Der Hippenseppenhof Gutach
Quelle: Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Datenbank Bauforschung / Restaurierung
Erbaut: 1599 in Furtwangen - Katzensteig (920 m ü. M.). Die Jahreszahl ist in römischen und arabischen Zahlen über der Tür in den Bug eingeschnitten. Eine dendrochronologische Untersuchung bestätigte das Fälldatum der Bäume auf 1598 / 99.
Aufgrund seiner altertümlichen Bauweise prägte der allgemeine Sprachgebrauch für diesen Haustyp den Begriff Heidenhaus. Museumsgründer Hermann Schilli übernahm die Bezeichnung für diese älteste belegbare Bauernhausform des Schwarzwaldes. Die neuere Forschung spricht dagegen lieber vom Höhenhaus. Verbreitungsgebiet: Spätkolonisierter Schwarzwald zwischen dem Kinzigtal und dem Dreisam-, Höllen- und Wutachtal.
Bauernhaus
Eindachhof
° Speicher ° Sakralbauten ° Kapelle, allgemein
Länge: 22,60 m, Breite: 14 m, Höhe: 13,30 m
Zum Bau des Hauses wurden ca. 1.000 Festmeter Rundholz benötigt, das entspricht einer Menge von rund 400 Nadelbäumen. Das Dach ist bei einer Fläche von 700 m2 mit rund 70.000 Schindeln gedeckt. Vor der Einführung industriell gefertigter Eisennägel im 19. Jahrhundert wurde jede einzelne Schindel durchbohrt und mit Holznägeln festgemacht. Der markante Dachreiter mit Glocke wurde erst im 18. oder 19. Jahrhundert aufgesetzt.
Der Typ des Höhenhauses hat sich in den Hochlagen des Mittleren Schwarzwaldes in schneereichen Wintern bewährt. Das tief heruntergezogene Dach hat einen voll ausgebildeten Walm an der Talseite und ein mit Schindeln gedecktes Hauptdach mit 47° Neigung.
Das Hausgerüst wird von Ständern gebildet, die in einen Schwellenrost eingezapft sind. Das Haus ist zweigeschossig. Die Ständer führen durch die Geschosse und tragen die Wand- und Dachpfetten sowie die Firstpfette (Firstständerhaus), zudem sind die Wände zwischen den Ständern mit Bohlen und Brettern, im Stallbereich mit Vierkanthölzern ausgefacht (Ständer-Bohlenbau).
Funktional gesehen schließlich ist der Hippenseppenhof ein Eindachhaus mit Wohn- und Wirtschaftsräumen unter einem Dach. Der Wohnteil liegt geschützt auf der Bergseite, der Stall liegt nach vorne zum Tal hin.
Das Longinuskreuz am Hippenseppenhof im Freilichtmuseum Gutach
Das Haus steht senkrecht zur Falllinie des Hanges. Über die bergseitig gelegene Hocheinfahrt konnte der Bauer mit den beladenen Heuwagen direkt in den Dachraum einfahren und das Heu nach unten auf den Heustock entladen. Im geräumigen Dachgeschoss werden die Ausmaße des Hauses sowie die hohe Baukunst dieser Haus- und Dachkonstruktion ersichtlich.
Zu den Nebengebäuden und Anlagen des Hippenseppenhofes gehören eine Hofkapelle und ein Speicher.
Im Erdgeschoss befinden sich Stall, Stube, Küche und Keller. Ein quer zum First durchlaufender Hausgang trennt den Stall vom Wohnbereich. Im zweiraumbreiten Wohnbereich liegen Küche und Stube nebeneinander. Hinter der Stube und Küche zum Berg hin liegt der Keller.
Das Haus wird von der Traufseite durch insgesamt fünf Eingänge erschlossen, wovon die rechten drei in den Stall führen. Durch den mittleren Eingang betritt man den Futtergang. Durch eine Öffnung in der Decke des Futtergangs, das Heuloch, wurde das Heu vom darüber liegenden Heustock heruntergeworfen. Im linken Stall standen die Milchkühe und Kälber. Jungvieh, Rinder, Ochsen und Pferde waren im rechten Stall untergebracht.
Verwendete Materialien
Holz
° Holzgerüstbau
° Hochfirstständergerüst
° Wandfüllung, -verschalung. -verkleidung
Bohlen
° Dachgerüst Grundsystem
Balkendach mit Firstständer
Dachform
° Satteldach mit Halbwalm-, Zweidrittelwalm