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H?lle - Aktuelle Positionen Laut der European Values Study glaubte im Jahr 1999 ein knappes Drittel der rund 40.000 befragten Europ?erinnen und Europ?er an die Existenz einer H?lle. Am st?rksten ist der Glaube an eine H?lle in der T?rkei (90 %), Nordirland (60 %), Rum?nien und Polen (je 55 %) verbreitet, am wenigsten in D?nemark, Schweden, Tschechien und den Niederlanden (etwa 10 %). In Deutschland glauben rund 15 % der Befragten an die Existenz einer H?lle.[7]
Das Christentum sieht sich eigentlich als Erl?sungsreligion, nach welcher die der S?nde und dem Tod verfallenen Menschen von Jesus Christus gerettet werden. Im Lehren und Wirken von Jesus und der Apostel (vgl. Gal. 1,12), sei die Erl?sung f?r alle Menschen verk?ndet (Jes. 45,23-24, Phil. 2,9-11, R?m. 14,11, Off. 15,4). Andererseits wird von Bef?rwortern der H?llenlehre auf Stellen verwiesen, in denen Jesus Christus von einer H?lle zu reden scheint, wenn er etwa vor Feuer warnt (Matth. 5,22, 29f; 13,36-46), vor der Finsternis, in der Heulen und Z?hneklappern herrscht (Matth 8,12), vor dem Gerichtstag (Matth 10, 15) und vor der Gehenna (Matth. 10,28).
Die ?hnlichkeit der H?llenbilder in west- und ostkirchlichen christlichen Glaubensrichtungen springt ins Auge, wenn es auch im Detail ein paar Unterschiede gibt. Die orthodoxe Kirche sieht sowohl Himmel als auch H?lle als intime N?he zu Gott, diese werde aber von den Gerechten als freudig und segensreich, von den B?sen dagegen als qualvoll und voller Gewissensbisse erlebt.
Manche modernen Theologen innerhalb der gro?en christlichen Religionsgemeinschaften sehen heute die H?lle nicht mehr als k?rperliche Qual (Sinnenstrafe), sondern eher als Abstraktum, welche sich durch "Ferne von Gott" umschreiben l?sst, so etwa Papst Johannes Paul II. Sie halten aber an der traditionellen Lehre von der H?lle fest. Einige katholische Theologen wie (undeutlich) Hans Urs von Balthasar oder (sch?rfer) Gisbert Greshake versuchten eine theologische Vermittlung zwischen Allerl?sungstheorie und definitivem H?llendogma (vgl. die Bulle Benedictus Deus, 1336 ex cathedra): Demnach gibt es zwar die H?lle als "reale M?glichkeit" (Karl Rahner), aber sie k?nnte am Ende leer sein, denn niemals wurde die ewige Verdammung eines bestimmten Menschen verbindlich gelehrt.
Die Metapher H?lle ist in der Vergangenheit h?ufig f?r missionarische, politische und gesch?ftliche Zwecke als Drohbotschaft gebraucht worden. Heute wenden sich die meisten modernen Theologen gegen die Angstdrohung einer Strafe oder Verdammung, weil sie nicht mit Aussagen der Bibel oder mit den Eigenschaften Gottes wie Liebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit vereinbar sei. Ihrer Meinung nach verk?nde das Neue Testament statt wie auch immer gearteter H?llenqualen die frohe Botschaft der Vers?hnung aller oder zumindest der meisten Menschen mit Gott.
Andere Theologen wiederum meinen, es sei unverantwortlich, die Existenz der H?lle zu verschweigen oder zu verniedlichen. Sie m?sse ebenso gelehrt werden wie die M?glichkeit des Menschen, durch Hinwendung zu Jesus Christus gerettet zu werden. In dieser Tradition steht auch die Aussage des aktuellen Papstes Benedikt XVI., der 2007 in seinem stark beachteten Jesusbuch sagte, dass Jesus Christus gekommen sei, um uns zu sagen, dass er uns alle im Paradies haben wolle und dass die H?lle, von der man in unserer Zeit so wenig spr?che, existiere und ewig sei f?r jene, die ihre Augen vor seiner Liebe verschlie?en.[8] Bereits in seinem Buch Einf?hrung in das Christentum aus dem Jahr 1968 befasst sich Ratzinger mit der christlichen Definition des Begriffes "H?lle" als Ort der Einsamkeit, an den keine Liebe mehr dringen kann. Auch in seinem Buch ?ber die Eschatologie befasst er sich mit den "letzten Dingen". Der Katechismus der Katholischen Kirche behandelt die H?lle im Artikel 12 "Ich glaube das ewige Leben" unter IV ?"Die H?lle".[9] Die Kirche f?llt auch in der Exkommunikation kein Verdammnisurteil sondern nur ein gegenw?rtiges Urteil in der Zeit. (Die Heiligsprechung hingegen bedeutet aber faktisch die unfehlbare Aussage, dass die Seele des Heiligen bei Gott lebt und f?r uns eintreten kann.)
Strikte Richtungen des Calvinisten in der Tradition von Augustinus von Hippo lehren, dass Gott in v?llig freier und unerforschlicher Entscheidung nur einige Menschen zum Himmel und die anderen zur H?lle vorherbestimme (Pr?destination). Die schicksalhafte Belastung der Menschen mit der Erbs?nde schlie?e den freien Willen aus, nur noch der von Gott eingegebene Glaube an das Selbstopfer und die Herrschaft Jesu Christi als dem Lamm Gottes und an dessen Auferstehung sei der Weg, um gerettet zu werden.
Andererseits gibt es viele Konfessionen, z. B. die Katholische Kirche, die Anglikanische Kirche, methodistische und wesleyanische Kirchen und viele moderne reformierte Kirchen, die lehren, dass der Mensch auf Gottes Gnade frei antworten m?sse, um gerettet zu werden, und es daher das Heil der Seele letztlich doch vom Menschen mit abh?nge (siehe auch Arminianismus).
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) bezeichnet als H?lle zwei unterschiedliche Orte. Zum einen den Ort der Ungehorsamen Geister in der Geisterwelt, wenn diese dort umkehren kommen sie in eines der drei Reiche der Herrlichkeit. Zweitens der Ort wo Menschen, die den heiligen Geist trotz besseren Wissens leugnen, nach der Auferstehung sein werden, manchmal auch als ?u?ere Finsternis bezeichnet.[10]
Von einigen Gruppen aus der Adventbewegung sowie von den Bibelforschern und Zeugen Jehovas wird der Annihilationismus in Betracht gezogen, eine Lehre, nach der die B?sen weder in das Himmelreich noch in eine wie auch immer geartete H?lle gehen, sondern mit Leib und Seele vollst?ndig vernichtet werden. In neuerer Zeit haben einige evangelikale Theologen, darunter der prominente anglikanische Autor John Stott, f?r diese Lehre ein gewisses Ma? an Sympathie gezeigt.