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Große Kreistadt Offenburg - Ortsteil: Waltersweier


Offenburg ist eine Stadt im Westen Baden-Württembergs, etwa 20 km südöstlich von Straßburg. Sie ist die Kreisstadt und größte Stadt des Ortenaukreises und bildet nach dem Landesentwicklungsplan seit 1996 ein Oberzentrum innerhalb der Region Südlicher Oberrhein. Der Ortsteil Waltersweier liegt im nördlichen-westlichen Stadtbereich - unweit der Kinzig.
Lage im Ortenaukreis - Symbol anklicken: Lageplan Gemeinde Offenburg




Offenburg - Ortsteil: Waltersweier

Park in der Dorfmitte Waltersweier
Park in der Dorfmitte Waltersweier
Waltersweier - über 1218 Jahre Geschichte eines Bauerndorfes, das ländlich geblieben im Dezember 1971 ein Stadtteil Offenburgs wurde. Mit der zunehmenden Industrialisierung der nahegelegenen Kreisstadt wurde aus den meisten Bauern Nebenerwerbslandwirte und das Dorf entwickelte sich besonders ab 1945 zu einer ruhigen Wohngemeinde.

Walthario villare ist eine kirchliche Gründung wohl bereits aus dem 6. Jahrhundert, der der "Freihof" (durch die "Immunität" von den Pflichten gegenüber der Staatsgewalt befreit) folgte.

Die Erstnennung im Jahre 777 verdankt Waltersweier dem Abt Fulrad vom Kloster Saint Denys bei Paris, Erzkaplan des Fränkischen Reiches unter Pippin III. und Karl dem Großen dessen Testament in vierfacher Ausfertigung bis heute erhalten geblieben ist.

Dorf und Freihof, fast tausend Jahre getrennt, kommen 1806 gemeinsam zu Baden. Das Dorf gehört innerhalb der Landvogtei Ortenau zu Vorderösterreich und zum Gericht Griesheim. Plündernde und zerstörende Heerscharen vieler Kriege und die bis 1947 immer wiederkehrenden Überschwemmungen durch die nahe vorbeifließende Kinzig bestimmten das schwere Leben der Waltersweierer.

Waltersweier - St. Johannes Nepomuk
Waltersweier - St. Johannes Nepomuk

Die Kirche St. Johannes Nepomuk Waltersweier

Vorgeschichte zur Gründung von Kirche und Pfarrei:

Im Jahre 777 wurde der Ort Waltersweier zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Gegenüber den anderen Gottswaldgemeinden ist Waltersweier damit die mit Abstand älteste Gemeinde. Jedoch sieht es mit der Kirchengeschichte anders aus. Lange Zeit gehörte die Gemeinde Waltersweier als Filiale zu "Heilig Kreuz" Offenburg und wurde zeitweise auch von den damals schon eigenständigen Pfarreien Weier und Bühl mitversorgt. Erst 1790 erhielt die Kirchengemeinde Waltersweier dcn Status einer unabhängigen Pfarrei rmt eigener Pfarrkirche.

Aber beginnen wir mit den Anfängen. Ursprünglich gab es eine kleine Kapelle auf der "lnsel", auf dem heutigen Park zwischen den Straßen "Zum Kinzigdamm" und "Briegelweg". Da dieser Standort zur damaligen Zeit sehr hochwassergefährdet war, wurde die Kapelle auf den höchsten Punkt im Ort, auf den heutigen Standort der Pfarrkirche verlegt. Diese Kapelle wurde dem Heiligen Quirinus geweiht und besaß schon eine kleine Glocke. Zur Entstehungszeit der beiden Kapellen gibt es keinerlei urkundliche Angaben.

Am 27. Juni 1747 wurde der Grundstein fur den Erweiterungsbau der Kapelle gelegt. Beim Ausbau zur größeren Kirche wurde der barocke Stil der schon bestehenden Kapelle beibehalten.

Die Kapelle hörte ursprünglich am Seiteneingang an der Südseite des Kirchenschiffes auf und wurde ab dieser Stelle Richtung Chor (Empore) erweitert. Über diesem Seiteneingang zeugt immer noch folgende Inschrift von der Einweihung der Kirche:

Zu Ehren Dir o Grosser Gott ist diese Kirche erbauet./ Sanct Johan von Nepomuc wird se Högst vertrauet 1718.

Der Pfarrpatron der früheren Kapelle, der Heilige Quirinus, blieb auch weiterhin als Schutzpatron der Kirche erhalten.

Mit dem Neubau der Kirche wurde gleichzeitig ein Friedhof um die Kirche herum angelegt. Vorher mussten Waltersweirer Bürger in Weier oder in Bühl beerdigt werden.

1765 kam in das kleine Glöckentürmchen der Kirche eine zweite, größere Glocke hinzu.

Für die damalige Gemeinde war dieser Kirchbau eine wichtige Voraussetzung, um endlich zur eigenen Pfarrei mit eigenem Pfarrer zu werden. Dies war schon lange der Wunsch der Waltersweirer Bürger. Bereits bei einer Pfarrvisitation im Jahre 1717 durch die Diözese Straßburg, zu der Offenburg und damit auch Waltersweier gehörte, wurde auf den Missstand hingewiesen, dass im Falle eines Hochwassers die Waltersweirer von der Mutterkirche in Offenburg, die sowieso eine Stunde entfernt lag, völlig abgeschnitten wären. Der Nachbarort Weier läge zwar näher, wurde aber seinerseits von der Pfarrei Bühl mitversorgt. Der Kirchbau 1747/48, der von der Gemeinde selbst finanziert wurde, diente damit als Vorleistung für die lang ersehnte Eigenständigkeit. Erst durch die sog. Josephinischen Reformen erlangte Waltersweier im Jahre 1790 den Status einer eigenständigen Pfarrei.

Ab diesem Zeitpunkt hatte Waltcrsweier mit Lokalkaplan Darman Beck seinen ersten eigenen Seelsorger. Dieser verstarb jedoch in seinem zweiten Jahr und in der folgenden Zeit kamen entweder provisorisch eingesetzte Seelsorger oder ältere, gesetztere Pfarrer, für die Waltersweier der Altersruhesitz bedeutete.

In den 250 Jahren seit dem Erweiterungsbau der Kirche 1748 hat sich am äußeren und inneren Bild der Kirche vieles verändert. So wurde unter Pfarrer Johann Baptist Müller 1799 das Pfarrhaus erbaut, das noch heute mehr oder weniger unverändert neben der Kirche steht.

Die erstc Orgel, die laut einer Inschrift für St. Johannes Nepomuk von Georg Hladky gebaut worden war, wurde 1792 in der Waltersweirer Kirche zum ersten Mal gespielt. Diese wurde 1878 von Charles Wetzel, eincm Orgelbauer und Händler aus Straßburg, in Zahlung genommen. Als Ersatz wurde eine neue Orgel bei ihm in Auftrag gegeben. Die alte Waltersweirer Orgel wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt in Olwisheim im Elsass wieder installiert. Die zweite Orgel war schon nach 50 Jahren sehr reparaturbedürftig und an Ostern 1956 konnte sie nicht mehr gespielt werden. Alter und Holzwurmbefall machten eine Reparatur unmöglich. Bis jedoch eine neue Orgel fertiggestellt war, wurde als Übergang ein Harmonium, das durch Spenden finanziert wurde, angeschafft. Nachdem 1958 die dritte Orgel endlich in Betrieb genommcn werden konnte, wurde das Harmonium von der Gemeinde für die Volksschule übernommen. Später wurde es vom Kirchenchor bei den Proben benutzt. Das Harmonium kommt heute noch ab und zu bei Gottesdiensten im Freien zum Einsatz. Die Anschaffung der dritten Orgel konnte durch die große Opferbereitschaft dcr Bevölkerung ermöglicht werden. Der Waltersweirer Orgclbauverein, der gegründet wurde, hat zwei Drittel der Kosten dafür aufgebracht. Diese Orgel wurde bei der Fa. Hess in Karlsruhe-Durlach gefertigt. Die elektrische Orgel, die zur Zeit gespielt wird, wurde 1993 angeschafft. Hinter der Orgelfassade wurden die alten Orgelpfeifen ausgebaut und dafür Lautsprecher installiert.

Dorfstraße Waltersweier
Dorfstraße Waltersweier
Die Glocken

Die erste Glocke, die in Waltersweier ertönte, war eine kleine Glocke, die 1738 in der damaligen Kapelle emgebaut worden war. 1765 kam eine zweite, größere Glocke hinzu. Der Dachreiter des Glockentürmchens war jedoch nicht fur ein solches Gewicht ausgerichtet, sodass er durch das Läuten fast zerstört worden wäre. Eine Reparatur war unumgänglich.

Während des ersten Weltkrieges wurde der erste Glockensatz zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Als die große Glocke im Sommer 1917 abgeholt wurde, strömten viele Bürger zusammen und beobachteten den Abtransport "ihrer" Glocke mit Wehmut.

Erst 1921 konnten zwei neue Glocken in Karlsruhe in der Glockengießerei Gebrüder Bachert für Waltersweier gegossen werden. Auch dieser zweite Satz fiel dem nächstcn Weltkrieg zum Opfer. Zuerst gab es strenge Auflagen fur das Läuten der Glocken, danach wurden auch sie eingeschmolzen.

Die dritten Glocken wurden 1951 eingebaut. Die drei neuen Glocken wurden ebenfalls von der Fa. Bachert in Karlsruhe gegossen. Das Offenburger Tageblatt schrieb dazu: "Ein hohes Lob darf den Pfarrangehörigen des Dorfes Waltersweier gespendet werden, die in kurzer Zeit durch ihre Opferfreudigkeit die Finanzierung des neuen Geläutes bis zum letzten Pfennig geschafft haben. So sind die Glocken jetzt unser. Mögen sie auf Jahrhunderte hinaus Frieden und Freude künden.

Der Friedhof

Seit dem Erweiterungsbau der Kirche war der Friedhof um die Kirche herum gelegen. Erst 1836 wurde in der Zeit des Pfarrers Anton Rottweiler ein neuer Friedhof am jetzigen Standort angelegt. Bei früheren Arbeiten im umliegenden Kirchengelände kamen immer wieder Überreste des alten Friedhofs zum Vorschein. Hinter dem Kriegerdenkmal, das 1924 zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkrieges errichtet wurde, steht noch heute ein Gedenkkreuz fur die Pfarrer Ganter, Nägele, Horn, Wiest und Mayer.

Das Missionskreuz, das 1773 auf dem alten Friedhof bei der Kirche errichtet wurde, blieb bei der Friedhofverlegung erst einmal stehen und wurde dann im Zuge der Kirchplatzneugestaltung 1997/98 saniert und an eine andere Stelle, nämlich gegenüber der Seiteneingangstür, versetzt. Die Renovierungen Über Renovierungsarbeiten im 18. und 19. Jahrhundert ist nichts Genaues bekannt. 1878 unter Pfarrer Nägele gab es Erweiterungsarbeiten an der Kirche. Aus der Chronik geht nur hervor, dass die Giebelfassade abgebrochen und neu fundamentiert wurde. Dabei fand man im südwestlichen Eck des Kirchenschiffs den alten Grundstein von 1747. Er enthielt zwei gebrochene Glasfläschchen, ein unkenntlich gewordenes Brot und in einer Bleikapsel eine auf Pergament gcschriebene lateinischc Urkunde. Die alte Urkundc wurdc zusammen mit einer neuen Urkunde in einer Zinkkapsel verschlossen und wieder eingemauert. Hierzu stiftete der Großherzogswirt Benedikt Bross zwei neue F1äschchen Wein. Im Zugc dieser Umbauarbeiten wurde die zweite Orgel eingebaut.

Im 20. Jahrhundert hatte unsere Pfarrkirche mehrere Gesichter. In der Mitte des Jahrhunderts wurde sie komplett weiß gestrichen, auch die Kreuzwegstationen, Teile der Deckengemälde und alle Figuren wurden weiß überpinselt. In den 70-er Jahren unter Pfarrer Bürkle und später Pfarrer Mayer wurde die Kirche im Innenbereich komplett neu gestaltet. Leider wurde dabei unter anderem die alte Barockkanzel entfernt und auf den Speicher verbannt. Die Kreuzwegstationen, die seitlich im gesamten Kirchenschiff verteilt waren, wurden im hinteren Teil der Kirche eingemauert. Der ,,Gute Hirte'' über dem Hauptportal der Kirche wurde bei der Außenrenovation entfernt. Später mussten Teile des Daches der Kirche und die gesamte Innendecke des Kirchenschiffs, die den Speicher trug, wegen Holzwurmbefall erneuert werden. Um 1983 wurde aus Teilen der alten Kanzel der heutige Altar und das Ambo gestaltet.

Bei der letzten Innenrenovation 1987/88 waren sich der damalige Pfarrgemeinderat unter Vorsitz von Hannes Heuberger und Pater Norbert einig, dass der ursprüngliche Zustand des Kirchenschiffs so weit wie möglich wieder hergestellt werden sollte. Dabei wurden die übertünchten Deckenbilder wieder freigelegt und die eingemauerten, wertvollen Terracotta-Platten der Kreuzwegstationen herausgenommen, restauriert und an ursprünglicher Stelle wieder eingefügt. Der barocke Charakter, der schon immer zu dieser Kirche gehört hatte, war durch die Innenraumgestaltung wieder zum Vorschein gekommen. In der fünfmonatigen Renovierungsphase fanden die Gottesdienste im alten Schulhaus statt.

Die schon lange geplante Kirchplatzneugestaltung konnte dann endlich in Angriff genommen werden. Nach längerer Planungsphase von Ortschafts- und Pfarrgemeinderat konnten die baulichen Maßnahmen im September 1997 beginnen. Dabei wurde der alte Teerbelag entfernt und durch Pflaster ersetzt, die gesamte Anlage neu begrünt und das Kriegerdenkmal besser hervorgehoben. Das alte Sandsteinkreuz wurde aus der Mitte des Kirchplatzes entfernt, restauriert und an neuer Stelle, gegenüber dem Seiteneingang der Kirche im Randbereich des Platzes wieder aufgestellt. Die Kosten des Projekts wurden teils von der Stadt Offenburg, teils von der Kirchengemeinde getragen. Durch enormen Arbeitseinsatz vieler Gemeindemitglieder konnten die Pflasterarbeiten in Eigenarbeit ausgeführt werden. Rechtzeitig zum 250-jährigen Jubiläum der Kirche konnte die Kirchplatzneugestaltung im Frühjahr 1998 abgeschlossen werden.

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