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Einzelbildnachweise - Meißenheim - Evangelische Kirche

Die Rheinebene, in deren Mitte die Meißenheimer Kirche steht, ist eine offene Landschaft Lud ihr fruchtbarer Boden schon von altersher Menschen zur Ansiedlung ein, erweckte deren angesammelter Wohlstand die Begehrlichkeit anderer Auf beiden Seiten des Stromes zogen oft Heerscharen rheinauf und rheinab, und das offene Land mit seinen wohlhabenden Dörfern und Städten wurde im Lauf der Jahrhunderte wiederholt geplündert und verwüstet Nach dem ganz Deutschland verheerenden Dreißigjährigen Krieg hatte dies Land auch noch die Heerzüge und die systematischen Zerstörungen des Pfälzischen Erbfolgekrieges zu erdulden Weite Landstriche sahen wie nach Luftangriffen des Zweiten Weltkrieges aus. Erst mit dem Friedensschluß von Rijswyk im Jahre 1697 setzte eine längere Friedensperiode ein, in der sich bald der Aufbauwille der arbeitsamen Bevölkerung regte Es wurden aber nicht nur ganze Dörfer und Städte mitsamt ihren Kirchen und öffentlichen Gebäuden neu errichtet, sondern auch die im Kriege beschädigten oder infolge ungenügender Unterhaltung baufällig gewordenen Bauten mußten erneuert werden In Meißenheim, das von seinen Herren Wurmser von Vendenheim 1533 der Reformation zugeführt wurde, ist die jetzige Kirche schon die dritte an derselben Stelle Von der ältesten haben wir keine Nachrichten Die zweite wurde 1580 erbaut und mußte wegen Baufälligkeit und Enge 1763 dem Neubau der dritten Kirche weichen Dieser Neubau wurde vor allem vom Amtsschultheißen Christmann Fischer betrieben, der als Statthalter der hauptsächlich auf der linken Rheinseite im Elsaß begüterten Herrschaft gewissermaßen als kleiner König in Meißenheim regierte Er verstand auch, die ganze Gemeinde mitsamt dem denn die ganzen Kosten - rund 17 000 rheinische Gulden - nebst den zahllosen Fron- und Handlangerdiensten hat allein die damals etwa 800 Seelen zählende Einwohnerschaft selbst aufgebracht Wieweit die Herren Wurmser von Vendenheim außer einer milden Steuereintreibung am Bau finanziell beteiligt waren, müßte aus den Akten des Wurmserschen Familienarchivs erforscht werden Jedenfalls wurde der Accord (Vertrag) über die Errichtung des Kirchenneubaues mit dem elsässischen Baumeister Joseph Michael Schneller (und seinem Sohn Joseph Anton) am 9. Februar 1763 mit der ausdrücklichen Genehmigung der Schnöller hatte nicht nur den Riß (Bauplan) zu liefern, sondern auch die Maurer-, Steinhauer-, Verputz- und Dachdeckerarbeiten auszuführen und auch für die übrigen am Bau beteiligten Handwerker die Bauleitung zu übernehmen Zum Abbruch der alten Kirche, Graben der Fundamente und zu Handlangerdiensten mußte die Gemeinde ihre Leute stellen und auch die Baumaterialien auf eigene Kosten und mit Frondienst-Transportleistung - nur gegen Trinkgeld - auf die Baustelle schaffen So wurden die Werk- und Bruchsteine aus rotem Sandstein von Kuhbach und Schmieheim, das Bauholz aus den Meißenheimer und Kürzeller Waldungen sowie aus Zunsweier, die grün glasierten Ziegel für den Turmhelm aus dem Elsaß, Kalk, Gips und andere Materialien mit Schiffen auf dem Rhein herbeigeschafft Als Kaution für die Erfüllung des Vertrages ließ Schnöller 1 000 Gulden bis zur Vollendung des Baues bei der Gemeinde stehen Die Ausführung schritt auch planmäßig voran Bis Ende 1763 war die alte Kirche abgebrochen und die Fundamente gelegt 1764 dann die Mauern des Kirchenschiffes hochgezogen das Dach errichtet und das Richtfest als wahres Volksfest gefeiert 1765 kam der Turm dran mit Ausbauarbeiten in der Kirche (so auch die Ausführung der Deckengemälde) Am 28. Oktober 1766 wurde die Kirche eingeweiht Die Stuckmarmorarbeiten von Kanzel und Altar und die drei großen Stuckkartuschen wurden erst hinterher 1767 ausgeführt und vergoldet Mit dem nicht völlig fertigen Zustand der Kirche am 28. Oktober 1766 ist wohl ihre Einweihung ohne besondere Festlichkeiten zu erklären  Die schöne Orgel wurde in Straßburg, und zwar bei Johann Andreas Silbermann, 1774 bestellt und 1776 aufgestellt Sie kostete noch zusätzlich 1 800 Gulden Die Hauptschauseite der Kirche ist die Turmfront nach Südwesten Ein stattlicher Treppenaufgang, oben mit dem inzwischen ebenfalls renovierten Gittertor abgeschlossen führt von der breiten Dorfstraße auf eine Anhöhe, die der rund 50 m hohe schlanke Turm mit den anschließenden Voluten der Langhaushalbgiebel krönt Das Kirchenschiff selbst ist außen 16,50 m breit und 32,50 m lang, nach Nordosten mit den drei Seiten eines Achtecks abschließend Der im Lichten 14,20 m breite, 30,20 m lange und 11,80 m hohe Kirchenraum zeigt in seiner Grundrißdisposition die Der Altar, der Tisch des Herrn, Ort des heiligen Mahles, steht inmitten der Gemeinde, umgeben vom Gestühl und flankiert von zwei Emporen Die Kanzel, Ort der Wortverkündigung, ist seitlich so angebracht, daß der Prediger von dort aus den größten Teil der Kirchenbesucher Äug in Äug fassen kann Die Empore gegenüber dem Haupteingang wird noch durch den geschnitzten Prospekt der Orgel betont wodurch eine Kombination und ein Ausgleich zwischen der Querausrichtung auf die Kanzel und der Längsausrichtung auf den Altar besteht Glücklicherweise ist diese typisch evangelische Gliederung des Raumes durch die jüngsten Renovierungen nicht angetastet worden entgegen mancher Renovierungen evangelischer Kirchen in der Nachkriegszeit, wo man aus mittelalterlich romantischen Vorstellungen heraus bemüht war den abgesonderten Chorraum mit dem der Gemeinde entrückten Altar wiederherzustellen oder gar neu zu schaffen Was den Kirchenbesucher in der Meißenheimer Kirche besonders überrascht, ist ihre für einen evangelischen Gottesdienstraum ungewöhnlich reiche Ausstattung