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Meißenheim - Evangelische Kirche
In Meißenheim, das von seinen Herren Wurmser von Vendenheim 1533 der Reformation zugeführt wurde, ist die jetzige Kirche schon die dritte an derselben Stelle. Von der ältesten haben wir keine Nachrichten. Die zweite wurde 1580 erbaut und mußte wegen Baufälligkeit und Enge 1763 dem Neubau der dritten Kirche weichen. Dieser Neubau wurde vor allem vom Amtsschultheißen Christmann Fischer betrieben, der als Statthalter der hauptsächlich auf der linken Rheinseite im Elsaß begüterten Herrschaft gewissermaßen als kleiner König in Meißenheim regierte. Er verstand auch, die ganze Gemeinde mitsamt dem "Gericht", dem damaligen Gemeinderat, für die Idee des Neubaues zu begeistern, denn die ganzen Kosten - rund 17 000 rheinische Gulden - nebst den zahllosen Fron- und Handlangerdiensten hat allein die damals etwa 800 Seelen zählende Einwohnerschaft selbst aufgebracht. Wieweit die Herren Wurmser von Vendenheim außer einer milden Steuereintreibung am Bau finanziell beteiligt waren, müßte aus den Akten des Wurmserschen Familienarchivs erforscht werden. Jedenfalls wurde der Accord (Vertrag) über die Errichtung des Kirchenneubaues mit dem elsässischen Baumeister Joseph Michael Schneller (und seinem Sohn Joseph Anton) am 9. Februar 1763 mit der ausdrücklichen Genehmigung der "Gnädigsten Herrschaft" abgeschlossen. Schnöller hatte nicht nur den Riß (Bauplan) zu liefern, sondern auch die Maurer-, Steinhauer-, Verputz- und Dachdeckerarbeiten auszuführen, und auch für die übrigen am Bau beteiligten Handwerker die Bauleitung zu übernehmen. Zum Abbruch der alten Kirche, Graben der Fundamente und zu Handlangerdiensten mußte die Gemeinde ihre Leute stellen und auch die Baumaterialien auf eigene Kosten und mit Frondienst-Transportleistung - nur gegen Trinkgeld - auf die Baustelle schaffen. So wurden die Werk- und Bruchsteine aus rotem Sandstein von Kuhbach und Schmieheim, das Bauholz aus den Meißenheimer und Kürzeller Waldungen sowie aus Zunsweier, die grün glasierten Ziegel für den Turmhelm aus dem Elsaß, Kalk, Gips und andere Materialien mit Schiffen auf dem Rhein herbeigeschafft. Als Kaution für die Erfüllung des Vertrages ließ Schnöller 1 000 Gulden bis zur Vollendung des Baues bei der Gemeinde stehen. (Zóltan Tóh)