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Die Gutacher Malerkolonie

In den Jahren 2005 – 2010 konnte sich durch die 25 angebotenen Sonderausstellungen das Bekanntheitsgrad des Museums regional und überregional etablieren. Über 2.000 Besucher kommen jährlich ins Museum.
Über die Gutacher Künstlerkolonie
Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen Künstler in das Gutachtal, Schriftsteller und vor allem Maler. Ihre Werke sind ein einhelliges Lob der Landschaft, der markanten Bauernhäuser und der Menschen in ihrer attraktiven Tracht mit dem inzwischen weltbekannten Bollenhut.
Seitdem sich die Schwarzwaldmaler Wilhelm Hasemann (ab 1880) und Curt Liebich (ab 1891, endgültig ab 1896) Gutach zum Wohn- und Wirkungsort erwählt hatten, kann man vom Beginn der Gutacher Malerkolonie sprechen. Beide Künstler haben den Schwarzwald als Kulturlandschaft in der Malerkunst entscheidend mitgeprägt. Ihre Bezeichnung zu den Ausbildungsstätten in Berlin, Dresden, Weimar, München und Karlsruhe brachten viele Künstler aus allen Gegenden Deutschlands, der Schweiz und Frankreich nach Gutach.
In den Künstleralben des "Löwen" und der "Linde", in Gästealben und in Briefen, in Presseveröffentlichungen und nicht zuletzt in Kunstwerken selbst haben sich über hundert Künstler verewigt, unter anderen:
Gustav Schönleber, Ludwig Knaus, Heinrich und Karl Eyth, Carl Bloss, Max und Viktor Roman, Ludwig des Coudres, Friedrich Kallmorgen, Henri d’Eu de Perthes, Christian Landenberger, Ernst Kielwein, Fritz Voellmy, Heinrich Issel, Fritz Reiß, Viktor Puhonny, Albert Kappis, Franz Gräßel, Ernst Leuenberger, Vitus Staudacher, Heinrich Hoffmann, Karl Heinrich Lukas, Oskar Hagemann, Josef Wilhelm Weis, Friedrich Single...
Die Gutacher Malerkolonie war ein loser Verbund ohne Fixierung des einzelnen auf einen bestimmten Stil oder eine spezielle "Schule" der Malerei, Manche Künstler hielten sich längere Zeit in Gutach auf, so z.B. Ernst Kielwein von 1892 bis 1902, andere kamen für kürzere "Malvisiten" und waren zu Gast bei Hasemann oder Liebich. (Text aus - Museumseite - Kunstverein Hasemann-Liebich Gutach e.V.)
Badische Heimat Heft 4, Dezember 2013 / 93. Jahrgang - Ansgar Barth - 775 / 778
Schwarzwaldmaler Wilhelm Hasemann 1850 - 1913
Am 16. April 1880 stieg am Bahnhof in Gutach ein junger Mann aus dem Zug, ein Kunstmaler, wie sich herausstellen sollte. Schon die Fahrt auf der 1873 zwischen Hausach und St. Georgen eröffneten Schwarzwaldbahn begeisterte ihn. In Gutach fand er bei Löwenwirt Aberle freundliche Aufnahme und gastliche Unterkunft .
Einen Meldeschein gab es damals noch nicht, dafür jedoch die natürliche Neugierde des Wirts. Nach und nach erfuhr dann Löwenwirt Aberle, was er wissen wollte. Ein Kunstmaler war also der junge Mann, der auf Empfehlung des Kollegen Paul Meyerheim und des Schriftstellers Berthold Auerbach (1812 – 1882) von München in den Schwarzwald reiste. Auerbach, damals neben Jeremias Gotthelf ein bedeutender Vertreter des Dorfromans, war schon in den sechziger und siebziger Jahren im "Löwen" in Gutach und schrieb an seiner Erzählung "Barfüßele". Als Illustrator hatte er den von Morges am Genfer See stammenden Benjamin Vautier (1829 – 1898) gewonnen, der zum klassischen Schwarzwaldmaler wurde. Da Vautier und andere Künstler aus Zeitgründen die Illustration von Auerbachs neuem Roman "Lorle, die Frau Professorin" nicht übernehmen konnten, wurde der junge Wilhelm Hasemann angefragt - ein Glücksfall, eine Sternstunde für Gutach, wie man heute weiß! Hasemann reizte die Aufgabe und er entschloss sich, nach Gutach zu fahren, "da ich den landschaftlichen Charakter des Schwarzwaldes und der Bewohner mit ihrem eigenartigen Costüm noch nicht kenne."
In den folgenden Tagen und Wochen durchstreift Hasemann das Gutachtal und die Umgebung und hält fest, was ihm besonders ins Auge fällt. "Die Obstbäume blühen, dass es eine Pracht ist, Obstbau ist eine Hauptsache im Gutachtal." Er bewundert die stattlichen Bauernhöfe und natürlich die Mädchen in der malerischen Tracht mit dem roten Bollenhut. Er macht Ausflüge und lernt die Triberger Wasserfälle und den Schellenmarkt auf dem Fohrenbühl kennen. Viele dieser ersten Eindrücke werden später in berühmten Gemälden des Künstlers verewigt. Ebenfalls in den ersten Wochen seines Aufenthaltes in Gutach besteigt er den fast 800 Meter hohen Farrenkopf, fertigt dort Skizzen und notiert in sein Tagebuch: "Ich hatte einen prächtigen Blick auf den Schwarzwald und konnte den Rhein, Straßburg mit seinem ehrwürdigen Münster und das Vogesen-Gebirge sehen." Man spürt die Begeisterung für das Dorf und die Region und wundert sich nicht, dass der Entschluss reifte, sich ganz in Gutach nieder zu lassen.
Die Gutacher lernten Hasemann als fleißigen Maler kennen, der in einem wahren Feuereifer Motiv um Motiv seiner geliebten neuen Heimat in Kunstwerke umsetzte. Hasemann zeigte Interesse an den überkommenen Sitten und Bräuchen und an der Entwicklung der Tracht. Er sah, wie schnell das Alte vor dem Hintergrund der Verkehrsentwicklung und der aufkommenden Industrie schwand, er begann, beharrlich aufklärend für die Bewahrung historisch gewachsener Werte zu kämpfen. Bei seinen Bemühungen fand er Verbündete, darunter Heinrich Hansjakob, dessen Werke er zum Teil illustrierte.
Hermann Eris Busse über den Schwarzwaldmaler Wilhelm Hasemann

Schon 1881 war Hasemann Mitorganisator und Betreuer der Gutacher Gruppe beim großen Trachtenumzug anlässlich der Silberhochzeit des Großherzogs. Hier und bei späteren Volks- und Trachtenfesten waren die Gutacher mit ihrer Bollenhuttracht oft umjubelter Mittelpunkt. Gleichzeitig begann für Gutach damals der Fremdenverkehr, denn viele wollten Land und Leute, die Hasemann in seinen Bildern schilderte, in Wirklichkeit sehen. Durch seine Tätigkeit zog Hasemann Künstlerkollegen in die Heimat des Bollenhuts, die in den folgenden Jahrzehnten für kürzere oder längere Zeit in Gutach wirkten, wofür zum Beispiel das Künstleralbum des "Löwen" bildhaften und beredten Beweis ablegt.
Endgültig zum Gutacher wurde Hasemann, als er im Steinenbach ein altes Häuschen erwarb und es im Dorf wieder aufbauen ließ. Zu einem großen Ereignis für den Künstler wurde die Hochzeit mit Luise Lichtenberg aus seiner Heimatstadt Mühlberg an der Elbe im Jahr 1889. Die Gutacher mit ihrem jungen Bürgermeister Johannes Wöhrle nahmen die Heirat zum Anlass, ihren geschätzten Neubürger zu ehren. Im Gemeinderatsprotokoll vom 26. Januar findet man den knappen Hinweis: "Dem Herrn Maler Wilhelm Hasemann wird in Anerkennung seiner Verdienste für die Gemeinde für ihn und seine Braut das Ehrenbürgerrecht verliehen."
Die Gutacher hatten den Wilhelm Hasemann und seine Frau richtig eingeschätzt. Zeit seines Lebens wirkte er als anerkannter Künstler und verbreitete nicht nur seinen Ruhm, sondern auch die Vorzüge und Schönheiten des Gutachtals, ja des ganzen Schwarzwalds. Darüber hinaus arbeitete er mit seiner Frau beharrlich für den Erhalt des überkommenen Brauchtums und vor allem der Tracht, aber auch für das Bewahren der alten Schwarzwaldarchitektur und der Landschaft. Insofern war Hasemann, ohne den modernen Begriff gekannt zu haben, ein Heimatpfleger im besten Sinne. Wen wundert’s, dass er 1898 Ehrenmitglied des Badischen Schwarzwaldvereins und der Sektion Hornberg wurde? Im Jahr darauf wurde die erste Schutzhütte mit Aussichtskanzel auf dem Farrenkopf erbaut und erhielt den Namen "Hasemannhütte". Bei der Einweihung der Hütte dankte Hasemann für die "hohe Ehrung". Ein Jahr vor seinem Tod erlebte Hasemann 1912 den Bau der zweiten Hütte, die heute noch steht und natürlich den Namen des Künstlers trägt.
Zahlreiche Ehrenmitgliedschaften Hasemanns zeigen die Ausstrahlung des Malers und damit die Rückwirkungen auf Gutach und den Schwarzwald: Badischer Schwarzwaldverein, Volkstrachtenverein Freiburg, Verein für ländliche Wohlfahrtspflege, badischer Verein für Volkskunde u. a.
Die Künstler – voran Hasemann – wollten als "malende Heimatpfleger" zur Erhaltung der überkommenen Schönheit und der Besonderheiten der Landschaft wirken.
Sie hatten ihre Stammwirtschaften, im 19. und frühen 20. Jahrhundert den "Löwen" und später die "Linde", die "Krone" und den "Butterbeck". In den sehenswerten Alben des "Löwen" und der "Linde" haben sich viele Künstler verewigt, darunter der in den neunziger Jahren nach Gutach gekommene Kunstmaler und Bildhauer Curt Liebich (1868 – 1937). Er heiratete die Schwägerin Hasemanns, kaufte ein stattliches Haus an der Hauptstraße und wurde wie sein Künstlerkollege Hasemann zum bedeutenden Schwarzwaldmaler, Professor und Ehrenbürger der Gemeinde Gutach.
Richard Nuzinger, Pfarrer in Gutach von 1893 bis 1910, zählt zu den bedeutenden Persönlichkeiten in der Zeit Wilhelm Hasemanns im Tal. Er war nicht nur ein guter Seelsorger und hervorragender Prediger, er beklagte den Wandel im landwirtschaftlich geprägten Schwarzwalddorf nicht, sondern setzte sich in vielfacher Weise für die vernünftige und mögliche Bewahrung des Überkommenen ein, vor allem aber für soziale Aufgaben im Sinne der "Wohlfahrt auf dem Lande". Sein größtes und heute noch sichtbares Werk war die Erbauung des Gemeindehauses in den Jahren 1907 / 08. "Erbaut zur Wohlfahrt auf dem Land" steht als Leitspruch an diesem Haus.
Pfarrer Nuzinger schätzte Wilhelm Hasemann, Curt Liebich und andere Künstler. Schon vor dem Bau des Gemeindehauses gab es eine Gabenverlosung, wobei Gemälde von Hasemann, Liebich, Fritz Reiß, Kappis, Helene Lang u. a. angeboten wurden. Später gab es im Gemeindehaus wiederholt Ausstellungen mit Werken der heimischen Künstler.
Nachruf auf Wilhelm Hasemann in der Erstausgabe der "Badischen Heimat" - Mein Heimatland - 1. Jahrgang 1914, Heft 1, 1914

Als Wilhelm Hasemann 1913 zu Grabe getragen wurde, trauerte ein ganzes Dorf, persönliche Freunde und Verehrer seiner großen Kunst aus Nah und Fern. Geblieben aber im Tal, das er so liebte, und weit darüber hinaus sind Erinnerungen und Dankbarkeit und Freude an seinen herrlichen Bildern. Der 100. Todestag im Jahr 2013 ist für den Kunstverein Hasemann-Liebich und die Gemeinde Gutach Anlass für Ausstellungen und Veranstaltungen zum Gedenken an den bedeutenden Schwarzwaldmaler und Ehrenbürger der Heimat des Bollenhutes.
Heinrich-Hansjakob-Brief nummer 159 • dezember 2018 - Peter Schäfer
Dem Schwarzwaldmaler Curt Liebich zum 150. Geburtstag - Illustrator von zahlreichen Werken Heinrich Hansjakobs
Mit dem Wechsel zum Verlag Adolf Bonz & Comp. Stuttgart im Jahre 1898 erschienen in den Folgejahren zahlreiche neue bzw. neu aufgelegten Werken von Heinrich Hansjakob als illustrierte Ausgaben. Neben den beiden Gutacher Schwarzwaldmalern Wilhelm Hasemann und Curt Liebich wurde auch der österreichische Genremaler Hugo Engl mit diesen Arbeiten beauftragt. Die weitaus meisten von Heinrich Hansjakobs Büchern hat dabei Curt Liebich illustriert.
Curt Liebich wurde am 17. November 1868 in Wesel/Niederrhein geboren. Nach dem Besuch der Gymnasien in Colmar, Naumburg/Saale und Dresden kam er 1888 an die Dresdner Akademie, wechselte kurz darauf nach Berlin und 1890 weiter an die Weimarer Kunstschule. Nach Abschluss seiner Studien übersiedelte er 1892 nach Gutach / Schwarzwaldbahn.
Curt Liebich über die Trachten des Kinziggaues

In erster Ehe heiratete er 1896 Antonie Lichtenberg (1873 - 1919), die Schwägerin von Wilhelm Hasemann, in Mühlberg / Elbe und nach deren frühem Tod in zweiter Ehe 1920 Emma Lichtenberg (1877 - 1969), die Schwester seiner ersten Frau, in Haslach/Kinzigtal. Aus erster Ehe gingen zwei Söhne hervor. Curt Liebich verstarb nach schwerer Krankheit am 12. Dezember 1937 als Ehrenbürger in Gutach.
Zeit seines Lebens hat Curt Liebich Bilder in Öl gemalt, die überwiegend in Privatbesitz gelangt sind. Er war bei Wind und Wetter in der Natur draussen, um so die Stimmungen der Jahres- und Tageszeiten einzufangen. Er liebt die Farbenpracht der Landschaften, wie sie sich im Licht der Sonne präsentierten.
Curt Liebich fertigte tausende von Zeichnungen für Illustrationen an. Darunter befinden sich alleine ca. 600 für Heinrich Hansjakob, seinen meist illustrierten Autor. Die exakten und präzisen Darstellungen haben auch heute noch einen hohen dokumentarischen Wert. Das erste Buch war die Prachtausgabe von Heinrich Hansjakobs Erzählung „Der Vogt auf Mühlstein“, welche 1895 noch im Herder-Verlag in Freiburg erschienen ist. Curt Liebich illustrierte dabei den Einband, währen die Heliogravüren im Innenteil von Wilhelm Hasemann stammen.
Um 1900 war das Sammeln und Versenden von Ansichtskarten in weiten Bevölkerungskreisen sehr beliebt. Vor allem die Künstlerkarten waren erschwinglichen Kunstwerke für Jedermann. Um die 140 Karten mit Liebichs Motiven wurden teilweise in mehreren Sprachen in aller Welt vertrieben. Die Einzelkarten und Kartenserien, als Lithographien, Fotodrucke, Kupfertiefdrucke, ein und mehrfarbig, sind heute noch begehrte Sammlerstücke.
Ab seinem 55. Lebensjahr wendete sich Curt Liebich intensiver der Bildhauerei zu. Tod und Trauer waren dabei ein zentrales Thema seines Schaffens. Das Gutacher Kriegerdenkmal (1923) wurde, obwohl es nicht in die herrschende Ideologie der damaligen Zeit passte, zum Vorbild für stets neuen Aufträge. Er stellte dabei nicht die Heldenverehrung und Verherrlichung menschlichen Opfers durch den Krieg in den Mittelpunkt, sondern Trauer und Leid der Hinterbliebenen. Neben Gutach entstanden weitere dieser Kunstwerke u.a. in Schapbach, Rhina, Geisingen und Dunningen.
Reisen und Wandern, in Heimat und Ferne, mit Bahn, Kutsche, Schiff, Auto oder Fahrrad war für Liebich ein Art Lebenselixier. Durch Aufträge für Illustrationen lernte er zwischen Nordkap und Nordafrika die skandinavischen Länder, den Nordatlantik, Mitteleuropa mit den Alpenländern, den Balkan und den Mittelmeerraum kennen. Dabei war er besonders für die Illustrationen der Reisebücher von Heinrich Hansjakob und für Kunstmappen des Norddeutschen Lloyd unterwegs.
Nachdem die Werbeträchtigkeit von Schwarzwaldhaus und Bollenhut erkannt wurde, erhielt neben Wilhelm Hasemann und Fritz Reiss besonders auch Curt Liebich Aufträge aus Wirtschaft und Fremdenverkehr. In Plakaten, Prospekten, Kunstmappen, Kalendern und Werbemarken sollten diese Symbole sozusagen als Gütesiegel und Markenzeichen ein Qualitätserzeugnis garantieren.
