[X]
Zinngiesser
<<< zur Galerie


Wahrsagen - Zukunft deuten - Zukunft voraus sagen

Als Wahrsagen, Wahrsagung oder Mantik (von altgr. ???????, manteia), abwertend Wahrsagerei, werden in der Kulturgeschichte, in der Ethnologie und in der Esoterik zahlreiche Praktiken und Methoden zusammengefasst, die dazu dienen sollen, zuk?nftige Ereignisse vorherzusagen oder anderweitig verborgenes Wissen zu erlangen, das den gew?hnlichen Sinneswahrnehmungen nicht zug?nglich ist. Das Spektrum dieser Praktiken reicht von der Deutung zuf?lliger Ereignisse nach vorgegebenen Regeln bis zur Inanspruchnahme "hellseherischer" F?higkeiten (Hellsehen). Verbreitete Beispiele sind das Handlesen, das Kartenlegen und die Astrologie. Davon unterschieden wird die religi?se Prophetie, bei der nicht ?u?ere Zeichen gedeutet werden, sondern eine unmittelbare g?ttliche Inspiration in Anspruch genommen wird; diese Unterscheidung ist jedoch nicht immer eindeutig m?glich. Weitere verwandte, weitgehend synonyme Bezeichnungen sind Weissagung und Divination (von lat. divinatio).

Dass Wahrsager tats?chlich zuk?nftige Ereignisse vorhersagen k?nnten, ist bereits seit dem 18. Jahrhundert nicht mehr Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen, und der Glaube daran wird heute dem Aberglauben zugerechnet. Zu den entschiedenen Gegnern des Wahrsagens z?hlen die katholische Kirche, ma?gebliche evangelische Theologen und Vertreter der Skeptikerbewegung. Von theologischer Seite wird behauptet, das Wahrsagen sei mit dem christlichen Glauben unvereinbar. Vertreter der Skeptikerbewegung ?berpr?fen Aussagen von Wahrsagern und behaupten, dass sich angebliche Wahrsagef?higkeiten bisher bei jeder Untersuchung als T?uschung oder Selbstt?uschung entpuppt h?tten.

Bedeutung

Nach Georges Minois, der 1996 die erste gro?e Monographie der Geschichte der Wahrsagung und anderer Formen der Vorhersage vorlegte, sind (in Europa) 25 verschiedene Methoden gang und g?be, "von der Kristallkugel bis zum Kaffeesatz, von der Geomantie bis zur Numerologie, von der Chiromantie bis zur Kartomantie. Kein Fehlschlag, kein Beweis f?r die Inkoh?renz und Absurdit?t dieser Methoden ersch?ttert das Vertrauen eines ?berraschend gro?en Teils der Bev?lkerung." Besonders popul?r ist die Astrologie, der nach verschiedenen Umfragen ein Drittel bis die H?lfte der Bev?lkerung Glauben schenkt. In Deutschland bet?tigten sich Mitte der 90er Jahre ?ber 8 Millionen Deutsche selber als Hobbyastrologen, und 20 % der Befragten sprachen sich sogar f?r die Anerkennung der Astrologie als Wissenschaft aus.

Nach Minois basiert dieser Erfolg u.a. auf der sozialen Funktion der Wahrsagung: "Die Astrologie, die Kartomantie, die Parapsychologie sind f?r das in den Massenph?nomenen versinkende Individuum eine Zuflucht, eine Gelegenheit, die eigene Pers?nlichkeit zu erforschen und sich dabei von jeder Schuld freizusprechen. In diesem Sinne treten sie ein wenig die Nachfolge der einstigen Gewissenspr?fung und Beichte an. Wie der Priester ist der Astrologe ein Vertrauter, dem man seine Geheimnisse entdeckt und der einem im Gegenzug die pers?nliche Zukunft enth?llt. Es besteht eine gro?e ?hnlichkeit zwischen dem Psychoanalytiker und dem Astrologen, und schon die Hellseherinnen des letzten Jahrhunderts hatten erkannt, dass sie die Rolle von Psychologinnen und Tr?sterinnen spielten. Die Kunden der Astrologen und Hellseher sind Kranke, Ver?ngstigte, aus dem Gleichgewicht geratene Menschen, die Trost und Sicherheit suchen und auf ihre Person aufmerksam machen wollen. Das wissen die Astrologen sehr genau, man braucht nur ihre stereotypen Vorhersagen zu lesen: dem Ego zu schmeicheln ist viel wichtiger, als die Zukunft vorauszusagen."