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Das Obertor - auch Haigeracher Tor - in Gengenbach
Der Durchlaß der nach Norden, d. h. nach dem Haigeracher Tale, führenden Marktstraße durch die Stadtbefestigung wurde gesichert durch den Obertorturm, auch "Haigeracher Torturm" genannt. Er dürfte in der Sicht mittelalterlicher Stadtbaukunst als der bedeutendste der drei Tortürme gewertet werden, denn er schließt das einmalig großartige Bild der Straße nach Norden ab. Vom Mittelpunkt der Stadt her steigt sie nach Norden zu stetig an, sich gleichzeitig verengend, so daß die Häuser ihrer Westseite fast kulissenartig hintereinandergestaffelt sind, während die Häuser der Ostseite kontinuierlich die Straße begleiten. Trichterförmig rücken so die beiden Straßenwände aufeinander zu, überragt und zusammengehalten von dem schweren gedrungenen Bauwerk des Tores. Seine behäbige Durchfahrt geht stadtseits zunächst durch einen Vorbau, der eine hölzerne Galerie mit Pultdach trägt. Die hübschen gedrechselten Balustersäulchen des Brüstungsgeländers der Galerie stammen von dem ehemaligen städtischen Kanzleigebäude am Marktplatz, dem "Pfaff'schen Hause". Dieser Vorbau diente als Verbindung zu dem beiderseits anschließenden Wehrgang, zu dem auch eine Freitreppe rechts um den Vorbau herum- und hinaufführt. Darüber erhebt sich der kubische Turmschaft, ganz aus Bruchstein gemauert, allseitig verputzt und an den Ecken mit Bossenquadern eingefaßt. Die schmalen Schlitze seiner Schießscharten mit dahinter im Mauerwerk liegenden Kammern zum Schießen mit Armbrüsten und Bogen weisen auf seine frühe Erbauungszeit (Mitte des 13. Jahrhunderts), noch vor Erfindung der Feuerwaffen, hin. In Richtung des Wehrgangs ist der Turm aber schon mit sogenannten Schlüsselscharten ausgestattet, welche erst später zum Sichern des Wehrgangs mit Hakenbüchsen und Musketen eingebaut worden sind.
Dem Wiederaufbau nach der Zerstörung 1689 ist die Erhöhung des Turmschaftes um ein Geschoß zuzuschreiben, die ohne Eckquaderung erfolgte. Die in diesem Geschoß befindliche Turmstube erhielt ihr Licht durch je vier im Flachbogen geschlossene Fenster. Heute befindet sich in der Turmstube der Versammlungsraum der St. Georgs-Pfadfinderschaft, ein sinnvoller Zweck für den alten Turm. Mit der Aufstockung erhielt der Turm einen steilen, aus dem Viereck ins Achteck übergehenden Helm. Die unter der Leitung von Architekt Dipl.-Ing. Schwarze, Gengenbach, in jüngst vergangener Zeit durchgeführten Herrichtungsmaßnahmen haben in mancherlei Hinsicht das historisch getreue Aussehen des mittelalterlichen Turmes wieder gewinnen lassen, wobei als eine der gelungensten Maßnahmen die Wiederanbringung eines Fallgatters, im Volksmund "Rechen" genannt, zu betrachten ist. Daß ein solches Gatter im Mittelalter an diesem Turm vorhanden war, zeigen die zu beiden Sciten der äußeren Toröffnung senkrecht hochlaufenden Gleitrinnen aus Sandstein und ein über dem Tor befindlicher Mauerschlitz für die Zugkette. So ließen sich leicht die Dimensionen für eine Nachbildung des alten Gatters ermitteln. Es handelt sich hier um ein außen laufendes Gatter, wie es nach der Beschreibung Pipers in seiner "Burgenkunde" bei Stadttoren des Mittelalters häufiger vorkam, im Gegensatz zu den bei Burgtoren allermeist hinter der äußeren Bogenöffnung laufenden Gattern, wie aber auch beim Kinzigtorturm in Gengenbach oder gar beim Gutgesellentor am Aufgang zum Münsterberg in Breisach, wo die letzte Entwicklungsstufe, das sogenannte "Orgelwerk", erreicht war. Bei diesem hingen die einzelnen Pfähle des Gatters für sich mit Ketten an einem Wellenbaum, ohne selbst miteinander verbunden zu sein, um so dem vordringenden Feinde die Möglichkeit zu nehmen, alle Pfähle gleichzeitig hochzuziehen. Nach Piper hatte das Fallgatter als ein mit den Kreuzzügen aus dem Orient nach dem Abendland herübergekommenes Verteidigungselement eine zweifache Aufgabe, nämlich erstens die dahinter befindlichen Torflügel zu schützen und zweitens den Torweg nach außen zu sperren, um einem an anderer Stelle in die Stadt eingedrungenen Feind den raschen Rückzug abzuschneiden. (Martin Hesselbacher)
Dem Wiederaufbau nach der Zerstörung 1689 ist die Erhöhung des Turmschaftes um ein Geschoß zuzuschreiben, die ohne Eckquaderung erfolgte. Die in diesem Geschoß befindliche Turmstube erhielt ihr Licht durch je vier im Flachbogen geschlossene Fenster. Heute befindet sich in der Turmstube der Versammlungsraum der St. Georgs-Pfadfinderschaft, ein sinnvoller Zweck für den alten Turm. Mit der Aufstockung erhielt der Turm einen steilen, aus dem Viereck ins Achteck übergehenden Helm. Die unter der Leitung von Architekt Dipl.-Ing. Schwarze, Gengenbach, in jüngst vergangener Zeit durchgeführten Herrichtungsmaßnahmen haben in mancherlei Hinsicht das historisch getreue Aussehen des mittelalterlichen Turmes wieder gewinnen lassen, wobei als eine der gelungensten Maßnahmen die Wiederanbringung eines Fallgatters, im Volksmund "Rechen" genannt, zu betrachten ist. Daß ein solches Gatter im Mittelalter an diesem Turm vorhanden war, zeigen die zu beiden Sciten der äußeren Toröffnung senkrecht hochlaufenden Gleitrinnen aus Sandstein und ein über dem Tor befindlicher Mauerschlitz für die Zugkette. So ließen sich leicht die Dimensionen für eine Nachbildung des alten Gatters ermitteln. Es handelt sich hier um ein außen laufendes Gatter, wie es nach der Beschreibung Pipers in seiner "Burgenkunde" bei Stadttoren des Mittelalters häufiger vorkam, im Gegensatz zu den bei Burgtoren allermeist hinter der äußeren Bogenöffnung laufenden Gattern, wie aber auch beim Kinzigtorturm in Gengenbach oder gar beim Gutgesellentor am Aufgang zum Münsterberg in Breisach, wo die letzte Entwicklungsstufe, das sogenannte "Orgelwerk", erreicht war. Bei diesem hingen die einzelnen Pfähle des Gatters für sich mit Ketten an einem Wellenbaum, ohne selbst miteinander verbunden zu sein, um so dem vordringenden Feinde die Möglichkeit zu nehmen, alle Pfähle gleichzeitig hochzuziehen. Nach Piper hatte das Fallgatter als ein mit den Kreuzzügen aus dem Orient nach dem Abendland herübergekommenes Verteidigungselement eine zweifache Aufgabe, nämlich erstens die dahinter befindlichen Torflügel zu schützen und zweitens den Torweg nach außen zu sperren, um einem an anderer Stelle in die Stadt eingedrungenen Feind den raschen Rückzug abzuschneiden. (Martin Hesselbacher)