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Große Kreistadt Offenburg - Ortsteil: Bühl
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Offenburg - Ortsteil: Bühl

Brunnen bei der Kirche
Wie bei vielen kleinen Gemeinden der Ortenau ist auch bei Bühl die Entstehungsgeschichte ungewiß. So lässt sich leider nicht belegen, ob die Gründung der Gemeinde in die Frühzeit des Klosters Gengenbach zurückreicht, und wer zum ersten Male auf dem Boden Bühls rodete. Anders aber als bei den anderen Gemeinden, bei denen man wenigstens auf Grund einiger überlieferter Tatsachen Rückschlüsse auf eine mögliche Gründungszeit ziehen kann, fehlen diese Indizien der Gemeinde Bühl komplett. Fraglich ist auch, ob Bühl auf Grund seiner topographischen Lage ein bevorzugter Siedlungsort war. Die Böden Bühls gelten zwar als sehr fruchtbar, jedoch stand die Kinzig immer als drohende Gefahr für kommende Siedler im Hintergrund. Tatsache ist aber, dass das Schicksal der Gemeinde über Jahrhunderte lang von drei Faktoren bestimmt wurde: der stadtnahe Lage an der Landstraße nach Straßburg, seiner Funktion als Pfarrdorf, und dem Ackerbau. So brachte die stadtnahe Lage an der Landstraße Nachteile für die Gemeinde Bühl, da sie immer wieder von kriegslüsternen Landsknechtscharen, welche sich auf dem Weg in die Stadt befanden, passiert und geplündert wurde. Doch auch die nahe Kinzig zerstörte so manche Existenz durch ihre Hochwasser. So folgte auf Krieg und Hochwasser eine Zeit des Hungers und der Krankheiten für die Bürger. Noch im Jahre 1871 durchlebte die Gemeinde Bühl die Pest. Durch die Pfarrei, welche auch die drei anderen Gottswaldgemeinden betreute, erfuhr Bühl trotz der Tatsache, die kleinste der vier Gemeinden zu sein, eine hervorgehobene Position. Dass der dritte Faktor, der Ackerbau, für die Bürger wichtig war, beweist auch das Bühler Gemeindesiegel, ein über einer Baumkrone schwebendes Kleeblatt, sowie das Ortswappen.
Der Ortsname Bühl und die Lage des ältesten Ortskerns auf einer bis zu 12 Meter hohen Erhebung über dem Kinzigbett deutet auf die Siedlungsgeschichte hin, welche wohl von jenem Hügel aus gegangen ist. Ein Beweis dafür ist die Tatsache, dass man das althochdeutsche Wort "puhil" sowie das mittelhochdeutsche Wort "bühel" für "Hügel, Anhöhe" in alten Schriftstücken als Schreibweise des Ortsnamens wiederfindet. Man sagt, dass auf dem "Bühel" eine Kirche für die Bewohner der Gottswalddörfer errichtet wurde, welche rechtlich zu Offenburg gehörte, doch auch hierfür fehlen leider die Belege.
Fest steht auf jeden Fall, dass die Gemeinde Bühl gegen Ende des 12. Jahrhunderts bestand und zum Sprengel der Offenburger Pfarrei gehörte, was auch die Vergleichsurkunde eines Zehntstreits von 1242 belegt, in der Bühl zum ersten Mal erwähnt wird, da die Urkunde der Offenburger Pfarrei Zehntrechte der Gemarkung Bühl zusprach.
Die Gemeinde Bühl und Offenburg standen wohl immer in einer engen Beziehung. So wird zum Beispiel 1359 in einer Erblehenurkunde ein Bühler als Offenburger Bürger ausgewiesen, was die Folgerung zulässt, dass die Gründung Bühls von Offenburg ausging. Die Gemeinde war aber kein Teil von Offenburg sondern gehörte bis 1806 zur Reichslandvogtei Ortenau. Zwischen 1413 und 1416 bemühte sich die Johanniter-Kommende verstärkt darum, an Bühler Eigentum zu kommen.
Auf Grund der Nähe zu Straßburg litt die Gemeinde Bühl sehr stark unter den deutsch-französischen Kriegen und erlangte somit einen kleinen Erfolg durch die Teilung des Drei-Dörfer-Allmends unter den Gemeinden Bühl, Griesheim und Weier 1787, welche jeder Gemeinde ein kleines Stück Eigenständigkeit zurückgab.
Eines der ältesten noch erhaltenen Dokumente im Bühler Archiv sind die Heimburger Rechnungen von 1796/97, welche detaillierte Einnahmen- und Ausgabenaufstellungen beinhalten. Durch diese detaillierte Aufzeichnung kann man heute noch auf Namen, Beruf und Gemeindeaufgaben einzelner Mitglieder schließen.
Auch J.B. Kolb beweist in seinem topographischen Lexikons Baden, in dem er schreibt: "Bühl, Pfarrdorf, 3/4 Stunden von seinem Bezirksamte Offenburg an der Landstraße nach Straßburg gelegen. Es zählt 278 Seelen, hat eine Schule und nährt sich vom Ackerbau. Hier wohnte ehemals ein adliges Geschlecht von Bank, dessen Nachkommen im Bauernstande leben.", dass Bühl eine kleine Gemeinde war.
Einblicke in das Gemeindeleben erhält man ab 1813, da hier die ersten Ruggerichte stattfanden. Diese klärten die Verhältnisse der Gemeinde (so z.B. die Reinlichkeit und den Straßenzustand), hörten sich die Beschwerden der Bürger an, und überprüften das Inventar einer Gemeinde (wie z. B. die Feuerspritze). Da es der Gemeinde aber finanziell nicht besonders gut ging, legte das Ruggericht fest, dass die Anschaffung einer Feuerspritze erst getätigt werden muss, wenn es der Etat zulässt.
Im März 1824 erhält die Brauerei Okenfuß seine Schankerlaubnis, nur 5 Jahre später eröffnet das erste Gasthaus, das Gasthaus "Zum Anker" in Bühl. Das Gebäude dieses Gasthauses wurde bereits 1792 gebaut, und zählt somit als eines der ältesten Häuser der Gemeinde. Ein Jahr danach, im März 1834 musste trotz der fehlenden Feuerspritze eine Feuerwehrmannschaft aufgestellt werden. Den letzten Ruggerichtsspruch findet man im Jahre 1846. Das Gericht bemängelt abermals den alten Schöpfbrunnen und lässt ihn schließen, da er immer noch nicht ausgebessert wurde. Im Jahre 1868 konnte die Gemeinde Bühl sich schließlich seine Feuerspritze kaufen und auch ansonsten ging es bergauf, da endlich nach der großen Auswanderungswelle zu Beginn des Jahrhunderts die Bevölkerungszahl stetig wuchs. Mit der wachsenden Bevölkerungszahl begann auch schließlich das Vereinsleben sich zu entwickeln, und so kann die Gemeinde die Gründung ihres ersten Vereines im Jahre 1901 verbuchen. Dies war nicht etwa, wie in anderen Gemeinden üblich, ein Gesangsverein, sondern ein Radfahrerverein. Dem folgte dann im Jahre 1909 der Gesangsverein, sowie der Turnverein 1920. Mittlerweile kann die Gemeinde Bühl eine stolze Summe von 10 Vereinen aufweisen.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht ging es der Gemeinde langsam besser, da man nach und nach die Kinzig regulierte. Im Jahre 1952 war diese Regulierung abgeschlossen und Dämme gebaut, so dass Bühl weitgehend vor weiteren Hochwassern bewahrt werden konnte. Auch der Zustand der Gemeinde besserte sich, so dass sie im Jahre 1970 sogar den ersten Platz des Wettbewerbes "Unser Dorf soll schöner werden" belegte.
Seit der badenwürttembergischen Gemeindereform von 1971 ist die Gemeinde Bühl ein Teil der Stadt Offenburg, was sich auch bemerkbar macht. So konnte die Gemeinde ihren ländlichen Charakter zwar bis weit in dieses Jahrhundert bewahren, doch immer mehr Einwohner begannen in der Stadt zu arbeiten, bis schließlich 1991 der letzte Tabakbauer seinen letzten Tabak (wofür Bühl einst berühmt war) erntete und nur noch sehr wenige Landwirte übrig ließ. Dennoch hoffen die Bürger, dass die räumliche Distanz zur nahen Stadt Offenburg bestehen bleibt.

Fachwerkhaus in Bühl
Auch vor den Gottswaldgemeinden machte die Hexenverfolgung keinen Halt. Die in der Landvogtei Ortenau 300 und der Stadt Offenburg 126 Opfer fand. Bereits 1574 wurde die Frau des Bühler Bürgers Hans Obrecht als Hexe angeklagt und auf dem Scheiterhaufen lebend verbrannt; der Höhepunkt des unseligen Treibens lag in den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts. Nicht nur als "Hexen" verurteilte Personen aus den Gottswaldgemeinden sind verzeichnet, auch der Wald selber spielte in den Hexenprozessen immer wieder eine Rolle.
Angeblich spielten die Hexen dem Gottswald übel mit. Aus ihren unter Folter erpreßten Geständnissen erfahren wir immer wieder den Anklagepunkt, sie hätten mit ihren Buhlen das Eckerich und die Früchte im Gottswald verdorben. So soll die Rammersweierer Witwe Apollonia Preinig "über den Gottswald so dichten Nebel gemacht haben, daß ,das Eckher' zu Grunde ging und von den Bäumen fiel". Schwer wird es den Anklägern nicht gefallen sein, dies zu beweisen, denn von Natur aus tragen die Eichen nicht in jedem Jahr reichlich Eckerich und auch Früchte und Beeren gedeihen nicht in jedem Jahr.
Derartige Geständnisse wurden unter Folter immer nach dem selben Schema erzwungen, wie Volk zu berichten weiß: "Die Angeklagte wird vom bösen Geist verführt, verleugnet Gott und die Heiligen, ehlicht sich einem Dämon, besucht Satans Feste und schädigt mit seinen Mitteln Menschen, Tiere und Früchte."
Wurden die armen Beschuldigten schließlich derart überführt`, sah der Artikel 109 der Halsgerichtsordnung den Feurtod vor: "Item so jemandt den Leuten durch Zauberey Schaden oder Nachtheyl zufügt, soll man straffen vom Leben zum Todt, und man soll solche Straff mit dem Fewer thun".
Im Laufe der Hexenverfolgung wurden die vermeintlichen Hexen enthauptet und ihre Leichen verbrannt. Nur die "besonders schweren" Fällen blieb es beim Feuertod.

Rathaus Bühl
Ständige Hochwassergefahr
Die Kinzig wird in einer alten Beschreibung " der wildeste aller Schwarzwaldflüsse" genannt. Noch ohne die ,Zwangsjacke`, in die man den Fluß mit seiner Begradigung steckte, floss er in mehreren Armen und mit großen Bögen durch die Gemarkung der Gottswaldgemeinden. "Durch diese bedeutenden Krümmungen", so beschrieb es der Chronist Georg Vetter vor fast einem dreiviertel Jahrhundert, " war der Fluß in seinem Lauf gehemmt. Zur Zeit größerer Hochwasserkatastrophen grub er sich stets neue Bette. So entstanden die vielen Arme und die über das ganze Gottswaldgebiet zerstreut liegenden Sümpfe".
Die Kinzig und die Launen der Natur
Flößer nutzten die Kinzig Transportweg zum Rhein. Der Fischfang bot den Menschen der Gottswaldgemeinden eine willkommene Abwechslung auf ihrem meist spärlichen Speiseplan. Das Gras der Kinzigmatten ermöglichte Viehhaltung. Mehr als diese Alltäglichkeiten beeinflußten aber die Launen der Natur das Leben der Menschen in unmittelbarer Nähe der Kinzig. Des Sommers ein zahmes und friedliches Flüßchen, zwischen dessen Steinen sich die Fische letzten, rettende Wasserlöcher suchten, wuchs die Kinzig nach anhaltenden Regenfällen und während der Schneeschmelze schnell zur urgewaltigen Gefahr für Leib und Leben. Das Wasser trat über die Ufer, riß ungesicherte Uferstrecken fort, schleppte Schutt-, Geröll und Schlammassen zum Tal und Ergoß sie auf die Felder im Rheintal.
Das Dorf auf dem Bühel
Anders als auf die Nachbargemeinden wirkte sich der Einfluß der Hochwasser auf Bühl aus. Die Häuser des Dorfes, die von alters her bis zu zwölf Meter über dem Fluß auf eben jenem "Bühel" gebaut waren, der dem Ort seinen Namen gab, blieben von dem Hochwasser meist weitgehend verschont. Dennoch bedeutete auch für die Bühler ein Hochwasser Gefahr für Leib und Leben, da immer ein großer Teil ihrer Felder in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Schwere Hochwasser
Immer wieder hören wir zum Beispiel aus den Annalen des Klosters Gengenbach und der Reichslandvogtei Ortenau von schweren Hochwassern. Eine Katastrophe für die Menschen in Kinzigtal und Rheinebene muss 1430 ein schweres Hochwasser gewesen sein, bei dem die Kinzig bei Bergach noch heute sichtbar- einen großen Teil des Lößhügels mit sich riß und fortschwemmte. Nicht weniger schwer waren Fluten 1511, 1515, und 1570, sowie 1633, 1641, 1652 und 1663, die den Menschen kaum Zeit ließen, sich von den Folgen zu erholen.
Die Folgen der Kinzig- Hochwasser
Von einem Herbsthochwasser des Jahres1570 wissen wir daß es die ganze Rheinebene in mittleren Ortenau bis an die Schwarzwaldberge heran in eine einzige, riesige Wasserfläche verwandelte. Was die Wassermassen von den Feldern nicht mit sich rißen, verfaulte anschließend durch die wochenlang anhaltende Nässe; das Wasser in Kellern und Lagern ließ die Vorräte verderben. Im Juni 1663 dauerte es drei Wochen bis das Hochwasser wieder von den Feldern war. Es vergingen Jahre, ehe die Felder wieder einigermaßen ertragreich bewirtschaftet werden konnten. Schweren Hochwassern Folgten meist mehrere Jahre des Hunger, der Krankheit und der Seuchen.
Gefahr für Leib und Leben
Nicht nur die Existenzgrundlage der Menschen wurde immer wieder vernichtet, die Wasser bedrohten auch Leib und Leben. Aus dem Bühler Kirchbuch ist zum Kinzig- Hochwasser 1657 überliefert, daß am 30 Januar "nach gehaltener Khürch abends nach Bettzeit nach Hauß gestritten der ehrbar Georg Rüst Burger Walterswyr und vielleicht von einem Gespenst unterhalb der Weierer Prugg (Brücke) an die alte Furth in hoh und vollhemmige Kinzig geführt worden, darin ersoffen" ist.
Hochwasser und Krieg
Von Ostern 1714 wird erneut von einem der seit "Menschengedenken" schwersten Hochwasser berichtet, dessen Schaden die Gegend "nach 100 Jahren solchen bedauerlichen an sich spüren wird". Nur zwanzig Jahre später wurden die Menschen gar doppelt gepeinigt. Kaum hatten die Fluten die Ernte vernichtet, schlug der französische General von Alsfeld mit seinen 100.000 Mann starken Truppen seine Lager in der Kinzig Kinzigniederungen auf: Was das Kinzigwasser nicht zerstört hatte, wurde jetzt geplündert und verwüstet.
Das Jahrhunderthochwasser 1778
Und ein "Jahrhundert- Hochwasser" sollte erst noch folgen: Im Oktober 1778 waren die Ortschaften rechts und links der Kinzig für mehrere Woche durch anhaltende schwere Niederschläge durch die Wassermassen des Flusses getrennt. Wolkenbrüche im oberen Kinzigtal gegen Monatsende rissen nicht nur die Häuser mit sich und schwemmten sie in die Rheinebene, jetzt brachen auch die Dämme links der Kinzig und die Fluten ergossen sich auf die Felder. Der fruchtbare Boden samt den Herbstfrüchten wurde ein Raub der Wassermassen. Zurück blieben Schlamm und Geröll. In Waltersweier stieg das Wasser bei vielen Häusern bis na die Fenster. Bei Offenburg riß sich der Fluß ein neues Bett.
Kartographische Erfassung
Nachdem in den letzten Jahren vor dem Übergang der Ortenau an Baden acht schwere Hochwasser die Kinzigniederungen heimgesucht hatten, drängte der neue Landesherr, Kurfürst Carl Friedrich, auf eine Regulierung der wilden Schwarzwaldflüsse. Bereits 1803 ordnete er die kartographische Erfassung der Kinzig von Gengenbach abwärts bis Sand an. Sein Oberingenieur Johann Gottfried Tulla, welchem er diese Aufgabe übertrug, bemerkte 1810 in einem Vortrag zum Kinzigtal, daß "man noch immer statt Wiesen nur Kiesbänke und elende Weiden (findet), die Ufer durch Ueberschwemmungen abgehoben und der guten Erde völlig beraubt".
Trotz Regulierung blieb die Gefahr
Breits 1808 wurde mit dem sogenannten "Ortenberger Kanal" der erste Teil der Kinzig- Regulierung realisiert. Bis 1828 erfolgte die Korrektur des Flusses bis zur Griesheimer Brücke. Waltersweierer Wäsche. Beiderseits des neuen Flussbettes entstanden meterhohe Dämme. Durch sie wurden die Gottswaldgemeinden jedoch mehr gefährdet denn je: Am ende der Ausbaustrecke ergoss sich das Wasser geradezu in die Gottswaldgemeinden, wie das schwere Kinzig- Hochwasser 1831 Unterbeweis stellte: Weier stand so unterwasser, "Daß die Pfarrangehörigen wegen des Hochwassers mehrere Tage nicht mehr zur öffentlichen Gottesverehrung kommen konnten," und bei der Beerdigung die Toten "durch den unteren Dorfweg herauf auf dem unter Wasser stehenden hineingeschifft und mit unsäglicher Anstrengung etwas verscharrt" werden musste.
Die Kinzig- Hochwasser...
die Regulierung nahm der Kinzig nur wenig von Ihrem Schrecken. Jedes der vielen Hochwasser im letzten Jahrhundert wurde zu Kraftprobe für die Kinzigdämme entlang der Gottswaldgemeinde. 1849 brachen die Wassermassen linksseitig Dämme und setzten Waltersweier und Weier unter Wasser, 1851 rissen sie die Ernte der ganzen Region mit sich der Einfluss des Mühlbach- Flosskanals in die Kinzig bildete eine Schwachstelle: 1862 stand das ganze Dorf Griesheim "halbleibs (...) tief im Wasser, welches in die meisten Häuser eindrang, Nahrungsmittel aus den Kellern schwemmte und manche kleineren leicht gebauten Häusern aus den Fugen hob".
... kehren regelmäßig wieder
1877 brach der Damm erneut an dieser Stelle und zerstörte die Strasse von Bühl nach Griesheim. Vor allem Griesheim litt schwer unter der Wasserflut. 1882 ergoss sich die Kinzig abermals über alle Gottswaldgemeinden. Die immer wieder vorgenommenen Erhöhungen und Verstärkungen der Dämme- der Bühler Flügeldamm wurde bereits 1855 errichtet- schwächten die Gefahr zwar allmählich ab, ohne sie bis heute letztlich nehmen zu können. Zum Schutz des Dammes bei schweren Hochwassern warnen alle Gottswaldgemeinden Wasserwehrmannschaften aufgestellt.
Keine größere Gemarkung
Und auch dieses gehört zur Geschichte des Flusses und seiner Regulierung. Da der Kinzig- Lauf durch die Korrektur vom Ort weg verlegt wurde, erhoffte sich die Gemeinde Bühl zunächst einen "Zuwachs" ihrer Gemarkungsfläche. Bis 1843 dauerte ein streit mit dem Offenburger Oberamt, ehe sich die Bühler eines Besseren belehren lassen mussten: Einen derartigen Nutzen von der Flussregulierung gab es nicht. Dagegen wurde alle Bühler die zur Erhöhung und Verstärkung des Kinzigdammes 1852 Wiesenland geben mussten, angemessen entschädigt. Gegen Ende des Jahrhundert entstand gar zum Schutzdamm vom unteren Ausgangs Bühl entlang der Straße bis zum Farrenstall, um den die Bühler gebeten hatten. Hierfür stellten sie der Wasser- und Straßenbau- Inspection kostenlos Wiesen zur Verfügung.
Die Pflasterung von Wasch- und Badeplätze
In jedem Jahr führte Rheinbau- Inspection Offenburg eine Flussschau auf den Kinzigdämmen wie auch am Bühler Flügeldamm durch und achtet streng auf die Pflasterung der Wege und des Waschplatzes. Dabei gab es immer wieder Kritik am schlechten Zustand des Bühler Waschplatzes, des Badeplatzes und des Dammgeländes. Streit schließlich entbrannte, wenn es um die Kosten für die notwendigen Reparaturarbeiten ging. So beschlossen die Bühler im April 1880 gemeinsam mit den Griesheimern juristische Schritte gegen die nach ihrer Meinung überzogenen Forderungen einzulegen. Ohne Erfolg: Der Badische Verwaltungsgerichtshof Karlsruhe wies ihre Klage zurück.
Ein Nachen als Druckmittel
Die Auseinandersetzungen gingen bis in dieses Jahrhundert. Als der Bühler Waschplatz 1925 nicht mehr in einem hochwasserfesten Zustand war, verlangten die Inspektoren von den Bühlern eine Instandsetzung Zu Lasten der Gemeindekasse. Zunächst weigerte sich die Inspection, mit Blick auf einen den Bühlern vom Bezirksamt bereits zugesagten Nachen, verärgerten das "nicht gerade lobenswerte Verhalten der Gemeinde" höheren Orts berichten wollte, lenkten die Bühler ein.
Ein Restrisiko ist geblieben
Erst die weiteren Regulierung des Flusses über die Griesheimer Gemarkung hinaus, die 1952 mit dem Kinzig- Durchstrich zwischen Greisheim und Willstätt abgeschlossen wurde, und eine fortgesetzte Erhöhung und Verstärkung der Dämme nahmen dem Fluß viel von seinem Schrecken. Gänzlich gebannt werden konnte die Gefahr jedoch nicht, Hiervon zeugen die Kinzig- Hochwasser der jüngsten Zeit, deren Wassermassen bis wenige Zentimeter unter die Dammkrone reichten.
Die Kinzig
Die Kinzig ist bis heute einer jener typischen "Hochwasser"- Flüsse, "welche starkes Gefälle besitzen und zahlreiche Zuflüsse, aus Seitenthälern erhalten. Hier treten in folge raschen Schnee- und Eisabganges oder durch heftigen lange andauernden Regen plötzliche starke Anschwellungen der Seitenbäche ein, die das natürliche Flußbett, in welches sie sich ergießen, nicht aufzunehmen oder nicht ungehindert abzuführen vermag". Hochwasser bedeute immer zerstörung von Feldern, Wegen, Brücken und Wehren, Gefährdung der Siedlungen und des Lebens der menschen. Zahlreiche hölzerne Brükken wurden bei jedem Hochwasser zerstört, nicht zuletzt durch schwere Floßholzstämme, welche von ihren Lager- und Einbindeplätzen abgetriebn wurden. Die Wiederherstellung der Brücken "forderte nicht selten Monate oder Jahre, weil sich über die Baupflicht Streitigkeiten unter den Gebietsherren erhoben".
Drei Zahlen zu Wassermengen aus den Anfangsjahren dieses Jahrhunderts, gemessen an der Einmündung der Kinzig in den Rhein, geben Auskunft von der Gewalt der Hochwasser dieses Flusses, der unterm Jahr manchentags nur als kleines Rinnsal durch die Steine plätschert.
Niedrigwasser ca. 5 cbm/sek
Mittelwasser ca. 15 cbm/sek
Hochwasser ca. 1300 chm/sek
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