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Die Historische Mühle Glatz - Seelbach

Das Markenzeichen der Mühle sind die beiden unterschlächtigen Wasserräder Das größere Wasserrad mit einem Durchmesser von 5,5 m dient neben seiner historischen Funktion dem Antrieb eines kleinen, modernen Wasserkraftwerkes zur Stromgewinnung Ein katastrophales Hochwasser hat im Jahr 1987 die Mühle schwer beschädigt woraufhin das Gebäude grundlegend renoviert werden musste Die Renovierung gelang nur durch die Unterstützung des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg Ortenaukreis, Seelbach, Schwarzwaldverein, Pfadfindern und Freunde halfen mit Die Architektenkammer Baden-Württemberg und das Landratsamt Ortenaukreis verliehen im Jahr 1992 hierfür einen Preis Einen Preis für beispielhaftes Renovieren eines Denkmalobjektes Der Einsatz von Wasserrädern erfolgte in erster Linie zum Antrieb von Mahlwerken Es entstanden zahlreiche Mühlen, das Wasserrad wurde zum Mühlrad Für die Wassermühlen wurden stets neue Anwendungsgebiete erschlossen Schon aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. ist ein Wasserrad zum Antrieb einer Säge urkundlich erwähnt Bereits um 1000 n. Chr. werden mit Wasserkraft angetriebene Pochwerke und Blasebälge für die Erzbearbeitung eingesetzt Im frühen Mittelalter folgten wasserbetriebene Hammerschmieden Das Wasserrad wurde bis in das 19. Jahrhundert hinein zum universellen Antrieb von mechanischen Arbeitsvorgängen Die Kraftausnutzung wurde durch Veränderung der Schaufeln am Wasserrad erhöht Doch die Erfindung der Dampfmaschine machte das Betreiben von wassergetriebenen Mühlen, Sägewerken uninteressant Um jedoch die Mühlenromantik unserer Vorfahren noch lange lebendig zu erhalten, sind landauf, landab alte Wassermühlen vor dem Verfall gerettet worden Ein handgeformter Ziegel vom Dach des Mühlengebäudes, in den der damalige Handwerker die Jahreszahl 1792 eingeritzt hat Alte Dokumente weisen zurück in das Jahr 1746 und somit auf eine über 250-jährige Vorgeschichte Wer die Wehranlage an der Schutter und die Mühle angelegt hat, ließ sich aus Archivunterlagen leider nicht ermitteln Ein erster sicherer Hinweis liefert das Grundbuch der Gemeinde Seelbach Nachdem Johannes Benz, Sägemüller aus Kuhbach, in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts als Eigentümer ausgewiesen ist Dessen Sohn Carl Benz erweiterte die von seinem Vater betriebene Sägemühle mit den angebauten Mahl- und Stampfwerken Nach dem Tod von Carl Benz bewirtschafteten seine Söhne Karl und Ludwig die Mühlgewerke an der Schutter 1875 endete mit dem Tod der Brüder die Ära Benz Maria Anna Benz, die Witwe von Josef, verkaufte das Mühlenanwesen an Ludwig Schöttgen, der den Betrieb bis 1905 führte Dessen Sohn Karl konnte es allerdings nicht halten, so daß es im Wege der Zwangsversteigerung für 20.000 Goldmark im Jahr 1909 in den Besitz von Ludwig Glatz Seither in Familienbesitz, durchlief die Mühle wechselvolle Zeiten Die veraltete Technik von Sägewerk und Mühle hielt der Konkurrenz der im Industriezeitalter nicht stand Während die mit Wasserkraft betriebene Säge noch für kleinere Aufträge bis 1994 eingesetzt war wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Öl- und Getreidemühle stillgelegt In der Existenz bedroht, hielt sich der Vater des heutigen Besitzers mit Gefälligkeitsarbeiten und einer Apfelmosterei über Wasser Für Erhaltungsarbeiten der im Dornröschenschlaf versunkenen Mühle fehlte es an Geld Trotz aller Widrigkeiten stellte Eberhard Glatz, geschichtlich und technisch interessiert, Überlegungen an, das väterliche Erbe der Nachwelt zu erhalten So war es in erster Linie ihm zu verdanken, daß er auf eigene Kosten den aus Gengenbach stammenden Architekten Lehmann beauftragte Architekt Lehmann sollte eine Bauaufnahme der Mühlengebäuse fertigen So waren, als im Juli 1987 ein gewaltiges Hochwasser der Schutter das alte Mühlengebäude zum Einsturz brachte schon alle Pläne für den historischen Wiederaufbau vorhanden Doch galt es noch große Hürden zu nehmen, das löbliche Vorhaben zu realisieren Mithilfe von Kreis und Gemeinde konnte der Wiederaufbau 1988 beginnen Nach zehnjähriger Bauzeit war sie als funktionsfähige Museumsmühle wieder erstanden Wer über die Wehrbrücke geht, sollte an Kosten und Mühen denken, die zur Erhaltung erforderlich waren Noch stehen Wellen und Holzräder still, wenn wir nach dem Gang über die Wehrbrücke durch die kleine Tür das Mühlengebäude betreten Doch mit der Stille ist es rasch vorbei, als Eberhard Glatz, kundiger Museumsführer, das kleine Mühlrad in Bewegung setzt so daß die mächtigen Holzstößel der Gerstenstampfe mit Gepolter nacheinander in die ausgehöhlten Tröge fallen die dort eingebrachten Gerstenkörner von den Spelzen zu befreien, um sie dann zu schroten oder zu mahlen Die beim Wiederaufbau verwendeten Teile lassen den Schluß zu, daß die Gerstenstampfe zu den ältesten Einrichtungen der Mühle gehörte Die Welle hebt die in einem mächtigen Balken geführten Holzstößel in gleichmäßiger Reihenfolge Auf einem Podest gleich neben der Stampfe liegt waagrecht ein runder starker Bodenstein An einer senkrechten Achse, in der Mitte des Bodensteins und einem darüberliegenden Balken geführt Als sogenannter Kollergang hat er die Aufgabe, ölhaltiges Einsatzgut zu einem Brei zu zerquetschen Erschrocken weichen die zuvorderst Stehenden zurück, als nach Einschalten des Wasserradantriebs der senkrecht stehende runde Stein auf dem Bodenstein sich um die Achse zu drehen beginnt Als Muster bereitgelegt zeigt Eberhard Glatz ein Preßtuch, in welches der im Kollergang entstandene Ölbrei eingefüllt Man kann sich so richtig vorstellen, wie das Öl durch das Preßtuch quillt und in feinem Strahl in das Auffanggefäß rinnt