kirche - Kirchhof - diente als Begräbnisstätte(12). Baptisterium und Zömeterium waren die zwei hauptsächlichsten Merkmale einer Pfarrkirche. Einer solchen allein stand das Recht auf Spendung der Taufe und Beerdigung der zu dem Pfarrsprengel gehörigen Gläubigen zu. Klöstern waren diese beiden Rechte, wenigstens von Anfang des 7. Jahrhunderts an, verboten. Es läßt sich indes nachweisen, daß manche ältere Benediktinerklöster Pfarrechte und Pfarrsprengel und deshalb auch Taufbrunnen und Friedhöfe besaßen, wohl auf Grund besonderer Privilegien(13).

Der Patronus oder der Erbauer einer solchen Leutkirche ließ in fränkischer Zeit gewöhnlich jemanden aus seiner Verwandtschaft oder auch einen seiner Leibeigenen zum Priester (Plebanus - Leutpriester) ordinieren, um den Gottesdienst zu halten und die Sakramente zu spenden. Dieser wohnte auf dem Hof und bezog von diesem seinen Gehalt, den ihm der Hofherr oder das Kloster entweder in Naturalien oder in liegenden Gütern anwies, welche aber deswegen, wie das Bethaus selbst, nicht aufhörten, ein Teil des Hofgutes zu sein und dem Besitzer desselben zuzugehören. Manchmal war der Priester zugleich auch Verwalter des Hofes. Nur selten geschah es, daß die Kirche bei ihrer Erbauung ein eigenes Vermögen angewiesen bekam. Indes strebte der Nachfolger Karls des Großen, Ludwig der Fromme (814 - 840), die möglichste wirtschaftliche Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Pfarrkirche, auch der sog. Eigen- oder Herrenkirche an, indem er verordnete, daß das Widumgut einer Kirche, von dem der Leutpriester die Einkünfte bezog, mindestens aus einem Mansus (einer Habe) von 30 bis 40 Morgen Lands bestehen müsse(14).

Die Leute, welche in der Nähe eines solchen Hofes, an welchem sich eine Kirche mit einem Geistlichen befand, wohnten und den dortigen Gottesdienst besuchten, brachten aus Erkenntlichkeit der Kirche Opfer dar oder machten dem Hofherrn zum Besten derselben Vergabungen. Sie bequemten sich allmählich auch, den Zehnten zu entrichten, welchen Karl der Große der Kirche, aber nur der Tauf- oder Pfarrkirche, zum Unterhalte des Priesters, der Reisenden und Armen zu geben befohlen hatte(15). Alles das aber bezog der Eigentümer (Patronus) der betreffenden Kirche und des damit verbundenen Hofes, wodurch dessen Wert sehr erhöht wurde(16).

Bereits im 12. und 13. Jahrhundert diente aber dieser Zehnte fast nirgends mehr in der Ortenau seinem ursprünglichen Zwecke. Weltliche und geistliche Patrone verteilten, verkauften und verlehnten ihn ganz oder zum Teil, so daß der Pfarrer oft nur ein Drittel oder den sog. Kleinzehnten bezog und in manchem Kirchspiel es neben dem Pfarrer oft drei, vier oder noch mehr Zehntnießer (Decimatores) sich befanden.

Der Leutpriester - Pfarrer im heutigen kirchenrechtlichen Sinne gab es erst seit dem 12. Jahrhundert - betete auch die Tagzeiten. Er mußte die Formeln zur Spendung der Sakramente auswendig wissen und so viele Bücher haben, um in seinen Predigten die christliche Religion wenigstens den Hauptsätzen nach vortragen zu können. Übrigens kam auch bei manchen Geistlichen so große Unwissenheit vor, daß die Bischöfe es für nötig fanden, bei den Visitationen die Betreffenden zu fragen, ob sie die Evangelien und Episteln lesen und bei Ausspendung der Sakramente die liturgischen Formeln auch in der mehrfachen Zahl aussprechen könnten.

Man sieht hieraus, daß es bei Gründungen Von Kirchen in damaliger Zeit sehr einfach herging und daß die Zustände der Landkirchen wie auch die Art der Pastoration sehr primitiv gewesen sein müssen.

Bei den wenigsten Pfarreien, die bereits vor der Glaubensspaltung bestanden, läßt sich die Zeit ihrer Gründung urkundlich genau nachweisen. Doch annähernd läßt sich diese Zeit bestimmen, wenn man das Markgenossenschaftsverhältnis der betreffenden Kirchspielsleute und die Patronate der Kirchen (Tituli dedicationis) beachtet. Auch altherkömmliche Prozessionen an sonst außergewöhnlichen Tagen nach benachbarten Kirchen sind oft ein Beweis-, daß die zu besuchende Kirche einst die Mutterkirche war(17).

3. Die ehemaligen Markgenossenschaften und ältesten Kirchspiele zwischen Oos und Rench

Zwischen der Oos und der Rench, also im Bereiche des jetzigen Landkapitels Ottersweier, bestanden seit uralten Zeiten drei große Markgenossenschaften, die Steinbacher Mark, die von der Oos bis zur Bühlot reichte, die Sasbacher Mark, die von der Bühlot bis zum Ansenbächlein zwischen Önsbach und Renchen ging, und die Ulmer Mark vom Ansenbach bis zur Rench. Im Osten bildete die Wasserscheide des Gebirgs, im Westen der Rhein mit seinen Altwassern und Inseln die Grenzscheide.

Die Markgenossenschaften entstanden sehr frühe, mindestens im 6. Jahrhundert, nach der Völkerwanderung, wenn nicht früher, und lehnten sich in ihren Grenzbestimmungen meistens an uralte, schon aus den Zeiten der Römerherrschaft bestehende Grenzlinien an, die naturgemäß meistens dem Laufe der Flüsse folgten(18).

Bei der Christianisierung des Landes errichtete man gewöhnlich die Tauf- oder Pfarrkirchen im Zentrum einer Markgenossenschaft, welche Orte oft uralte Gerichtssitze oder Malstätten waren(19). So wurden zu Steinbach, Sasbach und Ulm bei Renchen Kirchen gegründet für die Leute der betreffenden Markgenossenschaften. Alle drei Kirchen lagen an der von Straßburg nach Mainz ziehenden römischen Militärstraße, deren Vorhandensein durch den Bühler Meilenstein für das Jahr 100 nach Christus bezeugt ist, und an den Vorhügeln des Gebirges, so daß sie sowohl für die Bergbewohner wie auch für die Bewohner der Rheinebene verhältnismäßig leicht erreichbar waren.

Auch die Patronate oder Tituli dedicationis dieser Kirchen sprechen für ihr hohes Alter.

Die Steinbacher Pfarrkirche ist dem heiligen Apostel Jakobus dem Älteren geweiht. Die St. Jakobskirchen waren häufig Schottenkirchen(20). Ganz in der Nähe von Steinbach zu Weitenung besaß das Schottenkloster Honau schon frühe Güter, die es sich im Jahre 884 vom Kaiser Karl dem Dicken bestätigen ließ. Die Weitenunger Ortskapelle, die zum dortigen Schottenhof gehörte, war ursprünglich der hl. Brigida von Irland geweiht. So darf wohl mit Sicherheit angenommen werden, daß die Steinbacher St. Jakobskirche eine Honauische Gründung ist (8. oder 9. Jahrhundert(21).

Vielleicht noch älter wie die Steinbacher Kirche ist jene von Sasbach (s. Brigidae Virginis). Der Umstand, daß im Mittelalter in genannter Kirche ein Altar des hl. Hilarius sich befand und im Jahre 1384 auch eine Hilariuspfründe gestiftet wurde, weist vielleicht auf die Missionstätigkeit des hl. Fridolin hin, der ja auch längere Zeit zu Straßburg sich aufhielt, wo er ein Schottenkloster und eine Hilariuskirche gründete(22).

Die Ulmer St. Mauritiuskirche war seit unfürdenklichen Zeiten eine Patronatskirche des St. Fridolinstiftes zu Säckingen, dem sie auch samt der Filialkirche (s. crucis) zu Renchen im Jahre 1332 vollständig inkorporiert wurde. Der Kult des hl. Mauritius, des Führers der agaunensischen Martyrer, war schon in der merovinger Zeit im Frankenland weit verbreitet. Zur Zeit der Christianisierung trat er an vielen Orten an die Stelle des altdeutschen Gottes Wodan(23).

So dürfen wir die in den Zentren der drei Markgenossenschaften Steinbach, Sasbach und Ulm gelegenen Kirchen als die Mutterkirchen betrachten, von denen im Laufe der Zeit alle übrigen Kirchen des Landkapitels Ottersweier, welches die genannten drei Markgenossenschaften umfaßt, dismembriert wurden.

Bezüglich der Zeit dieser Dismembrationen kann man drei Perioden unterscheiden.

Die erste Periode umfaßt die Zeit, in der bei Errichtung einer neuen Pfarrei zugleich mit dem alten Kirchspiel auch die Kirchspielsmark geteilt und den Leuten des neuen Pfarrbezirks auch eine eigene Mark mit selbständiger Verwaltung zugewiesen wurde. Da die alten, ursprünglichen Marken sehr ausgedehnt waren, so war eine solche Teilung für die Bewirtschaftung eher vorteilhaft als nachteilig. Naturgemäß wurden die neuen Pfarrkirchen in solchen Distrikten errichtet, die von der Mutterkirche am weitesten entlegen waren, also in der fernen Rheinebene. Hierher gehören die Pfarreien Iffezheim (mit der Iffezheimer Waldmark), Stollhofen (mit dem Bannwald als eigene Mark) und Scherzheim (mit dem Fünfheimburger Wald).

Die zweite Periode umfaßt die Zeit von 900 oder 1000 bis 1100, in der bei Errichtung einer neuen Pfarrei nur teilweise Abgrenzung der urspünglichen Kirchspielsmark stattfand, indem das neue Kirchspiel zwar eine eigene Wald- und Weidemark (auf der Ebene) mit eigener Verwaltung erhielt, dabei aber genußberechtigt bleibt an den Hochwaldungen der alten Mark oder umgekehrt. Hierher gehören die Kirchspiele von Oberachern, Waldulm, Ottersweier, Kappel-Windeck, Renchen und Rheinbischofsheim.

In der dritten Periode, die etwa mit dem zwölften Jahrhundert beginnt, fand bei Neugründungen von Pfarreien keinerlei Teilung statt, die Kirchspielsleute der neuen Pfarrei blieben als Markgenossen im alten Genossenschaftsverband mit den seitherigen Rechten und Pflichten. Im folgenden soll dies für jede Gründung einer Kirche näher dargelegt werden.

a) Das Steinbacher Kirchspiel und dessen Dismembrationen.

Das Steinbacher Kirchspiel, oder die Steinbacher Mark, reichte ursprünglich von der Oos bis zur Bühlot, welche schon zur Zeit der Römerherrschaft eine Grenzscheide gewesen zu sein scheint, denn hier, wo die Landstraße das Flüßchen überschreitet und der alte Talweg aus dem Bühlertal einmündet, neben dem Chor des früheren Bühler Pfarrkirche (jetzt Rathaus) stand bis zum Jahre 1878 ein römischer Meilenstein, der im Vierten Jahre des Kaisers Trajan errichtet wurde und dessen Inschrift besagt, daß es von Mainz, der Hauptstadt von Obergermanien, bis hierher 120 römische Meilen sind(24). Von der Bühlot oder der Sandbach lief die Grenze der Mark oberhalb Vimbuch hinüber an die Sulzbach, Von dieser an die Laufbach (Ahe) oder Schwarzach, die unweit dem alten Valetor bei Greffern in den Rhein sich ergießt(25).

Die älteste Tochterkirche von Steinbach dürfte wohl die Brigidenkirche zu Iffezheim sein, am früheren Hochgestade des Rheins gelegen, wenn diese Kirche nicht gleichzeitig mit der Steinbacher St. Jakobskirche von den Honauer Schottenmönchen gegründet wurde(26). Die Iffezheimer Pfarrkirche war im Mittelalter eine vielbesuchte Wallfahrtskirche, darinnen "die muoter gotz und die heilige jungfrouwe sant Bride, die da ist ein patron... vil wunderzeichen geton hat" (1470)(27). Bereits 1699 wird s. Brigida Vidua (von Schweden) als Patronin der Iffezheimer Kirche genannt. Infolge des Dreißigjährigen Krieges, oder vorher schon in der Reformationszeit, scheint eine Verdunklung der Tradition eingetreten zu sein. Die Pfarregistratur zu Iffezheim besitzt noch ein altes Pfarrsiegel, auf dem die hl. Brigida von Irland, wie sie einen Nackten bekleidet, dargestellt ist, ein Hinweis auf ihre Liebestätigkeit. Als Patronus secundarius der Iffezheimer Kirche galt der allerorts vom Landvolk besonders seit dem 15. Jahrhundert vielverehrte Patron gegen Viehseuchen, St. Wendelin, dem 1512 an der Pfarrkirche eine Kapelle und ein Altar errichtet wurde(28).

Zwei Wegstunden oberhalb Iffezheim wurde am rechten Rheinufer vom Kloster Schwarzach die St. Cyriakskirche zu Stollhofen (Stadelhoven 1154; Stadel = Scheune) gegründet als Annex des dortigen Klosterhofes. Der Pfarrsprengel umfaßte die Orte Stollhofen, Schwarzach (nördlich dem Bach), Söllingen und Hügelsheim mit eigener von der Steinbacher Mark getrennter Kirchspielsmark, dem sog. Bannwald(29). Die Cyriakskirchen sind in der Regel sehr alt. Zu Sulzburg bestand schon im 10. Jahrhundert eine solche, ebenfalls von den Benediktinern für die dortigen Dorfleute erbaute Kirche. Die Stollhofner Kirche scheint Reliquien vom hl. Cyriakus, dem gleich Laurentius vielverehrten römischen Diakon, besessen zu haben(30). Bei der Einnahme der Festung Stollhofen durch die Schweden im Jahre 1632 wurde die außerhalb der Stadtmauern auf dem jetzigen Friedhof stehende St. Cyriakskirche gänzlich zerstört. Die Einwohner selbst mußten ihre Pfarrkirche abtragen(31). Die jetzige 1769 erbaute Pfarrkirche ist dem hl. Erhard geweiht und steht auf der Stelle der alten Erhardskapelle. St. Erhard, ein Wanderbischof des 7. Jahrhunderts, ähnlich dem späteren hl. Pirmin, wurde besonders in der Diözese Straßburg viel verehrt wegen seiner Beziehung zur hl. Odilia, der Patronin des Elsasses, die er nach der Legende taufte und von der Blindheit heilte. St. Erhard war auch Mitpatron der alten Mooser Ortskapelle, einer ehemaligen Filiale von Schwarzach.

Eine St. Nikolauskapelle in der Aue bei Stollhofen wird 1288 und 1332 erwähnt(32). Die jetzige Friedhofkapelle b. Mariae Virginis, consolatricis afflictorum ist eine Privatstiftung und wurde 1886 erbaut.

Bei den übrigen Dismembrationen von der Steinbacher Mutterkirche fand keine Teilung der Mark mehr statt. Hierher gehören:

Die St. Martinskirche zu Sinzheim, das als Sunninisheim (Heim des Sunini) 884 unter den Besitzungen des Klosters Honau zum erstenmal genannt wird. Im Jahre 1154 wird der Sinzheimer Fronhof (curia cum basilica) als Schwarzacher Besitz angeführt(33). Die Kirche war also schon damals Pfarrkirche. Der hl. Martinus, der berühmte Bischof von Tours (gest. 400), neben dem hl. Nikolaus der populärste Heilige, dessen Kult bei uns im Gefolge der fränkischen Okkupation über all die fränkischen Kolonisationspunkte im alemannischen Gebiet, später besonders von dem Benediktinerorden gepflegt und verbreitet wurde, ist auch Patron der Kirche von Großweier, einer Filiale der Benediktinerpfarrei Sasbach. Nach den Straßburger Diözesanstatuten von 1549 war der St. Martinstag (11. November), wie auch der Tag des hl. Johannes Baptista und des hl. Michael, gebotener Feiertag(34).

Oberhalb Sinzheim, an der Landstraße steht die Votivkapelle s. Antonii eremicae (15. Jahrhundert). Sie ist noch ein Überbleibsel vom ehemaligen Gutleuthaus, das an dieser Stelle stand(35). Die meisten dem Abt Antonius geweihten Kapellen entstanden im 14. und 15. Jahrhundert zur Zeit der Pestseuchen, gegen die der hl. Antonius der Eremite (17. Januar) als besonderer Patron angerufen wurde(36). Bei diesen außerhalb der Ortschaften, fern vom Verkehre der Menschen gelegenen Kapellen versammelten sich die Aussätzigen, Feldsiechen oder "guten Leute" zum Gebet, hierher brachte man ihnen auch ihren Lebensunterhalt. Der hl. Antonius ist auch der Patron der Hospitäler wie der hl. Rochus. Auch für die Viehzucht, besonders für die Schweinezucht galt St. Antonius als Patron, wohl weil er auf den alten Abbildungen ein Schwein bei sich hat.

Die um 1426 gegründete Kirche des 1826 aufgehobenen Franziskanerklosters Fremersberg (Pfarrei Sinzheim) hatte zur Patronin die hl. Ursula und deren Gefährtinnen, von denen die Kirche Reliquien besaß(37). Filialkapellen der Pfarrei Sinzheim: zu Schiftung (Visitationis b. Mariae Virginis) Anfang des 18. Jahrhunderts, zu Winden (s. Joannis Nepomuceni) 1730, zu Kartung (s. Mariae, auxilii Christianorum) 1904. Die Nepomukskapellen, Altäre und Brunnenstatuen in der Markgrafschaft Baden-Baden datieren meistens aus den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts. Die Kanonisation des hl. Johannes von Nepomuk fand im Jahre 1729 statt. Die Markgräfin-Witwe Augusta Sibylla hatte von der Kaiserin Elisabeth Christina sowie vom Erzbischof Ferdinand von Prag Reliquien vom hl. Johannes erhalten(38).

In das 18. Jahrhundert fällt die Errichtung der Pfarreien Schwarzach und Vimbuch. Im Jahre 1218 war die Schwarzacher Dorfkapelle zum hl. Michael noch eine Filiale vom nahen Stollhofen. Die Errichtung der Schwarzacher Pfarrei dürfte erst um das Jahr 1250 erfolgt sein(39). Der Pfarrsprengel wurde gebildet aus Teilen des Kirchspiels Stollhofen (dem auf dem rechten Ufer der Ahe liegenden Teil des Dorfes Schwarzach) und des Kirchspiels Scherzheim (dem auf dem linken Ufer der Ahe liegenden Ortsteil und den Dörfern Hildmansfeld, Greffern und Moos); dazu kam noch vom Kirchspiel Ottersweier der Weiler Kinzhurst, welcher den unteren Teil vom Oberbruch bildet. Die einzelnen Ortschaften und Höfe blieben in ihrem seitherigen Markverband. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde auch das Dorf Ulm bei Lichtenau, eine Schwarzachische Besitzung, von Schwarzach aus pastoriert, nachdem zu Scherzheim, wohin Ulm seither pfarrte, von den Grafen von Hanau die Reformation eingeführt worden war.

Bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts war die Schwarzacher Abteikirche (s. Apostolorum Petri et Pauli) tatsächlich Pfarrkirche(40), nnd die kleine St. Michaelskirche, die vor der Klosterkirche stand, diente als Gottesackerkapelle.

Abgegangen ist die St. Georgskapelle bei Valetor zwischen Schwarzach und Greffern, erwähnt 1288(41). - Jetzige Gottesackerkapelle dolorosissimae Matris Mariae erbaut 1864. - St. Josefskapelle im Lenderschen Armenkinderhaus 1859. Filialorte: Greffern (Grefern 826? = Heim des Gravo?) mit der Filialkirche der Heiligen Johannes und Paulus Märtyrer(42), bereits erwähnt 1294.

Neubau 1896. Leiberstung (Leiboltzdung 1320 = Insel des Leibold), bis zum 17. Jahrhundert zum Kirchspiel Steinbach gehörig, mit der St. Wendelinuskirche, 1713 errichtet; Neubau 1755, Erweiterung 1884. Hildmannsfeld (Hildeboldsfelde 1314) mit der 1732 erbauten St. Wolfgangskapelle(43).

Vimbuch (Vintbohe 1154: Deutung des Namens ungewiß, vielleicht Buchenwald der Wenden?) mit der Pfarrkirche s. Joannis Baptista(44) wurde wohl um dieselbe Zeit (1250) Von Steinbach getrennt, in der Schwarzach von Stollhofen und Scherzheim dismembriert wurde. Daselbst Schwarzacher Fronhof cum capella 1154. Die Kapelle wird noch 1218 erwähnt, während 1259 von einem Plebanus Johannes de Vintbuch die Rede ist. Die der neuerrichteten Pfarrei zugewiesenen Filialorte Balzhofen, Oberbruch und Oberweier gehörten dem Sasbacher Kirchspiel an und blieben was "Wun und Weid, Trieb und Tratt" anbelangt, im alten Markverband. Gottesackerkapelle dolorosissimae Matris Mariae 1871.

Filialorte: Balzhofen (Baldeshofen 1325 = Hof des Baldolf oder Baldold) mit der St. Annakapelle 1701. - Oberbruch (Überbruch 1384, Bruch = Niederung) mit der St. Wendelinuskapelle 1750. Oberweier (Oberwiler 1460) mit einer Marienkapelle 1750(45).

Ganz eigentümliche Verhältnisse bestanden bei der im Jahre 1311 errichteten Pfarrei Bühl. Der Ort wird durch die Bühlot in zwei Teile geteilt, der nördlich der Bühlot liegende Ortsteil gehörte ursprünglich zum Steinbacher, der am linken Ufer des Baches liegende Teil zum Sasbacher Kirchspiel. Als zu Ottersweier eine von Sasbach dismembrierte Pfarrei errichtet wurde, scheint der untere Teil von Bühl, wohl der Nähe halber, der Ottersweierer Pfarrei inkorporiert worden zu sein, ohne aber daß die Pfarrleute ihre Zugehörigkeit zur Steinbacher Markgenossenschaft verloren. Als im Jahre 1311 die zu Bühl bestehende St. Peter- und Paulskapelle zur Pfarrkirche erhoben wurde(46), wurden dieser auch sämtliche Zinken und Höfe des Bühlertals diesseits (rechts) derBühlot eingepfarrt(47), während der südliche Teil von Bühl, Alschweier und Bühlertal der Pfarrei Kappel-Windeck zugeteilt wurden, oder blieben. Alle diese in pastoralem Interesse im Lauf der Zeit vorgenommenen Umpfarrungen berührten die seitherigen Markverhältnisse nicht. Was rechts der Bühlot lag, blieb im Genuß der seitherigen Steinbacher Wald- und Weidedistrikte; die Ortsteile, Höfe und Zinken links der Bühlot hatten seit alters ihren Anteil am Ottersweierer Kirchspielswald, der ehedem ein Teil der Sasbacher Mark war(48). So blieben die Verhältnisse bis zur Verteilung der Marken unter die genußberechtigten Gemeinden in den Jahren 1776, 1814 und 1825.

Zur Pfarrei Bühl gehörte auch die St. Michaelskirche auf der Burg Alt-Windeck mit einer Kaplanei (1408)(49).

Bühler Friedhofkapelle (b. Mariae virginis, consolatricis afflictorum) 1881(50).

Zu Anfang des 16. Jahrhunderts wurde Hügelsheim vom Pfarrverband Stollhofen, Sandweier von der Iffezheimer Mutterkirche getrennt, blieben aber im alten Markverband. Hügelsheim (Hugiloheim 788 = Heim des Hugelinc) mit der St. Laurentiuskirche, in die 1396 von den Dorfbewohnern eine Kaplaneipfründe gestiftet worden war, wurde 1504 von der Cyriakskirche zu Stollhofen dismembriert und zur Pfarrei erhoben. St. Laurentius und St. Cyriakus waren vielverehrte Diakone und Martyrer der römischen Kirche, auch ihre Gedenktage (8. und 10. August) fallen in denselben Monat. Die Filialorte wählten für ihre Kirchen und Kapellen gerne solche Heilige als Patrone, welche dem Patronus coelestis der Mutterkirche ähnlich waren(51).

Sandweier (Wilre 1308 = Weiler im Sande, in sandiger Gegend), Filialort Von Iffezheim, mit der ehemaligen St. Katharina- und Annakapelle und der jetzigen 1837 erbauten St. Katharina-Pfarrkirche. Translation der Liebfrauenpfründe aus der Iffezheimer Pfarrkirche in die St. Annakapelle zu Sandweier 1509. Errichtung der Pfarrei 1514(52). Als Patrone der alten Sandweirer Kapelle werden im 15. Jahrhundert Anna, Katharina und Walburg genannt (Capella s. Walpurgis ville Santvyler 1490). Es scheint, daß St. Katharina Patrona primaria die beiden andern Patronae secundariae waren, sog. Altar-Heilige St. Katharina-Altäre und -Pfründen gab es noch zu Bühl (13. Jahrhundert), Steinbach und Kappel-Rodeck(53). - Der Kult der hl. Anna kam besonders in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts infolge der lebhaften Behandlung der Frage der Immaculata Conceptio in Aufnahme. - Im Jahre 1784 erhielt die Sandweirer Pfarrkirche eine Reliquie der hl. Walburg, deren Fest (Sonntag nach dem 1. Mai) von nun an als großer Wallfahrtstag begangen wurde.

Das 17. Jahrhundert mit seinen vielen Kriegen, wodurch unsere Dörfer verwüstet, entvölkert und wirtschaftlich ruiniert wurden, brachte keine einzige Neugründung einer Pfarrei im Bereich des Landkapitels Ottersweier.

In das Jahr 1763 fällt die Errichtung der Pfarrei Bühlertal, welche aus Teilen der Pfarrei Bühl und Kappel-Windeck, das starkbevölkerte Bühlertal mit seinen zahlreichen Zinken und Höfen diesseits und jenseits der Bühlot umfassend, gebildet wurde. Die St. Michaelskapelle(54) daselbst, ehedem Filialkirche zu Bühl, wurde Pfarrkirche. St. Wendelin war zweiter Patron(55). Für Oberbühlertal wurde 1908 eine besondere Kuratie errichtet mit einer Notkirche sub titulo Assumptionis beatae Mariae virginis (nach Anordnung der Kirchenbehörde). Kapellen (Oratorien) ohne Dedikation befinden sich zu Liehenbach, zu Im-Hof und im Obertal seit der Mitte des 18. Jahrhunderts; Kapelle s. Crucis beim Kurhaus Plättig (mit Zelebrationsaltar 1890). Das Krankenhaus im Untertal hat eine Kapelle s. Camilli, Confessoris (1903). Der hl. Kamillus wurde 1894 von Papst Leo XIII. als Patronus coelestis der Hospitäler und Krankenhäuser erklärt und sein Name in die Commendatio animae des römischen Rituale aufgenommen. Zahlreiche Neugründungen von Pfarreien fanden im 19. Jahrhundert statt. Hierher gehören für den Bereich des ehemaligen Steinbacher Kirchspiels: Söllingen (1805), Herrenwies (1818), Eisental (1838), Neuweier (1861), Alschweier (1870) und im 20. Jahrhundert die Kuratien Weitenung (1902) und Varnhalt (1909).

Söllingen (Seldingen 1291 = bei den Angehörigen des Seldo oder Salido) mit der St. Mauritiuskirche, ehedem Filialort zu Stollhofen, seit 1805 Pfarrei. In die Mauritiuskapelle war bereits 1464 eine Kaplanei gestiftet, die 1504 bei Gründung der Pfarrei Hügelsheim aufgehoben wurde. Neue Kaplaneistiftung 1760. - Der Kult des hl. Mauritius und seiner Genossen wurde seit alter Zeit besonders vom Benediktinerorden verbreitet und gefördert. Die Söllinger Mauritiuskapelle war eine Filiale der Benediktinerpfarrei Stollhofen(56).

Herrenwies (= ein Wiesenplatz, der dem Mark- oder auch dem Landesherrn zugehört, nach Mone eine Wiese über oder unter der ein "Herweg", ein aus der Römerzeit stammender Steinweg führt) mit der Kirche s. Antonii de Padua, erst seit 1733 durch die badische Regierung mit Holz- und Glasarbeitern aus Tirol kolonisiert. Pfarrkuratie 1752, durch die Fremersberger Franziskaner besorgt, 1818 neu dotiert, gilt seither als Pfarrei. Die frühere Franziskanerpastoration erklärt den titulus der Kirche(57).

Eisental (Einsidel 1510) mit Affental und Müllenbach, ehedem Filialort von Steinbach mit der Kirche s. Matthaei Apostoli. Pfarrei 1838. Der hl. Matthäus (21. September) wurde wohl deswegen zum Patron erwählt, weil die Filialkapelle zu Affental ebenfalls einen Apostel, Bartholomäus, zum Patron hat(58) und der Matthäustag in den Herbst fällt. Titulus der früheren Eisentaler Ortskapelle war B. Maria Virgo dolorosissima (1750). Zu Affental wird 1588 eine damals bereits abgegangene Heinrichskapelle erwähnt(59). - Filialkapelle zu Müllenbach s. Wendelini Confessoris.

Neuweier (Negenwilre 1297, Newilre 1345), ehemaliger Filialort zu Steinbach, mit der jetzigen Pfarrkirche s. Michaelis seit 1861 Pfarrei. In die ehemalige St. Johanneskapelle wurden 1329 und 1383 Benefizien gestiftet, die 1476 uniert wurden. Neudotation des Benefiziums 1745(60). Bei Errichtung der Pfarrei im Jahre 1861 wurde auf Bitten der Gemeinde der hl. Michael als erster und der hl. Johannes der Täufer als zweiter Patron der Pfarrkirche vom Erzbischöflichen Ordinariate bestimmt.

Ehemalige Schloßkapelle s. Lotharii et s. Walburgis 1726. Besitzer des (unteren) Schlosses und Erbauer der Kapelle war Freiherr Lothar Knebel von Katzenellenbogen, Domherr zu Worms und Speier, dessen Mutter den Taufnamen Walburg führte.

Alschweier (Algeswilre 1265, Alswilre 1283, vielleicht vom Stamme Al, der die Bedeutung eilen hat, also Weiler am eilenden Wasser?), mit der Pfarrkirche s. Galli Confessoris, ehedem Filialort von Bühl und Kappel-Windeck, seit 1824 letzterer Pfarrei zugeteilt. Pfarrei 1870 (Stifter Josef Konrad Kappler, Pfarrer zu Kappel-Windeck, gest. 1834)(61). St. Gallus war bereits Patron der alten, 1717 erbauten Kapelle. Er ist Winzerpatron. Am St. Gallentag ist Herbstanfang oder -schluß.

Weitenung (Widendunc 884, dunc oder Insel des Wito) mit der Kuratiekirche s. Brigidae Viduae, früher Filialort von Steinbach, seit 1902 Kuratie. In die frühere Ortskapelle s. Brigidae et Catharinae virginum stiftete der Steinbacher Pfarrer Johannes Tum im Jahre 1384 eine Pfründe. Ähnlich wie bei der Iffezheimer Kirche trat auch hier nach dem Dreißigjährigen Krieg ein Wechsel im Patronat ein, indem an die Stelle der irischen die schwedische Brigida (8. Oktober) trat(62).

Varnhalt (in der Farnhalde 1479 = Halde an welcher Farnkräuter wachsen), ehemals Filialort von Steinbach, Kuratie 1909. Die Notkirche ss. Cordis Jesu (St. Urban zweiter Patron, patronus coelestis der Rebleute), benediziert den 7. November 1909)(63).

Nicht mehr zur ehemaligen Steinbacher Mark, wohl aber zum Landkapitel Ottersweier gehören die drei noch diesseits der Murg in der Rheinebene gelegenen sog. Riedpfarreien Ottersdorf, Plittersdorf und Wintersdorf.

Ottersdorf (Otersdorf 1338 = Dorf des Oteri) mit der Pfarrkirche s. Aegidii confessioris war Filialort von Selz und bildete mit Plittersdorf, Wintersdorf, Dunhausen und Muffenheim (letzere zwei Orte abgegangen) die Genossenschaft der fünf Rieddörfer(64), gehörte noch 1464 zum elsässischen Landkapitel Unterhagenau. Kaplanei 1376, Pfarrei für die fünf Rieddörfer errichtet 1415. - Bestimmend für die Wahl des Benediktinerabtes St. Ägidius als Patronus coelestis für die Ottersdorfer Kirche ist sicher deren Abhängigkeitsverhältnis von der Abtei Selz gewesen, sodann die damalige Lage von Ottersdorf auf einer Rheininsel. - Ägidius heißt der Schützende; Ägidiuskapellen und -Kirchen wurden im Mittelalter besonders an Uferorten und Überfahrtsftellen von Flüssen errichtet. Der hl. Ägidius zählt auch zu den vom Landvolk vielverehrten "Vierzehn Nothelfern" und ist der einzige Confessor unter ihnen(65); im Mittelalter vielverehrter Patron der Bettler, auch gegen Krebs und Krämpfe.

Plittersdorf (Plitheresdorphe 730 = Dorf des Plither, Blithar), gleich Ottersdorf ursprünglich auf dem linken Rheinufer gelegen, Filialort von Selz, später 1415 von Ottersdorf. "Das pfründlin zu Blittersdorf noch ungesonnert" 1488(66). Pfarrei 1780. Pfarrkirche s. Jacobi apostoli. Der Patronat des hl. Apostels Jakobus des Älteren bei der Plittersdorfer Kirche findet seine Erklärung wohl darin, daß die Kirche respektive Kapelle ursprünglich zur Benediktinerabtei Selz gehörte(67).

Wintersdorf (Winidharesdorf 799 = Dorf des Winidhart), ehemals Filialort zu Ottersdorf. Stiftung einer Pfründe in die Kapelle s. Nazarii martyris 1424(68). Lokalkaplanei wieder errichtet 1798. Pfarrei 1807. Gegenwärtige Pfarrkirche s. Michaelis 1826. Im Visitationsprotokoll von 1666 werden B. Virgo Maria et s. Michael als Patrone der Kapelle genannt. Der Patronat des hl. Nazarius bei der ältesten Ortskapelle rührt wohl daher, daß diese Reliquien des genannten Heiligen (von der Abtei Selz ?) enthielt. Der hl.·Nazarius war Patron der auch vielfach bei uns in Baden begüterten uralten Abtei Lorch an der Bergstraße. - Gottesackerkapelle sub titulo Matris dolorosissimae 1864.

b) Das Sasbacher Kirchspiel und dessen Dismembrationen.

Die zweite große Mark- und Kirchspielsgenossenschaft zwischen Oos und Rench war die von Sasbach. Im Sasbacher Hof-, Gericht- und Markrechtspruch Von 1432 werden die Grenzen der Sasbacher Mark also angegeben: "Die marglüt han recht zu faren mit iren swinen bitz gen Bosenstein an den Hagenbuch und bitz mitten in die Bühelat und bitz Swartzach an die torsule. Do sollen sich unser swin jucken (reiben), und soll man sie darnach her wider umbkeren unschedelich und bitz gen Önspach an das brücklin." Danach erstreckte sich also ehedem die Sasbacher Mark und das Sasbacher Kirchspiel von der Bühlot aufwärts bis an den Ansenbach zwischen Önsbach und Renchen und von der Burg Bosenstein im oberen Achertal bis nach Schwarzach in der Rheinebene. Übrigens ist diese Markbegrenzung, wie Mone sagt, mehr eine Erinnerung des ältesten Zustandes, als die Angabe der im 15. Jahrhundert noch geltenden Berechtigung(69).

Es fand nämlich auch hier schon frühe (im 9. oder 10. Jahrhundert?) eine Markteilung statt, indem zu Scherzheim vom Kloster Schwarzach eine Pfarrkirche errichtet wurde und dem neuen Kirchspiele, wozu die "Heimburgtümer" Scherzheim (mit Lichtenau, Helmlingen, Mugenschopf und Grauelsbaum), Ulm (mit dem jetzt eingegangenen Dorf Hunden), Schwarzach (südlich der Mühlbach mit Hildmannsfeld) und Moos gehörten, der sog. Fünfheimburger Wald als eigene Kirchspielsmark von der großen Sasbacher Mark zugeteilt wurde(70).

Etwas später wurden zu Ottersweier und Oberachern Pfarreien errichtet, erstere für die Bewohner des Neusatzer- und Bühlertales, letztere für die Bewohner des Achertales. Auch hier fand noch bei der Dismembration eine Markteilung statt, indem für das Kirchspiel Ottersweier (mit Kappel-Windeck) der sogenannte Hägenich-Wald(71), für das St. Stephanskirchspiel die obere Mark im Achertal abgegrenzt wurde. Da aber diese Marken zu beschränkt waren, so wurde den Markleuten von Ottersweier noch der Mitgenuß an den Hochwaldungen der Mark (dem sog. Windecker Wald) zugestanden, ebenso den Kirchspielsleuten von St. Stephan zu Oberachern, deren abgegrenzte Mark (die sog. obere Mark) Hochwald war, die Mitbenutzung der mittleren Sasbacher Mark. Doch mußte dafür jeder Markmann oder "Husgesäß" drei Pfennig jährlich den übrigen Markgenossen entrichten. Eine weitere Teilung der Mark fand nicht mehr statt. Der Sasbacher Markspruch von 1505 (Renovation) spricht von sieben Kirchspielen, die an der Mark genußberechtigt sind, zählt aber nur fünf auf: Sasbach mit dem benachbarten Niederachern (ein Kirchspiel), Fautenbach mit Önsbach (ein Kirchspiel), Unzhurst mit Zell (ein Kirchspiel), Großweier und Gamshurst (jedes ein Kirchspiel)(72). Die andern zwei Kirchspiele sind Ottersweier (mit Kappel-Windeck) und Oberachern - St. Stephan (mit Kappel-Rodeck), die, weil mit eigenen Marken dotiert, aus der mittleren Markgenossenschaft ausgeschieden waren. Auch hier ist wieder im Markspruch die Erinnerung an den ältesten Zustand noch bewahrt geblieben.

Aus den oben S. 101 angegebenen Gründen dürften die älteren Pfarreien im Bereich der ehemaligen Sasbacher Mark in dieser Zeitfolge von der Mutterkirche Sasbach dismembriert worden sein: Scherzheim, Ottersweier mit Kappel-Windeck, Sankt Stephan-Oberachern, Fautenbach, Unzhurft, St. Johann-Oberachern, Großweier. Vom 14. Jahrhundert an haben wir dann urkundliche Nachrichten über die Gründung der Pfarreien.

Sasbach (Saspach 1136 = Bach mit Schilf, vom althochdeutschen sahar = Rindgras) mit der St. Brigidenkirche(73) und der St. Hilariuskaplanei (1384), Hauptort der Markgenossenschaft. Kirchhofkapelle s. Michaelis (16. Jahrh.). - Ehemalige Wallfahrtskapelle zur heiligen Dreifaltigkeit auf dem Hochfeld (1844 nach Sasbachwalden transloziert). "By sanct Wolfgang" 1536(74). Kapelle der Lenderschen Lehranstalt s. Francisci Xaverii 1899(75). - Sasbachried mit einer Kapelle s. Antonii de Padua 1753. - Kurhaus Erlenbad (Marienheim) mit einer Kapelle s. Francisci de Assisi 1895.

Scherzheim (Scercesheim 1154 = Heim des Scarto) mit einer Schwarzachischen Fronhofkirche (curia dominicalis cum basilica), deren titulus nicht bekannt ist. Kirchenpatron war vermutlich der hl. Martin, dessen Patronat bei den Kirchen in diesem Teil der Rheinebene (Herrschaft Lichtenberg) sonst nicht vertreten ist. - Filialkapelle in Lichtenau s. Catharinae et s. Nicolai (1878), Burgkapelle s. Andreae Apostoli (1440), Filialkapelle zu Helmlingen (noch 1552 erwähnt)(76). Durch die Einführung der Reformation in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg 1545 wurde die Pfarrei vom Kapitelsverband losgerissen.

Ottersweier (Otterswilere 1177 = Weiler des Otheri) mit der Pfarrkirche s. Joannis Baptistae. Ehemalige Kirchhofkapelle s. Barbarae (15. Jahrhundert). - Wallfahrtskirche Maria-Linden (Assumptionis b. Mariae virginis) l484. - Wermutskapelle am Kumberfeld bei Hast (17. Jahrhundert, jetzt abgegangen(77)).

Kappel-Windeck (Capellin 1802. Capella sub castro Windecke 1342) mit der Pfarrkirche Nativitatis b. Mariae Virginis einer ehemaligen Filialkapelle von Ottersweier, mit dem Kappel-Windeck die gleiche Landmark (Hägenich) teilte, bereits 1291 Pfarrei. Gottesackerkapelle neben der Kirche 1503(78).

Oberachern (Achara, zirka 1050 von dem Flußnamen Acher, dieser von dem keltischen ach = Wasser) mit der St. Stephanspfarrkirche für die Bewohner des Achertals, schon vor 1000 von Sasbach getrennt, mit eigener Kirchspielsmark. Um 1050 kam der Kirchensatz durch Graf Berthold von Staufenburg an das Kloster Hirsau. - Wallfahrtskapelle zum hl. Antonius von Padua 1750. - Der hl. Stephanus hatte seit Auffindung seiner Reliquien im 5. Jahrhundert in Rom eine uralte Basilika und befindet sich infolgedessen auch unter den ältesten Kirchenpatronen des Abendlandes. Monte Cassino besaß in frühester Zeit eine Stephanskirche. Auch die Münsterkirche zu Konstanz war ursprünglich dem hl. Stephan geweiht. Viele Ordenskirchen der Benediktiner sind nach dem Vorbild von Monte Cassino Stephanskirchen. Die Stephans-Abteikirche zu Straßburg wurde bereits im 8. Jahrhundert gegründet. So begegnen wir überall bei den Patronaten unserer ältesten Pfarrkirchen dem Einflusse des Benediktinerordens.

Fautenbach (Vultenbach um 1100 = Bach des Vulto) mit der Pfarrkirche s. Christinae virginis et martyris, ehemals Filialort zu Sasbach. Die Fautenbacher Kirche scheint der hl. Christina dediziert worden zu sein, weil in ihr Reliquien dieser Heiligen deponiert wurden(79). Das Patronat der Martyrjungfrau Christina ist nämlich ein sehr seltenes und die Fautenbacher Christinakirche ist die einzige der Diözese mit diesem Titel. Vielleicht fiel auch der Dedikationstag der Kirche auf den 24. Juli (Christinatag), daher der Patronat, wie dies bei Erlach der Fall war (vgl. unten).

Unzhurst (Onzenhurst zirka 840 = Horst, Buschwald des Onzo), ehedem mit Zell und Oberwasser Filialort von Sasbach, 1240 als Pfarrei erwähnt, mit der Pfarrkirche s. Cyriaci Martyris. Die Kirche ist vermutlich vom Straßburger Kollegiatstift zu Jung-Sankt Peter, welches das Besetzungs- und Zehntrecht zu Unzhurst besaß, gegründet worden. Papst Leo IX., der 1039 die Kirche des Kollegiatstiftes konsekrierte, brachte von Rom viele Reliquien mit, darunter auch einen Arm des Martyrerdiakons Cyriakus und verschenkte sie an Elsässer Kirchen. So dürfte auch die Stiftskirche Von Jung-St. Peter zu Cyriakusreliquien gekommen sein(80).

Im Filialort Zell Kapelle s. Rochi Confessoris(81).

Achern früher Niederachern genannt, ehemals Filialort zu Sasbach, mit der Pfarrkirche s. Joannis Baptistae, die südlich des Mühlbachs zu Oberachern stand, während die ältere St. Stephanskirche nördlich von demselben ihren Standort hatte. Die Pfarrei, welche 1306 urkundlich erwähnt wird, wurde 1535 auf die zu Niederachern stehende Liebfrauenkapelle (Assumptionis beatae Mariae Virginis) übertragen. Die St. Johanniskirche wurde wahrscheinlich von den Kalven von Schauenburg gegründet, welche bis 1410 das Patronatsrecht daselbst besaßen. Beim Neubau der Pfarrkirchen (1826) wurde der hl. Johannes als Patronus secundarius erwählt und ihm ein Altar dediziert. In der Übertragungsurkunde der Pfarrei St. Johann auf die Marienkapelle zu Unterachern vom 10. Oktober 1535 wurde auch bestimmt, daß alljährlich am St. Johannistag (24. Juni) eine Prozession von der Liebfrauenkirche nach St. Johann, wo feierlicher Gottesdienst ist, abgehalten werden soll.

St. Nikolauskapelle zu Achern (13. Jahrhundert). - Simultankirche in der Heil- und Pflegeanstalt Illenau (1482). - Hauskapelle ss. Cordis Jesu im Bezirksspital (1894)(82).

Großweier (Croswilare zirka 1150 = Weiler des Kroso), ehedem Filiale zu Unzhurst, mit der Pfarrkirche s. Martini Episcopi. - Die Pfarrgemeinde Großweier hielt, "wie von altershero gebräuchig", alljährlich auf St. Gallentag (16. Oktober) eine Prozession nach Unzhurst, was wohl eine Erinnerung an das frühere Filialverhältnis zu Unzhurst war. Großweier war bereits 1329 Pfarrei. - Die ehemalige Großweirer Burgkapelle hatte den Ritterpatron St. Georg zum Schutzheiligen(83).

Gamshurst (Gameneshurst 961 = Horst oder Wald des Gaman), ehedem Filiale von Sasbach, von diesem getrennt 1355, in welchem Jahre die Gemeinde eine Priesterpfründe in die "capella s. Nicolai"(84) daselbst stiftet. Pfarrei urkundlich erwähnt 1471. - Hospitale sanctorum Simonis et Jude ad Gamennenshurst (1216) Vom Kloster Allerheiligen gegründet.

Kappel-Rodeck (villa Capella super flumine dicto Achere 1318, Cappel prope Rodeck 1464, Oberkappeln 1469), ehedem Filialort der St. Stefanskirche zu Oberachern, mit einer Kapelle s. Nicolai, von welcher der Ort seinen Namen erhielt und die 1447 zur Pfarrei erhoben wurde(85). - Aus der Burg Rodeck Kapelle s. Georgii erwähnt 1464.

Im 16. und 17. Jahrhundert fanden in dieser (der mittleren) Regiunkel des Landkapitels Ottersweier keine Dismembrationen statt. Im 18. Jahrhundert wurde Neusatz von Ottersweier, Lauf von Sasbach getrennt und daselbst Pfarreien gegründet.

Neusatz (Niusatz 1248 = Ort, wo etwas neu hingesetzt wird, z. B. ein neuangelegter Rebberg), ehedem Filialort von Ottersweier. Kapelle s. Crucis 1719, Pfarrkirche s. Caroli Borromaei 1785. Der hl. Karolus wurde als Patron gewählt mit Rücksicht auf den Erbauer und Wohltäter der ersten Ortskapelle Karl Ferdinand von Plittersdorf, Grundherr zu Neusatz. - Errichtung der Pfarrei 1783(86). In der Erektionsurkunde vom 29. April 1783 wird dem Pfarrer zur Auflage gemacht, alljährlich in der Oktave des hl. Johannes des Täufers ein feierliches Votivamt zu Ehren dieses Heiligen, als des Patrons der ehemaligen Mutterkirche zu Ottersweier, zu halten und dies den Glänbigen Sonntags zuvor von der Kanzel zu verkünden. - Eine Kapelle im "Hennengraben" unterhalb des Schlosses Altwindeck wird 1599 erwähnt. - Kuratiekirche in Neusatzeck s. Mariae immaculatae et Agnetis virginis et martyris 1864. Vom Erbauer der Kirche und Stifter des Neusatzecker Benefiziums, Pfarrer Bäder von Neusatz († 1867), wurde die hl. Agnes als zweite Patronin der Kirche erwählt, weil sie im Dominikanerorden Patronin der Novizen ist und die Schwestern der Anstalt die dritte Regel des hl. Dominikus befolgen.

Lauf (Loffe 1383 vom althochdeutschen laufo = laufendes Wasser, Wasserfall), ehedem Filialort von Sasbach, mit der Pfarrkirche s. Leonhardi. Pfarrei errichtet und dotiert 1787 von der Abtei Schuttern, die von Sasbach aus seit 1725 in der Ortskapelle hier Sonntagsgottesdienst abhalten ließ. Der fränkische Abt Leonhard ist ein Heiliger des Benediktinerordens und zugleich ein Bauernheiliger (Patron besonders für die Pferdezucht). - Ehemalige Schloßkapelle ss. Trium Regum mit Kaplaneipfründe 1377(87). Wie Sankt Michael und St. Georg, so waren auch die heiligen drei Könige, deren Verehrung nach Überführung ihrer Reliquien von Mailand nach Köln durch Kaiser Barbarossa im Jahre 1164 in Deutschland einen großen Aufschwung genommen, Ritterpatrone. Sie wurden betrachtet als Streiter für des Heilands Ehre und wurden in der Waffenrüstung deutscher Ritter dargestellt. Daher waren ihnen öfters Burgkapellen dediziert, besonders am Unterrhein in der Diözese Köln; eine Dreikönigspfründe bestand auch auf dem alten Schloß zu Baden. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts wurden die Pfarreien Önsbach, Moos, Ulm bei Lichtenau, Ottenhöfen und Sasbachwalden errichtet, die ursprünglich alle zum Sasbacher Kirchspiel gehörten.

Önsbach (Ongisbach 13. Jahrhundert, Bach des Ongo), früher Filialort zu Fautenbach. St. Josephskapelle 1686, Lokalkaplanei 1792, Pfarrei 1808, hauptsächlich aus dem vorderösterreichischen Religionfond dotiert(88). Die Verehrung des hl. Joseph hat erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Deutschland größere Verbreitung gefunden. Jn der Diözese Straßburg wurde das Fest des hl. Joseph von 1677 an in choro et foro gefeiert. Alle Josephskirchen find neueren Datums.

Moos (Moos 1326 = Moor, sumpfige Niederung), ursprünglich Filialort zu Scherzheim, später zu Schwarzach. Kapelle ss. Nicolai. Erhardi, Leonhardi, Theobaldi et Catharinae, 1358 erwähnt(89). Pfarrkirche s. Dionysii martyris seit 1761 von der Gemeinde erbeten, da der Dedikationstag der alten Kapelle auf den 9. Oktober (Dionysiustag) fiel, damit Patrozinium und Kirchweihe an einem Tag gehalten werden konnten. Die früheren Kapellenheiligen galten von da an als Patroni secundarii. Kuratie 1804, Pfarrei 1809, größtenteils aus den Einkünften der aufgehobenen Abtei Schwarzach dotiert(90).

Ulm bei Lichtenau (Ulmen 1151 , Deutung ungewiß; Mone will den Namen von Ulme oder dem keltischen Stamm ulmet = Niederung, feuchter Ort, ableiten), ursprünglich Filialort zu Scherzheim, dessen Kirche Annex des Ulmer Fronhofs war, später Filialort von Schwarzach. Kapelle s. Margaritae bereits 1218(91), Kaplanei 1389. Kuratie 1804, Pfarrei 1809, größtenteils aus den Einkünften der aufgehobenen Abtei Schwarzach dotiert(92). Beim Neubau der Kirche im Jahre 1807 wurde als titulus für dieselbe Exultatio s. Crucis (14. September) gewählt, hauptsächlich mit Rücksicht darauf, daß die Kirche ein großes Ölgemälde, Christus am Kreuz darstellend, aus dem Kloster Schwarzach erhalten hatte. Die hl. Margareta wurde als zweite Patronin beibehalten(93).

Ottenhöfen (Ottenhofen 1419 = Hof des Otto), früher Filiale, teils zu Kappel-Rodeck, teils zu Waldulm, Pfarrei 1823. Pfarrkirche b. Bernardi Marchionis Badensis. Die Kirche zu Ottenhöfen war die erste Pfarrkirche, welche dem Landespatron Bernhard von Baden dediziert wurde.

Sasbachwalden (Sahsbachwalhen 14. Jahrhundert = Sasbach der Walhen, Wälschen), früher Filialort zu Sasbach, mit der Pfarrkirche ss. Trinitatis. Im Jahre 1844 wurde die aus dem Lindenfeld bei Sasbach stehende Wallfahrtskirche zur heiligsten Dreifaltigkeit, deren Anfänge in das Jahr 1695 zurückgehen, abgebrochen und zu Sasbachwalden wieder aufgebaut. Kuratie 1844. Pfarrei 1864(94). Eine St. Michaelskapelle, benediziert 1714, befand sich einstens bei dem Schwarzacher Klosterhof auf dem Schelsberg (jetzt abgegangen).

c) Das ehemalige Ulmer Kirchspiel und dessen Dismembrationen.

Die dritte alte Kirchspielsmark im Bereich des Landkapitels Ottersweier ist die von Ulm bei Renchen(95). Sie reichte vom Ansenbach und dem "Önsbacher Brücklin" oberhalb Önsbach(96) bis an die Rench respektive den Holchenbach. Sämtliche innerhalb dieser Grenzen liegenden Ortschaften, Weiler und Höfe vom Grint-, Sol- und Brunnberg herab bis zum Rheine gehörten ursprünglich zur Ulmer Markgenossenschaft, deren "gemeine Wälder" der sog. Ulmhard im Hochgebirg und der Maiwald in der Ebene war(97).

Schon frühe wurde die Mark und das Kirchspiel Ulm geteilt und zu Rheinbischofsheim (Bischofsheim zum Steig), zu Waldulm und später auch zu Renchen eigene Pfarrkirchen errichtet. Die Pfarrkirche von Bischofsheim mit dem auf dem rechten Ufer des Holchenbaches(98) gelegenen Ortsteil gehörte noch zum Landkapitel Ottersweier, der größere Teil des Dorfes, sowie die übrigen zur Bischofsheimer Pfarrei gehörigen Ortschaften lagen links des Holchenbaches und waren deshalb genußberechtigt an der Korker Marks(99).

Das Waldulmer Kirchspiel wurde ebenfalls gebildet durch Teilung einerseits der Oberacherner-, anderseits der Ulmer Mark und Umpfarrung der betreffenden Kirchspielsleute. In den von der Oberacherner Mark getrennten Teilen, dem Laubacher und Solberger Wald, waren die Waldulmer allein holz- und weideberechtigt und hatten darüber einen eigenen Waldspruch(100).

Renchen mit Wagshurst und einigen andern in der Herrschaft Lichtenberg gelegenen Filialen wurde zwischen 1318 und 1354 von Ulm dismembriert und zur Pfarrei erhoben. Zu Renchen und Waldulm wurden jährlich Anniversarien gehalten für Herzogin Uta von Schauenburg als "donatrix silvae communis"(101). Es ist dies jedenfalls ein aus späterer Zeit stammendes Mißverständnis. Bei Waldulm dürfte sich die Anniversarstiftung Vielleicht auf die Dotation der Pfarrei durch Uta von Schauenburg gründen.

Rheinbischofsheim und die übrigen Orte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg wurden durch die im Jahre 1545 erfolgte Einführung der Reformation von der katholischen Kirche und vom Kapitelsverband losgerissen.

Wagshurst wurde 1798 von Renchen, Mösbach, Erlach, Thiergarten und Stadelhofen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Mutterkirche Ulm dismembriert und zu selbständigen Pfarreien erhoben.

Über die Gründung der einzelnen Pfarreien und deren Patronate seien hier noch einige Notizen beigefügt.

Ulm (Ulmena 1070) mit der Pfarrkirche s. Mauritii, welche als Annex des dortigen Fronhofes wahrscheinlich vom Kloster Säckingen gegründet wurde, das auch das Besetzungsrecht der Pfarrei hatte. Ulmer Kirchweihtag: dies dominica post s. Jacobi Apostoli(102). -

Filialort Haslach (Hasilach 1247 vom althochdeutschen hasala Ort wo viele Haselstauden stehen) mit einer Kapelle s. Aloisii Confessoris seit 1867.

Rheinbischofsheim (Bischovesheim 1274 : Heim eines Bischofs; früher wegen der Brücke, die hier über den Holchenbach führt, Bischofsheim "zum Steg" oder "zum hohen Steg" genannt) mit der Pfarrkirche s. Joannis Baptistae et s. Adolphi Episcopi(103), deren Besetzungsrecht dem Domkapitel zu Straßburg zustand. Wernerus plebanus in Bischovisheim 1213. Kaplanei erwähnt 1374 (noch 1543).

Ehemalige Kirchspielsorte: Ober- und Niederfreistett (Fregistatt 828 - Stätte des Frego) mit alten Kapellen. Zu Niederfreistett das sog. Heidenkirchlein oder die St. Nikolauskapelle(104), zu Oberfreistett die St. Georgskapelle, beide einst umgeben von Friedhöfen. - Membrechtshofen, welcher Ort vor der Kirchenspaltung ebenfalls eine Kapelle besaß. - Die ehemaligen Filialorte Diersheim mit einer Brigida- und Hausgereut mit einer Nikolauskapelle lagen südlich des Holchenbaches und gehörten darum zur Korker Waldgenossenschaft, wurden aber in kirchlicher Beziehung bei Errichtung der Pfarrei Bischofsheim dieser eingepfarrt. Hausgereut war 1425 Pfarrei und gehörte zum Kapitel Offenburg, später war es wieder Filialort von Rheinbischofsheim(105). Membrechtshofen, Freistett und Diersheim sind jetzt protestantische Pfarreien. Zu Rheinbischofsheim wurde 1863 ein Kirchlein s. Joannis Baptistae für die Katholiken in der dortigen Diaspora erbaut, in welchem alle vierzehn Tage von Honau aus katholischer Gottesdienst gehalten wird. Bauherr war das Erzbischöfliche Domkapitel (Erzbischof Bernhard Boll-Fond).

Waldulm (Walulma 1244 = Ulm der Wälschen), ehedem Filialort teils von Oberachern, teils von Ulm, mit der Pfarrkirche s. Albini confessoris. Die noch im 18. Jahrhundert übliche Prozession auf Maria-Magdalenatag (Juli) nach Oberachern dürfte ein Hinweis sein auf die Dismembration Waldulms von letzterer Pfarrei. Der Kirchenheilige St. Albinus, Bischof von Angers, gehörte dem Benediktinerorden an und gilt als Patron der Winzer, weshalb er mit einer Traube in der Hand dargestellt wird. - Filialort Ringelbach (in dem Ringelbach 1225 = Bach des Ringilo) mit einer Wendelinuskapelle (seit 1864).

Renchen (Reinecheim 1228 = Heim an der Rench, letzteres vom vordeutschen rank. tönen, also der "rauschende Bach"), ehedem Filialort zu Ulm. Ecclesia sancte crucis 1318, scheint eine Filialkirche (capella 1332) gewesen zu sein; ecclesia parochialis 1354(106). Die Kreuzkirchen sind in der Regel alt. Auch die alte Offenburger Pfarrkirche ist dem heiligen Kreuz geweiht. Die Verehrung des heiligen Kreuzes kam ohne Zweifel von Poitiers, das schon sehr frühe eine Kreuzreliquie besaß, nach Säckingen (Klosterkirche s. Crucis et s. Hilarii) und von da nach Ulm-Renchen, einer Säckingischen Besitzung. Zu Ulm, der Mutterkirche von Renchen, war ein Kreuzaltar mit einer Kreuzpfründe(107). In den Visitationsprotokollen von 1666, 1692 und 1699 wird der hl. Nikolaus als Kirchenpatron von Renchen genannt: Patronus coeli s. Nicolaus episcopus, licet patrocinium celebratur in festo s. Crucis. Offenbar wurde der hl. Nikolaus, der in der Renchener Kirche einen Altar und eine Pfründe besaß, in späterer Zeit als zweiter Patron verehrt wegen der häufigen Überschwemmungen, denen der Ort ausgesetzt war(108). - Ehemalige St. Annakapelle an dem Weg nach Ulm (1490?), noch 1616 erwähnt(109).

Wagshurst (Wageshurst 1136 = Horst, Buschwald des Wago), ehedem Filialort zu Renchen. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts Kapelle zu Mariä-Opferung, seit 1789 ist der hl. Johannes der Täufer Patronus primarius der Kirche. Lokalkaplanei 1780, Pfarrei 1789(110). Von der Pfarrei Ulm wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunders dismenbriert:

Mösbach (Meschpech 1389, vielleicht = Mosbach, Bach in der Niederung ?) mit der Pfarrkirche s. Romani martyris. Kuratie 1863, Pfarrei 1865. Filialgemeinden wählten für ihre Kirchen gerne Heilige zu Patrone, die dem Schutzheiligen der Mutterkirche ähnlich sind. St. Mauritius (Ulm) und St. Romanus (Mösbach) sind beide römische Soldaten und Martyrer. Nur ist der Name des hl. Romanus in der Ortenau noch populärer durch die alte, vielbesuchte Wallfahrt St. Roman im Kinzigtal. Das Fest des Heiligen wird am 9. August begangen, also nach Beendigung der Ernte.

Erlach (Erlech 14. Jahrhundert - Ort wo viele Erlen stehen) mit der Kirche s. Anastasii confessoris. Kuratie 1861, Pfarrei 1876. Die Dedikation der ehemaligen Erlacher Kapelle (1511) auf den Namen des heiligen Papstes Anastasius I., Freund des hl. Hieronymus,rührt wahrscheinlich daher, weil auch der Konsekrationstag der Kapelle ursprünglich auf den Tag des hl. Anastasius (27. April) fiel: Proxima dominica post Pascha est dedicatio filialis ecclesiae in Erlach(111).

Thiergarten (in dem thiergarten 1319 = ursprünglich ein Gehege für Rotwild, dann auch Pferch für das Weidevieh) mit der Pfarrkirche ss. Urbani et Sebastiani. Kuratie 1871, Pfarrei 1875. Das 1464 erwähnte Benefizium s. Urbani et s. Sebastiani aus dem ehemaligen Schlosse Ullenburg Gemarkung Thiergarten wurde 1790 in die neuerbaute Kapelle zu Thiergarten übertragen. St. Urban, der gewöhnlich mit einer Traube in der Hand dargestellt wird, ist Patron des Weinbaues(112a). In Rebgegenden wurde früher am Sankt Urbanstage (25. Mai) ein Bittgang gehalten, wobei eine Statue des Heiligen mitgetragen wurde(112b). - Mitpatron der Ullenburger Kapelle war der hl. Sebastianus, der als Hauptmann der kaiserlichen Kohorte, wie der hl. Georg, Patron der Ritterschaft, Beschützer der Kriegsleute und besonders der Bogenschützen war.

Stadelhofen (Stadelhoven 14. Jahrhundert, stadel althochdeutsch = Scheuer) mit der Pfarrkirche s. Wendelini. St. Wendelinuskapelle um 1780 erbaut. Kuratie 1866, Pfarrei 1883.

Nicht mehr zur ehemaligen Ulmer Mark, wohl aber zum Landkapitel Ottersweier gehört die Pfarrei Honau, die in politischer Beziehung bis 1802 dem bischöflich-straßburgischen Gerichte Renchen unterstand.

Honau (Hohenaugia 723 = hohe Insel), entstanden durch Ansiedelung um das zirka 720 zu Ehren des hl. Michael gegründeten Schottenklosters gleichen Namens. St. Michaelspfarrkirche erwähnt 1365. Capella s. Brigide 1259. Infolge des Dreißigjährigen Krieges ging die Pfarrei ein; die wenigen noch vorhandenen Einwohner wurden dem auf dem linken Rheinufer gelegenen Dorf Wanzenau eingepfarrt. Wiederrichtung der Pfarrei durch das Stift Alt-Sankt Peter zu Straßburg, dem die Kollatur zustand, 1731(113).


1.) Das Wort Tung, Donk, kommt zwischen dem Rhein und der Maas sehr häufig vor. In Belgien gehen die Ortsnamen auf Donk bis nach Flandern und Hennegau, stehen mit den dortigen Moorgegenden in Beziehung und bedeuten Inselland. Ebenso kommt die Zusammensetzung mit Horst in Ortsnamen östlich von Münster im alten Sachsenland und Westfalen vielfach vor, gerade wie die vielen Dorf- und Gemarkungsnamen in der Ortenau. (Vgl. Mone, Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit V, 61 f. und Oberrh. Zeitschr. XIV, 392.) In den Kirchspielen Sinzheim und Steinbach liegen folgende "Tung"-Dörfer und -Höfe: Weitenung (Widendung 884), Kartung (1272), Leiberstung (Leiboltzdung 1320), Ristung (1320), Buchtung (Buchtungshof 1381), Witschung (uf der Wytystung 1444), Schiftung (uf der Schiftung 1588). Weiter oben in den Ämtern Bühl und Achern erscheinen die "Hurst"-Orte: Unzhurst (Onzenhurst 840) mit Breithurst, Gamshurst (Gameneshurst 961), Wagshurst (Wageshurst 1186) mit Bronhurst (abgegangener Hof), Emichhurst (1475, abgegangener Hof bei Balzhofen). Im Amte Kehl: Legelshurst, Hesselhurst, Hohenhurst usw. Bei diesen Ortsnamen aus -hurst, die als geschlossene Enklave mitten in einem andersstämmigen Gebiete liegen, kann wohl nur an eine aus strafrechtlichem Wege erfolgte Kolonisation von Sachsen gedacht werden, da geschichtlich nichts davon bekannt ist, daß ein Sachsenstamm nach Süddeutschland auswanderte.  

2.) Vgl. Oberrh. Zeitschr. N. F. IV, 302 und XIII 374 f.  

3.) Die Ortsnamensorschung hat in den letzten Jahren starke Fortschritte gemacht und dabei manche Wandlungen erfahren. Im allgemeinen aber läßt sich der Stand der neuesten Forschung dahin präzisieren, daß die verschiedenen Endungen auf -heim, -feld, -haus, -weier oder -weiler, -ingen allgemein deutsch sind, daß aber im Grenzgebiet zwischen Alemannien und Franken namentlich -ingen und -heim stammgeschichtliche Gegensätze darstellen. Die Endung -ingen - zunächst keine Ortsbezeichnung, sondern die Angabe der Zugehörigkeit zu einer Familie oder Sippe - weist stets auf eine Mark- und Wirtschaftsgenossenschaft hin, die zur Zeit der Völkerwanderung von freien Bauernschaften gegründet wurde. Diese Ansiedelungen, die von den Alemannen nach Vertreibung der gallisch-römischen Bevölkerung bis weit nach Lothringen hinein vorgeschoben wurden, bevorzugen weite offene Flächen und sanfte breite Hügel und Flußtäler, während sich im unwirkschaftlichen Berggelände noch Reste der ehemaligen gallo-römischen Bevölkerung erhielten. Beim Vordringen der Franken von Lothringen und Rheinhessen her erfolgte die Ansiedelung der neuen Gebietsherren zunächst durch Anlegung eines Herrenhofes, worauf die Endbezeichnung -heim hinweist. Die Alemannen wichen im nördlichen Baden mehr und mehr in die Schwarzwaldtäler und auf die Höhen zurück, erhielten sich aber noch da und dort in isolierten Niederungen. Den Gegensatz zwischen den zwei Stämmen offenbart sogar auch die getrennte Stätte für die Toten, soweit sich ihr Aufenthalt an einem und demselben Orte nachweisen läßt. (Vgl. Weller, Die Besiedelung des Alemannenlandes Württemberg, in Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. N. F. VII (1898). - Baumann, Die alemannischen Siedelungen in Rätien, in Zeitschr. des histor. Vereins für Schwaben (1875) S. 172 ff. - Schiber, Die französischen und alemannischen Siedelungen in Gallien, besonders Elsaß und Lothringen. Straßburg 1894. - Schumacher, Aufgaben der Grabung und Forschung in Südwestdeutschland. Mainzer Zeitschr. III (1907), 11 ff. - E. Jäger, Die Ortsnamen vor der Seßhaftmachung der deutschen Stämme, in Wissenschaftl. Beilage zur Germania 1909, Nr. 25. - (S). Die im folgenden bei den einzelnen Pfarr- und Filialorten gegebenen Ortsnamenerklärungen, die den meisten Lesern des Diözesanarchivs erwünscht sein dürften, sind größtenteils dem Topographischen Wörterbuch des Großherzogtums Baden von Krieger (zweite Auflage) entnommen. Wenn auch die Ortsnamenforschung zurzeit noch nicht abgeschlossen ist. so dürfte doch Krieger in den meisten Fällen das Richtige getroffen haben. Wo unten "Krieger" zitiert wird, ist immer die zweite Auflage des Werkes zu verstehen.  

4.) Das Alemannenvolk zeigte sich nur schwer und langsam für die christliche Lehre zugänglich. Lassen sich auch im sechsten Jahrhundert (vgl. das alemannische Gesetzfragment und Eugippii Vita Severini c. 19) Spuren von christlichem Bekenntnis nachweisen, so ist doch noch zu Kolumbans Zeit die Masse des Volkes heidnisch. Im Laufe des 7. Jahrhunderts dürfte die christliche Lehre mehr Eingang gefunden haben, dank dem Verkehr alemannischer Großen am fränkischen Hof (vgl. Agathias Hist. I, 7), der Einwirkung der Grenzbischofssitze und der verschiedenen auf alemannischem Boden errichteten und mit Kirchen versehenen fiskalischen und Herrenhöfe, in denen wir die Uranfänge zur Gemeindeorganisation vor uns haben. Die Patronatstitel fränkischer Heiligen bei zahlreichen alten Kirchen ist eine Erinnerung an solche fränkische Einflüsse. Die Tatsache, daß die zahlreichsten und ältesten Klöster Badens in der Mortenau zu suchen sind: Ettenheimmünster, Schuttern, Gengenbach, Honau und Schwarzach, wovon die zwei ersten vielleicht noch vor dem 7. Jahrhundert entstanden sind, die andern sicher der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts angehören, zeigt, daß das Christentum seinen Weg in das alemannische Gebiet von Straßburg aus genommen hat, aber auch daß dieses Vorland jenes Bischofsitzes fränkischem Einfluß ganz besonders unterstellt, wenn nicht geradezu überwiegend fiskalisch war. So würde es auch erklärlich, daß dem Frankenkönig unterstellte Alemannenherzöge und fränkische Gaugrafen, wie Rudhardus oder Adelbert, mit der Gründung oder Dotierung von Schwarzach und Gengenbach bzw. von Honau in Zusammenhang gebracht werden und daß z. B. Schwarzach, weil auf Reichsgebiet liegend, als Reichslehen 1014 an das Bistum Straßburg und dann 1032 an das Bistum Speyer vergabt wurde. (S) Vgl. auch dessen kirchengeschichtliche Einleitung zum VII. Band der Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden (1907), wo ausführlicher alle diese Fragen behandelt werden. Herr Professor Dr. Sauer hatte die Güte, die vorliegende Arbeit durchzusehen und durch Anmerkungen (S) zu ergänzen, wofür an dieser Stelle der geziemende Dank ausgesprochen sei.  

5.) Honau, um 720 von schottischen Mönchen auf einer Rheininsel (Hohe Au) unterhalb Straßburg gegründet und 1290 der vielfachen Überschwemmungen wegen nach Rheinau im Elsaß verlegt, bewahrte einen Teil der Reliquien der irischen Nationalheiligen Brigida († 523), die später in die Kirche von Alt-St. Peter zu Straßburg kamen. Über die Abtei Honau vgl. Grandidier, Histoire de 1'église de strasbourg I, 406 f. und Grandidier, Oevres inédites I, 157 - 165. - Sauer in den Kunstdenkmälern des Großherzogtums Baden, Bd. VII, S. XX ff.  

6.) Vgl. Krieger, Topographisches Wörterbuch von Baden II, 935.  

7.) Vgl. Oberrh. Zeitschrift XIII, 102 f. - Freib. Diözesanarchiv XV, 304 f. und XXV, 199 f.  

8.) Vgl. Imbart de la Tour, De ecclesiis rusticanis aetate Carolingica (Bordeaux 1890) S. 20 ff. Stutz, Gesch. des kirchlichen Benefizialwesens. Berlin 1895. Derselbe, Die Eigenkirche als Element des mittelalterlich-germanischen Kirchenrechts Berlin 1895.
Solche Herren- oder Fronhof-Kirchen waren im Kapitel Ottersweier urkundlich nachweisbar die jetzigen Pfarrkirchen zu Oberachern (zum St. Jörgenhof in Kappel-Rodeck gehörig), zu Fautenbach (Öningershof daselbst) , zu Ottersweier (Eberstein-Windeckischer Fronhof zu Bühl), zu Stollhofen, Sinzheim, Vimbuch (Annexe der Schwarzachischen Fronhöfe daselbst), zu Scherzheim (Annex des Schwarzachischen Fronhofes zu Ulm), zu Rheinbischofsheim (Annex des Fronhofes des Straßburger Domstiftes daselbst). Wahrscheinlich ruhte auch bei den Pfarrkirchen zu Ulm bei Renchen, Sasbach, Steinbach und Iffezheim ursprünglich der Patronat auf einem dortigen Herrenhof. Bemerkenswert ist, daß manchmal der Hof, zu dem eine Kirche mit ihrem Patronat gehörte, in einem Filialort lag, so war dies zu Oberachern, Ottersweier und Scherzheim der Fall, wo die betreffenden Patronats-Fronhöfe zu Kappel-Rodeck, Bühl und Ulm bei Lichtenau lagen. Die meisten Fronhöfe entstanden im neunten Jahrhundert.  

9.) Tatsächlich zeigen uns ältere bildliche Darstellungen aus dieser Zeit auf dem Altare nichts als das Buch, den Kelch und die Patene (S).  

10.) Vgl. Sauer, Symbolik des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung (Freiburg 1902) S. 174 ff., 193 ff.  

11.) Ein solcher Taufstein aus der romanischen Zeit, der 1,74 m im Durchmesser hat und aus der ehemaligen Abteikirche zu Schwarzach stammt, befindet sich in der Großherzoglichen Altertümersammlung zu Karlsruhe. (Vgl. Sauer im Freib. Diözesanarchiv N. F. Vl, 357 - 361.)  

12.) Es war allgemein Sitte, die Kirche womöglich auf einen erhöhten Platz zu bauen und den Kirchhof mit einem Zaune oder Mauer zu umgeben. Erst vom Jahre 1000 an baute man auf dem Lande die Kirchen von Stein in den damals üblichen romanischen Bauformen (die Blütezeit des romanischen Baustils war von 1000 bis etwa 1200). Die Kirchtürme waren ganz wie Festungstürme eingerichtet, hatten ungeheuer dicke Mauern und darin statt Fensteröffnungen nur schmale Schlitze wie Schießlöcher, wie das noch an dem alten, 1906 abgebrochenen Steinbacher Kirchturm zu sehen war. Zur Zeit der Gefahr flüchteten sich die Einwohner mit ihrer besten Habe in die Kirche, und die Männer verteidigten Kirche und Kirchhof wie eine Festung. Solche befestigte Kirchhöfe befanden sich noch im späteren Mittelalter zu Sasbach, Steinbach, Ottersweier, Oberachern, Waldulm, Ulm bei Renchen und Rheinbischofsheim. Über die Verteidigung des Kirchhofs zu Bischofsheim durch die Dorfbewohner und dessen Einnahme durch die Söldner der Stadt Straßburg im Jahre 1429 vgl. Schaible, Geschichte des Hanauerlandes (1855) S. 29 f. Um dem Kirchenbann nicht zu verfallen, hatten die Straßburger vor der Verbrennung der Kirche und des Ortes das heiligste Sakrament sowie die heiligen Öle und Gefäße aus der Kirche entfernt und in einem Bauernhaus aufbewahrt, das dann vor der Einäscherung bewahrt blieb. Über die befestigten Kirchhöfe vgl.
Mone, Badisches Archiv II, 147;
Kraus, Geschichte der christlichen Kunst II, 1, 126;
Otte, Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie des deutschen Mittelalters, 5. Aufl., I, 18 ff.
Ferner Deutsche Gaue VII (1906), 235 f., VIII (1907), 61 ff.  

13.) Vgl. Schäfer, Pfarrkirche und Stift im deutschen Mittelalter Stuttgart (1906) S. 10 ff.  

14.) In den letzten Jahren wurde die Frage über das Verhältnis der bischöflichen Kirchen und der sog. Eigenkirchen vielfach erörtert. Für die älteste Zeit ist hier zwischen römisch-italienischem und germanischem Usus zu unterscheiden. In Rom bzw. in Italien galt als eigentliche Pfarrkirche nur die bischöfliche; auf dem Lande existierten zunächst nur Kapellen, die aber mit Zunahme der christlichen Bevölkerung allmählich zu Pfarrkirchen erhoben wurden. Alle Zuwendungen und Oblationen wie aller Besitz gehörten dem Bischof, der davon nach Gutdünken die Bedürfnisse der andern Kirchen sowie der Kleriker bestritt. Erst gegen das sechste Jahrhundert vollzog sich dann eine Dezentralisation. Die Einkünfte wurden nach genauen Normen drei- bzw. vierfach geteilt und jede Kirche hatte ihre genauen Ansprüche auf ihre Quote. - Anders war von vornherein der fränkische Usus. Hier gab’s anfangs so gut wie keine Landkirchen. Solche entstanden in den allermeisten Fällen als "Eigenkirchen", d. h. auf dem Grundeigentum eines Besitzers errichtete und als völliges vererbliches, als Lehen vergebbares Eigentum angesehene Kirchen. Ihre Einkünfte wie die Oblationen gehörten dem Grundeigentümer, der einen Teil davon dem Geistlichen zuwandte. Derartige Eigenkirchen gehörten entweder dem Fiskus oder Klöstern oder Privaten. Der Versuch Roms, die Eigenkirchen des fränkischen Gebiets dem römischen Recht und damit der Abhängigkeit vom Bischof zu unterwerfen, mißlang unter Pipin. Dagegen wurde dann Ende des 8. und zu Anfang des 9. Jahrhunderts die Eigenkirchfrage dahin geregelt, daß eine Eigenkirche nur auf Grund einer ordentlichen Dotation nach Vereinbarung mit dem Bischof sollte gegründet werden können. Auch sollten hierbei andere ältere Kirchen - es können nur bischöfliche Kirchen gemeint sein - in ihren Gerechtsamen und Zehnten nicht geschädigt werden dürfen. Auch wird dem Bischof ein Aufsichtsrecht eingeräumt und ihm zugestanden, daß ohne seine Einwilligung kein Geistlicher vom Grundherrn angestellt oder entlassen werden kann. Seit Mitte des 8. Jahrhunderts war nun der Zehnt noch zu den Pfarrechten gekommen; er wurde erhoben von allen bischöflichen Kirchen und fiel teilweise dem Bischof zu, von den Eigenkirchen nur, wenn sie, was anfangs nur der kleinere Teil war, Pfarrechte besaßen. Weitere Bestimmungen erließ die Synode von 819; darnach darf kein Unfreier geweiht werden; jede Eigenkirche muß eine ganze dienstfreie Hufe haben; für sie sowie für den ihm zukommenden Teil am Zehnten und die Oblationen darf der Geistliche keinem andern den geistlichen Dienst tun; für weitere Zuwendungen ist er dem Grundeigentümer den dafür gebührenden Dienst schuldig. Das Zehntrecht wurde jetzt auf alle Eigenkirchen ausgedehnt und dem Grundherrn ein Teil davon zugestanden.
Vgl. Schäfer, Pfarrkirche und Stift im deutschen Mittelalter (_903) S. 10 ff.;
Imbart de la Tour, De ecclesiis rusticanis 40 ff.;
Stutz, Eigenkirche als Element des mittelalterlich-germanischen Kirchenrechts (1895);
Derselbe, Geschichte des kirchlichen Benefizialwesens (1895). - (S)  

15.) Die Einführung des Zehntens, den das Volk sehr ungern entrichtete, führte zu vielen Mißhelligkeiten zwischen der Geistlichkeit und den Kirchleuten. "Ich weiß wohl," sagt Alkuin, Karls des Großen Geheimschreiber, "es ist eine vortreffliche Sache um den Zehnten, aber lieber ihn als den Glauben verlieren. Wenn wir, geboren und erzogen im katholischen Glauben, nur ungern den Zehnten geben, um wie viel weniger die Neubekehrten, die Kinder am Geiste sind" (Weiß, Weltgeschichte IV (1. Auflage), 102.) Nach den mittelalterlichen Rechtssprüchen (Weistümern) mußte der Zehntnießer das Zuchtvieh für das Kirchspiel halten. Daher ruhte dieses Servitut auf den meisten alten Pfarrhöfen des Kapitels Ottersweier, so zu Ottersweier, Steinbach, Ulm, Waldulm, Renchen, Oberachern, Fautenbach, Kappel-Windeck, Iffezheim usw. Durch Übereinkommen mit den Gemeinden wurde im 17. und 18. Jahrhundert die Verpflichtung allmählich abgelöst.  

16.) Ein Kapitular Karls des Großen vom Jahre 782 verordnet, daß diejenigen, welche Taufkirchen oder Bethäuser seither unterhalten haben, dies auch künftig tun sollten. Von altersher errichtete Kirchen sollen weder des Zehntens noch anderer Besitzungen beraubt werden. Wenn die Besitzer aber für die Kirchen nichts mehr leisten wollen, so soll der zuständige Bischof die Kirchen an sich ziehen. Wenn ein Freier dem widerstrebt, so soll der Bischof die Reliquien aus der Kirche nehmen und an einem besseren Ort aufbewahren, die Kirche aber soll zerstört und Verbrannt werden. - In einem Kapitular von 811 heißt es, obschon es löblich sei, die Kirchen schön zu bauen, so sei doch der Bau und die Zierde guter Sitten noch löblicher. - Die Richtung der Kirche nach Osten galt schon seit den ältesten Zeiten als feststehende Regel, die aber oft nicht befolgt wurde.  

17.) In den mittelalterlichen Dismembrationsurkunden wird gewöhnlich festgesetzt, daß am Kirchweih- oder Patroziniumsfest der Mutterkirche oder auch am Dismembrationstag der neuen Pfarrei eine Prozession zur früheren Mutterkirche stattfinden solle mit oder ohne Opfergaben, so z. B. in Waldulm, Großweier, Achern.  

18.) Die Markgenossenschaften bildeten sich dadurch, daß eine Anzahl Dörfer, Weiler und Höfe, deren natürliche Lage sie zu einem wirtschaftlichen Ganzen verband, sich zusammenschlossen, d. h. sie nahmen je nach dem Bedürfnisse das bei der Besiedelung ungeteilt gebliebene, herrenlose Wald- und Weideland zur gemeinschaftlichen Benützung in ihren Bezirk oder Bann auf, machten Satzungen über die Art der Benützung und setzten Gerichte zur Entscheidung vorfallender Streitigkeiten und zur Bestrafung begangener Frevel fest. Die Genossenschaftsmarken bestanden teils in Wäldern, teils in Wiesen, die als Weideland benützt wurden. Ursprünglich stand jedem Markgenossen Jagd, Fisch- und Vogelfang frei. Das war die goldene Zeit, von der die Sage stets eine dunkle Erinnerung beim Volke erhielt. Der emporkommende Adel und die seit dem 12. Jahrhundert allmählich entstehenden Territorialherrschaften eigneten sich bald herrschaftliche Hoheitsrechte über die Markgenossenschasten an, führten als "Markherren" den Vorsitz bei den Markgerichten, bestraften die Frevler, zogen die Einungen (Bußgelder) ein, besorgten die Bewachung der Wälder durch Förster und Waldknechte und beanspruchten für sich das Jagdrecht und höher bemessene Beholzungs- und Eckerich-Rechte. So übten die Markgrafen von Baden seit alter Zeit das Markherrenrecht aus über die Steinbacher Mark. Die Grafen von Eberstein und später die Herren von Windeck waren Markherren über den oberen Teil der Sasbacher Mark, während über den unteren Teil die Markgrafen von Baden und deren Lehensleute, die Herren von Großweier sowie die Bischöfe von Straßburg die Herrenrechte ausübten. Markherren der Ulmer Mark (Ulmhard) waren die Herren von Schauenburg. Bei zunehmender Kultur gestalteten sich die alten Markgenossenschaften zu bloßen Waldgenossenschaften. Die geschichtliche Entstehung der Mark- und Waldgenossenschaften war im Verlaufe der Zeit dem Volksbewußtsein entschwunden, und man betrachtete die Markwälder und Weiden gewöhnlich als "Gottesgaben" und Stiftungen wohltätiger Herren und Frauen "zum Besten der armen Leute, der Witwen und Waisen", wie es in den Waldsprüchen des ausgehenden Mittelalters gewöhnlich heißt. So soll die Frau Uta, Herzogin von Schauenburg, den Kirchspielsleuten von Ulm den Ulmhard geschenkt, eine wohltätige Markgräfin von Baden soll die "Stifterin" des Steinbacher Kirchspielswaldes gewesen und die letzten Fräulein von Windeck (1592) sollen gar den armen Leuten die Windeckischen Waldungen (obere Sasbacher Mark) testamentarisch vermacht haben. Derartige Sagen von Waldvergabungen werden auch anderwärts als historische Tatsachen in den Waldbriefen des 15. und 16. Jahrhunderts angeführt.
(Vgl. Alemannia XIX, 149 - 162.;
Trenkle, Korker Waldbrief (1884), und
Acher- und Bühler-Bote 1893 Nr. 137 — 140: Die alten Waldmarken und deren Genossenschaften in den Amtsbezirken Bühl und Achern.)  

19.) Vgl. Hefele, Gesch. d. Einführ. d. Christentums i. südl. Deutschl. S. 171.  

20.) So in Konstanz: St. Jakob zu den Schotten; St. Jakob in Regensburg.  

21.) Auf dem Honauischen Fronhof oder Schottenhof zu Weitenung ruhte wahrscheinlich ursprünglich auch der Patronat der Steinbacher Pfarrkirche.  

22.) Vgl. Leo, Der hl. Fridolin (Freiburg 1886) S. 118 und Freiburger Diözesanarchiv XXIV, 259.  

23.) Vgl. Freiburger Diözesanarchiv N. F. I, 437 und Baumann, Geschichte des Allgäus I, 107.  

24.) Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst (Trier 1884) S. 237 — 245. Dieser Meilenstein, im Volksmund Imenstein (vom mittelhochdeutschen Imi = ein Getreidemaß) genannt, diente im Mittelalter als Grenzstein für die Mark. Man könnte darin für die in neuerer Zeit Vertretene Ansicht eine Bestätigung finden, daß die alten Feldmarken bereits in der Zeit der römischen Herrschaft und unter dem Einfluß römischer Kultur sich gebildet hätten.  

25.) Vgl. Acher- und Bühler-Bote 1904 Nr. 263 u. 265: Der ehemalige Steinbacher Kirchspielswald und dessen Genossenschaft.  

26.) Ein Gewann der Iffezheimer Gemarkung trägt heute noch die Bezeichnung "in den Schotten", die "Schottenmatten", sicher eine alte Erinnerung an Güterbesitz schottischer oder irischer Mönche an diesem Ort.  

27.) Von Rastatt führte der "Bilgerein (Pilger-Rain) uff gen Uffensheim" am Hochgestade des ehemaligen Rheinbettes hin. Der Hochaltar der 1472 erbauten Kirche war geweiht "in honore sanctorum Brigide, sancte Elizabeth et Katharina virginum". Krieger II. Bd. 1883.  

28.) Vgl. Echo von Baden-Baden 1895, Nr. 14 - 20 (Beiträge zur Orts- und Pfarrgeschichte von Iffezheim).  

29.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XX, 165 - 168.  

30.) Curia dominicalis cum basilica in stadelhoven 1154. - "S. Ciriacus, der ein haußherre daselbs ist". 1877. - Krieger II, 1100 - 1123. - Kirsch, Die christlichen Kultusgebäude im Altertum (Köln 1893).  

31.) Freib. Diözefanarchiv XX, 189.  

32.) Krieger II, 1100.  

33.) Ebd. S. 1012.  

34.) Freib. Diözesanarchiv XXVI, 230. - Über die St. Martinskirchen vgl. Sauer im Freib. Diözefanarchiv N. F. VIII, 232.  

35.) Das Gutleuthaus oder "Spital" bestand noch 1673 Steinbacher Amtsordnung von 1673).  

36.) Der hl. Antonius von Ägypten wurde im frühen Mittelalter gegen eine ansteckende Entzündung, das sog. Antoniusfeuer oder heiliges Feuer, angerufen. Die zuerst auf seine Anrufung Geheilten gründeten in Mothe-St. Didier einen besondern Orden zur Pflege dieser Kranken. Später gilt er überhaupt als der Patron gegen ansteckende Krankheiten, besonders Pest. An diese Wirksamkeit des Heiligen erinnert noch das Gebet in manchen alten Missalien: Deus, qui concedis obtentu beati Antonii confessoris morbidonum ignem extingui et membris aegris refrigeria praestari... Vgl. Du Broc de segange, Les Saints Patrons (Paris 1887) I, 51 ff. (S)  

37.) Vgl. Krieger I, 646.  

38.) Inventare des Großh. Generallandesarchivs II, 173.  

39.) Parochia Stadelhoven cum capella in Svarzaha 1218. Diese Schwarzacher Kapelle wird noch 1245 in einer von Papst Innozenz IV. ausgestellten Bestätigung der Privilegien der Abtei Schwarzach als zur Stollhofner Pfarrkirche gehörig erwähnt. (Krieger II, 1100 und Freiburger Diözesanarchiv XXII, 46 ff.) Über die St. Michaelskapelle vgl. Freiburger Diözesanarchiv XXII, 64 f. und N. F. VI, 343 f.  

40.) Neben den bei fränkischen Kirchen- und Klostergründungen so häufig wiederkehrenden Doppelheiligen Petrus und Paulus wird zuweilen auch die seligste Jungfrau als Patronin genannt: In insula quae vocatur Arnulfoaugia juxta fluvium Rheni in honore sanctorum apostolorum et sanctae Mariae genitricis monasterium, ad 749 (Krieger II. Bd.). Über die Schwarzacher Kloster- und nunmehrige Pfarrkirche vgl. Freiburger Diözesanarchiv XXII 58 - 64, N. F. V, 361 — 396 und VI, 342 - 368 (mit vielen Abbildungen).  

41.) Nach Abgang der St. Georgskapelle bei Valetor, dem zweiten Standort des Klosters (im 15. oder 16. Jahrhundert), wird der hl. Georg zuweilen als Patronus secundarius der Schwarzacher Kirche genannt (Freib. Diözesanarchiv XXII 65 f.).  

42.) Als im Jahre 1890 die alte Kirche zu Greffern abgebrochen wurde, fand man im Sepulchrum des Hauptaltars eine bleierne Kapsel mit Reliquien der heiligen Martyrbrüder Johannes und Paulus, wie der dabei liegende Pergamentstreifen auswies. Die Kirche hat also ihren Titulus von den in derselben bei der Konsekration niedergelegten Reliquien erhalten. Bedeutende Reliquien der hll. Johannes und Paulus besaß die Abtei Reichenau, die seit dem 9. Jahrhundert mit Schwarzach in Gebetsverbrüderung stand. Die Reliquien dürften von Reichenau nach Schwarzach gekommen sein. In alter Zeit wallfahrtete man öfters in die Greffener Kirche zur Erflehung von günstiger Witterung für die Feldfrüchte. Veranlassung dazu gab sicher die Antiphon in der zweiten Vesper des Offiziums (26. Juni): "Isti sunt duo olivae et duo candelabra lucentia ante Dominum. Habent potestatem claudere coelum et aperire portas ejus, quia linguae eorum claves coeli factae sunt:" Die beiden Heiligen wurden früher vom Volksmund auch die "Wetterherren" genannt, und der 26. Juni war an manchen Orten ein sog. "Hagelfeiertag".  

43.) Die Hildmannsfelder Kapelle erhielt als Filiale der Benediktiner-Pfarrei Schwarzach einen Benediktiner-Heiligen, St. Wolfgang, Bischof von Regensburg († 994), zum Patron, der besonders gegen den Biß giftiger Tiere angerufen wird, mehr eigentlich gegen Schlagfluß und Lähmung. Gedächtnistag ist der 31. Oktober. Über die Pfarrei Schwarzach und deren Filialorte vgl. Freib. Diözesanarchiv XXII 143 - 179.  

44.) Dem hl. Johannes dem Täufer, wie auch dem hl. Martinus hatte schon der Vater des Benediktiner-Ordens, St. Benedikt, als den Vorbildern des monastischen Lebens, die Kirche auf Monte Cassino weihen lassen. Die St. Johanniskirchen (zu Vimbuch, Ottersweier, Rheinbischofsheim, Oberachern) wie auch die Martinskirchen weisen auf mönchischen Ursprung respektive auf eine Gründung durch die Benediktiner hin. - "In Monte Cassino hatte auch noch der hl. Stephanus frühzeitig eine Basilika, eine andere war dem titulo s. Salvatoris et Virginis Mariae geweiht. Meine Ansicht geht dahin, daß man in der Frühzeit versucht hat, das Bild der Kirchen Roms anderwärts nachzuahmen hinsichtlich der Patrone: so zeigt die Reichenau fast alle alten wichtigen Basiliken Roms, anderwärts traf man eine Auswahl, besonders wählte man gern die hll. Petrus und Paulus oder Maria Virgo, Martinus, Michael (Rom hatte 30 Michaelskirchen), um so wenigstens Urbild und gewisse Erinnerungen an Wallfahrten zu kommemorieren. Nun hat St. Johannes Baptista den Patronat vom Lateran, der wichtigsten Kirche Roms. Das erklärt zur Genüge das öftere Wiederkehren dieses Patrons bei alten Kirchen. Dazu kam noch, daß er Taufpatron, Patron der Baptisterien war, und so in der Zeit der Christianisierung gleichfalls bevorzugt wurde. Später kamen dann noch andere aus seinem Leben abgeleitete Patronatsmotive hinzu, wie die Beziehung zum Einsiedler- oder Mönchsleben." (S)  

45.) Über die Pfarrei Vimbuch und deren Filialorte vgl. Freib. Diözesanarchiv XXII, 79 — 111.  

46.) Bühlensis ecclesia olim erat filialis Otterswilani rectoratus, dismembrata ab eo 1311 (Krieger I, 736. Freib. Didzesanarchiv N. F. IX, 291 f.: Die ehemalige St. Peter- und Paulskirche zu Bühl.  

47.) Das Bühler Kirchspiel reichte hinab bis zum "Imenstein", der jetzt noch an der Landstraße zwischen Bühl und Steinbach steht und ehedem die beiden Kirchspiele und Gerichtsstäbe (Ämter) Bühl und Steinbach schied und jetzt noch Grenzstein der Bühler Gemarkung ist. Dieser "Imenstein", der urkundlich bereits 1406 erwähnt wird, ist aber nicht römischen Ursprungs, wie der oben S. 102 erwähnte, der am rechten Ufer der Bühlot stand. Die Untertanen des badischen Amtes Steinbach sowie die St. Petersleute von Schwarzach saßen "unter dem Imenstein", die des windeckisch-badischen Amtes Bühl "hinter dem Imenstein". (Vgl. Oberrh. Zeitschrift XXI, 262 f., wo der Grenzbeschrieb des ehemaligen Amtes Bühl, das die zwei Kirchspiele Bühl und Kappel-Windeck umfaßte, nach dem Bühler Lagerbuch von 1533 abgedruckt ist·) - Auch für das badisch-ortenauische Geleitsrecht bildete der Imenstein zwischen Bühl und Steinbach die Grenzscheide. Neben dem Imenstein, der jetzt in moderner Schrift die Inschrift hat: "Bühler Imenstein der Dritte" stand nach den Lagerbüchern des 16. Jahrhunderts ein "Steinbild", wahrscheinlich ein Kruzifix. Das jetzt dort stehende, sehr hübsche steinerne Kruzifix wurde laut Inschrift 1742 errichtet. Markstein und Heiligenbild nebeneinander, wie das auch anderwärts öfters vorkommt, symbolisieren anschaulich das Verwachsensein der wirtschaftlichen und religiösen Interessen im Mittelalter, die ursprüngliche Identität von Mark und Kirchspiel.  

48.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XV, 42 - 45.  

49.) Ebd. N. F. VI, 125 - 134.  

50.) Acher- und Bühler-Bote 1900 Nr. 248 - 253 (Der Friedhof und die Friedhofkapelle zu Bühl).  

51.) Vermutlich wollten die Hügelsheimer bei der Wahl ihres Kapellenpatrons jene von Stollhofen "übertrumpfen", da sie den berühmteren St. Laurentius sich erwählten, dessen Fest überdies damals ein gebotener Feiertag in der Diözese Straßburg war, wie auch jetzt noch das Fest des hl. Laurentius im Meßbuch und Brevier durch eine Oktav ausgezeichnet ist. (Vgl. Echo von Baden-Baden 1896 Nr. 58 - 66: Beiträge zur Orts- und Pfarrgeschichte von Hügelsheim.)  

52.) Vgl. Krieger II, 793 u. Freib. Diözesanarchiv XXV, 222 f.  

53.) Über den Patronat der hl. Katharina vgl. Sauer in der Festschrift für Friedrich Schneider, Freiburg 1906, S. 339 ff. (Studien aus Kunst und Geschichte) und Freiburger Diözesanarchiv N. F. VIII 238.  

54.) Für die Wahl des Erzengels Michael als Patronus coelestis für Kirchen auf der Ebene oder in Tälern kann ausschlaggebend gewesen sein die Ortsbeschaffenheit (dichte Wälder), die Anlage eines Begräbnisplatzes oder früherer heidnischer Götterkult an einem solchen Ort. Es bleibe dahingestellt, was für die Bühlertäler St. Michaelskirche zutrifft. Sicher ist, daß schon frühe, als die Kapelle noch Filiale zu Bühl war, ein Gottesacker um dieselbe angelegt war. Doch war dieser wohl nur eine Begräbnisstätte für Leichen von Kindern, die bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts öfters von den Angehörigen ohne Anwesenheit eines Geistlichen bestattet wurden, wogegen sich ein Pastoralerlaß des Straßburger Ordinariats Vom Jahre 1685 wendet. (Vgl. Freib. Kath. Kirchenblatt 1877 Nr. 44: Die St. Michaelskapellen auf Friedhöfen.) Über die St. Michaelskirchen überhaupt vgl. Sauer im Freiburger Diözesanarchiv VIII, 233 f.  

55.) St. Wendelin, der Hirtenheilige, war schon 1528 Mitpatron der Bühlertäler Kapelle: "St. Michels- und St. Wendelskapell im Tal" (1528) in Oberrh. Zeitschr. XXVII, 122.  

56.) Vgl. Acher- und Bühler-Bote 1895 Nr. 128 - 136: Beiträge zur Geschichte des Ortes und der Pfarrei Söllingen.  

57.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XI, 94.  

58.) St. Bartholomäus gilt wie die Heiligen Albin, Urban und Gallus als Patron der Rebleute. Sein Tag (24. August) ist ein "Merktag", an dem man die Trotten (Weinkeltern) für den Herbst zurichtet, daher ist St. Barthel der "Trottenputzer". Da dem hl. Bartholomäus nach der Legende die Haut abgezogen wurde, trägt er auf den Bildern gewöhnlich ein Messer in der Hand, das man auch als Winzermesser deutet.  

59.) Vgl. Krieger I, 21.  

60.) Freib. Diözesanarchiv XIII 276.  

61.) Freib. Kath. Kirchenblatt 1883 Nr. 17 f.  

62.) Vgl. oben S. 102.  

63.) Vgl. Acher- und Bühler-Bote 1909 Nr. 253 u. 255.  

64.) Villa Blidersdorf, Dunhusen, Wintersdorf, Muffenheim et Ottersdorf in loco dicto daz inre Ryet et infra dyocesin Argentinensem ac parochiam ecclesie parochialis opidi Selse 1376 (Krieger II, 499).  

65.) Wenn in den Visitationsprotokollen von 1666 und 1692 B. V. Maria als Patronin der Ottersdorfer Pfarrkirche angegeben ist (Freib. Diözesanarchiv N. F. II, 290), so ist dies ein Irrtum, der dadurch veranlaßt sein mochte, daß das Hauptbild des Hochaltars eine Madonna war. Der gleiche Fall dürfte bei Wintersdorf vorgelegen sein, wo ebenso Maria als Patrona primaria genannt wird. Über Ottersdorf vgl. Oberrh. Zeitschrift N. F. IV, 939 f. (Kaplanei) und Echo von Baden-Baden 1895 Nr. 75 - 78 (Zur Orts- und Pfarrgeschichte von Ottersdorf).  

66.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XXVII, 255.  

67.) Die Beliebtheit des hl. Jakobus erklärt sich, abgesehen von allem andern, Ende des Mittelalters hauptsächlich durch die vielbesuchte Wallfahrt S. Jago di Compostella, zu der besondere Straßen auch durch unsere Gegenden führten. Diese Wallfahrten hatten einen solchen Umfang angenommen, daß man sich vielfach genötigt sah, gegen die Mißbräuche, ebenso wie auch gegen die mißbräuchlichen Wallfahrten nach dem Michelsberg in Frankreich aufzutreten. (Vgl. Freib. Diözesanarchiv N. F. VIII, 236 f.)  

68.) Großh. Generallandesarchiv. Kopialbuch Nr. 104 f. (Fundationsbuch) 216 - 220.  

69.) Vgl. Oberrh. Zeitschr. VIII, 147 bis 154, wo das Markrecht von Sasbach abgedruckt ist.  

70.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XX, 159 - 165: Der Fünfheimburger Wald und dessen Genossenschaft.  

71.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XV, 42 - 45: Die Ottersweierer Waldhägenich-Mark. Bezüglich des Waldhägenichs bezeugte im Jahre 1580 Junker Georg von Windeck, dem die Bannherrschaft über den Hägenich zustand, "es sei dieser Wald vor unfürdenklicher Zeit von einer Fürstin, so man die von Zeringen genannt, den Witwen und Waisen zu nießen vertestamentiert worden" (Generallandesarchiv Kopialb. 780 f. 91). Also auch hier kehrt die Sage von einer "Wa1dstiftung" wieder.  

72.) Auch in der von dem Bühler Gericht unterm 3. Juni 1471 ausgestellten Kundschaft über die damaligen Grenzen der Sasbacher (mittleren) Mark werden diese fünf Kirchspiele als markberechtigt genannt. Die Markgrenzen werden nach dem Zeugenverhör also angegeben: "Daß die mark gange biß gein Önsbach an die Bruck, von dannen under sich hinab an die Mirrenlach und gein Michelbuch und furbasser die Scheidbach uff. Von dannen furter hinab untz an den Speckstege gein Moose. Darnach dem Bach nach an den Grennel und dem fluß nach gein Oberwasser nahe dem hofe (von Schwarzach). Darnach hinder dem hofe zu dem stein und furter an den Lauffbach" (Oberrh. Zeitschr. XXVII, 107 f.). Es sind hier die Grenzen der sog. mittleren Mark angegeben mit Ausschluß der Scherzheimer und Ottersweierer Mark, während im Markspruch von 1432 die Grenzen der ursprünglichen, noch ungeteilten Mark sich finden. Der Markspruch der mittleren Mark (Renovation von 1506) enthält 49 Artikel und beginnt mit den Worten: "Also lauten die Rechte, so die Großweirer Mark berühren und die ein Markherr zu Großweier von einer Markgrafschaft zu Baden zu Lehen getragen hat" (Vgl. Oberrh. Zeitschr. N. F. XIX, 486. Ruppert, Geschichte von Achern (1880) S. 108 f. und Acher- und Bühler-Bote 1902 Nr. 62 - 65: Burg, Mark und Amt Großweier.)  

73.) Da das Besetzungsrecht der Sasbacher Kirche schon frühe, 1136, an die Abtei Schuttern kam und die Pfarrei 1336 dieser inkorporiert wurde, so blieb hier durch die Benediktiner die Tradition bezüglich der Patrona coelestis der Pfarrkirche erhalten, während sie bei den Brigiden-Kirchen zu Iffezheim und Weitenung verloren ging. Die Sasbacher Pfarrkirche besitzt auch noch ein altes Reliefbild, aus dem die hl. Brigida dargestellt ist, wie sie von Krüppeln und Armen umgeben ist. St. Brigida ist auch Patronin gegen die Krankheiten des Viehes. Vgl. Hertkens, Brigida-Büchlein (Köln 1901) S. 25.  

74.) Vermutlich eine Feldkapelle. Der hl. Wolfgang wurde im Mittelalter vielfach von Hirten zur Abwehr der Wölfe angerufen. Es liegt hier eine naive Anspielung aus den Namen des Heiligen vor, wie solches im Mittelalter häufig vorkam. Zwischen Sasbach und Ottersweier lag noch 1582 ein Gehöfte, Wolfenweiler genannt, das im Dreißigjährigen Krieg einging. (Pfarr-Registratur Ottersweier.)  

75.) Der Eigentümer und Gründer der Kapelle, Prälat Dr. Franz Xaver Lender, benedizierte dieselbe zu Ehren seines Namenspatrons am 30. April 1899.  

76.) Vgl. Krieger I, 920 und II, 64.  

77.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XV, 31 - 92 (Pfarrei Ottersweier), XVIII 1 - 19 (Maria-Lindenkirche), XXIV, 241 (Jesuiten-Residenz), N. F. III, 270 f. und VIII 284 (alte Kirche, Wandmalereien).  

78.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XI, 94 (Pfarrei), XIV, 252 und N. F. III, 279 (frühere Kirche), N. F. V, 313 f. (Kaplaneien); Acher- und Bühler-Bote 1895 Nr. 105 (Pfarrkirche).  

79.) In neuester Zeit erhielt die Fautenbacher Kirche eine größere Reliquie ihrer Schutzheiligen durch die Bemühungen des Herrn Direktors Dr. Schindler in Sasbach, eines geborenen Fautenbachers. Über Fautenbach vgl. Acher- und Bühler-Bote 1890 Nr. 8 - 12 (Zur Pfarrgeschichte von Fautenbach).  

80.) Vgl. Glöckler, Geschichte des Bistums Straßburg I, 162 und II, 395; Freib. Diözesanarchiv N. F. VIII 236. Auch die Cyriakskirche zu Oberkirch, Dekanats Offenburg, dürfte um dieselbe Zeit gegründet worden sein. Über Unzhurst vgl. Acher- und Bühler-Bote 1901 Nr. 141 bis 143 (Zur Geschichte der Pfarrei Unzhurst).  

81.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XXI 109 - 111 (Zur Ortsgeschichte von Zell).  

82.) Ruppert, Geschichte der Stadt Achern (1880) und Freib. Diözesanarchiv N. F. X, 117 - 148 (Zur Geschichte der Stadtpfarrei Achern).  

83.) Der hl. Georg, der hochberühmte Märtyrer und Kriegsmann des Morgenlandes, war schon vor der Zeit der Kreuzzüge im Abendlande bekannt und verehrt, war im Mittelalter Schutzpatron der deutschen Ritterschaft. Daher waren diesem Heiligen so viele Burgkaplaneien geweiht, so im Kapitel Ottersweier zu Großweier, Neuweier (oberes Schloß) und Rodeck. Aber auch in unmittelbarer Nähe des Rheines standen ehedem zwei Georgskapellen zu Valetor zwischen Greffern und Schwarzach (vgl. oben S. 105) und zu Oberfreistett. - Fastlinger vertritt in seinem Buche: Die wirtschaftliche Bedeutung der bayrischen Klöster in der Zeit der Agilulfinger (Freiburg 1903) S. 51 f. die Ansicht, daß in Gegenden, wo weite Sümpfe und dichte Wälder sich befanden, St. Michael, St. Georg und St. Margareta vorherrschend als Patronen für Kirchen und Kapellen gewählt wurden, also solche Heilige, welchen die populäre Vorstellung und die altkirchliche Kunst das Bild eines Drachen beigegeben hat, was für viele Orte auch in der Rheinebene zutrifft, so für Honau und Wintersdof (St. Michael), Schwarzach (Valetor) und Freistett (St. Georg), Ulm und Leutesheim bei Rheinbischofsheim (St. Margareta). Es sei hier noch erwähnt, daß das alte Bistum Straßburg nicht weniger als 40 St. Georgskirchen zählte.  

84.) Nachdem im Jahre 1087 die Reliquien des hl. Nikolaus aus dem Morgenland nach Bari in Unteritalien gebracht worden waren, beförderten besonders die Benediktiner, welche zu Bari die Wächter seines Grabes waren, den Kult dieses Heiligen. Da St. Nikolaus nach der Legende durch sein Gebet einen Seesturm stillte, wird er vorzüglich angerufen in Wassersnöten, und wir finden daher Nikolauskirchen und -kapellen an Orten, die viel von Überschwemmungen zu leiden hatten. So standen längs der Acher nicht weniger als fünf dem hl. Nikolaus geweihte Kapellen (zu Kappel-Rodeck, Achern, Gamshurst, Moos und in der Au bei Stollhofen). Zu Renchen war St. Nikolaus einst zweiter Kirchenpatron. Auch die Kapellen zu Niederfreistett und Hausgereut im Hanauerland waren während der katholischen Zeit dem hl. Nikolaus dediziert. Über den Kult des hl. Nikolaus vgl. Freib. Diözesanarchiv N. F. VIII, 234. - Über die kirchlichen Verhältnisse von Gamshurst vgl. Mone, Badische Quellensammlung III, 122 f.; Acher- und Bühler-Bote 1893 Nr. 141 bis 143.  

85.) Über die Pfarrei Kappel-Rodeck vgl. Freib. Diözesanarchiv XVIII 327 f.; XXV, 204 f.; N. F. II, 268 f. und Acher- und Bühler-Bote 1902 Nr. 114 - 118 (Die alte Pfarrkirche zu Kappel-Rodeck).  

86.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XV, 46 und N. F. VIII, 269 f. (Pfarrhaus).  

87.) Vgl. Freib.Diözesanarchiv N. F.VI, 134 f.  

88.) Vgl. Acher- und Bühler-Bote 1895 Nr. 58 - 63 (Zur Orts- und Pfarrgefchichte von Önsbach).  

89.) St. Nikolaus war wohl Patronus primarius der Kirche über St. Erhard vgl. oben S. 103. St. Theobald († 1066) ist, wie St. Leonhard, ein Bauernheiliger. Er hat eine seltsame, wunderreiche Legende und wird als Einsiedler mit Ackergeräten dargestellt, weil er den Landleuten bei ihren Feldarbeiten half.  

90.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XXII 121 - 142 (Pfarrei Moos).  

91.) Der Kult der hl. Margarita ist erst infolge der Kreuzzüge ins Abendland gekommen. Gleich dem hl. Georg hat auch die hl. Margarita in der christlichen Kunst einen Lindwurm zu ihren Füßen, den sie mit dem Kreuz besiegt, und repräsentiert so in ihrem Martyrtum den Sieg des Christentums über das Heidentum. Der Margaretentag (20. Juli) galt als Ernteanfang und war zugleich auch ein Merktag für das bäuerliche Recht. Auch in den Bauernsprüchen und Weistümern wird der Margaretentag oft erwähnt. Wie St. Katharina als Patronin des Lehr-, St. Barbara als Beschützerin des Wehr-, so galt St. Margareta vornehmlich als Patronin des Nähr- und Bauernstandes. Diese drei Martyrjungfrauen sind vielleicht gerade deswegen in die Zahl der vom christlichen Volk beim ausgehenden Mittelalter so viel verehrten Vierzehn Nothelfer aufgenommen worden; sie werden zusammen mit der hl. Dorothea als quatuor virgines capitales durch ein eigenes Meßformular im Mittelalter ausgezeichnet und finden sich zusammen überaus häufig in der bildenden Kunst dargestellt. (Vgl. Falk in Geschichtsblätter für die mittelrheinischen Bistümer I (1884), 128. Sauer in Festschrift für Friedrich Schneider (Freiburg 1907) S. 339 ff.).  

92.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XXII 111 - 121 (Pfarrei Ulm).  

93.) Pfarr-Registratur Ulm.  

94.) Vgl. Brommer, Wallfahrtsbüchlein zur heiligen Dreifaltigkeit in Sasbachwalden (Offenburg 1894) und Freib. Kathol. Kirchenblatt 1894 Nr. 22 (Wallfahrtsjubiläum).  

95.) Für die Bedeutung Von Ulm als Hauptort der ehemaligen Markgenossenschaft ist auch dessen Gemeindesiegel beachtenswert. Es zeigt dieses eine Marksäule (sog. Rolandssäule). Solche Säulen pflegten an alten Gerichtsstätten und Rathäusern aufgestellt zu werden; sie waren Symbol des Rechtes und der unbeugsamen Gerechtigkeit Eine. Photographie des interessanten Ulmer Siegels war auf der Heraldischen Ausstellung zu Berlin im Jahre 1882 ausgestellt.  

96.) Die Önsbacher Brücke ist eine in den mittelalterlichen Urkunden und Weistümern vielgenannte uralte Grenzscheide. Auch für das badische Geleitsrecht landaufwärts war diese Brücke die Grenze laut einer vom Bühler Gericht ausgestellten Kundschaft vom 27. Mai 1474. Bis hierher reichte auch die Bannherrschaft der Abtei Schwarzach (über den Fünfheimburger Wald ?). (Vgl. Krieger, II, 935 und Ruppert, Beiträge zur Geschichte der Ortenau (1878) S. 54 f.)  

97.) Der Waldspruch des Ulmhard und das Weistum des bischöflich-straßburgischen Fronhofes zu Ulm ist datiert vom Freitag nach dem zwanzigsten (Hilariustag) 1410, danach waren von altersher im Ulmhard genußberechtigt "die biederen lüte, die do sitzen in den kirchspielen zu Ulmen, Reinchen und Walhulme". "Waldmeier" war der Schultheiß von Ulm, später in Gemeinschaft mit dem von Renchen. Die Waldvogtei stand damals den Herren von Schauenburg zu, auf die sie wahrscheinlich von den Herzogen von Zähringen übergegangen ist. Die Herzoge von Zähringen besaßen im Renchtal bedeutendes Allodialgut. Die Feste Ulenburg bei Ulm gehörte 1175 dem Bruder Bertolds von Zähringen, der sich davon Herzog von Ulmburg nannte. (Vgl. Henk, Geschichte der Herzoge von Zähringen (1891) S. 287. 418. 510.) Über den auf dem rechten Ufer der Rench sich hinziehenden Maiwald haben wir ebenfalls einen Waldspruch (Renovation vom Montag nach dem heiligen Kreuztag 1555). Danach gehörte der Maiwald den bischöflich-straßburgischen Gerichten Ulm und Waldulm, sowie den Lichtenbergischen Gemeinden Alt- und Neufreistett, Querken (ausgegangen), Membrechtshofen und Renchenloch (ausgegangen). Die Administration des Waldes besorgten acht Waldschöffen, wozu noch die fünf Heimburgen der fünf Lichtenbergischen Orte kamen. Von Bischofsheim ist nicht mehr die Rede, weil dessen Anteil jedenfalls schon früher vollständig dismembriert war. Bannherren waren der Bischof von Straßburg und der Graf von Hanau-Lichtenberg. Aus der Nutznießung des Maiwaldes ruht auch die Verpflichtung, die beiden Kapellen zu Alt- und Neufreistett in baulichem Zustand zu erhalten. Die Maiwaldungen wurden 1812, der Ulmhard 1819 unter die genußberechtigten Gemeinden verteilt.  

98.) Der Holchen- oder Holgenbach (Heiligenbach) hat wohl davon seinen Namen erhalten, weil er die Marken und Kirchspiele zweier Kirchenheiligen, St. Johannes (Bischofsheim) und St. Dionysius (Kork) voneinander schied.  

99.) über die Korker Waldgenossenschaft vgl. Trenkle, Der Korker Waldbrief (Karlsruhe 1884).  

100.) Der Waldulmer Waldspruch ist in einer Erneuerung von 1507 noch vorhanden.  

101.) Pfarr-Registratur Renchen.  

102.) Vgl. Oberrh. Zeitschrift XIII, 102 s. und Freib. Diözesanarchiv XV, 304 f.; XXV, 199 f. (Pfarrei).  ·

103.) St. Adelfus, Bischof von Metz, genoß auch im Bistum Straßburg besondere Verehrung. Sein Fest (1. September) stand seit alter Zeit im Straßburger Kirchenkalender und war ein bäuerlicher Merktag, an dem oder nach dem, wenn die Ernte eingebracht ist, die Dinggerichte bei den Fronhöfen abgehalten wurden, so auch gemäß der Schwarzacher Weistümer im Gebiete der ehemaligen Abtei.  

104.) Im Dreißigjährigen Krieg wurde das "Heidenkirchlein" derart zerstört, daß nur noch das untere Gemäuer und das Gewölbe des Turmes (wahrscheinlich der alte Chor) erhalten blieb. Langhaus und Untergeschoß des Turmes können möglicherweise noch aus dem 10. oder 11. Jahrhundert stammen. Es diente dann als Siechenhaus und jetzt als Holzschopf. Daß die Kapelle einst bemalt war, beweisen die Reste von vier Heiligenfiguren, welche man unter dem Verputze gefunden hat. (Vgl. Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden VII, 8.) - An der Stelle der ehemaligen Georgskapelle steht die jetzige Kirche von Freistett, die noch eine Glocke aus der katholischen Zeit (1447) besitzt. (Leitz, Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett (Kehl 1890) S. 107.)  

105.) Oratorium beati Jacobi apostoli ac Marie Magdalene et Nicolai contessoris in Husgereute 1289. - Sanctus Nicolaus patronus ecclesie parochialis in Hugesgerúte 1425. (Krieger I, 874.) Die Kapelle scheint 1280 erbaut worden zu sein, da sie aus diesem Jahre ein Ablaßprivilegium besitzt.  

106.) Oberrh. Zeitschrift XIII, 102 f. Freib. Diözesanarchiv XV, 308 f. N. F. II, 295 und Acher- und Bühler-Bote 1894 Nr. 60 und 70 (Zur Renchener Pfarrgeschichte).  

107.) Über den Kreuzkult vgl. Freib. Diözesanarchiv N. F. VIII 234.  

108.) Pfarr-Registratur Renchen.  

109.) Pfarr-Registratur Ulm.  

110.) Vgl. Freib. Diözesanarchiv XXI, 267 - 284 (Zur Orts- und Pfarrgeschichte Von Wagshurst).  

111.) Über die Erlacher Kirche und deren Altäre vgl. Wingenroth, Badische Kunstdenkmäler VII, 151.  

112.) Nach dem mittelalterlichen Gewohnheitsrecht erlangte der Winzer aus dem Sankt Urbanstag (25. Mai) das Recht auf den künftigen, wenn auch an diesem Tage noch ganz unsichern Ertrag des Weinbergs, weil Ende Mai der schwierigste Teil der Rebarbeiten vollendet war, wie mit dem Sankt Margaretentag der Bauer und Zehntherr das Recht auf den Ertrag und den Zehnten der Fruchtfelder: In sente Margareten dage is verdinet al korn zegede; ine sente Urbanus dage sin wingarden unde bomgarden zegede verdinet (Sachsenspiegel). (Vgl. Oberrh. Zeitschrift N. F. III, 376: Das St. Urbans Kinderfest im Schwarzachischen.)  

113.) Über Honau vgl. Krieger, I, 1038 und Wingenroth, Badische Kunstdenkmäler VII, 9 f.  

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