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Brauchtumspflege
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Brauch - Brauchtum

Ein Brauch (v. althochdt. bruh = Nutzen) (auch Usus, v. lat. uti = gebrauchen) ist eine innerhalb einer festen sozialen Gemeinschaft erwachsene Gewohnheit (= Tradition). Die Gewohnheiten eines Individuums hingegen werden nicht "Brauch" genannt. Aus ethnologischer Sicht bestimmt ein Brauch den Ablauf von Zeremonien, eine Sitte hingegen ist die hinter dem Brauch stehende moralische Ordnung.

Das Brauchtum als Vergegenw?rtigung bestimmter Br?uche

Ein Brauch ?u?ert sich als Begleitph?nomen bestimmter als Einschnitte wahrgenommener Lebenserfahrungen. Die menschliche Kultur hat ein reiches Brauchtum entwickelt, das sich im Bereich der

* biologischen (Geburt, Sexualit?t, Tod)

* gesellschaftlichen (Jubil?en, Feste, Feiern) bzw.

* transzendenten (Kultus)

Erfahrung und Entwicklung ?u?ert.

Die ?bergangsriten bei Menarche, Geburt und Tod, Mannbarkeit und Hochzeit haben ihr je eigenes traditionelles Brauchtum. Im Jahreskreis bietet dieser Vorrat eine bunte Vielzahl von H?hepunkten, im christlichen Zusammenhang von Advent, Weihnachten, Silvester, Dreik?nigstag ?ber Karneval und Ostern bis zum Erntedankfest, St. Nikolaus (Nikolaustag). Deren festlicher oder ausgelassener Charakter erm?glicht f?r einen Moment, sich ?ber den Alltag hinauszuheben.

Br?uche dienen der Sinn-, Identit?ts- und Integrationsstiftung. Sie vereinen und wirken gemeinschaftsbildend. Bei Staatsbesuchen erklingen die Nationalhymnen und in Gestalt der gehissten Flagge wird die jeweilige Nation geehrt. Sport- und Musikvereine, Z?nfte und Universit?ten, Kindergruppen, Jugendcliquen oder -banden bilden und bewahren regionales wie nationales Brauchtum.

Das Brauchtum als Begriff

Die Bezeichnung "Brauchtum" f?r den Brauchkomplex ist zwar veraltet und wird gr??tenteils in der volkskundlichen Brauchforschung nicht mehr verwendet, findet jedoch immer noch Erw?hnung f?r die Gesamtheit der Br?uche eines Volkes oder einer Volksgruppe.

Der Brauch als regelm??iges Handlungsmuster

Ein Brauch ist eine Handlung, die nicht beliebig oder spontan abl?uft, sondern einer bestimmten Regelm??igkeit und Wiederkehr bedarf, ferner einer brauchaus?benden Gruppe, f?r die dieses Handeln eine Bedeutung erlangt, sowie einen durch Anfang und Ende gekennzeichneten Handlungsablauf, dessen formale wie zeichenhafte Sprache der Tr?gergruppe bekannt sein muss. Br?uche sind zu unterscheiden einmal vom Ritus, der die soziale mit der religi?sen Welt zu verbinden sucht, zum anderen von der Gewohnheit, die eine n?chterne zweckm??ige, nicht notwendigerweise soziale Routine darstellt. Das Ritual ist Teil des Brauchkomplexes. Br?uche wirken zudem handlungsorientierend. Sie liefern einen Rahmen, einen Satz von Zeichen und Symbolen, Anweisungen und Rollen und passt diese an. Oftmals stellen Br?uche eine genaue Formulierung f?r eine bestimmte Gelegenheit bereit, die durch die Beteiligten erwartet wird.

Im Lauf der Entwicklung k?nnen Br?uche ihre Bedeutung verlieren und zum leeren Selbstzweck werden. Hierin sind sie dem Ritual verwandt, bei dem es auch durch die Entkopplung von Form und Inhalt zur Aush?hlung, bzw. Sinnentleerung kommen kann. Br?uche und Rituale werden von den sozialen Akteuren nur dann als sinnerf?llt erlebt, wenn Form und Inhalt zusammengehen.

Die industrielle Revolution des 19. und 20. Jahrhunderts zeitigte den ?bergang von einer ?berwiegend landwirtschaftlich gepr?gten zu einer st?dtisch-industriellen, modernen Gesellschaft. Dieses brachte einen Verlust der Bedeutung vieler kollektiver Gewohnheiten und regionaler Br?uche mit sich, die in der vorindustriellen Welt beheimatet waren. Dies wird h?ufig als Traditionsverlust bezeichnet und kritisiert.

Umgekehrt stellen Volkskundler fest, dass permanent neue Br?uche entstehen. Diese Br?uche haben aber oft nicht die gleiche Bindekraft wie die Br?uche fr?herer Zeiten. Hintergrund ist, dass die Traditionsketten, die Br?uche ?berliefern, k?rzer werden.