Sehenswertes Offenburg

Als aber im Jahr sechszehnhundert fünf und dreißig sich Frankreich mit den Schweden verbunden, nahmen die vereinigten französich-schwedischen Völker die ganze Ortenau hinweg; die Gegend von Offenburg wurde besezt und jeder Zugang der Stadt so unsicher gemacht, daß Niemand sich außer die Mauern wagen durfte - die Väter Kapuziner allein, welche eben ihr Kloster erbauten, hatten die Erlaubniß, mit zwei Ochsen und zwei Knechten die nöthigen Baumaterialien herbeizuführen. Doch sind endlich auch diese Ochsen ein Raub des Feindes geworden.

Fünf solcher Einschließungen hatte Offenburg in kurzer Zeit durch den schwedischen General Herzog Bernhard von Weimar zu erfahren, und wurde verschiedene Mal mit Stücken und Bomben beschossen ja, der französische General Condè war schon Willens, die Stadt enger einzuschließen und sie zu schleifen, als der kaiserliche General Schildehas eben noch zu rechter Zeit mit seinen Truppen anrückte, die Belagerer schlug, die benachbarten Ortschaften besezte und die Stadt befreite.

Dieses war die lezte schwedische Belagerung; aber im Jahre sechszehnhnndert fünf und vierzig kam zu dem bisher erlittenen Schaden noch das Unglück, daß die ganze der Stadt gehörige Ernte durch feindliches Kriegsvolk verherget worden, woraus ein großer Mangel an Lebensmitteln, vieles Elend und beinahe eine Hungersnoth entstanden ist.

Max Wingenroth 1908 über die Stadt Offenburg arrowRight

Offenburg Gemeinden arrowRight

Der schädlichste Umstand für Offenburg war die Nachbarschaft der französischen Kriege im Elsaß und Lothringen unter König Ludwig dem Vierzehnten. Denn im Jahre sechszehnhundert acht und siebzig wurde der Stadt mit einer harten Belagerung, ja mit gänzlicher Zerstörung durch den General Erequi gedroht, welcher gemachte Anschlag durch den eilends über den Schwarzwald mit auserlesener Mannschaft anrückenden Herzog von Lothringen noch glücklich vereitelt worden. Endlich aber war das Jahr neun Und achtzig das aller schrecklichste, indem die Stadt im Herbstmonat belagert - Nach einer hartnäckigen Gegenwehr erobert, geplündert und angezündet wurde. Der bei dieser Zerstörung verursachte Schaden beliefe sich auf eine Million und nahe an zweimalhundert tausend Gulden!

Die französischen Kriege des achtzehnten Jahrhunderts haben der Stadt Offenburg durch Kontributionen und Durchmärsche wieder neuen Schaden gebracht; doch hat sich auch mancher Bürger durch die Franzosen bereichert, welcher sich durch Sprachkenntniß bei denen Befehlshabern beliebt gemacht und durch Handel nnd Gewerbe hervorgethan. Sonderlich erzählet man, daß bei dem Ueberfall der kaiserlichen, wodurch der französische General Vivant genöthigt wurde, mit Zurücklassung seines ganzen Lagers auf dem "Angel" die Flucht zu ergreifen, mancher Offenburger gute Beute gemacht habe.

Beiläufig um das Jahr tausend siebenhundert und fünfzig entstanden zu Offenburg einige Mishelligkeiten zwischen dem Rathe und der Bürgerschaft wegen Verwaltung der Geimeindseinkünfte und etlichen andern Dingen. Nachdem aber solcher Prozeß mehrere Unkosten verursachet, wurde die Sache dahin verglichen, daß der Rath über die Verwaltung der gemeinen Einkünfte und Gefälle, wie auch über andere Schaffneien öffentlich Rechnung ablegen , und fürohin allezeit ein von den Bürgern erwählter Kassenherr dem städtischen Zahlamte beisizen solle. Bei diesem Vergleiche wurde auch den übrigen Beschwerden abgeholfen, und die Stadt erfreute sich fortan einer wahren Ruhe und Eintracht zwischen dem Rathe und der Bürgerschaft.

(Aus Chronik der ehemaligen Reichsstadt Offenburg - 1850)

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