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Große Kreistadt Offenburg - Ortsteil: Elgesweier


Offenburg ist eine Stadt im Westen Baden-Württembergs, etwa 20 km südöstlich von Straßburg. Sie ist die Kreisstadt und größte Stadt des Ortenaukreises und bildet nach dem Landesentwicklungsplan seit 1996 ein Oberzentrum innerhalb der Region Südlicher Oberrhein. Der Ortsteil Elgersweier liegt im südlichen Stadtbereich - Richtung Lahr zwischen Kinzig und Bundesstraße 3.
Lage im Ortenaukreis - Symbol anklicken: Lageplan Gemeinde Offenburg




Offenburg - Ortsteil: Elgersweier

Elgersweier - Bottich
Über die Geschichte von Elgersweier

Unser besonderer Dank gilt Peter Szyszka, der diesen Textauszug aus seinem Buch zur Verfügung gestellt hat.

"Elgersweyer, Pfarrdorf mit 424 Seelen in dem Bezirksamte Offenburg an der Kinzig gelegen.... Der Ort hat einen nicht gar großen, aber doch fruchtbaren Bann, der grösstenteils aus Sandboden besteht. Die Gemeinde besitzt eine schöne Waldung aus Eichen und Buchen, in deren Mitte erst Anfang des 18. Jahrhunderts aus dem Alterthum ein Brunnen entdeckt, und von der Gemeinde wieder erneuert wurde (Pumpbrunnen). An einigen Orten noch ganz deutlich Furchen von Ackerfeldern, woraus sich die frühere Lage des Dorfes vermuten lässt. 1778 drei Tage unter Wasser", so fasste J.B. Kolb 1813 in seinem "Historisch-statistisch-topographischen Lexikon des Großherzogtum Baden" die wichtigsten Angaben des damals fast 600jährigen Dorfes zusammen. Schon um diese Zeit begann ein allmählicher innerer Wandel, der aus dem Dorf nicht nur dem Namen nach einen Teil der Stadt Offenburg werden ließ.

750 Jahre Elgersweier - das konnten die Elgersweirer 1992 feiern: ein Namenstag. Am 3. April 1242 wurde vom Straßburger Bischof eine Urkunde ausgestellt, mit der dieser einen Zehnt-Streit zwischen dem Kloster Gengenbach und der Offenburger Pfarrei um Rechte im Offenburger Raum schlichtete. Ein Streitobjekt war "Ergerswilre", dessen Grundrechte das Kloster besaß, in dessen kleiner Kapelle aber Geistliche der Offenburger Pfarrei den Seelsorgedienst versahen. Erstmals wurde Elgersweier damit urkundlich erwähnt. Elgersweier war zu jener Zeit ein Klosterhof, von dem aus die Benediktiner die Gemarkung bewirtschaften ließen. Vermutlich bestand er zu dieser Zeit etwa 100 Jahre, denn im 12. Jahrhundert intensivierten die Klosterherren überall auf ihrem Grundbesitz die Landwirtschaft. Genaueres ist unbekannt, nicht zuletzt, weil um 1230 ein großer Teil der Aufzeichnungen und Urkunden des in jener Zeit schon fast 500 Jahre alten Klosters aus dem Archiv verschwand. Die Elgersweirer "Kurie", wie derartige Höfe genannt wurden, entwickelte sich bis 1331 nachweislich zu einer der zwanzig wichtigsten Kurien des Gengenbacher Klosters.

Bereits dörflichen Charakter wird der Ort im 16. Jahrhundert gehabt haben, als 1524 der Klosterhof in 16 Meiertümer geteilt und Elgersweirer Familien zu Erblehen gegeben wurde. Ob es zu diesem Zeitpunkt nur 16 Familien im Dorf gab oder man einen Teil der Bewohner bevorzugte, ist nicht bekannt. Bis 1849 bildeten diese Meiertümer gemeinsam mit einem Spitallehengut des Offenburger St. Andreas-Hospitals den Mittelpunkt und die Grundlage dörflichen Lebens in Elgersweier. Das Elgersweirer Meiertum bedeutete im wachsenden Dorf aber auch soziale Spaltung: Wohlstand für einige wenige Familien, gleichzeitig aber Armut und Abhängigkeit für die große Mehrzahl der Dorfbewohner. Letztere mussten sich als Mägde, Knechte oder einfache Handwerker bei den Lehenmeiern verdingen. Soweit sie nicht in völliger Abhängigkeit standen, waren sie Selbstversorger, hatten ein oder zwei Kühe und lebten von Brot, Butter und Bibbiliskäs.

Elgersweier - Bottich
Die Erblehenmeier betrachteten ihre Güter zunehmend als Eigentum und weniger als Lehen, wie alte Schriftstücke zeigen. Da die wenigen verbliebenen Mönche des Klosters Gengenbach den Besitz scheinbar nur nachlässig verwalten und das geregelte Abführen der Zehnt-Abgaben nur schwer überwachen konnten, die Zeiten durch den Dreißigjährigen Krieg und seine Nachfolgekriege unstet waren und zusätzlich Hochwasser und Missernten für ein wirtschaftliches Auf und Ab im Dorf sorgten, wirtschafteten die Meier eigenmächtig und häufig auch eigennützig. Entgegen den Erblehenbestimmungen führten sie ihre fälligen Abgaben zeitweise über Jahre nicht ans Kloster ab; einzelne Meier kamen zu besonderem Wohlstand, da es ihnen - vertragswidrig - gelang, mehrere Meiertümer in die Hand zu bekommen.

Die Lage des Dorfes am Ufer der Kinzig auf sandigen oder lehmigen Böden der nur 319 Hektar kleinen Gemarkung war mit ein Grund dafür, dass bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ein innerer Wandel des Dorfes einsetzte. Fast 600 Menschen lebten 1830 in einem Dorf, das sie nicht alle mehr ernähren konnte. Die immer wiederkehrenden Kinzighochwasser und Missernten, dazu Einquartierungen von Soldaten - dies alles hatte zusätzlich dafür gesorgt, dass die Lage für viele Dorfbewohner immer hoffnungsloser erschien. Zunächst versuchten nicht wenige, ihrem Schicksal durch Auswanderung zu entfliehen. Bis 1870 verließ nahezu jeder zwölfte Elgersweirer das Dorf mit dem ungarischen Banat oder Nordamerika als Ziel. Weil es unter diesen Umständen auch um die Gemeindefinanzen des Dorfes schlecht bestellt war, ließ die Gemeinde zwischen 1820 und 1848 den Elgersweirer Gemeindewald abholzen. Mit dem Erlös wurden wichtige Gemeindebauten finanziert, der gerodete Boden in Allmendfelder umgewidmet und als Bürgerlos vergeben. Eine weitere wesentliche Veränderung der dörflichen Struktur begann 1849 mit der Ablösung der Erblehengüter. Die bis dahin bindende Auflage, nach der ein Meiertum nur als Ganzes vererbt werden durfte, entfiel. Eine sich generationsweise fortsetzende Zerstückelung der landwirtschaftlichen Anwesen begann und ließ bald die wenigsten Höfe als Vollerwerbsbetriebe rentabel bleiben. Aus ihrer Not machten eine Reihe von Landwirten eine Tugend, indem sie den Sand, welchen die Kinzig-Hochwasser am großen Deich anschwemmten, abfuhren und als Bausand nach Offenburg und in die Umgebung verkauften. Parallel hierzu begann die Industrialisierung im nahen Offenburg. Die Manufakturen konnten Arbeit und Lebensunterhalt bieten, was im Dorf fehlte. Der Auswanderung folgte die allmähliche Abkehr vieler Dorfbewohner von der Landwirtschaft. Um die Wende zum 20. Jahrhundert hatten fast 200 Elgersweirer dort einen Arbeitsplatz gefunden. Jeder fünfte Dorfbewohner ernährte sich und seine Familie durch Industriearbeit, die Landwirtschaft wurde zum Nebenerwerb.

Dem äusseren Eindruck nach hat Elgersweier ein Stück weit seinen ländlichen Charakter erhalten, obwohl heute kaum jemand allein von der Landwirtschaft lebt. Vom alten Elgersweier der frühen Erblehenmeierzeit ist dabei wenig übriggeblieben. Ein Dorfbrand 1677 legte fast das ganze Dorf in Schutt und Asche. Allein das Haus "Im Winkel" (Ortenaustraße 25) hat diese Feuersbrunst überstanden und zählt heute zu den ältesten Häusern in der Ortenau. Nach Ende der Franzosenkriege Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden nach und nach jene Häuser, die heute den alten Ortskern bilden. Mit Ausnahme der Gewann-Namen "Hinter dem Abtshof" erinnert heute nichts mehr an den Standort des ursprünglichen Klosterhofes, der einmal zwischen Kirche und heutiger Schule stand, wo sich heute der Kindergarten und das Grundstück Kirchstraße 21 befinden. Die politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts trugen nur wenig dazu bei, dass sich der Wandel Elgersweiers vom Dorf zur Wohnsiedlung unvermindert fortsetzte. Vor allem durch die unmittelbare Nähe zu Offenburg wuchs der Ort schneller als seine Nachbarn. Als im Zuge der baden-württembergischen Gemeindereform im Dezember 1971 aus dem selbständigen Dorf Elgersweier ein Offenburger Stadtteil wurde, vollzog dies diesen Wandel letztlich nur formal nach. Heute hat Elgersweier 2650 Einwohner (2000), von denen praktisch niemand mehr von der Landwirtschaft lebt. Dass dennoch Traktor und Misthaufen nicht ganz aus dem Ortsbild verschwanden, ist der traditionellen Verbundenheit alteingesessener Familien zu ihren Äckern, Wiesen und Gärten zu verdanken, die sie bis heute im Nebenerwerb oder als Hobby weiterbewirtschaften. Und doch hat sich das Rad der Geschichte an anderer Stelle wieder zurückgedreht: Obwohl von seiner Bewohnerzahl groß wie nie zuvor, hat der Ort schon lange keinen eigenen Pfarrer mehr.

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