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Evangelische Kirche erbaut 1756 in Willstätt
Die Katastrophe von Willstätt
Im Jahr 1753 erhielt Johann Elmenreich seinen bisher lukrativsten Auftrag, den Neubau der Pfarrkirche Willstätt. Die alte Pfarrkirche von 1657 war dreimal gebrandschatzt und jeweils notdürftig instand gesetzt worden. Sie befand sich in "baufälligen und schlechten Umständen" und war überdies viel zu klein: 130 Personen aus der Gemeinde ohne die ledigen Personen fanden darin keinen Platz. Der Entscheidung zum Neubau ging ein heftiges Ringen um die Finanzierung voraus. Ursprünglich hatte das Konsistorium in Buchsweiler gefordert, dass die Gemeinde Willstätt das Eichenholz stellen, die Fuhren übernehmen und überdies 2.500 fl. von den Baukosten übernehmen sollte. Die Willstätter machten geltend, dass die Bürgerschaft "von Geld entblößt" sei und sich nicht in der Lage sehe, den geforderten Beitrag zu übernehmen. Nach mehr als zwei Jahre dauernden Verhandlungen war Willstätt schließlich bereit, 2.000 fl. Eigenbeitrag zu akzeptieren, als angedroht wurde, das Bauprojekt einzustellen.
Elmenreich hatte im Januar 1753 einen Kostenvorschlag eingereicht, dessen Gesamtvolumen sich auf 9.901 fl. 32 ß. belief. Er erhielt den Zuschlag und konnte am 5. März 1753 mit dem Abbruch der Kirche beginnen. Am 11. März wurde zum letzten Mal Gottesdienst in der alten Kirche gehalten. Die Kirchenstühle wurden in die Zehntscheuer geschafft und die Glocken dort an Balken aufgehängt. Am 21. April wurde mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen. Der Grundstein zum neuen Bau wurde feierlich in Anwesenheit des Superintendenten, des Amtsschultheißes und der Bürgerschaft am 16. Mai 1753 gelegt: "Man ging processionsweise aus dem Pfarrhaus auf den Platz, wo eine zahlreiche Menge Menschen versamlet war, alle Glocken wurden geläutet. Als man auf den Platz gekommen, wurde das Lied gesungen; Es wolle uns Gott gnädig seyn". In den Grundstein wurde ein Dokument eingelassen, auf dem sich neben den Namen des Landesherren Landgraf Ludwig von Hessen, der Räte, der Kirchenbehörden und der Gemeindevertreter der Name des Baumeisters "Johann Elmerich Offenburg" findet.
Am 2. August konnten die Zimmerleute schon damit beginnen, das Kirchendach aufzuschlagen. Nach drei Tagen war die Kirche ohne einen Unfall unter Dach und Fach. Zu Weihnachten wurden zum ersten Mal Gottesdienste in dem neuen Gebäude gehalten. Am Dienstag nach Pfingsten war die erste Taufe in der neuen Kirche vorgenommen worden, ein Jude wurde in der Kirche getauft. Auch zwei Paare wurden 1754 in der neuen Kirche eingesegnet.
An Pfingsten begann auch der zweite Bauabschnitt, die Aufmauerung des Turms, der bis zum 30. Oktober 1754 fertig gestellt sein sollte: "Aber leider ach leider dieses war der unglückseligste und fatalste Tag für dieses Gebäude", schrieb der Pfarrer in sein Bautagebuch. Am 20. Oktober wurde noch Gottesdienst in der Kirche gehalten. Am Dienstag darauf ließen sich Risse an den Pfeilern des Gewölbes wahrnehmen. Die Handwerker, die auf dem Turm arbeiteten, beruhigten den besorgten Pfarrer. Am Freitag, den 25. Oktober machten jedoch die Bauleute ungewöhnlich früh Feierabend. Amtsschultheiß Städel ließ den Anton Elmenreich, den Sohn des Baumeisters, der auf dem Turm gearbeitet hatte, zu sich kommen.
Er fragte ihn, ob der Turm einstürzen könnte. Dieser gab jedoch an, man habe die Arbeiten wegen zu starkem Wind eingestellt, eilte jedoch zu seinem Vater nach Offenburg, um ihn von der drohenden Katastrophe zu unterrichten. Pfarrer und Amtsschultheiß stellten in der Kirche Risse in den Pfeilern fest, die schon eine Handbreit groß waren. Ein Eilbote wurde nach Buchsweiler entsandt, um dem Konsistorium Anzeige zu machen. Die Gemeinde hielt am Sonntag, den 27. Oktober "mit Weinen" wiederum in der Zehntscheune Gottesdienst, denn man ahnte das Unglück, das kommen sollte. Am 28. Oktober trafen Werkmeister aus Buchsweiler und Straßburg ein, die überprüften, ob die Kirche dadurch noch gerettet werden könnte, indem man den Turm abbrach. Doch wegen "höchster Lebensgefahr" wurde davon abgeraten, man wollte "keine Blutschuld" auf sich laden. Am 30. Oktober um 7 Uhr erschreckte die Willstätter Einwohner ein dumpfes Getöse. Der Turm stürzte in sich zusammen und zerschmetterte das halbe Langhaus. "Oh du armes Willstätt!", schrieb der Pfarrer in sein Tagebuch. Zum Glück war niemand durch den Einsturz zu Schaden gekommen, auch kein neben der Kirche stehendes Wohnhaus war bis auf einige zu Bruch gegangene Ziegeln beschädigt worden. Die Trümmer hatten die Landstraße verschüttet. (Heinz G. Huber)
Im Jahr 1753 erhielt Johann Elmenreich seinen bisher lukrativsten Auftrag, den Neubau der Pfarrkirche Willstätt. Die alte Pfarrkirche von 1657 war dreimal gebrandschatzt und jeweils notdürftig instand gesetzt worden. Sie befand sich in "baufälligen und schlechten Umständen" und war überdies viel zu klein: 130 Personen aus der Gemeinde ohne die ledigen Personen fanden darin keinen Platz. Der Entscheidung zum Neubau ging ein heftiges Ringen um die Finanzierung voraus. Ursprünglich hatte das Konsistorium in Buchsweiler gefordert, dass die Gemeinde Willstätt das Eichenholz stellen, die Fuhren übernehmen und überdies 2.500 fl. von den Baukosten übernehmen sollte. Die Willstätter machten geltend, dass die Bürgerschaft "von Geld entblößt" sei und sich nicht in der Lage sehe, den geforderten Beitrag zu übernehmen. Nach mehr als zwei Jahre dauernden Verhandlungen war Willstätt schließlich bereit, 2.000 fl. Eigenbeitrag zu akzeptieren, als angedroht wurde, das Bauprojekt einzustellen.
Elmenreich hatte im Januar 1753 einen Kostenvorschlag eingereicht, dessen Gesamtvolumen sich auf 9.901 fl. 32 ß. belief. Er erhielt den Zuschlag und konnte am 5. März 1753 mit dem Abbruch der Kirche beginnen. Am 11. März wurde zum letzten Mal Gottesdienst in der alten Kirche gehalten. Die Kirchenstühle wurden in die Zehntscheuer geschafft und die Glocken dort an Balken aufgehängt. Am 21. April wurde mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen. Der Grundstein zum neuen Bau wurde feierlich in Anwesenheit des Superintendenten, des Amtsschultheißes und der Bürgerschaft am 16. Mai 1753 gelegt: "Man ging processionsweise aus dem Pfarrhaus auf den Platz, wo eine zahlreiche Menge Menschen versamlet war, alle Glocken wurden geläutet. Als man auf den Platz gekommen, wurde das Lied gesungen; Es wolle uns Gott gnädig seyn". In den Grundstein wurde ein Dokument eingelassen, auf dem sich neben den Namen des Landesherren Landgraf Ludwig von Hessen, der Räte, der Kirchenbehörden und der Gemeindevertreter der Name des Baumeisters "Johann Elmerich Offenburg" findet.
Am 2. August konnten die Zimmerleute schon damit beginnen, das Kirchendach aufzuschlagen. Nach drei Tagen war die Kirche ohne einen Unfall unter Dach und Fach. Zu Weihnachten wurden zum ersten Mal Gottesdienste in dem neuen Gebäude gehalten. Am Dienstag nach Pfingsten war die erste Taufe in der neuen Kirche vorgenommen worden, ein Jude wurde in der Kirche getauft. Auch zwei Paare wurden 1754 in der neuen Kirche eingesegnet.
An Pfingsten begann auch der zweite Bauabschnitt, die Aufmauerung des Turms, der bis zum 30. Oktober 1754 fertig gestellt sein sollte: "Aber leider ach leider dieses war der unglückseligste und fatalste Tag für dieses Gebäude", schrieb der Pfarrer in sein Bautagebuch. Am 20. Oktober wurde noch Gottesdienst in der Kirche gehalten. Am Dienstag darauf ließen sich Risse an den Pfeilern des Gewölbes wahrnehmen. Die Handwerker, die auf dem Turm arbeiteten, beruhigten den besorgten Pfarrer. Am Freitag, den 25. Oktober machten jedoch die Bauleute ungewöhnlich früh Feierabend. Amtsschultheiß Städel ließ den Anton Elmenreich, den Sohn des Baumeisters, der auf dem Turm gearbeitet hatte, zu sich kommen.
Er fragte ihn, ob der Turm einstürzen könnte. Dieser gab jedoch an, man habe die Arbeiten wegen zu starkem Wind eingestellt, eilte jedoch zu seinem Vater nach Offenburg, um ihn von der drohenden Katastrophe zu unterrichten. Pfarrer und Amtsschultheiß stellten in der Kirche Risse in den Pfeilern fest, die schon eine Handbreit groß waren. Ein Eilbote wurde nach Buchsweiler entsandt, um dem Konsistorium Anzeige zu machen. Die Gemeinde hielt am Sonntag, den 27. Oktober "mit Weinen" wiederum in der Zehntscheune Gottesdienst, denn man ahnte das Unglück, das kommen sollte. Am 28. Oktober trafen Werkmeister aus Buchsweiler und Straßburg ein, die überprüften, ob die Kirche dadurch noch gerettet werden könnte, indem man den Turm abbrach. Doch wegen "höchster Lebensgefahr" wurde davon abgeraten, man wollte "keine Blutschuld" auf sich laden. Am 30. Oktober um 7 Uhr erschreckte die Willstätter Einwohner ein dumpfes Getöse. Der Turm stürzte in sich zusammen und zerschmetterte das halbe Langhaus. "Oh du armes Willstätt!", schrieb der Pfarrer in sein Tagebuch. Zum Glück war niemand durch den Einsturz zu Schaden gekommen, auch kein neben der Kirche stehendes Wohnhaus war bis auf einige zu Bruch gegangene Ziegeln beschädigt worden. Die Trümmer hatten die Landstraße verschüttet. (Heinz G. Huber)