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Die Linde - ehem. Rats- und Zunftstube 'Schtubb' - Kappel-Grafenhausen

Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (01) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (02) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (03) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (04) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (05) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (06) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (07) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (08) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (09) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (10) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (11) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (12) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (13) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (14) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (15) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (16) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (17) Linde - ehem. Rats- und Zunftstube - Kappel (18)
 
In der geräumigen Gaststube der "Linde" wird heute die Erinnerung an die Kappeler Fischerzunft gepflegt. Einmal im Jahr, und zwar regelmäßig am Dienstag nach Maria-Lichtmeß, trifft sich auch jetzt noch die Zunft unter dem Vorsitz des Zunftmeisters. Ein aus dem Jahre 1820 stammendes kunstvoll geschmiedetes Zunftschild hängt über dem Tisch in der Ecke der Gaststube. Es zeigt die Embleme der Rheinfischerei und der Rheinschifferei. An der Wand wird die Fotokopie einer Urkunde gezeigt, deren Original sich im Generallandesarchiv befindet. In dieser Urkunde wird am 29. April 1667 durch die Fischerzunft zu Kappel an der Elz - mit Schultheiß und Gericht dortselbst - die seit Bestehen der Fischerzunft wirksame Zunftordnung mit ihren Neuerungen aus den Jahren 1506 und 1649 unter Zustimmung des Bischöflich Straßburgischen Amtmannes Ignaz Kasimir Freiherr von Layen wieder aufgerichtet. Emil Baader, Lahr, hat sich 1955 / 56 um die Ausstattung der Fischerzunftstube mit historischen Bildbelegen sehr verdient gemacht.

Im Jahre 1958 wurde die "Linde" unter Betreuung des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege, Freiburg, im Äußeren wieder hergerichtet. Wir zeigen in einer Ansicht von der Kirchstraße den alten Zustand des Gebäudes, der durch Alter und Kriegseinwirkung sehr desolat geworden war. Den Wiederherstellungsmaßnahmen lag das Bestreben zu Grunde, dem Bauwerk sein ursprüngliches Gesicht aus der Zeit der Umgestaltung im ausgehenden 18. Jahrhundert wieder zu geben, welches durch zwischenzeitliche Eingriffe verwischt worden war. So hatte man unter anderem einstens die Gebäudeecken mittels gequaderter Ecklisenen aus angetragenem Zementputz hervorgehoben. Beim Abschlagen des häßlichen Besenwurf-Zementputzes trat am Obergeschoß ein Fachwerk zu Tage, dessen Struktur sich einwandfrei als die einer von jeher überputzten Riegelkonstruktion erwies. Nur die wichtigsten tragenden Elemente, Eck-, Bundpfosten und Schwellen sind aus Eichenholz, alle anderen unzähligen Riegelhölzer aus Tannenholz. Sie zeigten die notwendige starke Aufbeilung, um ein besseres Haften des Mörtels zu gewährleisten. Nachdem an den alten bescheidenen Kniestock-Fachwerkhäusern durchweg reines Eichenholz verwendet worden war, liegt es auf der Hand, daß diese Mischholz-Technik an der "Linde" nur im Hinblick auf die Überputzung gewählt worden ist. Selbstverständlich wurde deshalb das Fachwerk hier wieder überputzt. Angesichts der heutzutage allerorts üblichen Gepflogenheit, bisher jahrhundertelang verdecktes Fachwerk plötzlich freizulegen und sichtbar werden zu lassen, stellen wir heute mit der "Linde" bewußt einmal ein "Gegenbeispiel" heraus. Denn eine Freilegung trifft nicht immer das Richtige, die Freilegungstendenz erscheint uns sogar sehr gefahrvoll! Fachwerk, das immer unter dem schützenden Mantel des Verputzes verborgen war, reagiert auf Temperaturschwankungen und Feuchtigkeitseinflüsse ganz anders, als Fachwerk, das von Anbeginn an zur Sichtbarmachung bestimmt war. Letzteres, allermeist in viel kräftigeren Dimensionen gehalten, will gerade den Witterungseinflüssen besser standhalten können. Man sollte nur solches Fachwerk freilegen, das einwandfrei erkennen läßt, daß die Überputzung nur eine spätere, das Wesen der Konstruktion mißverstehende Änderung gewesen ist. Bei allen anderen Fachwerken sollte man dem Beispiel folgen, das bei der Kappeler "Linde" heute gegeben worden ist:

Nach gründlicher Ausbesserung, Auswechslung verfaulter Riegelhölzer und Festigung der Knotenpunkte wurden alle Hölzer mit Isolierpappe und darüber mit starkem Ziegelrabitz verkleidet. Dies ist notwendig, um einerseits das Holz gegen die Feuchtigkeit des neuen Verputzes zu sichern und ihm auch seine Bewegunssfreiheit zu lassen, denn Holz kommt bekanntlicherweise nie zur Ruhe, und um andererseits dem neuen Verputz eine genügende Festigkeit zu geben. Dieser erfolgte dann in drei Aufträgen mit 8 Monate lang eingesumpftem Kalk und scharfem Sand. Der letzte Auftrag erhielt gleich eine warme dunkelgelbe Tönung und wurde mit kleiner Scheibe flach abgerieben.(Martin Hesselbacher)

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