Bilderkatalog anlicken:

Um Offenburg arrowRight

Revolutionslokal und jüdisches Bethaus Salmen Offenburg

Salmen Offenburg (01) Salmen Offenburg (02) Salmen Offenburg (03) Salmen Offenburg (04) Salmen Offenburg (05) Salmen Offenburg (06) Salmen Offenburg (07) Salmen Offenburg (08) Salmen Offenburg (09) Salmen Offenburg (10) Salmen Offenburg (11) Salmen Offenburg (12) Salmen Offenburg (13) Salmen Offenburg (14)
 
Im deutschen Südwesten gibt es ein Gebäude, das Glanz und Elend deutscher Geschichte verkörpert: Der "Salmen" in Offenburg. Er steht für den - zunächst gescheiterten - Aufbruch in den deutschen Rechtsstaat wie für die Entrechtung und Vernichtung der Juden, die Shoah.

Zwei Jahre vor Ausbruch der Französischen Revolution, im Jahr 1787, wird der spätere Salmen erstmals urkundlich als Straußwirtschaft und Werbelokal für Soldaten erwähnt. Erster Wirt und Besitzer war Xaver Alexander, ein Jude, dem einzig die Konversion zum Christentum Bürgerrecht und Besitz in Offenburg ermöglichte, das damals keine Bewohner jüdischen Glaubens duldete. Sein gleichnamiger Sohn ließ 1806 im Hinterhof den Saal errichten, der Geschichte machen sollte. Dessen besondere bauliche Konstruktion, mit einem so genannten hängenden Dachstuhl, ermöglichte einen imposanten, säulenfreien Innenraum, der annähernd tausend Menschen fassen konnte - in einer Stadt von kaum 4.000 Einwohnern. Jahre später wurde die Straußwirtschaft zum Gasthaus mit Schildrecht aufgewertet und erhielt nun erst den Namen "Salmen": ein Synonym für den Lachs, der damals die Gewässer der Kinzig bevölkerte und als Symbol auch auf einigen Wappen der Gegend prangte. Im großen, im Biedermeierstil gestalteten Festsaal fanden Theateraufführungen und Bälle statt, auch Vereinstagungen oder Versteigerungen wurden hier durchgeführt. Außerdem diente der Salmen auch als Wahllokal: 1832 bestimmten hier die Offenburger Männer, gemäß der neuen badischen Gemeindeordnung, ihren Bürgermeister erstmals in geheimer und direkter Wahl. Die Sternstunde des Salmen schlug am 12. September 1847, als eine Versammlung der "entschiedenen Freunde der Verfassung" in das Gasthaus einberufen wurde.

Aus ganz Baden reisten die wichtigsten Demokraten und Liberalen nach Offenburg, unter ihnen Friedrich Hecker und Gustav Struve. Sie saßen als Abgeordnete im Parlament und waren die führenden Köpfe der politischen Opposition in Baden. Warum gerade Offenburg? Die Stadt lag äußerst zentral, inmitten des Großherzogtums Baden, und sie besaß eine günstige Verkehrsanbindung: Vor kurzem erst war die Rheintalbahn bis Freiburg verlegt worden. Ebenso bedeutsam: Offenburg war eine Hochburg der Liberalen und nicht umsonst stellte einer der ihren, der Jurist Gustav Ree, das Stadtoberhaupt. Den Versammelten ging es dabei um mehr als nur um die Vorbereitungen zum Wahlkampf für das neue badische Parlament. Die "entschiedenen Freunde der Verfassung", wie sie sich nannten, nutzten die Zusammenkunft, um ihre politischen Vorstellungen in gebündelter Form vorzulegen – im "ersten deutschen egalitärdemokratischen und sozialen Programm". (Christoph Müller)

Hoch zum Bilderkatalog