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Das ehemalige Aufbaugymnasium Lahr - heute Clara Schumann Gymnasium
Ist es eine Kaserne oder steht dort ein Schloß? Wenn man zum erstenmal von der Stefanienstraße kommend in die Seminarstraße abbiegt und links die Friedrichschule mit ihrem Kindergeschrei an sich vorbeiziehen läßt, dann langsam bergauf schlendert, trifft das Auge auf ein helles Gebäude mit schwarzem Dach. In der Chronik der Stadt Lahr von 1924 kann man folgendes nachlesen: "In malerischer Umgebung, südlich von Burgheim, erhebt sich das im Jahr 1911 begonnene Proseminar Lahr, das durch seine großzügige und gediegene Ausstattung jedes Beschauers Auge erfreut ...". "Staatliches Aufbaugymnasium mit Heim" steht unter den drei Löwen auf gelbem Grund am Eingangstor. Dieses Gebäude soll eine Schule sein? Als unvoreingenommener Besucher würde man den Kopf schütteln, wenn man den "Schloßpark" mit seinen Bäumen und Grünflächen betritt. Klaviermusik dringt aus einem Zimmer, begleitet von einem jungfräulichen Sopran. Jeden Moment, so könnte man es sich gut vorstellen, treten Leute in barocken Gewändern durch die elegante Tür, schreiten dann die ausladende Treppe hinab und wandeln durch den Garten, um auf einer der steinernen Bänke Platz zu nehmen.
Schön muß das Gebäude ausgesehen haben, als Architekt Maurath vor seinem vollendeten Werk den letzten Grundriß zusammenrollte. Am Rande von Lahr gelegen, befanden sich hinter dem Bauwerk nur noch der Wald und die freie Natur. Der Einfluß des Karlsruher Architekturprofessors Hermann Billing läßt sich nicht leugnen - wird man doch an das Schloß in Karlsruhe bei der Betrachtung einiger Details erinnert. Das letzte große Werk des Architekten Billing, im klassizitischen Stil erbaut, war das Kollegiengebäude I der Universität Freiburg aus dem Jahre 1906. In dieser Zeit betrachtete das herrschende Großbürgertum als geeignete Vorbilder für seine Bauten jene Bauwerke eines stolzen und selbstbewußten Bürgertums der Renaissance, dem es nachzueifern, ja das es zu übertreffen galt. Seit 1908 setzte in Deutschland die Rückbesinnung auf den Klassizismus und das Biedermeier ein. Diese Bewegung war von einer neuen Wertung des Handwerks begleitet. Man beschritt nun den Weg des Geschmacks, der Vereinfachung und der Befreiung der Baukunst vom Schnörkel. Unter dem Motto: "Weg vom Ornament und dem Pathos" sollten von da an die Merkmale der Nüchternheit und der Übersichtlichkeit gelten; eine Sachlichkeit auf Grund einer gesunden durchdachten Konstruktion.
Gleichzeitig muß man den Blick auch auf Berlin richten, wo in riesigen Dimensionen und in monumentaler Haltung ein weiträumiger Architekturstil unter Verwendung kostbarer Baumateriealien entwickelt wurde, der sogenannte "Wilhelminismus".
Renaissance, Barock, Klassizismus, Jugendstil; diese Stilrichtungen waren alle "modern" zur damaligen Zeit. Der Architekt und der Bildhauer hatten es nicht leicht, sich auf eine Richtung festzulegen - man wollte sich auch gar nicht einem bestimmten Stil unterordnen - man wollte genügend Freiraum, um sich zu verwirklichen und sich in seinen Entwürfen auszuspielen.
Vermutlich paßte es den Lahrern gut ins Konzept, die Gedanken des Historismus aufzugreifen. Da an die Erscheinung "Schloß" Ansprüche an Prachtentfaltung der Formen und höherrangige Wohnlichkeit estellt wurden, hatte man für die Gestaltung des Lehrerseminars das Richtige gefunden. Es ist optisch ein malerisches Konglomerat eines romantisierten Bildes von schloßartiger Gestalt. In dieser Art überzog man viele öffentliche Gebäude. In der Zeit von 1900 bis 1910 entstanden in Lahr das Amtsgericht, das Bezirkskrankenhaus, die Handelskammer, die Friedhofsanlage und der Bahnhof. (B. Stobl)
Schön muß das Gebäude ausgesehen haben, als Architekt Maurath vor seinem vollendeten Werk den letzten Grundriß zusammenrollte. Am Rande von Lahr gelegen, befanden sich hinter dem Bauwerk nur noch der Wald und die freie Natur. Der Einfluß des Karlsruher Architekturprofessors Hermann Billing läßt sich nicht leugnen - wird man doch an das Schloß in Karlsruhe bei der Betrachtung einiger Details erinnert. Das letzte große Werk des Architekten Billing, im klassizitischen Stil erbaut, war das Kollegiengebäude I der Universität Freiburg aus dem Jahre 1906. In dieser Zeit betrachtete das herrschende Großbürgertum als geeignete Vorbilder für seine Bauten jene Bauwerke eines stolzen und selbstbewußten Bürgertums der Renaissance, dem es nachzueifern, ja das es zu übertreffen galt. Seit 1908 setzte in Deutschland die Rückbesinnung auf den Klassizismus und das Biedermeier ein. Diese Bewegung war von einer neuen Wertung des Handwerks begleitet. Man beschritt nun den Weg des Geschmacks, der Vereinfachung und der Befreiung der Baukunst vom Schnörkel. Unter dem Motto: "Weg vom Ornament und dem Pathos" sollten von da an die Merkmale der Nüchternheit und der Übersichtlichkeit gelten; eine Sachlichkeit auf Grund einer gesunden durchdachten Konstruktion.
Gleichzeitig muß man den Blick auch auf Berlin richten, wo in riesigen Dimensionen und in monumentaler Haltung ein weiträumiger Architekturstil unter Verwendung kostbarer Baumateriealien entwickelt wurde, der sogenannte "Wilhelminismus".
Renaissance, Barock, Klassizismus, Jugendstil; diese Stilrichtungen waren alle "modern" zur damaligen Zeit. Der Architekt und der Bildhauer hatten es nicht leicht, sich auf eine Richtung festzulegen - man wollte sich auch gar nicht einem bestimmten Stil unterordnen - man wollte genügend Freiraum, um sich zu verwirklichen und sich in seinen Entwürfen auszuspielen.
Vermutlich paßte es den Lahrern gut ins Konzept, die Gedanken des Historismus aufzugreifen. Da an die Erscheinung "Schloß" Ansprüche an Prachtentfaltung der Formen und höherrangige Wohnlichkeit estellt wurden, hatte man für die Gestaltung des Lehrerseminars das Richtige gefunden. Es ist optisch ein malerisches Konglomerat eines romantisierten Bildes von schloßartiger Gestalt. In dieser Art überzog man viele öffentliche Gebäude. In der Zeit von 1900 bis 1910 entstanden in Lahr das Amtsgericht, das Bezirkskrankenhaus, die Handelskammer, die Friedhofsanlage und der Bahnhof. (B. Stobl)